Änderungen im Schulrecht
16.2.2022 - Das Parlament hat Änderungen
im Schulrecht beschlossen. Seit September
vergangenen Jahres hatten Abgeordnete und
Sachverständige über den von der Landesregierung
vorgelegten Entwurf für das "Gesetz zur
Modernisierung und Stärkung der Eigenverantwortung
von Schulen (16. Schulrechtsänderungsgesetz)"
diskutiert. Es geht um neue Freiräume
und Möglichkeiten für Schulen, eigene
Entscheidungen zu treffen, etwa bei der Gestaltung
des Unterrichts und digitalen Angeboten.
"In Zeiten pandemiebedingter Einschränkungen
des Schulbetriebs war die Anwendung von
digitalen Systemen ein Kernelement der pädagogischen
Kommunikation und Arbeit. Auch
außerhalb von Pandemiezeiten werden solche
Instrumente künftig weiterhin und verstärkt
von den Schulen genutzt werden", schreibt die
Landesregierung in ihrem Gesetzentwurf. Auch
werde Digitalisierung explizit Gegenstand des
Bildungs- und Erziehungsauftrags. Weitere Änderungen
betreffen eine stärkere Mitwirkung
der Eltern- und Schülerschaft, die Herausbildung
einer europäischen Identität und ein von
jeder Schule einzurichtendes Schutzkonzept
gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch. Der
Gesetzentwurf der Landesregierung (Drs. 17/15911)
wurde in zweiter Lesung mit den Stimmen von
CDU und FDP angenommen. Dagegen stimmten
SPD, Grüne und AfD. Ein Änderungsantrag
der AfD (Drs. 17/16559) wurde ebenso wie ein
Entschließungsantrag von SPD und Grünen
(Drs. 17/16546) abgelehnt.
A45 - Hilfe für die Region
16.2.2022 - Die schwierige Verkehrssituation in
und um Lüdenscheid hat das Plenum beschäftigt.
Seit Anfang Dezember 2021 müssen Transit-
und Ortsverkehr wegen der vollgesperrten
Autobahn 45 ausweichen, deren marode Talbrücke
Rahmede gesprengt werden muss. Mit
einem Antrag will die Grünen-Fraktion "die
von der Brückensperrung der A45 betroffene Region unterstützen und entlasten" (Drs. 17/16465).
Die Landesregierung solle u. a. beim Bund auf
einen schnellen und rechtssicheren Neubau
der Brücke hinwirken, eine koordinierende
Ansprechperson vor Ort einsetzen und einen
Hilfsfonds für Lärmschutz, Schadenersatz
und weitere Zwecke einrichten. Vorsorge sei
nötig: Eine solche Verkehrskatastrophe dürfe
sich nicht wiederholen. Ebenso Grundlage
der Debatte war der SPD-Antrag "Lebensader
A45 durchtrennt - Menschen, Wirtschaft und
Kommunen in Südwestfalen brauchen verlässliche
Hilfen!" (Drs. 17/16481). Die Fraktion verweist
u. a. auf "massiv gestiegene Emissionen", in Mitleidenschaft
gezogenes Privateigentum und die
belastete regionale Wirtschaft. Entsprechende
Hilfestellung sei zu leisten. Die Fraktion fordert
ebenfalls u. a. einen Sonderfonds, ein Koordinierungsbüro
vor Ort und einen engen Austausch
mit den lokalen Akteuren. Der Antrag
der Grünen wurde zur weiteren Beratung an
den Verkehrsausschuss überwiesen. Der SPD-Antrag
wurde abgelehnt.
Opferschutz
16.2.2022 - Der Landtag hat die Errichtung einer
"Stiftung Opferschutz Nordrhein-Westfalen"
beschlossen. Ein gemeinsamer Antrag der
Fraktionen von CDU, SPD, FDP und Grünen
(Drs. 17/15877, Drs. 17/16498) wurde einstimmig angenommen.
Die Stiftung soll einen Fonds verwalten,
aus dem Opfer von Gewalttaten finanzielle
Leistungen erhalten können. Mit dem
Geld könnten sie zum Beispiel Akutbedarfe
decken oder erforderliche Zahlungen leisten.
"Menschen, die unverschuldet Opfer einer
Gewalttat geworden sind, haben nicht unbedingt
Anspruch auf finanzielle Hilfen", heißt
es im Antrag. So komme es "regelmäßig vor,
dass ein grundsätzlich bestehender zivilrechtlicher
Schadenersatzanspruch der Betroffenen
nicht befriedigt werden kann, weil der Täter
mittellos ist". In anderen Fällen könnten staatliche
Leistungen des Opferentschädigungsgesetzes
nicht gewährt werden, "weil die immer noch relativ engen rechtlichen Voraussetzungen
dieses Gesetzes (...) nicht erfüllt sind". Im
schlimmsten Fall seien Opfer von Gewalttaten
dann auf Sozialhilfe angewiesen.
