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  • Porträt der Woche: Klaus Evertz (CDU).
    Porträt
    S. 15 in Ausgabe 17 - 11.11.1986

    Der CDU-Landtagsabgeordnete und Rechtsanwalt Klaus Evertz ist kein "Duckmäuser" - er sagt seine Meinung, und er fordert bisweilen nicht nur seine politischen Widersacher heraus, wenn er von der Richtigkeit seiner Anliegen persönlich überzeugt ist. Diese Haltung zeichnete den gebürtigen Krefelder schon als Landesvorsitzenden der rheinischen Jungen Union (1972/77) aus, wo erzürn Nutzen der Union nicht selten mit dem damaligen CDU-Landeschef Heinrich Köppler die Klingen kreuzte, und auch heute, als stellvertretender Vorsitzender der Landtagsfraktion, scheut er keine kontroverse Diskussion. "Eine Partei ist für den Bürger nur dann interessant, wenn sie sich mit dessen Problemen beschäftigt und nach Lösungen sucht."
    Erst jüngst ließ der Krefelder Landtagsabgeordnete Fraktion und Partei aufhorchen, als er öffentlich erklärte, eine "politische Profilierung" der nordrhein-westfälischen CDU sei "dringend erforderlich". Die Union müsse die Fusion beider Landesverbände nutzen, um wieder eine stärkere Identifikation der Mitglieder und Wähler sowohl mit dem sachpolitischen Konzept wie auch mit den Führungspersönlichkeiten zu erreichen.
    Nach seiner Ansicht ist eine "enorme Kraftanstrengung" notwendig, um die Voraussetzungen für einen Regierungswechsel in Nordrhein-Westfalen zu schaffen. Ob er schon 1990 geschehen könne oder ob die nächste Landtagswahl "nur eine Etappe zu einem späteren Zeitpunkt ist", werde wesentlich davon abhängen, wie Partei und Landtagsfraktion gemeinsam die nächsten beiden Jahre politisch nutzen würden. In diesem Zusammenhang widerspricht der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Auffassung, die nach der Landtagswahl im Mai letzten Jahres neugebildete CDU- Landtagsfraktion sei "schlechter" als die vorherige. Es gebe eine Menge fachlich qualifizierter und politisch begabter Kollegen, die auch inzwischen als Obleute oder Sprecher in der Fraktion tätig seien. Es werde nun darauf ankommen, deren Ideen und Aktivitäten zu einer "schlagkraftigen Mannschaft" zusammenzuführen.
    Seit 1962 CDU-Mitglied und seit 1971 Landtagsabgeordneter ("Ich habe nicht die Absicht, eine 'Silberhochzeit' als Oppositionsabgeordneter erleben zu müssen"), bedauert Klaus Evertz, daß offensichtlich heute die "Inhalte" der Politik in der Öffentlichkeit weniger Bedeutung hätten als deren "Darstellung". Argumente und Aussagen müßten aber wieder einen höheren Stellenwert zurückgewinnen als die Frage, ob der Politiker ein guter Darsteller sei.
    Kritisch äußert sich der Christdemokrat zur Haushaltspolitik der Landesregierung, die kein Konzept erkennen lasse, wie das Land wieder einen politischen Handlungsspielraum finden könne. "Auf allen Gebieten steht lediglich die Verwaltung des Managements im Vordergrund, nicht aber die Frage, wie die Zukunftsfähigkeit Nordrhein-Westfalens gesichert werden kann." Zudem gebe es eine Blockade-Politik gegenüber neuen Technologien. Als jüngstes Beispiel nennt Klaus Evertz den Landesrundfunk- Gesetzentwurf, der verhindere, daß Nordrhein-Westfalen ein Medien-Standort werde.
    Als Vorsitzender der Krefelder CDU-Ratsfraktion tritt er dafür ein, daß sich die in der Verfassung garantierte Selbstverwaltung der Kommunen auch tatsächlich entfalten kann. Finanzielle Kürzungen und engmaschige gesetzliche Vorgaben des Landes ließen eine solche Entfaltung aber nicht zu. Auf sein Ratsmandat möchte der engagierte Kommunalpolitiker nicht verzichten, weil man durch das Mandat über "tatsächliche Verhältnisse und Probleme einer Gemeinde hautnah informiert ist". Das aber sei nützlich für landespolitische Aktivitäten.
    Der Krefelder hält es für bedenklich, daß Politikern heute zu wenig Zeit gelassen wird für die eigene Familie. Das persönliche Verhalten stehe oft im Gegensatz zu politischen Resolutionen. Trotzdem versucht Klaus Evertz, "Balance" zu halten und auch mal die Freizeit für seine Hobbys zu reservieren - Tennis und Eishockey.
    Jochen Jurettko

    ID: LI861744

  • Porträt der Woche: Dr. Hans-Dieter Fischer (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 14 - 23.09.1986

    Der Hagener CDU-Landtagsabgeordnete gehört sicherlich zu den Fleißigen im Düsseldorfer Parlament. Dr. Hans-Dieter Fischer verpaßt keine Plenarsitzung, will lernen. Denn vom Lernen und Lehren versteht der am 12. Mai 1985 erstmals ins Haus am Schwanenspiegel gewählte Unionspolitiker etwas: Schließlich ist der 43jährige bis zu seiner Beurlaubung Akademischer Oberrat an der Universität Dortmund gewesen.
    Fischer ist sich seiner Rolle als "Hinterbänkler" durchaus bewußt. Aber er will die erste Legislaturperiode nutzen, sich in die neue Materie einzuarbeiten. Der Hochschullehrer kommt aus der Kommunalpolitik, hat früh begonnen und ist bereits als 27jähriger Vorsitzender der CDU Hagen-Mitte geworden. Er hat sich schnell emporgearbeitet und leitet seit 1980 den Kreis Hagen. Mit viel Zeitaufwand und Engagement kümmert sich der dreifache Familienvater intensiv um die Basisarbeit. Manchmal zum Leidwesen seiner Frau - und zum eigenen dazu. "Es fällt schon häufig sehr schwer, zu einer Parteiveranstaltung aufzubrechen, wenn die Kinder mit dem Vater spielen wollen", skizziert der Abgeordnete den Zwiespalt zwischen Beruf und Familie.
    Trotz allen Ringens, im "roten Hagen" hatte der CDU-Politiker seinen Einzug in den Landtag lediglich dem Listenplatz zu verdanken. Erst der hohe Wahlsieg des SPD-Spitzenkandidaten Johannes Rau ermöglichte den Sprung nach Düsseldorf. Am Abend des Wahlsonntags im Mai 1985 stellten die Hagener Landtagskandidaten fest, daß stolze vier Abgeordnete gewählt waren. Neben den beiden direkt gewählten SPD-Kämpen Dieter Haak und Wilfried Kramps auch die Christdemokraten Hans-Dieter Fischer und Helmut Diegel.
    Hans-Dieter Fischer gelangte über die Sozial- und die Bildungspolitik an die CDU. Begeistert vom Sozialpolitiker Karl Arnold unterschrieb der damalige Student 1964 den Mitgliedsantrag der Union. Augenblicklich beschäftigt sich der promovierte Germanist aber intensiver mit der Bildungspolitik. In seiner Heimat tobt der "Schulkrieg" um die Errichtung einer zweiten Gesamtschule. Fischer ist kein dogmatischer Gegner der Gesamtschule, lehnt jedoch die Zerschlagung des bestehenden Schulsystems entschieden ab. Den Kampf um die zweite Hagener Gesamtschule hat die CDU verloren. Fischer will aber weiter informieren, um die Bürger vor einer einseitigen Umkrempelung der Schullandschaft zu bewahren. Seit 1979 arbeitet der Abgeordnete als Bürgerschaftsvertreter in verschiedenen Ausschüssen, seit 1979 ist Fischer Mitglied des Rates der Stadt Hagen und Vorsitzender des Ausschusses für Erwachsenenbildung.
    Als Kollege der damaligen Professorin und heutigen Familienministerin Rita Süssmuth reicht der Arm des Hageners sinnbildlich bis ins Bonner Kabinett Helmut Kohls. Dr. Fischer hat die muntere Ministerin bereits als Gastrednerin in seinen Kreis geladen, als der Name Süssmuth selbst in den Reihen der Union weitgehend unbekannt war. Der Altgermanist hält große Stücke auf die neue Hoffnungsträgerin der CDU.
    Auch politisch fühlt sich der Akademische Oberrat der Hochschule weiter verpflichtet. In seiner ersten kleinen Anfrage hat sich der Parlamentsneuling bei der Landesregierung nach dem Beförderungsstau an den Hochschulen erkundigt. Die persönliche Entscheidung, ob er 1990 endgültig die politische Laufbahn einschlagen will oder wieder zurück zur Universität geht, hat Dr. Fischer noch nicht getroffen. Die Weichenstellung Richtung Politik würde ihn schon reizen, sagt er. Aber er muß sich vor der nächsten Wahl entscheiden. Danach wäre eine Rückkehr in die Forschung kaum noch machbar.
    In die Parlamentsarbeit hat sich der Abgeordnete nach einem Jahr gut eingearbeitet. Er hat seine Jungfernrede mit Erfolg absolviert, sich in der wenig publikumswirksamen Ausschußarbeit als fleißiger Handwerker einen Namen gemacht. Was das aktive Ratsmitglied aber noch heute wurmt, ist der vorlesungsähnliche Charakter der Plenarsitzungen. Die "Großkopf erten" führen das Wort, die "Hinterbänkler" sind zum Zuhören verdammt. Da wundert es den Politiker nicht, daß sich nach einigen Stunden Debatte die Reihen des Landtags lichten.
    Die Rolle des machtarmen Oppositionspolitikers ist dem leidenschaftlichen Hobby-Basketballer nicht fremd. Gemeinsam mit den beiden Hagener SPD-Politikern Haak und Kramps bemüht sich die Hagener CDU-Riege aber darum, die heimischen Belange im Parlament zu vertreten. Parteiübergreifende Treffs sind eingeplant, werden auch im Beisein des Hagener Oberbürgermeisters durchgeführt. Die Arbeit für den Bürger, da fälltauch der Opposition eine wichtige Rolle zu.
    Eine Stärkung der "Diaspora-CDU" verspricht sich der Volmestädter vom neugegründeten Unionsbezirk Ruhrgebiet. Dr. Fischer hat sich entschieden gegen Pläne in der Partei gestellt, die Hagener CDU dem Bezirk Sauer-/Siegerland anzugliedern. "Hagen gehört ins Revier", sagt der überzeugte Biedenkopf-Fan. Die CDU müsse nun dafür kämpfen, die roten Hochburgen im Ruhrgebiet aufzuweichen. "Dann haben wir auch im Landtag wieder die Möglichkeit, die eigene Politik mehrheits fähig zu machen", hofft Fischer auf bessere Zeiten für seine Partei in NRW.
    Wilfried Goebels

    ID: LI861439

  • Porträt der Woche: Franz Skorzak (CDU).
    Porträt
    S. 23 in Ausgabe 12 - 15.07.1986

    Er ist kein Senkrechtstarter in der politischen Landschaft - der CDU-Landtagsabgeordnete aus dem münsterländischen Ahaus und Landrat des Kreises Borken, Franz Skorzak, zählt vielmehr zu jenen Parlamentariern, die Sprosse für Sprosse "nach oben" kamen. Und das soziale Engagement des heute 57jährigen zieht sich wie ein roter Faden durch dessen Biographie. Der berufliche wie politische Weg der letzten Jahrzehnte wurden von der aktiven Mitarbeit in Partei und Gewerkschaftsbund geprägt.
    In Flensburg geboren, absolvierte Franz Skorzak nach Besuch der Volksschule zunächst die Dreheriehre in einer Maschinenfabrik und anschließend noch die Ausbildung als Kfz-Schlosser. Der Grund: Jene Maschinenfabrik stand auf der damaligen Demontageliste der britischen Besatzungsmacht. Bereits mit 19 Jahren im Besitz von zwei Gesellenbriefen, fand er in einem größeren privaten Busuntemehmen eine Anstellung, wurde kurz darauf in den Betriebsrat und zwei Jahre später - mit 23 Jahren, zu dessen Vorsitzenden gewählt. Bereits in der "Stunde Null", unmittelbar nach Kriegsende, war er in die Gewerkschaft eingetreten.
    Als der DGB auf den jungen Gewerkschaftler aufmerksam wurde, schickte er ihn auf die Akademie der Arbeit nach Frankfurt und später zur Düsseldorfer Landesgeschäftsstelle. Die weiteren Stationen: Gewerkschaftssekretär in Moers (1955/63), anschließend Vorsitzender des DGB-Kreises Ahaus bis zur Freistellung nach Übernahme des Landtagsmandates im letzten Jahr. Bis vor kurzem auch Mitglied des DGB-Landesvorstandes, zählte der Christdemokrat zu den wenigen Kreisvorsitzenden mit CDU-Parteibuch.
    Über die katholische Jugend fand Franz Skorzak seine "politische Heimat" 1949 in der Union. Seitdem beriefen ihn die Partei und die Wähler in zahlreiche Gremien. Schließlich wurde er 1968 zum Landrat des damaligen Kreises Ahaus gewählt und übernahm nach dessen Auflösung im Zuge der Kommunalreform 1974/75 diese Position dann im neugebildeten Kreis Borken. Ein Kreis übrigens, der mit seinen über 300000 Einwohnern vom Niederrhein bis zur niederländischen Landesgrenze sich erstreckt. Seit 17 Jahren ist der Ahauser Sprecher der Landräte des Münsterlandes und ebenso lange im Vorstand des Landkreistages Nordrhein-Westfalen.
    Es ist kein Zufall, daß Wirtschafts- und Strukturfragen seit vielen Jahren die wichtigste Rolle in der politischen Tätigkeit des Borkener Landrates spielen. Das westliche Münsterland hatte eine ausgeprägte Monostruktur - achtzig Prozent der Arbeitsplätze stellte die Textilindustrie, und es hat auch heute noch den höchsten Geburtenüberschuß. Neue Arbeits- und Ausbildungsplätze zu schaffen, die Wirtschaftsstruktur dieses Raumes zu verbessern, ist daher eine besondere Herausforderung für die politisch Verantwortlichen. Der Christdemokratkann inzwischen Erfolge für sich buchen: Nach der Schrumpfung der Textilbranche faßte allmählich die Möbelindustrie Fuß, Kunststoff- und Metallbetriebe siedelten sich an. Die Mehrzahl von Ihnen sind kleinere und mittlere Unternehmen mit Zukunftschancen.
    Zugleich bemühte sich der Kommunalpolitiker, den großen Mangel an Ausbildungsplätzen zu lindem. Auch in diesem Bereich ist beachtlich, was nichtstaatliche Aktivitäten bewirken können. Eine Berufsbildungsstätte wurde in Zusammenarbeit mit Industrie, Handel und Handwerk geschaffen, die heute eintausend Jugendlichen eine Ausbildung ermöglicht. Und mit dem sogenannten Ausbildungsverbund in Kooperation mit dem Nachbarkreis Coesfeld stehen weitere 600 Lehrstellen zur Verfügung. Mit beachtlichen 55,7 Prozent der Wählerstimmen sicherte Franz Skorzak, der erstmals für den Düsseldorfer Landtag kandidierte, wieder den Wahlkreis 93 (Borken III) der Union. Besonders erfreut ist der Münsterländer, daß seine Fraktion ihn in den Ausschuß für Wirtschaft, Mittelstand und Technologie berief, wo er nicht nur seine praktischen Erfahrungen aus der regionalen Tätigkeit einbringen kann, sondern wo er auch die Interessen des westlichen Münsterlandes engagiert vertreten will. DerParlaments-"Neuling" sieht den Schwerpunkt seines Wirkens in Düsseldorf denn auch insbesondere im Ausschuß, in Fraktion und Arbeitskreisen, "dort, wo noch etwas bewirkt werden kann".
    Der Vater von vier Söhnen sucht in seiner knapp bemessenen Freizeit Entspannung bei Gartenarbeit und auf dem Fahrrad, er greift gern zu einem (politischen) Buch, und im Urlaub schätzt er ausgedehnte Bergwanderungen.
    Jochen Jurettko

    ID: LI861246

  • Porträt der Woche: Brunhild Decking-Schwill (CDU).
    Porträt
    S. 15 in Ausgabe 11 - 01.07.1986

    "Politiker müssen Wettbewerb ertragen können, auch Niederlagen." Gelassen äußert Brunhild Decking-Schwill (49) diesen Satz: Den politischen Wettbewerb nahm sie vor zwölf Jahren auf, als sie in Dortmund in die CDU eintrat, persönliche politische Niederlagen hat sie bislang allerdings nicht einstecken müssen.
    Die Karriere ging stetig bergauf. Sie begann als Vorsitzende der Dortmunder Bezirksvertretung Innenstadt-Ost, setzte sich in sechsjähriger Ratsmitgliedschaft fort und mündete im Mai 1985 im Landtag. In der Dortmunder CDU ist sie seit 1980 stellvertretende Kreisvorsitzende, seit vielen Jahren leitet sie den CDU-Stadtbezirk Innenstadt-Ost, und seit wenigen Wochen hat sie den stellvertretenden Vorsitz des neuen CDU-Bezirks Ruhrgebiet inne. Diesen Werdegang gibt sie ohne Überheblichkeit, aber auch ohne falsche Bescheidenheit zur Kenntnis.
    Selbstbewußt weist Brunhild Decking- Schwill daraufhin, daß sie sich in allen Fällen in Kampfabstimmungen durchgesetzt hat; als politische "Alibi-Frau" habe sie sich nie gefühlt, das entspreche auch nicht den Tatsachen. Eine Ausnahme räumt sie allerdings ein: Bei der Aufstellung der Reserveliste für die Landtagswahl 1985 hatte ihr Kreisverband sie für Listenplatz 48 vorgeschlagen, einen Dortmunder - männlichen - Mitbewerber für Rang 18. Das Auswahlgremium folgte dieser Empfehlung nicht und ließ beide die Plätze wechseln. In der Abstimmung erhielt Frau Decking-Schwill zwei Stimmen mehr als ihr Konkurrent. Dabei habe wohl ihr Frausein eine Rolle mitgespielt, aber "eine Frau Niemand hätte gewiß nicht die Stimmenmehrheit bekommen".
    Der Landtag wählte die "Newcomerin" in sein Präsidium. Im Ausschuß für Städtebau und Wohnungswesen sowie im Untersuchungsausschuß Neue Heimat kann sie auf Fachkennntnisse zurückgreifen: In Münster hat sie ein Lehramtsstudium in den Fächern Anglistik und Geographie mit den Schwerpunkten Politische Geographie und Siedlungsgeographie absolviert, auch in der Kommunalpolitik lag hier ihr Hauptarbeitsgebiet. Städtebaupolitik müsse sich an den Bedürfnissen der Menschen orientieren, wobei es - so meint sie - vor allem darauf ankomme, sich vor Modetrends zu hüten. Beispielsweise habe sich inzwischen erwiesen, daß Wohnungsverdichtungen in Hochhauskomplexen eine solche Modetorheit gewesen seien. Heute befürchtet sie, daß die oft propagierte Verkehrsberuhigung in Wohngebieten sich schon bald als neuer Modegag herausstellen werde. Wahrscheinlich müsse schon in naher Zukunft vieles wieder zurückgebaut werden, weil man zuvor nicht geklärt habe, wo denn der Verkehr nach der Beruhigung bleiben solle.
    Zwischen ihrem Fachgebiet und ihrem Hobby besteht eine enge Verbindung. Brunhild Decking-Schwill unternimmt gern Städtereisen; dabei "erobert" sie die fremden Städte immer vom Mittelpunkt aus und kann so zurückverfolgen, wie diese gewachsen sind und sich um ihre Kerne gruppieren.
    Gefragt, was sie für ihre hervorstechende politische Eigenschaft hält, nennt sie die Toleranz. Diese zu üben habe sie schon in Kindheit und Jugend in ihrer ostwestfälischen Geburtsstadt Bünde gelernt. Sie war das einzige Kind einer damals sogenannten "Mischehe", Mutter katholisch, Vater evangelisch. Als Katholikin in der Diaspora hat sie von ihrer Umwelt viel Toleranz erfahren. Sie hoffe, ihre damals erworbene Lebenseinstellung bis heute bewahrt zu haben: "Man muß zu dem stehen, was man ist, und offen sein für andere." Dieser Grundsatz habe sich auch in der Dortmunder Kommunalpolitik bewährt, wo sich die CDU fast schon traditionsgemäß in der Minderheit befindet.
    Als Lehrerin hat Brunhild Decking-Schwill nur sehr kurz gearbeitet, Folge der Geburt von zwei - mittlerweile erwachsenen Töchtern. Nach dem Tod ihres ersten Mannes kehrte sie nicht in die Schule zurück, sondern entschied sich für politische Aktivitäten. Seit kurzem ist sie plötzlich "sechsfache Mutter": Mitte April heiratete sie den - ebenfalls verwitweten - Dortmunder CDU-Kommunalpolitiker Theo Schwill, Vater von vier Kindern.
    Ludger Audick

    ID: LI861135

  • Porträt der Woche: Heinrich Kruse (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 8 - 20.05.1986

    Er ist nicht der "Typ" eines Politikers, der "aus der Hüfte schießt" oder "auf den Putz haut" - er geht lieber bedächtig ans Werk. Der CDU-Landtagsabgeordnete Heinrich Kruse hält es für politisch ergiebiger, zunächst Eindrücke und Fakten zu sammeln, um dann desto nachhaltiger seine Position vertreten zu können. "Ich hatte mit dieser Einstellung in der Vergangenheit meistens Erfolg", resümiert der Bocholter Landwirtschaftsmeister und Besitzer eines Bauernhofes mit mehr als tausendjähriger Tradition. Dieser Wesenszug ist dem heute vierzigjährigen Münsterländer auch bei seinem Anliegen behilflich, ein möglichst großes Verantwortungsgefühl gegenüber seiner Umgebung zu haben.
    Und in "irgendeiner Verantwortung" sei er schon seit seinem 19. Lebensjahr gewesen, so Heinrich Kruse. Damals hatte er die selbständige Bewirtschaftung des elterlichen Hofes übernommen und sich gleichzeitig auch in der katholischen Landjugendbewegung engagiert. In den Jahren 1971/79 war er Bildungsreferent der Diözese Münster. Bereits mehrere Jahre zuvor war er in die CDU eingetreten. Engagiert in der Partei hatte sich Heinrich Kruse allerdings erst während der kommunalen Neuordnung, als sein Geburtsort Mussum in die Stadt Bocholt eingegliedert wurde.
    Der "Neu"-Bocholter kam 1975 in den Stadtrat, wurde vier Jahre später stellvertretender CDU-Fraktionsvorsitzender und führt seit 1981 die Fraktion. Zu den Schwerpunkten seiner parlamentarischen Tätigkeit zählen seitdem die Verkehrs- und Wirtschaftsförderung sowie der Umweltschutz. Ein gut ausgebautes Straßen- und Schienennetz ist insbesondere in dieser ohnehin strukturschwachen Grenzregion die unerläßliche Voraussetzung für die Schaffung neuer und den Erhalt bestehender Arbeitsplätze. Inzwischen hat die früher fast ausschließlich von der Textilindustrie geprägte Stadt einen deutlichen Strukturwandel erlebt: die Maschinenbau- und die Elektrobranche siedelten sich an, Bocholt wurde zur Einkaufsstadt dieser Region. Ein Erfolg, zu dem Heinrich Kruse entscheidend beigetragen hat. Und wenn der CDU-Politiker seit Jahren täglich mit der Bahn fährt, so will er damit dokumentieren, daß das "Schienensterben" in dem Grenzraum nicht fortgesetzt werden dürfe. "Ich verzichte halt auf ein Stück persönlicher Gestaltung, um konsequent zu bleiben."
    Einen gewissen Stolz verheimlicht der Kommunalpolitiker nicht, wenn er davon spricht, daß man in Bocholt schon "sehr umweltbewußt" war, als es noch keine "Grünen"gab. Bereits in den Fünfziger und Sechziger Jahren seien die öffentlichen Grünflächen erheblich vergrößert und in den Wohngebieten Freiräume geschaffen worden. Die Innenstadt habe man saniert und die öffentlichen Versorgungsanlagen seien zukunftsorientiert ausgebaut worden.
    Der Bocholter kandidierte im letzten Jahr erstmals für den Landtag und holte den Wahlkreis 91 wieder für seine Partei. Die Fraktion berief ihn in den Ausschuß für Landwirtschaft, Forsten und Naturschutz. Landtagsgremien also, in die Heinrich Kruse seine langjährigen Erfahrungen als Kommunalpolitker und Anregungen aus dem Bezirksplanungsrat einbringen kann, dem er seit 1984 angehört. Auch wenn mit diesen Mandaten auf Kommunal- und Regionalebene viel Arbeit verbunden ist, möchte er auf diese zusätzliche Belastung nicht verzichten. "Es ist vorteilhaft, wenn man eine Rückkoppelung hat."
    Der Christdemokrat, der aufgrund der jahrzehntelangen absoluten Mehrheit seiner Partei in Bocholt politisch mitgestalten konnte, sieht sich nun mit der Rolle eines Oppositionsabgeordneten konfrontiert. "Vieles in Düsseldorf hat mich desillusioniert." Trotzdem: "Resignieren werde ich nicht, auch wenn ich mir manchmal mehr Partnerschaft zwischen Opposition und Regierungsfraktion wünsche."
    Jochen Jurettko

    ID: LI860853

  • Porträt der Woche: Ilse Oel (CDU).
    Porträt
    S. 23 in Ausgabe 7 - 29.04.1986

    Sie sei manchen Männern zu kritisch. Mit dieser Feststellung hat die stellvertretende westfälische CDU-Frauenvorsitzende Ilse Oel am eigenen Leib erfahren, was es heißt, bewußte Frauenpolitik zu machen. Das Direktmandat bleibt der sympathischen Iserlohnerin mit Ecken und Kanten verwehrt. Aber die Frauenvereinigung, ihr "politisches Kraftfeld", hat sie aufs Schild gehoben. Auf Listenplatz 32 gelang Ilse Oel am 12. Mai der Sprung in den Landtag.
    In der knapp bemessenen Freizeit bevorzugt die 53jährige Lehrerin am Klavier die leisen Töne. Im rauhen politischen Alltag kann sich die Frauenrechtlerin dagegen auch heute noch "Feinde machen". Sie genieße es eben manchmal so richtig, etwas zu sagen, schmunzelt der überzeugte "Biedenkopf-Fan". Erst die Bildungspolitik hat die zweifache Mutter 1972 in die Arme der CDU geführt. Ilse Oel steht der Gesamtschule skeptisch gegenüber, will sie aber nicht verteufeln. Die Pädagogin kämpft dafür, daß der Elternwille Gewicht behält und nicht manipuliert wird.
    Als ihr Ehemann am Wahlabend um 18 Uhr 10 die Sektkorken knallen ließ, wußte die Politikerin um den anstehenden Erfolgsdruck. Nun, die Doppelbelastung durch Schule und Politik war für die ersten fünf Jahre erst einmal vom Tisch. Aber der Schritt vom Feierabend-Politiker zur "Frau Abgeordneten" erforderte eine gewaltige Umstellung. Den "Aktionismus" und die Papierflut, die Ilse Oel tagtäglich zu bewältigen hat, bewertet die Iserlohnerin auch elf Monate nach der Wahl kritisch.
    Beim Blick in die "Personalakte" drängt sich der Verdacht der Ämterhäufung auf: Stellvertretende Vorsitzende im mächtigen CDU-Bezirk Sauerland/Siegerland, Landesfachausschuß Kultur und Bildung, Kommission Gesundheit und Umwelt der Europäischen Frauenunion, Vorsitz Kreiskulturausschuß, diverse Pöstchen im märkischen Krankenhausbereich. Ämterhäufung? Ilse Oel sieht ihre Aufgabe als "Informations-Schiene" für die Frauen. Die "Polit-Damen" scheinen die Aufforderung zum Mittun verstanden zu haben: Im 23köpfigen CDU-Kreisvorstand Mark sitzen zehn Frauen.
    Am Düsseldorfer Schwanenspiegel hat Ilse Oel denn auch nicht lange gefackelt. Mutig hat sie eine Frauengruppe gegründet, in der 13 Parlaments-Frauen ihre Arbeit tun. Und die Iserlohnerin scheint den richtigen Riecher für Zeitfragen mitzubringen. Als Bundeskanzler Helmut Kohl 1985 zur allgemeinen Überraschung die Dortmunder Professorin Rita Süssmuth zur Gesundheitsministerin ernannte, hatte Ilse Oel das politische Talent Süssmuth längst zu einem Familienseminar eingeladen.
    Politik ist nicht nur Kampf. Sie empfinde auch Freude und Begeisterung, sagt die Landtagsabgeordnete. Aber sie hält es für unertäßlich, in der Politik finanziell unabhängig zu sein. Als beurlaubte Deutschlehrerin kann Ilse Oel jederzeit zurück an die Schule. Doch so weit ist es längst noch nicht. Emsig "tingelt" die Sauerländerin mit Referaten über die Lande, um die Partei munter zu machen. Seit 1979 besucht sie alle Bundesparteitage der CDU.
    Im nächsten Jahr wollen die nordrheinwestfälischen Frauen der CDU einen gemeinsamen Dachverband gründen. Schon heute ist absehbar, daß Ilse Oel in der Landesfrauenvereinigung NRW ein gewichtiges Wort mitreden wird. Und auch in der fusionierten CDU-NRW selbst. Sind doch 26 Prozent der 260000 Parteimitglieder Frauen.
    Bis dahin muß die passionierte Reisende auf größere Exkursionen verzichten. Einen 14tägigen Griechenland-Urlaub will sie sich mit dem Gatten jedoch gönnen. Bei aller Reiselust bewertet die gebürtige Dortmunderin die Ausschuß-Reisen des Landtags sehr kritisch. Es müsse weniger gereist werden, dafür aber dann mit dem gesamten Ausschuß. Bisher gebe es Abgeordnete erster und zweiter Klasse.
    Im Landtag hat die bürgernahe Politikerin ihren "Wunschausschuß" bekommen. Die Arbeit im Petitionsausschuß bereite "unwahrscheinlich viel Freude". Schließlich seien die Ausschüsse die einzige Ebene, wo man etwas politisch bewegen könne. Im Plenarsaal halten sich die Neulinge zurück. In ihrer Jungfernrede vor dem Hohen Haus hat Ilse Oel jedoch den sogenannten "Girgensohn-Erlaß" gleich kräftig bei den Hörnern genommen.
    Und ihr schönstes Erlebnis im Parlament? Im allgemeinen Durcheinander des Neubeginns habe ihr der Abgeordnete Doppmeier spontan seine Hilfe angeboten. Darüber hat Ilse Oel den Zorn über die Parkplatzprobleme des Landtags und die fehlende Einführung der Neulinge in die Landtagsarbeit fast vergessen. "Am Anfang schwimmen die Anfänger. Da könnten die Fraktionen ruhig mehr Hilfestellung leisten", kämpft Frau Oel, inzwischen "Routinier", nun für die nächste Generation.
    Wilfried Goebels

