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  • Porträt der Woche: Wilhelm Schlüter (SPD).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 2 - 23.01.1976

    Eigentlich wollte Wilhelm Schlüter die 8. Wahlperiode des nordrheinwestfälischen Landtages gar nicht mehr als Abgeordeter mitmachen. Aber dann wurden aus den bis dahin zwei lippischen Wahlkreisen drei geschnitten, und damit war Not am Mann. So kam es, daß der Hauptschulrektor a. D. am 4. Mai 1975 sich zum dritten Male als direkt gewählter Abgeordneter der SPD aus dem lippischen Teil Nordrhein-Westfalens gratulieren lassen konnte. Und er wurde in das Präsidium des Landtags entsandt.
    "Nach Mandaten und Funktionen hat der Jubilar nie gestrebt. Sie sind ihm zugefallen, weil bei seinen politischen Freunden seine Lauterkeit und Redlichkeit unbestritten und seirr umfassendes Wissen gepaart mit einem immensen Fleiß und nie ermüdender Einsatzbereitschaft anerkannt wird." Mit derlei Lobpreis, wenn er, wie auch in diesem Fall, zur Feier eines 60. Geburtstages erschallt, ist es natürlich so eine Sache; das bestätigte auch Schlüter mit einem Grienen und Kopfnicken. Aber die Richtung dieses Lobpreises stimmt für ihn.
    Denn mag er mittlerweile auch ein alter Fuhrmann sein im politischen Geschäft — dies auch im ursprünglichen Wortsinne, denn aus dem Lippischen zum Landtag zu fahren braucht besonders viel Zeit — und mag er seit dem Beginn seiner politischen Arbeit im Rat der Gemeinde Werl-Aspe und dann später als Fraktionschef im Stadtrat von Bad Salzuflen allerhand gelernt und auch mitgemacht haben - einer, der die Politik wesentlich auch zur Befriedigung von Geltungsstreben und Eitelkeit betreibt, ist Schlüter beileibe nicht. In einem Thesenpapier zum "Selbstverständnis der Abgeordneten", das die "Interparlamentarische Arbeitsgemeinschaft" Anfang 1975 ihren Mitgliedern schickte, hat Schlüter jedenfalls zwei Punkte am Rande mit einem deutlichen "Nein" versehen. Er sieht sich im Landtag nicht als "jemand, der sich politische Macht verschaffen will" (und als "Vertreter von Interessen seines Standes" mochte sich das GEW-Mitglied auch nicht verstehen).
    "Der Abgeordnete verkörpert das menschliche Element im Apparat der Macht. Er hat dafür zu sorgen, daß von mehreren annehmbaren Lösungen die menschlich überzeugende den Vorrang vor der technokratisch perfekten erhält." Diesem Selbstverständnis hat Schlüter freilich nicht immer Bahn brechen können. Und weil ihm das nicht möglich war, hat er - Sohn eines preußischen Bahnbeamten und also korrekt — beispielsweise mitten in der vorigen Legislaturperiode den Ausschuß für Verwaltungsreform verlassen. Ihm wurde die Arbeit des sogenannten "Zehnerclubs", in dem alle drei Parteien die strittigen Fragen der kommunalen Neugliederung quasi oberhalb der Fraktionsebene ausgehandelt haben, "unheimlich". Die früheren Neuordnungen seien "wesentlich sorgfältiger gemacht" gewesen, meint Schlüter. Und in seiner Ansicht, daß "manche Entscheidung weniger von der Sache her und kaum im Interesse der Bevölkerung getroffen" worden ist, sieht er sich durch die Urteile des Landesverfassungsgerichtshofes bestätigt. "Jetzt muß einiges repariert werden." Seit Mai wieder im Ausschuß für Verwaltungsreform, um die Zuständigkeitsreform mitgestalten zu können, will Schlüter nun auch bei diesen Reparaturarbeiten erst einmal mit anfassen.
    Daß Wilhelm Schlüter in seiner knappen Freizeit angelt, besser: sich als "Sportfischer" (darauf besteht er, wenngleich lächelnd) betätigt, weist ihn als einen Menschen der geduldig-verträglichen Sorte aus: und davon kann's auch im Landtag nie genug geben.

    Hartwig Suhrbier

    ID: LI760202

  • Porträt der Woche: Lukas Schaa (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 1 - 16.01.1976

    Das Handbuch des Landtags für die 8. Legislaturperiode weist den CDU-Politiker Lukas Schaa als Amtsdirektor a. D. aus, als Praktiker der kommunalen Verwaltung außer Diensten. Doch für Schaa, der dem Düsseldorfer Parlament seit 1970 angehört, bedeutet der vom Rechtsstellungsgesetz des Landes, auch Inkompatlbilitätsgesetz genannt, geforderte vorübergehende Abschied von seinem Beruf, daß er als Abgeordneter seine Erfahrungen von "vor Ort" ungeschmälert in den Dienst der Kommunen stellen kann. Er selbst gehörte zu den frühen Befürwortern des Gesetzes, das die Unvereinbarkeit von öffentlichem Amt und Mandat festschreibt und vielen Abgeordneten in gleicher Situation auch den Gewissenskonflikt erspart, bei welcher der beiden Vollzeittätigkeiten, dem Beruf oder der Ausübung des Landtagsmandats, Abstriche gemacht werden müssen.
    Schaa, der gebürtige Emsländer des dahrgangs 1926, mag eigentlich nirgends Abstriche machen und schätzt Unabhängigkeit. Bezeichnend für diese Einstellung ist sein beruflicher Werdegang. Der Absolvent der Verwaltungsakademie Münster trat der CDU im Jahre 1961 erst bei, nachdem er aufgrund seiner Qualifikation zum Amtsdirektor gewählt worden war.
    Im Kommunalpolitischen Ausschuß des Landtags, in seiner Fraktion und nicht zuletzt auch im Plenum erweist er sich denn auch als unumstrittener Fachmann in kommunalpolitischen Fragen. Mit einem gesunden Schuß Sturheit, den er neben Hartnäckigkeit und Zielstrebigkeit für sich in Anspruch nimmt, sucht der aus einer kinderreichen Bauernfamilie stammende Abgeordnete jede Chance, Gesetze praxisgerecht zu gestalten. Aus dieser Einstellung resultiert auch, wie er betont, sein Widerstand gegen Pläne in den Koalitionsparteien, durch eine Änderung der Gemeindeordnung für Nordrhein-Westfalen die Magistratsverfassung zu schaffen und den Bürgermeister als Chef der Verwaltung zu etablieren. Schaa sieht darin eine Gefahr für die bisherige Zuständigkeit des Rates in Gemeinden und Städten. In dieser Frage will er noch nicht einmal Kompromißlösungen akzeptieren, denen er sonst nicht ablehnend gegenübersteht. Auch das macht deutlich, daß der Kreisvorsitzende der CDU in Soest für die Gemeinden ficht, wenn es darum geht, die Selbstverwaltung zu stärken und die Finanzausstattung zu verbessern. Dafür tritt er auch als Präsidiumsmitglied des NRW-Städte- und Gemeindebundes ein.
    Eine zweite wichtige Aufgabe hat Schaa übernommen, als die CDU-Landtagsfraktion ihn zum Obmann der Arbeitsgruppe Rechnungsprüfung wählte und gleichzeitig in den Rechnungsprüfungsausschuß des Landtags entsandte. "Dort", so sagt Schaa, "findet die eigentliche Kontrolle der Regierung statt, insbesondere der Regierungsbehörden." Aus eigener Praxis kennt er die "Betriebsblindheit" der Verwaltung, die für fast alle Beanstandungen ursächlich ist, mit denen der Rechnungsprüfungsausschuß zu tun hat. Die Verantwortung fürs Ganze, von der er als Richtschnur seiner politischen Tätigkeit im Landtag spricht, läßt ihn auch im Rechnungsprüfungsausschuß sich als Anwalt aller fühlen. Einseitigen Anklagen abhold, prüft er Vorwürfe, hört Betroffene und prüft erneut, bevor er sich ein Urteil bildet. "Denn kein Mensch", sagt Schaa, "ist unfehlbar."
    Das Mandat, das ihm 1975 zum zweitenmal übertragen worden ist, hat er sich im Wahlkreis 119 in Lippstadt gesichert, in dem er Nachfolger des früh verstorbenen Josef Hermann Dufhues wurde. Schon bei der ersten Kandidatur konnte Schaa dabei den Vorsprung der CDU ausbauen und 1975 dann auch erfolgreich verteidigen.
    Lukas Schaa, geboren in Papenburg/Ems, ist verheiratet und Vater zweier Kinder. Der Beruf verschlug ihn ins westfälische Geseke, und die neue Heimat verhalf ihm zu einem besonderen Hobby: Als Bundesoberst der Sauerländer Schützen widmet er sich der Heimatpflege, der er jene Zeit opfert, die früher Skat und Schwimmen beanspruchten.
    Klaus Simson

    ID: LI760102

  • Porträt der Woche: Inge Donnepp (SPD), Minister für Bundesangelegenheiten.
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 25 - 19.12.1975

    Über Inge Donnepp schreiben, heißt auch, ihre drei Handikaps zu nennen: Als Sprößling einer alten Juristen-Familie ist sie nicht gerade der Typ der "geborenen Sozialdemokratin". Als Frau gehört sie jener kleinen, aber noch nicht radikalen Minderheit im Hohen Haus am Düsseldorfer Schwanenspiegel an, die dort nur ein knappes Dutzend Köpfe zählt. Und als Minister für Bundesangelegenheiten verfügt sie noch über keine nennenswerten parlamentarischen Erfahrungen. Über Inge Donnepp schreiben, heißt aber auch, ihre spezifischen Vorgaben zu registrieren: Als examinierte Dolmetscherin versteht sie sich gleichzeitig auf verschiedenen Sprachebenen zu bewegen. Als gelernte Juristin hat sie leichten Zugang zu den öffentlichen Angelegenheiten, die sich zumeist in Rechtsform darbieten. Und als Landesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen hat sie, SPD-Mitglied seit 1957, politische Praxis im vorparlamentarischen Raum, die auch der Frau Minister zugute kommt.

    Was aber am meisten an ihr auffällt, ist ihre bodenbeständige, auf den ersten Blick mütterlich wirkende Natürlichkeit, die sich nicht hinter Emanzipations-Maskeraden zu verstecken braucht. Nach sieben Jahren, die sie als Anwältin, und nach 20 Jahren, die sie als Richterin in der Sozialgerichtsbarkeit ihren Mann gestanden hat, ist der Mutter von zwei mittlerweile erwachsenen Söhnen nichts Menschliches fremd.
    "Mich hat niemand gezwungen, Minister zu werden", sagt Frau Donnepp rückschauend. Aber so ganz leicht ist ihr der Übergang nicht gefallen — einmal abgesehen von den parteiinternen Verwicklungen, die es bei der letzten Kabinettsbildung gab, als den Ministerpräsidenten vorübergehend mehr Ministeranwärter als verfügbare Ministersessel zu umgeben schienen. "Ich komme aus der dritten Gewalt. Dort gibt es das Streben nach Objektivität. In der Ministerialbürokratie ist vieles politisch." Daß sie sich trotzdem weiter darum bemüht, allem und jedem gerecht zu werden, glaubt man Inge Donnepp gern.

    Ein Achtstundentag - er ist für sie unerreichbarer denn je geworden. Hin und her pendelnd zwischen Oer-Erkenschwick, wo sie nach wie vor wohnt, Düsseldorf, wo ihr Regierungschef residiert, und Bonn, wo ihr eigentliches Aktionsfeld liegt, erfüllt sich Inge Donnepps Wunschbild von der "Arbeit als Hobby" fast im Übermaß. Reisediplomatie oder Schwebezustand? Von beidem wohl etwas — nicht einmal ihren eigenen Etat kann sie in den Haushaltsberatungen vor dem Landtag vertreten, weil er Teil des Haushalts der Staatskanzlei ist.

    Für ihre "Repräsentations"-Pflichten in Bonn stehen ihr heuer nur 50 000 Mark zu Gebote - ein Taschengeld im Vergleich zu den 200 000 Mark, mit denen beispielsweise der Freistaat Bayern seine Landesvertretung dotiert. Wenn es im Haus Nordrhein-Westfalen hoch hergeht, muß sich manche Bürokraft schon einmal das weiße Kellnerjäckchen überstreifen. "Leben ist wieder in diesem Haus. Aber es ist nicht Folklore, was wir machen", sagt die Frau Minister nicht ohne Stolz. Als im September in Bonn über den sogenannten "Versorgungsausgleich" beraten wurde, hatte Inge Donnepp die weiblichen Abgeordneten des Landtages und des Bundestages bei sich zu Gast. Und das ist es wohl, was ihr vor allem vorschwebt: Anstöße und Informationen geben, damit zwischen der Bundes- und der Landesebene mehr Kommunikation herrscht als bisher.

    Der Landtag hat keine direkten Einwirkungsmöglichkeiten auf den Bundesrat. Einmal hat Frau Donnepp bisher dem Hauptausschuß des Landesparlaments über ihre Bonner Tätigkeit Bericht erstattet. Daß sie nicht so im Rampenlicht der Öffentlichkeit steht wie andere Minister, mag Inge Donnepp persönlich zwar als Entlastung empfinden. Aber sie weiß auch, wo sie gefühlsmäßig hingehört: Als sie an der ersten Sitzung der SPD-Fraktion nach der Wahl teilnahm, setzte sich die Frau Minister zu den Abgeordneten aus Recklinghausen und nicht nach vorn zu den anderen Regierungsmitgliedern.
    Dirk Bavendamm

    ID: LI752503

  • Porträt der Woche: Helmut Schwartz (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 24 - 12.12.1975

    Sein wichtigstes parlamentarisches Amt steht nicht in der Geschäftsordnung des Landtags von Nordrhein-Westfalen: Helmut Schwartz ist Leiter des CDU-Arbeitskreises Innenausschuß. Nach der letzten Landtagswahl übernahm der 38jährige Abgeordnete damit eine Aufgabe, deren Bedeutung für die Praxis des Landesparlaments immer mehr zunimmt. Er muß für die Koordinierung der Arbeiten im wichtigen Innenausschuß mit den Parteigremien sorgen, er hat Entscheidungen und Stellungnahmen zu den Fragen seines Arbeitsgebietes rechtzeitig vorzubereiten.
    Fünf Jahre Landtagserfahrung hatte Helmut Schwartz vorher gesammelt. Er wurde schon 1970 im Wahlkreis Aachen-Land direkt für die CDU gewählt. Ehe er sich jetzt auf den Innenausschuß konzentrieren mußte, hatte er auch noch im Rechnungsprüfungsausschuß und — sicher nicht zufällig - im Sportausschuß mitgearbeitet.
    "Zur Politik kam ich, weil ich zu Hause Torwart war", meint Helmut Schwartz. Zu Hause — das war und ist der Stoiberger Sportverein, bei dem er von 1957 bis 1964 in Verbandsligaspielen das Tor hütete und dem er inzwischen als Vorsitzender einen Teil der immer knapper werdenden Freizeit widmet. Die Junge Union warb den populären Torwart an und setzte ihn bald erfolgreich als Kandidaten für Stadtrats- und Kreistagswahlen ein.
    Die nächste wichtige Chance bekam Schwartz, als er 1969 in das CDU-Landespräsidium kam. Der Mann aus dem Aachener "Revier" ist Mitglied der CDU-Sozialausschüsse. Im Bemühen um den Ausgleich in der Partei scheut er gelegentlich aber auch vor der Kritik der eigenen Freunde nicht zurück.
    Den Arbeitsplatz in der Glasindustrie will der gelernte Kaufmann nicht aufgeben: "Man muß doch immer daran denken, daß nach fünf Jahren die nächste Wahl kommt und man dann vielleicht in den Beruf zurückgeht." Im Mai 1975 wurde Schwartz als einer der jüngsten Landräte an die Spitze des Landkreises Aachen gewählt — gegen den sonstigen politischen Trend von einer CDU / F.D.P.-Koalition. Gerade das ist so etwas wie eine Herausforderung an das politische Geschick des jungen Landrats — denn "bei uns im Kreis Aachen war noch kein Landrat länger als eine Wahlperiode im Amt".
    Für Hobbys außerhalb der Politik bleibt dem Familienvater — vier Kinder zwischen 14 und zwei Jahren — wenig Zeit. Dennoch empfindet er die Verbindung zwischen Landtagsmandat und dem Aachener Landratsamt für die Arbeit in Düsseldorf als besonders fruchtbar: "Über 90 Prozent der Landtagsentscheidungen betreffen die kommunale Ebene, nun kann ich in der Praxis ,unten' kontrollieren, was immer wir vorher .oben' in Düsseldorf beschlossen haben."
    Das gilt gerade für den neuen Landkreis Aachen — im Norden Bergbau und Ballungsgebiete wie an der Ruhr, im Süden den auf Fremdenverkehr und Landwirtschaft angewiesenen früheren Kreis Monschau. Da ergibt es sich von selbst, daß Schwartz auch seinen Platz im Grubensicherheitsausschuß des Landtags hat und Lösungen für den schwierigen wirtschaftlichen Strukturausgleich suchen muß.
    Den Kollegen im Innenausschuß des Landtags hat Schwartz als Aachener Landrat für eine der bald bevorstehenden Aufgaben wichtige Erfahrungen voraus: Sein Kreis hat die Polizei schon längst dem Aachener Polizeipräsidenten mit unterstellt. Ein Modell, das Innenminister Hirsch im kommenden Polizeigesetz auf ganz Nordrhein-Westfalen übertragen will.
    Peter Weigert

    ID: LI75242D

  • Porträt der Woche: Hans Hubert Robertz (F.D.P.)
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 23 - 05.12.1975

    "Vor Ort" steht er im parlamentarischen Geschirr seit fünfzehn Jahren; im Düsseldorfer Landtag gilt er noch als "Newcomer" der F.D.P.- Fraktion. Aber der Schein trügt. Der fünfzigjährige Liberale Hans Hubert Robertz aus dem Ruhrgebiet weiß als gestandener Kommunalpolitiker nicht nur seit langem, was in der Landespolitik gespielt wird, sondern auch, was der Landespolitik aus der Sicht der Städte und Gemeinden noch fehlt.
    Als Fraktionsvorsitzender der F.D.P.- Fraktion in der Landschaftsversammlung Rheinland hat er seit Anfang der siebziger Jahre an den Sitzungen der liberalen Landtagsfraktion teilgenommen, als Fraktionsvorsitzender der Mülheimer Stadtratsfraktion der F.D.P. weiß er, wo es den Kommunen unter den Nägeln brennt. Im Landtag, dem er seit Mai dieses Jahres angehört, stieg Robertz sofort zum Vorsitzenden des Ausschusses für Kommunalpolitik, Wohnungs- und Städtebau auf. Auch ist er Mitglied des Petitionsausschusses.
    Für die Funktionalreform, die nach Abschluß der kommunalen Neugliederung im 7. Landtag eine der Hauptaufgaben des 8. Landtags sein wird, bringt er in Fraktion und Parlament wichtige Erfahrungen aus der Praxis mit. Der Kommunalpolitiker Robertz schreckt nicht vor der Feststellung zurück, daß so manches vom Landtag verabschiedete Gesetz, dessen Ausführung den Gemeinden oblag, sich bei Licht und in der Praxis besehen gar nicht so ausgereift erwiesen hat, wie man es hätte erwarten können. Ob er es besser machen können wird? Robertz traut es sich zu, allerdings ist er sich auch über die parlamentarischen Mehrheiten und die Stärke seiner Fraktion im klaren.
    Überhaupt, der geborene Mülheimer, genauer gesagt: Speldorfer, der von Wolfgang Döring in dessen Mülheimer Zeit einmal für die F.D.P. "gekeilt" wurde - bei Dörings Temperament ist dieser Begriff gestattet —, hat mit seinem Einsatz für die Partei an Selbstbewußtsein und Profil gewonnen: Kreisvorsitzender der F.D.P. und Vorsitzender des Bezirksverbandes Ruhr-West, Vorsitzender des Landeswahlkampf-Ausschusses 1974/75, das sind schon Positionen, die einem Politiker - auch wenn es eine von der Öffentlichkeit weithin unbeachtete Kleinarbeit ist — etwas abverlangen.
    Robertz, dessen stets korrekte Kleidung auch ein Synonym für Korrektheit im politisch-parlamentarischen Leben ist, kennt diese Kleinarbeit von seinem Beruf als Bundesbahnbeamter. Sein Engagement in Personal- und Sozialfragen — es spricht für ihn, daß er sich beruflich hat freistellen lassen — hat er in die Landespolitik mitgenommen. Der Liberale von der Ruhr ist, von seinem ganzen Habitus her, ein Engagierter, aber kein Radikaler, weder nach links noch nach rechts.
    Er zählt mit Scheel, Weyer, Döring, Funcke und Dorn — wenn auch meist im zweiten Glied stehend — zu jener "betrogenen Generation", die entweder im Krieg geopfert wurde oder sich nach dem Krieg im beruflichen oder politischen Streß frühzeitig verzehrte. Diese Generation ist allerdings zugleich auch ein Bindeglied zwischen Gestern, Heute und Morgen, und es sieht so aus, als gehöre Robertz zu denen im liberalen Bereich — vergleichbare Beispiele gibt es im Landtag auch bei den Christ- und Sozialdemokraten —, die diese Brückenfunktion übernommen haben.
    Karl Fischer

    ID: LI752302

  • Porträt der Woche: Erich Kröhan (SPD).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 22 - 28.11.1975

    Als Sohn eines Schneidermeisters im Zille-Hinterhaus-Milieu in Berlin- Charlottenburg aufgewachsen, wurden für Erich Kröhan (50) schon früh die Weichen seiner politischen Zukunft gestellt. Das soziale Elend der Arbeiter, ihre Ohnmacht vor dem Nazi-Regime und der Krieg bewogen den Siemens-Arbeiter mit seiner Frau, kurz nach dem Hochzeitstermin im Jahre 1947 der SPD und wenig später der IG Metall beizutreten.
    In den Berliner Hinterhöfen, wo Generationen "nur im Schatten lebten", wurde auch sein politisches Credo geboren: "Ich bin damals in die SPD eingetreten, weil sie für uns Arbeiter am meisten getan hat und vor allem aber am entschiedensten gegen den Krieg war." Seinem schon in Berliner Zeiten gefaßten Leitspruch ist sich der Vater eines Sohnes ("ebenfalls SPD-Mitglied") bis heute treu geblieben: "Lieber im zweiten Glied stehen und den Knopp auf, als vornean und bis obenhin zugeknöpft." Erich Kröhan liebt nicht den Aufwand, das große Zurschaustellen und Reden in der Öffentlichkeit, sondern "ich bin eher ein Mann der zweiten Reihe und schätze so etwas nicht".
    Verständlich deshalb, daß man den Landtagsabgeordneten, der bei der Wahl am 4. Mai für die Sozialdemokraten in seinem Mülheimer Stimmbezirk die Ja-Stimmen noch um einige Punkte auf 60,8 Prozent erhöhen konnte, nicht zu den in der Öffentlichkeit bekanntesten Politikern zählt. Für ihn, der seit Beginn der Wahlperiode auch dem Präsidium des Landtags angehört, heißt es vielmehr, die Kärrner-Arbeit in den Ausschüssen zu leisten, die von den Wählern kaum wahrgenommen wird. Jetzt in den Ausschüssen für Verkehr und für Sport setzt der gelernte Maschinenschlosser das fort, womit er nach seiner Übersiedlung aus der ehemaligen Reichshauptstadt im Mülheimer Stadtrat begonnen hatte.
    Bereits im Jahre 1956 widmete er sich als eines der jüngsten Ratsmitglieder den Bau-, Planungs-, Verkehrs- und Sportfragen der Ruhrgebietsstadt. Dies sind heute seine landespolitischen Schwerpunktbereiche, in denen es "noch viel zu tun gibt". Erich Kröhan betrachtet sich als entschiedener Verfechter des öffentlichen Nahverkehrs, dem auch weiterhin die erste Priorität beigemessen werden müsse. Was er an seiner politischen Tätigkeit heute vermißt, ist, "daß ich nach dem Inkompatibilitäts-Gesetz nicht mehr im öffentlichen Dienst tätig sein kann und nicht mehr wie bisher als technischer Angestellter bei der Stadt Duisburg Kontakt mit der Basis halten kann".
    Dieses Manko versucht er jedoch durch seine Arbeit in der Bezirksvertretung und zahlreichen Verbänden wettzumachen. In den Mülheimer Sportverbänden ist er jedenfalls als "Basismitglied" in seiner Freizeit ständig aktiv. Doch auch hier behält er Distanz zu denen, "die im Rampenlicht stehen". "Zum bezahlten Fußball habe ich ein ausgesprochen gespanntes Verhältnis." Sportlich fair blickt er auch in die politische Zukunft. "Ich werde diese Periode voll zu Ende machen. Was dann passiert, weiß ich nicht, da die Jungen nachstoßen. Auf alle Fälle werde ich politisch aktiv bleiben."
    Aktivität schreibt Erich Kröhan auch in seiner Freizeit groß. Als ehemaliger "Laubenpieper" (Kleingärtner) tankt er Frischluft und Fitness im heimischen Nutz- und Ziergarten. Dem "mittleren Einkommen" des Familienvorstandes gemäß steuern die Kröhans mit einem Motorboot mittlerer Klasse über die Ruhr oder holländische Seen, "wenn die Politik das zuläßt". Martin O. Schmuck