Kinderschutzkommission
16.2.2022 -
Die Kinderschutzkommission hat
im Landtag ihren Jahresbericht 2021 vorgestellt
(Vorlage 17/6309). Sie war im November 2019
auf Antrag der Fraktionen von CDU, SPD, FDP
und Grünen als Unterausschuss des Ausschusses
für Familie, Kinder und Jugend eingerichtet
worden. Die Schwerpunktthemen des vergangenen
Jahres seien "Kinder- und Jugendmedienschutz/
sexualisierte Gewalt und digitale
Medien", "Bildung und Schule" sowie "Polizei
und Justiz" gewesen, berichtete Vorsitzende
Britta Altenkamp (SPD). Zudem habe die Kommission
ein Gutachten zu "Organisation, Struktur,
Größe, Standards, Qualität, Fortbildung
und Weiterbildung in nordrhein-westfälischen
Jugendämtern" in Auftrag gegeben. In diesem Zusammenhang empfehle man, die Schaffung
von "Jugendämterverbünden" zu prüfen, heißt
im Bericht. Durch den Zusammenschluss
kleinerer Jugendämter in NRW könnte deren
Leistungsfähigkeit gesteigert werden. Die Kinderschutzkommission
hat im vergangenen Jahr
insgesamt neunmal getagt.
Große Anfrage: Abfallwirtschaft
16.2.2022 - Um die Zukunftsfähigkeit der Abfallwirtschaft
in Nordrhein-Westfalen ging es in
einer Großen Anfrage (Drs. 17/14402) der Grünen-Fraktion und der Antwort der Landesregierung
(Drs. 17/15753). Die Fraktion hatte rund 180 Einzelfragen
zu sechs Themenkomplexen gestellt.
Themen waren die Umsetzung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes,
Deponiekapazitäten, gefährliche
Abfälle, Altlasten, Baustoffrecycling
sowie Arbeitsschutz und Arbeitsbedingungen
auf Deponien. Die Antwort der Landesregierung
umfasst 94 Seiten. Acht Ministerien seien
an der Beantwortung beteiligt gewesen.
Schutz vor Sexismus
17.2.2022 - Die Landesregierung soll eine Aufklärungs-
und Sensibilisierungskampagne zum
Thema "Sexismus" auflegen. Einen entsprechenden
Antrag der Fraktionen von CDU und FDP
(Drs. 17/16482) hat der Landtag mit den Stimmen
der antragstellenden Fraktionen angenommen
bei Gegenstimmen der anderen Fraktionen.
Gemeinsam mit den anderen Bundesländern
solle die Landesregierung zudem die Präventionsarbeit
an Schulen ausbauen und sich dabei
mit Beratungsstellen sowie weiteren "zivilgesellschaftlichen
Akteuren" vernetzen. "Sexismus
wird als Sammelbegriff für eine Vielzahl
von Darstellungs-, Ausdrucks-, Übergriffs- und
Herabwürdigungsformen verstanden", heißt es
im Antrag der Fraktionen. Mit Sexismus gingen
stets Abwertung, Diskriminierung und Hass einher,
"die im schlimmsten Falle zu körperlicher
Gewalt führen können". Sexismus habe in einer
offenen Gesellschaft keinen Platz und widerspreche
einem respektvollen Umgang miteinander.
Große Anfrage: Ländlicher Raum
17.2.2022 - Knapp 300 Fragen hat die SPD-Fraktion
an die Landesregierung gerichtet, um
sich ein Bild zu verschaffen über die "Chancen
für das Leben auf dem Land - Entwicklungsperspektiven
der ländlichen Räume in NRW"
(Drs. 17/13205). Es handle sich in NRW nicht um
klassische ländliche Räume, die durch die land- oder
forstwirtschaftliche Produktion dominiert
würden, sondern um Regionen unter starkem
urbanen Einfluss. Sie hätten sich zunehmend
zu einem Schwerpunkt für Gewerbe und Industrie
entwickelt mit guter Ausgangssituation
im bundesdeutschen Vergleich. Es gelte, dem
demografischen Wandel, dem Fachkräftemangel
und einem mangelnden Anschluss an den
Öffentlichen Nahverkehr zu begegnen. In ihrer
Antwort (Drs. 17/14894) auf die Große Anfrage der
SPD erläutert die Landesregierung auf 536 Seiten
Text und Tabellen den derzeitigen Zustand
und Perspektiven für den ländlichen Raum, in
dem mit rund 5,3 Millionen Menschen knapp
ein Drittel der NRW-Bevölkerung lebt. Ein Entschließungsantrag
der SPD (Drs. 17/16549) wurde
abgelehnt.
Windanlagen im Wald
17.2.2022 - Die AfD-Fraktion hat in einem
Antrag (Drs. 17/16476) gefordert, dass der Bau von
Windkraftanlagen in Waldgebieten "ausnahmslos"
untersagt werden solle. Bereits jetzt zeige
sich, dass "der massive Ausbau der Windindustrialisierung"
auf immer größeren Widerstand
bei der örtlichen Bevölkerung stoße, heißt es im
Antrag. Vögel, Fledermäuse und andere flugfähige
Tierarten fänden "in beachtlicher Anzahl
den Tod durch die Rotorblätter der Anlagen".