    ID: LI860749

  • Porträt der Woche: Marie-Luise Woldering (CDU).
    Porträt
    S. 23 in Ausgabe 2 - 04.02.1986

    Ihren Beruf sieht Marie-Luise Woldering als eine "ideale Voraussetzung" für politisches Wirken. Die CDU-Landtagsabgeordnete aus Bocholt ist Rechtsanwältin und Notarin. Und wie die 51jährige als Juristin die ihr gestellten beruflichen Aufgaben objektiv bewältigen muß, so will sie auch landespolitisch unvoreingenommen tätig sein. "Ich halte ohnehin nicht viel von Heißspornen", meint die Mutter von drei inzwischen erwachsenen Kindern.
    Das heißt allerdings nicht, daß sie ihre politischen Überzeugungen nicht engagiert vertreten würde. Als Stadtverordnete in Bocholt von 1969 bis 1984 hatte sie sich besonders als "Anwältin" der Eltern verstanden, wenn schulpolitische Probleme auf der Tagesordnung standen. So leitete sie zwei Jahre lang den Schulausschuß und arbeitete auch im Fraktionsvorstand. Aufgrund der gewonnenen kommunalpolitischen Erfahrungen in diesem Bereich schickte die CDU-Landtagsfraktion die Bocholterin denn auch in den Schulausschuß des Landesparlamentes, in dem sie dann stellvertretende Vorsitzende wurde.
    Nach ihrer Ansicht ist die Schule für die Entwicklung der Kinder so wichtig, daß "sie gar nicht gut genug sein kann". Ungeachtet der desolaten Finanzlage des Landes plädiert Marie-Luise Woldering für die Neueinstellung von Lehrern. Sie tritt ebenso vehement für die Beachtung des Mitspracherechtes der Eltern im Schulbereich ein. "Ich werde ganz argwöhnisch, wenn es irgendwo angekratzt wird." In diesem Zusammenhang anerkennt sie zwar die Gesamtschule als eine gleichberechtigte Schulform, doch sie dürfe nicht gegenüber den gegliederten Schulen bevorzugt werden. Die Errichtung einer Gesamtschule bedeute heute bei sinkenden Schülerzahlen die Schließung einer oder mehrerer "herkömmlicher" Schulen. Für die Juristin ist es daher unverständlich, daß über den Willen der Eltern jener Kinder, die von der Schließung einer Schule betroffen sind, nicht entschieden wird.
    Die Landtagsabgeordnete ist auch Mitglied des Rechtsausschusses. Aus eigener beruflicher Erfahrung hält sie es für dringend erforderlich, daß die personellen Bedingungen der Gerichte verbessert werden; Engpässe gebe es auch bei den Rechtspflegern und im Strafvollzug. Für sie ist es ein "unzumutbarer Zustand", daß aufgrund des Personalmangels viele Bürger lange warten müßten, bis sie zu ihrem Recht kämen.
    Für Politik interessierte sich die Abgeordnete schon in jungen Jahren. Im Elternhaus wurde viel diskutiert und auch in der Schule mit den Mitschülerinnen. Der CDU schloß sie sich allerdings erst 1967 an. Die Abgeordnete wollte sich erst ein berufliches "Standbein" schaffen - und dazwischen kamen Pflichten als Ehefrau und Mutter. So mußte Marie-Luise Woldering mehrere Male ihr Studium unterbrechen, bevor sie 1968 auf Anhieb das Zweite Staatsexamen absolvierte. Seitdem arbeitet sie gemeinsam mit ihrem Ehemann, der auch Anwalt und Notar ist, in einer Praxis. Die Juristin widmet sich besonders Familiensachen. "Das hat sich so ergeben", sagt sie, auch wenn Straf- und allgemeine Zivilprozesse ihr ebenso liegen.
    Seit ihrem Einzug am 12. Mai in den nordrhein-westfälischen Landtag muß die Juristin allerdings beruflich kürzer treten. Das Mandat kam für die Bocholterin völlig überraschend, war sie doch auf der im allgemeinen aussichtslosen 54. Stelle der Landesliste ihrer Partei plaziert. "Die Nachricht löste bei uns in der Familie Freude und auch ein bißchen Bestürzung aus." Der Alltag hat sich für sie radikal verändert. Mit viel Energie arbeitet sich die Anwältin in ihr neues Aufgabengebiet ein und merkt, daß "man von Tag zu Tag mehr Boden unter die Füße bekommt".
    Mit ihrem Ehemann verbindet die Christdemokratin nicht nur der gleiche Beruf, sie haben auch ein gemeinsames Hobby - die klassische Musik. Ihre Lieblingskomponisten sind Beethoven, Brahms und Chopin. Ein kraftspendender Kontrast zu Beruf und Mandat.

    Jochen Jurettko

    ID: LI860252

  • Porträt der Woche: Prof. Dr. Kurt H. Biedenkopf (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 1 - 21.01.1986

    Wer heute in Düsseldorf über Professor Kurt Biedenkopf schreibt, tut das nicht ohne einen Gedanken der Wehmut. Denn es scheint, daß er die landespolitische Bühne - zumindest was das Parlament anbetrifft - bald verlassen wird. Ende des vergangenen Jahres kündigte er an, er werde ein politisches Mandat nach der Bundestagswahl 1987 in Bonn anstreben. Für die Mitstreiter, die er in Düsseldorf zurückläßt, mag eines tröstlich sein: Biedenkopf wird - bei allen Ausflügen in die Weltpolitik - ein Fürsprecher Nordrhein-Westfalens sein. Deutlich war dies bei seinem bislang letzten großen Auftritt auf der Rednertribüne des Landtages, bei der Auseinandersetzung um den Haushalt für 1986. Auf kaum einen anderen ist der in Stein gemeißelte Sinnspruch des nordrhein-westfälischen Landtages so zutreffend wie auf ihn: Wort und Widerwort und wieder Wort. Geschliffene Argumente, rhetorische Überzeugungskunst und Klarheit zeichnen die Sprache Biedenkopfs aus. Es ist kein Geheimnis, daß die politischen Gegner - ob sie nun Johannes Rau heißen oder Friedhelm Farthmann - diese Gabe durchaus fürchten. Man sah ihn in letzter Zeit selten im Ständehaus - seine Fraktion stellte ihn frei. Sie hofft, daß er ungebunden von den Pflichten eines Abgeordneten mit Sitz, Stimme und Arbeit in mehreren Ausschüssen die große Linie für die CDU mitschafft.

    Wechselhaft ist die Karriere dieses begabten Politikers. Nach der Lehrtätigkeit in Bochum und einem Ausflug ins Management des Düsseldorfer Henkel-Konzerns berief ihn der CDU-Bundesvorsitzende Helmut Kohl 1973 als seinen Generalsekretär nach Bonn. Biedenkopf formte die CDU von der Partei der Honoratioren zu einer Volkspartei. Doch die Alleingänge Biedenkopfs fanden und finden nicht immer Zustimmung in der CDU. Schnelldenker wird er genannt, Vor- und Nachdenker - aber auch Querdenker. Er läßt den Eindruck gelten, daß ihm die Idee wichtiger ist als seine eigene Person und wundert sich inzwischen auch nicht mehr, wenn Biedenkopf Biedenkopf im Weg steht. Das Urteil über ihn schwankt zwischen Bewunderung und Zorn - doch hat der früher mimosenhaft Empfindliche gelernt, damit zu leben. Als Vorsitzender des zweitgrößten Verbandes der CDU, der von Westfalen- Lippe, versprach er bei seiner vorletzten Wiederwahl, "seine" Westfalen zur Vorhut der gesamten Partei zu machen.

    Seitdem gibt es nur wenige politische Themen, zu der Biedenkopf und seine Truppe nichts zu sagen hätte. Sei es zur Frage der Umwelt, von SDI oder Parteispendenaffäre. Überall taucht der schlaue Professor auf, bemerken Spötter und Neider. Wie helle Feuer leuchten seine Blitzideen in der sonst oft grauen Landschaft der Politik - aber auch nicht ohne Süffisance bemerkte sein innerparteilicher Gegner Bernhard Worms: "Wir haben etwas, was uns auszeichnet, wir haben etwas, das uns gemeinsam ist: Wir sind Ehrenbrandmeister, und zwar geprüfte Ehrenbrandmeister der freiwilligen Feuerwehr. Wir sind also im Löschen von Bränden erprobt." Doch verlöschen die Feuer, die Biedenkopf anzündet, häufig auch von allein. Die schwere Niederlage, die ihm Worms 1982 in Mülheim zufügte, als er ihn vom Thron des designierten Spitzenkandidaten stieß, ist nicht nur verwunden. Biedenkopf - so scheint es - hat auch daraus gelernt. Sehr viel später bekannte er: "Diese Niederlage war verletzend". Aber auch "Ich will nicht immer alles besser wissen, und ich weiß es auch nicht immer besser." Diesen Eindruck aber hatte er jahrelang - wissend oder auch nicht wissentlich - verbreitet. Seit Mülheim, sagt er, ist dies anders geworden. Und "seine" Westfalen geben ihm darin recht.
    Wilm Herlyn

    ID: LI860143

  • Porträt der Woche: Ruth Hieronymi (CDU).
    Porträt
    S. 15 in Ausgabe 16 - 22.10.1985

    Ihr Landtagsmandat hat sich Ruth Hieronymi redlich erkämpft. Als Jürgen Rosorius im Bonner Wahlkreis 32 seine Entscheidung bekanntgab, daß er in der zehnten Wahlperiode nicht noch einmal antreten wolle, zeigte die CDU-Stadtverordnete aus dem Rat der Bundeshauptstadt ihr Interesse.
    Mit einer überraschend deutlichen Mehrheit von 62 Prozent der Mitgliederstimmen setzte sich die Unionsdame gegen ihren männlichen Mitbewerber durch. "Es war eine gute und faire Auseinandersetzung", meint sie rückblickend.
    Am 12. Mai 1985 zog sie dann eines der 26 CDU-Direktmandate für den Landtag in Düsseldorf. Zwar ist die 1947 in Bonn geborene, fast immer fröhlich-heitere Ruth Hieronymi im Landesparlament ein Neuling, auf der politischen Bühne ist sie jedoch schon eine gestandene Frau. Nach einer strengen Klosterschulzeit bei den Sacre-Cceur-Schwestern in Beuel-Pützchen, die sie 1967 mit dem Abitur beendete, hat Ruth Hieronymi gleich im Anschluß an die schulische Reifeprüfung den Hafen der Ehe angesteuert. Studium und erste politische Aktivitäten liefen dann nebeneinander her. Ruth Hieronymi studierte Geschichte und Soziologie in Köln, während Ehemann Albert sich in Aachen zum Ingenieur promovierte.
    Das Jahr 1971 war für die Bonnerin dann von entscheidender Bedeutung. Die damals 24jährige trat in die CDU ein, wo ihr Mann schon vor ihr aktiv war, sie wurde im gleichen Jahr noch Vorsitzende der Jungen Union in Beuel und nahm im Beueler Bezirksausschuß ihre kommunalpolitische Arbeit auf. Zudem wurde Tochter Tonia geboren.
    Bis das Kind in den Kindergarten kam blieb Ruth Hieronymi zu Hause, ließ sich jedoch nicht exmatrikulieren, um später das Studium schneller durchziehen zu können. Bereits 1975 hielt es sie nicht mehr am Herd. Sie zog als Stadtverordnete in den Rat der Stadt Bonn ein. 1976 nahm die Jungpolitikerin ihr Studium wieder auf und machte bereits ein Jahr später bei Erwin K. Scheuch ihr Magisterexamen - zwei Wochen bevor sie zur Vorsitzenden der Jungen Union Rheinland gewählt wurde. Daß die CDU- Frau eine moderne Ehe führt, machte sie deutlich, als sie von Ende 1978 bis März 1981 als Abteilungsleiterin in der Geschäftsstelle des Bonner Konrad- Adenauer-Hauses ganztägig arbeitete, während ihr Mann auf eine Halbtagsbeschäftigung umstieg und als Hausmann die Tochter einhütete.
    Als 1981 dann noch Sohn Philip geboren wurde, steckte Ruth Hieronymi die Berufstätigkeit auf und teilte ihre Zeit zwischen Familie und Politik. "Ohne die Mithilfe meines Mannes, meiner Eltern und Schwiegereltern wäre die politische Tätigkeit gar nicht möglich", räumt die CDU-Politikerin freimütig ein. Ihre politische Arbeit hat sie nach zwei Schwerpunkten gegliedert: zum einen ist da die Arbeit im Wahlkreis zum anderen die Sachpolitik. Bei ihrer neuen Düsseldorfer Arbeit kommt es Ruth Hieronymi sehr zugute, daß sie bereits seit über zehn Jahren als Stadtverordnete im Bonner Rat sitzt und weiß, wo die Bürger der Schuh drückt.
    Die CDU-Frau engagiert sich vor allem in der Gesellschafts- und Sozialpolitik. Ihre Fraktion schickte sie in den Ausschuß Arbeit und Soziales und im Ausschuß für Jugend und Familie wurde sie zur stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. "Ich bin der Fraktion dankbar dafür, daß sie mich in diese Ausschüsse gesandt hat, denn hier kann ich auf meinen kommunalen Erfahrungen aufbauen", sagt Ruth Hieronymi.
    Im Düsseldorfer Landtag hat sie sich schon recht gut eingelebt. "Die politische Arbeit im Bonner Rat und in der Jungen Union erleichtern mir das Eingewöhnen. Es geht besser, als ich gedacht habe", meint sie froh. In der Sache geht es der CDU-Dame darum, angesichts leerer Haushaltskassen im Landesetat in allen sozialen Bereichen die Selbsthilfegruppen zu unterstützen. "Ob es nun Frauen, Behinderte, Ausländer oder ältere Menschen sind, sie alle müssen lernen, wie man sich am besten gegenseitig und untereinander hilft", sagt Ruth Hieronymi.
    Eine besondere Herausforderung für ihre politische Arbeit sieht die Landtagsabgeordnete darin, trotz der noch immer erschreckend hohen Arbeitslosigkeit den schon am Arbeitsmarkt Benachteiligten wie etwa Strafentlassenen, Suchtgefährdeten oder benachteiligten Jugendlichen doch noch eine Chance zu verschaffen. Die politischen Aktivitäten der Unionsdame lassen für Hobbys wie Rad- und Skifahren nur wenig Zeit. "An vier bis fünf Abenden in der Woche bin ich nicht zu Hause", räumt Ruth Hieronymi ein und niemand dürfe sie fragen, wann sie denn das letzte Mal im Theater gewesen sei.
    Für Familie und Politik ist sie bereit, auf persönliche Freizeit zu verzichten, versichert sie. Als "Luxus" leistet sich die 38jährige Politikerin den Verzicht auf die Freifahrt mit der Bundesbahn. Sie kutschiert zwischen Bonn und Düsseldorf mit dem eigenen Wagen hin und her. "Damit schlage ich eine gute Stunde für die Familie heraus", meint Ruth Hieronymi "und das ist mir das Geld schon wert."
    Gerlind Schaidt

    ID: LI851619

  • Porträt der Woche: Heide Busch (CDU).
    Porträt
    S. 15 in Ausgabe 12 - 03.09.1985

    Sie ist - ganz ohne Zweifel - ein Farbtupfer in dem vom Männer-Grau und -Blau beherrschten Parlament. Nicht nur, weil sie eine junge Frau ist, die sich modisch anzieht und keine Scheu zeigt vor knalligen Kombinationen. Genauso unbekümmert erobert sie sich ihren Platz in der CDU-Fraktion, genauso selbstbewußt werden ihre Kolleginnen und Kollegen sie in den Ausschüssen erleben. Denn die Elevin im Ständehaus am Schwanenspiegel, die einer Generation angehört, von der vielfach gesagt wird, sie sei politisch desillusioniert und desinteressiert, scheint sich ihre Überzeugungen und ihren Elan aus der Schülerzeit mit Mitverwaltung und Junger Union hinübergerettet zu haben.
    Für sie ist Politik etwas Selbstverständliches, nichts Fremdes, ohne Berührungsängste, weil sie mit ihr aufgewachsen ist und sich ihr verbunden weiß. Trotz - oder vielleicht wegen - einer Pause: Denn nach den stürmischen Jahren in der Jungen Union in Köln, in denen sie die Polarisierung in der Schulpolitik miterlebte, wollte sie Abstand gewinnen beim Studium in München. Doch nach dem Lehrexamen (Geschichte, Sport, Theologie) ging sie doch wieder zurück, zurück von der Isar an den Rhein und zurück in die Politik. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin des Kölner Bürgermeisters und Bundestagsabgeordneten Heribert Blens verdiente sie ihr Geld im Bonner Parlament und ließ sich - "weil es so nicht weitergehen konnte" - im Wahlkreis 18 der Domstadt zu den Landtagswahlen aufstellen. Das ist der frühere Kreis des früheren Landtagspräsidenten Lenz im Norden der Stadt. Ihr enormer Fleiß hätte der Lehrerin allein nicht geholfen - doch das überraschende Ergebnis am 12. Mai ließ sie trotz ungünstiger Plazierung auf der Liste doch einen Platz im Parlament erobern.
    Gegenkandidatin war übrigens die heutige Wissenschaftsministerin Anke Brunn. Gemeinsames Thema im Wahlkampf: Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, wenn auch die vorgeschlagenen Heilmittel je nach Parteifarbe anders ausfallen. Heide Busch setzt auf den unternehmerischen Mittelstand nach dem Motto: "Die Zukunft gehört uns allen, wir müssen alle gemeinsam etwas dafür tun." Wichtigstes Anliegen bleibt ihr aber die Schulpolitik - auch wenn diesem Thema ein bißchen das Negativ-Image anhaftet, es sei so richtig für Frauen da. "Ich lasse mich da nicht woanders hinschieben", sagt sie selbstbewußt, "denn das ist mein Fach, da verstehe ich etwas, da kann ich meine Vorstellungen durchkämpfen."
    Ihre Vorstellungen, das sind weniger organisatorische Firmen von Schule, sondern mehr die Auffüllung des Lehrstoffes mit Inhalten, die größere Berücksichtigung der Forschungsarbeiten und -ergebnisse und deren Umsetzung in die Praxis. Daß damit einhergehend sie die Felder der Jugend- und Sozialpolitik besonders interessieren, ist sozusagen eine logische Konsequenz. So kritisch sie ihr Fachthema sieht, so kritisch sieht Heide Busch das Verhältnis der Bevölkerung zur Politik überhaupt. Sie fordert von den Funktionsträgern, sich "mehr zu stellen, die Bürger häufiger einzuladen, um mehr Verständnis zu werben". Sie hat festgestellt, daß es "zu wenig Diskussionen und zu wenig Aktionen zwischen den Wahlen gibt".
    Fleiß und Ehrlichkeit sind ihre Hauptforderungen an die Politiker. Kein Wunder, daß sie zu dem Kreis der jungen Abgeordneten zählt, die erst einmal die verstaubten Protokolle der vergangenen Legislaturperiode angefordert haben. Das macht zwar weniger Spaß als Schwimmen und Surfen oder Skifahren - favorisierte Hobbys der sportlichen Lehrerin -, aber "es ist ganz einfach Grundlage für unsere Sacharbeit". Daß sie den Job in Bonn aufgegeben hat, bereut sie nicht - auch wenn das Mandat in Düsseldorf ihr noch wie "eine Schwebebalkenkür" vorkommt. Aber selbst dann, wenn Politik nicht nur Berufung, sondern auch Beruf wird, will sie komme was wolle - ihre Eigenständigkeit bewahren. Wilm Herlyn

    ID: LI851226

  • Porträt der Woche: Albert Leifert (CDU).
    Porträt
    S. 15 in Ausgabe 11 - 18.06.1985

    Er ist zwar einer von vier Landwirten, die am 12. Mai in den nordrhein-westfälischen Landtag gewählt wurden, doch als berufsständischer Interessenvertreter sieht sich Albert Leifert nicht. Der im Wahlkreis Warendorf I direkt gewählte Christdemokrat entspricht keineswegs dem schablonenhaften Bild vom Bauern, das bei vielen "Städtern" noch immer existiert. Der heute 48jährige studierte Chemie und Volkswirtschaft an der Universität Münster, bevor er infolge eines tragischen Unglücksfalls in der Familie 1977 den elterlichen Hof in Drensteinfurt übernahm. Inzwischen haben viele junge Landwirte auf diesem Anwesen ihre Ausbildung absolviert.
    Während der Studentenzeit auch, Anfang der sechziger Jahre, trat Albert Leifert in die CDU ein - "es war ein spontaner Entschluß", erinnert er sich heute. Doch viel später erst beschäftigte er sich intensiver mit der Politik, stellte sich auf Orts-, Kreis- und Landesebene für Aufgaben und Ämter zur Verfügung. Seit 1979 ist der langjährige Kommunalpolitiker auch Bürgermeister der rund 11000 Einwohner zählenden Stadt Drensteinfurt im Münsterland. Bereits zehn Jahre gehört er dem Agrar-Ausschuß des westfälisch-lippischen CDU-Landesverbandes an. Auf den Vize-Vorsitz im CDU-Kreisverband Warendorf/Beckum verzichtete der neugewählte Landtagsabgeordnete nach seinem Einzug in das Düsseldorfer Landesparlament. Der Neuling auf dem landespolitischen Parkett möchte sich auf die Tätigkeitsfelder konzentrieren, wo er bereits Erfahrungen gewonnen hat: in der Kommunalpolitik, im Umweltschutz- und Agrarbereich.
    Der Münsterländer sieht es denn auch als eine seiner Aufgaben an, dazu beizutragen, daß die Eigenverantwortlichkeit der Kommunen weiter gestärkt wird. Die Landesplanung beispielsweise dürfe nicht länger "parzellenscharf" bis auf die Gemeindeebene heruntergezogen werden. Dabei nennt er ein Negativ-Beispiel aus seiner Heimatstadt: Dort konnte bei der Aufstellung des Landschaftsplanes eine schutzbedürftige Waldfläche nicht in das angrenzende Landschaftsschutzgebiet einbezogen werden, weil der rechtskräftige Gebietsentwicklungsplan für das Münsterland dies gegenwärtig nicht vorsieht.
    Für reformbedürftig hält der Drensteinfurter Bürgermeister auch die Landeszuweisungen an die Gemeinden. Wenn das Land wegen seiner gespannten Finanzlage die Mittel schon nicht erhöhen könne, so sollte ihr Umfang wenigstens mittelfristig vorausschaubar sein und die Gelder sollten während dieses Zeitraums nach den gleichen Kriterien vergeben werden. Außerdem müsse das Gemeindefinanzierungsgesetz so rechtzeitig vom Landtag verabschiedet werden, daß die Gemeinden bei der Aufstellung ihrer Haushaltspläne wüßten, "wo sie dran sind". Das ständige Manipulieren auch der Verteilungsbedingungen erzeuge große finanzielle Unsicherheiten in den Kommunen.
    Schließlich ist es für den Landwirt und Politiker Albert Leifert ein besonderes Anliegen, das Vertrauen zwischen Bauern, Naturschützern und Politikern zu stärken. "Es ist die Voraussetzung für eine erfolgreiche Natur- und Landschaftspflege. "Aber besonders da gebe es noch Probleme, weil viele Landwirte infolge der unklaren Grenzen der Sozialpflichtigkeit sich in ihrem Eigentum eingeschränkt fühlten. Der CDU-Abgeordnete hält es für dringend erforderlich, daß die Entschädigungsansprüche in den jeweiligen Gesetzen klar geregelt werden, "damit die Bauern sich nicht durch X Instanzen durchklagen müssen".
    Der Parlamentarier gehört zweifellos zu jenen "Neuen" in der CDU-Fraktion, die den Willen und die Fähigkeit haben, zur Erneuerung der Opposition beizutragen. Eigenschaften wie Fleiß, Ehrgeiz und Selbstbewußtsein dürften ihm dabei den Einstieg in das neue Tätigkeitsfeld erleichtern. Allerdings wird der Münsterländer künftig für sein Hobby weniger Zeit haben - die Lektüre von Biographien und historischen Büchern. Jochen Jurettko

    ID: LI851119

  • Porträt der Woche: Dr. Hans-Ulrich Klose (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 7 - 23.04.1985

    Je länger Hans-Ulrich Klose als eine der handelnden Personen im politischen Geschehen Nordrhein-Westfalens wirkt, je deutlicher treten die Fundamente seiner Überzeugung zutage. Das allein ist kein verwunderlicher Vorgang - bemerkenswert daran aber ist die Stärke und Kraft seiner Argumentation, die Ruhe, die er ausstrahlt. Es mag sein, daß diese Attitüde das Amt mit sich bringt - seit dem Mai 1982 ist Klose Vizepräsident des Landtages. Es mag aber auch sein, daß Klose zu den Politikern zählt, die mit der Würde und der Bürde von Aufgaben über sich selbst wachsen. Erinnerlich wird bleiben, wie er bei der Parlamentsdebatte um das WDR-Vorschaltgesetz im Februar die Erregung und den Streit um das Wort und das Widerwort glättete - mit logischen, juristischen, mit sauberen Schlußfolgerungen, sozusagen die Basis legend. Dabei nicht der Diskussion ausweichend, aber der Zwietracht, dem Hader. Gradlinigkeit, Sauberkeit und Ehrlichkeit im Denken und im Handeln sind Maxime, Richtschnur seines Lebens, Engagement in der Politik Aufgabe, für das er nicht Lob und Dank ernten will, weil es für ihn Selbstverständlichkeit ist. Mit "preußischer Wertvorstellung" wird das allgemein umschrieben - und es trifft auf Klose, den gebürtigen Brandenburger, exakt zu. Seit 1956 lebt er im Rheinland - über die Zeit davor redet er nicht gern. Schon als 17jähriger, noch vor dem Abitur, Mitglied der Ost-CDU, als Student Kontakte in Berlin zur West-CDU, Verdächtigungen, Bespitzelungen. Staatssicherheitsdienst vor der Tür, Verhaftung, Zuchthaus. Kein Geringerer als der hessische Kirchenpräsident Martin Niemöller setzt sich für Klose ein, Freilassung, Fortsetzung des Jurastudiums im Westen, Promotion, Beginn der Karriere als Richter. In der Bundesrepublik wird Klose aktiv in der Jungen Union und bei den CDU- Sozialausschüssen. Der überzeugte Protestant - seine Dissertation schrieb er über "Kirche und Staat im Lande Hessen" - sieht seine Aufgabe auch in der Kirche, und wird - zwangsläufig fast - Mitglied der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland.
    Vor Ort wirkt er am liebsten: "Es ist für mich immer noch die allerersprießlichste Politik, wenn man in seinem Gemeinwesen vor allem die sozialpolitische Entwicklung ganz maßgeblich mitbestimmen kann." Der Jurist, der Rechtsexperte seiner Fraktion, fühlt sich vor allem der Sozialpolitik verbunden. Das ist für ihn kein Widerspruch, sondern Ergänzung. Die Funktion des Rechts ist "eine reine Dienstfunktion, es ist nie Selbstzweck, sondern nur eine Hilfe, Probleme zu lösen".
    So sieht er auch seine politische Tagesarbeit. Sprechstunden hat er abgeschafft, denn "ich bin für Ratsuchende telefonisch immer erreichbar". Er wirkt gerne im stillen und widmet sich sozialen Randgruppen, die nicht jeden Tag lauthals demonstrieren, aber wirklich bedürftig sind.
    Bekannt wurde Klose durch seine scharfen Auseinandersetzungen mit dem früheren Justizminister Josef Neuberger (SPD), wobei er eine Zeitlang eher eine gewisse Neigung zum schweren Säbel denn zum leichten Florett erkennen ließ. Heute weiß er, daß "nicht nur der harte Schlagabtausch, sondern manchmal auch ein versöhnliches Wort zu besseren Ergebnissen führt". Er weiß es - und er lebt und handelt danach.
    Stetig und fleißig füllt er auch sein Amt als Vizepräsident des nordrhein-westfälischen Landtages aus. Und versteht es trotz der doppelten und dreifachen Belastungen, das nachdenkliche Gespräch mit Freunden zu suchen. Die aber wissen zu schätzen, daß er auch - nach der Arbeit - Lebensfreude nicht zu kurz kommen läßt.
    Wilm Herlyn