    ID: LI752202

  • Porträt der Woche: Alfred Dobbert (SPD) ehem. Vizepräsident des Landtages.
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 21 - 21.11.1975

    "Sein Buch" hat der Journalist im Gewände des Politikers nicht mehr geschrieben, obwohl er mit 69 Jahren, bei seinem Ausscheiden aus der aktiven Politik, ein Stück Parlamentsgeschichte mitgenommen hatte, um es zu durchforschen und zu beschreiben. Schade, denn gerade sein Buch wäre eine Fundgrube deutscher Nachkriegs- und nordrhein-westfälischer Landesgeschichte geworden. Aber Dobbert war, wie er selbst bescheiden bekannte, intellektuell zu redlich, um ohne Notizen und Zettelkasten, sich nur auf sein Gedächtnis verlassend, ein Stück Zeitgeschichte zu schreiben. In dieser Woche starb Dobbert, 78 Jahre alt, in seiner Heimatstadt Wuppertal.
    So mutig und wichtig Dobberts Haltung als sozialdemokratischer Reichstagsabgeordneter bei der Ablehnung des Ermächtigungsgesetzes war, seine bedeutendste Zeit lag in den ersten Nachkriegsjahrzehnten, in denen er 18 Jahre lang als erster Vizepräsident des Landtags und Mitglied des Vorstandes seiner Fraktion, kämpferisch und fair zugleich, den parlamentarischen Stil des neuen Landtags durch seine überzeugende persönliche Haltung mitprägte.
    Auch nach seinem Tode bleibt Dobberts Handschrift in der Landesverfassung, in der Geschäftsordnung des Landtages, nicht zuletzt auch in den sozialen Absicherungen des Abgeordneten- Entschädigungsrechtes erhalten. Sein Name ist in zahllosen Landtags- und Ausschußprotokollen zu finden, aber selbst das getreueste Wortprotokoll vermag auch nicht annähernd die menschliche Ausstrahlung, die Persönlichkeit dieses Politikers wiederzugeben, der es wie kein anderer zu seiner Zeit verstanden hat, Brücken zu schlagen, auch über ideologische Gräben hinweg, wenn es darum ging, das Gemeinwohl zu fördern. Dazu hatte Dobbert in einer Zeit, in der es, wie gerade in den ersten Nachkriegsjahren, darum ging, Not zu lindern und die Kriegswunden zu heilen, nur allzuoft Gelegenheit.
    Dobbert, dem noch beim Eintritt in die Berufsausbildung als Riemendreher niemand hätte weismachen können, daß er einmal zu den Spitzenpolitikern an Rhein und Ruhr zählen würde, hat sich den brennenden Fragen der Zeit über seine berufliche Tätigkeit hinaus als Stadtverordneter und zeitweilig auch Bürgermeister in Wuppertal, als Vorsitzender des SPD-Parteibezirks Mittelrhein, als Mitglied des sozialdemokratischen Parteivorstandes auf Bundesebene, später des Parteirates, ebenso gestellt wie als Landtagsabgeordneter, Fraktionsvorstandsmitglied und Landtagsvizepräsident.
    Dobbert hat dabei nicht immer nur Sternstunden erlebt und Ehrungen, wie 1961 bei seiner Auszeichnung mit dem Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern und fünf Jahre später auch mit dem Schulterband oder 1967 mit dem Ehrenring der Stadt Wuppertal, sondern sogar auch Stunden bitterer Enttäuschung, wie die des Jahres 1952. Damals wurde er wegen seines testen Eintretens für die prowestliche Allianz aus dem Parteivorstand, dem höchsten Gremium seiner Partei, herausgewählt. Auch als Dobbert Mitte der sechziger Jahre, wie schon einmal Anfang der fünfziger Jahre, sich für eine Große Koalition von Sozialdemokraten und Christdemokraten in diesem Lande einsetzte, fand er, der ein Leben lang Toleranz und Fairneß auch dem politischen Gegner gegenüber übte, nicht nur Zustimmung für diese Einstellung.
    In den letzten Jahren sah Dobbert, mit Abstand vom politischen Alltagsgeschäft und mit der Weisheit des Alters, die Vergangenheit, auch seine eigene, und die Zeitgeschichte in vielen Dingen in einem etwas anderen Licht als in der Zeit, in der er selbst noch mit Engagement Politik betrieb. Die Konturen waren weicher geworden. Karl Fischer

    ID: LI752102

  • Porträt der Woche: Karl Grüter (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 20 - 07.11.1975

    Wer von Kohle spricht, denkt an das Revier. Doch auch anderswo zwischen Weser und Rhein stehen Fördertürme, gehen Menschen in den Pütt - beispielsweise im Ibbenbürener Raum. Karl Grüter, seit 1970 CDU-Landtagsabgeordneter im Kreis Tecklenburg, kennt die Probleme der Kumpel — als hauptamtlicher DGB-Gewerkschaftssekretär und stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Grubensicherheit im nordrhein-westfälischen Landtag.
    Das von der Öffentlichkeit zu wenig beachtete parlamentarische Gremium müht sich um die Sicherheit der unter Tage arbeitenden Menschen in diesem Land. Dieser Schutz vor den Gefahren im Bergbau unterscheidet sich wesentlich von dem in anderen Industriebereichen.
    Der langjährige Geschäftsführer der IG Bau, Steine, Erden in Solingen-Remscheid: "Es drohen beispielsweise nirgendwo anders Kohlenstaubexplosionen, und Sprengungen erfolgen im Bergbau unter anderen Voraussetzungen." Der aus 17 Mitgliedern bestehende Ausschuß (Parteipolitik ist hier verbannt) erarbeitet auch in Zusammenarbeit mit Sachverständigen neue Konzeptionen im Sicherheitsbereich, die später in Verordnungen der Bergbaubehörde ihren Niederschlag finden. Solche Initiativen werden nicht am Konferenztisch geboren.
    Kaum ein anderer Ausschuß des Landtages "reist" häufiger durch Nordrhein-Westfalen. Der Grubensicherheitsausschuß informierte sich auch in anderen Bergbauländern, und er legt dem Parlament halbjährlich einen Rechenschaftsbericht seiner Arbeit vor.
    Doch auch wie in den anderen Bereichen der Wirtschaft wird es im Bergbau keine restlose Sicherheit geben — "wir können nur für die höchstmögliche sorgen", so Karl Grüter.
    Als Kommunalpolitiker (15 Jahre Bürgermeister und Kreistagsabgeordneter) beschäftigt ihn "die zunehmende Hilflosigkeit der Bürger vor der übermächtigen Bürokratie".
    Er zählt zu den Streitern für Verwaltungsvereinfachung und für Reduzierung der Gesetzesflut. "Wir müssen die Gesetze auch so fassen, daß sie für den einzelnen Bürger verständlich sind." Grüter, der erst als Bürgermeister 1964 den Weg zur CDU fand, sieht die Attraktivität einer Partei für den Bürger in einer guten Kommunalpolitik. So zeigt er eine gewisse Genugtuung, daß die CDU am 4. Mai in seinem Wahlkreis 49,5 Prozent der abgegebenen Stimmen erringen konnte — "und viele aus der Arbeiterschaft".
    Nach Auffassung des 45jährigen gelernten Maschinenschlossers sollte seine Partei ihre Leistungen auf der kommunalen Ebene wie auch im sozialen Bereich "besser verkaufen".
    Unter den von der CDU/CSU geführten Bundesregierungen seien u.a. das erste Mitbestimmungs- und das Betriebsverfassungsgesetz verabschiedet sowie die Kündigungsschutzregelung geschaffen worden.
    Und der aktive Gewerkschaftler seit jungen Jahren macht dem DGB den Vorwurf, daß er es in einigen Fällen an Neutralität vermissen läßt". Trotzdem ein uneingeschränktes Bekenntnis zur Einheitsgewerkschaft: "Eine Zersplitterung würden den Interessen der arbeitenden Menschen schaden." Sein Wirken für sie umfaßt noch weitere Bereiche: So als Arbeitsrichter am Arbeitsgericht Rheine und als Vorstandsvorsitzender bei der AOK für das Tecklenburger Land.
    Der auch von Karl Grüter in zahlreichen Resolutionen und auf vielen Versammlungen propagierte Slogan des DGB, "Am Samstag gehört Vati mir", ist längst verwirklicht worden, für den Gewerkschaftler und Abgeordneten selbst bleibt er allerdings noch unerfüllt.
    Jochen Jurettko

    ID: LI752002

  • Porträt der Woche: Heinz Chmill (SPD).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 19 - 31.10.1975

    "Wenn man noch an zwei oder drei Tagen in der Woche im ßlaumann' an der Drehbank steht, dann bekommt man von den Kollegen nicht nur Tips, sondern man muß auch sehr viel Kritik einstecken." Der das sagt, heißt Heinz Chmill, wurde vor 60 Jahren im sauerländischen Plettenberg geboren, wohnt noch heute nur 80 Meter von seinem Geburtshaus entfernt und vertritt diese Region seit 1966 im nordrhein-westfälischen Landtag als im Wahlkreis 128 Lüdenscheid I direkt gewählter Abgeordneter der SPD. Er ist, wie das Zitat belegt, einer der wenigen Arbeiter, die diesen im industriereichen Nordrhein-Westfalen nicht gerade schwach entwickelten Stand im Parlament und auch in dessen Präsidium repräsentieren.
    Zur SPD, der schon sein aus Westpreußen in das Sauerland eingewanderter Vater angehörte, stieß der gelernte Werkzeugschlosser 1947. Seitdem ist er auch Mitglied der mächtigen IG Metall. Wie viele seiner Generation hatte Chmill nach acht Soldaten- und Kriegsjahren 1945 "erst einmal die Nase voll". Aber dann erkannte er, "daß man etwas tun muß". Er handelte damals nach dieser Erkenntnis, und auch heute könnte sie noch als Motiv für sein politisches Engagement gelten. Denn er bekennt frei und offen, daß ihn die politische Praxis mehr reizt als die theoretische Diskussion.
    An der Werkbank der Firma, der er nun schon mehr als 25 Jahre angehört, machte Chmill auch eine Erfahrung, die manchem Abgeordneten nicht gerade wie Musik in den Ohren klingen dürfte: "Landespolitik läßt Sich vor Ort nur schwer verkaufen." Selbst die Gebietsreform hat die Gemüter nicht so sonderlich erregt, wie mancher in Düsseldorf glauben mochte. "Da hat der Fall Meyfarth viel mehr Staub aufgewirbelt." Nein, der Landespolitiker Chmill muß bei den Kollegen an der Werkbank den Buckel hinhalten für "große, schlagzeilenträchtige Politik" und versucht dann, schnell erzeugte oder schon lange vorhandene Vorurteile abzubauen und über Sachverhalte und Zusammenhänge aufzuklären. "Meistens gelingt das auch", freut er sich.
    Gesunden Sinn für das Praktische offenbart Chmill bei der Belegung der Arbeitsfelder der Landespolitik. Hielt er in den Zeiten der Gebietsreform in den dafür zuständigen Ausschüssen "die Finger drin", so hat er sich in dieser Legislaturperiode den Finanz- und den Verkehrsausschuß des Parlaments als Schwerpunkte seiner Abgeordnetentätigkeit ausgesucht. Er weiß warum: Zu Hause sitzt er dem Aufsichtsrat eines kommunalen Nahverkehrsunternehmens vor. Deshalb ist für ihn klar, daß auf dem Gebiet des Nahverkehrs sich "einiges tun wird", daß Fusionen ins Haus stehen, schwierige finanzielle Probleme einer Lösung harren. Auch die Sozialtarife gilt es in diesem Zusammenhang zu bedenken: "Höchstens 75 Prozent des Normaltarifs".
    In einer Zeit, in der manche die Fehler der Vergangenheit am liebsten ignorieren, scheint der bedächtige Westtale Chmill eher bereit zu sein, aus der Vergangenheit und ihren Fehlern zu lernen: "Als Parlamentsneuling ging ich in den Rechnungsprüfungsausschuß. Da lernt man schneller, was geht und was falsch ist." Und auch ein kommunales Mandat sollte ein Landespolitiker ruhig behalten: "Da erkennt man schneller, wie die eigenen Entscheidungen sich auswirken."
    So hält er es. Obwohl er der Bürgermeister- und Landratswürde entsagt hat und nur "einfacher" Abgeordneter ist, bleibt nicht viel Zeit für Privates: Garten, Schwimmen, Lektüre und Reisen, am liebsten nach Tunesien. Von dort hat er — Vater von zwei eigenen Kindern - vor Jahren einen Jungen mitgebracht ("der sagt heute Vater zu mir") und ihm zu Berufsausbildung und Stellung verholten.
    Karl Lohaus

    ID: LI751902

  • Porträt der Woche: Dr. Karl Fell (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 18 - 17.10.1975

    "Ich bin überzeugter Individualist", sagt der CDU-Landtagsabgeordnete Karl Fell von sich. Und das kann kaum anders sein bei jenem Menschenschlag, der aus dem deutsch-holländischen Grenzraum zwischen Mönchengladbach und Roermond stammt, Familientraditionen auf freier Scholle immer hochgehalten hat und bei aller staatlichen Daseinsvorsorge das bürgerschaftliche Engagement nicht missen möchte.
    Als Fell 1970 mit einem Direktmandat in den Landtag kam, hat er die Einwirkungsmöglichkeiten des einzelnen Abgeordneten auf Grundsatzfragen der Politik noch für recht groß gehalten. Heute sind Wunschvorstellungen dem Realitätssinn gewichen. Die politische Polemik war ohnehin nie sein Geschäft. Nüchternes, sachbezogenes Denken ist das Ergebnis seiner Berufsausbildung: Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Bonn, Freiburg und Köln; Promotion bei Professor Scheuner über "Plebiszitäre Einrichtungen im deutschen Staats recht", ein Thema, hinter dem sich anläßlich der Anti- Atomtodkampagne der frühen sechziger Jahre die Frage auftat, welchen Stellenwert Volksbefragungen und -abstimmungen in dieser Republik noch haben.
    Der aus Wegberg bei Erkelenz stammende, 38jährige Fell trat 1964 der CDU bei. Er hält die Union heute noch für die Partei, in der die Realisierung persönlicher Freiheitsräume am ehesten möglich sei. Dem Landtagsmandat voraus gingen richterliche Tätigkeiten bei Amts- und Landgerichten, auch kommunalpolitisches Engagement. Bürgermeister seiner Heimatgemeinde ist er geblieben. Im Landtag nahm er sich von Berufs wegen zunächst des Justizausschusses und um der Pflege seines trotz Industrialisierung nach wie vor landwirtschaftlich geprägten Wahlkreises willen auch des Ernährungsausschusses an. Fell hat an der Neuordnung des Aachener Raumes, am F ischerei- und am Landschaftsgesetz sowie an der Novellierung der Juristenausbildung maßgebend mitwirken können. Seit der Wahl 1975 arbeitet er im Haupt- und im Justizausschuß, ist zugleich Justizobmann seiner Fraktion.
    Neue spezielle Interessen und Aufgaben sind hinzugekommen. Etwa das Gebiet des Datenschutzes und der Computerkriminalität, ein Bereich, für den Fell als Vertreter der NRW-CDU auch im Vorstand der Interparlamentarischen Arbeitsgemeinschaft tätig ist. — Das alles zeigt: Sein Denken kreist um das Problem, wieweit Entfaltungsräume des Bürgers vor staatlicher Allmacht und wieweit Selbstverwirklichung vor gesellschaftlichen Zwängen geschützt werden kann. "Das gilt", sagt der Katholik Fell, "in der Kirche wie in der Politik. Der Trend zu Konzentration und Lenkung in der Landesentwicklungsplanung, in der Bildungspolitik und auch in der zentralen Steuerung kommunalpolitischer Leitentscheidungen steht im Widerspruch zu den Bedürfnissen des Menschen."
    Fürchtet dieser Abgeordnete, als Mandatsträger selbst in die Zwänge des Berufspolitikers, des politischen Funktionärs zu geraten? Fell hat dem vorgebeugt. Als Richterberuf und Mandat inkompatibel wurden, nahm er eine Referententätigkeit beim Bankenverband an und arbeitet seither vor allem über Wettbewerbsrecht und Rechtsfragen in der Europäischen Gemeinschaft. Wenn Fell nicht gerade mit der kinderreichen Familie wandert, Violine oder Tennis spielt, bevorzugt er Fachliteratur zur Freizeitgestaltung. Und - welch Wunder — er ist in einer Zeit, die scheinbar den öffentlich-rechtlichen Medien gehört, passionierter Zeitungs- und Zeitschriftenleser geblieben.
    Lothar Bewerunge

    ID: LI751802

  • Porträt der Woche: Mechthild von Alemann (F.D.P.)
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 17 - 03.10.1975

    Weil es ungerecht, aber wahr ist, daß die Frauen auch im Düsseldorfer Landtag unterrepräsentiert sind, kommt man im Gespräch mit der neuen F.D.P.-Abgeordneten Mechthild von Alemann sehr schnell auf das theoretisch schon bis zur Langeweile erörterte, in der Praxis aber noch immer nicht bewältigte Dauerthema von der Frau in Gesellschaft und Politik. Und da tut sich die zierliche Bibliothekarin respektheischend schwer. Lieber verwickelt sie sich im unbedingten Bemühen um Differenzierung mal in scheinbare Widersprüche, als daß sie griffige, abgegriffene Schablonen frustierter Organisations-Suffragetten widerkäut.
    Für die 38jährige Mechthild von Alemann, Mitglied im Präsidium des Landtags, ist es "unbestreitbar, daß viele Frauen noch benachteiligt sind". Aber: "Ich bin kein Vertreter von womens Hb im Landtag." Denn vom "organisierten Gegensatz, etwa durch eine Frauengewerkschaft oder eine Frauenbeauftragte", werde das Emanzipationsdefizit ebensowenig behoben wie durch eine "gezwungene oder geheuchelte Sonderstellung der Frau". Im Gegenteil, meint die "nicht militante, aber sehr entschiedene" Abgeordnete, ein "organisierter weiblicher Gegenpol" verzögere die angestrebte Entwicklung nur. "Das Ganze muß zwar entschieden, aber geduldig" in einem "langwierigen Prozeß" angegangen werden, "der von den Männern mindestens soviel Nachdenken erfordert wie von den Frauen."
    Folgerichtig ist es also, wenn sie sich ehrlich darüber freut, daß sie nicht über irgendein "Frauenkontingent" der Partei den Sprung von der Kommunalpolitik — seit 1967 war sie in Düsseldorf Bürgervertreterin - in den Landtag schaffte, sondern "als normales Mitglied der F.D.P.". Genauso folgerichtig kündigt Mechthild von Alemann an, sie wolle "keine frauenspezifische Politik" treiben, denn die gebe es gar nicht. "Da sind nur ganz wenige Fragen, die Frauen mehr angehen als Männer." Als Abgeordnete sei sie "für den Bürger und nicht für Frauen oder Männer" da.
    Alles andere als ein Alibi-Beitrag zum Jahr der Frau, hat sie sich von ihrer Fraktion gerne in den Verkehrsausschuß des Parlaments delegieren lassen, "weil mich immer der Gegensatz zwischen der Planung und den Wünschen der Bevölkerung irritierte". Der Bürger werde "in Verkehrsfragen oft regelrecht verplant". Bei dessen täglichen Schwierigkeiten sei die Verkehrspolitik "einer der allergischsten Punkte". Frau von Alemanns "besonderes Interesse" ist es, den öffentlichen Personennahverkehr "bedürfnisgerechter" zu machen.
    Im Ausschuß für Arbeit, Gesundheit und Soziales will sie benachteiligten Gruppen helfen, aus der Isolierung herauszufinden. "Dazu gehört nicht nur, verwaltungsmäßig Geld unter die Leute zu bringen, sondern man muß Maßnahmen gegen die Abseitsstellung vieler solcher Gruppen ergreifen." Zum Beispiel dürfe sich nicht "dieser Irrsinn" wiederholen, "Altersheime weit außerhalb der Ortschaften zu bauen".
    Ihren Beruf, Bibliothekarin bei einer großen Unternehmensberatung, will Mechthild von Alemann unbedingt behalten. "Ich will weiter arbeiten, damit ich weiterhin auch eine Betroffene bin." Sie betrachtet sich also nicht als "Berufspolitikerin" — ein Prinzip, "das von der doppelten Arbeitsbelastung her kaum durchzuhalten ist. Wie ich das schaffen werde, weiß ich nicht".
    Christoph Lütgert

    ID: LI751702

  • Porträt der Woche: Waltraud Lauer (SPD).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 16 - 26.09.1975

    Waltraud Lauer ist eine der wenigen (elf) Frauen im 8. nordrhein-westfälischen Landtag. Die 49jährige Duisburgerin, als Neuling im Landes-Parlament durchaus keine politische Anfängerin, sieht sich freilich nicht als Lobbyistin für im Jahr der Frau unverhofft entdeckte sogenannte Frauenfragen. Die Sozialdemokratin, die so gar nichts von dem hat, was man weniger amüsiert denn frustriert über SPD-Genossinnen des öfteren zu hören bekommt, meint schlicht: "Wir haben die gleiche Arbeit zu leisten wie die Männer. Wenn man das tut, wird man auch anerkannt." Dieser unprätentiösen Linie treu, macht Waltraud Lauer keinen Hehl daraus, daß sie gerne kocht und "schrecklich gerne" Gäste hat.
    Die Politikerin, Tochter eines von den Nazis verfolgten Sozialdemokraten und späteren NRW-Landtagsabgeordneten, mit einem Funktionär der Duisburger SPD verheiratet, Mutter eines 18jährigen Oberprimaners, der eine Schülergruppe der Sozialistischen Jugend "Die Falken" leitet, trat 1946 in die SPD ein. Eine Oberschule oder gar Hochschule hatte sie im "Dritten Reich" wegen des väterlichen Engagements nicht besuchen dürfen; statt dessen absolvierte sie nach der Volksschule die Handelsschule, eine kaufmännische Lehre und wurde Buchhalterin.
    In Gremien der Partei, in der Arbeiterwohlfahrt und bei den "Falken" bekleidete Waltraud Lauer verschiedene Funktionen. Von 1961 bis 1974 war sie Mitglied des Rates der Stadt Duisburg, zuletzt als stellvertretende Fraktionschefin, außerdem Mitglied der Landschaftsversammlung Rheinland.
    Das besondere Interesse Waltraud Lauers, die dem Landtagspräsidium angehört, gilt jugendpolitischen Problemen. Sie arbeitet in den Parlamentsausschüssen für Jugend und Familie, Gesundheit und Soziales, Justiz sowie Kultur mit. Dabei will sie ihre Kraft auf die außerschulische Bildung, auf die nach ihren Vorstellungen künftig die Bürger Nordrhein-Westfalens einen Rechtsanspruch haben sollen, auf weitere Reformen des Jugendstrafvollzugs und nicht zuletzt auf eine Änderung des Armenrechts konzentrieren. Denn gerade hier gehe es "ganz schrecklich" zu. Künftig, so macht sich Waltraud Lauer für die kostenlose, kommunale Rechtsberatung stark, müsse sichergestellt werden, daß jedermann, vor allem auch der sozial Schwache, sein Recht voll ausschöpfen könne, ohne zum Aufgeben gezwungen zu sein, weil das Geld fehlt.
    Aus langjährigen Erfahrungen in der Kommunalpolitik glaubt Waltraud Lauer zu wissen, "was der Bürger will und wo es auf den Nägeln brennt". Deshalb will sie die Chance nutzen, ihr "Basiswissen" in den parlamentarischen Gesetzgebungsprozeß einzubringen — nach dem Motto "Stadt und Land - Hand in Hand". Denn die im Landtag beschlossenen Gesetze hätten ihre Auswirkungen vor allem in den Kommunen.
    Dem Duisburger Stadtparlament gehört die Politikerin nicht mehr an. Nach dem Willen ihrer Ortspartei sind Doppelmandate nicht zulässig. Der Verzicht fällt ihr indessen gar nicht so schwer. "Es macht mir viel Spaß", sagt sie über ihre kurzen Erfahrungen im Landtag. Über das "Katergefühl" aller Neulinge, die an der Anonymität des Parlaments leiden, wird sie hinweggetröstet. "Die Bürger meines Duisburger Kommunalwahlkreises kommen immer noch mit ihren Anliegen zu mir. Sie haben noch gar nicht gemerkt, daß ich nicht mehr im Rat bin."

