Kampf gegen Antisemitismus
16.6.2021 - Die Fraktionen von CDU und FDP
fordern Konsequenzen aus den antisemitischen
Demonstrationen und Übergriffen in Nordrhein-Westfalen nach der jüngsten Eskalation
des Nahost-Konflikts. In einem Antrag der Fraktionen
(Drs. 17/14069) heißt es: "Antisemitismus wie
auch jede andere Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit
hat in Nordrhein-Westfalen
keinen Platz." Es müssten "so weitgehend wie
möglich alle Kräfte gebündelt und Initiativen
vernetzt werden, die sich für die Werte unseres
Zusammenlebens einsetzen, um gemeinsam
stark gegen diese Gefährdung zu sein". Die Fraktionen
sprechen sich u. a. dafür aus, Aus- und
Fortbildungsangebote insbesondere bei Polizei
und Justiz so zu überarbeiten, dass "zielgerichtet
Wissen und Kenntnisse über Antisemitismus in
seiner historischen Entwicklung sowie in seiner
modernen Ausprägung vermittelt werden, damit
Stereotype, Codes und Vorfälle als Straftaten
besser eingeordnet werden können". Es müsse
geprüft werden, ob in den Generalstaatsanwaltschaften
und anderen Behörden für den Bereich
antisemitisch motivierter Taten besondere
Ansprechpersonen eingesetzt werden könnten.
Die Landesregierung solle sich auch dafür einsetzen,
dass die radikal-islamische Hamas in
Deutschland verboten werden. Der Antrag wurde
ebenso wie ein Entschließungsantrag der AfD
(Drs. 17/14201) zur weiteren Beratung an den Innenausschuss
(federführend) überwiesen.
Tempo 30
16.6.2021 - Für Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit
in geschlossenen Ortschaften setzt sich
die Grünen-Fraktion ein. In einem Antrag
(Drs. 17/14046) fordert sie die Landesregierung auf,
eine entsprechende Bundesratsinitiative zu starten.
Außerdem solle sie sich dafür starkmachen,
dass Kommunen kurzfristig einen Modellversuch
in ihrem Stadtgebiet unternehmen dürfen,
und sie solle diese dabei unterstützen. Bisher
hätten Kommunen für solche Vorhaben keine
Erlaubnis erhalten. Auf Landesstraßen solle
innerhalb geschlossener Ortschaften ebenfalls
Tempo 30 gelten. Als Gründe für den Vorstoß
führt die Fraktion weniger Verkehrstote, flüssigeren
Verkehr und bessere Luft an und verweist
auf Erfahrungen aus Barcelona und Brüssel. Der
Antrag wurde zur weiteren Beratung an den Verkehrsausschuss
überwiesen.
Photovoltaik auf dem Wasser
16.6.2021 - Die AfD-Fraktion warnt in einem
Antrag (Drs. 17/14059) vor "schwimmenden Photovoltaikanlagen
auf nordrhein-westfälischen
Stau- und Baggerseen". Lobbyisten, so die Fraktion,
drängten zunehmend darauf, Seen von stillgelegten
Tagebauflächen sowie von Kies- und
Sandwerken für die Anlagen freizugeben. Laut
AfD-Fraktion wären "grundsätzliche neue Sicherheitsaspekte
im Umfeld dieser elektrischen
Anlagen einzuhalten, die jede anderweitige Nutzung
unmöglich machen". Damit wären diese
Flächen auch als Naherholungs- und Schutzgebiete
verloren. Die Landesregierung solle sich
u. a. dafür einsetzen, dass die "Praxis der sog.
Innovationsausschreibungen für schwimmende
PV-Anlagen vom Bund beendet wird und keine
weiteren Projekte in NRW durchgeführt werden".
Der Antrag wurde mit den Stimmen von
CDU, SPD, FDP und Grünen abgelehnt.
Gesetz für Radverkehr
18.6.2021 - Die Landesregierung will mit einem
Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetz das Rad als
"umwelt- und klimafreundliches, flexibles und
gesundheitsförderndes Verkehrsmittel, das zudem
einen Beitrag zur Minderung der Luft- und
Lärmbelastung leistet", stärken. Sie hat dazu im
Plenum einen entsprechenden Gesetzentwurf
(Drs. 17/13977) eingebracht und reagiert damit auf
einen Landtagsbeschluss. Das Parlament hatte
sich mit Forderungen der Volksinitiative "Aufbruch
Fahrrad" befasst, die einen Anteil des
Radverkehrs von 25 Prozent bei der Verkehrsmittelwahl
bis zum Jahr 2025 erreichen will. Der
Gesetzentwurf legt eine Gleichrangigkeit der
Verkehrsmittel zugrunde. "Zentrale Neuerungen
sind zum Beispiel die Erstellung eines flächendeckenden
Radvorrangnetzes und die Aufstellung des Bedarfsplans für Radschnellverbindungen",
heißt es darin. Die Kosten für das Vorhaben
schätzt die Landesregierung auf rund 22 Millionen
Euro für die nächsten fünf Jahre, wovon
knapp 2 Millionen Euro auf die Kommunen
entfallen sollen. Nach der 1. Lesung im Plenum
wurde der Gesetzentwurf an den Verkehrsausschuss
überwiesen.