    ID: LI850742

  • Porträt der Woche Karl Nagel (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 5 - 12.03.1985

    Politisches Wirken ist für ihn keine "todernste Aufgabe" - im Gegenteil, ein Schuß Humor sei oft unentbehdich, meint Karl Nagel, CDU-Landtagsabgeordneter aus Borken. Und so hat der gebürtige Raesfelder sein "obligatorisches Döneken" auf einer Sitzung des Kreistages ebenso parat wie vor der Landtagsfraktion. Und solch ein meist aktueller wie tiefgründiger Witz hat schon oft eine gespannte Atmosphäre gelöst, brachte selbst verkrampfte Ideologen zum Schmunzeln.
    Dieser Wesenszug (wie übrigens etliche andere) unterscheidet den heute 56jährigen Christdemokraten von zahlreichen Politikern der eigenen und anderer Parteien der folgenden Generationen, von jenen kühlen Technologen und Karriere- Strebern. Karl Nagel zählt zur sogenannten Kriegsgeneration, und als er aus der Gefangenschaft zurückkehrte, schloß er sich schon acht Tage später der CDU an. "Die bittere Erfahrung des Machtmißbrauchs in der Nazi-Diktatur und die Absicht, am demokratischen Wiederaufbau mitzuwirken, veranlaßten mich dazu." Doch zunächst schlug er parteipolitische Ämter aus, schuf für sich und seine spätere Familie eine wirtschaftliche Existenz, die ihn auch unabhängiger machte: Abitur, Studium, Lehrerprüfungen und schließlich Rektor an einer Hauptschule.
    Das erste Mandat übernahm Kari Nagel 1964, er kam in den Borkener Kreistag und wurde CDU-Fraktionsvorsitzender. Dieses Amt übt er übrigens noch heute aus. Der Kommunalpolitik will der Münsterländer auch weiterhin verbunden bleiben, "weil man als Landtagsabgeordneter dann auf dem Teppich bleibt". Nützlich sei dieses Doppelmandat auch wegen der engen Verzahnung von Kommunal- und Landespolitik. Dem Landtag gehört der Abgeordnete seit 1966 an und engagiert sich seitdem insbesondere für die Kultur- und die Schulpolitik. In den großen schulpolitischen Debatten der 60er und 70er Jahre trat er als entschiedener und glaubwürdiger Fürsprecher jener auf, die während der damaligen sozial-liberalen Bildungseuphorie das Nachsehen hatten, die Hauptschüler. Aber auch anderen Stiefkindern, wie den Berufsschülern und den Kindern der ausländischen Arbeitnehmer, gilt noch heute sein Engagement. Natürlich ist es für einen solchen Abgeordneten "bitter", fast zwanzig Jahre Schulpolitik auf den Bänken der Opposition machen zu müssen, räumt Karl Nagel ein - "wo man nicht gestalten, nur die Regierung angreifen und kontrollieren kann". Trotzdem: Der Oppositionsabgeordnete erfuhr auch "Erfolgsedebnisse" während dieser Zeit allerdings nicht im Landesparlament, sondern durch die münsterischen Verfassungshüter. Als drei "markante Punkte" nennt er das erfolgreiche Volksbegehren gegen die von der früheren SPD/FDP- Koalition geplanten Kooperativen Schulen sowie die Verfassungsklagen gegen das Ersatzschul-Finanzierungsgesetz und das Gesamtschulgesetz.
    Neben diesen parlamentarischen Aktivitäten hat der ausdauernde CDU-Abgeordnete im letzten Jahr noch eine weitere Aufgabe übernommen. Nach dem freiwilligen Verzicht seines langjährigen Parteifreundes Heinrich Ostrop übernahm er den Vorsitz im gewichtigen CDU-Bezirksverband Münsterland. Sein Anliegen ist es, das Gewicht dieses mitgliederstarken und von einem großen Zusammengehörigkeitsgetübl geprägten Verba nöes in die Landes-CDU einzubringen, programmatisch wie aber auch personell. Die persönliche Ausgeglichenheit dürfte ihm von Nutzen sein.
    Doch das Porträt dieses Abgeordneten wäre unvollständig, würde man es nur auf den großen politischen Wirkungsradius von Karl Nagel beschränken. Für den passionierten Pättkesfahrer gibt es noch andere gewichtige Lebensbereiche. Da ist seine Familie mit fünf Kindern, und da sind jene vier Morgen Land. Der "Hobby- Nebenerwerbslandwirt", wie ersieh gern bezeichnet, ist stolzer Besitzer von Hühnern und Schafen, und eines Tages möchte er auch Weinreben pflanzen. Sympathische Züge eines Mannes, den die Politik nicht zu ihrem Untertan gemacht hat.
    Jochen Jurettko

    ID: LI850537

  • Porträt der Woche: Hans Wichelhaus (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 2 - 05.02.1985

    Die Arbeit als Landtagsabgeordneter macht ihm Freude - im Düsseldorfer Parlament ebenso wie "draußen" in seinem Wahlkreis, dem Oberbergischen Kreis. Für den CDU-Abgeordneten Hans Wichelhaus aus Gummersbach ist Politik kein "mühseliges Geschäft", die Ausübung ist vielmehr eine "willkommene Chance", für die Gemeinschaft etwas positiv bewirken zu können. Dabei sucht der Landrat des Oberbergischen Kreises auch das Gespräch mit seinen politischen Gegnern - und,, weil ich Im Grunde ein kontaktfreudiger Mensch bin", fällt es dem heute 66jährigen auch nicht schwer, oft menschliche Brücken zu schlagen.
    Drei Aufgaben fühlt sich der CDU-Politiker besonders verpflichtet: den Bürgern bei Schwierigkeiten mit den Behörden zu helfen, bis hin zur Unterstützung von Petitionen an den Landtag. Die Interessen der Kommunen seines Raumes bei den Düsseldorfer Ministerien zu vertreten. Und schließlich als Mitglied des Ausschusses für Landesplanung und Verwaltungsreform an der die Gemeinden berührenden Gesetzesgebung intensiv mitzuwirken.
    Als "bergischer Junge" kennt Wichelhaus vor allem die Strukturprobleme dieses Raumes; seine Bemühungen um eine Verbesserung der Wirtschaftskraft des Oberbergischen Kreises tragen Früchte. Und er versucht auch, die finanziellen Härten bei der in Landgemeinden besonders kostenträchtigen Abwasserfrage auszugleichen. Andererseits sieht der CDU-Politiker es auch als persönliches Anliegen, dörfliche Strukturen zu erhalten, wo "die Nachbarschaftshilfe noch kein Fremdwort ist". Von ausgeprägter liberaler Grundhaltung bedauert er den immer lauter werdenden Ruf nach dem Staat in schwierigen Situationen. "Der Bürger muß erkennen, daß dies eine Einschränkung seiner persönlichen Freiheit zur Folge hat." So tritt Wichelhaus für ein "sehr sorgfältiges Abwägen"zwischen erforderlichen Ausgleichsfunktionen des Landes und "dem, was Bürger leisten können", ein. Der Abgeordnete stieß erst spät zur Politik - 1964. Dazu er selbst: "Es war typisch für die Kriegsgeneration, daß sie sich infolge eines gewissen Maßes an Skepsis zunächst zurückhielt." Doch dann folgte der Aufstieg sehr rasch: Noch im selben Jahr kam er in den Stadtrat von Gummersbach und in den Oberbergischen Kreistag. Zwei Jahre später wählte man ihn zum CDU-Vorsitzenden und seit 1969 steht er dem Kreistag als Landrat vor.
    1975 erstmals in den Landtag gewählt, gehört Wichelhaus seit Beginn der laufenden Legislaturperiode auch dem Präsidium des Düsseldorfer Landesplenums an. Die Delegierten seiner Partei haben ihn inzwischen erneut zu ihrem Kandidaten für die bevorstehenden Landtagswahlen gewählt. Die erfolgreiche Arbeit in Düsseldorf wie im Wahlkreis dürfte mitentscheidend gewesen sein - und eben jenes "Brückenschlägen". "Das Wort ,absolut' gibt es für mich nicht", sagt er von sich.
    Seitdem der Vater von drei inzwischen erwachsenen Kindern die Politik als eine persönliche Aufgabe sieht, treten andere Neigungen in den Hintergrund. Dazu gehört vor allem die Literatur, besonders die klassische. Der Radius reicht von Dostojewski bis Rilke. "Mit den Modernen tue ich mich etwas schwer", gesteht er. Allerdings trifft dies offensichtlich nur für die Literatur zu.
    Jochen Jurettko

    ID: LI850234

  • Porträt der Woche: Gerhard Brock (CDU).
    Porträt
    S. 23 in Ausgabe 1 - 22.01.1985

    Er gehört der "Kriegsgeneration" an und war dann bis September 1949 in sowjetischer Gefangenschaft - diese für viele Deutschen schweren, entbehrungsvollen Jahre haben auch Gerhard Brocks weiteren Lebensweg wie dessen Einstellung zu seiner Umwelt geprägt. Der CDU-Landtagsabgeordnete aus dem niederrheinischen Kleve schätzt keine spektakulären Auftritte und vermeidet auch wahlträchtige Versprechungen. Seine Worte sind abwägend und daher um so glaubwürdiger.
    Diese Charaktereigenschaften sind sicherlich auch begründet in der Herkunft, in den bodenverwurzelten Handwerker-Generationen, aus denen der selbständige Schneidermeister stammt. Als der Spätheimkehrer im Herbst 1949 wieder zu Hause war, schloß er sich sofort der Jungen Union an und trat später der CDU bei. Wie schon früher sein Vater für das Zentrum, so engagierte auch ersieh in den folgenden Jahren für die Union. Bereits 1956 wurde Gerhard Brock in den Kreistag gewählt und 1961 als 38jähriger zum Landrat dieses niederrheinischen Kreises. Dieses Amt bekleidete der Christdemokrat übrigens bis zur Gebietsreform 1974 und wurde dann stellvertretender Landrat des neugeordneten und vergrößerten Kreises.
    Sein Hauptbetätigungsfeld ist verständlicherweise denn auch die Kommunalpolitik - und nicht nur auf Kreisebene. Bei mehreren Unterbrechungen gehört der Parlamentarier seit 1961 auch dem Stadtrat seines Heimatortes an und wurde nach der letzten Kommunalwahl im Herbst sogar zum Bürgermeister der rund 45000 Einwohner zählenden Stadt gewählt. Damit anerkannte der Rat auch das große erfolgreiche Engagement Brocks für diese ehedem geschichtsträchtige Stadt. Seit seinem Einzug in den nordrhein-westfälischen Landtag 1970 bemüht sich der Niederrheiner auch um einen engen Kontakt zwischen Land und Kommunen, "denn die Entscheidungen in Düsseldorf beeinflussen entscheidend die Gemeinden".
    So könne beispielsweise das aktuelle wie drängende Problem des Umweltschutzes weder vom Land noch den Kommunen allein gelöst werden. Und im noch landwirtschaftlich stark geprägten Kreis Kleve drängt sich auch die Frage des Landschafts- und Naturschutzes besonders auf. Der Christdemokrat zählt zu jenen realistischen Politikern, die sich um einen vernünftigen Ausgleich zwischen den Gesamtinteressen des Landes und den Erfordernissen der Bauern bemühen, "die ja hier leben und ihre Existenz behalten müssen". Das gleiche gilt auch für die bessere Qualität von Flüssen und Luft. Sie müsse zwar gesteigert werden, doch dürfe dieses Ziel nicht durch den Verlust von Arbeitskräften erreicht werden. "Und wir müssen dem Bürger offen sagen, daß eine hohe Lebensqualität auch mehr Geld kostet." Als "grenznaher" Politiker und Mitglied der Regio Rhein/Maas tritt Gerhard Brock schon seit vielen Jahren für den Ausbau der Kontakte zu den Niederländern ein, von denen übrigens rund 11000 im Kreis Kleve wohnen. Insbesondere liegen ihm die menschlichnachbarschaftlichen Verbindungen am Herzen. Dank seines persönlichen Einsatzes fand jüngst ein deutsch-niederländisches Senioren-Treffen statt, das in gegenseitigen Patenschaften von Altenstuben weitere Früchte tragen dürfte. Für den CDU-Abgeordneten eröffnet sich mit diesen Patenschaften auch ein neues Betätigungsfeld für die älteren Mitbürger.
    "Es lohnt sich Politik zu machen für den Kreis wie auch für das Land", resümiert der Parlamentarier über sein fast 15jähriges Wirken in Düsseldorf. Und bei dieser Tätigkeit kennt Gerhard Brock keine "regionalen Scheuklappen", denn "die Probleme der Ballungsräume müssen auch unsere sein". "Wenn es den Menschen dort gutgeht, profitiert davon das ganze Land."
    Anregungen für seine politische Tätigkeit gehen nicht selten auch von seiner Familie aus, von denen zwei der vier Kinder übrigens schon verheiratet sind. Die Familie ist für Gerhard Brock auch der ruhende Pol in seinem arbeitsreichen Leben.
    Jochen Jurettko

    ID: LI850154

  • Porträt der Woche: Doris Altewischer (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 20 - 04.12.1984

    "Wenn Nordrhein-Westfalen heute im Behindertenbereich nicht ganz schlecht dasteht, dann darf sich die CDU-Fraktion einen Teil dieses Erfolges anrechnen", meint Doris Altewischer im Gespräch. Daß sie selber es war, die vor allem auf dem Gebiet der Sonderschulen immer wieder gedrängt und schließlich "einiges vorangebracht" hat, verschweigt die Unionspolitikerin bescheiden. Ihr Engagement ging so weit, daß ihre Parlamentskollegen für sie den Spitznamen "Miß Sonderschule" erfanden und die SPD-Abgeordnete Ingeborg Friebe respektvoll witzelte: "Was brauchen wir auf dem Sektor ein Gesetz - wir haben doch Frau Altewischer."
    Die heute 55jährige gehört zu den Stillen im Land. Sie hält mehr Kontakt mit den Kleinen als mit den Großen. Auch nach 18jähriger Zugehörigkeit zum Parlament gibt sie zu, daß sie noch immer vor jeder Rede Lampenfieber hat.
    Dabei wollte die Unionsdame ursprünglich Schauspielerin werden. Doch dann entdeckte die Tocher eines Journalisten und aktiven Zentrumspolitikers, der im Dritten Reich verfolgt, inhaftiert und mit Berufsverbot bestraft worden war, ihr soziales Engagement. Vor allem behinderten Mitbürgern, die selber nicht für ihr Recht eintreten können, gehörte ihr Mitgefühl. Tief religiös, zog Doris Altewischer die Konsequenz.
    Sie vertauschte den Schauspielunterricht mit dem Lehrerseminar und studierte an der Pädagogischen Hochschule in Dortmund, in Weilburg in Hessen und an der Abteilung für Heilpädagogik in Köln, machte 1953 ihr erstes und 1956 ihr zweites Lehrerexamen, bestand das Montessori-Diplom und die Sonderschullehrerprüfung. Sie unterrichtete Lernbehinderte und Zöglinge in Fürsorge-Erziehungsheimen. Schließlich kam die sozial engagierte Pädagogin Mitte der sechziger Jahre an das Westfälische Institut für Jugendpsychiatrie und Heilpädagogik in Hamm.
    Während ihrer Ausbildung wurde Doris Altewischer klar, daß sie für ihre Schützlinge nur etwas erreichen konnte, wenn sie den politischen Weg einschlug. 1961 trat sie der Union bei. Danach ging es mit ihrer politischen Karriere schnell voran. "Ich habe nie ein Amt angestrebt. Die Posten sind mir immer zugefallen", erinnert sich die CDU-Politikerin heute. Noch im gleichen Jahr ihres Parteieintritts wurde sie zur Landesbeauftragten der Jungen Arbeitnehmerinnen im CDU- Landesverband Westfalen-Lippe gewählt und dadurch in den Landesvorstand der CDU-Sozialausschüsse. 1964 wurde sie für den stellvertretenden Vorsitz ihrer Landespartei von Hermann- Josef Dufhues vorgeschlagen und mit großer Mehrheit gewählt. Die Nominierung auf der Reserveliste als Nummer eins der westfälisch-lippischen Frauen ergab sich dann bei der nächsten Landtagswahl fast von selbst. Seit 1966 ist Doris Altewischer im Düsseldorfer Landtag. "Ich habe mich im Parlament immer als Stimme der Stimmlosen und Außenseiter verstanden, der Menschen, die sich nicht artikulieren können", umreißt die Unionsdame ihr politisches Selbstverständnis.
    Im Landtag stellten die Kollegen bald fest, daß in der CDU-Fraktion jemand war, der mit Fingerspitzengefühl und einer gehörigen Portion Zähigkeit für die Belange der behinderten Mitbürger eintrat. Besonders im Sonderschulbereich wurde Doris Altewischer aktiv.
    Mit Erfolg warnte sie aber auch vor modischen Trends in der Sozialpolitik. So erhob sie mahnend ihre Stimme, als Parlamentskollegen die Heimerziehung abschaffen wollten. Lange ehe andere das Thema aufgriffen, machte sie - wohl als erste Politikerin überhaupt - auf das Problem ausländischer Jugendlicher in der Bundesrepublik aufmerksam. Doris Altewischer setzte sich für eine Strafvollzugsreform ein. Immer sah man sie an vorderster Front, wenn es darum ging, sich für einen Abbau von Vorurteilen gegen Zigeuner und Obdachlose einzusetzen.
    Dem nächsten Landtag wird Doris Altewischer nicht mehr angehören. "Neunzehn Jahre Abgeordnetenzeit sind genug", meint sie und fügt hinzu, "es gibt ja auch noch andere Dinge und Werte in Leben." Die engagierte Sozialpolitikerin, die seit 1975 in Dortmund-Westerfilde in einer Bergarbeitersiedlung lebt, möchte sich künftig in diesem sozialen Umfeld um die Probleme ihrer Mitbürger kümmern. "Die Menschen haben so viele Sorgen, angefangen von Mietproblemen bis zu ganz persönlichen Dingen, mit denen sie nicht fertig werden, da möchte ich helfen."
    Eine noch größere Rolle als bisher wird in Doris Altewischers neuem Lebensabschnitt die Religion spielen. In ihrer Kirchengemeinde will sie die Bibelarbeit vorantreiben und sich selber verstärkt mit religiöser Literatur auseinandersetzen. "Das heißt nun aber nicht, daß ich auch hin und wieder gern einen verjazzten Bach höre oder auch einmal ein kitschiges Buch mit Happy-End lese", verrät sie über ihre Freizeithobbys.
    Gerlind Schaidt

    ID: LI842021

  • Porträt der Woche: Helmut Loos (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 17 - 30.10.1984

    Die Zahl der Abgeordneten, die die Hitler-Diktatur bewußt erlebt haben, harte Jahre in Krieg und Gefangenschaft ertragen müßten, ist klein. Helmut Loos von der Fraktion der CDU gehört dazu. 1924 in Engers (bei Neuwied) geboren, in einem "gut katholischen Elternhaus" aufgewachsen, wurde der Abiturient des Jahrgangs 1943 gleich Soldat; statt studieren zu können, sah er sich an der Ostfront. Gegen Kriegsende geriet er schwer verwundet in russische Gefangenschaft. Als die 1949 ihr Ende fand, trug sich Loos, dem der Vater "das Staatsverständnis auf den Pelz geschrieben" hatte, an der Pädagogischen Akademie Aachen ein und legte 1951 und 1954 die Staatsprüfungen für das Lehramt an Volksschulen ab. Der Lehrer mit den Kernfächern Deutsch und Geschichte, inzwischen in Lülsdorf (Rhein-Sieg-Kreis) seßhaft geworden, ließ "schon damals täglich ein Diktat schreiben" - was der Kultusminister erst kürzlich anordnete. ("Ein paar Jahre früher wäre besser gewesen", kommentiert Loos.) Er war längst Rektor, als die CDU ihn, der seit seinem Eintritt in diese Partei (1954) reichlich kommunalpolitische Erfahrungen sammeln konnte, für den Landtag NRW nominierte.
    Seit 1970 fährt Loos nun in die Landeshauptstadt, sitzt seit all den Jahren im "Innenausschuß" und ist seit 1980 Vorsitzender des Petitionsausschusses, des mit 25 Mitgliedern kopfstärksten aller 19 Ausschüsse. Zehn Jahre vorher hatte er dort schon seine "Lehrzeit verbracht". Nun kommen im Monatsdurchschnitt an die tausend Eingaben auf seinen Tisch, von Bürgern, die diesen Parlamentsausschuß als "Kummerkasten", oft auch als letzte Hilfe werten, wenn sie sich von Ämtern und Behörden ungerecht behandelt oder gar verprellt fühlen. So zeigt sich im Bericht des Petitionsausschusses, der dem Parlament jährlich zu erstatten ist, viel menschliches Leid.
    Mancher "Fall" braucht Jahre, bis er entschieden werden kann. Loos nennt als Beispiel den irreparablen Impfschaden eines Säuglings. "Liegengebliebene" Beförderungsurkunden von zwei Beamten ("daß die sauer waren, versteht sich - sie wurden zurückgestuft") machten auch schon Ärger. Sogar ein Hahn: Sein Weckruf in allzu früher Stunde störte einen Bürger derart, daß es zu einem umfangreichen Schriftwechsel darüber kam, ob solches Krähen "beachtlicher Lärm im Sinne des Paragraphen 12 des Landesimmissionsschutzgesetzes" ist oder nur "naturgemäß mit Geräusch verbundene Lebensäußerung von Federvieh", die besagtes Gesetz nicht erfaßt. "Ein gnädiges Schicksal", erinnert sich Loos, "bewahrte den Ausschuß vor einer endgültigen Entscheidung" - der Flattermann fiel in ein Wasserbecken und ertrank. (Ob da einer "nachgeholfen" hat, wurde nie geklärt.)
    Der CDU-Politiker spricht "besonders die junge Generation" an, wenn er "Wert darauf" legt, "daß es sehr wohl notwendig ist, daß Einzelinteressen sich einbinden müssen in das Gesamtwohl", sieht freilich "auch schwer zu lösende Konflikte zwischen den Interessen der Allgemeinheit, die durch das dichte Geflecht von Normen umrissen sind, und den Interessen des einzelnen, der sich darin erdrückt fühlt, vielleicht auch allzu deutlich liberalistische Selbstverwirklichungsansprüche vertritt". Zwar "verträgt sich Demokratie schlecht mit Attitüden von Vollkommenheit,'menschelt' es auch in unserem Staat, aber wir sollten den jungen Mitbürgern gegenüber unseren Staat nicht mies machen - er muß achtenswert, gar liebenswert bleiben".
    Loos ist auch Vorsitzender des Landeskuratoriums Unteilbares Deutschland; der Stellvertreterposten, der der SPD zusteht, ist vakant.
    Der Vater dreier Töchter schätzt die Satiren Kishons und die Aphorismen Schopenhauers. 1959 hat er - "für die Pänz" - einen Fußballverein gegründet, war lange selbst Vorsitzender dieser Spielvereinigung Lülsdorf, die immerhin 1800 Mitglieder hat. Ob Loos 1985 weitermacht? Er hofft, daß die Parteifreunde und die Wähler ihm "dies gestatten". Seiner Meinung nach "gehört Erfahrungskapital nicht zur persönlichen Aufbewahrung in den Sparstrumpf, sondern auf eine öffentliche Bank, damit es Nutzen bringt".
    Hans Krieger

    ID: LI84170D

  • Porträt der Woche Ernst Kraft (CDU).
    Porträt
    S. 15 in Ausgabe 15 - 09.10.1984

    Einen Politiker ohne Ehrgeiz, gibt's den? Ernst Kraft zählt sich selbst zu dieser seltenen Spezies. Und er sagt dies so, daß man geneigt ist, ihm zu glauben. Umgehend schränkt er allerdings diese Aussage wieder ein: Sein Ehrgeiz hat sich nie auf die Erlangung politischer Ämter gerichtet, wie er sagt, Freunde haben ihn zur Übernahme politischer Aufgaben gedrängt; erst danach hat er den Ehrgeiz entwickelt die übernommenen Aufgaben zu erfüllen.
    Drei Jahre lang war er Soldat gewesen, drei Jahre hatte er in russischer Kriegsgefangenschaft verbracht, als er 1948 in seine Heimatgemeinde Beim zurückkehrte: "Von Politik wollte ich zunächst nichts wissen, wie viele damals vertrat ich den ,,Ohne-mich-Standpunkt". Statt dessen wurde er in der Katholischen Arbeiterbewegung (KAB) aktiv, vor allem in der Katholischen Werkjugend, wie deren Jugendorganisation damals hieß. Auch heute noch, so berichtet Kraft, ist die KAB in der kleinen Stadt am Übergang zwischen östlichem Ruhrgebiet und südlichem Münsterland überdurchschnittlich stark vertreten. Damals wie heute sieht der Stahlformer Kraft die Hauptaufgabe der KA6 darin, die Interessen der Arbeiter in Kirche und Gesellschaft zu vertreten.
    Von seinen KAB-Freunden, erzählt Ernst Kraft, wurde er 1952 gebeten, für den Gemeinderat zu kandidieren. Er ließ sich von der CDU aufstellen, trat aber erst einige Monate nach der Wahl in die Partei ein. Dem Selmer Rat gehört er seitdem - immerhin 32 Jahre - ununterbrochen an. Fast 20 Jahre ist er Bürgermeister, davon die letzten 15 Jahre ohne Unterbrechung. Auch für die Kommunalwahl in diesem Monat hat ihn seine Partei wieder als Spitzenkandidat aufgestellt.
    Durch seine lange Erfahrung kennt er die Probleme seiner Heimatstadt wie kaum ein anderer: Noch heute leidet Beim unter den Folgen einer Entscheidung, die vor fast 60 Jahren gefällt wurde. 1926 schloß eine französische Bergbaugesellschaft ihre Selmer Zeche "Herrmann" und setzte die Grube unter Wasser. Damals begann das "Pendler- Problem", noch heute arbeiten viele Selmer in Dortmund und Lünen, Bergmannssohn Ernst Kraft wohnt noch heute in der alten Bergarbeitersiedlung Beifang, deren Privatisierung schon zu einem Zeitpunkt betrieben wurde, als anderswo - wie er zufrieden rückblickend berichtet - noch niemand an solcherart Vermögensbildung für Arbeiter gedacht habe.
    Wie über 20 Jahre vorher für den Rat, kandidierte Kraft 1975 auf Drängen seiner Freunde für den Landtag und errang ein Direktmandat. Fünf Jahre später zog er über die Liste ins Landesparlament, nachdem die Wahlkreisgrenzen geändert worden waren. Seit 1975 ist er Mitglied im Sozialausschuß und im Grubensicherheitsausschuß, dessen stellvertretender Vorsitzender er heute ist. Nach einer schweren Krankheit im vergangenen Jahr hat er sich entschlossen, für den nächsten Landtag nicht mehr zu kandidieren.
    Bis vor vier Jahren hat Kraft in einer mittelständischen Stahlgießerei in Lüdinghausen als Former gearbeitet, seit 1975 allerdings nur in den Parlamentsferien. Nicht ohne Bedauern stellt er fest, daß er einer der ganz wenigen Facharbeiter unter den Parlamentariern ist. Die unmittelbaren Erfahrungen aus der Arbeitswelt in Produktionsbetrieben könnten der Landtagsarbeit vielfach förderlich sein, meint er dazu. Realistischerweise erwartet er hier so schnell keine Wende. Diese könne wohl erst kommen, wenn mehr Abiturienten mit praktischer Berufsausbildung politisch aktiv würden. Ernst Kraft ist Vater von zwölf Kindern zwischen zwölf und 31 Jahren. Der Gesprächspartner weiß dies aus dem Landtagshandbuch. Doch wie bringt man diesen gewiß nicht alltäglichen Kinderreichtum ins Gespräch, ohne aufdringlich, ja indiskret zu wirken? Die Lösung scheint in einem kleinen Umweg, der Frager versteckt sich hinter anderen Fragern: Wie er denn reagiere, wenn er auf die große Kinderzahl angesprochen werde? Die indirekte Frage beantwortet Ernst Kraft direkt: "Meine Frau und ich haben unser christliches Eheversprechen ernst genommen." Ob dies denn von den Fragenden verstanden werde? "Das ist mir gleichgültig." Keines der Kraft-Kinder ist bisher dem Vater in die CDU gefolgt. Ernst Kraft sagt, er bedauere dies nicht, denn schließlich seien sie in ihrer politischen Entscheidung frei. Einige der jüngeren Kinder haben sich in Gruppen der Friedensbewegung engagiert: "Ein ausgesprochener Grüner ist bislang aber nicht dabei". Ludger Audick

