Pandemische Leitlinien
8.9.2021 -
Der Landtag hat auf Antrag der
Fraktionen von CDU und FDP (Drs. 17/14957)
neue "Pandemische Leitlinien" beschlossen.
Die Landesregierung müsse sie "bei den von
ihr zu treffenden Entscheidungen im Rahmen
des pandemischen Geschehens beachten",
heißt es im Antrag. Die ersten Leitlinien habe
der Landtag am 30. April 2021 beschlossen
und am 30. Juni angepasst (befristet bis zum
15. September 2021). Aufgrund der aktuellen
Entwicklung sei es "erforderlich und möglich",
sie erneut anzupassen. In den neuen Leitlinien
(befristet bis zum 16. Dezember 2021)
wird u. a. die Bedeutung des Impfens betont.
Es sei der "entscheidende Schritt heraus aus
der Pandemie". Die von Expertinnen und Experten
gewonnenen Erkenntnisse gelte es "zu
bündeln, auszubauen und so zu nutzen, dass
die Pandemie unter Kontrolle gehalten wird
und eine Aussicht besteht, sie final zu beenden".
Weitere Schwerpunkte der Leitlinien sind Bildungschancen
für Kinder und Jugendliche, die
Eigenverantwortung der Bevölkerung bei der
Pandemiebekämpfung sowie die Entwicklung
einer Exit-Strategie für die "Zeit nach Corona".
Der Antrag wurde mit den Stimmen von CDU
und FDP beschlossen. Dagegen stimmten SPD,
Grüne und AfD. Ein Entschließungsantrag der
SPD-Fraktion (Drs. 17/15126) wurde abgelehnt.
Agrarwirtschaft
8.9.2021 - Die SPD-Fraktion will ein "Agrarstrukturgesetz"
für Nordrhein-Westfalen auf
den Weg bringen. In Vorbereitung dazu solle
die Landesregierung ein Lagebild für die
Landwirtschaft erstellen, fordert die Fraktion
in einem Antrag (Drs. 17/14937), der zur weiteren
Beratung an den Ausschuss für Umwelt,
Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz
überwiesen wurde. Die Preisentwicklung für
Agrarland gefährde aktuell die landwirtschaftlichen
Betriebe. Der "Flächenfraß" von 19 Hektar
pro Tag und der "vermehrte Druck von
nichtlandwirtschaftlichen Akteuren" auf den
Bodenmarkt hätten zu einer massiven Preissteigerungen geführt. Die Zahl der landwirtschaftlichen
Betriebe habe in den vergangenen Jahren
kontinuierlich abgenommen. Die SPD fordert
die Landesregierung u. a. auf, eine gemeinnützige
Landgesellschaft einzuführen und das
Vorkaufsrecht zu stärken, besonders für junge
Landwirtinnen und Landwirte sowie für Existenzgründerinnen
und -gründer. Zudem müsse
die Spekulationsschwelle bei Kaufverträgen
gesenkt werden. Und es brauche Regularien,
um die Umgehung der Grunderwerbssteuer bei
Flächenkäufen - sogenannte Share Deals - zu
bekämpfen.
Zwischenbericht
8.9.2021 - Der Parlamentarische Untersuchungsausschuss
IV ("Kindesmissbrauch") soll
dem Landtag einen Zwischenbericht vorlegen.
Dies hat das Plenum auf einen entsprechenden
Antrag (Drs. 17/14935) der Fraktionen von CDU,
SPD, FDP und Grünen hin einstimmig beschlossen.
Der Untersuchungsausschuss habe in seiner
Sitzung am 7. Juni 2021 einstimmig festgestellt,
"dass der Einsetzungsauftrag bis zum Ende der
Legislaturperiode nicht mehr vollständig abgearbeitet
werden kann", heißt es in dem Antrag.
Der Zwischenbericht "darf eine Beweiswürdigung
nur solcher Gegenstände der Verhandlungen
enthalten, die der Untersuchungsausschuss
mit zwei Dritteln seiner Mitglieder beschlossen
hat". Dies sei im Einsetzungsbeschluss geregelt.
Der Landtag hatte in seiner Sitzung am 26. Juni
2019 beschlossen, den Parlamentarischen Untersuchungsausschuss
einzusetzen. Anlass war
der vielfache sexualisierte Kindesmissbrauch auf
einem Campingplatz in Lügde (Kreis Lippe). Der
Ausschuss befasst sich u. a. mit dem Vorgehen der
nordrhein-westfälischen Landesregierung sowie
der Ermittlungsbehörden und Jugendämter.
Schulfinanzierung
8.9.2021 - Die Finanzierung der Schulen in
Nordrhein-Westfalen müsse grundlegend reformiert
werden, fordert die SPD-Fraktion.