Digitale Teilhabe
18.6.2021 - Rund ein Drittel der Menschen in
Nordrhein-Westfalen habe nach wie vor keinen
Zugang zu einer digitalen Infrastruktur mit Gigabitgeschwindigkeit,
kritisiert die SPD-Fraktion
in einem Antrag (Drs. 17/14075). Dabei werde durch
die fortschreitende Digitalisierung "digitale Teilhabe
zunehmend auch zu sozialer Teilhabe". Dies
habe sich gerade während der Corona-Pandemie
gezeigt. Digitale Teilhabe müsse für alle gelten
und dürfe "nicht vom Geldbeutel abhängen". In
der öffentlichen Verwaltung dürfe dies jedoch
nicht dazu führen, dass analoge Angebote und
Kontaktmöglichkeiten wegfielen. Die Landesregierung
solle u. a. die "Bremsen beim Gigabitausbau"
flächendeckend lösen. Erforderlich seien
vereinfachte und standardisierte Genehmigungsverfahren.
Der Antrag wurde mit den Stimmen
von CDU, FDP und AfD abgelehnt. Neben der
SPD stimmten die Grünen für den Antrag.
Schulstart nach den Ferien
30.6.2021 - Die SPD fordert die Landesregierung
auf, den Schülerinnen und Schülern als
"Hauptleidtragenden der Pandemie" einen guten
Schulstart nach den Ferien zu ermöglichen.
"Es wurde in den letzten eineinhalb Jahren das
Primat der Gewährleistung von Prüfungen in
den Fokus gerückt. Konzepte und Rahmenbedingungen
für eine pädagogische Aufarbeitung
und das seelische Wohl mussten dem Notendruck
weichen", heißt es in einem entsprechenden
Antrag (Drs. 17/14278). Deshalb müsse die
Landesregierung nun eine Rahmenvorgabe für
den Beginn des neuen Schuljahrs vorlegen, um
u. a. für gute Lernbedingungen zu sorgen, die
Bedürfnisse der Kinder und ganzheitliches Lernen
in den Fokus zu nehmen, den Unterricht
an "Kompetenzorientierung statt Streben nach
Vollständigkeit aller Lerninhalte" auszurichten
und beim individuellen Lernstand anzusetzen,
ohne die Kinder zu überlasten. Die Rahmenvorgabe
solle außerdem Hygienekonzepte u. a. mit
flächendeckenden Luftfilteranlagen beinhalten
und das Schulpersonal entlasten. Der Antrag
wurde mit den Stimmen von CDU, FDP und
AfD abgelehnt, ebenso ein Entschließungsantrag
der Grünen (Drs. 17/14359). SPD und Grüne stimmten
jeweils dafür.
Abwasser-Monitoring
30.6.2021 - Die Grünen-Fraktion fordert, ein
landesweites Abwasser-Monitoring als Frühwarnsystem
gegen ein erneutes Ausbrechen der
Corona-Pandemie einzuführen. Die gefundenen
Konzentrationen des Virus und seiner Varianten
in Abwasserproben erlaubten Rückschlüsse
darüber, ob und welche Corona-Infektionen
in einem bestimmten Gebiet zu- oder abnehmen,
schreibt die Fraktion in einem Antrag
(Drs. 17/14255), über den die Abgeordneten im
Plenum beraten haben. Da Infizierte teilweise
keine Symptome entwickelten, aber Viren ausschieden,
könnten Abwasseruntersuchungen
wichtige Hinweise auf steigende Infektionszahlen
und entstehende Hotspots geben. Befunde
würden mehrere Tage vor auf Tests basierenden
Zahlen vorliegen. Die EU-Kommission habe
die Mitgliedstaaten aufgefordert, das Abwasser-
Monitoring als zusätzliches diagnostisches Instrument
einzusetzen. In Nordrhein-Westfalen
liefen Pilotprojekte bereits in Bonn, Köln und im
Rhein-Erft-Kreis. Die Landesregierung müsse
der Aufforderung der EU nachkommen, Abwasser-
Monitoring flächendeckend einzuführen. Sie
solle Kommunen bei der Auswertung der Proben
organisatorisch mit Sachmitteln, finanziell
und personell unterstützen. Der Antrag wurde
mit den Stimmen der Fraktionen von CDU, FDP
und AfD abgelehnt. Die Grünen stimmten dafür,
die SPD enthielt sich.