    ID: LI84151C

  • Porträt der Woche Prof. Dr. Wolfgang Brüggemann (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 13 - 11.09.1984

    Für die nächsten Landtagswahlen an Rhein und Ruhr steht er seiner Partei als Kandidat nicht mehr zur Verfügung. Zwar hat sich die westfälische CDU mit dem "Professor aus Bochum", der an der Pädagogischen Hochschule in Dortmund politische Bildung und Didaktik der Geschichte lehrte, immer etwas schwergetan. Doch an der Lauterkeit seiner Argumente, seinem persönlichen und politischen Stehvermögen mochte niemand zu zweifeln. Und noch eines: Auch in der parlamentarischen und politischen Arena blieb Brüggemann immer auf dem "Fechtboden des Geistes".
    In "kritischer Loyalität" zum Landesvorsitzenden der westfälischen CDU Prof. Kurt Biedenkopf, aber auch zu seiner eigenen Landtagsfraktion, der er seit 1966 angehört, hält er die letzten Monate seiner Abgeordnetenzeit im Landtag von Nordrhein-Westfalen durch. Zwar war er im vergangenen Jahr im Professorenduell mit Kurt Biedenkopf diesem bei der Wahl zum Landesvorsitzenden deutlich unterlegen, doch sein Antreten aus dem Stand blieb dennoch ein unbestreitbarer persönlicher Achtungserfolg.
    Steht Wolfgang Brüggemann am Ende seiner selbstbestimmten parlamentarischen Karriere im Schatten von Professor Kurt Biedenkopf, so stand er am Anfang seiner Tätigkeit als Landtagsabgeordneter im Schatten von Josef Hermann Dufhues, der neben seinem Landesvorsitz bald Innenminister in Düsseldorf, dann Konrad Adenauers Generalsekretär in Bonn und schließlich Landtagspräsident wiederum in Düsseldorf war. Brüggemann ließ sich durch solche Spitzenämter nie beeindrucken.
    Während andere immer wieder Ausflüge in die Bundes- und Außenpolitik unternahmen, sah er seine Aufgabe vor allem darin, der Kulturpolitik Anstöße zu geben, um deren praktische Verwirklichung er ebenso beharrlich in der Abgeschiedenheit der nichtöffentlichen Landtagsausschüsse wie vor der Öffentlichkeit des Landtagsplenums rang, solidarisch mit seiner Fraktion, aber auch dem Ganzen verpflichtet.
    Als Bürgermeister von Bochum erfüllte er sich seinen Jugendtraum, es einmal seinem Großvater gleichzutun, als Bundesvorsitzender des Ringes Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) scheute er nicht die Auseinandersetzung auf Bundesebene, als Landtagsabgeordneter gab er der Kulturpolitik seinen Prägestempel, immer aber fühlte er sich Rolf Darendorfs Wertmaßstab "Konflikt ist Freiheit" verpflichtet. Auch ohne parlamentarische Würde und Bürde wird er diesem Freiheitsbegriff verbunden bleiben. Seine Sorge ist es, das Wohl des Ganzen in einer von Interessen und Konflikten bestimmten Gesellschaft der modernen Demokratie zu sichern.
    Dem Landtag von Nordrhein-Westfalen wird nach den Landtagswahlen im Mai nächsten Jahres ein wortgewandter Debattierer, ein kreativer Denker und überzeugter Kämpfer für christlich-demokratische Vorstellungen und Ziele fehlen. Sein Vermächtnis: Wahlen müssen im Revier gewonnen werden.
    Karl Fischer-Reichenberg

    ID: LI841319

  • Porträt der Woche: Dr. Wilfried Heimes (CDU).
    Porträt
    S. 23 in Ausgabe 12 - 28.08.1984

    Zur nicht geringen Verblüffung des sozialdemokratischen Oberbürgermeisters, der im feinen Essener Süden residiert, ist Dr. Wilfried Heimes vor sieben Jahren in den bei weitem nicht so feinen Norden der Ruhr-Metropole gezogen: Der CDU-Politiker baute in Altenessen ein Haus, im Zentrum des Wahlkreises, in dem er seit 1970 für den Landtag kandidiert und wo er für seine Partei noch nie so recht einen Blumentopf gewinnen konnte. Bei Wahlen pendelt sie dort zwischen 24 und 28 Prozent. Heimes war immer - und wird es wohl auch in Zukunft sein - auf die Landesliste angewiesen. Mit leiser Ironie bekennt sich der 57jährige zum Etikett, das er sich selbst anheftet: "Ich bin der Abgeordnete aus dem für die CDU schlechtesten Wahlkreis in Nordrhein- Westfalen."
    Manchmal empfindet Heimes die Situation im Essener Norden schon als frustrierend, wo für ihn und seine Partei die über Generationen vererbte sozialdemokratische Familientradition kaum aufzubrechen ist. Ermutigung schöpft er jedoch aus der Beobachtung, daß es für seine Partei langfristig in kleinen Schritten vorangeht. Früher, so erinnert er sich, mußten die Wahlkampfhelfer noch großen Mut aufbringen, wenn sie in den nördlichen Essener Stadtteilen werbend auf die Straße gingen: "Heute ist die ehemals verbissene Feindschaft gegen die CDU nicht mehr da", nennt er einen der langsamen Schritte.
    Das Ruhrgebiet ist für Heimes - er wuchs als Sohn eines Volksschullehrers in Haan im Rheinland auf- wie für viele Zuwanderer schnell zur zweiten Heimat geworden. Fast gerät er ins Schwärmen, wenn er von seinen Nachbarn in Altenessen spricht, rühmt Herzlichkeit und Direktheit. Schon oft hat er am Tresen der Eckkneipe den Spruch gehört: "Du bist ja 'neu toften Kerl, Deine Partei kann ich aber doch nicht wählen." Ihm persönlich bringt solche Aussage Freude und wohl auch Genugtuung; sie bestätigt ihm allerdings auch, daß für seine Partei noch viele kleine Schritte folgen müssen.
    Schon in jungen Jahren stieß Wilfried Heimes zu dieser Partei, in die er 1947 als 20jähriger eintrat. Den Anstoß dazu gab Karl Arnold mit einer Rede über die katholische Soziallehre; noch heute sieht er seinen politischen Standort bei den Sozialausschüssen, obwohl er- wie er einräumt - nicht den typischen "Stallgeruch" mitbringt. Das Kriegsende hatte der junge Mann, der illegal in der katholischen Jugendarbeit tätig gewesen war, "fast wie einen Aufbruch" erlebt, es wurde mit Jubel begrüßt. Für ihn stellte sich der Eintritt in eine demokratische Partei als logische und notwendige Konsequenz aus der Vergangenheit dar. Für seine heute erwachsenen vier Kinder scheint das später gar nicht so selbstverständlich gewesen zu sein. Die drei Söhne - so berichtet er mit väterlich-mildem Lächeln - "machten alle linken Phasen durch", bis sie heute schließlich zu seinen eifrigsten Wahlhelfern wurden. Noch hat er die Hoffnung nicht aufgegeben, daß sie irgendwann auch Parteimitglieder werden. Ohne Zögern räumt er ein, daß wohl auch das Beispiel des Vaters, dessen politisches Engagement die Kinder zeitweilig als "personenfressend" empfanden, bislang bei ihnen zu weitgehender parteipolitischer Enthaltsamkeit geführt hat. Seit Ende der 40er Jahre sind Studium, Beruf und Politik bei Wilfried Heimes eng miteinander verzahnt. Er studierte Germanistik, Geschichte und Geographie, promovierte aber erst als 34jähriger zum "Dr. phil." über ein Thema aus der historischen Geographie. Das war für ihn erst zweite Wahl, denn einer der damaligen Germanistik-,.Päpste", Richard Alewyn, hatte vorher von ihm die Tilgung des kritischen Ansatzes aus der ersten Promotionsarbeit über Thomas Mann verlangt. Heimes lehnte ab.
    Bereits Jahre vor der Promotion begann die berufliche Laufbahn: Zunächst CDU-Kreisgeschäftsführer, später Jugend- und Erwachsenenbildungsreferent in kirchlichen Diensten in Köln und Essen. Heute ist er als Referent vom Essener Generalvikariat beurlaubt, arbeitet dort nur noch auf Honorarbasis. Nach vielen Jahren in der Jugend- und Kommunalpolitik wurde Dr. Heimes 1970 erstmals in den Landtag gewählt; bis 1975 leitete er die "Arbeitsgruppe Bau", einen Unterausschuß des Landtags, der sich mit öffentlichen Bauten befaßte. Damals war Heimes, wie er heute nicht ohne Stolz mitteilt, einer der ersten Kritiker des Aachener Großklinikums. In seiner zweiten Landtagsperiode arbeitete er als CDU-Obmann im Wissenschaftsausschuß, dessen Vorsitzender er seit 1980 ist. Über ein Jahrzehnt lang ist er bereits Sprecher der CDU-Abgeordneten aus dem Ruhrgebiet.
    Die Politik wird auch in Zukunft das Leben von Wilfried Heimes bestimmen, obwohl gelegentlich Überdruß über das hektische Alltagsgeschäft spürbar wird. Davon erholt er sich bei dem einzigen Hobby, das er nennt: ausgedehnte Wanderungen, vor allem durch die Rhön.
    Ludger Audick

    ID: LI84121E

  • Porträt der Woche: Hans Wagner (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 11 - 20.06.1984

    In der Hinwendung zum Mitbürger sieht er seine wesentlichste Aufgabe - und die Aufgabe der Politiker überhaupt. So ist denn auch die parlamentarische Tätikeit des CDU-Landtagsabgeordneten Hans Wagner aus Oberhausen gekennzeichnet vom sozialen Engagement. "Nicht große Reden halten, sondern immer dort, wo Not tut, handeln." Diese anspruchsvolle Devise des heute Fünfzigjährigen dürfte entsprungen sein aus dessen Elternhaus, der Umgebung und der Jugendjahre.
    Der Vater war Schlosser auf einer Zeche und sein Sohn Hans wurde es auch, bevor er später die Höhere Fachschule für Sozialarbeit besuchte und dann als Sozialarbeiter und Bewährungshelfer tätig war und mit der Kehrseite der sogenannten Wohlstandsgesellschaft der sechziger und siebziger Jahre konfrontiert wurde. Dazwischen lagen auch aktive Jahre in der katholischen Jugendarbeit.
    In dieser Zeit, 1956, trat Hans Wagner in die CDU ein, "denn sie war die Partei, der ich mich nahestehend fühlte". Seit 1961 ist der gebürtige Oberhausener Mitglied des Stadtrates und seit 1969 Vorsitzender der CDU-Ratsfraktion seiner Heimatstadt. Auch gehört er seit vielen Jahren dem Landes- und dem Bundesvorstand seiner Partei an.
    Der politische Wirkungsradius des sozial engagierten Christdemokraten ist groß. Im Petitionsausschuß sieht er sein Anliegen darin, für den "kleinen Mann" gegen die Behördenwillkür zu kämpfen. Dabei vertritt der Oberhausener die Auffassung, "dieser Ausschuß muß so erfolgreich arbeiten, daß er sich eines Tages selbst überflüssig macht". Im Justizausschuß widmet er sich vor allem dem Stafvollzug. Man müsse in der Bevölkerung Verständnis dafür gewinnen, daß der Strafvollzug human und darauf orientiert sein sollte, die Inhaftierten auf die Zeit nach der Haftentlassung vorzubereiten. "Sie müssen dann draußen ihren Mann stehen." Diese Fortführung der Strafvollzugsreform könne aber nur mit und nicht gegen die Bevölkerung gelingen.
    Als langjähriges Mitglied des Landes- und Bundesvorstandes der CDU-Sozialausschüsse betrachtet er die "Stabilisierung" der Familie als eine der großen gesellschaftlichen Herausforderungen. Dabei gehe es nicht nur um materielle Verbesserungen, sondern auch um den ideellen Wert der Familie. "Mich regt es immer auf, wenn ich das Wort von der 'Nur-Hausfrau' höre; das ist eine Diskriminierung." Nach seiner Auffassung müssen die Politiker entsprechende Rahmenbedingungen schaffen, die es den Frauen ermöglichen, sich für Beruf, Familie oder aber für beides zu entscheiden. Die Konsequenz sei, daß einer Mutter die Erziehungszeiten für ihre Kinder bei der Rente angerechnet werden müßten.
    Der viele Jahre in der Jugendarbeit tätig gewesene Landtagsabgeordnete hat auch mit zunehmendem Alter sein Engagement für die Jugend nicht aufgegeben. So hält er die junge Generation für "viel besser als ihr Ruf". Dabei verweist Hans Wagner darauf, daß kaum eine andere sich so stark für soziale Belange eingesetzt habe wie die heutige Jugend. Schließlich muß nach Ansicht des CDU- Politikers Abhilfe geschaffen werden, daß "ältere Mitbürger in den Altenheimen ein Taschengeld vom Sozialamt bekommen, obwohl sie ein ganzes Leben lang gearbeitet haben". Er setzt sich für die Zahlung eines "Vorab"- Betrages der Rentenversicherungsträger an die Heimbewohner ein: "Auch das hat etwas mit Menschenwürde zu tun."
    Aus seinem politischen Verständnis heraus mahnt Hans Wagner die Politiker, "erst immer die Sache zu sehen und nicht - um in der eigenen Partei ein Schulterklopfen zu erhalten - dem politischen Gegner in den Bauch zu treten". Fair play auch in der Politik - es wäre nicht selten erforderlich.
    Jochen Jurettko

    ID: LI841124

  • Porträt der Woche: Franz Püll (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 10 - 14.06.1984

    Wem es in den Sinn käme, sich um sechs Uhr morgens im Witthaus-Busch zu Mülheim an der Ruhr zu ergehen, der träfe dort einen einsamen Waldläufer den Landtagsabgeordneten Franz Püll. In Wind und Wetter ist der 57jährige Bezirksschornsteinfegermeister in aller Früh schon unterwegs, um sich fit zu halten für einen neuen, allemal mit Terminen vollgestopften Tag. Für seinen Betrieb hat Püll zwar einen Meister eingestellt, seit er Ende April 1980 für den plötzlich verstorbenen Heinrich Köppler als nächstfolgender Bewerber der Landesreserveliste der CDU in den Landtag einzog und nach der Wahl vom 11. Mai, wieder über die Reserveliste, dort verblieb, aber das Mandat bedeutet für einen selbständigen Handwerksmeister keineswegs die Trennung vom Beruf; Püll muß auch heute noch den Bürgern aufs Dach steigen, wenn es einmal besondere Probleme gibt. Das ist in seinem Gewerbe nicht eben selten der Fall zu Zeiten, da Umweltschutz ganz groß geschrieben wird und ein Bezirksschornsteinfegermeister als verlängerter Arm des Regierungspräsidenten mit hoheitlichen Aufgaben betraut ist.
    Der gebürtige Duisburger begann 1941 im Alter von 14 Jahren, wie das früher üblich war, eine Schornsteinfegerlehre, legte 1943 die Gesellenprüfung ab und war mit 22 Jahren im Besitz des Meisterbriefes, bevor er 1960, wie schon der Vater, zum Bezirksschornsteinfegermeister bestellt wurde. Vorher war er bereits Bundesvorsitzender des Zentralverbandes Deutscher Schornsteinfegergesellen, auch Vizepräsident der Handwerkskammer Düsseldorf für die Gesellenseite, ehe er dann auf der Arbeitgeberseite vielfältige Aufgaben übernahm. Sie brachten ihn zwangsläufig mit der Politik in Verbindung.
    So trat der Landesinnungsmeister Püll 1969 der CDU bei, wurde bald Vorsitzender der Kreis-Mittelstandsvereinigung und ist längst einer der bekanntesten Mittelstandspolitiker der Landespartei. Da auch im rheinischen Teil des Ruhrgebiets nach allen Erfahrungen selten ein Direktmandat für die CDU anfällt, weiß Püll, daß er für die nächste Landtagswahl im Mai 1985 wieder einen sicheren Listenplatz braucht, um seine Arbeit in Düsseldorf fortsetzen zu können. Weil aber die CDU gerade dort, wo neue Existenzen am dringendsten benötigt werden, die Mittelstandskarte ziehen dürfte, sollte Püll auch dem zehnten Landtag in Nordrhein-Westfalen angehören.
    Hier hat er sich längst Anerkennung und Ansehen erworben, zumal er "als Neuling gleich mit verantwortungsvollen Aufgaben betraut wurde". So wählte ihn die Fraktion zum Sprecher für die Novellierung der Landesbauordnung. Wer an die mehrfachen Anhörungen der Betroffenen und die Debatten im Plenum denkt, an die - allgemein unstreitigen "Schwerpunkte" Entbürokratisierung und Entstaatlichung, an die alte CDU- Forderung, staatliche Aufgaben weitgehend zu privatisieren (hoheitliche ausgenommen), wer sich den Bericht der Ellwein-Kommission zur Gesetzes- und Verwaltungsvereinfachung in Nordrhein- Westfalen vom Oktober 1983 ins Gedächtnis zurückruft, weiß, daß hier auch auf den nächsten Landtag noch eine Menge Arbeit zukommen wird.
    Im Ausschuß für Städtebau und Wohnungswesen, dem Püll angehört, sind erste Schritte getan: die novellierte Landesbauordnung tritt vermutlich zum 1. Januar 1985 in Kraft. Püll im Rückblick: "Allen Unkenrufen zum Trotz sah ich große Bereitschaft des Ministeriums für Landes- und Stadtentwicklung, die Entbürokratisierungs-Bestrebungen zu unterstützen."
    Im Petitionsausschuß, "Kummerkasten des Parlaments", wo Püll sich als "Makler zwischen Bürgern und Betrieben" sieht, deren gleichermaßen berechtigte Interessen sich zuweilen beißen, fehlt es eh nicht an Arbeit, kann auch oft ein Ärgernis ausgeräumt werden. Die Lektüre politischer Biographien wird das Weltbild des CDU-Politikers weiterhin in der Waage halten. Dafür sorgt auch die Familie: Vater, Mutter, Tochter und zwei Söhne - freut sich Püll - "fahren immer noch zusammen in Urlaub". Der findet auf dem Wasser statt.
    Hans Krieger

    ID: LI841029

  • Porträt der Woche Eckhard Uhlenberg (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 8 - 08.05.1984

    Fest verwurzelt im heimischen Boden im sauerländischen - ganz so, wie es das Berufsbild gemeinhin zwingend vorschreibt. Denn Landwirt ist er, der Eckhard Uhlenberg aus Werl. Und einer der jüngsten Abgeordneten der CDU-Fraktion mit seinen 36 Jahren. Gemessen an der parlamentarischen Erfahrung - seit dem 29. Mai 1980 gehört er dem Hohen Hause am Düsseldorfer Schwanenspiegel an - und seiner Jugend ist aber sein Selbstbewußtsein groß. Mit - erlaubter Jungenhaftigkeit, mit - gewünschter Standfestigkeit und auch - gebotener Zurückhaltung, wenn's sein muß.
    Eckhard Uhlenberg gehört nicht zu den Politikern die meinen, sich durch ständige Redebeiträge in Fraktion, Arbeitskreis, Ausschuß oder Plenum profilieren zu müssen. Auch da ist ersieh sauerländischer Tradition bewußt: Etwas sagen, wenn man etwas zu sagen hat. Und etwas zu sagen - wieder gemessen an seiner Jugend und seiner parlamentarischen Erfahrung - hat er im Ausschuß für Ernährung, Land-, Forst- und Wasserwirtschaft. Er wäre wohl auch ganz gern in die Ausschüsse für Schule und Weiterbildung oder Landesplanung und Verwaltungsreform als ordentliches Mitgliedgegangen, doch sein Beruf ließ die Fraktionsführung anders entscheiden.
    Dort aber fühlt er sich auch längst heimisch und kompetent: Nicht nur Landwirtschaft, auch Landschaftsplanung, auch Umweltschutz. Das sind die Themen, die er als selbständiger Landwirt Uhlenberg führt einen mittelbäuerlichen Betrieb von 45 Hektar mit Schweine- und Entenmast - ohnehin aus dem Effeff beherrschen muß. Den Stellenwert seiner Arbeit schätzt er logisch ein: immerhin sind in Nordrhein-Westfalen mehr Menschen in der Landwirtschaft beschäftigt als im Bergbau.
    Freunde bezeichnen ihn gern als Senkrechtstarter und verweisen auf seine Parteikarriere. Die verläuft so geradlinig wie seine Argumentation:
    Mitglied der CDU seit 1969, CDU-Kreis- Vorsitzender im Kreis Soest schon mit 27, Landtagsabgeordneter mit 32 Jahren. Und seit einem Jahr ist Uhlenberg auch Mitglied des geschäftsführenden Fraktionsvorstandes und Obmann der Westfalen in der Fraktion.
    Uhlenberg argumentiert geradeheraus ohne Wenn und Aber, ohne Schnörkel, zielstrebig und zur Sache. Die Anforderungen, die er an sich stellt, stellt er auch an seine Partei: deutliches Profil zeigen, als Volkspartei den Ausgleich von Arbeit und Kapital suchen, um Aussagen ringen und sich nicht davor drücken. Kein Wunder, daß er eng mit den Sozialausschüssen seiner Partei zusammenarbeitet und sich deren Gedankengut verpflichtet fühlt. Und Kontinuität verlangt er von sich und der CDU, keine nur aufflakkernde Begeisterung, die schnell wieder in sich versinkt, sondern beharrliches Arbeiten und Einstehen für eine Sache. Gelernt hat er das in der Kommunalpolitik, die für ihn heute als Landtagsabgeordneter "eine Verbindung ist, die mir auch Spaß macht". Er weiß, daß der Blickwinkel der Abgeordneten in Düsseldorf durch die kommunalen Belange nur geschärft werden kann, daß sich gute Landespolitik entscheidet in den Gemeinden und Städten. Darum legt er auch besonderen Wert darauf, weiter im Kreistag von Soest zu arbeiten, dem er seit 1975 angehört.
    In diesem Jahr erwarten seine Frau Bernhardine und er ihr drittes Kind, nach der Tochter Pia und Sohn Tim. Familie ist für Uhlenberg mehr als Hort, Familie ist für ihn auch Quelle, aus der er Kraft schöpfen kann. "Hobby" sagt er jungenhaft lächelnd - und es verbirgt sich viel mehr dahinter. Wilm Herlyn

    ID: LI840829

  • Porträt der Woche: Margarete Verstegen (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 7 - 10.04.1984

    "Wenn andere kuschen, ist Margarete immer für ein offenes Wort gut", meint ein Parteifreund über die streitbare Unionsdame Margarete Verstegen, die nun schon seit dem Oktober 1969 Landtagsabgeordnete ist.
    Manche Beobachter gehen sogar so weit, die zierliche Frau als "einzigen Mann" zu bezeichnen, wenn es darum geht, auch in ungemütlichen Situationen Farbe zu bekennen. Bekannt ist auch, daß die Unionsabgeordnete aus Emmerich im Präsidium des Landtags der rechte Konterpart für Landtagspräsident John van Nes Ziegler ist, der mit seinem zeitweiligen recht rauhbeinigen Charme Mitglieder gern einzuschüchtern versucht.
    Margarete Verstegen, heißt es, weiß sich da besonders gut zu wehren, und es gibt sogar Stimmen, die meinen, der Präsident fürchte die scharfe Zunge der CDU-Parlamentarierin. Ohne die streitbare Margarete Verstegen ist die Unionsfraktion im Düsseldorfer Landtag zumindest kaum mehr vorstellbar.
    Neben ihrer Parlamentsarbeit und der aufreibenden Tätigkeit im Partei-Präsidium geht bei der CDU-Politikerin viel Zeit drauf für die Parteiarbeit. Margarete Verstegen ist nicht nur stellvertretende Landesvorsitzende der CDU-Rheinland, auch in der rheinischen CDU-Frauenvereinigung ist sie im Vorstand und stellvertretende Vorsitzende. Sie gehört ferner dem Kreisvorstand der CDU in Kleve an. Nicht genug damit ist sie Mitglied der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft, dort auf Bundesebene im Gewerkschaftsrat, auf Bezirks- und Landesebene stellvertretende Vorsitzende und auch in ihrer Heimatstadt als solche tätig.
    Dabei hatte an ihrer Wiege niemand gesungen, daß sie einmal eine politische Laufbahn einschlagen würde. Holländischer Abstammung, wurde sie am 12. Juni 1929 in Emmerich geboren. Ihr Vater war Bankangestellter, die Mutter Hausfrau. Zusammen mit ihrem Bruder wuchs Margarete Verstegen in einem konservativ-katholischen Elternhaus auf, das politisch jedoch nicht sonderlich engagiert war. Nach dem Besuch der Oberschule für Mädchen trat Margarete Verstegen - durch die Kriegswirren etwas zeitverschoben - 1948 in die Stadtverwaltung ihrer Heimatstadt ein. Dort durchlief sie mehrere Positionen bis sie auf eigenen Wunsch im Sozialamt "festmachte".
    Hier hatte sie eine Aufgabe gefunden, die ihrem Temperament und ihrer Auffassung von sinnvoller Arbeit genau entsprach. Bis 1975 ein Gesetz die gleichzeitige Betätigung als Verwaltungsangestellte und Parlamentarierin verbot, arbeitete Margarete Verstegen hier an vorderster Front, in direktem Kontakt mit den betroffenen Bürgern.
    Politisch ist die engagierte Katholikin schon sehr früh aktiv geworden. Ihr Weg in die Politik führte über die Mitarbeit in der Kirche. Schon als 13jährige hatte Margarete Verstegen in der katholischen Jugend, im "Heliand" mitgearbeitet. "Das war praktisch vorparlamentarische Arbeit", erinnert sie sich heute. Bald stellte sie fest, daß man wirklichen Einfluß auf die Politik nur gewinnen kann, wenn man auch Mitglied einer Partei ist. So trat die engagierte Sachbearbeiterin im Sozialamt 1952 in die Junge Union ein und wurde 1956 Mitglied der CDU.
    Dann ging es mit der Karriere schnell voran. Bereits 1966 hatte sie für den Landtag kandidiert. Durch eine etwas unglückliche Panne entging ihr in letzter Minute das Mandat. Margarete Verstegen: "Ich war nicht weiter enttäuscht, weil ich wußte, daß ich beim nächsten Mal eine um so bessere Chance haben würde."
    Doch die CDU-Politikerin mußte nicht einmal bis zur nächsten Legislaturperiode warten. Bereits im Oktober 1969 kam sie als Nachrückerin für zehn Monate in das Landesparlament. "Da konnte ich schon mal etwas Landtagsluft schnuppern", erinnert sie sich heute.
    1970 ging es dann schnurstracks in den Landtag. Als engagierte Befürworterin des Föderalismus begnügte sich Margarete Verstegen mit dem Landtagsmandat und wollte keineswegs weiter nach Bonn durchstarten. "Wer ja sagt zum Föderalismus, darf den Landtag nicht als Durchgangsstadium ansehen", ist auch heute noch ihre Meinung. Im Parlament engagierte sich die Unionspolitikerin vor allem für Frauen- und soziale Fragen. Sie ging in den Innen- und den Petitionsausschuß. Hier war sie zehn Jahre lang aktiv. 1980 wechselte sie zwar vom Innen- in den Ausschuß für Arbeit und Soziales, und für 1985 überlegt sie, ob sie nicht in den Justizausschuß gehen sollte, doch dem Petitionsausschuß bleibt Margarete Verstegen treu. "Das ist der Ausschuß, in dem man dem Bürger am unmittelbarsten helfen kann."
    Zwischen Partei- und Landtagsarbeit bleibt nur wenig Luft für Freizeit und Familie. "Ich genieße es, wenn ich einmal zu Hause bin", betont Margarete Verstegen. Soweit die Freizeit reicht, nutzt die temperamentvolle CDU-Frau sie zum Schwimmen oder Radfahren in ihrer niederrheinischen Heimat.
    Doch auch Kulinarisches verschmäht die immer Gertenschlanke nicht. "Wenn ich mal Pause habe oder abgespannt bin, dann koche ich oder probiere neue Rezepte aus." Zum Essen holt sie sich dann mit Vorliebe ihre Neffen. Die wissen solche Einladungen zu schätzen.
    Gerlind Schaidt

    ID: LI84072E

  • Porträt der Woche: Heinrich Schürmann (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 6 - 27.03.1984