    Bernd Kleffner

    ID: LI751625

  • Porträt der Woche: Johannes Kaptain (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 15 - 19.09.1975

    Sein Terminkalender hat auch am Wochenende selten weiße Stellen, seine Funktionen multiplizieren sich fast wie von selbst, und trotzdem fühlt sich der Dürener Landrat, CDU-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Johannes Kaptain nicht als "Berufspolitiker". Denn der 49 Jahre alte Abkömmling von in die Voreifel geflüchteten Hugenotten, die später ihren Namen eindeutschten und katholisch wurden, beschreibt auch heute noch die "Bindung ans Werk" als die Basis seiner Arbeit.
    In der Tat begann die Karriere des Ältesten von sieben Geschwistern bei den RWE, wo der Kaufmannsgehilfe nach dem Kriege als Angestellter begann. Sechs Jahre später wählten ihn seine Kollegen in den Betriebsrat, und 1960 übernahm er den Vorsitz im Gesamtbetriebsrat des RWE-Konzerns. Seit 1963 sitzt Johannes Kaptain außerdem als Arbeitnehmervertreter im Wirtschaftsausschuß des Unternehmens.
    Diese "Früchte meiner harten Arbeit" sind aber auch die Widerspiegelung seines gesellschaftspolitischen Engagements, das Kaptain bereits 1946 zur CDU führte. Der Jugendarbeit in der katholischen Kirche folgten nahtlos Mandate in der Jungen Union, der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft und der CDU, deren Kreisvorsitzender er ist.
    In seinem Geburts- und Heimatort Kreutzau war er bis zur Neugliederung Bürgermeister, später Amtsbürgermeister, und seit 1964 ist der Vater von fünf Kindern Landrat des Kreises Düren. Bereits zwei Jahre später wurde der Bedächtigkeit ausstrählende Mann in den Landtag gewählt, dem er seit drei Legislaturperioden angehört und wo er seine "vor Ort" gewonnenen Kenntnisse im Kommunalpolitischen Ausschuß und im Landtagspräsidium umsetzt.
    Diese heimatliche und berufliche Verwurzelung ist für Kaptain, der sich selbst als "ausgesprochenen Mann der Mitte, als sozialpolitisch Halblinken" definiert und seinen Standort "auf dem rechten Flügel der Sozialausschüsse" sieht, die Kraftquelle, die ihn den "fast automatischen Prozeß der Ämterhäufung" nicht als Bürde, sondern als Verpflichtung ansehen läßt. Das "Schicksal des Arbeitnehmers zu verbessern" ist das Grundprinzip seines Handelns in allen Bereichen. Der auch im Parlament nicht durch große Reden hervorgetretene Abgeordnete, der stolz darauf ist, ein guter Zuhörer zu sein, achtet vor allem auf die Rückkopplung der Landtagsarbeit im Lande und beobachtet sorgfältig, "wie die Düsseldorfer Beschlüsse vor Ort ankommen".
    Und wenn er feststellt, daß im Kommunalbereich "effektiver und intensiver gearbeitet wird" als auf Landesebene, dann drückt er damit auch Urteile und Vorurteile "des kleinen Mannes" aus, den Kaptain von seiner vielfältigen Vereinstätigkeit her kennt und aufs Maul schaut. Wie dieser scheut auch Kaptain ideologische Auseinandersetzungen, sucht möglichst ohne Kampfabstimmungen zu leben. Doch der CDU-Abgeordnete, der in dieser Woche mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, hat es auch gelernt zu kämpfen. Und dann wird bei dem Rheinländer eine Zähigkeit spürbar, die schon mancher Gegner unterschätzt hat.
    Ämterhäufung ist auch nach Feierabend das Schicksal Kaptains, der sich als Rheinländer fühlt und die Feste leiert, die im Kalender stehen. Kein Wunder, daß er in mehreren Vereinen mitmacht und in seinem Heimatort Kreutzau bereits als Schützenkönig und Prinz Karneval die Freizeit seiner Mitbürger lenkte. Für Hobbys bleibt da dem Vater von fünf Kindern kaum Zeit. Wenn sich für ihn trotzdem einmal Freizeit einstellt, legt Johannes Kaptain am liebsten Schallplaten auf: Chormusik und Folklore.

    Helmut Breuer

    ID: LI751532

  • Porträt: Dr. Heinz Engelhardt (SPD).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 9 - 21.03.1975

    Er wünscht kein geschriebenes Porträt von sich, kein freundliches Abschildern seiner Person inklusive Hobbys und Kinderzahl. Der SPD-Abgeordnete Dr. Heinz Engelhardt, der nach nur einer Legislaturperiode den Düsseldorfer Landtag wegen des Zungenbrechers "Inkompatibilität" schon wieder verlassen muß, will noch was loswerden; ein "Rückblick" auf fünf Jahre Parlamentsarbeit ist ihm wichtig; kein Rückblick im Zorn, doch durchsetzt mit Kritik.
    Darum schnell vorweg sein politischer Werdegang, gleichsam zum Abhaken im Telegrammstil: Geboren 1930 in Wuppertal-Elberfeld; starke Prägung schon des Jungen durch das echte Arbeitermilieu in seiner aus Tradition sozialdemokratischen Familie; Schulbesuch noch zu einer Zeit, da er und seinesgleichen gegenüber "bürgerlichen" Kindern deutlich benachteiligt und vom Lehrer attackiert wurden, wenn sie etwa den teuren Atlas nicht bezahlen konnten. 1947 Eintritt bei den "Falken"; seit 1954 SPD-Mitglied; 1956 Wuppertaler Juso-Chef, bevor Johannes Rau das machte; Weihnachten 1969 Aufforderung an ihn, für den Landtag zu kandidieren. Obwohl es seiner beruflichen Entwicklung als Chirurg "nicht besonders förderlich" sein würde und er "noch nicht einmal wußte, was es für Diäten gibt", nahm Engelhardt das ihn überraschende Angebot an, zog 1970 in das Parlament ein und leistete wesentliche Beiträge für das Zustandekommen des Krankenhaus-, des Rettungsdienst- und des Facharztgesetzes.
    Gerne würde er für weitere fünf Jahre Volksvertreter am Schwanenspiegel sein. Aber Engelhardt hat selbst dabei mitgewirkt, daß er "inkompatibel" ist, daß er als von der Stadt Köln bezahlter Krankenhauschirurg und somit Angestellter im öffentlichen Dienst dem Parlament in der kommenden Legislaturperiode nicht mehr angehören darf, wenn er seine berufliche Position nicht aufgeben will. Er findet es auch "im Grunde richtig", daß Kontrollierte und Kontrolleure nicht in Personalunion die Parlamentsbänke drücken sollen. Doch bevor die von ihm mitgetragene "Inkompatibilität", die Unvereinbarkeit von Amt und Mandat, überhaupt zum erstenmal wirksam werden kann, kommen Engelhardt schon Zweifel, ob das seinerzeit angepeilte Ziel "überhaupt erreichbar" ist. Er befürchtet gar, daß die Beamten jetzt erst recht in hellen Scharen in den Landtag strömen.
    "Es ist schlimm", meint Engelhardt ganz offen, "für manchen Beamten werde das Mandat doch zu einem 'lukrativen Geschäft'." Denn der brauche sich ja nur beurlauben zu lassen, womit er nicht mehr unter die Unvereinbarkeitsbestimmung falle, "seine Bezüge laufen zumindest zu 50 Prozent weiter, und dann kommen noch die Diäten drauf". So würden "bestimmte Personengruppen angelockt, die die Qualifikation gar nicht haben". Der wirtschaftlich unabhängige Abgeordnete sei sehr wohl nötig; "aber warum muß ein Beamter, der ins Parlament kommt, mehr verdienen als vorher?!"
    Auch zur Möglichkeit, einem Parlament viele Legislaturperioden hindurch angehören zu können, hat Engelhardt seine eigenen und ketzerischen Gedanken: "Es ist verderblich für den einzelnen Abgeordneten, sich nach einer gewissen Zeit wiederwählen lassen zu müssen." Damit sehe der Parlamentarier doch oft "mehr auf den Wähler als auf die sachliche Notwendigkeit". Beispielsweise in der kommunalen Neuordnung sei "viel Unehrlichkeit produziert worden. Wenn ich das schon höre, wenn einer sagt: das kann ich in meinem Wahlkreis nicht vertreten." Wenn Abgeordnete etwas sachlich Richtiges nicht politisch durchsetzen wollen, "disqualifizieren wir unsere eigene parlamentarische Arbeit".
    Christoph Lütgert

    ID: LI750902

  • Porträt: Paul Lakämper (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 8 - 15.03.1975

    Er ist ein Pünktlichkeitsfanatiker, der Landrat von Gütersloh, und damit für jeden Kenner der parlamentarischen Szenerie — jedenfalls auf Landesebene — eine Rarität. In seinem Heimatkreis aber, wo Paul Lakämper das "Sagen" hat, dringt er auf zeitliche Disziplin auch seiner Mitarbeiter und aller Gremien, zu denen er einlädt.
    In die Politik ist der katholische Westfale vom Jahrgang 1926 über die bündische Jugendbewegung gekommen; wie so viele seiner Generation, die Krieg und Kriegsende noch an eigenem Leibe verspürt haben, von der Sorge getrieben, daß man niemals wieder eine Jugend so mißbrauchen dürfe.
    Die politische Heimat des langjährigen Pfarrjugend- und späteren Dekanatsführers im Bund der katholischen Jugend war und ist die CDU, der er mit 26 Jahren beitrat und die ihn sogleich zum Ortssprecher der Jungen Union in seiner Heimatstadt bestellte. Sein parlamentarischer Einstieg begann in der Kommunalpolitik, die ihn auch veranlagte, von der Jungen Union zur Kommunalpolitischen Vereinigung der CDU zu wechseln. Zugleich erfolgte neue Aktivität in den Sozialausschüssen.
    Obwohl Paul Lakämper kein Mann großer Sprüche ist — auch im Landtag gilt er eher als wortkarg -, setzte er sich beharrlich und gradlinig durch. Nach sechsjähriger Tätigkeit als Ratsherr von Gütersloh wurde er Fraktionsvorsitzender der CDU im Stadtrat, nach weiteren drei Jahren auch Mitglied des Kreistages Wiedenbrück und abermals drei Jahre später Landrat dieses Kreises, ein Amt, das er inzwischen mehr als ein Jahrzehnt bekleidet.
    1966, als die Landtagswahlen anstanden und der Landtagswahlkreis seiner Heimat geteilt wurde, drängten ihn seine lokalen und regionalen Parteifreunde zur Kandidatur. "Wir wissen, was du für deine Heimatstadt und den Kreis geleistet hast und was du kannst! Jetzt mußt du auch nach Düsseldorf!" war ihr Wunsch und später das Votum der Wähler.
    Lakämper aber war vom Landtag am Düsseldorfer Schwanenspiegel zunächst enttäuscht. Der gelernte Werkmeister, der in der Kommunalpolitik gewohnt war, "Nägel mit Köpfen" zu machen, empfand die Landespolitik viel zu theoretisch und zu wenig praxisbezogen. Das änderte sich erst, als die kommunale Neugliederung im Landesparlament anstand und sich die Parlamentarier bei den ersten Neugliederungsgesetzen noch um jede Einzelheit kümmern konnten. Da war Lakämper wieder in seinem Element.
    Darüber hinaus gehörte sein Engagement Jugend- und Sportfragen. Noch heute, nach Abschluß der kommunalen Neugliederung, bedauert es Lakämper, daß die Neugliederung in ihrer letzten Phase nicht mehr mit jener Gründlichkeit betrieben werden konnte, mit der die Parlamentarier angetreten waren. Für die notwendigen Kompromisse, so meint er, müßten hohe Preise gezahlt werden, und es werde sich erst in Jahrzehnten herausstellen, ob sie nicht zu hoch gewesen seien.
    Auf jeden Fall — das ist für ihn, der auch im nächsten Landtag vertreten sein wird, ein fester Vorsatz muß bald eine umfassende Funktionalreform folgen, wenn nicht vieles umsonst gewesen sein soll.
    In der wenigen Freizeit, die ihm die politische Betätigung in der Partei und auf drei parlamentarischen Ebenen läßt, widmet er sich seiner Familie und seinem Eigenheim. Er ist ein begeisterter Bastler. In den wenigen Ferienwochen aber zieht es ihn mit Frau und drei Kindern in die Tiroler Berge, und in dieser Zeit hat er mit der Politik "nichts am Hut".
    Karl Fischer

    ID: LI750802

  • Porträt der Woche: Wilhelm Mayfeld (SPD).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 7 - 07.03.1975

    Wilhelm Mayfeld wird dem nächsten Landtag nicht mehr angehören. "In meinem Alter muß man wissen, wann man Schluß machen sollte", meint er. Der Rektor einer Hauptschule in Castrop-Rauxel, am 9. Januar 1913 in Bövinghausen (Kreis Dortmund) geboren, will sich ab Mai auf die Kommunalpolitik zurückziehen.

    Soziales Engagement hat Wilhelm Mayfeld im Elternhause gelernt. Er stammt aus einer alten Bergmannsfamilie. Vater Wilhelm und Großvater Friedrich, der 1952 im Alter von 99 Jahren starb, waren Hauer unter Tage. Der Opa ging fast bis zum 70. Lebensjahr jeden Tag anderthalb Stunden zu Fuß zum Pütt und wieder zurück, gehörte schon früh zum Bergarbeiterverband und erzählte dem Enkel von Tarifkämpfen, Streik, Aussperrung und Solidarität der Kumpel.

    Vater Wilhelm war Sozialdemokrat und nach 1928 sechs Jahre lang arbeitslos. Die Eltern sparten sich den letzten Groschen ab, damit die beiden Jungen das Abitur machen konnten. "Uns half es sehr, daß wir musikalisch begabt waren", erzählt Wilhelm Mayfeld von den Notjahren. Der Vater und die beiden Söhne spielten gut Klavier. Mit Unterhaltungsmusik in Cafes verdienten sie das Geld für Schule und Studium. Der Vater hatte schon vorher Stummfilme in Kinos musikalisch untermalt und damit das Familieneinkommen aufgebessert.

    Weil die Familie politisch belastet war, mußte Wilhelm Mayfeld junior zur Nazizeit "freiwillig" dem studentischen Arbeitsdienst beitreten, um zum Studium zugelassen zu werden. Seine erste Lehrerstelle trat er am 1. Mai 1937 in Trakehnen an. "Ich kam gerade richtig zur Maifeier." Innerhalb von zwei Jahren wurde er, als Lehrer und Kantor zugleich, in fünf verschiedene ostpreußische Kreise versetzt. "Ich lernte ein herrliches Land kennen", sagt er.

    1939 wird Wilhelm Mayfeld eingezogen. Am 6. Mai 1945 erleichtert er einen General, "der ohnehin einen Wagen hatte", in Mecklenburg um ein Fahrrad und ist bereits am 24. Mai bei seiner Frau in Castrop-Rauxel, wo er Anfang 1946 Lehrer und später Rektor wird. Er ist Mitbegründer der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). "Ich habe aber bald eingesehen, daß gewerkschaftliche Tätigkeit nicht ausreicht, politisch Einfluß zu nehmen", sagt er. 1954 tritt er in die SPD ein. Ein Jahr später ist er Vorsitzender des Ortsvereins. 1956 wird er in den Rat, in dem er viele Jahre die SPD-Fraktion führt, 1966 in den Landtag gewählt. Im Landesparlament gehört er dem Haupt- und dem Kulturausschuß sowie als Stellvertreter dem Innen- und dem Petitionsausschuß an. In Schulfragen spricht er als alter Praktiker ein gewichtiges Wort mit, aber ihn interessiert das gesamte Feld der Kulturpolitik. Besonders hat er sich für das Musikschulgesetz eingesetzt.

    Auch an Plenartagen hat Wilhelm Mayfeld in seiner Hauptschule wenigstens die erste Stunde Unterricht erteilt. "In meiner ganzen Zeit als Abgeordneter habe ich jeden Schultag vor einer Klasse gestanden", versichert er. Fit hält er sich auf stundenlangen Wanderungen, mit Kneippschen Wassergüssen und am geliebten Klavier. Besonders gern spielt er Haydn-Sonaten.

    Gerd Goch

    ID: LI750702

  • Porträt der Woche: Franz Mader (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 6 - 01.03.1975

    Hätte es 1970 nicht den Parteiaustritt gegeben, wäre er in der jetzt zu Ende gehenden Legislaturperiode Landtagsvizepräsident gewesen. Und gäbe es nicht eine um 13 Monate ältere Fraktionskollegin, so wäre der 63jährige vermutlich der Alterspräsident des neuen Landtags. Franz Mader ist ein "Wassermann" des gleichen Jahrgangs wie Heinz Kühn. Doch es gibt keine gegensätzlicheren Lebensläufe als die des Sozialdemokraten, der 1933 emigrieren mußte, und des Liberalen, der den 2. Weltkrieg als Gebirgsjäger in Stalingrad und am Ende bei Monte Cassino mitmachte und sich als Oberst das Ritterkreuz holte.

    Als er — 1912 — geboren wurde, gehörte sein Heimatort Mitteldorf zu Österreich-Ungarn. Deutsche waren sie allezeit in diesem Teil von Mähren zwischen Adlergebirge, Glaserberg und Altvater. In der Grafschaft Glatz, wo er aufwuchs, lernte Mader im Mit- und Nebeneinander mit den Tschechen, wie er heute sagt, das Völkerrecht sozusagen praktisch und ohne Pathos kennen. Man war mißtrauisch, fand aber einen Modus vivendi, verlangte das Recht der Selbstbestimmung und fühlte sich als Schlesier, zuallererst aber als Deutscher.

    Damit ist erklärt, warum seine politische Tätigkeit nach dem Krieg zunächst einmal mit dem "Volkstum" zu tun hatte. Für den Nachkommen von Bauern, Handwerkern und Juristen war ebenso klar, daß die materielle Sicherung den Vorrang vor parteipolitischer Betätigung hatte.

    Erst nachdem dieser Wirklichkeitsmensch, der ohne Zimperlichkeit mit einer gewissen Kühle seinen Weg geht, in Bielefeld eine florierende Fachanwaltspraxis für Steuerrecht aufgebaut und als Vorsitzender der Landsmannschaft Schlesien in Nordrhein-Westfalen Aktivitäten entwickelt hatte, trat er - 1956 - in die F.D.P. ein. 1967 zog das langjährige Ratsmitglied in den Landtag ein.

    Doch dann machte er mit einigen Parteifreunden Schlagzeilen, weil er "wegen der sehr einseitigen Entwicklung" seiner Partei zur NLA stieß, die er als ein innerparteiliches Gegengewicht zum linken Flügel auffaßte. Im Oktober 1970 trat er - auch Vorsitzender des F.D.P.-Bezirksverbandes Ostwestfalen/Lippe — aus der F.D.P. aus, 1971 schloß er sich der CDU-Landtagsfraktion und der CDU an.

    Hier arbeitet er — vor allem in der Mittelstandsvereinigung, der Union der Vertriebenen und der Vereinigung der Juristen — intensiv mit, während er sich seit dem Parteiübertritt im Plenum des Landtags kluger und angemessener Zurückhaltung befleißigt. Für ihn ist auch in der Politik "Hirn und Herz" im Spiel; doch ist nach seiner Ansicht eine Partei "keine Frau, die man liebt". Politik ist für ihn noch immer eine Sache, an der man sich "die Nase blutig schlagen" kann.

    Der Katholik Mader — von Jugend an die Eigenwilligkeit in Person — fühlt sich nach wie vor, auch in der CDU, als ein Liberaler, dem seine Selbständigkeit die Hauptsache und jeglicher Zwang zuwider ist. Er ist ein Liberal-Konservativer mit einem Schuß nationaler Denkungsart, für den die soziale Komponente durch die Vertriebenenarbeit gekennzeichnet ist: "Das Nationale betone ich nicht zu stark, aber man muß wissen, zu welchem Volk man gehört."

    Gerhard Malbeck

    ID: LI750602

  • Porträt der Woche: Aloys Schwarze (SPD).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 5 - 21.02.1975

    Wegen einer Wahlrede vor dem Rathaus von Paderborn mußte sich der SPD-Landtagsabgeordnete Aloys Schwarze 1958 gegenüber dem Bonner Parteivorstand verantworten. Der praktizierende Katholik hatte dem Marxismus eine Absage erteilt - zu einer Zeit, da das Godesberger Programm in der Sozialdemokratie das Verhältnis zu den Katholiken noch nicht neu bestimmt hatte.

    Im Spannungsverhältnis zwischen der Zugehörigkeit zur SPD und dem Bekenntnis zum katholischen Glauben war der junge Abgeordnete vom "Stalingrad-Jahrgang" (1921 geboren) auf gewachsen. Schon sein Vater war in der Erzbischofsstadt Paderborn vor 1933 Sozialdemokrat und aktives Mitglied seiner Kirche zugleich gewesen. Daß er selbst für seine Partei mit Mut und konsequentem Einsatz ein neues Verhältnis zur katholischen Kirche in seinem politischen Arbeitsbereich mitgeschaffen hat, das würde der zurückhaltende Aloys Schwarze von sich selbst kaum behaupten. Führende Geistliche des Paderborner Erzbistums sind da weit eher bereit, seinen Bemühungen ihren Respekt zu zollen.

    Seit Schwarze 1956 mit 34 Jahren als jüngster Abgeordneter über die Reserveliste in den Landtag von Nordrhein-Westfalen "nachrückte", hat er dem Landtag angehört — mit zwei kurzen Unterbrechungen nach Wahlen, bis jeweils sein ostwestfälischer Listenplatz zum Nachrücken dran war. Seine journalistische Tätigkeit als Leiter der Paderborner Bezirksredaktion der "Neuen Freien Presse" (heute "Neue Westfälische") hat er in all diesen Jahren beibehalten. Trotz der Doppelbelastung wurde er in der vorletzten Wahlperiode sogar als Nichtjurist zum Vorsitzenden des Justizausschusses gewählt.

    Seine Ausbildung nach der Heimkehr aus Kriegsgefangenschaft in Italien hatte Schwarze in Bielefeld erhalten. Schreibtisch an Schreibtisch Carl Severing gegenüber, dem früheren preußischen und Reichsinnenminister in der Zeit der Weimarer Republik. Als Chefredakteur einer zunächst nur zweimal wöchentlich erscheinenden Zeitung hatte Severing viel Zeit, seinen einzigen Volontär Leitartikel "zur Probe" schreiben zu lassen und ihn in die Politik einzuführen. Für das eigentlich angepeilte Hochschulstudium hatte Schwarze in den Nachkriegsjahren keinen freien Studienplatz finden können. Schließlich ging er nach Frankfurt, um sich eine Weile fremden Wind um die Nase wehen zu lassen, ehe er als Redakteur ins heimatliche Paderborn zurückging.

    Mit der Wahl in den Stadtrat kam 1953 der erste Schritt in die Politik selbst. Daß die Partei ihn dann bald in den Landtag schickte, daß er immer neue Aufgaben erhielt — Aloys Schwarze hat dies alles so akzeptiert, wie es der strengen preußischen Pflichterfüllung seines Lehrmeisters Severing entsprochen hätte. Zum politischen Kern der SPD-Landtagsfraktion in Düsseldorf hat er schon bald gehört. Nach 19 Jahren, in denen er im Landtag mit Sachverstand und Überzeugungstreue gelegentlich auch gegenüber den Wünschen der eigenen Parteifreunde unnachgiebig, gewirkt hat, will Aloys Schwarze zur Neuwahl am 4. Mai 1975 nicht mehr kandidieren.

    "Ich habe es meiner Familie versprochen, daß ich es nun nicht noch einmal tue", sagt Schwarze. "Die Belastung ist zu groß geworden, man kann heute nicht mehr Abgeordneter sein und das mit einem vollen Beruf vereinbaren." Sein Sohn ist Jurastudent, die Tochter steht vor dem Abitur. Der Abgeordnete aus Paderborn weiß, daß er sich oft kaum ausreichend hat um seine Kinder kümmern können, "ein wenig Hilfestellung brauchen sie vielleicht noch".
    Aber es ist nicht nur die Familie, nicht nur die physische Belastung des Landesparlamentariers, der allwöchentlich für mehrere Tage aus einem der entferntesten Landesteile nach Düsseldorf fahren muß. "Es sind Jüngere da, die sich rechtzeitig in diese Aufgabe einarbeiten müssen." Und ein wenig stolz ist er darauf, daß es in seinem Partei-Unterbezirk kein Juso- Problem gibt, weil er auch dort dafür gesorgt hat, daß die nächste Generation in die Verantwortung aufrückt.

    Peter Weigert

    ID: LI750529

  • Porträt der Woche: Rudi Nickels (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 4 - 07.02.1975

    Der Mann mit dem schütteren Blondhaar hat seine Grundsätze: "Gute Sozialpolitik ist nur durch gute Wirtschaftspolitik möglich", sagt Rudi Nickels. Der engagierte Sozialpolitiker, überzeugte Gewerkschafter und Arbeitnehmervertreter gilt als "ehrliche Haut". Unternehmergewinne seien kein Teufelswerk, sondern Voraussetzung für gute Sozialpolitik, meint der Reviermensch Nickels.

    Er wohnt im Stuckenbusch, nur ein paar Steinwürfe von den Revierstädten Recklinghausen, Herten und Herne entfernt. Das Ruhrgebiet ist Heimat und vorrangiger Wirkungsbereich des 1926 in Bottrop geborenen Bergarbeitersohnes. Als Lehrling schwang er den Schmiedehammer der Zechenwerkstatt "Prosper", bevor er — mitten im Kriege — zum Arbeitsdienst und zur Marine eingezogen wurde.