Der Investitionsstau werde mittlerweile auf
rund 10 Milliarden Euro geschätzt, schreibt die Fraktion in einem Antrag (Drs. 17/14938). Auch der
Städtetag NRW dränge auf eine grundlegende
Reform der Schulfinanzierung. Schule habe
sich fundamental gewandelt, die Aufteilung der
finanziellen Lasten zwischen Land und Kommunen
jedoch sei über Jahrzehnte gleichgeblieben.
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf
sowie die Digitalisierung seien gesamtgesellschaftliche
Aufgaben, die primär in die Zuständigkeit
des Bundes fielen, aber durch Länder
und Kommunen ausgestaltet werden müssten.
Schulsozialarbeit, Ganztag und Inklusion seien
weitere Beispiele für die "Verantwortungsgemeinschaft
von Bund, Ländern und Kommunen",
so die Fraktion. Die Landesregierung
müsse u. a. mit Kommunen in Verhandlungen
treten, um die Finanz- und Aufgabenverteilung
zu restrukturieren. Zudem müsse mit Ländern
und Kommunen über eine "Neustrukturierung
der Aufgabenbeziehungen im Bildungsbereich
und eine sich daran orientierende neue Finanzierungssystematik"
verhandelt werden. Der
Antrag wurde zur weiteren Beratung an den
Ausschuss für Schule und Bildung überwiesen.
Volksinitiative Artenvielfalt
8.9.2021 - Eine Volksinitiative zur Verbesserung
der Artenvielfalt in NRW wird den Landtag
beschäftigen. Landtagspräsident André
Kuper unterrichtete das Parlament darüber,
dass die Initiative die erforderliche Anzahl an
Unterschriften erreicht habe (Drs. 17/14881). Laut
Landesverfassung müssen dies 0,5 Prozent
der Wahlberechtigten sein. Dies entspricht
65.825 Unterschriften. Laut Angaben der Initiative
kamen rund 115.000 Unterschriften zusammen.
Unter dem Motto "Insekten retten -
Artenschwund stoppen" werben laut Kuper die
Unterstützerinnen und Unterstützer für konkrete
Handlungsvorschläge. Das Land solle den
"Flächenfraß verbindlich stoppen", Schutzgebiete
wirksam schützen, naturnahe und wilde
Wälder zulassen, eine naturverträgliche Landwirtschaft
aktiv voranbringen, den Biotopverbund
stärken und ausweiten, lebendige Gewässer
und Auen sichern, Artenschutz in der Stadt
fördern und einen Nationalpark in der Senne ausweisen. Das Plenum hat die Volksinitiative
an den Ausschuss für Umwelt, Landwirtschaft,
Natur- und Verbraucherschutz überwiesen, um
dort - wie gesetzlich vorgeschrieben - Vertrauenspersonen
der Volksinitiative anzuhören.
Untersuchungsausschuss
9.9.2021 - Der Landtag wird einen Parlamentarischen
Untersuchungsausschuss (PUA)
zur Aufarbeitung der Hochwasserkatastrophe
von Mitte Juli einsetzen. Ein entsprechender
Antrag der Fraktionen von SPD und Grünen
(Drs. 17/14944; Neudruck) wurde mit der erforderlichen
Mehrheit angenommen. Für den Antrag
stimmten SPD und Grüne. Die anderen Fraktionen
enthielten sich. Die AfD-Fraktion hatte
ebenfalls die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses
gefordert. Ihr Antrag (Drs. 17/14948)
wurde mit den Stimmen der übrigen Fraktionen
abgelehnt. Der Ausschuss erhalte den Auftrag,
"mögliche Versäumnisse, Unterlassungen,
Fehleinschätzungen und etwaiges Fehlverhalten
der Landesregierung, vor allem, jedoch nicht
ausschließlich, der Staatskanzlei, des Ministeriums
des Innern, des Ministeriums für Umwelt,
Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz
des Landes Nordrhein-Westfalen sowie ihrer
nachgeordneten Behörden, der Wasserverbände
und Talsperrenbetreiber bei der Abwehr
von Gefahren für Bürgerinnen und Bürger in
Nordrhein-Westfalen im Vorfeld und während
des hohen Niederschlags zu untersuchen,
welcher sich im Zusammenhang mit dem Tief
Bernd im Zeitraum vom 12. bis 15. Juli 2021
ereignete", heißt es im Antrag der Fraktionen.
Der Untersuchungszeitraum erstrecke sich vom
9. Juli 2021, dem Tag der ersten Warnmeldungen
durch das "European Flood Awareness
System (EFAS)" zu einem bevorstehendem Unwetter,
bis zum Tag der Einsetzung des Untersuchungsausschusses.
SPD und Grüne führen
insgesamt 65 Fragen an, die der Ausschuss insbesondere
aufklären soll. Dabei geht es u. a. um
die Kommunikation der Landesregierung und
nachgeordneter Behörden mit dem Deutschen
Wetterdienst, Maßnahmen im Vorfeld der Katastrophe
und Konsequenzen für die Zukunft.