    Wollte man heute Ausschau halten nach einem "Vollblutpolitiker", so dürfte er nicht auf Anhieb zu finden sein. Ihre Reihen im Parlament lichten sich zusehends. Zu den wenigen zählt aber zweifellos Heinrich Schürmann, CDU-Landtagsabgeordneter aus Essen. Mit ebenso großem Engagement wie persönlicher Freude an politischen Mitgestaltungsmöglichkeiten setzt sich der gebürtige Essener schon seit vielen Jahren für die Belange der Mitbürger vor allem an der Ruhr ein".
    So kann er verständlicherweise mit einem gewissen Stolz darauf verweisen, daß er als einziger CDU-Kandidat im Ruhrgebiet seit 1966 einen Wahlkreis direkt für seine Partei holte, Essen-Süd - mit Ausnahme bei der letzten Landtagswahl. Im vergangenen Jahr rückte Heinrich Schürmann schließlich über die Landesliste in den Landtag nach. Angesichts der langjährigen parlamentarischen Erfahrung war es für den heute 61jährigen CDU-Politiker keine Schwierigkeit, seine Arbeit auf jenen Gebieten fortzusetzen, für die er sich in den vorausgegangenen Legislaturperioden engagiert hatte. Das ist die Wohnungspolitik mit ihrer ganzen in die Verkehrs- wie Freizeitbereiche reichenden Palette. Dabei kommt dem Christdemokraten zugute, daß er kein Theoretiker ist. Er "lernte" den Wohnungsbau und ist seit Kriegsende in der Wohnungswirtschaft tätig.
    Von 1961 bis 1979 Mitglied des Rates der Stadt Essen, setzte sich Heinrich Schürmann auch in diesem Gremium mit Erfolg für eine aktive, familienfreundliche Wohnungspolitik ein. Ein Beispiel ist dafür der Essener Stadtteil Überruhr- Holthausen, wo dank seiner Initiative 4500 Menschen ein neues Zuhause fanden, 65 Prozent davon in Eigenheimen. Der Wohnungsbauexperte der CDU-Op- Position hat schon früher den Anfang der 70er Jahre begonnenen, unverantwortlichen hohen Subventionsaufwand für jeden Quadratmeter einer neuen Sozialwohnung hart attacktiert. "Das war eine Inflations-Mentalität." Heute sieht der Essener CDU-Landtagsabgeordnete sich in seiner Kritik bestätigt. Die Sozialmieten sind verschiedentlich zu Preisführern am Wohnungsmarkt geworden, Mietpreisverzerrungen und Fehlbelegungen ein fortwährendes Ärgernis. Der CDU-Abgeordnete fordert: "Die Finanzierung muß umgestellt werden."
    Auch die Infrastruktur in den Wohngebieten spielt für ihn eine gewichtige Rolle. So hat Heinrich Schürmann mitentscheidend dazu beigetragen, daß der Süden Essens ein Schwerpunkt der Erholung von vielen Menschen an der Ruhr geworden ist. Erinnert sei dabei an seine vielfältigen Aktivitäten für die Entschlammung des Baldeney-Sees. Im Verkehrsbereich setzt sich der CDU- Landtagsabgeordnete für ein attraktives S-Bahn Netz ein, und er plädiert für einen Regional-Flughafen in der Kirchhellener oder Dingdener Heide. Im Gegensatz zum heutigen Landeplatz Essen/Mülheim könne durch diesen Standort auch das Münsterland in die NRW- Verkehrskonzeption eingeschlossen werden.
    Die leidvollen Erfahrungen des Krieges führten Heinrich Schürmann schon früh, im Jahre 1950, in die CDU. Viele Jahre arbeitet er seitdem auf Orts-, Kreis- und Bezirksebene. Seine Erfahrungen werden auch in kirchlichen Organisationen geschätzt. Ob in der Partei, den Verbänden oder der CDU-Landtagsfraktion, zielstrebig und mit viel Energie packt der Abgeordnete die vor ihm liegenden Aufgaben an. Politisches Gestalten macht ihm eben Spaß.
    Jochen Jurettko

    ID: LI840617

  • Porträt der Woche: Marlis Robels (CDU).
    Porträt
    S. 23 in Ausgabe 4 - 21.02.1984

    Wenn sie zwischen Beruf und Politik wählen müßte, würde sich Marlis Robels für ihre Arbeit als Fernsehredakteurin entscheiden. Die 46jährige Nachrückerin in das NRW-Landesparlament macht keinen Hehl daraus, daß sie ihren Beruf nicht missen möchte. Die CDU-Dame aus Köln: "Meinen Beruf würde ich nie für die Politik aufgeben", sagt sie ehrlich. Außerdem fühlt sie sich durch ihre Vollbeschäftigung politisch auch freier: "Andernfalls hätte ich Angst, von den häufigen Zufälligkeitsentscheidungen abhängig zu werden", meint sie freimütig.
    Dieses offene Bekenntnis bedeutet allerdings keineswegs, daß Marlis Robels die politische Arbeit ohne weiteres aufgeben könnte. "Für mich ist beides gleichwertig. Die Beschäftigung mit der Politik bedeutet für mich Entspannung vom Beruf und umgekehrt ist es das gleiche."
    Ihre politische Karriere registriert sie zuweilen selber mit Erstaunen. "Meine Mutter hat immer gesagt 'Politik verdirbt den Charakter'." Sie selber habe zwar, wie ihre Eltern, CDU gewählt, doch nie an eine politische Laufbahn gedacht. Am 5. September 1937 in Geldern am Niederrhein als Tochter eines Steuerbeamten und einer Hausfrau geboren, hat Marlis Robels 1958 in ihrer Heimatstadt das Abitur gemacht und ist anschließend nach Köln zum Medizinstudium gegangen. Um den elterlichen Wechsel ein wenig aufzubessern, hat sie dann zunächst als Aushilfskraft beim Fernsehen gejobbt. Als ihr Vater starb und die Finanzierung des Studiums schwieriger wurde, das Fernsehen ihr zudem eine gute Position anbot, sattelte Marlis Robels kurzentschlossen um. Nach einem Volontariat war sie von 1967 bis 1970 Sachbearbeiterin und ist seit 1970 Fernsehredakteurin.
    Zur Politik kam sie über ihren Mann, den sie bei den AStA-Arbeiten an der Kölner Uni kennengelernt hatte. Die Christdemokratin heute: "Sein politisches Engagement hat mir die Politik überhaupt erst einmal nähergebracht." 1967 trat sie in die Union ein, doch erst nach dem frühen Tod ihres Mannes 1971 ist Marlis Robels dann politisch selber aktiv geworden.
    Es war die CDU-Frauenvereinigung, die sie zum Mitmachen drängte. "Ich bin gleich in den Vorstand der Kölner Frauenvereinigung gewählt worden. Damals wußte ich noch gar nicht so recht, wie sich das alles anließ", gesteht die CDU-Abgeordnete. Über die Frauenvereinigung erhielt sie dann auch einen Wahlkreis im Kölner Norden für die Kommunalwahlen. 1975 war Marlis Robels dann bereits Stadtverordnete. "Die anderen haben immer von meinem kometenhaften Aufstieg gesprochen. Mir war gar nicht klar, daß es keineswegs normal ist, so schnell in der Partei voranzukommen. Im Kölner Rat wurde die frischgebackene Stadträtin dann gleich "ins kalte Wasser geworfen". Sie wurde zur CDU-Sprecherin im Gesundheitsausschuß gewählt. Die Arbeit in diesem Ausschuß war ihr besonders wichtig, weil sie da ein wenig ihre früheren Neigungen für Gesundheit und Psychiatrie weiterschulen konnte. Säuglingssterblichkeit, Kind im Krankenhaus und Humanität in der Psychiatrie waren Themenbereiche, mit denen sie sich besonders nachhaltig beschäftigte.
    1979 gelang Marlis Robels die Wiederwahl in das Kölner Stadtparlament mit Bravour. Sie zog einen Wahlkreis, der bis dahin fest in Händen der Sozialdemokraten gewesen war. Dieser Sieg wurde um so mehr beachtet, als es der CDU-Frau gelang, den in Köln damals mächtigen SPD-Fraktionschef Günter Herterich zu schlagen.
    Als 1980 die Landtagswahlen anstanden und die Union ihr die Kandidatur für das Düsseldorfer Landesparlament antrug, meinte sie, den Versuch wagen zu dürfen. Realistisch, wie sie ist, rechnete sie sich keine Chance aus. Mit Platz 45 stand sie auch wirklich reichlich weit hinten auf der Kandidatenliste. Als dann überraschenderweise die Liste bis Platz 42 zog, verbesserte sich die Position der Kölnerin. Dann kamen die vorgezogenen Bundestagswahlen im März 1983 und der Landtagsabgeordnete Bernhard Wilz ging als MdB nach Bonn. Das war die Stunde von Marlis Robels. Seit dem 31. März 1983 ist sie Parlamentarierin im NRW-Landtag.
    "Ich fühle mich in meiner neuen Umgebung recht wohl", bilanziert sie nach einem knappen Jahr Landtagsarbeit. Sie konnte auch in Düsseldorf gleich auf ihrem Interessengebiet, der Gesundheitspolitik, weiterarbeiten. Außerdem ist Marlis Robels noch stellvertretendes Mitglied im Justiz- und im Sportausschuß.
    Auch atmosphärisch gefällt ihr die Landtagsarbeit. "Ich arbeite zwar relativ allein: aber ich habe Kontakt zu den Kölner Abgeordneten und alle Kollegen sind sehr hilfsbereit." An der Landtagsarbeit reizt sie vor allem das Neue. "Während man im Rat einer Stadt doch mehr praktisch arbeitet, geht es im Landtag theoretischer zu." Sie ist überzeugt, hier fundierte Kenntnisse in Sachen Gesetzgebungsmaschinerie zu erwerben. "Das kommt mir dann wieder im Kölner Rat zugute", kombiniert sie ihre Aufgaben.
    Bei den anstehenden Kommunalwahlen wird Marlis Robels wieder im Kölner Norden kandidieren. Allerdings will sie das Gemeindemandat niederlegen, falls ihr 1985 der direkte Sprung in den Düsseldorfer Landtag gelingen sollte.
    Gerlind Schaidt

    ID: LI84041F

  • Porträt der Woche: Lukas Schaa (CDU).
    Porträt
    S. 15 in Ausgabe 2 - 31.01.1984

    Wenn Lukas Schaa morgens an seinem Schreibtisch im Raum 410 des Landtags sitzt, hat er eine zweistündige Anreise hinter sich. Und eine zweistündige Rückreise vor sich nach einem anstrengenden Arbeitstag. Eine solche Belastung mutet man kaum einem Arbeitnehmer zu. Doch Schaa nimmt das gelassen als gegeben hin, kann er doch die Strecke vom heimatlichen Ehringhausen zudem trefflich nutzen - zum Arbeiten: Zeitungen, Fachliteratur, Rechnungen mit Zahlen. Er ist ein Kommunalpolitiker wie aus dem Lehrbuch für Politikwissenschaften: Schnurgerader Weg im Verwaltungsdienst bis zur Verwaltungsakademie in Münster, 1960 Diplom für den damals 34jährigen, dann Amtsdirektor des Amtes Störmede.
    Dort lernte er, daß der Verwaltungschef der Feuerwehrmann für die Bürger ist ob tagsüber oder abends, an Sonn- und Feiertagen. Wenn der Schuh drückt, erhoffen sich die meisten Linderung vom Direktor persönlich. Dort spätestens lernte er auch, ein offenes Ohr zu haben und im Gespräch mit den Bürgern ein Gespür für die Anliegen seiner Schäfchen in damals elf Gemeinden zu entwickeln. Das hat ihm geholfen - in der Partei, in die er erst relativ spät eintrat, 1960 nämlich "aus eigenem Antrieb, nicht auf Werbeslogans hin", wie jetzt als Abgeordneter in der CDU-Landtagsfraktion. Und daß dies ankommt, beweisen die Mehrheiten die hinter ihm stehen: Die Direktkandidatur seit 1970 in Soest - übernommen von Hermann Josef Dufhues - ist mehr als ein Vertrauensbeweis.
    Seine Talente, als Persönlichkeit mit Sachkompetenz zu vermitteln und auszugleichen, wirft er vor allem als Vorsitzender des schwierigen Landtagsausschusses für Kommunalpolitik in die Waagschale wie auch als Mitglied des nicht weniger diffizilen Haushaltsausschusses. Dabei ist ihm wichtig, seine Kenntnisse und Erfahrungen einzubringen, die helfen sollen, daß Gesetze nicht im luftleeren Raum entstehen, sondern pragmatisch vor Ort auch angewandt werden können. So kann er auch manche Brücke schlagen zu dem für Kommunalpolitik zuständigen Ressortleiter, Innenminister Herbert Schnoor (SPD). Als Schaa 1970 vor der Frage stand, ob er für die Kommunen mehr vor Ort etwas leisten könne oder doch direkter und schneller in der Landespolitik, entschied er sich für Düsseldorf, wohlwissend, daß die Bürger auf den ersten Rang die Bundespolitik, dann die kommunalen Belange und zuletzt erst die Landespolitik setzen. Schaa fand für sich den Mittelweg. Denn er weiß als Pragmatiker auch, daß Kommunalpolitik nur dann richtig betrieben werden kann, wenn dazu das notwendige Geld zur Verfügung steht. Und gerade dieser Punkt bereitet ihm die größten Sorgen: Die Abhängigkeit der Gemeinden, die kaum aus eigener Vollkommenheit Finanzkraft für sich schöpfen können und an den Steuerverbund gebunden sind.
    Ideal sei es, argumentiert er, wenn der Verbundsatz, der in den vergangenen Jahren um drei Punkte zurückgenommen wurde, peu a peu wieder auf die früheren 28,5 Prozent angehoben werden könnte. Doch die Aussichten dafür sind nicht so rosig. Sie ähneln eher dem Wunsch Schaas, seinem Hobby mehr Raum zu geben: Historische Bücher. Zu häufig bleibt es bei dem Wunsch - "nur das Lesezeichen, das finde ich immer wieder".
    Wilm Herlyn

    ID: LI84022C

  • Porträt der Woche: Paul Mohr (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 1 - 24.01.1984

    Für Paul Mohr, Rektor einer katholischen Grundschule im westfälischen Warburg, war es lange Zeit unrealistisch, noch an einen Einzug in das Düsseldorfer Landesparlament zu denken. Schließlich war der 47jährige Pädagoge auf Rang 46 der CDU-Landesliste piaziert. So fiel ihm im November letzten Jahres auch der Entschluß sehr schwer, die Nachfolge seines plötzlich verstorbenen Parteifreundes Paul Lakämper im Landtag am Schwanenspiegel anzutreten. "Ich habe zehn Tage mit mir gerungen." Die laufende Legislaturperiode geht schon Mitte 1985 zu Ende - wenig Zeit also, die Früchte der zeitraubenden wie mühevollen parlamentarischen Einarbeitung in die Landespolitik zu ernten.
    Nach einem Rückblick auf mehrere Wochen lobt der CDU-Abgeordnete allerdings die große Kontaktbereitschaft der Landtagskollegen und der Ministerien gegenüber dem "Neuling". Für den langjährigen aktiven Kommunalpolitiker ist auch die menschliche Atmosphäre unabhängig von der Fraktionszugehörigkeit sehr erfreulich. "Auf der kommunalen Ebene übt man mehr Zurückhaltung gegenüber dem politischen Gegner." Die Schwerpunkte seiner parlamentarischen Tätigkeit in Düsseldorf sieht Paul Mohr im Schul- und Weiterbildungsbereich sowie in der Sportpolitik. Gebiete also, mit denen sich der engagierte Pädagoge schon seit langem auf der kommunalen Ebene beschäftigt.
    Nach den Organisationsfragen muß nach seiner Ansicht die inhaltlich-erzieherische Gestaltung der Schule wieder in den Vordergrund gestellt werden. Für den Christdemokraten spielt dabei auch die religiöse Komponente verständlicherweise eine gewichtige Rolle. Die Jugendlichen müßten zur Eigenverantwortung ebenso hingeführt werden wie zur persönlichen Verpflichtung gegenüber der Gesellschaft. In diesem Zusammenhang sorgt sich der lange in der Jugendarbeit tätige Abgeordnete über die "oft negative Beeinflußung" der Jugendlichen durch die elektronischen Medien. "Auch das Positive sollte von Medien herausgestellt werden."
    Sorgen bereitet dem stellvertretenden Landrat des Kreises Höxter und Vize-Chef der Warburger CDU-Ratsfraktion aber auch die Resignation in den Kommunalparlamenten und bei der Bevölkerung. "Es gewinnt eine regelrechte Verdrossenheit allmählich Überhand über die mangelnden Kompetenzen der Bürger vor Ort." Die Folgen seien, daß kommunale und private Initiativen der Bürger erlahmten, die Ratssitzungen immer schlechter besucht würden. Für den CDU-Abgeordneten ist es nicht akzeptabel, daß den Kommunen beispielsweise die Straßenreinigung oder die Kindergartengestaltung landesgesetzlich "aufoktroyiert" würden.
    " Weniger Staat und dafür mehr Selbstbestimmung in den Kommunen", ist sein Anliegen, für das sich Paul Mohr im Landtag auch einsetzen will. Andererseits sollte auch der Bund Kompetenzen an die Länder zurückgeben.
    Zur Politik stieß der Pädagoge verhältnismäßig spät, mit 36 Jahren. Bis dahin hatte ihn die Jugend- und Vereinsarbeit voll beansprucht. Besonders stark engagierte er sich dabei im musischen Bereich. Seine Popularität brachten ihm denn auch überdurchschnittliche Stimmenergebnisse bei den Kommunalwahlen. Das Vertrauen der Partei berief Paul Mohr in eine Reihe von Ämtern, so ist er unter anderem Vorsitzender des CDU- Stadtverbandes Warburg und Mitglied des Kreisvorstandes Höxter und des Bezirks Vorstandes Ostwestfalen-Lippe.
    Gegenwärtig findet der Düsseldorfer Landesparlamentarier wenig Zeit für seine vielfältigen Hobbys. An erster Stelle steht dabei natürlich die Musik. Daneben sind die Literatur - vor allem die Sachbereiche Psychologie und Biologie - und das Wandern seine beliebtesten Freizeitbeschäftigungen.
    Jochen Jurettko

    ID: LI840153

  • Porträt der Woche: Paul Schmitz (CDU).
    Porträt
    S. 15 in Ausgabe 18 - 29.11.1983

    Er schätzt keine spektakulären Auftritte und liebt keine großen Worte - sein politisches Wirken geschieht meist unauffällig und ist um so intensiver: Paul Schmitz, seit 1966 CDU-Landtagsabgeordneter aus dem Kreis Steinfurt. Bereits viermal trug den heute 63jährigen KAB- Diözesanvorsitzenden das Vertrauen der Wähler in das Düsseldorfer Landesparlament. Und der engagierte Politiker konnte in einem Wahlkreis hohe Zustimmungsquoten für sich buchen, der infolge der langanhaltenden schweren Strukturkrise in der Textilindustrie zu den schwierigsten und problemreichsten in Nordrhein-Westfalen zählt. Der Zusammenbruch des Textilkonzerns van Delden mit seinen schweren Folgen für viele Menschen im Münsterland ist nur ein Beispiel.
    Tief verwurzelt in der christlich-sozialen Arbeit, gilt das persönliche Engagement des aktiven Gewerkschaftlers stets dem Erhalt von Arbeitsplätzen. Ob damals als Gemeindevertreter in Südlohn, als Kreistagsmitglied und späterer Fraktionsvorsitzender in Ahaus, ob im Borkener Kreisparlament oder im Düsseldorfer Landtag: die Sorge um den Arbeitsplatz seiner Mitbürger stand und steht im Vordergrund der politischen Tätigkeit von Paul Schmitz. Der CDU-Politiker gab viele wichtige Impulse zur Strukturverbesserung und damit zu Schaffung neuer Arbeitsplätze, aber er mußte auch Niederlagen hinnehmen - so im Textilbereich.
    So berührt es Paul Schmitz besonders stark, daß trotz persönlicher Bejahung der Sozialpläne für die Großindustrie, die entlassenen Textilarbeiter aber leer ausgehen und lediglich auf das Arbeitslosengeld angewiesen sind. Nach Ansicht des Münster/anders ist es auf Dauer nicht tragbar, daß damit zwei Kategorien von Arbeitnehmern existieren. Für den CDU-Landtagsabgeordneten ist es ein unerläßliches Gebot der Gleichheit und Gerechtigkeit, daß diese Sozialpläne für eine möglichst breite Schicht der Arbeiter realisiert werden.
    Der persönliche Einsatz im sozialen, im menschlichen Bereich hat mehrere Wurzeln: Als der Ex-Flugzeugführer Paul Schmitz nach Krieg und Gefangenschaft 1945 vor dem zerstörten Elternhaus in Südlohn stand, in dem ein Bruder den Tod gefunden hatte - ein Schwager war in Dachau umgebracht worden -, versprach er sich selbst, alles zu tun, "damit so etwas nicht noch einmal vorkommt".
    Die Vermenschlichung der Arbeitswelt, das Verstehen der Menschen untereinander, das Verständnis des einen für die Probleme des anderen hielt und hält der CDU-Abgeordnete für den sichersten Weg, das selbstgesteckte Ziel zu erreichen.
    Der berufliche Werdegang des gelernten Textilarbeiters, dessen Kriegs- und Nachkriegserlebnisse mögen auch zum beispielhaften Kontakt des Politikers mit seinen Mitbürgern beigetragen haben. In unzähligen Einzelgesprächen und zahlreichen Versammlungen vor Ort sammelt er Erfahrungen, hört zu, analysiert und versucht dann, das Mögliche zu erreichen. Stets auf festem Boden stehend, hat Paul Schmitz ein Augenmaß für das politisch Erreichbare ebenso wie für unrealisierbare Wunschbilder. So wünscht er sich auch ein Verhältnis der Generationen untereinander, das bestimmt wird von gegenseitigem Verständnis statt aufreizender Parolen.
    Seine langjährigen kommunal- wie landespolitischen Erfahrungen machten sich zahlreiche Gremien im Landtag und außerhalb des Parlaments zunutze. Besonders für den Bereich des Sozialen Wohnungsbaus wurde er dabei zum engagierten Fachmann für eines der wichtigen Anliegen auch des heimatlichen Bereichs. Viele Freunde und vor allem seine Familie - Frau, Tochter und vier Söhne - geben dem sympathischen Münsterländer die Kraft für seinen breiten Wirkungsradius.
    Jochen Jurettko

    ID: LI831817

  • Porträt der Woche: Hartmut Schauerte (CDU).
    Porträt
    S. 15 in Ausgabe 16 - 08.11.1983

    Die Studentenunruhen in den sechziger Jahren motivierten ihn zum politischen Handeln. Der damalige Student der Rechtswissenschaften Hartmut Schauerte engagierte sich im Ring Christlich- Demokratischer Studenten (RCDS), war zeitweise sein stellvertretender Bundesvorsitzender und wurde in Dutzenden von Streitgesprächen an den Universitäten zum Kontrahenten der Wortführer der "Außerparlamentarischen Opposition", kurz APO genannt.
    Der heutige CDU-Landtagsabgeordnete des Wahlkreises Olpe trat dann mit 24 Jahren in die Union ein, bevor er eine "gewisse Hemmschwelle" überwunden hatte, wie er jetzt sich erinnert. Seit Gründung der Bundesrepublik in der Regierungsverantwortung, war ihm die CDU Mitte der sechziger Jahre "zu satt" geworden, tat ihr die Regenerierung in den folgenden Oppositionsjahren gut.
    Trotz oder gerade wegen seines starken Engagements für die CDU hat sich der 1944 in Kirchhundem-Flape geborene Sauerländer seine kritische Haltung bewahrt. Die Unionsparteien dürften nach dem Bonner Regierungswechsel 1982 nicht wieder zu einem "Wahlverein" verkümmern, sondern mußten ihre in der Opposition erarbeiteten programmatischen Grundsätze jetzt zu realisieren versuchen. Dabei nennt der Abgeordnete beispielsweise die Vermögensbildung der Arbeitnehmer und den Abbau der Subvention. Hier ginge es auch um die Glaubwürdigkeit der Partei.
    Bereits mit 28 Jahren wurde Schauerte 1973 zum Kreisvorsitzenden der CDU Olpe gewählt. Seitdem hat sich übrigens die Mitgliederzahl verdoppelt. Der Politiker gehörte schon mehrere Jahre dem Kreistag an, als er 1980 schließlich für den nordrhein-westfälischen Landtag kandidierte. Dieses zusätzliche politische Mandat wollte der praktizierende Rechtsanwalt und Notar erst übernehmen, nachdem er sich eine wirtschaftliche Unabhängigkeit geschaffen hatte. Nach seiner Überzeugung sollte ein Parlamentarier kein "Nur-Abgeordneter" sein, sondern durch seine berufliche Tätigkeit eine "gewisse Bodenhaftung" haben. So hat denn auch für den Juristen Schauerte seine Anwaltskanzlei einen erheblichen Stellenwert.
    Dank seiner reichen kommunalpolitischen Erfahrung faßte der Sauerländer schnell Fuß auch im Düsseldorfer Landtag. Dabei trugen persönliche Aufgeschlossenheit und ein gesundes Maß von Kontaktfähigkeit zum inzwischen hohen Bekanntheitsgrad auch in den verschiedenen Ministerien bei. Als Vertreter der jüngeren Generation belastet Schauerte allerdings die "verspielte Zukunft" seiner Alterskollegen, indem sie den hohen Schuldenberg abtragen müssen. Den jüngeren Parlamentariern sei der politische Handlungsspielraum genommen worden, bedauert der Christdemokrat. Das Mitglied des Haushalts- und Finanzausschusses kritisiert, daß dem schon lange drohenden finanziellen Kollaps des Landes nicht früher entgegengetreten worden sei. Spätestens 1979 hätten die entscheidenden Schritte zur Konsolidierung der Landesfinanzen erfolgen müssen.
    Ebenso überrascht wie befriedigt ist Schauerte darüber, daß die Landtagsabgeordneten die "bevorzugte Adresse" rat- wie hilfesuchender Bürger und Kommunen seien. "Mag der Bundestagsabgeordnete auch mehr Reputation in der Öffentlichkeit genießen, was den Kontakt zum Bürger betrifft, ist das umgekehrt." Das zeige sich auch in der großen Zahl der alljährlich eingehenden Petitionen, die andererseits aber auch dokumentieren, daß es "noch viele Mißstände gibt".
    Wenn der CDU-Abgeordnete zum Rednerpult tritt, so ist ihm die Aufmerksamkeit des Parlamentes sicher. Seine Argumente sind wohlabgewogen, seine Analysen exakt - Emotionen gehören nicht zum Wortschatz des Sauerländers. Zweifellos dürfte der Olpener CDU-Abgeordnete im Verlaufe seiner parlamentarischen Tätigkeit seiner Fraktion und dem Landtag noch viele Impulse geben.
    Jochen Jurettko

    ID: LI83161C

  • Porträt der Woche: Helmut Elfring (CDU).
    Porträt
    S. 15 in Ausgabe 12 - 27.09.1983

    Er hat sich der Politik verschrieben Helmut Elfring, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion und seit kurzem auch ihr Parlamentarischer Geschäftsführer. Der heute 50jährige Abgeordnete aus dem Münsterland gehört jener Generation an, die den Krieg als Kind schon bewußt miterlebt hat und die nach dem Zusammenbruch das "Pflänzchen Demokratie" sprießen sah. Man war damals neugierig auf das Neue - so auch Helmut Elfring, der als 15jähriger sich in abendliche Wahlkampfsäle mogelte und zu jener Zeit noch rationierte Zeitungen begierig las.
    So wuchs der gebürtige Billerbecker regelrecht in die Politik hinein. Während seines Studiums der Rechts- und Politischen Wissenschaften wurde er 1955 Vorsitzender des Allgemeinen Studentenausschusses der Universität Münster und trat im selben Jahr der CDU bei. Nach der juristischen Staatsprüfung 1960 und seiner Berufsentscheidung für den Journalismus folgte die eigentliche politische Lebensetappe. Als damals kaum 30jähriger kam er in den Landtag. Die Gründlichkeit, mit der Helmut Elfring seine neue Aufgabe anpackte, brachte ihm schnell Anerkennung bei den Parlamentskollegen und Beifall bei den Wählern im Kreis Coesfeld. Und jener Kreis, dessen Interessen der CDU-Abgeordnete inzwischen seit über zwei Jahrzehnten umsichtig und engagiert vertritt, zählt mit zu den problemreichsten im Land. Mit dem steten Zurückgehen der früher dort dominierenden Landwirtschaft und Textilindustrie wurde seine Wirtschaftsstruktur zunehmend geschwächt. So liegt das Bruttosozialprodukt im Kreis Coesfeld stets unter der Zweidrittelmarke des durchschnittlichen Landeswertes - andererseits aber zählt diese Region zu den geburtenreichsten in Nordrhein- Westfalen. Die Verbesserung der Wirtschaftsstruktur und die Förderung familienpolitischer Maßnahmen zählen daher zwangsläufig zu den besonderen Anliegen des Christdemokraten.
    Man würde das Wirken des CDU-Abgeordneten schmälern, wenn der Beobachter des Düsseldorfer Parlamentsalltags die anderen Aktivitäten von Helmut Elfring unerwähnt ließe. Da ist der Schul- sowie Bildungsbereich und insbesondere die Medienpolitik. Seit 1980 auch stellvertretendes Mitglied des Rundfunkrates des Westdeutschen Rundfunks hat er gerade in letzter Zeit entscheidend dazu beigetragen, die Haltung der CDU-Fraktion zu den sogenannten neuen Medien zu erarbeiten und zu formulieren.
    Im Verlauf seiner über 20jährigen Zugehörigkeit zum nordrhein-westfälischen Landesparlament hat Helmut Elfring eine umfassende Kenntnis gewonnen von der gesamten Breite und den vielfältigen Problemen der Landespolitik. Das und sein persönliches Engagement, verbunden mit einer großen Aufgeschlossenheit, dürften ausschlaggebend gewesen sein für die Wahl zum Parlamentarischen Geschäftsführer der CDU-Opposition. Wie nur wenige Abgeordnete kennt er das "Innenleben" der Fraktion, ist er ein "alter Fuhrmann" der parlamentarischen Abläufe.
    "Ich will mich nicht verheddern im Abzeichnen von Buchungsvermerken - obwohl auch das wichtig ist", meint er zu seiner neuen Aufgabe. Vielmehr möchte er dazu beitragen, daß "wir auch in schwierigen Fragen offen miteinander reden und in den oft unvermeidlich nüchternen Fraktionsalltag gelegentlich ein etwas familiäres Klima einzieht". Der Münsterländer hat nie Zweifel an seiner Ablehnung gegenüber Ämterhäufungen gelassen. So sieht er diese Doppelfunktion - Geschäftsführer und Vizevorsitzender der Fraktion - auch nicht als eine Dauerlösung an, will sie nur bis zum Ende dieser Legislaturperiode ausüben. Doch gleichzeitig gesteht Helmut Elfring freimütig ein, daß er diese Führungsaufgabe gern übernommen hat. "Sie ist die Verwirklichung eines Wunsches, den ich seit langem hatte."
    Seine Ehefrau und die drei Kinder werden noch mehr Verständnis in den nächsten Monaten aufbringen müssen. Die Politik, der sich der CDU-Abgeordnete schon in jungen Jahren verschrieben hat, fordert ihren Tribut.
    Jochen Jurettko

