Polizei
20.9.2023 - Die SPD-Fraktion spricht sich für
die Schaffung der Stelle einer oder eines unabhängigen
und weisungsfreien Polizeibeauftragten
aus. Diese oder dieser sollte die Interessen
der Polizistinnen und Polizisten vertreten und
zugleich die der Bürgerinnen und Bürger, heißt
es in einem Antrag (Drs. 18/5855). Die oder der Beauftragte
soll vom Landtag gewählt und bei ihm
angesiedelt sein. Die SPD verweist darauf, dass
die Koalition von CDU und Grünen die Schaffung
einer solchen Stelle in ihrem Koalitionsvertrag
vorgesehen habe. Laut Medienberichten
seien die Gespräche zwischen beiden Partnern
wegen Differenzen aber "ins Stocken geraten".
Es bestehe die Gefahr, "dass eine wesentliche
Vereinbarung des Koalitionsvertrags aufgrund
der Uneinigkeit und Zerstrittenheit der beiden
Koalitionspartner nicht umgesetzt" werde. In
einer demokratisch und rechtsstaatlich fest
verankerten Polizei sei es wichtig, mit Fehlern
und Missständen offen umzugehen. Der Antrag
wurde in namentlicher Abstimmung mit 127
Stimmen abgelehnt. 50 Abgeordnete votierten
für den Antrag.
Medikamente
20.9.2023 - Der Landtag hat sich mit Engpässen
bei der Lieferung von Medikamenten befasst.
Gerade in den Herbst- und Wintermonaten
steige die Zahl der nicht lieferbaren Medikamente
stetig an, schreibt die AfD-Fraktion in einem
Antrag (Drs. 18/5829), der der Debatte zugrunde
lag. Häufig seien Antibiotika, Impfstoffe und
Schmerzmittel nicht lieferbar. Die Lage habe
sich gerade für Kinder erheblich zugespitzt.
Um der Entwicklung entgegenzuwirken, müsse
eine zentrale Stelle im nordrhein-westfälischen
Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales
geschaffen werden, die sich um die "Verfügbarkeit
von Humanarzneimitteln kümmert
und diese optimiert". Die Landesregierung
solle die Ursachen für Liefer- und Versorgungsengpässe
erforschen und Gegenmaßnahmen
entwickeln. Nötig seien "trägerübergreifende
Strukturen", die die Medikamentenversorgung in Nordrhein-Westfalen regulierten, um bei
Lieferengpässen schnell handeln zu können.
Medikamentenvorräte seien einzurichten. Der
Antrag wurde mit den Stimmen von CDU, SPD,
Grünen und FDP abgelehnt.
Krankenhäuser
20.9.2023 - Die wirtschaftliche Situation von
Krankenhäusern war Thema im Plenum. Die
Lage habe sich "trotz erheblicher Bemühungen
der Landes- und Bundesregierung massiv
verschlechtert", schreiben die Fraktionen von
CDU und Grünen in einem Antrag (Drs. 18/5848).
Gründe dafür seien u. a. inflationsbedingte Kostensteigerungen,
hohe Energiekosten, Tarifsteigerungen
und zu geringe Fallpauschalen. Die
Landesregierung solle sich beim Bund für eine
auskömmliche Finanzierung von Krankenhäusern
einsetzen. Die sogenannten Landesbasisfallwerte
- Fallpauschalen auf Landesebene zur
Vergütung von Krankenhäusern - müssten für
die Jahre 2022 und 2023 um 4 Prozent erhöht
werden. Der Bund müsse die Finanzierung der
Betriebskosten von Krankenhäusern "dauerhaft
auf eine nachhaltige und tragfähige Grundlage"
stellen. Der Antrag wurde mit den Stimmen von
CDU, SPD, Grünen und AfD angenommen. Die
FDP stimmte dagegen. Ein Entschließungsantrag
der SPD (Drs. 18/5975) wurde abgelehnt.
Kinderrechte
20.9.2023 - Kinder haben Rechte: Die UN-Kinderrechtskonvention
beinhaltet ihr Recht
u. a. auf Gleichbehandlung, auf Wahrung des
Kindeswohls, auf Leben und Entwicklung sowie
auf Anhörung und Partizipation. 2002 hat
der Landtag Kinderrechte in der Landesverfassung
festgeschrieben. CDU, SPD, Grüne
und FDP sind der Überzeugung, dass diese
Kinderrechte mehr ins Bewusstsein gelangen
müssen. Darum regen sie in einem gemeinsamen
Antrag (Drs. 18/5843/Neudruck) verschiedene
Maßnahmen an, die das Bewusstsein für Kinderrechte
und Kinderschutz in Kitas, Schulen
sowie in den Köpfen der pädagogischen Kräfte
und der Eltern schärfen soll. Informationen dazu soll die oder der Kinderschutzbeauftragte
analog und digital mehrsprachig und in Leichter
Sprache bereitstellen. Auch die Kinder sollen
altersgerecht und spielerisch mit diesen
Themen vertraut gemacht werden. Zudem gelte
es, Kinderrechte in der digitalen Welt sicherzustellen.