    Im Juli 1945 kam Rudi Nickels aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Der Vater war tot, der älteste von fünf Nickels-Söhnen gefallen, der dritte - bis 1948 - noch in einem sowjetischen Kriegsgefangenenlager. Bergbauschmied Rudi Nickels mußte der Mutter - 96 Mark Rente im Monat - helfen, die Familie zu ernähren. Diese Umstände haben den Mann "innerlich motorisiert" und mitgeprägt.

    1950 wurde Nickels Jugendsekretär der Industriegewerkschaft Bergbau und Energie, die ihn 1957 als Sekretär in Recklinghausen einsetzte und ihm ein Jahr später die Geschäftsstelle in Herne anvertraute. Die IGBE wählte ihn 1960 in ihren geschäftsführenden Vorstand, beauftragte ihn für die nächsten vier Jahre mit Schulungs- und Bildungsarbeit und übertrug ihm 1964 die Abteilung Sozialpolitik in der Bochumer Zentrale.

    Gewerkschaftsarbeit und Tätigkeit in der Christlichen Arbeiterjugend führten Nickels in die Politik: "Um mitbestimmen, bei Entstehung von Gesetzen Einfluß ausüben zu können, muß man sich parteipolitisch betätigen." So schloß er sich 1956 der CDU an, deren stellvertretender Landesvorsitzender in Westfalen-Lippe er seit 1971 ist und deren Sozialausschüsse in diesem Bereich er schon länger als zehn Jahre leitet.

    Im Landtag wirkt Nickels seit 1966, zuerst im Haupt- und Wirtschaftsausschuß, seit 1970 im Wirtschaftsausschuß und als stellvertretendes Mitglied im Ausschuß für Arbeit und Soziales. "Für meine Frau und die beiden erwachsenen Söhne wird meine Zeit immer knapper, erst recht für meine alten Skatfreunde. Wenn mal ein Sonntagmorgen frei ist von Versammlungen, dann reicht es vielleicht zum Skat."

    Der Revier-Westfale Nickels, der auch dem Sozialbeirat bei der Bundesregierung angehört, ist Vorsitzender der Bundesknappschaft, seit Oktober 1974 auch der Bergbau-Berufsgenossenschaft. Erstmalig leitet mit Rudi Nickels ein Mann der IGBE diese beiden Institutionen. Im Knappschaftsbereich obliegt dem Vorsitzenden Nickels die Einflußnahme auf 14 Krankenhäuser mit rund 5500 Betten.

    Nickels' Engagement in der Sozialpolitik, hier vornehmlich im "Bereich Krankenhäuser", ist bei Bergleuten und -invaliden im Ruhrgebiet schon sprichwörtlich: "Hasse Sorgen, hasse Pickels — wende dich an Rudi Nickels."

    Eugen Vietinghoff

    ID: LI750402

  • Porträt: Gerhard Wendzinski (SPD).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 3 - 31.01.1975

    Gerhard Wendzinski gehört zu den SPD-Abgeordneten, die ihr Mandat mehr als Auftrag der Wähler denn als Befriedigung persönlicher politischer Leidenschaften betrachten. Er fühlt sich in die Pflicht genommen, ist deshalb auch fähig, hinter die Sache zurückzutreten. Rein äußerlich - randlose Brille, glattes Gesicht, kurzes linksgescheiteltes Haar, Konfektionsanzug - scheint er dem Klischee des unscheinbaren Parlamentariers zu entsprechen, dem Stereotyp des fleißigen, nüchtern-technokratischen Abgeordneten.
    Das ist freilich auf den zweiten Blick ein Irrtum und wohl auch der einzige Widerspruch in der Person des 39jährigen Dortmunder Physik- Ingenieurs. In seinem Beruf — wie in der Politik - wirkt er als "Übersetzer" ausgleichend, überträgt er als Dolmetscher die strengen Terminologien der Physik in die Sprache der Technik, wird damit zum Medium für die Nutzanwendung neuer naturwissenschaftlicher Ergebnisse und Erkenntnisse in der Industrie. Und deshalb notwendig darauf angewiesen, immer auf dem laufenden zu bleiben, kann Wendzinski beispielsweise sagen: "Ich werde immer zu denen gehören, die das Bestehende überprüfen."
    So motiviert, mag der heimliche Weinliebhaber aus Deutschlands berühmtester Bierstadt seine Fähigkeiten und Kenntnisse nur sachgerecht einsetzen, etwa im Verkehrs- oder Jugend- und Familienausschuß oder und vor allem im Planungsausschuß.
    "Planung", sagt der Vater von zwei Töchtern (8, 5), "ist ein Teil der Sozialpolitik." Aus diesem nur entfernt technokratischen Verständnis heraus versucht Wendzinski seine Politik "an den Bedürfnissen der Menschen zu orientieren". Ein Allerweltssatz, sicher, aber deshalb nicht notwendigerweise weniger ehrlich.
    "Stillstand", artikuliert sich der sozialreformerische Elan Wendzinskis, "heißt für mich Rückschritt. Um dann doch klärend einzuschränken: "Aber es gibt nichts, was stillsteht." So eingegrenzt kann er auch von Systemveränderung reden. In diesem Verständnis sieht er sich selbst als Systemveränderer.
    Ob er Veränderung bewirkt hat, läßt er offen. In 20 Jahren SPD- Mitgliedschaft, 22 Jahren Zugehörigkeit zur IG Metall, mehr als zehn dahren Kommunal- und Landespolitik sind Erfolge natürlich nicht ausgeblieben. Das überzeugt den Wähler. Und aufs Überzeugen kommt es dem Politiker Wendzinski an. Sein äußerlich kühles Engagement, in dem immer auch der Zweifel mitschwingt und das Vorurteil, daß ein Techniker sich nicht politisch zu betätigen habe, setzt er in Dortmunds Norden zusammen mit seiner Frau nicht nur in der SPD, sondern auch in Kreisen der evangelischen Kirche ein. Überzeugen will er als konsequenter christlicher Sozialist, aber nicht als Theoretiker, sondern als Praktiker.
    Deshalb hält Wendzinski auch viel davon, sich aus eigener Anschauung ein Urteil zu bilden. Das gilt nicht allein für die Politik. Früher, als er noch Zeit hatte, unternahm Wendzinski jedes Jahr große, mehrere Monate dauernde Reisen in den Orient. Heute reicht es gerade noch für den Urlaub im Norden. Das bißchen Freizeit gestaltet Wendzinski zweckdienlich. Im Technikerjargon: "Wenn ich Muße habe, versuche ich zu speichern." Er lädt Wissen auf, aber auch Nervenkraft, denn "in der Politik muß man sich konzentrieren".
    Gelassen sieht er seinem neuerlichen Landtagswahlsieg entgegen. 62 Prozent holte Wendzinski 1970, als er zum erstenmal für das Düsseldorfer Parlament kandidierte. Frau und Familie vor allem, nicht zuletzt auch der Stahlriese Hoesch, werden auch in den nächsten fünf Jahren "ihren Mann" nicht ungeteilt haben. Bernd Klettner

    ID: LI750302

  • Porträt: Josef Schümmer (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 2 - 24.01.1975

    "Meine Art und meine Sprache sind geprägt durch den dauernden Umgang mit Arbeitern. Daher spreche ich auch mit Ministern, Bischöfen oder Professoren nicht anders." Für den CDU-Abgeordneten Schümmer ist jeder zunächst eimal Mensch. — "Man soll beim Einsatz für andere nie auf Dank hoffen, aber immer dankbar sein — auch für das kleinste gute Wort. Die meisten Menschen kennen nicht die belebende Kraft des Zuspruchs, des Lobes."
    Gegen Ende des Gesprächs sagte Schümmer: "Den Sauerstoff für meine politische Arbeit hole ich mir bei meiner Familie." Und er bekennt offen und dankbar: "Ohne meine Frau hätte ich manches nicht geschafft."
    Schümmer ist von Geblüt ein "Kumpel" des Wurm-Kohlengebiets im Aachener Grenzland, seinem Wahlkreis. Der Fünfzigjährige lebt mit seiner Frau Leni und seinen beiden Kindern Franz Josef (22), Student der Theologie und Psychologie, und Maria (12) in Würselen.
    Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte Schümmer die Gewerbefachschule. Aus amerikanischer Gefangenschaft Ende 1945 entlassen, begann er eine Maschinenschlosserlehre, die er mit der Facharbeiterprüfung abschloß. Die Gründung einer ausschließlich bürgerlichen Existenz genügte ihm nicht. Er wollte politisch mitwirken an einem zerschlagenen Deutschland.
    Anfang 1946 war er Mitbegründer der Jungen Union. Seinem sozial verpflichteten Herkommen nach gehört er auch zu den Mitbegründern der Gewerkschaftsjugend in Nordrhein-Westfalen. Schon früh erkannte der inzwischen verstorbene Arbeits- und Sozialminister Ernst (Aachen) die Fähigkeiten des jungen Schümmer. Auf seine Empfehlung wurde Schümmer Diözesansekretär für junge Arbeitnehmer im Bistum Aachen. Um seine Kenntnisse zu vertiefen, besuchte er 1954 ein Jahr das katholische Institut für Sozialwissenschaften in Honnef. Er wurde dann zum Referenten und Leiter der Arbeitsstelle für Betriebs- und Sozialpraxis im Bistum Aachen berufen. Unter seinen "Schülern" befand sich auch der spätere CDU-Arbeits- und Sozialminister Konrad Grundmann.
    Mit 28 Jahren wurde Schümmer Ratsherr seiner Heimatstadt Würselen. Bald schon wählte ihn seine Fraktion zum Vorsitzenden. 1960 wurde Schümmer in den Kreistag Aachen-Land gewählt. Vier Jahre später wurde er Mitglied der Landschaftsversammlung Rheinland und stellvertretender Fraktionsvorsitzender.
    1970 zog Schümmer als direkt gewählter Abgeordneter in den Düsseldorfer Landtag ein. Er ist ein harter Arbeiter. Neben seiner Tätigkeit als Landtagsabgeordneter ist er heute noch 120 bis 150 Stunden im Monat als Diözesanreferent im Einsatz — meist abends, samstags und sonntags. Schümmer gehört nicht zu den "Rednern vom Dienst", aber in seiner Fraktion hört man auf ihn — wie sich zuletzt bei der Beratung zum Rettungsnotdienstgesetz erwiesen hat. Ohne Brimborium, kurz und gezielt trägt er mit rauchiger Stimme seine Argumente vor.
    Für Schümmer gibt es keine politischen Feinde. Deshalb hat er auch Freunde über die Parteien hinweg. Für ihn ist Demokratie ein menschlicher Umgang mit Menschen verschiedener politischer Ansichten. Einen seltsamen Unterton bekommt seine Stimme, wenn er politisch engstirnigen, fanatischen Gesprächspartnern begegnet. "Fanatiker haben schon immer die Welt kaputtgemacht."
    Paul Zugowski

    ID: LI750202

  • Porträt: Reinhold Trinius (SPD).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 1 - 17.01.1975

    Auf den ersten Blick das, was man einen zerstreuten Professor nennt, im Gespräch ein konzentrierter Denker, in der politischen Debatte ein unnachgiebiger Reformwilliger: Der SPD-Abgeordnete Reinhold Trinius.
    Der Bundestag müßte ihn doch eigentlich stärker reizen als das Landesparlament, möchte man meinen, wenn der 40jährige seine Vergangenheit Revue passieren läßt und dabei Geschichte und Geschehen streift, die ihn politisch prägten und motivierten. Doch der Bundestag wäre für Trinius "wohl eine Nummer zu groß", nicht weil er Komplexe hätte. Er will nur seine politische Arbeit überschauen und deren Erfolg, soweit das geht, kontrollieren können.
    Der in Langendorf bei Zeitz (Sachsen-Anhalt) geborene Pfarrerssohn setzte sich als 19jähriger Literaturstudent 1952 "von drüben in den Westen" ab. Seinen Weggang oder Umzug zu Verwandten in Bochum belegt er nicht mit dem schicksalschweren Wort "Flucht". Er habe ohnehin damit rechnen müssen, von der Uni in Halle zu fliegen. "Wir haben uns damals angesichts des Loches West-Berlin ungeschickt und leichtfertig verhalten. Oppositionelles Verhalten kam sich engagiert vor, war es aber nicht. Denn man hielt sich für sich selbst immer beide Möglichkeiten offen: Bleiben oder abhauen. Wer heute drüben lebt, muß sich ganz anders verhalten. Die Mauer zwingt jetzt jeden dort, die DDR ernst zu nehmen", vergleicht Trinius seine Vergangenheit mit der Gegenwart.
    Wo und wie er sich in den nächsten Jahren auch politisch engagierte, ständig spielte das Zurückliegende mit, war, um es mit diesen Chiffren zu umschreiben, Gesamtdeutsches oder Deutschlandpohtisches im Spiel: Veranstaltungsreihe an der Tübinger Uni über den Menschen im kommunistischen System, studentischer Arbeitskreis für Ost- West-Fragen, der sich schon damals für die Auflösung der Fronten und Blöcke einsetzte. Von Studenten mitgetragene Schülerlehrgänge zum Ost-West-Thema, deren hauptamtliche Leitung in Vlotho/Weser er 1964, vier Jahre nach seinem Gymnasial-Lehrerexamen, für 24 Monate übernahm; Eintritt in die SPD, weil er sich nach dem Bau der Berliner Mauer "dringend" einen Wechsel der Deutschlandpolitik und deshalb einen SPD-Bundestagswahlsieg wünschte und weil er Jahre zuvor in der DDR erkannt hatte, "daß die Trennung zwischen der Arbeiterschaft und den akademischen Schichten die Chancen für Reformen sinken läßt". Diesen Konflikt zu lösen, hielt er nur die Sozialdemokraten für fähig.
    Und weil es gerade in der Kulturpolitik jene Trennung zu überwinden gelte, legte der 1970 in den Landtag gewählte Trinius "von Anfang an großen Wert darauf, in den Kulturausschuß zu kommen". Kulturpolitik, findet der Gymnasial-Lehrer, sei anfangs sehr isoliert von Pädagogen entwickelt worden, müsse aber zunehmend unter gesellschaftspolitischen Aspekten gesehen werden. Daß der für das umstrittene Schulstrukturgesetz streitende Trinius auch in der nächsten Legislaturperiode für bessere Orientierungsmöglichkeiten in der Schullaufbahn und die Erweiterung des Bildungsangebotes, um nur weniges anzureißen, kämpfen wird, steht fest: Sein bombensicherer Wahlkreis Minden Süd garantiert Wiederwahl.
    Christoph Lütgert

    ID: LI750102

  • Porträt: Hermann-Josef Geismann (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 33 - 21.12.1974

    Er hat Fans in allen Fraktionen, schafft sich mit seinem Hobby Freunde in allen Parteien, schlägt mit seinen stimmungsvollen Aquarellen und zarten Zeichnungen Brücken auch zum politischen Gegner. Dabei sieht der hünenhafte, wuchtige Westfale Hermann-Josef Geismann aus Hemer nicht so aus, wie man sich eigentlich einen Künstler vorstellt, sondern strahlt auch im Düsseldorfer Landtag die selbstsichere Ruhe eines Handwerkers aus, der weiß, wovon er redet und lieber schweigt, wenn andere theoretisieren.
    Denn der Architekt Geismann, der 1970 den schwierigen Wahlkreis 122 (Iserlohn-Stadt/Iserlohn-Land II) für die CDU eroberte, lernte seinen Beruf buchstäblich von der Pike auf: Nach dem "Einjährigen" begann er eine Maurerlehre, besuchte als Maurergeselle eine Fachschule und machte dort sein Examen als Hochbau-Ingenieur.
    Geismann arbeitete dann in verschiedenen Architekturbüros seiner westfälischen Heimat und machte sich 1958 selbständig. Dabei verlor er nie den Kontakt zu seinen Mitbürgern und ihren Problemen.
    Mit 19 Jahren wurde er Mitglied der Jungen Union und war von 1960 bis 1966 deren Kreisvorsitzender. Ein Jahr später wurde er in den Kreisvorstand der CDU gewählt, für die er bereits vorher kommunalpolitisch tätig gewesen war. Ein Jahr vor seiner Wahl in den Landtag wurde er Bürgermeister des Amtes Hemer.
    Das politische Interesse und soziale Engagement von Geismann, der zu der Minderheit der Freiberufler im nordrhein-westfälischen Parlament gehört, wurde dem heute 44jährigen Vater von drei Kindern bereits im Elternhaus vermittelt. Im "Glorienschein" seines Großvaters, einem als "Roter Steffen" im Ruhrgebiet bekannten Bergmann, der auf unkonventionelle Weise Mitbürger iuristisch beriet und Armen half, wuchs der Freizeit-Maler auf; sein Vater gründete eine der ersten Lehrwerkstätten in Hemer, und Hermann-Josef Geismann steht heute mit zahlreichen Sprechstunden als "Ombudsmann von Hemer" in dieser Tradition.
    Den Kontakt zu Wählern und Mitbürgern mit anderen politischen Einstellungen sowie seine politischen Gespräche in Baubuden, will der Erbauer von modernen Kirchen und Gemeindezentren nicht verlieren. Denn wie er "immer die Kirche im Dorf ließ", so sehr achtet er auch als Abgeordneter das "vernünftige und solide Urteil" von Handwerkern und Leuten vom Bau, die er fast täglich sieht. Seine "vor Ort" gewonnenen Kenntnisse und Erfahrungen nutzt Geismann, der "nie Berufspolitiker" werden will, im Ausschuß für Wohnungs- und Städtebau und im Haushalts- und Finanzausschuß. Den Architektenwettbewerb zum Bau des Landtags wird er als Jurymitglied fachmännisch und kritisch beurteilen können. Mit seinem Büro will er sich bei diesem Projekt nicht engagieren, denn: "Das ist für mich zu groß. Man hat ja schließlich Maßstäbe".
    Der Architekt beklagt sich nicht darüber, wie schwer ihm die Synchronisation von Beruf und Mandat fällt. Aber in manchem Nebensatz wird deutlich, wie sehr er in seinem Büro in Hemer (wo er bei seiner Wahl in den Landtag einen Vertreter anstellen mußte) vermißt wird, wenn er in Düsseldorf nicht fehlen darf. Trotzdem plädiert Geismann dafür, daß mehr Freiberufler als bisher ihre praktischen Erfahrungen in politische Arbeit umsetzen sollten. Wobei ihm klar ist, daß dazu auch eine Portion Idealismus gehört.
    Helmut Breuer

    ID: LI743302

  • Porträt: Fritz Wirtz (SPD).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 32 - 13.12.1974

    Fritz Wirtz (53) ist, wie man so schön sagt, ein Sohn des Kohlenpotts: geboren in Gelsenkirchen, aufgewachsen in Wattenscheid, Wahl- Bochumer seit vielen Jahren. Wobei ihn übrigens nicht im geringsten stört, daß er, wohnte er noch in Wattenscheid, durch die Verwaltungsreform jetzt ohnehin Bochumer würde. Das ganze Industrierevier ist für ihn eine Einheit, Stadtgrenzen sind Nebensache.
    Der Kumpel aus dem Revier und der in der Arbeiterbewegung aktive Vater haben die Entscheidung von Wirtz zum politischen Engagement vorausbestimmt. Als er 1946 der Sozialdemokratie und der Gewerkschaft beitrat, bot sich für ihn "eine andere Alternative nicht". Vor und hinter diesem Datum liegen Eindrücke, Erfahrungen, Erlebnisse, die Wirtz in einem bescheidenen Satz zu seiner politischen Zielaussage komprimiert hat: "Meine Arbeit gilt vorwiegend den Arbeitnehmern." Die Einschränkung "vorwiegend" klingt dabei schon fast verlegen — typisch westfälisches (falls es so etwas gibt) Diminutiv für ein Engagement, das sich gegen große Worte sträubt. Und deshalb ist das, was Wirtz für "seine" Arbeitnehmer herausgeholt hat, nicht der großen Rede wert, wenn es auch zu verhaltenem Stolz berechtigt.
    In dieser unaufdringlich-wortwägenden, zurückhaltenden Denk- und Sprechweise manifestiert sich der "Godesberger" Wirtz. Das Godesberger Programm der SPD bestimmt auch die zuweilen stattfindenden Diskussionen mit den beiden Söhnen, 30 und 25 Jahre alt, beide auch Sozialdemokraten.
    Die politische Anatomie des Abgeordneten Fritz Wirtz ergibt mithin keinerlei Überraschungen, keine Frakturen, keine Schatten: als einer der ersten Absolvent der Akademie der Arbeit in Frankfurt, DGB-Jugendsekretär, DGB-Vorsitzender in Neuss-Grevenbroich, Bochum-Wattenscheid, Bevollmächtigter und Geschäftsführer der IG Metall Bochum-Wattenscheid, Stadtverordneter in Bochum bis 1970, Mitglied des SPD-Kreisverbandsvorstands, auch 1975 wieder Landtagskandidat in einem mit über 60 Prozent SPD- Wählern "bombensicheren" Wahlkreis — ein Bilderbuch-Sozialdemokrat.
    Diesem besonderen Klischee, das sich dem über Westfälisches mühelos anpaßt, wirkt Wirtz nur beiläufig entgegen. Er trägt seine Haare so wie sonst kaum ein 50er — etwas lang; mit der im Augenblick in der SPD leicht gängigen Münze der werktätigen Vergangenheit, die im Gegensatz zu "linken Schwärmereien" als orthodoxes Passepartout herhalten muß, zahlt er selten. In seiner Partei steht er indessen sicher nicht links — für Theorie fehle ihm die Zeit, meint er.
    In Düsseldorf konzentriert sich Wirtz ganz selbstverständlich auf die Mitarbeit im Ausschuß für Arbeit und Soziales und im Ausschuß für Grubensicherheit. Gerade hier fühlt er sich den Bürgern seines Wahlkreises im Bochumer Norden besonders verpflichtet: Von ihnen gehen noch immer etliche, wenn auch auswärts, als Bergleute "auf Schicht". Zum Zeitvertrödeln hat der untersetzte Mittfünfziger sehr zum Leid seiner Frau keine Zeit. Und das Wort Hobby kommt im aktiven Sprachschatz des Vielbeschäftigten nicht vor. Bernd Kleffner

    ID: LI743202

  • Klaus-Dieter Völker (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 31 - 06.12.1974

    Mit 21 Jahren wurde er in den Betriebsrat gewählt, zwei Jahre später war er dessen Vorsitzender. Und das ist er heute — 13 Jahre später - immer noch: Der CDU-Landtagsabgeordnete Klaus-Dieter Völker.
    "Ich weiß, wo ich zu Hause bin", meint er. Damit ist vielleicht auch sein politischer Umriß vorgezeichnet. Er will kein Spezialist im Parlament sein, sondern der Abgeordnete seines Wahlkreises. "Ich will selbst erfahren, was unten aus den Gesetzen wird, die wir im Landtag machen." Nur logisch, daß er da auch im Rat seiner Heimatstadt sitzt und im Kreistag den CDU-Fraktionsvorsitz übernommen hat. Manches von diesen Pflichten wird er eines Tages abgeben, "aber die Verbindung mit der Kommunalpolitik will ich nicht aufgeben, das ist mir wichtig".
    All dies hat freilich gar nichts damit zu tun, daß Klaus-Dieter Völker etwa hinter dem Ofen sitzen blieb, sei es im Beruf oder in der Politik. Der gelernte Seidenweber aus Haan, auf halbem Wege zwischen Düsseldorf und Wuppertal, bildete sich zum Refa-Spezialisten aus und arbeitet heute auch als Abgeordneter noch eine Halb-Wochen- Schicht in der kaufmännischen Abteilung desselben Betriebs, in dem er zu arbeiten anfing.
    Leicht gemacht worden ist es ihm nicht in der Politik, und doch ging es rasch vorwärts. Der evangelische Jung-Gewerkschafter fiel wegen seiner Tätigkeit im Christlichen Jugenddorfwerk auf. Die CDU- Ratsherren in Haan luden ihn zu sich ein — und 1964 war er selbst Stadtratsmitglied. Womit niemand rechnete: Völker hatte gleich Im ersten Anlauf den SPD-Altbürgermeister von Haan in dessen Wahlkreis geschlagen, den Mann, der auch im Betriebsrat Völkers Vorgänger gewesen war. "Es war damals noch neu - ich habe jeden Haushalt in meinem Wahlkreis besucht, das war es wohl", meint Völker.
    Bei der Landtagswahl 1970 sprang er kurzfristig für einen anderen Kandidaten ein — und überwand überraschend einen SPD-Stimmenvorsprung von 9,3 Prozent in seinem Wahlkreis.
    Weil die kargen Arbeitsmöglichkeiten den frisch gebackenen Landtagsabgeordneten erst einmal schockierten — "wir hatten den Plenarsaal und sonst eigentlich nichts, das hatte ich mir als Refa-Mann rationeller vorgestellt" —, fand sich Völker unter den Gründungsmitgliedern des "Clubs 72", einer Gruppe von "Neulingen" in der CDU-Fraktion, die sich zunächst einmal gegenseitig Schützenhilfe und Tuchfühlung im Wahlkreis und Parlament organisierten. Der "Club" fand rasch Anerkennung und Erfolg unter den langgedienten Abgeordneten-Kollegen. Die Arbeitsgebiete Verwaltungsreform und Städtebau ergaben sich für Völker schon aus der Struktur seines Wahlkreises im Vorfeld der Landeshauptstadt Düsseldorf.
    "So etwas wie die Neuentwicklungen von Hochdahl und Garath hat nichts mit Städtebau zu tun, da leiden wir alle darunter, falls es so weitergeht." Im Herbst 1972 ein Zwischenspiel außerhalb des Landtags: Völker wird Wahlkampfleiter für den früheren Bundesaußenminister Gerhard Schröder in dessen Wahlkreis Düsseldorf-Mettmann.
    Die Familie die in Schleswig-Holstein geborene Frau und zwei Töchter von 10 und 12 Jahren — tritt für eine Weile ganz in den Hintergrund. Allein an der halben Stunde Schwimmen am Morgen hält Völker auch unter solchen Umständen eisern fest. Danach geht es wieder normal weiter — auch im Landtag.
    Der Wahlkreis-Abgeordnete Völker rückt in der Diskussion um Drogenprobleme und den Landesaltenplan dann doch in die Reihen der parlamentarischen Spezialisten auf. "Das Altenproblem kannte ich schließlich aus meiner kommunalpolitischen Arbeit." Aber für ihn bestimmend bleibt immer die direkte Auseinandersetzung mit den Wählern in seinem Wahlkreis: "Diskussionen, wo sich nur noch Spezialisten untereinander beschäftigen — das kann ich einfach nicht akzeptieren in der Politik."
    Peter Weigert