    ID: LI831216

  • Porträt der Woche: Heinrich Ostrop (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 10 - 13.09.1983

    Lediglich ein Vorstandsmitglied befürwortete damals seine Kandidatur - die Delegierten des CDU-Kreisverbandes Münster und später die Wähler schickten ihn trotzdem nach Düsseldorf. Das war 1966 - heute ist er einer der einflußreichsten Abgeordneten der CDU-Landtagsfraktion und einer der profiliertesten Mitglieder der nordrhein-westfälischen Union: Heinrich Ostrop, stellvertretender Fraktionsvorsitzender im Landtag und Vize-Chef des CDU-Landesverbandes Westfalen-Lippe. Und wo und für was er auch immer heute kandidiert, ein überzeugendes Abstimmungsergebnis ist ihm sicher.
    Wenn Beobacher der politischen Szenerie den 58jährigen Münsteraner zuweilen als "Graue Eminenz" der Partei und Fraktion bezeichnen, hört er es nicht gern - eher schon läßt er sich das Attribut "Landesschlichter" gefallen. Die Gründe für diese gewichtige Position ließen sich mit einigen Begriffen leicht belegen: Unabhängigkeit, Geradlinigkeit, Offenheit, Arbeitseifer. Doch wer ein Porträt des gebürtigen Olfener aus dem münsterländischen Kreis Lüdinghausen zeichnen will, muß auch den Lebensweg, die Umgebung dieses Politikers kennen, dessen Beobachter durch den Alltag sein.
    Der im Wahlkreis Warendorf I 1980 direkt gewählte Abgeordnete hat eine landwirtschaftliche Berufsausbildung, einschließlich Fachschule absolviert und zehn Jahre lang den elterlichen Hof bewirtschaftet, bevor er ihm seinem Bruder übergab. Wenn er auch schon lange nicht mehr auf diesem geschichtsträchtigen Anwesen, das nachweislich seit 1602 in Familienbesitz ist, arbeitet und heute nach eigenen Angaben in Münster-Nienberge lediglich "auf 786 qm vier Kinder, eine Frau und einen Dackel hält", so wird Heinrich Ostrop trotzdem noch von den Landwirten als einer der ihren betrachtet. Gelegentlich wird ihm sogar ein Bock zum Abschuß angeboten, "doch da muß ich verzichten, einen Jagdschein besitze ich nicht".
    Der Münsterländer ist ohnehin auch kein "Jäger" nach persönlicher Anerkennung, nach Auszeichnungen oder lukrativen Posten wie so mancher Politiker. "In die Politik" kam er, als er 1945 aus dem Krieg heimkehrte und wie viele aus seiner Generation entschlossen war, "eine bessere Welt aufzubauen". Diese Aufgabe ist heute noch gültig. Und in dieser Zielsetzung unterscheidet er sich ebenso von den vielen kühlen Technokraten wie von den unduldsamen Ideologen.
    Nicht wenige Beobachter meinen, Heinrich Ostrop sei nie aus der Ruhe zu bringen, sei ausgestattet mit dem "dicken Fell", das für manche Westfalen charakteristisch zu sein scheint. Wer ihn allerdings besser kennt, weiß auch, daß er sensibler ist, als es für den politischen Alltag gelegentlich ratsam scheint. Wenn der Christdemokrat vor dem Landtag spricht, ist er der Aufmerksamkeit auch seiner politischen Widersacher sicher, einschließlich der auf der Regierungsbank.
    Temperamentvoll kämpferisch und mit einer gehörigen Portion Humor - aber niemals persönlich verletzend - trägt der Vorsitzende des Ernährungsausschusses des Landtages seine Argumente vor, vor allem als leidenschaftlicher Verfechter von Landschafts- und Umweltschutz. Verständlich für einen Politiker, der zwischen münsterländischen Wallhecken groß geworden ist.
    Münsterland - als langjähriger CDU- Bezirksvorsitzender dieser Region hat Heinrich Ostrop insbesondere die Landtagsabgeordneten zu einer von anderen Landschaften beneideten Gemeinschaft zusammengeschweißt, wobei er natürlich einen Vergleich mit den bayerischen CSU-Abgeordneten in Bonn kategorisch ablehnt. All diese Erfolge haben letztlich ihren Ursprung im menschlichen Handeln dieses Politikers. Und wenn das Zitat von "ein Mann - ein Wort" auch noch so abgenutzt sein mag, in Heinrich Ostrop findet es seine Bestätigung.
    Jochen Jurettko

    ID: LI83101D

  • Porträt der Woche: Dr. Bernhard Worms (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 7 - 07.06.1983

    Für das Landesparlament von Nordrhein-Westfalen eröffnet sich mit der Entscheidung der Union, ihren CDU-Abgeordneten Dr. Bernhard Worms zum Herausforderer des Ministerpräsidenten Johannes Rau bei der Landtagswahl im Frühjahr 1985 zu erklären, eine neue und reizvolle Perspektive. Schon die Rededuelle der letzten drei Jahre zwischen dem sozialdemokratischen Regierungschef und dem damaligen Oppositionsführer Kurt Biedenkopf waren für den Landtag ein Gewinn. Der künftige Wettstreit der Argumente zwischen Rau und dem neuen Oppositionsführer Worms wird gewiß ebenfalls die parlamentarische Debatte bereichern, wenn auch auf andere Weise.
    Worms und Rau, die neuen Gegenspieler also, haben von ihrer Persönlichkeitsstruktur her manches gemeinsam. Beide sind Politiker, die mit Herz und Verstand arbeiten. Beide setzen im Wettbewerb um die Gunst der Wähler Techniken der Zuwendung, des Harmoniestrebens, der "Teilnahme" ein, die durchaus politische Waffen sind. Beide haben sich auch in ihrer eigenen Partei von unten nach oben durchgearbeitet, kommen aus der Kommunalpolitik und sind auf ihre Weise den vom Christentum geprägten ethischen Rechtfertigungen von Politik besonders verhaftet, der eine in evangelischer, der andere in katholischer Konfession.
    Worms gehört dem Düsseldorfer Landtag schon seit 1970 an. Er hat von Anfang an auf dem Felde der Landesplanung gearbeitet, wo sich Landes- und Kommunalpolitik oft in konfliktträchtiger Weise verzahnen. Und Worms ist auch einer der "Problem"-Väter der kommunalen Neugliederung des Landes. Es gehörte Mut dazu, sich gerade in diesem Bereich zu engagieren. Wer bereit ist, als Parlamentarier Verantwortung auch für harte Entscheidungen zu übernehmen, kann nicht immer nur mit Applaus rechnen. Aber dieser Bernhard Worms war immer schon ein zäher, fleißiger, stetiger politischer Arbeiter in seiner Partei. Hinter der rheinischen Bonhomie, die er verströmt, steckt ein starker Wille, viel Energie und - wie die letzten Monate bewiesen haben - auch eine vom zumindest innerparteilichen Erfolg her belohnte Durchsetzungskraft.
    Der Aufstieg von Worms war wenig spektakulär. Mancher Beobachter hat das erst im nachhinein ernsthaft registriert. Worms hat sich sein Studium der Wirtschaftswissenschaften in den Nachkriegsjahren ohne Staatshilfe weitgehend durch Arbeit finanziert. Damals war das selbstverständlich, heute muß man es hervorheben. Er schuf sich auch sein erstes materielles Fundament als Industriekaufmann, bevor er nach Examen und Promotion seinen Weg als Beamter bei der Bundespost begann, der ihn bis zum Abteilungspräsidenten einer Oberpostdirektion führte. In der Düsseldorfer Staatskanzlei, in die er 1985 mit der CDU zurückstrebt, saß er schon einmal vor 1966, als persönlicher Referent des damaligen CDU-Regierungschefs Franz Meyers. In der Landtagsfraktion der CDU arbeitete er viele Jahre lang loyal hinter dem 1980 gestorbenen Vorsitzenden Heinrich Köppler. 1980 wurde er Köpplers Nachfolger als Vorsitzender der rheinischen CDU. Beide Landesverbände, der rheinische und der westfälische, übertrugen ihm dann Anfang Mai dieses Jahres die Spitzenkandidatur für das Wahljahr 1985. Seit zwei Wochen ist er auch formell zum neuen Fraktionsvorsitzenden gewählt, seit einer Woche ist er einer der sieben Stellvertreter von Kohl im Bundespräsidium der Union.
    Verba docent, exempla trahunt, sagte Worms unmittelbar nach seiner Nominierung als Rau-Herausforderer durch die CDU. Diese lateinische Spruchweisheit soll ein Hinweis darauf sein, daß Politiker die Bürger durch Reden zwar belehren, aber nur durch persönliches Beispiel überzeugen können. Dahinter steckt der Anspruch auf die Einheit politischen Denkens, Redens und Handelns. Daß Worms diesen Eindruck bislang vermitteln konnte, ist ein wesentlicher Grund für die Glaubwürdigkeit, die er in der Union inzwischen genießt. Freilich, die Partei hat ihm damit auch eine Vorgabe, einen Vorschuß an Vertrauen eingeräumt, den sie eines Tages durch zusätzliche und weit höhere Leistungsnachweise als bisher wieder einfordern wird. Worms macht sich über die Schwere der vor ihm stehenden Aufgabe keine Illusionen. Er weiß, in welch schwierigem strukturellen Prozeß das Ruhrgebiet als industrielles Herzstück dieses Landes steckt. Er kennt die Nöte der Stahlindustrie und die daraus wachsenden neuen Schwierigkeiten des Steinkohlenbergbaus. Ihm sind die finanziellen Sorgen der Städte, Gemeinden und Kreise dieses Landes vertraut, und er weiß auch, welche ungeheure Last an öffentlicher Verschuldung jeder Ministerpräsident in Düsseldorf verantworten muß, ob er nun regiert oder ob er eines Tages regieren will. Ob die Oppositionspolitik im Landtag sich unter Worms in den nächsten beiden Jahren verändern wird, ob die CDU andere Akzente setzen, vielleicht auch einen anderen Arbeitsstil entwickeln wird, das dürfte sich sehr schnell nach der Sommerpause dieses Jahres zeigen. Worms will mit seinen politischen Freunden im Landtag zunächst einmal in einer Klausur Lage, Anspruch und Ziele der CDU in diesem Lande beraten. Es geht um mehr als um eine Standortbestimmung. Auch der politische Handlungsrahmen bis zur Wahl 1985 soll ausgemessen und abgesteckt werden. Danach haben Landtag und Öffentlichkeit einen Anspruch, das Konzept des Bernhard Worms für die Wohlfahrt der Bürger dieses Landes zu hören.
    Lothar Bewerunge

    ID: LI830724

  • Porträt der Woche: Dr. Ottmar Pohl (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 6 - 10.05.1983

    Wer immer ihm zum 50. Geburtstag im Mai oder zum 20. "Dienst"-Jubiläum im Herbst dieses Jahres eine Laudatio widmen will, der wird bei Ottmar Pohl nicht lange nach Stichworten oder auch Anekdoten suchen müssen, um die Leistungen des stellvertretenden CDU-Fraktionsvorsitzenden im nordrhein-westfälischen Landtag gebührend würdigen zu können. Denn der promovierte Jurist und Kölner aus Leidenschaft ist einer der erfahrensten Abgeordneten im Parlament am Düsseldorfer Schwanenspiegel, zählt zu den profiliertesten Sprechern der Opposition und gehört zu den wenigen Parlamentariern, die vor und hinter den Kulissen die politische Arbeit des Landtags planen und lenken.
    Es spricht für Ottmar Pohl, daß dieser Einfluß und die Macht, die ihm in fast zwanzigjähriger verantwortlicher Parlamentsarbeit zugewachsen sind, nicht zu arrogantem Technokratentum führten. Deswegen gehört er auch zur kleinen Schar derer, die nach einer steilen Karriere glaubwürdig von sich behaupten können, auf diesem Weg mehr Freunde gefunden als verloren zu haben. Dieses Glück, in allen politischen Lagern Freunde zu haben, verdankt Pohl sicherlich auch seinem Mutterwitz und seiner munteren rheinischen Spontanität. Aber mehr noch als diese sehr kölschen Begabungen erklären Herkunft, Ausbildung und die Lebensstationen den Erfolg des Mannes, dem man sich in einer CDU-Landesregierung nicht nur als kompetentesten Innenminister vorstellen kann.
    Schließlich lernte der am 14. Mai 1933 auf der "schääl Sick" des Rheins, in Köln- Deutz, geborene Sohn eines aus Mecklenburg stammenden Kaufmanns und einer waschechten Kölnerin sein politisches Handwerk vor allem auf den harten Bänken der Opposition, der sie und er seit 1966 angehört. Allerdings hatte Ottmar Pohl damals, in den Gründerjahren der inzwischen auch in Düsseldorf längst verblichenen sozialliberalen Koalition, nicht die Würden eines Volksvertreters, sondern die Bürden des ersten wissenschaftlichen Assistenten im Landtag Nordrhein-Westfalens zu tragen. Im Lebensplan des Juristen, der 1959 an der Universität seiner Heimatstadt über den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit im Staatsrecht promovierte, eine Verwaltungslaufbahn anstrebte und nach dem zweiten Staatsexamen und einem kurzen Gastspiel in einer Kölner Anwaltskanzlei 1963 Assistent der unumstritten scheinenden CDU-Regierungsfraktion wurde, sicher nicht begründet. Doch der Pimpf, der nach dem Zusammenbruch 1945 von seinem Kinderlandverschickungsort in der heutigen CSSR quer durch Deutschland "zu Foss nor Kölle" laufen und sich durchbetteln mußte, um anschließend mit Klassenkameraden seine zerstörte Schule aufzubauen (der Hammer zum Steineklopfen mußte von zu Hause mitgebracht werden), hatte zähe Ausdauer gelernt. 1953 war er in die CDU eingetreten, bereits 1961 Vorsitzender eines Kölner Ortsbezirksverbandes seiner Partei geworden und schlug 1963 das Angebot des damaligen CDU-Fraktionschefs und späteren Landtagspräsidenten Wilhelm Lenz nicht aus, das Pohl auch nach dem Sturz in die Opposition an den Landtag band. Während er in diesen Jahren "allzuständig" den wissenschaftlichen Dienst seiner Fraktion aufbaute, erlebte er gleichzeitig die Nöte einer Partei, die sich schwertat, in die neue politische Rolle als Opposition hineinzuwachsen.
    Der Assistent Pohl diente von 1966 bis 1970 gleich vier Spitzenkandidaten der CDU. 1970 kam Heinrich Köppler "mit neuen Männern, entschlossen zum Handeln", wie Ottmar Pohl heute diesen damaligen Wahlslogan fröhlich zitiert. Gerade Köppler, der 1970 dem frischgebackenen Abgeordneten das Amt des Parlamentarischen Fraktionsgeschäftsführers anbot, das Pohl zehn Jahre lang souverän führte, wurde für ihn zum prägenden politischen Partner und Freund, "ein Mann, der Menschen führen und Freundschaften schließen konnte und vor allem Vertrauen hatte", wie Pohl nicht ohne Wehmut und einer auf die Gegenwart bezogenen Bitterkeit formuliert.
    Das menschliche Klima habe sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten im Landtag nicht verschlechtert. Doch vermißt Pohl die großen politischen Debatten früherer Jahre. Nach seiner Meinung ist das "Geschäft" am Schwanenspiegel steriler, detailverliebter und pragmatischer geworden.
    "Beide Fraktionen scheuen sich heute, den Paukboden der Plenardebatte zu betreten, weil sie befürchten, ein kräftiger Schlagabtausch um der Sache willen könnte draußen Nachteile bringen. Gleichzeitig beklagen alle, daß der Landtag zuwenig Sensibilität für die Ereignisse im Land zeigt. Das sollte anders werden."
    Helmut Breuer

    ID: LI830617

  • Porträt der Woche: Franz Riehemann (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 4 - 22.03.1983

    "Familie - Beruf - Politik", das ist die Rangfolge, mit der Franz Riehemann, Westfale vom Jahrgang 1921, Mitte der sechziger Jahre in die Politik gegangen ist.
    Zwanzig Jahre nach seinem Eintritt in die CDU drängten ihn seine münsterländischen Parteifreunde, sich im Wahlkreis 95 Steinfurt I-Coesfeld II als Direktkandidat für die sechsundsechziger Landtagswahlen zur Verfügung zu stellen. Der Fallschirmjägeroffizier des Zweiten Weltkriegs hatte sich um die Kandidatur nicht beworben, aber er zierte sich auch nicht, sie anzunehmen, und die Wähler lohnten es ihm mit einer Fast-Zweidrittelmehrheit der Wahlkreisstimmen. Verantwortung für andere zu übernehmen, das war für ihn nichts Neues.
    Mit zweiunözwanzig Jahren hatte er an der italienischen Front bei Monte Cassino miterleben müssen, daß seine Kompanie im wahrsten Sinne des Wortes aufgerieben wurde. Nur sieben von 87 Fallschirmjägern überstanden den Kampf um die Bergfestung lebend.
    Nach einem Besuch des früheren Schlachtfeldes und der Soldatengräber in Nettuno im vergangenen Jahr bekannte er freimütig, daß ihn dieser befohlene Einsatz noch heute bedrückte. Seinen Dienst als Reserveoffizier der Bundeswehr will er folgerichtig nur als persönlichen Beitrag zur Sicherung des Friedens verstanden wissen.
    Nach dem Einzug in den Landtag kümmerte er, der als Hotelier und Freiberufler den väterlichen Betrieb weiterführt, sich konsequenterweise um den Landtagsausschuß, der denjenigen auf die Finger und in die Bücher schauen sollte, die die Aufgabe haben, öffentliche Gelder zu verwalten und auszugeben. Riehemann wurde Mitglied des parlamentarischen Rechnungsprüfungsausschusses. Bereits vier Jahre später schlug ihn seine Fraktion für den Vorsitz dieses Gremiums vor und seither steht er, der von Wahl zu Wahl von seinen Westfalen als Direktkandidat bestätigt wurde, an der Spitze eben dieses Ausschusses, der sich nicht als parlamentarischer "Buchhalter-Klub" versteht, sondern den Auftrag, die öffentlichen Ausgaben zu prüfen, sehr ernst nimmt.
    Das Ansehen, das sich eben dieser Rechnungsprüfungsausschuß des Landtags unter Vorsitz von Franz Riehemann nicht nur im Parlament selbst, sondern auch bei der Ministerialbürokratie und dem Landesrechnungshof erworben hat, läßt sich nicht unmißverständlicher charakterisieren als durch den Stoßseufzer eines Haushaltsexperten der Landesregierung: "Den Riehemännern" - so der Ministeriale - "läßt sich längst nicht mehr ein X für ein U vormachen!"
    Dennoch geben sich Riehemann und seine Landtagskollegen im Ausschuß unbeschadet ihrer politischen Couleur mit dem Erfolg der Prüfungsarbeit nicht zufrieden. Sie möchten für ihren Aufgabenbereich endlich jenen bundesweiten Erfahrungsaustausch mit den Kollegen der Rechnungsprüfungsausschüsse anderer Bundesländer, aber auch des europäischen Auslandes erreichen, der für andere Parlamentsausschüsse längst gang und gäbe ist. Nur eben - weder das Landtagspräsidium noch der Landesrechnungshof, von der Landesregierung ganz zu schweigen, zeigen ein dringliches Interesse daran, den Rechnungsprüfern die Chance einzuräumen, Erfahrungen auszutauschen und damit vielleicht Prüfmöglichkeiten zu verbessern oder zu verfeinern. Nur eben was für Düsseldorf gilt, ließe sich auch aus anderen Landeshauptstädten berichten. Riehemann gibt dennoch nicht auf. Die Auszeichnung mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik ist für den Mann, der einmal für seine persönliche Tapferkeit mit dem Deutschen Kreuz in Gold ausgezeichnet worden war, nur ein Ansporn, unbeirrt weiterzumachen!
    Wenn ihn die Abgeordnetenpflicht entschuldigt, steht er im Familienbetrieb seinen Mann. Das Gespräch mit den Gästen, mit seinen Parteifreunden, aber auch der Austausch der Argumente mit seinen parteipolitischen Gegnern, vor allem aber das Gespräch mit der Jugend, das er bewußt immer wieder sucht, sind für ihn die Rückkoppelung seines parlamentarischen Auftrags. Franz Riehemann will für die Erfüllung seines parlamentarischen Mandats wissen, was,, vor Ort Sache ist''!
    Karl Fischer-Reichenberg

    ID: LI830423

  • Porträt der Woche Dr. Hans Horn (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 2 - 08.02.1983

    Der in seinem Elternhaus tief verwurzelte oberbergische Protestantismus hat ihn geprägt, bestimmt bis heute die Zielrichtung seines politischen Weges und erklärt das große Engagement des 49 Jahre alten Landtagsabgeordneten Hans Horn aus Waldbröl. Unvergeßlich bleibt für den promovierten Oberstudienrat - nicht nur aus Anlaß von makabren historischen Gedenktagen - sein erster direkter Kontakt mit den Nationalsozialisten: Hans Horn entging der Aufnahme in die Hitlerjugend, weil das erste HJ- Treffen, zu dem der Zwölfjährige kommandiert wurde, wegen Tieffliegerangriffe ausfiel. Doch damals bereits hatte der Vater Horns seinen Sohn durch sein Beispiel immun gemacht gegen die Ideologie dieser in Trümmer versinkenden Gewaltherrschaft.
    Der Pflastermeister und Prediger gehörte in der Weimarer Republik dem auch im Reichstag vertretenen Christlich-Sozialen Volksdienst an und unterstützte während des "Tausendjährigen" Reiches die Bekennende Kirche. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Vater Horns Gründungsmitglied der Union, der sich viele seiner Gesinnungsfreunde anschlossen, und war später 14 Jahre lang Bürgermeister seiner Heimatstadt.
    Für Hans Horn, der bereits als Schüler Plakate für die Partei des Vaters klebte, war deshalb sein Eintritt in die CDU fast selbstverständlich. Während der Studienjahre an der Universität Bonn, wo er Geschichte, Anglistik und evangelische Theologie belegte, wurde er Mitglied und bereits drei Jahre später Kreisvorsitzender der Jungen Union im Oberbergischen Kreis. Im Landesverband der CDU-Jugendorganisation leitete er viele Jahre den evangelischen Arbeitskreis. Der Studienrat mit den Schwerpunktfächern Geschichte und Religion engagierte sich ab Mitte der sechziger Jahre stark in der Kommunalpolitik seiner Heimatstadt Waldbröl.
    Stellvertretender CDU-Kreisvorsitzender, seit 1973 Kreisvorsitzender der Oberbergischen CDU, Mitglied des Kreistages seit 1967 und zwei Jahre später das Ratsmandat in Waldbröl waren die politischen Stationen, die Hans Horn lange vor seiner Arbeit im Landtag eine Dauerbeschäftigung bescherten und seit dem Düsseldorfer Mandat mit einer 70- bis 80-Stunden-Woche belasten. Der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Kreistag, der sich vor allem dem Ausbau des beruflichen Schulwesens widmete, kandidierte 1980 im zweiten, zusätzlichen Landtagswahlkreis und eroberte ihn knapp. Seitdem muß er seine Arbeit noch mehr konzentrieren, hat sich aber mit der Doppelbelastung abgefunden. Denn nach den üblichen Anfangsschwierigkeiten im Landesparlament profitiert der Landtagsabgeordnete Horn von seinen großen kommunalpolitischen Erfahrungen, während der oberbergische Fraktionschef Horn das Wissen nutzen kann, das ihm in seiner Landtagsarbeit zuwächst.
    Der kontaktfreudige und gesellige Familienvater hat inzwischen in seiner Fraktion viele Freunde gefunden. Diese persönlichen Bindungen und seine kluge Konzentration auf die Arbeit im Ausschuß für Schule und Weiterbildung neben der stellvertretenden Mitgliedschaft im Planungsausschuß und im Ausschuß für Kommunalpolitik haben Hans Horn eine Kompetenz erwerben lassen, die nicht nur in der eigenen Fraktion geschätzt ist. Auch Sozialdemokraten haben Respekt vor dem Engagement des Waldbröler CDU-Abgeordneten, während die Fachbeamten des Kultusministeriums ihn spätestens seit seinem Antrag zur Reform der Oberstufenreform kennen.
    Es ist schon überraschend, daß ein solcher Vollzeit-Politiker, der eigentlich den Vorstellungen der Karlsruher Richter sehr nahe kommt, bei der Routinefrage nach Freizeit und Hobbys nicht ins Stottern gerät oder sich in Gemeinplätze flüchten muß. Der Vater von fünfzehnjährigen Zwillingen, der etwas Heimweh nach dem Waldbröler Gymnasium hat, antwortete auf die eher oberflächlich formulierte Frage fast mit dankbarer Begeisterung. Denn das gab Hans Horn Gelegenheit, von den Monatsheften für rheinische Kirchengeschichte zu erzählen, deren ständiger Autor er ist. Bei dieser "Freizeit'-Beschäftigung leistete der Historiker und Theologe Pionierarbeit. Er entdeckte und wertete zahlreiche neue Quellen zur Geschichte der Erweckungsbewegung und des Liberalismus im 19. Jahrhundert aus, was ihm noch im Ruhestand Themen liefern dürfte. Doch daran denkt der 49 Jahre alte Philologe noch lange nicht, der auch in der 10. Wahlperiode des Landtags Sitz und Stimme im neuen Landtag am Düsseldorfer Rheinufer behalten möchte.
    Helmut Breuer

    ID: LI83020E

  • Porträt der Woche: Dr. Bernhard Worms (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 28 - 21.12.1982