Ein "Jugend-Check" könnte Gesetze
hinsichtlich Auswirkungen auf Jugendliche
durchleuchten. Der Landtag hat den Antrag mit
den Stimmen von CDU, SPD, Grünen und FDP
angenommen. Die AfD stimmte dagegen.
Verfassung
20.9.2023 - Die FDP-Fraktion schlägt Änderungen
der Landesverfassung vor. Sie beziehen sich
einerseits auf Artikel 72. Darin heißt es: "Gerichte
urteilen im Namen des Deutschen Volkes." Als
einziges Bundesland weiche NRW damit von der
sogenannten Weimarer Formel "im Namen des
Volkes" ab, schreibt die FDP in einem Gesetzentwurf
(Drs. 18/5834), über den die Abgeordneten in
erster Lesung beraten haben. Die bei der Verfassungsgebung
im Jahr 1950 ausschlaggebenden
Gründe für die in NRW gültige Formulierung
seien "historisch überholt". In Artikel 72 solle
die Formulierung "im Namen des Deutschen
Volkes" wie in anderen Bundesländern durch
"im Namen des Volkes" ersetzt werden. Ein Vorschlag
für eine weitere Änderung betrifft eine
in Artikel 78 formulierte Sperrklausel, in der es
heißt: "Wahlvorschläge, nach deren Ergebnis sich
die Sitzanteile in den Räten der Gemeinden, den
Bezirksvertretungen, den Kreistagen und der
Verbandsversammlung des Regionalverbandes
Ruhr bestimmen, werden nur berücksichtigt,
wenn sie mindestens 2,5 vom Hundert der insgesamt
abgegebenen gültigen Stimmen erhalten
haben." Dieser Satz solle gestrichen werden,
um einem Urteil des Landesverfassungsgerichts
Rechnung zu tragen. Der Gesetzentwurf wurde
zur weiteren Beratung an den Hauptausschuss
(federführend) überwiesen.
Lang-Lkw
20.9.2023 - Die FDP-Fraktion fordert von der
Landesregierung ein Bekenntnis zu Lastwagen mit Überlänge. Sogenannte Lang-Lkw könnten
mit zwei Fahrten so viele Güter transportieren
wie Lastwagen von Normallänge in drei Fahrten.
Dasselbe Transportgut erfordere somit
weniger Personal und weniger Sprit, zudem
verursache es weniger Emissionen. Straßen
und Brücken würden eher weniger als mehr
belastet, weil Lang-Lkw nicht schwerer beladen
werden dürften als andere Lkw, ihr Gewicht
aber auf mehr Achsen verteilten. Bisher dürfen
Lang-Lkw nur bestimmte Strecken befahren.
Die Liste dieser Strecken werde immer wieder
erweitert - seit mehr als zwei Jahren jedoch
herrsche Stillstand. Zum Ende des Jahres 2023
laufe zudem eine Sonderregelung aus, nach der
bestimmte Lang-Lkw grundsätzlich das gesamte
Streckennetz befahren dürften. Die Landesregierung
solle in beiden Fällen einschreiten
und einer "Blockadehaltung" des Bundesumweltministeriums
entgegenwirken. Der entsprechende
FDP-Antrag (Drs. 18/5835) wurde an
den Verkehrsausschuss überwiesen.
Ganztagsschule
21.9.2023 - Die SPD-Fraktion fordert ein Rettungsprogramm
für die Träger der Offenen
Ganztagsschulen. Viele seien finanziell bereits
jetzt am Limit, weil sie tarifbedingte Steigerungen
der Personalkosten nicht stemmen
könnten. Finanzschwache Kommunen könnten
kaum einspringen, und das Land verweise
auf den Bund, heißt es im Antrag (Drs. 18/5851)
der SPD-Fraktion. Das Land müsse seiner finanziellen
Verantwortung aber gerecht werden
und die Kostensteigerungen ausgleichen. Eine
faire Bezahlung des pädagogischen Personals
sei wichtig, ebenso wie ein personell gut ausgestatteter
Ganztag. Für mehr Chancengleichheit
unter den Kindern und für eine bessere
Vereinbarkeit von Familie und Beruf komme
schließlich 2026 der Rechtsanspruch auf einen
Ganztagsplatz. Daran dürfe nicht gerüttelt werden.