    ID: LI743102

  • Porträt: Friedrich Marquardt (SPD).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 30 - 29.11.1974

    Ein Westpreuße vom Schädel bis zur Sohle, das sieht man auf den ersten Blick. Die große Seenplatte von Danzig bis Bromberg ist Friedrich Marquardts verlorene Heimat. Das Elternhaus stand in Nakel an der Netze. Aber schon nach dem ersten Weltkrieg bei Einrichtung des polnischen Korridors zog die Reichsbahner-Familie mit dem zehnjährigen Sohn zu Verwandten nach Essen ins Ruhrgebiet. Dort hat der Unternehmer Friedrich Marquardt seit Jahrzehnten einen guten Namen als Spezialist für Nachrichtenanlagen und Antennenbau.
    Ein Unternehmer als SPD-Landtagsabgeordneter? Ein Kapitalist gar? Marquardt hat zeitlebens schwer gearbeitet. Von der Berufsschule weg wurde er Radio-Volontär. "Radio - das war damals etwas ganz Neues, eine Lehrlingsausbildung gab's noch gar nicht." So führte der Weg zum sehr frühen Engagement in der Sozialistischen Arbeiterjugend, im Metallarbeiterverband und schon 1930 in der SPD. Hitler zerstörte alles. Doch der Soldat Marquardt ist nicht "marschiert." Bei einer Radar- und Nachrichteneinheit konnte er fachliche Leidenschaften befriedigen. 1945 ist er aus der Tschechoslowakei "sofort in Zivil zu Fuß nach Hause getürmt".
    Wiederaufbau hieß die Gemeinschaftsaufgabe. Marquardt schuf sich eine erste kleine Werkstatt und stellte sich — nunmehr als Radio- und Fernsehtechnikermeister — seiner Innung und dem Mittelstand, dem Einzelhandel, der Handwerkskammer, dem Stadt- und dem Sparkassenrat, schließlich 1966 auch der SPD im Düsseldorfer Landtag zur Verfügung. Ein sicheres Direktmandat im Wahlkreis Essen III gewährte scheinbar Freiheit, gebar jedoch alsbald große Konflikte.
    Jahrelange "grausame" Auseinandersetzungen mit den Jungsozialisten haben diesen Abgeordneten schwer getroffen. Er wurde als Lehrlingsschinder, Ausbeuter, Blutsauger, als "Dracula" gebrandmarkt.
    Marquardt gewann seine Prozesse wegen Verleumdung, Geschäftsschädigung und Schadenersatz. "Die Jusos von damals sind heute fast alle in der DKP", sagt er. Doch das Geschäft und die Familie nahmen Schaden. Marquardt will seiner alten Arbeiterpartei zwar treu bleiben, obwohl seine Frau die SPD verlassen hat. Aber auch der 65jährige Abgeordnete wird mit Ende dieser Legislaturperlode das Parlament verlassen. "Die jungen Leute wollen alles besser wissen, sollen sie's doch machen!"
    Da spricht Resignation mit, doch bleibt auch Stolz. Marquardt ist überzeugt, daß er für Handwerk und Handel in diesen zwei Wahlperioden viel hat tun können. Es sei eine gute Zeit gewesen, es habe sich gelohnt, für die Bürger politisch zu arbeiten, meint er. Freilich sieht er auch mit Sorge, "daß Selbständige sich kaum noch für die SPD engagieren". Aber Marquardt bleibt in der "Arbeitsgemeinschaft Selbständige" tätig, auch in den berufsständischen Organisationen, seitdem sein Sohn sich nach erfolgreichem Studium mehr dem Familienunternehmen widmen kann.
    Das scheint ihm überhaupt das größte Problem zu sein, daß die Abgeordnetentätigkeit, so man nicht gerade Beamter ist, mit einem privatwirtschaftlichen Beruf zeitlich kaum noch zu vereinbaren ist. Und dann gibt es da noch ein Freizeitproblem, das seit langem gut verpackt auf dem Speicher seines Hauses liegt. Denn Friedrich Marquardt - Vorsicht an der Bahnsteigkante! - ist auch Modelleisenbahner. Lothar Bewerunge

    ID: LI743002

  • Porträt: Hans Wagner (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 29 - 16.11.1974

    In den fünfziger Jahren war er mit Leib und Seele Schlosser und nach eigenen Angaben immer dort zu finden, wo es am schmutzigsten war. Heute gehört er zu den 200 Abgeordneten, die über Wohl und Wehe dieses Landes entscheiden; aber auch hier hat er sich mit seiner Tätigkeit in der Gefängniskommission eine Aufgabe gestellt, die keineswegs zu den parlamentarischen Butterseiten zählt. Dazwischen liegen zwei Jahrzehnte, in denen der heute vierzigjährige Hans Wagner hart an sich gearbeitet hat, um seine heutigen Aufgaben als Landtagsabgeordneter in Düsseldorf und CDU-Fraktionsvorsitzender im Stadtrat von Oberhausen erfüllen zu können.
    Dabei ist Wagner kein Politiker, der sich mit harten Ellenbogen nach vorn drängelt, sondern schon eher von einer Natur, die erst eines Anstoßes bedarf. Den Anstoß dafür, daß Wagner mit 25 Jahren die Werkbank noch einmal mit der Schulbank vertauschte, gab ein Jugendkaplan, der erkannte, daß dieser junge Mann aus der katholischen Arbeiterbewegung und spätere Kreisvorsitzende der Jungen Union in seiner Heimatstadt Oberhausen mit Menschen noch besser umzugehen vermochte als mit dem Handwerkszeug eines Schlossers.
    Der KAB-Mann Wagner ließ sich überreden. Drei Jahre höhere Fachschule für Sozialarbeit waren für ihn kein Zuckerschlecken, aber er setzte sich durch, auch als er 1963 als Sozialarbeiter tätig wurde, ein Beruf, der ihn ein Jahrzehnt beschäftigte.
    Heute kann er die Erfahrungen im Umgang mit Menschen in seiner parlamentarischen Arbeit immer wieder verwenden und dazu beitragen, daß Gesetze und Ausführungsbestimmungen in der Fürsorgeerziehung, beim Strafvollzug lebensnah bleiben.
    Als Landtagsabgeordneter gehört er zu denen, die nicht nur ab und zu — wie weiland Harun al Raschid — plötzlich vor einem Gefängnistor auftauchen, um ebenso schnell wieder zu verschwinden, sondern zu den Parlamentariern, die mit Strafgefangenen diskutieren und mit handfesten Argumenten auch zu überzeugen vermögen. Er weiß aber auch, daß Erfolge in der Sozialarbeit oft nur schwer meßbar sind, daß Optimismus allein nicht genügt und zumindest ein klein wenig dikkes Fell dazugehört. Das braucht seiner Meinung nach auch der Parteipolitiker, der aus der Erkenntnis, daß ein Parlamentarier in seine Partei eingebettet bleiben muß, jährlich zweimal seinen Wählern Rechenschaft gibt und sich der Kritik stellt.
    Der Politiker Wagner ist sich einerseits der Belastung bewußt, die Parteiarbeit, Kommunalpolitik und Landespolitik fordern, hält aber gerade die Zusammenschau von kommunalen Erfahrungen und landespolitischen Entscheidungen für wichtig.
    Er, der Männer wie Konrad Adenauer und Karl Arnold, aber auch den Sozialdemokraten Fritz Erler für seine Vorbilder und Orientierungshilfen ansieht und nicht verleugnet, daß er seine parteipolitische Gegnerin im Oberhausener Stadtrat, die Oberbürgermeisterin Luise Albertz, menschlich schätzt, hat auch als vielbeschäftiger Parlamentarier nicht aufgehört, sich weiterzubilden.
    Doch diese Beschäftigung ist schon eingebunden in das harmonische Familienleben, in dem Unterhaltung und Hausmusik, Liebe zum Tier und Wanderungen durch das Münsterland besonders bemerkenswert sind. Tägliches Schwimmen mit den Kindern noch vor Schule und Politik halten körperlich fit, und ein abendlicher Fernsehkrimi oder ein Buch dienen an freien Abenden der Entspannung.
    Karl Fischer

    ID: LI742902

  • Porträt: Karl Josef Denzer (SPD).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 28 - 08.11.1974

    In seinem äußeren Erscheinungsbild ist der SPD-Landtagsabgeordnete Karl Josef Denzer der unauffällige Kommunalpolitiker und Verwaltungsbeamte geblieben, als der er vor vier Jahren in den Landtag einzog. Dem äußeren Erscheinungsbild aber widerspricht sein ausgeprägtes Engagement, mit dem er seinen kommunalpolitischen Sachverstand im Landtag und dessen Gremien zur Geltung bringt und mit dem Durchsetzungsvermögen vertritt, das seiner Zielstrebigkeit entspricht.
    Ursprünglich hatte der 1925 in Trier geborene Denzer, der in der Nachkriegszeit zum unverwechselbaren Westfalen wurde, den Landtag gar nicht zu seinem Ziel erkoren. Ihm erschien es wichtiger, in der Kommunalpolitik zu wirken. 1954 schon wurde er Ratsmitglied in Werl-Aspe, übernahm dort später den Vorsitz der SPD-Fraktion und zog 1969 in den Rat der Stadt Bielefeld ein. Als Ratsmitglied aber spürte er zunehmend die Abhängigkeit der Kommunen von den Entscheidungen des Landtags. Weil er aber die Situation der Kommunen verbessern und ihre Interessen wahrnehmen wollte, mußte er sich zwangsläufig für eine Landtagskandidatur entscheiden.
    Für die SPD-Fraktion war es schließlich selbstverständlich, daß ein derart intimer Kenner der Gemeindefinanzen in den Haushalts- und Finanzausschuß gehört, dessen Arbeit entscheidenden Einfluß auf die gesamte Landespolitik ausübt. Denzer nahm dabei in Kauf, daß er mit dem Ausschuß das Feld der Politik beackerte, über dessen Früchte kaum gesprochen wird. Es entspricht seinem Naturell, um seine Arbeit nicht viel Aufhebens zu machen, sondern sie eher still in Übereinstimmung mit den Zielen seiner Partei zu erledigen.
    Drei Tage der Woche gehören seither dem Düsseldorfer Landtag und seinen Ausschüssen, unter anderen auch der Arbeitsgruppe Stellenpläne, die erst jüngst die Stellenanforderungen der Landesministerien kräftig gestutzt hat. Der Landtagsabgeordnete Denzer plädiert zwar auch für eine vertretbare personelle Ausstattung der Verwaltung, doch will er verhindern, daß die Verwaltung eine unkontrollierte Eigengesetzlichkeit entwickelt.
    Die zur Routine gewordenen Fahrten mit der Bundesbahn von und nach Düsseldorf nutzte der 49jährige Kommunal- und Landespolitiker auf seine Art. Im Zugabteil erledigt er seine Landtagspost, macht sich mit Vorlagen vertraut oder tauscht Erfahrungen mit Landtagskollegen aus. Die auf diese Weise gewonnene Zeit verwendet der überzeugte Nichtautofahrer für sein kommunales Mandat und für sein Parteiamt. Als Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Bielefeld-Halle mit 9000 Mitgliedern drängen sich ihm einfach Verpflichtungen auf, die er nicht mit der linken Hand erledigen kann und nicht will.
    Mit der linken Hand hat der Vater zweier Kinder und Bewunderer Golo Manns im Grunde noch nie etwas getan. Seine Verwaltungsausbildung absolvierte er mit Bravour und entschloß sich noch als 36jähriger zum Studium der Sozial- und Verwaltungswissenschaften, das er mit dem Diplom abschloß. Nunmehr ist er mit gleicher Intensität Landtagsabgeordneter, und um sein Mandat ernsthaft wahrnehmen zu können, ließ er sich freiwillig in den einstweiligen Ruhestand versetzen, lange bevor der Landtag die Diskussion über die Unvereinbarkeit von Amt und Mandat eröffnete.
    Klaus Simson

    ID: LI742802

  • Porträt: Wilhelm Droste (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 27 - 02.11.1974

    Bevor sie ihn nominierten, hatte Wilhelm Droste seinen politischen Freunden klipp und klar gesagt, "daß ich sicher kein erstklassiger Bürgermeister und Landtagsabgeordneter werde, daß ich mich aber nach besten Kräften bemühen will"; eine für den 41jährigen CDU-Parlamentarier typische Selbsteinschätzung. Bar jeder Überwertung seiner eigenen Persönlichkeit und Wirkungsmöglichkeiten hält der gebürtige Sauerländer nicht nach spektakulären Erfolgschancen Ausschau, drängelt sich nicht in die erste Reihe politischer Prominenz, sondern bescheidet sich mit dem, was in seinem unmittelbaren Lebens- und Gestaltungsbereich erst einmal angepackt werden muß. So bleiben politische Tätigkeit und Erfolge für ihn stets kontrollierbar, so macht ihm "Politik Freude, wenn man merkt, daß wirklich auch was erreicht wird".
    Und sei es nur, daß zwei ausdauernde Knastbrüder in sein florierendes, modern eingerichtetes Cafe kamen, deren labile Persönlichkeitsstruktur Droste schon an den schwelgerischen Tätowierungen erkennen konnte, daß er denen kurz entschlossen den Sprung in ein solides und andauerndes Berufs- und Familienleben ermöglichte, "das ist doch was, das macht doch Spaß!" Der Bürgermeister der "Grünen Gemeinde" Hösel im Norden von Düsseldorf findet auch nichts dabei, einer ratlosen Witwe nach dem Tod ihres Mannes die nötigen Formulare eigenhändig auszufüllen und eine neue Wohnung zu beschaffen.
    Erst 21jährig, hatte sich Beamtensohn Droste nach Gymnasium und Konditorenausbildung selbständig gemacht und eine Konditorei in Kaiserswerth gepachtet. 1960 zog er nach Hösel und machte dort sein eigenes"Caf6 Droste"auf, beliebter Treffpunkt nicht nur für CDU-Abgeordnete. Jeden Morgen und an den meisten Wochenenden ganztägig steht er, inzwischen zum Obermeister der Konditoreninnung des Kreises Mettmann avanciert, "mdten drin" in seinem Betrieb, den ansonsten seine Frau, oft assistiert von den vier Kindern, "exzellent schmeißt", um dem Mann den Rücken für die Politik freizuhalten.
    1956 in die CDU eingetreten, ging Droste 1964 in den Gemeinderat von Hösel und wurde noch im selben Jahr Bürgermeister. Sein Sprung in den Landtag nach der letzten Wahl war eine Überraschung, konnte er doch einen bis dahin fast sicheren SPD-Wahlkreis erobern. Diesen äußerst knappen Erfolg im Mai nächsten Jahres zu wiederholen, wird schwer, das weiß auch Droste. Denn in den zwischenzeitlich hochgezogenen Beton-Silos von Ratingen- Eckamp, die zu seinem Wahlkreis gehören, wohnen sicher nur wenige CDU-Wähler aus Tradition.
    Das Schwergewicht seiner Tätigkeit im Landtag war "zwangsläufig die kommunale Neuordnung". Gekämpft hat er für die Großgemeinde Angerland. "Das Traumziel" hat er nicht erreicht, mit der Lösung Angermund nach Düsseldorf und Hösel, Lintorf, Breitscheid und Eggerscheidt nach Ratingen ist er aber auch zufrieden. "Vom Naturell kein Schützenbruder", freut er sich dennoch, daß er wegen seiner Neuordnungs-Verdienste mit der goldenen Ehrennadel der St.-Sebastianus-Bruderschaft in Angermund ausgezeichnet wurde. Nur daß Kettwig doch nach Essen kommt, das stimmt ihn traurig.
    Fragt man ihn, wie es bei seinem kommunal- und landespolitischen Engagement um die Familie bestellt ist, meint er, ja, die komme zu kurz, "aber das sagen doch wohl alle Abgeordneten". Christoph Lütgert

    ID: LI742702

  • Porträt der Woche: Hans Schwier (SPD).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 26 - 18.10.1974

    Hans Schwier ist einer von den vielen Schulmeistern, die im Kulturausschuß das Sagen haben. Der SPD-Politiker wehrt sich freilich mit Entschiedenheit dagegen, allein auf Kulturpolitik festgelegt zu werden. "Ich habe immer einen Horror vor Leuten gehabt, die die Politik ausschließlich als Schulpolitik betrachten." Und: "Die Ganzheit der Politik muß gesehen werden. Darin hat ein Spezialgebiet eben seinen Stellenwert."
    Unter diesem geradezu polit-universellen Aspekt interessiert sich der frühere Bielefelder Schulrat, der seit 1970 im Düsseldorfer Landtag Sitz und Stimme hat, nachhaltig für Justiz- und vor allem Wirtschaftspolitik, "die für alles, was wir tun, der Schlüssel ist".
    Als "rüstiger Rentner" von 48 Jahren — der Beamte Schwier trat nach seiner Wahl in den einstweiligen Ruhestand — hat er häufig Gelegenheit, seine Sicht von Politik an der Basis darzustellen. "Dabei versuche ich so zu sprechen, daß ich verstanden werde."
    Das fallt dem gelernten Lehrer Schwier nicht schwer. Erst recht nicht, weil er meint, nur ein profundes Wissen erlaube die einfache Darstellung von politischen Vorgängen und Zusammenhängen. "Elementarisierung", so nennt er das, "ist nur möglich, wenn man eine Sache voll begriffen hat." Schwierig ist keine Steigerung von Schwier.
    Die Fähigkeit, diskursiv zu denken und zu sprechen, komplexe Sachverhalte nach dem Blick auf Volkes Maul anschaulich darzustellen, hat Schwier in die erste Garnitur der SPD-Landtagsfraktion vorrücken lassen. Dabei ist er weder ein geschichtsloser Pragmatiker, der sich ausschließlich zur Bewältigung aktueller Probleme stark macht, noch ein geschichtsklitternder Ideologe, der zur Lösung von Problemen der Gesellschaft Patentrezepte zu Höchstpreisen feilbietet. Reformen kann er sich "ohne Blick in die Geschichte" einfach nicht vorstellen.
    Denn: "Man kann nicht so tun, als ob man jetzt erst anfinge, Politik zu machen." Deshalb warnt Schwier vor Dogmatikern, Nur-Pragmatikem und — selbstironisch — Pädagogen: "Für jeden Lehrer besteht die Gefahr, daß er meint, die Welt bestünde nur aus Kindern."
    Kinder hat Schwier indessen wohl auch eigene — zwei "junge Damen" und einen Sohn. Durch sie und seine Frau hat er "Basiserfahrung in allen Bereichen" — vor allem na-a türlich bildungspolitisch. Fragen der Bildungspolitik bewogen ihn auch, der SPD beizutreten - beiläufig am 1. April 1952. Der Junglehrer Hans Schwier hatte nach dem Krieg im Kohlenpott erfahren, daß die Bildungschancen für Bergarbeiterkinder erschreckend geringer waren als für Angestellten- oder Beamtenkinder. Deshalb ist er heute beispielsweise für die "systemüberwindende" integrierte Gesamtschule, die allen gleiche Bildungschancen geben soll.
    Eingespannt ins politische Geschirr bleibt Schwier wenig Zeit für Tucholsky und Theorie. Indes: "Im politischen Handeln halte ich viel von Praxis. Gegen Theoriediskussion habe ich nichts, nur muß man mal fragen können: Wo läuft das hin?" Schwier meint, daß sich Programmatisches leicht an der Realität bricht. Politik ist für ihn deshalb nicht mehr und nicht weniger als die Kunst des Möglichen. Und: "Wäre alles schon so, wie man gerne wollte, gäbe es keine Motivation für Politik." Bernd Kleffner

    ID: LI742602

  • Porträt: Dr. Benno Weimann (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 25 - 11.10.1974

    Der Weg von der Kohle zum Wasser ist gar nicht so umständlich. Dr. Benno Weimann ging ihn direkt. Der gebürtiger Kölner des Jahrgangs 1926, den zwei westfälische Großmütter auf den Knien gewiegt hatten und den es nach Studium, Referendarzeit, Doktorexamen und großer juristischer Staatsprüfung vom Rhein wieder nach Westfalen zog, war mit 35 Jahren Vorstandsmitglied der Schachtanlage "Heinrich Robert" in Herringen bei Hamm und damit zugleich der jüngste Zechenleiter an der Ruhr.
    Bei Gründung der Einheitsgesellschaft Ruhrkohle AG wurde Weimann "zum eigenen Glück gezwungen". Er kam in den Vorstand des größten deutschen Wasserversorgungsunternehmens nach Gelsenkirchen. Schon vier Jahre danach ernannte man ihn zum Vorstandsvorsitzenden der Gelsenwasser AG. Seitdem ist der Wirtschaftsjurist sozusagen führender "Wassermann". Fast drei Millionen Menschen im Ruhrgebiet werden von Gelsenwasser versorgt.
    Der Kohle-Wasser-Weimann ist denn auch Sprecher der CDU-Landtagsfraktion für Fragen der Wasserwirtschaft und der Umwelt. Entscheidend mitgewirkt hat er auch bei der kommunalen Neugliederung des Landes. Weimann setzte sich für sinnvolle Lösungen des Emscher-Städte-Problems ein. Die Selbständigkeit dieser Städte ergibt sich für ihn zwangsläufig aus den gewachsenen historischen Bindungen zum Münsterland. Beruf und Politik charakterisieren die Persönlichkeit mit dem akkuraten Grauschopf. Des Advokaten- Sohnes politisches Interesse ward bereits im Elternhaus geweckt. Er wirkte mit beim Aufbau der studentischen Selbstverwaltung der Universität Köln. In jenen Jahren begegnete er Rainer Barzel, dessen sozialpolitische Auffassungen Weimann teilt und mit dem er sich berät.
    Schon 1956 wurde Weimann für die CDU in den Rat der Stadt Hamm, seines damaligen Wohnortes, gewählt. 1960 berief ihn die Partei zu ihrem Kreisvorsitzenden. Seit 1966 gehört Benno Weimann dem Parlament am Düsseldorfer Schwanenspiegel an. Er bemüht sich um eine pragmatische Politik — ein Konservativer, der die Zukunft gestalten möchte.
    Der Sprung von der Kohle zum Wasser ließ Weimann in Recklinghausen Wohnung nehmen. Dort dient er dem größten Kreisverband in Westfalen-Lippe seit zwei Jahren als Schatzmeister. Außerdem ist er Vorstandsmitglied der Interparlamentarischen Arbeitsgemeinschaft und Vorsitzender der Parlamentariergruppe CDU/CSU für Umweltfragen in Bonn. "Nebenbei" ist Weimann Vorsitzender oder Präsidiumsmitglied von einem Dutzend überregionaler Institutionen für Gewässer- und Naturschutz sowie für Landschaftspflege.
    Sein "liebstes Hobby" kommt meist zu kurz: "Für die Familie bleibt wenig Zeit." Seine Lebenspartnerin ist seit 1961 Eleonore Köhler, eine Berlinerin. Tochter Gabriele (9) und Sohn Martin (12) versuchen ihrerseits, trickreiche Methoden zu entwickeln, mit denen sie Papi freie Stunden abknöpfen können.
    Eugen Vietinghoff

    ID: LI742502

  • Porträt: Rudolf Erberich (SPD).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 24 - 04.10.1974