    5. November 1982, Stadthalle Oberhausen, 11.45 Uhr: Die Mehrzahl der 470 Delegierten des Parteitags der CDU Rheinland springt von den Plätzen und feiert stehend minutenlang den Vorsitzenden, der soeben seine Rede beendet hat. Bernhard Worms verläßt das Rednerpult und dankt fast verlegen für die Ovationen seiner Parteifreunde, deren Beifall ihn wieder und wieder von seinem Stuhl am Vorstandstisch zwingt. "Worms kommt" - "Ovationen für den CDU-Chef" lauteten am nächsten Morgen Kommentare in den Tageszeitungen.
    Fast auf den Tag genau zwei Jahre zuvor war der Landtagsabgeordnete Worms zum Nachfolger Heinrich Köpplers gewählt worden, der im Frühjahr 1980 mitten im Wahlkampf gestorben war. Die Wahl des Nachfolgers in Köln wurde außerhalb Nordrhein-Westfalens kaum beachtet und auch an Rhein und Ruhr häufig als Kompromißlösung und Übergangserscheinung gewertet, da der Landrat und Post-Abteilungspräsident doch eine "graue Maus" ohne Bekanntheitsgrade und politischen Stellenwert sei. Auch schien diese Nachfolge manchem Zyniker fast symbolhaft für den Niedergang der CDU im bevölkerungsreichsten Bundesland, die im Frühjahr ihre dritte und schwerste Niederlage bei der Landtagswahl erlitten hatte.
    Heute scheinen zwischen den Stationen Köln und Oberhausen weit mehr als nur 48 Monate zu liegen. Die Union stellt nach dreizehnjähriger Opposition wieder den Kanzler der Bundesrepublik Deutschland und fühlt sich auch in Nordrhein-Westfalen im Aufwind und nimmt neueste Umfragezahlen und einen stürmischen Mitgliederzuwachs als Bestätigung. Dieser Wandel von einer fast resignierenden zu einer optimistischen Partei ist auch ein Verdienst von Bernhard Worms, der schon vor seiner Wahl in den Düsseldorfer Landtag 1970 alles andere als eine "graue Maus" war.
    Dem in Stommeln, im Schatten des Kölner Doms, 1930 geborenen Sohn eines Postschaffners, der noch fünf weitere Kinder ernähren mußte, machte es das Leben nie leicht. Bereits der Pennäler Bernhard Worms mußte wie der spätere Student der Volkswirtschaft sein Studium selbst verdienen, auf dem Bau, als Werkstudent. Nachdem der Katholik sich als Industriekaufmann ein materielles Fundament gesichert hatte, konnte er sein Studium mit Examen und Promotion beenden und seine Karriere bei der Bundespost beginnen. Bereits während dieser Aufbaujahre arbeitete Worms aktiv für die CDU seiner Heimatstadt Pulheim, der er sofort nach dem Krieg 1946 beigetreten war und deren Vorsitz er 1952 übernahm. Nach zwölfjähriger zäher und beharrlicher Basisarbeit gelang ihm sein erster politischer Durchbruch 1964, als seine Partei die seit Kriegsende ungebrochene SPD-Mehrheit in Pulheim beendete. Der gegen den Landestrend erstrittene Sieg brachte dem Postassessor Worms einen Anerkennungsbesuch des damaligen rheinischen CDU-Vorsitzenden Grundmann, der Folgen haben sollte. Der Parteichef empfahl dem CDU-Ministerpräsidenten Meyers, der gerade einen persönlichen Referenten suchte, den hoffnungsvollen jungen Mann aus der Provinz. Worms akzeptierte und war ab 1965 in der Staatskanzlei Augenzeuge der "großen" Politik und des Niedergangs der CDU-Herrschaft. Nach dieser ihn prägenden "Lehrzeit" kam der frischbestallte Landtagsabgeordnete nach 1970 schnell als Parlamentarischer Geschäftsführer der Fraktion ins Gespräch und war 1974 nach dem Wunsch Köpplers auch als Generalsekretär der Landespartei vorgesehen. Beide Pläne zerschlugen sich, und Worms baute in der "zweiten Reihe" der Oppositionsfraktion mit Fleiß, Zuverlässigkeit und Organisationsgeschick seine Position aus, die immer wieder auch um den Brückenschlag ins Lager der anderen Parteien bemüht war. Diese Fähigkeit zum Dialog, zum Zuhören und seine Klugheit, nie den dritten vor dem ersten Schritt zu tun, machte den Vater dreier Kinder zum unumstrittenen Fachmann der CDU bei der Gebietsreform und zum Begründer einer 1975 seltenen Koalition mit der F.D.P. im Erftkreis, die Worms bis heute als Landrat auch durch seine Persönlichkeit sichert.
    Auch für die Freunde von Bernhard Worms war es 1980 erstaunlich, wie energisch der eher zurückhaltende Politiker nach dem jähen Tod von Köppler für seine Kandidatur warb und sich mit dem Satz "Die Zeit der Mietlinge ist vorbei" gegen die vorhandene Tendenz stellte, einen "Staatsmann" von draußen nach Nordrhein-Westfalen zu berufen. Worms wurde ohne Vorschußlorbeeren gewählt, und der Satz einer seiner politischen Weggefährten "Täuscht euch nicht, der Bernhard ist wie ein Panzer, der nicht schießt, aber rollt und rollt" blieb damals ohne Echo. Heute dagegen haben es viele Parteifreunde schon immer gewußt und bauen auf Worms als den neuen Hoffnungsträger der Union an Rhein und Ruhr, dem auch ein Wahlsieg 1985 zuzutrauen sei. Doch der mit Mutterwitz, Humor und Lebensart begabte Rheinländer Worms liebt solche voreiligen Sandkastenspiele nicht. Ihm geht es um die Sache, nicht um die Person: Nicht wer, sondern daß die CDU 1985 das Land regiert, ist für Worms entscheidend. Deshalb wirbt er wie früher in Pulheim an der Basis in Rheinland und Westfalen für die gemeinsame Politik, rakkert sich durch Ortsverband und Ortsverband und imponiert ebenso durch die Fähigkeit des Zuhörens wie durch die Kunst, andere zu überzeugen. Und da Bernhard Worms die Menschen liebt, ist seine Sympathiewerbung auch im Revier erstaunlich erfolgreich, weil er Freundschaften begründen und erhalten kann, was auch den engen persönlichen Kontakt zu Helmut Kohl erklärt.
    Helmut Breuer

    ID: LI822816

  • Porträt der Woche: Dr. Hans-Jürgen Lichtenberg (CDU).
    Porträt
    S. 15 in Ausgabe 25 - 29.11.1982

    Unter den 201 Abgeordneten des Landtags Nordrhein-Westfalen gibt es einige, die sich ihr Mandat besonders schwer erkämpfen müßten. Sie sind in sogenannten aussichtslosen Wahlkreisen nominiert worden und haben nicht immer zugleich die "Hausmacht", auf günstigen Plätzen der Landesreserveliste abgesichert zu sein. So hat auch der Wuppertaler CDU-Kandidat Hans-Jürgen Lichtenberg drei Anläufe gebraucht, ehe er MdL wurde. Dazwischen lag noch eine Bundestagskandidatur (1972), bei der er zwar gegen den SPD-Mann Adolf Scheu nichts ausrichten konnte, aber er lernte sehr viel aus diesem Wahlkampf. Lichtenberg sagt von sich - nachdem er, 30 Jahre alt, bei der Landtagswahl 1970 einen ersten Anlauf genommen hatte als erster in Nordrhein-Westfalen "Canvassing" eingeführt zu haben, jene amerikanische Art der Wahlwerbung mit Hausbesuchen von Tür zu Tür, die in einer Großstadt Knochenarbeit bedeutet. So hat Lichtenberg 1972 etwa 8300 Haushalte aufgesucht, war in rund 200 Kneipen, stand er an manchem Morgen um fünf Uhr an den Werkstoren, um CDU-Politik zu "verkaufen".
    Solch intensive Werbung um die Wählergunst in den Vordergrund eines Porträts zu stellen, liegt nahe, da hierzulande während der nächsten zweieinhalb Jahre mindestens vier weitere Wahlen stattfinden werden. In der letzten, im Frühjahr 1985, will sich Lichtenberg wieder um ein Landtagsmandat bewerben. Er ist "der ehrlichen Auffassung, Anwalt der Bürger Wuppertals und des Bergischen Raumes zu sein". Die Schwebebahn-Stadt ist dem gebürtigen Essener "längst zur wirklichen Heimat geworden, ist eine sehr liebenswerte Stadt". Lichtenberg, der mit Frau und drei Kindern im Stadtteil Cronenberg wohnt, spricht von einem "tief verwurzelten Heimatgefühl". So ist er auch Mitglied mehrerer Vereine ("Sie können hier gar nicht anders"); denn die menschlichen Bezüge stehen eh obenan, wenn einer wie Lichtenberg "Politik vor Ort machen, etwas bewegen will". Das versucht er in der Bezirksvertretung des 22000 Einwohnerzählenden Cronenberg genauso wie im Rat der Stadt Wuppertal oder im Bezirksplanungsrat beim Regierungspräsidenten in Düsseldorf. Dazu ist Lichtenberg auch seit 1975 Vorsitzender der Wuppertaler CDU.
    Mit 16 Jahren war er bereits in die Junge Union eingetreten, drei Jahre später in die CDU - "weil ich hier die besten Möglichkeiten sah, meine sozialen Vorstellungen zu verwirklichen". Berufungen in die verschiedensten Parteiämter ließen seither nicht auf sich warten. Der Abiturient, der aus einem Arbeiterhaus kommt, in Köln historische Fächer studierte (als Soldat und Offiziersanwärter - "damals etwas ganz Neues, ein Pilotstudium im geisteswissenschaftlichen Bereich"), hat sich - getreu seiner Devise "Man darf nie aufgeben!" - mit Fleiß und Zähigkeit immer wieder durchzusetzen verstanden. Langjährige Bundeswehr-Erfahrungen in der Menschenführung mögen ihm dabei hilfreich gewesen sein wie USA-Eindrücke, die Lichtenberg als Pilot der Luftwaffe "im Rahmen der Ausbildung an modernen Waffen drüben" erlebte.
    Als er 1980 in den Landtag kam, über einen "sehr guten Listenplatz", gab es keinerlei Einpassungsschwierigkeiten. Vor allem hat der rheinische Landesverbandsvorsitzende Dr. Bernhard Worms "viel geholfen". "Er hat mich unter seine Fittiche genommen", sagt Lichtenberg. Er gehört den Ausschüssen für Innere Verwaltung und für Landesplanung und Verwaltungsreform an. Für die CDU- Fraktion ist er auch der Kontaktmann zur Bundeswehr.
    Lichtenberg ist Major außer Diensten, hat sich 1975 bei Professor Schieder an der Uni Köln als Dr. phil. promoviert und arbeitet als freier Publizist. Bis Mitte 1983 soll sein Buch über Theodor Blank, den ersten Verteidigungsminister der Bundesrepublik Deutschland, fertiggestellt sein. Ihm macht das Schreiben "mordsmäßigen Spaß". Lichtenberg liest aber auch "sehr, sehr viel, oft drei Bücher zugleich". Das können ein "Gedichtband von Werfet" sein, "ein Roman von Graß und Novellen von Storni". Das größte Hobby, Wandern mit der Familie, kommt dabei freilich oft zu kurz.
    Hans Krieger

    ID: LI82251C

  • Porträt der Woche: Eckhard Uhlenberg (CDU).
    Porträt
    S. 15 in Ausgabe 23 - 08.11.1982

    Wenn er zwischen Politik und Beruf wählen müßte, würde er ohne Zögern seinem bäuerlichen Betrieb im westfälischen Werl-Büderich den Vorzug geben. Eckhard Uhlenberg, CDU-Landtagsabgeordneter, ist gern Bauer. Und bevor er am Morgen nach Düsseldorf fährt, hat er schon in der Frühe die ersten Stallarbeiten verrichtet. Die Verbundenheit mit der heimatlichen Scholle, die Fortführung des vom Vater übernommenen bäuerlichen Erbes ist für den 34jährigen Landwirt keine sentimentale Floskel.
    Der Landwirtschaftsmeister wuchs sozusagen auch mit der Politik auf. Schon der Großvater war Bürgermeister und auch sein Vater war im Gemeinderat tätig. Schließlich führten Eckhard Uhlenberg auch das Wirken in der Landjugend und die aktive Teilnahme an politischen Bildungskursen 1969 zur CDU. Der parteipolitische "Erfolg" ließ nicht lange auf sich warten: So wurde er bald Kreissprecher der Jungen Union und als damals 27jähriger Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Soest mit seinen 7000 Mitgliedern. Diese Funktion, die der Landtagsabgeordnete auch heute noch innehat, macht ihm besonders viel Freude. "Man lernt auf den einzelnen Ortsversammlungen am besten die Stimmung der Mitglieder kennen und die Diskussionen sind recht lebhaft."
    Bereits 1975 kandidierte er erfolgreich für den Kreistag, dem er noch angehört. Die Zugehörigkeit zu diesem kommunalen Gremium hält er als Landtagsabgeordneter für besonders wichtig, weil man die Erfahrungen und Kenntnisse aus Düsseldorf in den Kreistag einbringen könne. Gleichzeitig nehme man auch gewichtige Argumente aus der Kommunalpolitik mit nach Düsseldorf. Trotz seiner bäuerlichen Herkunft will er kein "Interessenvertreter" der Landwirtschaft sein. "Die Dörfer werden heute auch von Nicht-Landwirten entscheidend mitgeprägt."
    So sieht er auch seine Mitgliedschaft im Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft, Forst- und Wasserwirtschaft als eine Aufgabe in den vielfältigsten Bereichen an. Umwelt- und Wasserprobleme würden vor allem im ländlichen Raum entschieden. Der 1980 erstmals in den nordrhein-westfällschen Landtag gewählte Abgeordnete kritisiert in diesem Zusammenhang, daß es offensichtlich nicht möglich sei, in einem Landesparlament wie Nordrhein-Westfalen, dessen Bild von der Landwirtschaft entscheidend mitbestimmt wird, eine Debatte über eben diese Landwirtschaft durchzuführen. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern, wo umfangreiche Programme entwickelt worden seien, nehme man sich dieses Bereiches in Düsseldorf zu wenig an. Das habe nichts mit einem "Gegeneinander-Ausspielen" der einzelnen Regionen zu tun. Im Gegensatz zu den Ballungsräumen sei es den ländlichen Gebieten nicht gelungen, ebenfalls in den Vordergrund der landespolitischen Diskussionen zu kommen.
    Trotz parlamentarischer Arbeit in Düsseldorf und beruflicher Anstrengung pflegt Eckhard Uhlenberg intensiv den Kontakt zu seinem Wahlkreis Soest I. "Diese Wahlkreistätigkeit hat für mich Priorität." Als Landtagsabgeordneter könne man nicht nur dem einzelnen Bürger oft helfen, sondern auch Kontakte zwischen den Kommunen und Ministerien herstellen. "Auch für einen persönlich ist es ein freudiges Gefühl, wenn man gebraucht wurde." Politik und Mandat sind für den Westfalen eben kein "Job".
    Etwas ratlos ist Eckhard Uhlenberg, wenn man ihn nach seinen Hobbys fragt. Der Beruf - auch die politische Tätigkeit. Und da sind natürlich seine beiden Kinder, drei und ein Jahr jung, mit denen der Familienvater "liebend gern" spielt.
    Jochen Jurettko

    ID: LI822322

  • Porträt der Woche: Peter-Olaf Hoffmann (CDU).
    Porträt
    S. 15 in Ausgabe 20 - 04.10.1982

    Er ist zwar erst zweieinhalb Jahre Mitglied des nordrhein-westfälischen Parlaments, doch nicht mehr wegzudenken aus der Führungsgruppe seiner Fraktion: Peter-Olaf Hoffmann, Schulexperte der Opposition und Obmann des CDU- Arbeitskreises für Schule und Weiterbildung. Die Wahl des schlanken, unauffälligen Juristen in diese wichtige Funktion verlief nicht ohne Widerstände, da die "Lehrergewerkschaft" der CDU sich eine Zeitlang gegen den Neuling aus einem anderen akademischen Bereich sperrte. Doch der 35 Jahre alte ehemalige Richter für Patent-, Zivil- und Strafrecht in Düsseldorf hat längst durch Fleiß, Sachkunde und Detailkenntnisse bewiesen, daß er eine gute Wahl war und gerade als Jurist befähigt ist, die immer stärkere Verrechtlichung der Schulpolitik kritisch zu beobachten. Außerdem hat der Vater zweier Kinder, von denen eins bereits schulpflichtig ist, durch seine Frau, die als Grundschullehrerin in Dormagen arbeitet, nicht nur theoretischen Kontakt zur Praxis der Schulsituation an Rhein und Ruhr.
    Der Weg des im schleswig-holsteinischen Badeort St. Peter-Ording geborenen Peter-Olaf Hoffmann in die Christlich-Demokratische Partei Deutschlands begann in Freiburg. Dort erlebte der junge Jurastudent 1967 vor der Halle des F.D.P.-Parteitags hitzige Diskussionen zwischen den F.D.P.-Politikern Hamm-Brücher und Professor Dahrendorf mit dem damaligen Führer der außerparlamentarischen Opposition, Rudi Dutschke. Die Demonstration gegen die Rechtsordnung der Bundesrepublik, die Diffamierung der sozialen Marktwirtschaft und die Ablehnung der demokratischen Grundüberzeugungen in jenen Jahren wurden für Hoffmann zum Schlüsselerlebnis. Ihm wurde klar, daß er unser staatliches System nur in einer demokratischen Partei aktiv verteidigen konnte und entschied sich für ein persönliches Engagement. Doch der Sohn eines Richters legte auch Wert auf seine Unabhängigkeit von den Wechselfällen der Politik und beendete erst sein Studium und seine Referendarausbildung, bevor er im Jahr seines zweiten juristischen Staatsexamens 1974 in seiner neuen Heimat Dormagen Mitglied der CDU wurde.# Die Wirren der kommunalen Neugliederung führten ihn bereits ein Jahr später in den Rat der neuen Stadt Dormagen, wo er bereits ein Jahr später Vorsitzender der CDU-Fraktion und 1979 für ein Jahr Bürgermeister wurde, bevor eine Koalition von SPD und Zentrum dieses Amt neu besetzte. Hoffmann verteidigte erfolgreich in der Landtagswahl 1980 den CDU-Wahlkreis und konnte trotz der ungünstigen damaligen Stimmung das Stimmergebnis noch ausbauen. Der Neuling im Düsseldorfer Parlament sah seine erste Priorität in der Schulpolitik, nachdem er zwei Jahre zuvor bei seinem Einsatz im gewonnenen Volksbegehren gegen die,,Kooperative Schule" die gesellschaftliche Bedeutung der Bildungspolitik "an der Front" kennengelernt hatte. Seine Fraktion, in der vor allem der heutige Landtagsvizepräsident Hans-Ulrich Klose zum Mentor des jungen Abgeordneten wurde, entsprach dem Wunsch. Hoffmann wurde Mitglied im Ausschuß für Schule und Weiterbildung, wurde in den Hauptausschuß entsandt und als stellvertretendes Mitglied im Justizausschuß bestimmt.
    Für den passionierten Briefmarkensammler gilt es als Hauptaufgabe, das Bewußtsein der Öffentlichkeit für die Lehr- und Lerninhalte zu schärfen. Auch eine Überprüfung der Stufenlehrerausbildung hält Hoffmann für dringend erforderlich, da es der SPD trotz ihrer absoluten Mehrheit nicht gelungen sei, die Gesamtschule zur alleinigen Regelschule zu machen. Besonders aber am Herzen liegt ihm die nach seiner Meinung von der Regierung Rau "stiefmütterlich" behandelte Hauptschule mit ihrem hohen Anteil an ausländischen Kindern.
    Der schulpolitische Obmann der CDU setzt sich in diesem Zusammenhang dafür ein, mehr deutsche Lehrer dafür zu gewinnen, die Sprache ihrer ausländischen Schüler zu lernen. Auch der Reform der gymnasialen Oberstufe steht er kritisch gegenüber. Hoffmann fordert einen strengeren Fächerkanon, der die Schüler nicht unterfordert. In der Öffentlichkeit wirbt er akzentuiert für die Änderung des Schulmitwirkungsgesetzes, das in seiner jetzigen Form der Schule, den Eltern und Lehrern nur mehr Bürokratie und weniger Entscheidungsmöglichkeiten gebracht habe.
    Helmut Breuer

    ID: LI822019

  • Porträt der Woche: Toni Schröder (CDU).
    Porträt
    S. 15 in Ausgabe 18 - 13.09.1982

    Die Gängelei des Staates ist ihm ein Dorn im Auge - sie engt den Handlungsspielraum der Kommunen zu ihrem Schaden ein und erstickt Initiativen der Bürger schon im Keim. Seitdem der Landtagsabgeordnete Toni Schröder 1964 zur CDU gestoßen ist und bereits ein Jahr später in den Rat seiner Heimatstadt Salzkotten gewählt wurde, kämpft der heute 51jährige gegen den Reglementierungswucher ebenso an, wie er die Bürger zur Selbsthilfe ermuntert - mit Erfolg.
    So war es die St.-Johannes-Schützenbruderschaft, die ohne staatliche Gelder die Stadthalle errichtete. Und auch ohne Zutun der öffentlichen Hand wurde ein Altenheim errichtet. Für den stellvertretenden Bürgermeister sind lebendiger Bürgersinn und praktiziertes kommunales Sparen auch, wenn beispielsweise örtliche Vereine die Pflege der Parkanlagen übernehmen. "Wir müssen nicht immer nach dem Staat rufen, sondern selbst Hand anlegen", meint der CDU- Politiker.
    Andererseits erwartet er von den Kommunen, daß sie den Bürgern mehr Freiheiten geben. So hält der langjährige Vorsitzende im Bauausschuß seiner Heimatstadt nichts davon, daß beispielsweise die Bebauungspläne "alles zwingend vorschreiben". Würde man die straffen Zügel lockern, würde der bebaute Raum optimal ausgenutzt werden und viele Wohngegenden nicht so kasernenähnlich aussehen. "Das käme uns allen zugute."
    Wen wundert es, daß der Praktiker Schröder in realistisch-westfälischer Selbsteinschätzung auch als Landtagsabgeordneter vor allem dort seinen Wirkungskreis sieht, wo er viele Erfahrungen hat: im Verhältnis Land und Kommunen. So ist für ihn auch das Gemeindefinanzierungsgesetz das "kommunale Schicksalsbuch", von dem die Entfaltung der Gemeinden abhängt. Mehr Entscheidungsmöglichkeiten wünscht sich der CDU-Abgeordnete ebenfalls in Bereichen ohne finanzielle Folgen. So fragt sich der Kommunalpolitiker mit Recht, warum für die Anlegung eines Zebrastreifens bislang der Regierungspräsident zuständig war und der Bau eines Sportplatzes nur vom Staat gefördert werde, "wenn er zwischen 350000 und 400000 Mark kostet". Für die sportinteressierte Jugend ließen sich auch Anlagen errichten, die weit weniger kosteten. Die CDU-Fraktion hat ihren 1980 erstmals in den Landtag gewählten Kollegen in den gewichtigen Haushalts- und Finanzausschuß delegiert. Außerdem ist Anton Schröder stellvertretendes Mitglied des Sportausschusses sowie des Ausschusses für Arbeit, Gesundheit, Soziales und Angelegenheiten der Vertriebenen und Flüchtlinge. Parteifreunde wie politische Gegnerin diesen Gremien anerkennen seinen Sachverstand und seine ausgleichenden Eigenschaften.
    Wie schon als Kommunalpolitiker bemüht sich Toni Schröder als Landtagsabgeordneter in engem Kontakt mit den Bürgern zu bleiben und überall dort unbürokratisch zu helfen, wo es erforderlich ist. Nicht zuletzt deshalb hat er die Leitung seines Getränkefachgroßhandels nach dem Einzug ins Landesparlament seiner Ehefrau übergeben. "Wenn ich eine Aufgabe übernehme, dann möchte ich mich für sie auch voll einsetzen können."
    Mit Heimat und Brauchtum eng verbunden, ist der CDU-Politiker natürlich auch noch in einer Reihe von Vereinen weiterhin aktiv tätig. In ihnen wird bei aller Pflege der Nachbarschaft auch der Blick auf die Probleme außerhalb der regionalen Grenzen nicht vergessen. So startete das Kolpingwerk jüngst eine Aktion unter der Schirmherrschaft von Toni Schröder, die jungen Brasilianern den Start ins Berufsleben ermöglichte.
    Jochen Jurettko

    ID: LI82180F

  • Porträt der Woche: Hans-Karl von Unger (CDU).
    Porträt
    S. 15 in Ausgabe 16 - 05.07.1982

    Nicht jeder Manager in der Industrie hat das Glück, vom Fenster seines Arbeitszimmers aus auch seinen Verantwortungsbereich zu übersehen. Wenn Hans-Karl von Unger, Diplomingenieur und Geschäftsführer der Krupp-Stahltechnik-Duisburg, im linksrheinischen Rheinhausen aus dem Fenster der Chefetage blickt, eröffnet sich ihm eine gigantische Industriekulisse, hinter der 60 Prozent des deutschen Stahls geschmolzen werden. Da liegen sie nebeneinander, die Werke von Thyssen, Krupp und Mannesmann, und der Himmel über Rheinhausen ist noch längst nicht so blau, wie ihn auch viele Abgeordnete des Landtags in Düsseldorf sich gerne wünschen würden.
    Der "Preuße am Rhein", Jahrgang 1930, und in Wunstorf bei Hannover geboren, trat nach sechsjährigem Maschinenbaustudium an der TH-Hannover und einer halbjährigen Studienreise um die Welt, finanziert mit einem Stipendium des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute, mit 27 Jahren als Betriebsingenieur der Maschinenbetriebe in die damaligen Hütten- und Bergwerke Rheinhausen ein. Über Abteilungs- und Betriebsleiter arbeitete er sich zielstrebig zum Betriebschef empor und empfahl sich damit im Jahre 1967 bei der Fusion der Krupp-Hütte mit dem "Bochumer Verein" als Leiter einer Projektgruppe "Reorganisations- und Rationalisierungsvorschläge für den Gesamtbereich ,Krupp-Hüttenwerke'". Zeitweilig auch für große Auslandsprojekte der Investitionsgüterindustrie beratend tätig, wurde er wenige Jahre später Betriebsdirektor und schließlich auch mit Prokura ausgestattet.
    Den Schwager des "Regierenden" in Berlin, Richard von Weizsäcker, zog es weder in den Bundestag noch ins Europa-Parlament. Darin witterte er die Gefahr, sich zu sehr von seinem Beruf zu entfernen. Die Aufgaben eines Landtagsabgeordneten dagegen lassen sich - inzwischen seine Erfahrung - nachgerade noch neben seiner beruflichen Tätigkeit verkraften. Die ganze Spannweite seiner öffentlichen Tätigkeit - sein Vater war einmal ebenfalls Ingenieur und damals im Widerstand engagiert - zeigt von Ungers parlamentarische Betätigung in den Ausschüssen für Haushalt und Finanzen, Wirtschaft und Wissenschaft, gleichgültig ob als ordentliches Mitglied oder als Stellvertreter. Mit seiner umfangreichen Berufserfahrung, angereichert durch eine zwanzigjährige Tätigkeit, sowohl in den verschiedensten kommunalen und regionalen Parteifunktionen der niederrheinischen CDU als auch als Ratsherr der ehemals freien und später zu Duisburg gehörenden Stadt Rheinhausen, fühlte er sich im Düsseldorfer Landtag fast vom ersten Tag an fest im Sattel.
    Als von Unger während einer beruflichen Reise in die Schweiz Professor Kurt Biedenkopf zufällig begegnete, versuchte der heutige Oppositionsführer, den Mann aus der Wirtschaft davon zu überzeugen, daß es darum gehe, auch politische und parlamentarische Mandate zu übernehmen. Von Unger hatte sich längst entschieden, war aber 1970 und 1975 als Folge nicht ausreichender Plazierung auf der Landesreserveliste nicht zum Zuge gekommen. Jetzt ist er seit zwei Jahren dabei. Kritisch begleitet er die Wirtschaftspolitik von Professor Reimut Jochimsen, dem er, im Gegensatz zu manchen Vorgängern, die Kompetenz nicht abspricht, wohl aber von seiner Partei dazu verurteilt, halt mehr zu reden als zu handeln. Als im Düsseldorfer Landtag auch die Stahlkrise zur Debatte stand, vertrat er in seiner Partei die Auffassung, daß die europäische Stahlindustrie keiner Subventionen, sondern des Schutzes davor bedürfe. Härter, als hierzulande erwünscht, ist seine Meinung zu den Osthandelskrediten. Billigkredite suggerierten - so der Wirtschaftsexperte - den Comecon-Ländern - und dabei wollte er die jüngst von Ministerpräsident Johannes Rau in Begleitung von Bankern und Industriemanagern besuchten Länder Tschechoslowakei und Ungarn nicht ausnehmen - die Illusion, daß ihre Staatswirtschaft funktioniere, genau das aber sei ein Danaergeschenk!
    Auch der Erfolg im eigenen Lande, beispielsweise das Ruhrprogramm, sei weniger von Krediten als von einer Änderung der Rahmenbedingungen, beispielsweise beim Stahlstandorte-Programm, beim Abstandserlaß und der Energiepolitik abhängig. Eines übrigens hat von Unger nach seiner Wahl in den Landtag sofort klargestellt: An die Adresse der Duisburger Lokalredakteure gewandt, sagte er: "Ihr werdet mich immer als Lobbyisten für die Belange Duisburgs ansprechen können, aber ihr werdet mich nie ,St. Florian' nennen dürfen."
    Karl Fischer-Reichenberg

    ID: LI82161F

  • Porträt der Woche: Siegfried Zellnig (CDU).
    Porträt
    S. 15 in Ausgabe 13 - 07.06.1982