Die SPD fordert die Landesregierung auf,
"kurzfristig ein Rettungspaket von 100 Millionen
Euro für die Träger in NRW aufzulegen,
damit der Ganztag gesichert werden kann,
Gruppenschließungen abgewendet und Insolvenzen verhindert werden können". Außerdem
sollen Land, Kommunen und Träger an einen
Tisch kommen. Der Antrag wurde an den Ausschuss
für Schule und Bildung (federführend)
überwiesen.
Windenergie
21.9.2023 - Beim Bau neuer Windenergieanlagen
soll es künftig eine Pflicht für Beteiligungsangebote
an Bürgerinnen und Bürger sowie
Gemeinden geben. Dies sieht ein Gesetzentwurf
der Fraktionen von CDU und Grünen
vor (Drs. 18/5849), über den der Landtag in erster
Lesung beraten hat. Die Sicherstellung eines
solchen Beteiligungsangebots stelle "einen wesentlichen
Schritt zur Stärkung der Akzeptanz
für den notwendigen Ausbau der Windenergie
an Land dar", heißt es in dem Entwurf. Ziel sei,
dass sich Bürgerinnen und Bürger sowie Gemeinden
im näheren Umkreis von Windenergievorhaben
an der Wertschöpfung beteiligen
könnten. Wer neue Anlagen bauen möchte,
soll verpflichtet werden, sich mit den jeweiligen
Standort-Gemeinden über eine individuelle Beteiligungsvereinbarung
zu einigen. Erfolgt kein
Nachweis über eine solche Vereinbarung, soll es
das Angebot einer Ersatzbeteiligung geben. Der
Gesetzentwurf wurde zur weiteren Beratung an
den Ausschuss für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz
und Energie (federführend) überwiesen.
Gastronomie
21.9.2023 - Zur Unterstützung der Gastronomiebetriebe
während der Corona-Pandemie
gilt noch bis Ende Dezember ein reduzierter
Umsatzsteuersatz von 7 anstatt 19 Prozent auf
den Verzehr von Speisen. Die FDP-Fraktion
plädiert dafür, diese Regelung zu verlängern.
Die Landesregierung müsse eine entsprechende
Bundesratsinitiative einbringen, heißt es in
einem Antrag (Drs. 18/5833) der Fraktion. Auch
nach der Pandemie sehe sich die Gastronomie
"mit enormen Herausforderungen" konfrontiert.
Die hohe Inflation schlage sich besonders
bei den Lebensmittelpreisen und den
Personalkosten nieder. "Die wirtschaftliche Situation der Gastronomie bleibt daher weiter
prekär", warnt die FDP. Nach drei Verlustjahren
in Folge hätten Restaurants, Cafés und
Gaststätten noch nicht die Vorkrisenumsätze
erreicht. Der Antrag wurde mit den Stimmen
von CDU und Grünen abgelehnt. FDP und
AfD stimmten zu, die SPD enthielt sich.
Honorare
21.9.2023 - Die AfD-Fraktion hat einen Gesetzentwurf
in den Landtag eingebracht, der
eine Offenlegung von Honorarzahlungen staatlicher
Stellen an Journalistinnen und Journalisten
vorsieht. Der Entwurf (Drs. 18/5830) wurde in
Erster Lesung von den Abgeordneten diskutiert
und zur weiteren Beratung an den Ausschuss
für Kultur und Medien (federführend) überwiesen.
Honorarzahlungen staatlicher Stellen
sollen demnach regelmäßig offengelegt werden.
Die Zahlung von Honoraren an Journalistinnen
und Journalisten durch staatliche Stellen berge
das Risiko, dass journalistische Arbeit beeinflusst
werden könne, heißt es in dem Entwurf
weiter.
Schwimmbäder
21.9.2023 - Die AfD-Fraktion ist besorgt um die
Sicherheit in nordrhein-westfälischen Frei- und
Schwimmbädern. Mehrfach sei es während des
Sommers zu sexuellen Belästigungen sowie Gewalttaten
gekommen, schreibt die Fraktion in
einem Antrag (Drs. 18/5827), über den die Abgeordneten
im Plenum beraten haben. Die Landesregierung
müsse die "datenschutzrechtlichen,
technischen und personellen Voraussetzungen"
schaffen, "um die Daten der zuständigen Behörden
über verübte Gewalttaten in Frei- und
Schwimmbädern zusammenzuführen und zentral
zu erfassen". Der Antrag wurde mit den Stimmen
aller anderen Fraktionen abgelehnt.