Afghanistan
9.9.2021 - Der Landtag hat über Hilfen für
flüchtende und bedrohte Menschen aus Afghanistan
debattiert. Grundlage war ein Antrag der
Grünen-Fraktion, in dem sie u. a. ein Aufnahmeprogramm
des Landes fordert (Drs. 17/14943).
Es solle auch solche Menschen berücksichtigen,
die bereits in Anrainerstaaten Afghanistans geflohen
seien oder sich in Transitstaaten befänden.
Außerdem solle sich die Landesregierung
für die schnelle Umsetzung eines dauerhaften
Bund-Länder-Aufnahmeprogramms und für
einen Abschiebestopp einsetzen. Die Fraktion
fordert eine Aufenthaltsperspektive auch für
Journalistinnen und Journalisten, Aktivistinnen
und Aktivisten, ehemalige Regierungsbeamte
und deren Familienangehörige. Es gelte,
Angehörige von in Deutschland lebenden
Afghaninnen und Afghanen zu identifizieren
und möglichst zu evakuieren, eine Aufenthaltsberechtigung
von geduldeten afghanischen
Flüchtlingen "wohlwollend" zu prüfen und bei
der Identitätsprüfung auf einen afghanischen
Pass zu verzichten. Die Fraktion fordert zudem
eine frühzeitige Kooperation mit den Kommunen,
den Zugang zu psychosozialer Beratung
und einen unbeschränkten Zugang beispielsweise
zu Sprachkursen. Der Antrag wurde mit
den Stimmen von CDU, FDP und AfD abgelehnt.
Die SPD enthielt sich.
Straßen- und Wegegesetz
9.9.2021 - Die Landesregierung plant Änderungen
am Straßen- und Wegegesetz des Landes
Nordrhein-Westfalen. Regelungsbedarf bestehe,
da es nicht ausreichend Parkmöglichkeiten
und Stellplätze für Lkw gebe, heißt es in einem
Gesetzentwurf (Drs. 17/14962), der zur weiteren
Beratung an den Verkehrsausschuss (federführend)
überwiesen wurde. "Vorgesehen ist
die Errichtung von Lkw-Parkplätzen in der
Baulast des Landes mit unmittelbarem oder
mittelbarem Anschluss an das Landesstraßennetz
innerhalb oder außerhalb geschlossener
Ortschaften (z. B. in Gewerbegebieten)." Handlungsbedarf
bestehe zudem bei Planungs- und Genehmigungsverfahren, die vereinfacht
werden müssten, sowie mit Blick auf die Parkplatzsituation
in Städten und Gemeinden.
"Häufig werden Parkplätze durch Fahrzeuge
ohne Zulassung oder von gewerblichen Händlern
belegt." Im Straßen- und Wegegesetz solle
daher klargestellt werden, "dass auch nicht
mehr im Rahmen des Gemeingebrauchs abgestellte
Fahrzeuge eine unerlaubte Sondernutzung
darstellen, deren Beseitigung die zuständige
Behörde anordnen kann bzw. die sie selbst
im Rahmen der Ersatzvornahme auf Kosten des
Pflichtigen beseitigen kann".
Große Anfrage
9.9.2021 -
Der Landtag hat über eine Große
Anfrage der AfD-Fraktion ("Kosten und
Nutzen der kommunalen Klimaschutzmaßnahmen
in den Gemeinden und Kreisen
Nordrhein-Westfalens", Drs. 17/11619) sowie die
Antwort der Landesregierung (Drs. 17/13566) debattiert.
In der Großen Anfrage heißt es, dass
"lediglich 5 Prozent der CO₂-Emissionen auf
einen menschlichen Beitrag zurückgehen".
Der "deutsche Anteil an den durch menschliches
Wirken verursachten CO₂-Emissionen"
betrage derzeit rund 2 Prozent. Lokal gebe es
nur "sehr geringe Möglichkeiten", die Emissionen
wirksam zu reduzieren. Dennoch
stellten viele Kommunen zu diesem Zweck
"Klimaschutzmanager" ein. Die insgesamt
92 Fragen der Fraktion beziehen sich u. a.
auf Personal- und Sachkosten, kommunale
Klimaschutzkonzepte und die Förderung
durchs Land. Die Landesregierung bezeichnet
den kommunalen Klimaschutz in ihrer
Antwort als "wichtiges Handlungsfeld zur
Verringerung der Treibhausgas-Emissionen
und unerlässlich für das Ziel der Treibhausgasneutralität
bis zur Mitte dieses Jahrhunderts".
Klimaschutz werde "vor Ort konkret".
Die Kommunen und Kreise hätten "vielfältige
Verantwortungsbereiche, in denen Treibhausgase
gemindert werden können". Als
"Verwaltungsebene mit der größten Bürgernähe
sind sie zudem Vorbilder und wichtige
Multiplikatoren".
ID: LI210807