    Rudolf Erberich hat ein Händchen für Organisation. Der 46jährige Direktor des Kreis Moerser Nahverkehrsunternehmens NIAG geht mit seinem Terminkalender so rationell um, daß er nicht nur Beruf, Mandat und zahlreiche Parteiämter, sondern auch noch freiwillig übernommene Bürden auf einen Nenner zu bringen weiß. Weil er gern und schnell hilft, geht in seiner Umgebung das ihn verpflichtende Wort um: "Der Rudi macht das schon!"
    Ja, der Rudi macht es. Er betreut 800 Beschäftigte und holt die Verluste der NlAG-Autobuslinien über zwölf Reisebüros, firmeneigene Ferienwohnungen auf Mallorca und ein 53 Kilometer langes Eisenbahnnetz wieder herein. Er gehört dem arbeitsintensiven Landtagsausschuß für "Innere Verwaltung" an und übernahm vor einem Vierteljahr noch den Vorsitz des entsprechenden Arbeitskreises der SPD.
    Wenn es im Landtag um Besoldungsfragen geht, spricht Rudi Erberich für seine Fraktion. In den nächsten Monaten steht das Personalvertretungsgesetz an, das bis Jahresende Verabschiedetsein muß. Der pragmatische Abgeordnete, der sich jungenhaftes Aussehen bewahrt hat, sieht im "Sparkassenmodell", das den Arbeitnehmern eine "Drittelparität" gibt, einen Kompromiß mit dem Koalitionspartner F.D.P. über die Mitbestimmung in kommunalen Eigenbetrieben.
    Rudi Erberichs Weg in die Politik war nicht vom Elternhaus vorgezeichnet. Der Sohn eines unpolitischen Waldfacharbeiters hatte Lehrer werden wollen. Als er 1946 schon in einer Schule hospitierte, sollte er in einem Kloster die Lehrbefähigung für den Religionsunterricht nachholen. Ein alter Gewerkschaftler riet ihm damals: "Junge, es muß doch nicht die Schule sein. Du solltest Arbeitnehmer unterrichten. Mach bei uns die Bildungsarbeit!" Und der Rudi machte es.
    Mit großer Energie bereitete er sich in neun Lehrgängen, Volkswirtschaft und Redetechnik eingeschlossen, vor. An den Verwaltungsakademien Düsseldorf und Münster studierte er bis zum Abschluß "Sozialverwaltungsdiplom". 22 Jahre alt, wurde er 1950 Bildungssekretär der ÖTV. 1952 kam er als Geschäftsführer der ÖTV-Kreisverwaltung nach Moers. Genau zehn Jahre später war er Vorsitzender des SPD-Unterbezirks. Dem Rat der Stadt gehörte er von 1956 bis 1971 an, von 1961 bis 1968 als Chef der SPD-Fraktion. Zum Landtagsabgeordneten wurde er erstmals 1966 gewählt. Von 1964 bis 1971 war er stellvertretender Bürgermeister. Er trat ab, als er NIAG-Vorstand wurde.
    Erberich ist noch einmal zurückgetreten. Das war im Februar 1974, als er mit der ihm eigenen Konsequenz seinen Sitz im Ausschuß für Verwaltungsreform niederlegte. Er wollte den seiner Meinung nach "unsinnigen" Mehrheitsbeschluß seiner Fraktion, den südlichen Kreis Moers nach Duisburg zu geben, im Ausschuß nicht vertreten.
    Um Tennis spielen zu können, hat Rudi Erberich gleich einen ganzen Club gegründet. Erholung sucht er auch auf der Jagd. Einmal nur im Jahr aber steigt der immer sachlich-korrekte Verkehrsunternehmer auf ein Gefährt besonderer Art um. Zu Karneval kauft er einen Zentner "Kamelle", die er in seiner Heimatstadt Lich (Kreis Jülich) vom Prinzenwagen aus in die jubelnde Menge wirft. Viele Jahre lang hat er bei der KG "Maiblömsche" als gefeierter Büttenredner beim "Damengruß" die Männer und auch die eigene Partei durch den Kakao gezogen.
    Gerd Goch

    ID: LI742402

  • Porträt: Helmut Loos (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 23 - 30.09.1974

    Seinen Start in die Politik hatte er Anfang der sechziger dahre auf dem Sportplatz der Gemeinde Lülsdorf im Siegkreis. Der damalige Hauptlehrer Helmut Loos, Pädagoge und Sportlehrer, kämpfte um ein angemessenes Betätigungsfeld für die sportbegeisterte Jugend seiner Gemeinde. Aber die Entscheidung lag in den Händen der Politiker. Der Lehrer zog aus dieser Erkenntnis Konsequenzen und ging selbst in die Politik. Als Ortsvorsitzender der CDU wurde er bald auch Bürgermeister und Kreistagsmitglied seiner Partei.
    Nach neun Jahren Kommunalpolitik bot sich ihm 1970 auch der Einstieg in die Landespolitik. Gegen zahlreiche Konkurrenten wurde er mit knapper Mehrheit zum Direktkandidaten der CDU für den Wahlkreis 24/Siegkreis I nominiert und von den Wählern in den Landtag entsandt. Seither gibt er morgens zwei Stunden Unterricht, fährt dann mit seinem Wagen nach Düsseldorf, um an Fraktions-, Ausschuß-, Arbeitskreis- oder Plenarsitzungen teilzunehmen. Anschließend bemüht er sich in Lülsdorf, seine Rektorpflichten zu erledigen. Abende und Wochenenden gehören der Parteiarbeit und nur der Donnerstagabend dem Sportverein und der Freitag der Familie.
    Der Übergang von der Kommunalpolitik zur Landespolitik - so erinnert sich Loos heute — war schwierig, vor allem der — im Vergleich zum Kreistag - zu einem Strom angewachsene Informationsfluß. Dennoch macht dem Pädagogen inzwischen auch die Arbeit in der Landespolitik Freude, so daß für ihn die mit Beginn der nächsten Legislaturperiode auch auf die Lehrer ausgedehnte Inkompatibilität (Unvereinbarkeit von Amt und Mandat) zu einer schweren Gewissensfrage wird. Wahrscheinlich aber wird der Parlamentarier über den Pädagogen siegen, wenn auch nicht leicht, denn das Gespräch mit den Schülern der Abschlußklasse seiner Hauptschule würde der Rektor doch sehr vermissen. Es war immer nicht nur Geben, sondern auch sehr viel Nehmen, versichert Loos freimütig.
    Hier spürt der Lehrer etwas, was viele schon vor ihm in die Politik gegangene Pädagogen festgestellt haben; daß Diskutieren wichtiger und ergiebiger ist als Polemisieren. Allerdings kommt auch er nicht an der Erkenntnis vorbei, daß Polemik in der Politik nun einmal mit zum Handwerk gehört.
    Als Parlamentarier steht der Hauptschulrektor der Schulpolitik der Landesregierung kritisch gegenüber. Der Zwang, alles schnell machen zu müssen, habe zu vielen Fehlern geführt. Ob die Pädagogen unter den Landtagsabgeordneten ein ausreichendes Korrektiv zu Fehlentwicklungen in der Bildungs- und Schulpolitik sein können, wagt er zu bezweifeln.
    Loos fühlt sich an einen selbstgestellten Auftrag gebunden. Er stammt noch aus der Zeit, in der der geborene Westerwälder vom Jahrgang 1924 mit über 500 deutschen Kriegsgefangenen jahrelang auf engstem Raum zusammengepfercht in der Sowjetunion leben mußte. "Anderen helfen" hatte er sich geschworen. Im Arztberuf sah er damals eine besonders gute Gelegenheit. Aber der Heimkehrer mußte schnell erkennen, daß der berufslose Abiturient nur mit einem kürzeren Studium bald Boden unter den Füßen bekommen konnte. So gesehen sind Lehrerberuf und politische Betätigung nur die Verwirklichung eines einsamen Beschlusses in einem Gefangenenlager im russischen Norden.
    Zurückgeblieben sind weder Haß noch Verbitterung, sondern die — bisher unerfüllte - Hoffnung, auch einen persönlichen Beitrag zur Freundschaft mit anderen Völkern leisten zu können. Karl Fischer

    ID: LI742302

  • Porträt: Dr. Christoph Zöpel (SPD).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 22 - 20.09.1974

    In diesen Landtag kam er nur, weil der Genösse Schluckebier vor eineinhalb Jahren in den Bundestag gewählt wurde — davor hatte er den 26. Platz auf der Landesreserveliste der SPD eingenommen. Seit Fronleichnam 1974 aber ist Dr. Christoph Zöpel (31), Diplom-Ökonom und Wissenschaftlicher Assistent am Seminar für Wirtschafts- und Finanzpolitik der Ruhruniversität, Direktkandidat in einem "eigenen" Wahlkreis: Nr. 105, im Nordwesten Bochums, einem echten Arbeiterbezirk. Und einiges spricht dafür, daß er — als Nachfolger des Abgeordneten Friedhelm Simelka dem Hohen Hause auch nach der nächsten Landtagswahl angehören wird.
    Wer anderer Leute Nachfolger sein muß hat es nicht leicht, ein eigenes Profil zu gewinnen. Auch Zöpel tat sich damit eher schwer: Seine Jungfernrede hielt er im Juni vorigen Jahres zum Karlsruher Urteil über die Hochschulreform — nach dem Motto: "Wenn man von der Hochschule kommt, muß man auch über sie reden können." Es folgten rhetorische Auftritte in zwei weiteren Hochschuldebatten, zweimal sprach er zur Lage in der Textilindustrie, einmal zum Thema Fremdenverkehr.
    Zöpels parlamentarischer Rednereinsatz zeigt bereits, auf welchen Gebieten er sich bevorzugt bewegt - sie wurden ihm durch Neigung und Beruf angewiesen. Dem gebürtigen Schlesier liegt es nicht, über Dinge zu reden, von denen er nichts versteht. Folgerichtig wurde er von seiner Fraktion in die Ausschüsse für Wirtschaft und Rechnungsprüfung entsandt. Dort kann er seinen Sachverstand spielen lassen.
    Dies heißt nun freilich nicht, daß Zöpel sich als Nur-Fachmann verstünde, der den Landtag lediglich als intellektuelle Spielwiese betrachtet. Entscheidend für seinen Parteibeitritt, den der Beamtensohn im Alter von zwanzig Jahren vollzog, waren die "weltanschauliche Neutralität der SPD" und die "Erkenntnisse des ökonomischen Studiums", die aus ihm einen Anhänger der Kritischen Theorie gemacht haben. Einen Intellektuellen könnte man ihn schon nennen. Aber muß er deshalb auch gleich ein "Linker" sein? Einiges in seiner Biographie spricht dafür: Ende der sechziger Jahre war er Bundesvorsitzender des Sozialdemokratischen Hochschulbundes (SHB), Anfang der sechziger Jahre stellvertretender Landesvorsitzender der nordrhein-westfälischen Jungsozialisten. Er studierte am Berliner Otto-Suhr-Institut und ist Mitglied der GEW. Auf dem letzten Landesparteitag der SPD stimmte er für die Verstaatlichung der Banken.
    Tatsächlich rechnet sich Zöpel dem linken Parteiflügel zu, lehnt aber die "dogmatische Übernahme marxistischer Positionen" ab, "weil sie dem Prinzip weltanschaulicher Neutralität entgegenstehen". Er steht für eine Demokratisierung der Gesellschalt ein, weil er sich davon "eine Synthese von Individualität und solidarischem Verhalten" verspricht.
    Trotz dieser hehren Ziele fühlt sich Zöpel, der als Mitglied des SPD-Untervorstandes Ruhr-Mitte nicht mehr als engagiertes Juso-Mitglied auftreten kann, von seiner parlamentarischen Arbeit weder frustiert noch enttäuscht. "Politische Tätigkeit ist die notwendige Umsetzung von theoretischen Erkenntnissen in Praxis", sagt er kühl. Wirtschaftspolitik in diesem Lande muß nach seiner Meinung vor allem Strukturpolitik sein. Kein Wunder also, daß er in seiner Fraktion ("Ich rede nicht öfter, als es sein muß") maßgeblich an der Formulierung einer Großen Anfrage mitwirkte, die einschlägig geworden ist.
    Die Struktur seiner vielfältigen Verpflichtungen stellt ihn augenscheinlich zufrieden: ein Drittel Wahlkreis, ein Drittel Landtag, ein Drittel Universität, an der er im Winter über das anspruchsvolle Thema "Ökonomie und Demokratie" habilitieren will. Immerhin bleibt ihm noch so viel freie Zeit, daß er - neben Skat- und Tennisspiel — gemeinsam mit seiner Frau, die als Richterin in einer Strafkammer tätig ist, "relativ systematisch" europäische Städte besichtigen kann - Städte in Nordrhein-Westfalen nicht ausgenommen.
    Dr. Dirk Bavendamm

    ID: LI742202

  • Porträt: Gerhard Brock (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 21 - 13.09.1974

    Er zählt nicht zu den auffälligen Parlamentariern des Düsseldorfer Landtages, sein Aktionsradius liegt mehr in den Ausschüssen und hier vor allem im kommunalpolitischen: Der CDU-Abgeordnete Gerhard Brock (52) aus dem niederrheinischen Kleve sieht seine besondere Aufgabe darin, die Brücke zwischen dem Land und den Gemeinden weiter auszubauen und zu festigen.
    Er fühlt sich bei diesem sich selbst gegebenen Auftrag keinesfalls als "kommunaler Interessenvertreter", und auch dann nicht, wenn er vor einer zu starken Reglementierung der Gemeinden durch das Land warnt und ihm "gesetzgeberische Selbstbeschränkung" empfiehlt.
    "Was hier oben beschlossen wird, muß unten bezahlt werden", argumentiert aus langjähriger Erfahrung der gleichzeitige Landrat des Kreises Kleve. Wenn auch der Finanzausgleich in Nordrhein-Westfalen günstiger als in anderen Bundesländern sei, so ist nach dessen Auffassung die Finanzdecke der Städte und Gemeinden trotzdem völlig unzureichend, und sie wird durch jedes neue Gesetz weiter belastet.
    Statt dessen solle man den freien Trägern mehr Initiative einräumen, die Selbstverantwortung des Bürgers gegenüber der Gemeinschaft stärken. Dazu gehöre auch, ihnen verständlich zu machen, daß der Staat allein nicht alle Wünsche nach einer "besseren Lebensqualität" erfüllen könne.
    Der 1970 mit 65,9 Prozent der in seinem Wahlkreis abgegebenen Stimmen in den Landtag gewählte Abgeordnete kennt durch vieljährige kommunalpolitische Tätigkeit die Sorgen der Gemeinden und vor allem der strukturschwachen: Seit 1956 gehört Gerhard Brock dem Kreistag an und wurde fünf Jahre später, als damals 38jähriger, Landrat.
    Darüber hinaus war er fast zwei Legislaturperioden im Rat seiner Heimatstadt Kleve tätig, davon längere Zeit als Fraktionsführer der CDU. Als Vorsitzender des Ausschusses Raumordnung, Wirtschaft und Verkehr des Landkreistages von Nordrhein-Westfalen kommen seine Kenntnisse infrastruktureller Maßnahmen in Ballungsrandzonen diesem Gremium zugute: der Kreis Kleve wurde in den letzten Jahren durch einen zwölf Kilometer langen Deichbau hochwasserfrei und zwei Brücken über den Rhein für Industrieansiedlungen interessanter.
    Den Anstoß zur politischen Betätigung gab Gerhard Brock das "bewußte Miterleben" des Nationalsozialismus und seiner Folgen, die er als verwundeter Kriegsgefangener im Ural am eigenen Leibe erfuhr: "Man muß durch Mitarbeit Einfluß auf eine Partei und die Gestaltung des Staates nehmen, sonst tun es andere." Und so trat er unmittelbar nach seiner Entlassung aus der Gefangenschaft in die CDU ein, war sechs Jahre Kreissprecher der Jungen Union und ist heute Ortsvorsitzender und Mitglied des Kreisvorstandes der Partei. Sein Wirkungskreis reicht jedoch noch weiter, zur Kolpingfamilie und Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung(KAB).
    Gerhard Brock, der das Schneiderhandwerk schon in vierter Generation ausübt und Vater von vier Kindern ist, kennt die Schwierigkeiten des Mittelstandes ebenso wie die Probleme kinderreicher Familien, für deren Lösung er sich als Abgeordneter im Land und Kreis zielstrebig einsetzt. Er sieht beide als gewichtige Stützen dieses freiheitlichen Staates.
    Die Familie ist es dann auch, wo sich der Niederrheiner neue Kraft für den oft nervenaufreibenden Alltag eines Politikers holt.
    Jochen Jurettko

    ID: LI742102

  • Porträt der Woche: Reinhard Grätz (SPD).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 20 - 13.07.1974

    Am auffälligsten an Reinhard Grätz (34) ist seine Unauftälligkeit. Doch die manchmal an Schüchternheit grenzende Zurückhaltung, die wenig polit-professionelle Art zu sprechen — das täuscht. Der gebürtige Schlesier Grätz, der schon mit 17 Jahren der SPD beitrat, weiß was er will.
    Er hat es im Kulturausschuß bewiesen, in den er 1970 als Parlamentsneuling sozusagen aus Verlegenheit "abkommandiert" wurde. Da fühlte er sich "unter den Schulmeistern zunächst als Außenseiter". Das änderte sich aber, als die berufliche Bildung immer mehr in den Vordergrund kultur- und gesellschaftspolitischer Überlegungen trat. Und Grätz ist immerhin einer der wenigen Kulturpolitiker, die die Probleme in diesem Bereich von der Pike auf kennen.
    Nach der Volksschule in einer niedersächsischen Zwergschule mit "miserablen Entwicklungschancen" lernte die Kriegswaise Reinhard Grätz den Beruf des Ofensetzers und Fliesenlegers — mit Erfolg, denn er wurde Bundesbester im Berufswettkampf der Handwerksjugend. Nach der in Abendkursen erworbenen mittleren Reite Studium an der Ingenieurschule für Keramik. Seit 1964 arbeitet Grätz, der in Wuppertal wohnt und seit zwei Jahren verheiratet ist, in einem Forschungsinstitut. Dort hat er es inzwischen zum Abteilungsleiter gebracht. Der "linke Realist" Grätz, der erst als Erwachsener Schwimmen gelernt hat, ist ein harter Arbeiter, der auch vor der gefürchteten Feinarbeit, die Reformeifer und Reform mit sich bringen, nicht zurückschreckt. Beruflich wie auch politisch mit sprödem Material vertraut, meint Grätz, noch vor wenigen Jahren Juso-Vorsitzender in Wuppertal: "Es hat keinen Zweck, verbal dauernd auf das linke Bein zu stampfen. Ideen muß man im Hinterkopf haben und Stück für Stück zu verwirklichen suchen."
    Freilich führt die "Kärrnerarbeit" (Grätz) leicht zur Frustration, gar zur Verzweiflung; Gefühlsregungen, die ein Politiker sich genausowenig leisten kann wie beispielsweise ein Bergsteiger: Gibt er sich auf, fällt er um so eher.
    Reinhard Grätz hat die unausbleibliche Frustration der ersten Jahre parlamentarischer Arbeit durch "seinen" großen Wurf kompensiert: Von ihm ist das Weiterbildungsgesetz — hie umstritten, da beklatscht — initiiert worden. Dabei sind ihm die inzwischen weitgehend ausgeräumten Bedenken der freien Träger, vor allem der Kirchen, ebenso fremd wie unmotiviert: Der engagierte evangelische Christ Reinhard Grätz ist bei aller Konfliktfähigkeit durchaus auch in der Lage, an die Richtigkeit und den Erfolg "seiner" Sache zu glauben.
    Sein nüchtern-distanzierter, sachbezogener Stil, der nicht zuletzt vom politischen Gegner geschätzt wird, gemischt mit einem kräftigen Schuß politischen Ehrgeiz, hat auch in der Partei das Fortkommen gefördert. Allem Radikalen fremd, gehört Grätz seit Anfang dieses Jahres zum Vorstand des SPD-Bezirks Niederrhein. "Parteiarbeit", weiß Grätz, "ist sehr wichtig — auch für die Meinungsbildung der Abgeordneten." Er muß sie pflegen, will er seine Vorstellungen durchsetzen. Dabei kommen notgedrungen . die Steckenpferde Theater, moderne Malerei, Literatur und Schwimmen immer häufiger "viel zu kurz". Bernd Kleffner

    ID: LI742002

  • Porträt der Woche: Cornelius Riewerts (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 19 - 05.07.1974

    Cornelius Riewerts — Frau und Freunde nennen ihn Conny — sieht in der Arbeit des Landtagsabgeordneten eine Art Dolmetschertätigkeit: "Wir sind zwar dazu da, Gesetze zu machen. Aber in erster Linie haben wir die Landespolitik dem Bürger zu übersetzen, sie verständlich zu machen." Während des Wahlkampfes 1970 hatte er, Kandidat im westlichen Kreis Recklinghausen, den Bürgern regelmäßige Sprechstunden zugesagt. In vier Jahren hielt er sein Versprechen an die 400 Mal. Rund 2000 Besucher kamen zu ihm. Vielen konnte er helfen.
    Den "Bürger vor Ort" dürfe der Abgeordnete nicht enttäuschen, ist Riewerts' Devise. So schwamm er mit ihm zeitweilig gegen den Strom der eigenen (CDU-)Fraktion. Kirchhellen, das in seinem Wahlkreis liegt, wollte er bei der Neuordnung des Ruhrgebiets die Vorsilben "Glabot" ersparen. Der Strom der Neugliederung ging über Riewerts und Kirchhellen hinweg. Beide indes gingen nicht unter. Und der CDU-Ortsverband Kirchhellen, der vor der dritten Lesung des Ruhrgebiet-Gesetzes aus Protest schon seine Geschäftsstelle geschlossen, seine Auflösung angedroht hatte, meldet seitdem 29 Neuzugänge von Parteimitgliedern.
    Dabei ward dem Conny Riewerts bei seiner Geburt am 2. September 1940 in Münster ("Sedanstag") das politische Know-how nicht in die Wiege gelegt. Sein Vater, der drei Jahre später als Soldat in der Sowjetunion fiel, war Kunsthistoriker. Die Mutter kam erst durch den Sohn zur Politik. Conny Riewerts, der humanistische Gymnasien in Hamm und Recklinghausen besuchte, 1960 das Abitur machte, war 1958 in Junge Union und CDU eingetreten. Durch ihn kam auch die Mutter zur Partei. Seit neun Jahren gehört sie dem Stadtrat ihres Wohnorts Westerholt an.
    Der Journalist Riewerts lernte die "Zeitungsmache" im Recklinghäuser Verlagshaus Bitter. Als Student der Publizistik, Soziologie und Kunstgeschichte in Münster und Wien war er Mitarbeiter von "Kirche und Leben". Dann nahm ihn die Politik fast ganz in Anspruch. 1965 und 1969 war er persönlicher Referent und Wahlkampfleiter im Wahlkreis Recklinghausen-Land. 1970 präsentierte die CDU den jungen Mann — Riewerts war gerade 29 — als Kandidat für die Landtagswahl. Er gewann das Mandat in Direktwahl. Drei Jahre später wählte die CDU Recklinghausen Stadt und Land den jungen Abgeordneten zum Vorsitzenden des mit 5150 Mitgliedern größten Kreisverbandes in Westfalen-Lippe.
    Im Landtag wirkt Riewerts als Mitglied des Sportausschusses und — seit dem Tode von Josef Hermann Dufhues — des Hauptausschusses. In der Fraktion ist er medienpolitisch tätig. Er gehört zu den Initiatoren jenes Antrags, der die öffentliche Hand kürzlich erstmalig für Mittel zur Aus- und Fortbildung von Journalisten öffnete. Dabei sieht Riewerts diese 50 000 Mark "nur als Hausnummer. Wir werden versuchen, den Betrag zu erhöhen."
    Dem Ehemann Riewerts — er ist seit zwei Jahren mit einer Lehrerin verheiratet — stehen Vaterfreuden ins Haus. Ob es eine Lehrerin wird oder ein Politiker, ist den in der Neuen Stadt Wulfen wohnenden jungen Leuten noch gleichgültig: "Hauptsache, es kommt Leben in den Laden."
    Eugen Vietinghoff

    ID: LI741902

  • Porträt der Woche: Georg Pauly (SPD).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 18 - 28.06.1974