Wasserstoff
21.9.2023 - Die SPD-Fraktion fordert die Landesregierung
auf, die Wasserstoff-Infrastruktur in Nordrhein-Westfalen zügig auszubauen. Eine
wettbewerbsfähige Industrie und Wirtschaft sei
darauf angewiesen, dass Wasserstoff verfügbar
und bezahlbar sei, schreibt die Fraktion in einem
Antrag (Drs. 18/5854). Die Landesregierung
solle sich politisch stärker als bisher einbringen,
auch in Brüssel und Berlin, um vom Land
kofinanzierte Projekte zu beschleunigen. Es
mangle auf Landesseite an einer Koordinierung
über einzelne Leuchtturmprojekte hinaus. Die
Landesregierung solle diese "Leerstelle" füllen
und eine "Stabstelle Wasserstoffhochlauf " im
Wirtschaftsministerium einrichten, die Fachexpertise
bündelt und bei Genehmigungsverfahren
unterstützt. In den kommenden Jahren
seien viele Leitungskilometer an neuen Wasserstoffnetzen
zu genehmigen. "Diese Pionierarbeit
darf nicht durch traditionell langwierige
Verfahren ausgebremst werden", schreibt die
SPD. Der Antrag wurde zur weiteren Beratung
an den Ausschuss für Wirtschaft, Industrie,
Klimaschutz und Energie überwiesen.
Umsatzsteuerbetrug
21.9.2023 - Die Fraktionen von CDU und
Grünen wollen die Steuerfahndung im Kampf
gegen Umsatzsteuerbetrug weiter stärken. Die
Landesregierung habe sich zum Ziel gesetzt,
"die Position Nordrhein-Westfalens als bundesweiter
Vorreiter im Kampf gegen Steuerkriminalität
weiter auszubauen", schreiben die
Fraktionen in einem gemeinsamen Antrag
(Drs. 18/5846). Ein wichtiger Schritt dazu sei die
bereits erfolgte Gründung einer Landesbehörde
zur Bekämpfung schwerwiegender Fälle von
Steuerkriminalität. Ein wichtiges Instrument
sei die sogenannte Umsatzsteuer-Nachschau,
bei der Betriebe ohne Ankündigung aufgesucht
und geprüft werden. Die Landesregierung solle
dieses "effektive Mittel" sowie weitere Verfahren
zur Bekämpfung von Umsatzsteuerbetrug
weiterentwickeln - auch mit Blick auf Unternehmen,
die ihre Geschäfte im Internet tätigen.
Der Antrag wurde mit den Stimmen von CDU,
SPD und Grünen angenommen. FDP und AfD
enthielten sich.
Abstandsregelung
22.9.2023 - Im August hat der Landtag die Abschaffung
des Mindestabstands von 1.000 Metern
zwischen Windrädern und Wohnbebauung
beschlossen. In einer Aktuellen Stunde auf Antrag
der SPD (Drs. 18/5962) beschäftigten sich die
Abgeordneten erneut mit dem Thema. Anlass
war ein Medienbericht, wonach im Regionalplanentwurf
des Regierungsbezirks Arnsberg der
Mindestabstand weiter vorgesehen ist. Die Landesregierung
habe mit einem "schlecht gemachten
Gesetz" zur Abschaffung der 1.000-Meter-
Abstandsregel die Diskussionen vom Landtag
in die Regionen verschoben, kritisierte Alexander
Vogt (SPD). Das verhindere den Ausbau von
Windenergieanlagen. Die Planung sei bewusst in
die Verantwortung von sechs Regionen gegeben
worden, sagte Dr. Christian Untrieser (CDU), damit
diese selbst entschieden, wo neue Anlagen gebaut
würden. Mit Erfolg: In keinem anderen Bundesland
seien im aktuellen Jahr mehr Anlagen genehmigt
worden als in NRW. Die Planungsregionen
machten ihr "eigenes Ding", sagte Dietmar
Brockes (FDP). Dadurch sei die 1.000-Meter-Abstandsregel
de facto wieder eingeführt worden
- mit den Stimmen von CDU und Grünen vor
Ort. Die "Kleinstaaterei" gehe zulasten des Ausbautempos
der Windenergie. Grünen-Fraktionschefin
Wibke Brems sagte, die erneuerbaren Energien
hätten die geringsten Auswirkungen auf
die Umwelt. Die Menschen müssten nicht mit
unsinnigen pauschalen, überdimensionierten
Mindestabständen vor ihnen geschützt werden.
Sie betonte: "Wir machen NRW erneuerbar." Carlo
Clemens (AfD) kritisierte, die SPD wolle offenbar
Windräder direkt neben die Häuser der Anwohnerinnen
und Anwohner setzen. Sie wolle
noch die letzten Regeln zum Schutz abschaffen.
Die Forderung nach Anwohnerschutz sei nachvollziehbar
und richtig. Wirtschaftsministerin
Mona Neubaur (Grüne) sagte, die Landesregierung
treibe den Ausbau der Windkraft voran. Sie wolle
sieben Jahre vor der Bundesfrist rechtssicher
Flächen zum Ausbau ausweisen. Die sechs Planungsregionen
entschieden selbst, wie sie diese
Flächen zur Verfügung stellten.
ID: LI230603