Weiterbildungsgesetz
30.6.2021 - Der Landtag hat das "Gesetz zur
Weiterentwicklung des Weiterbildungsgesetzes" sowie zwei Entschließungsanträge (Drs. 17/12755,
Drs. 17/14327 Neudruck, Drs. 17/12852, Drs. 17/14360 Neudruck)
jeweils einstimmig verabschiedet. Neue
Herausforderungen wie das "Lernen und Lehren
im digitalen Wandel" sowie die erfolgreiche
Bewältigung des familiären Alltags machten
eine Novellierung notwendig, heißt es im
Entwurf, den die Fraktionen von CDU, SPD,
FDP und Grünen eingebracht hatten. Eine
herausgehobene Rolle komme Volkshochschulen
und Einrichtungen etwa von Kirchen,
Gewerkschaften, Arbeitgeberverbänden, der
Wohlfahrtspflege oder aus dem Sport zu, "die
auf der Grundlage des Weiterbildungsgesetzes
mit ihren gemeinwohlorientierten Bildungsangeboten
das lebensbegleitende Lernen ermöglichen
und unterstützen". Das geplante Gesetz
greife die aktuellen Herausforderungen für die
gemeinwohlorientierte Weiterbildung auf und
berücksichtige sie in der zukünftigen Ausrichtung
der Landesförderung. Die institutionelle
Förderung von Einrichtungen werde deutlich
verbessert. "Flexibilität und Innnovationskraft"
würden durch zusätzliche Förderinstrumente
gestärkt.
Kernkraft
30.6.2021 - Die AfD-Fraktion fordert in einem
Antrag (Drs. 17/14268) den Erhalt der deutschen
Kernkraftwerke. Die Landesregierung solle sich
"gegenüber der Bundesregierung, dem Deutschen
Bundestag und dem Deutschen Bundesrat
dafür einsetzen, dass die geplante Abschaltung
der Kernkraftwerke in Deutschland
durch den von der Bundesregierung geplanten
sogenannten Atomausstieg verhindert wird". Zudem
solle das Kernkraftwerk Emsland über den
31. Dezember 2022 hinaus am Netz bleiben. Strom
aus Kernenergie sei eine "grundlastfähige Energiequelle,
welche für Netzsicherheit in Deutschland
und dem Europäischen Stromverbundnetz"
sorge. Zudem biete Kernenergie "hochwertige
Arbeitsplätze" und sei "auch in Hinsicht auf die
Gewerbesteuereinahmen von haushaltspolitisch
hoher Bedeutung". Der Antrag wurde mit den
Stimmen der übrigen Fraktionen abgelehnt.
Hebammen
30.6.2021 - Die bisherige dreijährige fachschulische
Hebammenausbildung soll durch ein duales
Studium von mindestens sechs und höchstens
acht Semestern ersetzt werden. Dies sehen neue
bundesrechtliche Vorgaben vor. Zur Umsetzung
hat die Landesregierung einen Gesetzentwurf
(Drs. 17/14305) eingebracht, den das Plenum in
1. Lesung beraten hat. Hebammen leisteten einen
"unverzichtbaren Beitrag zur gesundheitlichen
Versorgung von Frauen während der Schwangerschaft,
bei der Geburt, während des Wochenbetts
und der Stillzeit sowie von Neugeborenen und
Säuglingen", schreibt die Landesregierung. Ziel
sei es, "den Hebammenberuf zukunftsgerecht
weiterzuentwickeln, attraktiver zu gestalten und
die Qualität der Ausbildung nachhaltig zu verbessern".
Der Gesetzentwurf wurde zur weiteren
Beratung an den Ausschuss für Arbeit, Gesundheit
und Soziales (federführend) überwiesen.
Tourismus
1.7.2021 - Die Corona-Pandemie habe dem
NRW-Tourismus einen "historischen Einbruch eingebrockt", heißt es in einem Antrag von
CDU und FDP (Drs. 17/14283). Mit der Strategie
"Vernetzt, digital, innovativ" habe das Land bis
zum Jahr 2019 zum zehnten Mal in Folge einen
Gäste- und Übernachtungsrekord verzeichnet.