    "Nur keinen Weihrauch, bitte . Diese Worte stehen am Anfang unseres Gesprächs, und sie sind typisch für Georg Pauly. Als Mitglied des Haupt- und Innenausschusses sowie des SPD-Fraktionsvorstands gehört "Schorsch" Pauly zu den einflußreichen Abgeordneten im Landtag, aber er wehrt sich geradezu, daß darüber geschrieben wird. Bescheiden, fleißig und geradlinig arbeitet er im Parlament.
    Warum er in die Politik gegangen ist? Bittere Erlebnisse in seiner Kindheit haben ihn auf diesen Weg geführt: Der Vater wird kurz nach Hitlers "Machtergreifung" von den Nazis in Haft genommen. Er gehört keiner Partei an, aber er hat mutig das totalitäre System kritisiert. Drei Jahre lang bringt die Mutter ihre fünf Kinder von 14,20 RM Wochenunterstützung durch. Als der Vater 1933 abgeholt wurde, war Georg Pauly fünf Jahre alt, aber diesen Augenblick und die Sorgen der Mutter in den Notjahren danach kann er nicht vergessen.
    So steht, als der Krieg zu Ende geht, für den 17jährigen fest, daß er sich für einen neuen, einen demokratischen, einen gerechten Staat aktiv einzusetzen habe. 1945 tritt er der IG Metall bei, 1946 der SPD. Der gelernte Schlosser besucht VHS- und Gewerkschaftslehrgänge, studiert 1948/49 an der Sozialakademie Dortmund. In Friedrichsfeld (Kreis Dinslaken), wo er geboren wurde und heute noch lebt, wird er Jugendobmann und Betriebsratsvorsitzender, später Meister und Abteilungsleiter eines großen Industriewerks. Mit 24 Jahren wird er — wegen seiner Jugend und nur mit ministerieller Ausnahmegenehmigung — Arbeitsrichter in Wesel.
    Nachdem er auch dem Gemeinderat und als Fraktionschef dem Kreistag angehört, wird Pauly eine Art Markenartikel der SPD im Kreise Dinslaken. Unermüdlich hilft er ratsuchenden Bürgern im Instanzendschungel der Bürokratie. Doch 1964 werden ihm in einem Parteiverfahren alle Ämter aberkannt, als er für die Lauterkeit und Integrität eines Freundes stritt, der damals verbotener Ostkontakte verdächtigt wurde. Das politische "Aus" für Pauly schien besiegelt.
    Man muß das Schlüsselerlebnis Paulys aus der Kindheit kennen, um eine Erklärung dafür zu haben, warum der verbindliche Niederrheiner so dickschädelig, so unbequem, ja, so kompromißlos sein kann, wenn es für ihn um Überzeugungsfragen geht. Er sieht sich als Mann "genau in der Mitte" der Partei, der sich mit "linken Utopisten nicht identifizieren kann", sondern praktische Lösungen direkt anstrebt.
    1966, zwei Jahre nach dem spektakulären Zwist mit der Parteiführung, ist Schorsch Pauly schon wieder "da". Die SPD stellt ihn als Kandidaten für den Landtag auf. Pauly wird mit dem Rekordergebnis von 62 Prozent der Stimmen gewählt. Im Landtag spezialisiert er sich auf Personalfragen, Besoldung, Polizei. Hart ringt er darum, die überflutenden Personalkosten wieder einzudämmen.
    In freien Stunden wandert Schorsch Pauly mit seiner Frau durch die heimatlichen Wälder. Nur wenige wissen, daß er daheim eine bedeutende Sammlung ostasiatischer und moderner europäischer Plastiken besitzt.
    Gerd Goch

    ID: LI741802

  • Porträt der Woche: Dr. Wilfried Heimes (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 17 - 14.06.1974

    Mit der Kandidatur in einem der schwierigsten Wahlkreise für die CDU im Norden von Essen begann für Dr. Wilfried Heimes der Weg in die nordrhein-westfälische Landespolitik. Erst beim zweiten Anlauf 1970 gab ihm die Partei die für den Einzug in das Düsseldorfer Landesparlament notwendige Absicherung auf der Landesliste dazu. Fast scheint es, als ob die politischen Klippen auf seiner Laufbahn immer wieder geradezu Voraussetzungen des Erfolges waren.
    Nach einer risikoreichen Kraftprobe mit dem rheinischen CDU-Landesvorstand und den Sozialausschüssen in der offenen Kontroverse um die Ablösung eines CDU-Sozialsekretärs in Essen wurde Dr. Heimes zum Mitglied des CDU-Landespräsidiums gewählt — "zu meiner eigenen und vieler anderer Leute überraschung," wie er meint. In einer Kampfabstimmung innerhalb der Essener CDU wurde er vor einem Monat Oberbürgermeisterkandidat für die nächste Kommunalwahl — gerade mit der Unterstützung von Sozialausschuß-Mitgliedern, die vor einem Jahr noch seine Gegner gewesen waren.
    Eine Schlüsselposition — wenn auch ein wenig abseits vom Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit — ist Dr. Heimes auch im Landtag zugefallen. Als Vorsitzender der gemeinsamen "Arbeitsgruppe Bau" des Kultur- und des Finanzausschusses hat er die parlamentarischen Entscheidungen über die Verteilung der Baugelder des Landes im Bereich von den Hochschulen bis zu den Kirchen vorzubereiten. Auf diesem Arbeitsfeld hat der jetzt 46jährige Abgeordnete seine wichtigsten parlamentarischen Debattenbeiträge geliefert zur Hochschulplanung, zum Antrag der CDU auf Auflösung der landeseigenen, aber privatrechtlich selbstständigen Hochschulbaugesellschaft und zur Erwachsenenbildung.
    Mit einem Unterton von Bedauern spricht Heimes darüber, daß er daneben als stellvertretendes Mitglied im Ausschuß für Jugend, Familie und politische Bildung nur noch mit begrenzter Kraft weiterarbeiten kann. Dabei war gerade die Jugendpolitik für ihn die vertrauteste Aufgabe. Der ehemalige Landesvorsitzende des Bundes der deutschen katholischen Jugend und Diözesanjugendführer des Bistums Köln war von 1961—63 Vorsitzender des Landesjugendrings von Nordrhein-Westfalen. 1964 berief ihn das Bistum Essen als Referenten für Erwachsenenbildung.
    Nach dem Studium in Köln (Deutsch, Geschichte, Geographie und Philosophie) hatte der gerade jung verheiratete Dr. Heimes aber schon einen ersten rein politischen Arbeitsabschnitt hinter sich gebracht. Zwei Jahre lang arbeitete er als CDU-Kreisgeschäftsführer in Opladen. Die Kenntnis dieser "Basisarbeit" - längst bevor der Begriff in Mode kam — scheint nicht nur den Aufstieg des erst 1964 nach Essen zugezogenen CDU-Mitglieds Heimes zum Vorsitzenden eines der wichtigsten rheinischen Kreisverbände einer Partei in knapp fünf Jahren entschieden zu haben. Sie hat ihm wohl auch zu dem notwendigen Selbstbewußtsein verhüllen, mit dem er den aufsehenerregenden Präzedenzfall um die Abberufung des Sozialsekretärs Vorbrücken im vergangenen Jahr ohne Schaden für die CDU und für seine eigene politische Zukunft durchstand.
    Heimes selbst meint freilich, Stehvermögen habe er schon im Elternhaus lernen müssen. Sein Vater hatte es als bewußt gegen die Nationalsozialisten eingestellter Lehrer in Haan sehr schwer gehabt. Die Hitlerjugend schrieb aus politischen Gründen auch dem Sohn dieses Lehrers in die Papiere, daß er für ein Hochschulstudium im Deutschen Reich unwürdig sei.
    Das künftig doppelte politische Engagement als Landtagsabgeordneter in Düsseldorf und als Oberbürgermeister-Kandidat in der Essener Kommunalpolitik wird Heimes nicht nur noch häufiger von seiner Familie (drei Söhne und eine Tochter zwischen 18 und 10 Jahren) fernhalten. "Ich werde mich auch in meinem Beruf beurlauben lassen müssen, — aber nur vorübergehend", sagt Heimes. "Ein Berufspolitiker will ich nicht werden."
    Peter Weigert

    ID: LI741702

  • Porträt der Woche: Rudi Bahr (SPD).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 16 - 07.06.1974

    Rudi Bahr, SPD-Abgeordneter im Düsseldorfer Landtag, erzählt nicht gern über sich und kann doch vieles erzählen: Über sein Leben, eine Mischung aus Glück und Pech, nicht ungewöhnlich für eine Generation, die "Drittes Reich", Kriegs- und Nachkriegswirren überstehen mußte; über seinen politischen Werdegang, geprägt von Ehrlichkeit, ohne Rücksicht auf persönliche Vorteile, was schon außergewöhnlicher ist.
    Nach Schule, Ausbildung zum Industriekaufmann, Krieg und durch glückliche Zufälle abgekürzter US- Gefangenschaft verdingte Bahr sich bei einem hessischen Bauern als Land hei f er, ehe er im April 1946 nach Duisburg zog, wo Frau und das älteste von inzwischen drei Kindern schon auf ihn warteten. In seinem eigentlichen Beruf war der 26jährige gebürtige Stettiner nicht gefragt. Er wurde Gleiswerker bei der Bahn, hatte keinen Ehrgeiz zum Obergleiswerker und bewarb sich bald bei der Stadtverwaltung. Zuerst im Entnazifizierungsamt eingesetzt - "da kam mir manches nicht geheuer vor; da herrschte kein Höchstmaß an Gerechtigkeit" — wechselte er 1947 ins Duisburger Schulamt über, "wo ich heute noch sitze", jetzt als stellvertretender Leiter.
    Daß er sich politisch engagieren müsse, war ihm schon Ende 1944 deutlich geworden. Er hatte miterlebt, "wie SS-Soldaten und -Offiziere Juden behandelt haben". Aber erst 1957, zwölf Jahre nach Kriegsende, trat er in die SPD ein. Warum so spät? Er habe in der Stadtverwaltung sehr schnell gemerkt, daß das Parteibuch bei Beförderungen eine "bestimmte Rolle" spiele, wollte aber sein Ziel "aus eigener Kraft und ohne Schubkarre" erreichen, antwortete Bahr. Als es soweit war, kam für ihn nur die SPD in Frage. Denn der Vater, von den Russen verschleppt und in der Sowjetunion gestorben, war engagierter Gewerkschafter. "Wir sind mit sozialdemokratischem Gedankengut groß geworden."
    Nach der Parteiarbeit "von der Pike an" bis zum Chef des Ortsvereins und stellvertretenden Vorsitzenden des Bezirksvereins kam Bahr 1966 in den Landtag. Er wurde Mitglied des Rechnungsprüfungsausschusses und, was ihn besonders freute, des Kulturausschusses. Dort konnte er auch politisch eng mit dem Mann zusammenarbeiten, der zehn Jahre Duisburger Schuldezernent und somit sein Chef war: Ex-Kultusminister Professor Fritz Holthoff. "Von ihm habe ich eine Menge Rüstzeug bekommen, beruflich wie politisch."
    Bahrs politisches Streben: "Die Chancengleichheit im Bildungswesen verbessern, da gibt's immer noch Schwierigkeiten." Daß er, beratendes Mitglied im Bundesvorstand der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, nicht zu jenen Schwärmern gerechnet werden darf, die Reformgegnern immer wieder Munition liefern, macht er schnell deutlich: "Die SPD hat selbst gelegentlich nicht das rechte Maß gefunden; da war manchmal zuviel Euphorie, ohne zu fragen, ob theoretisch Erdachtes auch praktisch durchsetzbar ist."
    Bahr weiß, daß die Kulturpolitik unter "Ermüdungserscheinungen" zu leiden hat, daß im Parlament quer durch alle Fraktionen, aber auch außerhalb des Parlaments, angesichts der Vielzahl von Reformvorhaben Verdruß geäußert wird. Jene Kollegen, die etwa hämisch über Kulturpolitik herziehen, mahnt er knapp: "Bitte keine Polemik." Die Schule leiste einen wichtigen gesellschaftspolitischen, ja gesellschaftsverändernden Beitrag. Da könne man nicht einfach hergehen und vorrechnen, was ein Kumpel verdiene und was eine Lehrerin. Bildungsreformen seien nun einmal teuer und brächten immer wieder neue Probleme mit sich, gibt er zurück, und versucht gar keine Entschuldigung bei den politischen Widersachern. In seiner "Publikumsbeschimpfung" nimmt er sich auch die Eltern vor: "Die bringen meistens nicht das wünschenswerte Interesse an der Schule auf." Bahr will seiner Maxime treu bleiben: "Lange planen, und hat man es als richtig erkannt, dann klotzen."
    Christoph Lütgert

    ID: LI741602

  • Porträt der Woche: Heinz Soenius (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 15 - 31.05.1974

    Der unverfälschte Dialekt, den er im privaten Gespräch nicht unterdrückt, weist Heinz Soenius, CDU- Landtagsabgeordneter seit 1970, als das aus, was er ist: ein gebürtiger Kölner. Seine Argumentation und seine politische Tätigkeit machen mit gleicher Prägnanz seinen Standort und seine Ziele deutlich. Als Vertreter der linken Mitte ficht er für eine humane Politik und gegen eine absolute Politisierung.
    Wie er seine Aufgabe versteht, verdeutlicht der Kölner des Jahrgangs 1929, der sich selbst als Angehöriger der skeptischen Generation bezeichnet, mit wenigen Worten. Als Mann der linken Mitte verfolge er eine pragmatische Politik, die auf Veränderungen abziele, Abhängigkeiten abbaue und dem einzelnen Gestaltungsmöglichkeiten einräume. Eine "schreckliche Vorstellung" ist für ihn eine Gesellschaft, in der es keine Freiräume von der Politik gibt. Der private Bereich, sagt er, müsse einer dieser Freiräume sein.
    Im Beruf, Soenius ist Geschäftsführer bei den Kölner Stadtwerken, und in der Politik setzt er sich für die Schaffung dieser Freiräume ein. Alle Gebiete müßten auf die Möglichkeit der Veränderung abgeklopft werden; der Wohnungsbau, die Neuordnung, die Gesellschaftspolitik. Und das sind auch die Gebiete, auf denen sich der engagierte Politiker bewegt, der schon als 19jähriger in den Vorstand der Kölner CDU vorstieß. Seit mehr als zwei Jahren führt er den mitgliederstärksten Kreisverband, dessen Wachstum noch längst nicht abgeschlossen sei. "Führen" versteht Soenius allerdings mehr als Anleitung, weil "in der CDU kein Raum für autoritäre Fuhrung ist.
    So setzt er in der Partei und in der Fraktion ausschließlich auf die Kraft der Argumente, mit denen er als Mitglied des Ausschusses für die Verwaltungsreform um eine Verbesserung des Verhältnisses der Städte zum Umland kämpft. Wie in der Politik insgesamt lehnt er auch im Verhältnis zwischen Umland und Stadt ein Freund-Feind- Denken ab und sucht nach Verständigungsmöglichkeiten. Daß sie zu erreichen sind, weiß er aus der Erfahrung als langjähriges Mitglied des Kölner Stadtrats. Von daher stammt auch seine enge Bindung zur Kommunalpolitik, der er einen hohen Rang einräumt: "Der Wechsel vom Kommunal- zum Landesparlament ist keine Beförderung."
    Soenius kann und will sich natürlich nicht auf den abgegrenzten Bereich der Landespolitik beschränken, weil er die Verantwortung der Politik für den gesamten gesellschaftlichen Bereich sieht. Diese Verantwortung verpflichtet den Vater von drei Kindern, eigene Erfahrungen zu vermitteln. Die seiner Generation eigene Skepsis, so sagte er einmal, habe ihn bewahrt vor der Anbetung falscher Götter. Diese Skepsis müsse seine Generation weitergeben, um Unzufriedenheit auf das zu reduzieren, was sie sein soll, nämlich Antriebskraft für das Bemühen, Politik zu humanisieren und unhumane politische Systeme zu verhindern.
    Der Politiker Soenius verfolgt dieses Ziel und schöpft Kraft dafür in dem Raum, den er von der Politik freihält, nämlich in der Familie.
    Klaus Simson

    ID: LI741502

  • Porträt der Woche: Hans-Georg Vitt (SPD).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 14 - 17.05.1974

    Er selbst charakterisiert die Siegerländer, zu denen er gehört, als einen harten, die bedingungslose Offenheit schätzenden Menschenschlag; der sprichwörtliche Sack Salz müsse erst gegessen sein, ehe der rechte Kontakt möglich sei. Der das sagt, heißt Hans-Georg Vitt, ist 51 Jahre alt, "gelernter" Flieger und Politiker, Mitglied in 25 Vereinen sowie im Vorstand der SPD-Landtagstraktion, Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Hüttental, Fraktionsvorsitzender der Sozialdemokraten in der Landschaftsversammlung Westfalen-Lippe, Angehöriger des Hauptausschusses des Deutschen Städtebundes und des Städtebundes Nordrhein-Westfalen, Verwaltungsrat der Westdeutschen Landesbank und der Provinzialversicherung Westfalen, Vorsitzender des Zweckverbandes Regionalflughafen Siegerland.
    Wen wundert es angesichts dieser Liste noch, daß V/ff einen 16-Stunden-Tag und, so berichtet der Postfachinhaber, täglich den Posteingang eines mittleren Betriebes hat. Verwunderlich ist nur, daß ein Mensch diese Belastungen über Jahre hinweg aushält. Hans-Georg Vitt hat das Glück, daß ihm seine Frau, die er einst im Hagener Vorzimmer von Fritz Steinhoff, des ersten SPD-Ministerpräsidenten dieses Landes, kennengelernt und bald darauf geheiratet hat, praktisch das Sekretariat führt. - Und die werte Gesundheit? Als Siegerländer, Bewohner einer Gegend, die — so steht zu lesen — durch "Eisen zur Blüte" getragen wurde und der Legende nach Wieland den Waffenschmied hervorgebracht hat, ist man eben ehern hart. Doch Glück, so darf man hinzufügen, gehört wohl auch dazu.
    Möglicherweise haben sich Vitts Freunde auch an die alte Bauernregel erinnert, nach der man Pferden, die gut ziehen, ruhig viel anhängen darf. So ist bei ihm nicht nur die Last vieler Ämter herausgekommen, sondern er ist auch so etwas wie der Typ des englischen Abgeordneten geworden, dem die Arbeit im und für den eigenen Wahlkreis ganz wichtig ist. Pragmatismus in der Politik als Erfolgsrezept? Keineswegs, denn gerade im Siegerland, das nach dem zweiten Weltkrieg die jahrhundertealte Basis seiner wirtschaftlichen Blüte, den Erzbergbau, verloren und eine Strukturkrise zu bewältigen hatte, erwies sich sozialdemokratische Politik als wirksam. Hans-Georg Vitt und seine Freunde haben es geschafft, immer mehr ihrer Mitbürger, die man früher gemeinhin eher dem Konservativen zuneigend einschätzte, davon zu überzeugen. Dafür nennt Vitt ein Beispiel: In Weidenau, wo er als Sohn eines Sozialdemokraten geboren wurde, hatte die CDU 1946 im Rat 18 Abgeordnete, die SPD drei. Heute sitzen im Rat von Hüttental, der neuen Großgemeinde, in der auch Weidenau aufgegangen ist, 23 Sozialdemokraten, 16 CDU- und zwei F.D.P.-Abgeordnete.
    Wie stabilisiert man Mehrheiten? Durch Fleiß und Klarheit der politischen Aussage. An beidem hat es Vitt nie mangeln lassen. Daß dabei das Privatleben zu kurz gekommen und als einziges Hobby des Liebhabers schneller Autos nur das Werkeln im eigenen Garten und am eigenen Haus übrigblieb, ist der Preis, den ein Politiker vor Ort dafür zu zahlen hat. Seine Siegerländer allerdings sind dabei, so hört man, nicht schlecht gefahren.
    Karl Lohaus

    ID: LI741402

  • Porträt der Woche: Karl Nagel (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 13 - 10.05.1974

    Immer frisch und aufgeräumt, gern für einen politischen Witz auch über die eigene Partei zu haben und mit einem für einen 45jährigen noch recht jungenhaften Lachen: Daran erkennt man Karl Nagel auf den ersten Blick. Aber er kann auch westfälische Hartnäckigkeit demonstrieren. Ein urgesundes münsterländisches Selbstbewußtsein läßt Skrupel kaum aufkommen. Der CDU-Abgeordnete Nagel scheint immer zu wissen, was er will.
    Dabei stammt er nur scheinbar aus einer heilen Welt. Zwar wirkt das eigene Heim am Uhlenspiegel 14 in Borken, von wo aus man allüberall ins Grüne blickt, wie eine Idylle fernab des Großstadtgetriebes. Aber die Arbeiterfamilie Nagel, kinderreich und ans Mitanfassen gewöhnt, hat sich diesen bescheidenen Wohlstand hart erworben. Nagels Vater war Zentrumsmann und erklärter Nazi-Gegner. Von ihm stammt die tiefsitzende Aversion des Sohnes gegen jede ideologische oder diktatorische Einschränkung der Freiheit. Es mag sentimental klingen, doch es ist so: Auf dem Sterbebett des Vaters kurz vor Kriegsende versprach Karl Nagel, sich politisch-demokratisch zu engagieren. Als alles vorbei war, Reichsarbeitsdienst, ein paar letzte Kriegsmonate und ein halbes Jahr Gefangenschaft, trat er der CDU bei. Nagel gehört nicht zu den gescheiterten Studiosi, die. heute immer zahlreicher in die Politik drängeh. Er studierte in Münster Theologie und Philosophie, freilich unter "Nichteinkalkulierung des Zölibats", wie er sagt; dann in Münster und Oberhausen Pädagogik. Lange blieb er beim "Handwerk" des Schulmeisters, 1961 wurde er Rektor in Veten. Danach erst, 1964, ließ er sich in den Borkener Kreistag wählen. 1966 kam Nagel in den Landtag, 1970 bestätigten die Wähler sein Direktmandat mit 69,9 Prozent der Stimmen.
    Nagel betreibt im Parlament Kulturpolitik mit leidenschaftlicher Sachkunde. Er ist kein Vielredner, doch sein immer wohlabgewogenes Wort hat im Kulturausschuß, in der CDU- Fraktion und auch im Plenum verläßliches Gewicht. Jahrelang hat er neben seiner Abgeordnetentätigkeit noch Schulunterricht erteilt. Doch jetzt scheint auch bei Nagel der Schritt zum Berufspolitiker fast vollzogen zu sein.
    Das hat Ärgernisse im Gefolge. Nagel gönnt sich kaum einen freien Abend. Wahlkreispflege, Arbeit an der Basis und bei bildungspolitischen Fachtagungen gehören zur eisernen Pflicht. Allerdings: "Der Sonntag ist heilig." Man kann die Familie Nagel dann mit drei Töchtern und zwei Söhnen durchs Münsterland radeln sehen, wenn sie nicht im Urlaub gemeinsam die österreichischen Alpen erklimmt. Bergsteigen ist Familienhobby. Sogar der sechsjährige Dominik hat unter des Vaters sachkundiger Führung schon einen Dreitausender bezwungen.
    Wer so fest auf beiden Beinen steht, muß die Frage nach seinem politischen Standort beantworten. Nagel unterdrückt im Gespräch eine Spontanreaktion und sagt dann "Mitte links". Er meint ein bildungspolitisches und auch sozialreformerisches Engagement für ein Menschenbild frei von Indoktrinationen und von dem verdächtig modischen Trend zur Umwertung aller Werte.
    Seine größte Sorge in dieser scheinbar so gefestigten Demokratie ist es, daß "wir unsere Freiheit wieder einmal verspielen, weil die Solidarität aller Demokraten immer mehr zu wünschen übrig läßt". Nagel sieht beides, die Gefahr einer Usurpation von links und die nicht minder gefährliche Reaktion des Rufes nach dem starken Mann von rechts. Insofern scheint bei Nagel die Politik eine Funktion des täglichen aktiven und konstruktiven Widerstandes zu sein. Auf gut deutsch gesagt: Bangemachen gilt nicht. Lothar Bewerunge

    ID: LI741302

  • Porträt der Woche: Paul Scholz (CDU) Mitglied des Landtagspräsidiums.
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 11 - 06.04.1974

    Bei der Hausmusik spielte er die erste Geige, bevor ihn die Politik ganz in ihren Bann zog. In der Politik sich durchzusetzen, war schwieriger und zeitraubender. Der 58jährige Justizbeamte aus Bottrop hat es dennoch geschafft. Er ist Mitglied des Landtagspräsidiums, war bis zu dessen Auflösung Vorsitzender des Landtagsausschusses für Vertriebene und Flüchtlinge, ist Vorsitzender des Landesbeirates für Vertriebene und Flüchtlinge beim Arbeits- und Sozialministerium des Landes NRW, stellvertretender Bundes- und Landesvorsitzender des "Bundes vertriebener Deutscher" und Vorsitzender des "Deutschen Ferien- und Bildungswerkes".
    Der Bottroper, als Sohn schlesischer Eltern in Duisburg geboren, aber in Freiburg in der Nähe von Schweidnitz aulgewachsen, versteht sich als Schlesier, zumal auch seine Frau, eine Schlesierin, aus dem Paul-Keller-Dorf Arnsdorf stammt. Scholz kam über das Vertriebenenschicksal und seine Arbeit für vertriebene Landsleute in die Politik. Ein nach Verwundung und Krankheit aus russischer Gefangenschaft Entlassener und Gezeichneter fand zwar in Bayern seine Familie wieder, aber für einen "preußischen Rechtspfleger" gab es damals im blau-weißen Freistaat keine Berufschance. So zog er ins Revier, wurde in Bottrop als Rechtspfleger — eine Berufsqualifikation, die er sich im Oberlandesgerichtsbezirk Breslau noch vor dem Zweiten Weltkrieg erworben und bereits beim Landgericht Schweidnitz ausgeübt hatte — wiedereingestellt und trat bald der CDU bei. Sich einer eigenen Vertriebenenpartei anzuschließen, wäre nach seinem Selbstverständnis eine falsche Entscheidung gewesen, da Vertriebensein zwar ein Schicksal, aber keine Weltanschauung sein kann.
    Seit 1956 Ratsherr in Bottrop, seit 17 Jahren Vorsitzender des städtischen Wohnungsausschusses und anderer Gremien, blieb er der Kommunalpolitik auch weiterverbunden, als er 1963 in den Landtag einzog. Die Aufgaben wuchsen, aber das eigentliche Anliegen, vor allem denjenigen unter den Vertriebenen, Flüchtlingen und Spätaussiedlern zu helfen, die es aus eigener Kraft nicht schaffen, blieb.
    Fragt man Paul Scholz nach einer Zwischenbilanz seiner öffentlichen Tätigkeit, dann weist er bescheiden darauf hin, daß er fast täglich in der Lage sei, irgendwelchen in Not oder Bedrängnis geratenen Menschen zu helfen. Vor fünf Jahren wurde er dafür mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Als Anerkennung empfindet er auch die in der letzten Landtagssitzung erfolgte dritte Wahl in die Bundesversammlung, von der der nächste Bundespräsident gewählt wird. Als Presbyter an der Gnadenkirche in Bottrop und Mitglied der Kreissynode entzieht sich der Politiker auch nicht den Verpflichtungen im kirchlichen Raum.
    Fast unnötig zu erwähnen, daß der aktive Politiker auch in seiner Partei Aufgaben auf den verschiedensten Ebenen ausfüllt. Doch der Mensch ist nur im Rückspiegel aus all seinen Betätigungen erkennbar. Eigentlich wollte Paul Scholz Tierarzt werden. Wie vielen seiner Generation haben die besonderen Verhältnisse vor, in und nach dem Krieg einen Strich durch die Erfüllung beruflicher Wünsche gemacht. Tierzucht und Jagd zu seinen Hobbys zu machen, daran vermochte ihn allerdings niemand zu hindern! Jägerei und Tierliebe sind nur vordergründig Gegensätze, denn Jagdleidenschaft schließt auch die Hege der Tiere ein. Vor allem für einen Mann, der sich im politischen Streß, ab und zu der Menschen müde geworden, für Stunden zu "seinen Tieren", und das sind für ihn vor allem Haflinger-Pferde, flüchtet, um sich dann ausgeglichen und mit neuem Mut wieder den Anforderungen der Politik zu stellen.
    Karl Fischer