Zusätzlich wirkten sich die mit dem Anlagenbau
einhergehenden Waldrodungen nachteilig
auf die bestehende Fauna aus, indem der heimischen
Tierwelt große Flächen als Nahrungs- und
Rückzugsbereich entzogen würden. Der
Antrag wurde mit den Stimmen der anderen
Fraktionen abgelehnt.
Wohnraum
17.2.2022 - Der Landtag hat die Landesregierung
beauftragt, Wohnraum für Familien
und ältere Menschen zu fördern. Grundlage
sind zwei Anträge der Fraktionen von CDU
und FDP (Drs. 17/16484 Neudruck; Drs. 17/16486),
die mit Mehrheit angenommen wurden. Die
Landesregierung solle u. a. das bestehende
Programm "Jung kauft Alt. Junge Menschen
kaufen Bestandsimmobilien" erhalten, stärken
und weiterentwickeln. Dabei sollen Familien
gefördert werden, die ältere Immobilien kaufen
möchten. Die Landesregierung solle zudem
prüfen, ob ein Programm "Jung kauft Alt
Plus" durch ein Modellprojekt in mindestens
zehn Kommunen gefördert werden könne. Bei
diesem Programm solle der Wohnungstausch
gefördert werden, schreiben die Fraktionen:
Seniorinnen und Senioren suchten oft eine
kleinere und altersgerechte Wohnung, während
Familien Ausschau nach einem größeren
Zuhause hielten. Beim Tausch von Mietwohnungen
zwischen den Generationen sollen
Renovierungsarbeiten gefördert und bisherige
Mietkonditionen für fünf Jahre garantiert werden.
Zudem sollen Förderangebote zum Thema
"Wohnen im Alter" gestärkt und bauliche
Barrieren abgebaut werden. Zwei Entschließungsanträge
der SPD (Drs. 17/16575, Drs. 17/16576)
wurden abgelehnt.
Aktuelle Stunde: Energiepreise
18.2.2022 - Der Landtag hat in einer Aktuellen
Stunde über die gestiegenen Energiepreise
und die damit verbundenen Belastungen
für Verbraucherinnen und Verbraucher debattiert.
Der Aussprache lagen Anträge der
Fraktionen von AfD (Drs. 17/16543) sowie CDU
und FDP (Drs. 17/16544) zugrunde. Christian Loose
(AfD) kritisierte, die Landesregierung schalte
reihenweise Kraftwerke ab und verfolge die
"dümmste Energiepolitik der Welt". Das treibe
die Preise nach oben, wovon Russland und
Frankreich profitierten. Abgeschaltete Kraftwerke müssten wieder in Betrieb genommen
werden, um Energiepreise zu senken. Die
CO2-Zertifikate sollten "wieder in den Markt
gegeben" oder abgeschafft werden. Dr. Christian
Untrieser (CDU) sagte mit Blick auf seinen
Vorredner: "Sie vermengen und vermischen
alles." Wahr sei, dass die Bürgerinnen und
Bürger für Energie mehr bezahlen müssten.
Um der Preissteigerung entgegenzuwirken,
müssten u. a. die EEG-Umlage und die "anachronistische"
Stromsteuer abgeschafft sowie
die Mehrwertsteuer auf Energie gesenkt werden.
Dietmar Brockes (FDP) sagte: "Hohe Energiepreise
gefährden die Akzeptanz der Energiewende."
Sie drohten auch zum Bremsklotz
einer wirtschaftlichen Erholung zu werden.
Die Erneuerbaren Energien seien nun nahezu
wettbewerbsfähig. Die EEG-Umlage, die die
Verbraucherinnen und Verbraucher belaste,
könne deshalb abgeschafft werden. Dietmar
Bell (SPD) kündigte an, seine Fraktion wolle
die soziale Dimension der gestiegenen Energiepreise
in den Fokus rücken, ebenso die
Lenkungswirkung bestimmter Maßnahmen.
Außerdem gelte es, einen starken Standort
NRW zu sichern. Dazu gehörten ausdrücklich
wettbewerbsfähige Energiekosten für die
energieintensiven Unternehmen. Wibke Brems
(Grüne) kritisierte, alle Vorschläge der Koalition
beträfen den Bund. Es werde keine Maßnahme
genannt, die die Landesregierung umsetzen
könne, um die Menschen zu entlasten.
Dies sei "schwach". Die Forderungen würden
mehr als 20 Milliarden Euro Belastungen für
den Bundeshaushalt bedeuten. Es werde aber
nicht gesagt, woher das Geld kommen solle.
Dies sei "unseriös". Wirtschaftsminister Prof.
Dr. Andreas Pinkwart (FDP) verwies darauf, dass
die Landesregierung ein Maßnahmenpaket
in den Bundesrat eingebracht habe, um die
Energiekosten zu senken. So müsse der Strom
von staatlichen Steuern und Belastungen befreit
werden. Pinkwart begrüßte, dass die
Bundesregierung die EEG-Umlage abschaffen
wolle. Sie verteuere den Strom und sei sozial
ungerecht.
ID: LI220207