Statt - wie im Jahr 2019 - 24,3 Millionen Gäste
habe das Land im vergangenen Jahr nur 11
Millionen Gäste begrüßen können, davon weniger
als 10 Prozent aus dem Ausland. Um "dieses
pandemiebedingte, aktuelle Zwischentief "
zu überwinden, gelte es u. a., Konsequenzen
für die Tourismusstrategie zu erarbeiten, die
Branche bei ihren Nachhaltigkeits- und Klimaschutz-
Bemühungen zu unterstützen, eine Vernetzung
in die Regionen hinein zu intensivieren
und auch grenzüberschreitend touristische
Kooperationen mit den NRW-Nachbarländern
deutlich auszuweiten. Der Antrag wurde mit
den Stimmen von CDU, FDP und Grünen angenommen.
Die AfD stimmte dagegen, die SPD
enthielt sich.
Gleichstellung
1.7.2021 - Die Fraktionen von CDU und FDP
wollen die rechtliche und gesellschaftliche
Gleichstellung queerer Menschen in Nordrhein-
Westfalen weiter stärken. Der von der
Landesregierung verabschiedete Aktionsplan
"Impulse 2020 - für queeres Leben in NRW"
trage bereits dazu bei, Bedarfe noch besser zu
erkennen, heißt es in einem Antrag (Drs. 17/14282),
den das Plenum angenommen hat. Die Landesregierung
solle Anlaufstellen und Angebote
für LSBTIQ* (Abkürzung für: Lesben, Schwule,
Bisexuelle, Trans-, Inter* und queere Menschen)
auch in der Corona-Pandemie finanziell
fördern. Dazu zählten u. a. psychosoziale
Beratungs- und "Empowermentangebote" zum
Beispiel für geflüchtete LSBTIQ* und Black and
People of Colour (BPoC). Die weitere Stärkung
und der Ausbau der Selbstorganisationen von
LSBTIQ*-Communitys solle geprüft werden.
Für den Antrag stimmten CDU und FDP. Die
AfD stimmte dagegen, SPD und Grüne enthielten
sich. Ein Entschließungsantrag von SPD
und Grünen (Drs. 17/14361) wurde mit Mehrheit
abgelehnt.
Aktuelle Stunde
2.7.2021 - Der Landtag hat sich in einer Aktuellen
Stunde mit der Auflösung des interdisziplinären
"Expertenrats Corona" der Landesregierung
befasst. Die Grünen-Fraktion
hatte die Aussprache beantragt (Drs. 17/14356).
Die Pandemie sei noch nicht vorbei, die Auflösung
des Gremiums erscheine voreilig, heißt
es in dem Antrag. Der "Expertenrat" bestand
aus Vertreterinnen und Vertretern aus Medizin,
Rechtswissenschaft, Wirtschaftswissenschaft,
Philosophie, Psychologie, Soziologie
und Sozialarbeit. Mehrdad Mostofizadeh (Grüne)
kritisierte, Ministerpräsident Armin Laschet
(CDU) habe die sechs Berichte des Rates dem
Parlament nie zur Diskussion vorgelegt. Es
sei falsch, mit der Auflösung des Rates das
Signal zu senden, die Pandemie sei zu Ende.
Thorsten Schick (CDU) sagte, dem Rat hätten
renommierte Expertinnen und Experten angehört.
Er sei nicht abgesetzt worden, sondern
habe seinen abschließenden Bericht vorgelegt
- eine gute Grundlage, auf der das Parlament
diskutieren könne. Lisa-Kristin Kapteinat (SPD)
sagte, dass der Expertenrat selbst davon ausgehe,
noch gebraucht zu werden. Sie forderte
dessen Wiedereinsetzung. "Hören Sie auf die
Experten", sagte die Abgeordnete in Richtung
Ministerpräsident Laschet. Susanne Schneider
(FDP) sagte, es gebe "keinen Beschluss zur
aktiven Auflösung des Expertenrats". Vielmehr
habe das Gremium mit seiner sechsten
Stellungnahme die Arbeit abgeschlossen. Die
Landesregierung werde weiterhin Expertenwissen
einbeziehen. Dr. Martin Vincentz (AfD)
warf der Landesregierung vor, auf Mahnungen
seiner Fraktion nicht gehört zu haben. Es seien
"Chancen verpasst" und Fehler gemacht worden.
So habe die AfD früh gefordert, die vulnerablen
Gruppen besser zu schützen. Ministerpräsident
Armin Laschet (CDU) dankte dem
Expertenrat für seine "ausgezeichnete Arbeit".
Er habe bereits Grundsätze formuliert, wie
man mit möglicherweise steigenden Inzidenzen
im Herbst umgehen solle. Der Opposition
warf er ein "Klein-Klein in der Krise vor", das
dem Land schade.
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