    ID: LI741103

  • Porträt der Woche: Richard Kasper (SPD).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 10 - 29.03.1974

    Bevor wir über Lebensweg und Politik sprachen, erzählte mir Richard Kasper von seinen Hunden, wie man von seinen besten Freunden spricht: Von den beiden seltenen Bullterriern und dem gutmütigen Deutsch-Drahthaar. Die scharfen, aber folgsamen Terrier züchtet er im eigenen Zwinger.
    Richard Kasper, der die Lizenz für das "Richten und Führen" hat, versteht nicht nur etwas von der komplizierten Hundepsyche. Viel mehr noch hat er ein Gespür dafür, wie man bei seinen Mitbürgern "ankommt", wie man Wähler mobilisieren kann. "König Richard", wie er in seinem Heimatkreis Bergheim genannt wird, hat sich mit vielen Ideen, mehr aber noch durch seinen enormen kommunalpolitischen Fleiß eine ungewöhnliche Popularität erworben.
    Mit 30 Jahren wurde Richard Kasper in Quadrath-Ichendorf, wo er am 7. Februar 1932 als Sohn eines Braunkohle-Arbeiters geboren worden war, zum Bürgermeister gewählt. Zwei Jahre später gab es bei den Gemeindewahlen einen Erdrutsch. Unter Kasper erhöhte die SPD die Zahl ihrer Mandate von neun auf 14, die CDU wurde von acht auf vier halbiert.
    Im gleichen Jahr 1964 wurde der Sozialdemokrat Landrat des Kreises Bergheim. Seine Partei hatte im Kreistag erstmals die absolute Mehrheit errungen. Fünf Jahre später verbesserte sie entgegen dem Landestrend in Gemeinde und Kreis die vorher schon unwahrscheinlichen Ergebnisse noch.
    Richard Kasper war nicht mehr zu stoppen. Um den 16 Jahre lang von der CDU gehaltenen Landtagswahlkreis zu erobern, stellte ihn 1966 die SPD auf. Der Landrat und Bürgermeister zog mit 50,2 Prozent der Kreis Bergheimer Stimmen in den Landtag ein.
    Über die Heimatgrenzen hinaus wurde er 1970 bekannt, als die CDU ihren Spitzenkandidaten Heinrich Köppler gegen ihn aufgestellt hatte, um Bergheim zurückzugewinnen. Neben Diether Deneke (plus 0,5 Prozent) war Kasper der einzige SPD- Kandidat, der sein Wahlergebnis gegenüber 1966 verbessern konnte. Während die SPD im Landesdurchschnitt um 3,4 Prozent verlor, gewann sie im Kreis Bergheim noch 1,3 Prozent der Stimmen hinzu.
    Wenn man den Mann mit den lebhaften Augen fragt, wie er sich selber seinen Erfolg erkläre, dann zuckt er schmunzelnd mit den Schultern. "Man muß so ein wenig Hansdampf in allen Gassen sein", sagt er. Zu Hause kennt ihn jedes Kind. Er organisiert Erntedankfeste für die Bauern, gehört aber auch zu dem Kreis von Politikern, die der Kölner Kardinal regelmäßig zu einer Gesprächsrunde bittet.
    Als Bürgermeister, Landrat und Abgeordneter führt er ein "offenes Haus". Sogar sonntags steht er früh auf; denn schon vor neun Uhr steht der erste Besucher in der Tür. Ob es sich um Ärger mit den Behörden, um berufliche oder private Probleme seiner Bürger handelt, Richard Kasper setzt sich für jeden ein. Das hat sich schnell herumgesprochen, macht viel Arbeit, bringt aber eben den Erfolg.
    Dennoch will der Rechtsschutzsekretär der IG Bergbau und Energie im nächsten Jahr mit der "Ämterhäufung" Schluß machen und nur noch für den Landtag kandidieren. Im Parlament, in dem Kasper dem Wirtschaftsausschuß und dem Ausschuß für Ernährung, Land-, Forst- und Wasserwirtschaft angehört, ist seine scharfe Zunge vor allem beim Establishment gefürchtet. Wenn andere in der SPD-Fraktion, deren Vorstand er angehört, nicht gegen den Stachel locken, dann sagt Richard Kasper auch einmal dem Genossen Regierungschef pointiert die Meinung. "Zur Demokratie gehört, daß man die eigenen Leute kritisch begleitet", sagt er.
    Gerd Goch

    ID: LI741001

  • Porträt der Woche: Helmut Hellwig (SPD).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 8 - 15.03.1974

    Am Anfang der Entwicklung des Politikers Helmut Hellwig standen Schock und Desorientierung nach der Niederschlagung des Hitler-Faschismus. Schockiert war der Zwölfjährige durch die nach dem 8. Mai 1945 in vollem Umfang bekannt werdenden Verbrechen des braunen Unrechts-Regimes. Desorientiert war der "durch Erziehung, Umwelt und Schule zum freiwilligen HJ- Pimpf" gewordene Hellwig durch den plötzlichen und radikalen Verlust des ihm bislang vermittelten Weltbildes.
    Langsam wieder Boden unter den Füßen bekam der gewesene Pimpf ein Jahr nach Kriegsende: in einer Gemeinschaft von Jugendlichen, die sich nicht wie die HJ auf die Prinzipien Befehl und Gehorsam gründete, sondern auf die Solidarität aller. Helmut Hellwig wurde 1946 Mitglied der Sozialistischen Jugend Deutschlands "Die Falken". Und durch sie wurde er auch was. Durch die Schulungen und Weiterbildungsmöglichkeiten des Verbandes konnte er seinen Horizont laufend erweitern; in der Verbandspraxis erhielt er rasch Verantwortung: Mit 16 Jahren war er Leiter einer "Falken"- Gruppe, mit 18 Stadtverbandsleiter. Der Eintritt in die SPD schloß sich ein Jahr später "organisch an".
    Bei den "Falken" entwickelte Hellwig sein Talent zum Organisieren, Koordinieren, Verhandeln, so daß er bald in Positionen gewählt wurde, in denen er diese Talente anwenden und entfalten konnte: im geschäftsführenden "Falken" -Bundesvorstand, im geschäftsführenden Ausschuß des NRW-Landesjugendringes, als Geschäftsführer des "Falken"-Landesverbandes NRW, der er, hauptamtlich, noch ist. Sozusagen nebenbei wuchs er aus seinem Beruf als Postbediensteter heraus und qualifizierte sich für den kommunalen Dienst.
    Daß die verantwortliche Arbeit in den politischen Jugendverbänden schließlich über die SPD auch zur Übernahme konkreter politischer Verantwortung in Form eines Ratsmandats in seiner Heimatstadt Wanne-Eickel führte, erscheint als natürliche Konsequenz aus Tüchtigkeit und Talenten Hellwigs. Den Ratssitz, den er 1965 einnahm, und den Fraktionsvorsitz, mit dem er 1969 betraut wurde, behielt Hellwig auch nach seiner Wahl in den Düsseldorfer Landtag am 26. Juli 1970 bei: er braucht die Basisverankerung nach eigenem Bekunden, um die Landtagsarbeit so konkret wie möglich auf die Probleme vor Ort ausrichten zu können.
    "Mir sind Dinge lieber, die ich konkret in die Praxis umsetzen kann", so Hellwig über Hellwig, "die Theorie liegt mir aufgrund meines Bildungsweges nicht so." Was aber nicht heißt, daß Hellwig kein Bewußtsein von seiner Tätigkeit habe. Dazu sitzt der Schock von 1945 zu tief. Und die Erfahrung, wie vor 1945 mit Minderheiten umgegangen worden ist, dürfte mit für seine Empfindlichkeit gegenüber Maßregeln wie den Extremisten-Erlaß sein: Hellwig war Hauptredner einer Protestkundgebung des Landesjugendringes im Landtag gegen diesen Erlaß.
    Den Hauptschwerpunkt seiner politischen Arbeit sieht dieser quirlige, stets vergnügt erscheinende Politiker in der Veränderung der sozialen Umwelt derer, die unter ihr leiden, sich aber in unserer Gesellschaft am wenigsten selbst artikulieren können: Kinder, Jugendliche, Alte und auch Ausländer.
    Jüngster Ausfluß der Aktivität Hellwigs, der den Arbeitskreis "Jugend" der SPD-Landtagsfraktion leitet, ist ein neuartiges Studentenwohnheim in Essen, dessen Bau im Oktober anläuft. Durch die Kombination mit einem Haus der offenen Tür und einem Jugendheim soll ein Mehr an Integration zwischen Studenten und Bevölkerung erreicht werden.
    Daß Helmut Hellwig, verheiratet, drei Kinder, keiner der kühlen technokratischen Macher und Organisatoren ist, wird außer an seinem Temperament und seinem Engagement auch an seinen beiden politischen Vorbildern deutlich: an Herbert Wehner, diesem politischen Urgestein, und an Erich Ollenhauer, "der mit Herz Politik machte".
    Hartwig Suhrbier

    ID: LI740802

  • Porträt der Woche: Dr. Hans Daniels (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 7 - 08.03.1974

    Die Tatsache, daß kürzlich Bonns Karnevalsprinz Karl-Heinz die Nachfolge von Oberbürgermeister Peter Kraemer antrat, war natürlich nur ein Scherz, der über Aschermittwoch hinaus keine Geltung beanspruchen durfte. Aber im Ernst der neue Chef im Alten Rathaus ist bereits designiert: Wenn die CDU bei der nächsten Kommunalwahl im Mai 1975 obsiegt, soll der Landtagsabgeordnete und Notar Hans Daniels (39) das Zepter über der Bundeshauptstadt schwingen.
    Daß die Wahl des CDU-Kreisverbandes mit mehr als Dreiviertel-Mehrheit auf den gelernten Volljuristen und promovierten Volkswirt fiel, hat dieser wohl eher seinem kommunalpolitischen Engagement als dem Familienerbe zu verdanken. Zwar amtierte Vater Wilhelm Daniels von 1956 bis 1969 auch schon als Oberbürgermeister von Bonn, das sich damals durch den Zusammenschluß mit Bad Godesberg, Beuel und acht anderen Gemeinden überhaupt erst zu einer veritablen Großstadt mit 300 000 Einwohnern mauserte. Aber seine Treue zur CDU hat diesen Abschied von Alt-Bonn nicht überstanden; bei der Bundestagswahl von 1969 trat Vater Daniels als unabhängiger Kandidat an (und gewann immerhin rund 20 Prozent der Stimmen).
    Trotzdem, über die Rolle Bonns als Bundeshauptstadt ist seither im Familienkreise gewiß weiter nachgedacht worden, auch wenn sich die Voraussetzungen inzwischen geändert haben, und zwar erstens durch den Mutationssprung zur Großstadt und zweitens dadurch, daß ein Bekenntnis zu dieser Hauptstadtrolle heute nicht mehr als Verrat an Berlin (und damit an der deutschen Wiedervereinigung) mißverstanden werden kann.
    Hans Daniels sieht diese Dinge ganz realistisch, vielleicht sogar eine Spur zu nüchtern: Ein zweites Berlin könne Bonn nicht werden, auch kein zweites London oder Paris. Wohl aber eine "menschliche Hauptstadt", "eine Hauptstadt mit Herz", von der - etwa im Bereich des Städtebaus und der Kultur "gewisse Signale" auf den Rest der Bundesrepublik ausgehen sollen.
    Ein Mann der großen, oft leeren Worte ist dieser Hans Daniels, der nach Neigung und Begabung eigentlich Mathematiker werden wollte, eben nicht. Eher ein Mann der beharrlichen Tat, der Jura studierte, um sich für den Beruf des Politikers zu rüsten. Und da hat er es ja nun recht schnell recht weit gebracht: Mit 21 Jahren CDU-Mitglied, mit 27 Ratsmitglied, mit 35 Stellvertretender Vorsitzender der CDU-Fraktion im Bonner Rathaus, mit 36 Landtagsabgeordneter.
    Obwohl er sich innerhalb der eigenen Partei keinem bestimmten Lager zurechnet, weil er sich, wie er sagt, stets problemorientiert verhält, will Hans Daniels als Oberbürgermeister der Stadt Bonn eine betont politische Figur und kein Bundespräsident im Westentaschenformat sein. Nicht nur seine Frau und seine drei Kinder werden noch merken, was das zu bedeuten hat.
    Dr. Dirk Bavendamm

    ID: LI740702

  • Porträt der Woche: Alfred Gaertner (SPD).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 6 - 22.02.1974

    Sohn eines aktiven preußischen Offiziers, der Kurt Schumacher sympathisch fand, auf der Bühne Homburg und Piccolomini, im Beruf Vertreter des Bundesbeauftragten für den Zivildienst, als Parlamentarier justizpolitischer Sprecher seiner Fraktion — der SPD-Landtagsabgeordnete Alfred Gärtner spielte und spielt viele Rollen.
    Zuerst verkleidet und geschminkt, denn nach seinem Abitur ging Gaertner aufs Bühnenfach los, dem Rat eines Patenonkels folgend. Nach dem Besuch der renommierten Max-Reinhardt-Schule in Berlin erhielt der damals 25jährige 1955 im schwäbischen Memmingen einen "Fachvertrag als jugendlicher Held und Liebhaber", spielte "alles, was gut ist", trat dann auf in Hof an der Saale, Essen und zu Sommerzeiten bei gutem Wetter im Freilufttheater auf der Lorelei.
    Sosehr ihm auch die Bretter, auf denen er Held und gut war, die Welt bedeuteten und wohl auch noch bedeuten, "Theater allein genügt nicht, wenn man etwas am Kulturbetrieb ändern will", fand er, schminkte sich ein für allemal ab und verpflichtete sich selbst für eine ganz andere Rolle. 1958, ein Jahr nach seinem Eintritt in die SPD, wagte Gaertner, schon verheiratet und Vater zweier Kinder, den Neubeginn.
    Ausgestattet mit einem Stipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung und beachtlichem "Speichervermögen" ("mein gutes Gedächtnis habe ich vom Rollenlernen"), machte er schon nach drei Jahren sein juristisches Referendarexamen. Was dann jedoch kam, hatte mit Kultur und Bühne gar nichts mehr zu tun: Finanzpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Kreistag Bonn-Land, Dezernent für Recht, Sicherheit und Ordnung, mit der Finanzplanung betrauter persönlicher Referent des Stadtkämmerers in Bonn und seit 1970, was Offizierssohn Gaertner nach wir vor ist, Vertreter des Bundesbeauftragten für den Zivildienst.
    In den Düsseldorfer Landtag zog er Oktober 1972 als Nachfolger des tödlich verunglückten Hans-Joachim Bargmann ein. Und erst hier schloß sich für ihn wieder der Kreis, denn wie vor ihm Bargmann, kam er in den Kulturausschuß. Nachdem er sich erst einmal um die Hochschulpolitik kümmerte — das verabschiedete Studentenwerksgesetz trägt deutlich seine Handschrift — widmet er sich jetzt, wie könnte es anders sein, dem Theater und dessen Strukturreform. Daß er, ebenfalls Mitglied des Justizausschusses und seit Dezember justizpolitischer Sprecher seiner Fraktion, das Theater und die Kultur bald wieder aus dem Auge verlieren könnte, fürchtet Gaertner nicht: "Ich brauche wenig Schlaf".
    Dem Streiter für ein flächendeckendes Angebot an Repertoiretheatern und — auf der anderen Seite — für Rechtsberatung Minderbemittelter durch die öffentliche Hand, der von Bonn aus außerdem noch neue Einsatzfelder für Kriegsdienstverweigerer sucht, macht die Tätigkeit als Abgeordneter "richtig Spaß".
    Leidtragende des Engagements in derart vielen Rollen sind natürlich Gaertners Frau, der 18jährige Sohn und die 15jährige Tochter. Wenngleich die als Bonner Stadträtin ebenfalls von der Politik beanspruchte Frau für die "politischen Eskapaden" ihres Mannes Verständnis hat, so "deprimiert" es ihn doch, "daß man so wenig Zeit für die Familie hat". Nur selten findet Hobbykoch Gaertner Zeit, sein Lieblingsgericht Spaghetti mit Curry-Sauce und Hammelfleisch anzurichten und sich an seinen Weinbeständen (rund 800 Flaschen) zu laben.
    Christoph Lütgert

    ID: LI740602

  • Porträt der Woche: Helmut Brömmelhaus (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 5 - 15.02.1974

    Die Bundesbahn zahlt ihn zu den besten Kunden; drei- bis viermal wöchentlich pendelt Helmut Brömmelhaus (46) zwischen dem münsterländischen Emsdetten und der rheinischen Landeshauptstadt, wo er seit 1966 die Bevölkerung des Kreises Steinfurt im Düsseldorfer Parlament vertritt.

    Gut fünf Stunden Bahnfahrt, da kennt man die Probleme der Pendler, und so ist es verständlich, daß der CDU-Abgeordnete besonders für wohnnahe Arbeitsplätze eintritt und um deren Erhaltung leidenschaftlich kämpft. Zuletzt noch im Dezember, als er nachhaltig den Antrag seiner Fraktion zur Sicherung der Arbeitsplätze in der krisenbedrohten Textil- und Bekleidungsindustrie im Landtag einbrachte. Doch es hat noch einen anderen Grund: "Während die im öffentlichen Dienst Beschäftigten nach 15 Jahren abgesichert sind, kann den Arbeitnehmern in der freien Wirtschaft nach einer verhältnismäßig kurzen Kündigungsfrist die Entlassung drohen." So tritt Brömmelhaus dafür ein, daß alle Arbeitnehmer bei einer bestimmten Altersgrenze und Betriebszugehörigkeit einen erhöhten Kündigungsschutz erhalten.

    Dieser Einsatz für die soziale Besserstellung der Arbeitnehmer ist in der Herkunft des Abgeordneten begründet. Aus einer kinderreichen Textilarbeiterfamilie stammend, mußte Brömmelhaus, nachdem sein Vater Frühinvalide wurde, schon als Vierzehnjähriger für den Lebensunterhalt von Eltern und vier Geschwistern mitsorgen.

    Ende 1945 aus russischer Gefangenschaft zurückgekehrt, schloß sich der "Textiler" sofort der Gewerkschaft und der Kath. Arbeiter-Bewegung (KAB) an, wurde Vorsitzender des Betriebsrats und ist seit 1957 hauptberuflich für die Gewerkschaft tätig, jetzt als Gewerkschaftssekretär für den Bezirk Münster/Arnsberg der Gewerkschaft Textil und Bekleidung.

    Über die Junge Union fand er schon früh, 1947, den Weg zur CDU. Seine sozial- und kommunalpolitische Erfahrung (fünf Jahre Stadt- und Kreistagsvertreter) nutzten der Landtag und seine Fraktion. So ist er Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Soziales, gehört dem Fraktionsvorstand sowie dem Arbeitskreis für Wirtschaftsfragen seiner Partei an.

    Dem münsterländer Brömmelhaus sagt man nach, daß er sehr beharrlich Ziele verfolgen kann. Und er kämpft zur Zeit mit (aussichtsreicher) Zähigkeit gegen die beabsichtigte Teilung des Kreises Steinfurt bei der Gebietsreform. "Es geht mir nicht allein um die politische Einheit, man würde die Zusammenarbeit der vielen Organisationen und Verbände auf Kreisebene zerstören; dieses Gewachsene darf aber nicht mit einem Federstrich vernichtet werden", argumentiert der langjährige Kommunalpolitiker. Die viel zitierte "Bürgernähe" ist für den Steinfurter CDU-Kreisvorsitzenden keine Floskel: Sein Terminkalender ist mit Versammlungen vollgefüllt. Daß bei dieser Aktivität Frau und drei Kinder viel zu kurz kommen, gesteht der Familienvater ein. "Aber wer ja zu einem Mandat sagt, muß das Persönliche an zweite Stelle rücken..."
    Jochen Jurettko

    ID: LI740502

  • Porträt der Wochwe: Johannes Michael Geuenich (SPD).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 4 - 08.02.1974

    Nach Ablaut der ersten Halbzeit der jetzigen Legislaturperiode ist niemand mehr versucht, von dem gelernten Dreher und erprobten Gewerkschafter Johannes Michael Geuenich (SPD) als Landtagsneuling zu sprechen. Längst hat er sich seine parlamentarischen Sporen verdient, nur trägt er sie nicht zur Schau. Die Arbeit für einmal gesteckte Ziele erscheinen ihm wichtiger als Bemühungen, Erfolge darstellen zu lassen. Diese Einstellung resultiert bei Geuenich, der 1935 in Morschenich im Kreis Düren geboren wurde, aus der Erfahrung, daß Ergebnisse engagierten Tuns für sich allein sprechen. Das Engagement hat ihm bereits der Vater als aktiver Gewerkschafter vorgelebt, doch mochte der jetzige SPD-Landtagsabgeordnete das Verhaltensmuster des Vaters nicht ungeprüft übernehmen. Er wollte eigene Erfahrungen sammeln und verzichtete dafür bereits als 14jähriger auf das Fußballspielen, wenn eine Bundestagsdebatte im Radio übertragen wurde.
    Schon während der Dreher-Lehre, die er entgegen seinem ursprünglichen Wunsch nach einer Lehrerausbildung als 15jähriger begann, kam er zur Gewerkschaft, um für die Kollegen zu arbeiten. Er wurde Jugendvertreter, Betriebsrat, Vertrauensmann und nutzte dabei jede Möglichkeit der Fortbildung. Heute gilt der Autodidakt in seiner Partei und in der Fraktion als Fachmann für volkswirtschaftliche Fragen. Den 1957 vollzogenen Beitritt zur SPD bezeichnet Geuenich als "logische Fortsetzung meiner gewerkschaftlichen Tätigkeit, weil ein gerüttelt Maß Gesellschaftspolitik nur mit der Partei durchgesetzt werden kann".
    Als 25jähriger hätte er schon Gemeinderats- und Kreistagsmitglied sein können, wenn nicht 1960 die Kommunalwahlen um ein Jahr verschoben worden wären. So wurde er beides ein Jahr später, ohne indes seine privaten Studien zu vernachlässigen. Seine Frau hat sich längst daran gewöhnt, ihn nur mit Buch oder Zeitung zu sehen. 1964 holte ihn die Gewerkschaft als Sekretär für Jugendfragen nach Köln, bald wurde er Referent für Betriebsrätefragen und schließlich Erster Bevollmächtigter der Industrie-Gewerkschaft Metall in Neuss mit 17 000 Mitgliedern. 1970 wurde er beim ersten Anlauf in seinem Kölner Wahlkreis in den Landtag gewählt, in dem er sich allen Gebieten widmet, die den Lebensbereich der Arbeitnehmer berühren. Die SPD- Fraktion erkannte schon bald seine ?Stärken und sein Durchsetzungsvermögen und wählte ihn zum Vorsitzenden des Arbeitskreises für Wirtschaft und delegierte ihn in den Hauptausschuß.
    Bei allem Interesse für politische und gewerkschaftliche Arbeit ist Geuenich freilich der Sportfan geblieben, der er immer gewesen ist. Früher spielte er aktiv Handball, heute beschränkt er sich zwangsläufig auf die Beobachtung sportlichen Geschehens und boxt sich dafür möglichst die Nachmittagsstunden des Samstags frei. Dann will er auf jeden Fall Bundesliga- Berichte verfolgen. Klaus Simson

    ID: LI740402

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