    Er gehört zu der Gruppe, die in den Parlamenten immer kleiner wird, auch im nordrhein-westfälischen Landtag. Siegfried Zellnig ist Rechtsanwalt, somit Freiberufler. Die Entscheidung, sich für die Landtagswahl 1980 zum ersten Mal als Kandidat der CDU im Wahlkreis 50 Neuss I - aufstellen zu lassen, hat er sich schwer gemacht. Ihm war bewußt, daß die anwaltliche unter seiner politischen Tätigkeit leiden würde, "und so ist es auch gekommen, denn Politik ist mehr als ein Halbtagsjob". Zumal er schon seit 1975 auch Mitglied des Rates der Stadt Neuss ist und stellvertretender CDU-Fraktionsvorsitzender. Wenn er heute über diese Belastung spricht, klingt es gelassen - vielleicht weil er weiß, daß seine Frau und seine beiden Kinder dafür Verständnis aufbringen, daß er selten zu Hause ist. Dabei hatte selbst er den zeitlichen Umfang falsch eingeschätzt. Denn neben den örtlichen Verpflichtungen, neben Plenum, Ausschüssen, Arbeitskreis und Fraktion wartet Fachliteratur auf ihn, warten auch Gespräche mit Interessengruppen. Da bleibt wenig Freiraum. Etwa zum Tennis spielen oder mit der gesamten Familie ein Bundesliga-Spiel vorzugsweise von Mönchengladbach zu besuchen. Allerdings ist der Rheinländer auch noch Schalke-Fan. Zellnig wurde 1941 in Stolberg bei Aachen geboren. "Als Neunjähriger spielte ich in der dortigen Fußballmannschaft, die sich auch 'die Königsblauen' nannten - daher mein Bezug zu Schalke."
    Der "organisierten Politik" stand er zunächst skeptisch gegenüber - "auch wenn ich mich schon immer für Politik interessierte". Und ihn, der 1960 in die CDU eintrat, faszinierten vor allem die Reden von Carlo Schmid, die er als Schüler bei den Bundestagsübertragungen im Fernsehen verfolgte. Der berufliche Aufstieg war schwer - voller Dornen: Volksschule, Industriekaufmann, Abendgymnasium, Jura-Studium. Vor acht Jahren machte er sich als Rechtsanwalt selbständig. In der Berufsschulzeit fielen die ersten Kontakte zur Katholischen Soziallehre durch einen Benediktiner - und als er zum Abendgymnasium nach Neuss wechselte, "da wollte ich eigentlich noch Jesuit werden". Die Grundaussagen dieser Lehre bestimmen auch heute sein politisches Handeln, dazu setzt er "Solidarität, Gemeinwohlprinzip und die Forderung, Politik für die Menschen vom Menschen heraus zu machen". Auch wenn er am 11. Mai 1980 als Neuling in den Landtag kam "und da hatte ich das Gefühl wie damals, als ich zum ersten Mal in der Kölner Uni stand"- so waren ihm weder Gebäude noch viele Kollegen fremd. Er hatte sie bei seiner kommunalpolitischen Tätigkeit kennengelernt. Neu war für ihn die Arbeitsweise: "Wenn ich in diesem Punkt einen Vergleich ziehe zu den Entscheidungen im Stadtrat, dann muß ich sagen: dort geht man systematischer und auch durchschaubarer vor." Als Anwalt beschäftigt sich Zellnig vor allem mit Miet- und Baurecht. Kein Wunder also, daß er in den Ausschuß für Städtebau und Wohnungswesen ging. Schon als Gymnasiast und als Student hatte er sich in einem Neusser Wohnungsbauverein um das Rechnungswesen als Buchhalter gekümmert. Das kommt ihm heute zugute - denn "wenn ich etwa über Mietrecht rede, dann ist das aus der Praxis selbst erlebt" - da kann ihm keiner ein X für ein U vormachen. Auf diesem Feld setzt Zellnig seine Schwerpunkte. Auch wenn die Bundesgesetzgebung den Ländern einen nur engen Handlungsrahmen läßt, sieht er noch genug Bewegungsspielraum. Er wünscht sich vor allem bei der geplanten Neuordnung der Landesbauordnung, Vorschriften zu vereinfachen, Bauverfahren zu beschleunigen und damit billiger zu machen. "Meine Partei ist mit dieser Forderung in den Wahlkampf gezogen, und jetzt kann ich mit meinen praktischen Erfahrungen dazu beisteuern, daß sich auf diesem Gebiet tatsächlich etwas bewegt", sagt er selbstbewußt. Eine andere Sorge sind die Wohnungsbaufinanzierungsbestimmungen. Zellnig plädiert dafür, das Land solle den Kommunen Pauschalzuweisungen geben. Denn nach seiner Erkenntnis können die Gemeinden vor Ort besser entscheiden, was wirkungsvoll zu tun ist. Allerdings verknüpft er seinen Wunsch mit der Forderung, daß das Land die Kontingente vorgibt und darauf achtet, daß Mietwohnungsbau und Eigentumsmaßnahmen in einem ausgewogenen Verhältnis stehen. Arge Versäumnisse sieht er dabei vor allem im Ruhrgebiet, in dem lange Zeit einseitig auf den Mietwohnungsbau gesetzt wurde.
    Dr. Wilm Herlyn

    ID: LI821321

  • Porträt der Woche: Dr. Hans-Ulrich Klose (CDU).
    Porträt
    S. 15 in Ausgabe 11 - 10.05.1982

    Wenn ein Rheinländer "berlinert', evangelischer Konfession ist, aus Preußen stammt und gleichwohl lebensfrohe Geselligkeit schätzt, fügt sich das Klischee nicht mehr leicht zum Bilde. Der nordrhein-westfälische Landtag hat in dieser Woche den CDU-Abgeordneten Dr. Hans-Ulrich Klose zu seinem neuen ersten Vizepräsidenten gewählt. Das ist für jeden, der dieses Vertrauen des Hauses erhält, eine Auszeichnung, denn das Präsidium dieses Verfassungsorgans hat in der repräsentativen parlamentarischen Demokratie nach wie vor eine herausgehobene Stellung.
    Klose ist nicht, wie viele seiner jüngeren Kollegen, in diesen freien Rechtsstaat hineingeboren worden. Das Elternhaus stand in Rüdersdorf in der Mark Brandenburg. Kindheit und erste Schuljahre waren noch vom Nationalsozialismus beherrscht. Mit siebzehn Jahren trat der junge Mann in die Ost-CDU ein. Doch der von der Sowjetunion vorgeschriebene machtpolitische Weg des anderen Teiles Deutschlands in den Kommunismus war nicht mehr aufzuhalten. Klose hat in dieser Spannung zeitweise, worüber er im offiziellen Lebenslauf nie spricht, um sein Leben fürchten müssen. Er wohnte in der DDR, konnte aber an der Freien Universität in West-Berlin Jura studieren, bis man ihn 1956 als politischen Häftling ins Zuchthaus verschleppte. Martin Niemöller kämpfte für seine Freilassung. Im Westen konnte Klose dann sein Studium vollenden. Er promovierte zum Doktor beider Rechte, war einige Jahre als Richter tätig und arbeitet seit vielen Jahren als Justitiar.
    Der neue Vizepräsident ist seit 1966 Abgeordneter. Heute, im Alter von erst 47 Jahren, kann er also schon auf eine gehörige Portion an Parlamentserfahrung zurückblicken. Dazu kommt über den Gemeinderat des Heimatstädtchens Korschenbroich und den Kreistag von Grevenbroich ein reicher Schatz an kommunalpolitischem Wissen. Beides zusammen war immer ein guter Fundus für Landespolitiker in allen Parteien. Klose hat aber auch das Feld der Rechtspolitik, auf dem er sich umtat, stets mit dem der Sozialpolitik verbunden. Bei ihm hat politische Arbeit auf ganz unpathetische Weise noch eine ethische Komponente. Auch sein Wirken als Presbyter in der rheinischen Landeskirche und sein Engagement im evangelischen Arbeitskreis der CDU sind Belege dafür. Es gibt immer noch Politiker, die vieles tun, außer darüber zu reden. Sie stehen oft an der Seite derer, die keine lautstarke Lobby haben, gehen den vermeintlichen kleinen Mängeln und Fehlentwicklungen in der Gesellschaft nach, bemühen sich auch um jene tatsächlichen Randgruppen, die nicht in täglichen Demonstrationskolonnen durch die Lande ziehen. Hans-Ulrich Klose gehört zu ihnen.
    Er hat einen sensiblen Sinn für die Rechte des Staates und der Bürger entwickelt, auch für die jeweiligen Grenzen, die um der gemeinsamen Wohlfahrt willen nicht überschritten werden dürfen. Ein wieder aufkeimender, politischen Anspruch begehrender Extremismus, gar noch ein gewalttätiger, links und auch rechts, bereitet ihm Sorgen. Man kann im Gespräch darüber mit Klose viel Nachdenkliches hören. Da spielen böse Jugenderfahrungen mit zwei demokratiefeindlichen Regimen eine nachwirkende Rolle. Gleichwohl, Klose weiß den oft mühseligen politischen Alltag mit Lebensfreude zu verbinden. Er wird auf beiden Seiten des Parlaments hoch geschätzt, jenseits von "Wort und Widerwort", auf das Demokraten in gemeinsamer Verfassung verpflichtet sind. Das neue Amt verlangt von ihm diesen Blick für das Gemeinsame. Es ist auch ein Stück Arbeit für einen Parlamentarismus, der sein rechtmäßiges Ansehen immer wieder durch Leistung nachweisen muß.
    Lothar Bewerunge

    ID: LI82110F

  • Porträt der Woche: Heinz Paus (CDU).
    Porträt
    S. 15 in Ausgabe 8 - 22.03.1982

    Der Rechtsanwalt Heinz Paus hat vor knapp zwei Jahren, als die CDU ihn auf Platz 40 ihrer Landesliste nominierte, "nicht ernsthaft" damit gerechnet, für die laufende fünfjährige Legislaturperiode in den Düsseldorfer Landtag einzuziehen. Zu aussichtslos erschien ihm dieser Warteplatz. Aber die Wahlarithmetik, die sich aus dem Ausscheiden der F.D.P. ergab, begünstigte ihn und auch einige andere CDU-Bewerber. Gleichwohl, meint Paus, hat ihn das vor Illusionen geschützt. Er kam damals "ohne große Erwartungshaltung" von Detmold nach Düsseldorf und dies, sagt er, erspare ihm heute, wo er nahezu arbeitstäglich anreisen muß, die Enttäuschung mancher seiner Kollegen.
    Heinz Paus ist soeben 34 Jahre alt geworden. Er gehört zu den jüngsten unter den 201 Abgeordneten. Zur CDU stieß er 1972, über die Junge Union. "Das war nach der verlorenen Barzel-Wahl in Bonn", als beim konstruktiven Mißtrauensvotum im Bundestag Korruptionsverdacht aufkam. "Da habe ich mich entschieden, jetzt muß man sich engagieren. "Paus führte erst sein Studium der Rechtswissenschaften in Münster und Tübingen zu Ende, ließ sich zusätzlich an der Verwaltungshochschule in Speyer ausbilden. Nach beiden Staatsprüfungen ließ er sich 1976 als Anwalt in Detmold nieder. Ein früh verknöcherter Jurist, ein blutarmer Advokat?
    Keineswegs. Da müßte man über das Elternhaus sprechen, das bei Ahaus im Münsterland steht. Ein kleiner Landwirtschaftsbetrieb, wo von der Großmutter bis zum Enkel, jeder im Stall und auf dem Felde anpacken mußte. Im Nebenerwerb die Dorf kneipe, wo nach getaner Arbeit hinter dem Tresen ein gutes Pils gezapft wurde. Als Junge lernte er dort, wie man offen und vernünftig miteinander spricht, nicht in den oft schablonenhaft erstarrten Sprachformeln der Berufspolitiker. Nimmt es wunder, daß Paus auch in der Düsseldorfer CDU- Landtagsfraktion eine Art von Stammtischrunde eingeführt hat? "Wir sollten viel mehr miteinander reden, denken, uns austauschen", meint er, bevor man mit großer Attitüde vor die Wähler und Bürger trete.
    Lehrer gehen in die Schulausschüsse, Juristen in die Justizausschüsse. So ist das überall in den Parlamenten. Paus lobt die Freiheit der politischen Arbeit, die sein Vorsitzender Kollege Klose ihm im Justizausschuß gewähre. Doch man hat nicht den Eindruck, dieser junge Abgeordnete habe damit schon sein endgültiges Arbeitsfeld gefunden. Er tut sich auch in anderen Bereichen um: die Ausländerproblematik beschäftigt ihn, auch kirchenrechtliche Fragen. Was wird aus der Förderung der Landestheater? Wie geht es mit der allgemeinen Wirtschaftsförderung weiter? Erhalten mittelständische Unternehmen die Chance, ihr Eigenkapital so zu verstärken, daß sie widrigen Winden der Konjunktur besser widerstehen können? Paus sorgt sich um die Möbelindustrie in Ostwestfalen, die noch stark handwerklich orientiert ist.
    Er formuliert Einsichten, die sympathisch wirken, weil sie ehrlich sind: Man könne als Abgeordneter nicht die großen Dinge bewegen, schon gar nicht in der Opposition. Man habe sich dem Detail zu widmen, der täglichen Kleinarbeit, wenn man etwas verbessern wolle. Und auch dann müsse man sich das meiste mühsam selbst erarbeiten. Die Ausstattung der Abgeordneten sei unzulänglich bei der Aufbereitung von Themen, bei der Zuarbeit von Problemlösungen. Recht hat er, denn nur Berufspolitiker genießen alle Vorteile des Systems. Paus widmet zwei Wochentage seiner Anwaltskanzlei, drei weitere gehören der Landtagsarbeit. Dann muß man, wenn andere Bürger ihre 40-Stunden- Woche abhaken, noch an die Rückkoppelung zur Parteibasis denken, die heimische Wählerschaft betreuen. "Was da oft läuft an ununterbrochenem latentem Wahlkampfeinsatz, ist eine fürchterliche Ressourcenvergeudung", sagt er, "vor allem bei den Spitzenpolitikern." Auch der einfache Landtagsabgeordnete habe nach spätestens zwei Parlamentsjahren gelernt, daß Freizeit nur noch ganz kleingeschrieben wird. Paus zieht sich dann die Jogger-Schuhe an, läuft in die Wälder hinaus, oder er spielt Squash, oder auch ein wenig Fußball. Und dennoch bleiben Skrupel, denn da liegen zugleich Stapel von Büchern, Schriften, Akten auf dem Schreibtisch, die auch noch gelesen werden müßten. Vielleicht haben Juristen da einen Vorteil: Man erkenne das Wesentliche und beschränke sich dann auch darauf.
    Lothar Bewerunge

    ID: LI820807

  • Porträt der Woche: Otto-Friedrich von Schönberg (CDU).
    Porträt
    S. 15 in Ausgabe 6 - 08.03.1982

    Er lehnt es ab, sich einseitig auf irgendwelche Gruppierungen festlegen zu lassen. "Ich bin CDU-Mitglied und gehöre dem Bauernverband an", meint Otto-Friedrich von Schönberg. "Ansonsten zähle ich mich zu den ,Sofas', den Selbständigen ohne fremde Arbeitskräfte." Eine weitere Einschachtelung in Kästchen lehnt der Diplomlandwirt aus Bartrup im Westfälischen ab. Seit dem Mai 1980 sitzt er im nordrhein-westfälischen Landtag und setzt sich für eine vernünftige Landwirtschaftspolitik ein. Nach dem Sprichwort "Schuster bleib bei deinem Leisten" will er im Plenum immer nur dann mitreden, wenn er von einer Sache auch "hundertprozentig" etwas versteht. Im Ernährungsausschuß kümmert sich der Landmann um Wasserwirtschaft, Abwasserbeseitigung und Umweltschutz.
    Sein besonderes Steckenpferd sind die "nachwachsenden Energien". Daß er diese Materie beherrscht, hat er unlängst bewiesen, als er im Parlament seine Jungfernrede zu diesem Thema hielt. Wenn er davon spricht, wie man sechs Millionen Tonnen Öl und damit drei Milliarden DM einsparen kann pro Jahr, lebt seine sonst so ruhige Stimme auf, wird er ganz lebhaft. In die Politik gekommen ist er, weil Nachbarn ihn baten, im Rat von Bartrup doch "mitzumachen". Damals, 1956, ging es um die Wasserversorgung und die Straßenbeleuchtung. "Du kannst so gut reden", drängten ihn Freunde, "tu doch mal was für uns." So kam es, daß Otto-Friedrich von Schönberg als Parteiloser in den Rat der Stadt einzog; denn eine CDU gab es damals in Bartrup noch nicht. Erst 1968 wurde der Diplomlandwirt dann Christdemokrat.
    1969 wurde er stellvertretender Kreisvorsitzender der CDU, seit dem gleichen Jahr ist er Fraktionsvorsitzender im Rat. "Auf Anhieb habe ich da 30 Prozent der Stimmen bekommen", freut er sich noch heute. 1975 übernahm er dann auch noch das Bürgermeisteramt. Als die F.D.P. 1979 bei den Kommunalwahlen die Hälfte ihrer Stimmen abgeben mußte, verlor der CDU-Mann seinen Bürgermeisterposten. Seither ist er wieder CDU-Fraktionschef.
    Auf die Frage, warum er nicht eher für das Landesparlament kandidiert habe, wozu ihn doch Parteifreunde ermuntert hätten, meint er offen, daß die Zeit dafür noch "nicht reif gewesen sei". Zunächst einmal habe er sein Haus bestellen müssen, sprich: den Hof aufbauen. "Jetzt mit dem Landtagsmandat beginnt ein neuer Beruf", erklärt er. Das spricht für die Gründlichkeit des Landmannes.
    Otto-Friedrich von Schönberg wurde am 24. Oktober 1924 in Dresden geboren. Mit 17 Jahren wurde er, das Notabitur in der Tasche, an die Front geschickt. Verwundet kam er in britische Gefangenschaft. Das große landwirtschaftliche Anwesen im Sächsischen, seit 800 Jahren im Familienbesitz, war verloren. Von Schönberg begann beim Punkt Null. Zunächst machte er eine landwirtschaftliche Lehre, dann die Gesellenprüfung, und 1947 begann er mit dem Landwirtschaftsstudium. Seinen Unterhalt verdiente er sich in den Semesterferien auf dem Bau. Beim Häuserbauen hat er dann auch seine Frau kennengelernt.
    Beruflich führte sein Weg nach dem Diplom über die Stellung eines Pressereferenten der Versuchsstation Limburger Hof der BASF über den stellvertretenden Abteilungsleiter der Versuchsabteilung Rheinstahl-Hanomag zum selbständigen Landwirt, als er den Betrieb seiner Schwiegermutter kaufen und übernehmen konnte. Heute hat er einen "gemischten Betrieb", wie er es nennt, ist Herr über 1000 Schweine und einen 120 Hektar großen Getreideanbau. Nachdem der älteste Sohn von vier Kindern in die Landwirtschaft eingetreten ist, zieht sich der Mann vom Landadel in die Politik zurück.
    Niemand zweifelt daran, daß er dies mit der gleichen Gründlichkeit und dem selben Beharren tun wird, wie er seine bisherige Laufbahn gemeistert hat. Den politischen Erfolg kann man zwar nicht erzwingen, die Voraussetzungen bringt der CDU-Mann aber durchaus mit. Und noch eines wird ihm von Nutzen sein: Er besitzt Humor. Kollegen in der Fraktion haben ihm bereits bescheinigt: "Er ist geistreich und witzig. Zitiert nicht nur Ringelnatz, Kästner und Tucholski, sondern unterhält auch sonst eine gesellige Runde." Der neue Mann: offensichtlich eine Bereicherung auf dem parlamentarischen Parkett.
    Gerlind Schaidt

    ID: LI82061C

  • Porträt der Woche: Leonhard Kuckart (CDU).
    Porträt
    S. 15 in Ausgabe 4 - 08.02.1982

    Zu den vermutlich ganz wenigen Parlamentariern, die Tag für Tag bereits um fünf Uhr aufstehen, gehört Leonhard Kuckart von der Fraktion der CDU. Sein Beruf, den er liebt, der ihn wirtschaftlich unabhängig halten soll, erfordert es: Kuckart, kürzlich 50 Jahre alt geworden, ist Prokurist in einem mittelständischen Unternehmen des Maschinenbaus in Schwelm (Westfalen). Genauer gesagt: Verkaufsleiter und somit viel unterwegs. Das wiederum bedeutet, daß er das ,,Ständehaus", wie das Parlamentsgebäude früher hieß, aus den verschiedensten Richtungen ansteuert. Ansonsten sitzt er um halb sieben schon am Schreibtisch in seiner Firma. Dort hat er sich vom kaufmännischen Lehrling hochgearbeitet. Im nächsten Jahr begeht er das 25jährige Arbeitsjubiläum.
    Auf dem morgendlichen Rundgang durch den Betrieb, wie Kuckart die notwendigen Kontakte zur Produktion bezeichnet, "laden die Arbeitnehmer aber jetzt ganz schön ab", hat er festgestellt. "Man kennt sich seit langen Jahren, weiß, für welche Partei das Herz schlägt." Der CDU-Mann, Handwerkersohn, in Schwelm geboren und Mitglied der Katholischen Arbeiterbewegung, merkt "deutlich, daß die Stimmung sich gewandelt hat". Er werde "oft darauf angesprochen, was die Genossen in Düsseldorf für'n Murks machen (Die Metaller drückten dies in der saftigen Umgangssprache des Reviers allerdings etwas anders aus, erläutert Kuckart.) "An ein Minderheitendasein und an politische Ohnmachtsgefühle von Schwerte aus gewöhnt" - dort hat die SPD "noch", dies betont Kuckart, die absolute Mehrheit - ist er "fest davon überzeugt, daß die CDU 1985 den Wechsel schafft". Dann würde er gerne im Landtag weiterarbeiten.
    Die ersten eineinhalb Jahre dort sieht er ganz nüchtern. Er ist "verwundert, daß relativ wenig über die wirtschaftspolitischen Themen debattiert wird angesichts der steigenden Arbeitslosigkeit und der nach wie vor ungelösten Strukturprobleme. Die Arbeitsmarktlage ist gesellschaftspolitisch äußerst wichtig; man denke an die vielen Jugendlichen, die in die Ausbildung drängen, an die möglicherweise weiter wachsende Ausländerfeindlichkeit." Es "erstaunt" Kukkart auch, "die offensichtlichen Lieblingsthemen von Bildungspolitikern gelegentlich in Überlänge anhören zu müssen". "Gehen wir nicht an den drängendsten Aufgaben des Landes vorbei?" sinniert er.
    Kuckart ist Mitglied im Sportausschuß des Landtags. Und das nicht deshalb, weil er in jüngeren Jahren sich an jedem Sonntag gleich doppelt damit beschäftigt hat, den Ball ins Tor zu bringen, vormittags per Hand, nachmittags per Fuß, sondern weil er als langjähriges Vereins-Vorstandsmitglied bestens Bescheid weiß, wie die Politik den Sport fördern kann und soll. Im Ausschuß ist Kuckart CDU-seitig für Fragen der Vereinshilfe zuständig, zuvörderst der Zuschüsse für die Übungsleiter. Im Ausschuß für Landesplanung und Verwaltungsreform bringt er kommunalpolitische Erfahrungen aus zwei Jahrzehnten ein.
    Dabei hatte seine politische Laufbahn 1961 recht ungewöhnlich begonnen: Der parteilose Pfarrjugendführer wurde von der örtlichen CDU für den Rat der Stadt Schwelm vorgeschlagen. Das war für ihn ein "so unwahrscheinlicher Vorgang", daß er das Programm der Christlichen Demokraten genauer prüfte, bevor er das Mitgliedsbuch beantragte. 20 Jahre lang saß er im Rat der Stadt, seit 1975 gehört er dem Kreistag Ennepe-Ruhr an. In einem der drei dortigen Wahlkreise kandidierte er 1980 auch erstmals; der Landeslistenplatz machte ihn zum MdL.
    Ach ja, Kuckart kommt aus der Wirtschaft. Weil er an seinem Beruf hängt, nimmt er es als Selbstverständlichkeit hin, daß er an Samstagen ebenfalls tätig ist und "daß der Urlaub schon mal recht kurz ausfällt" - damit die Firma nicht zu kurz kommt; denn Kuckart möchte "keine Vorteile aus dem politischen Mandat ziehen". Deshalb auch die ständige "Frühschicht". Die Gattin hat dafür sehr viel Verständnis, die Tochter ist vollbeschäftigt mit ihrer Doktorarbeit. Und wenn Urlaub, dann "nur im Schwarzwald".
    Hans Krieger

    ID: LI82041B

  • Porträt der Woche: Christel Wagner (CDU).
    Porträt
    S. 15 in Ausgabe 2 - 25.01.1982

    Sie gehört zu den charmanteren Neulingen in dieser neunten Legislaturperiode des Landtags: die CDU-Abgeordnete Christel Wagner aus Hüllhorst, nahe der Porta Westfalica. Und das soll ein politisches Prädikat sein. Viele Politikerinnen kompensieren nicht selten durch Schärfe und Bissigkeit, was ihnen an männlicher Lautstärke gebricht. Da hat die stete und offene, im Ton eher leise, aber herzliche, in der Sache hartnäckige Rede der Frau Wagner ihre sympathischen Züge. Natürlich, sagte sie, fühle sie sich auch nach nun bald zwei Mandatsjahren in Düsseldorf noch neu und lernfähig; doch die erste Euphorie über den Einzug ins Parlament, auch eine vielleicht zu hohe Erwartungshaltung seien geschwunden. Die Realität setze sich durch: jeder sei im Grunde Einzelkämpfer, mancher dazu noch manches anderen Konkurrenten.
    Christel Wagner hat viel Vorarbeit in dieses Mandat gesteckt. Da war zunächst die Berufsausbildung zur Damenschneiderin, dann kamen die Pflichten der Hausfrau und Mutter. Relativ spät erst ging sie in den öffentlichen Dienst, als Vermittlerin bei einem Arbeitsamt, schließlich als Ausbilderin bei einem Berufsbildungswerk. Innerhalb der CDU führte der Weg ab 1971 aufwärts in der Frauenvereinigung und bei den Sozialausschüssen. Das Listenmandat 1980 erstritt sie gegen vier männliche Mitbewerber. Doch da sind nicht einmal Ansätze von Emanzentum zu erkennen. "Die Gleichberechtigung", sagte sie, "darf auf keinen Fall zur Gleichmacherei führen." Und sie deutet mit einem Lächeln an: "Die Frauenvereinigung ist schon gute Schule genug."
    Im Landtag hat Frau Wagner zwei Arbeitsfelder besetzen können, zu denen sie immer ein Talent, eine natürliche Neigung empfand: Den Petitionsausschuß und den Ausschuß für Jugend und Familie. Im einen könne man als Mittler zwischen Bürger und Verwaltung viel Vernünftiges tun, könne man lernen, wie die Bürokratie und ihre Erlaßfluten die Menschen zu ersticken drohen. Das andere habe noch mehr Zukunft. Denn wo bei immer höherer Staatsverschuldung immer weniger Geld verteilt werden könne, sei die Zeit der sozialen Geschenke zu Ende. "Wir brauchen neue, vor allem auch wieder ideelle Denkansätze." In der Politik für die Frauen werde das besonders deutlich, weil ihre Entfaltungschancen zwischen Schule und Beruf in dieser Zeit schwindender Arbeitsplätze mehr gefährdet seien als je zuvor.
    Frau Wagner hat den Mut, auch schon erste kritische Einsichten über Möglichkeiten und Grenzen eines solchen Landtagsmandates, zudem noch in der Opposition, zu formulieren. "Ich wünschte mir mehr Teamwork um der Sache willen, der Zwang zur Profilierung vereitelt vieles." Auch die Parteien, meint sie, müßten ihre Abgeordneten durch mehr Mitarbeit tragen. Das Mißverständnis greife um sich, Fleiß und Leistung des Abgeordneten seien nach der Fülle der wahrgenommenen Termine, der Versammlungsauftritte zu bewerten. "Ich war zeitweise fast zermürbt", gesteht Frau Wagner ein. So wie bisher könne das mit der Sieben-Tage-Woche nicht weitergehen. Doch das sind keineswegs Anflüge von Frustration. Diese Abgeordnete verbindet politische Urteilskraft mit gesunder Bescheidenheit: "Ich lasse bestimmte Fachgebiete, etwa Außen- oder Wirtschafts- oder Energiepolitik, einfach außen vor. Das muß man einräumen können, auch einmal sagen können: diese und jene Fach frage kann ich zur Zeit nicht beurteilen." Es sei wichtiger, weniges sachkundig beurteilen und danach richtig handeln zu können, als vieles oder gar alles halb zu wissen.
    In Wahrheit: genauso ist es, obwohl viele Politiker das nur ungern eingestehen. Politiker, sagt Christel Wagner, sollten überhaupt etwas weniger reden und dafür viel mehr und sorgsamer zuhören können. Das Mandat, das man für die Bürger ausübe, bedürfe der ständigen Rückkoppelung. Von sich selbst glaubt sie, ihr Stil und ihre Methode der politischen Arbeit würden bei den Wählern daheim oft positiv angenommen. Sie will auch daran festhalten, daß einige oft hämisch bespöttelte, zynisch zerredete Verhaltensweisen, die sie mit "Mütterlichkeit, Weiblichkeit" beschreibt, selbst in der parlamentarischen Arbeit ihren Nutzen haben. Man muß schon sagen, daß die rhetorischen Heroen des Parlamentarismus nicht selten den Pfau schon für intellektuell halten, nur weil er sein Gefieder spreizt.
    Christel Wagner liest sehr viel, doch sie will in der freien Zeit auch vom Kochen, Nähen, Werkeln und Basteln nicht lassen. Des einen Streß kann - wohlverstanden - des anderen Muße, Entspannung und Regeneration sein.
    Lothar Bewerunge

    ID: LI82021A

  • Porträt der Woche: Wilhelm Lleven (CDU).
    Porträt
    S. 15 in Ausgabe 30 - 11.12.1981

    Er zählt zu jenen letzten vier Abgeordneten im nordrhein-westfälischen Landtag, die noch den Acker pflügen und das Feld bestellen: Wilhelm Lieven aus Titz legt noch die Hand an auf seinem Hof. Schon als Junge hat der heute 47jährige Landwirt auf dem elterlichen Anwesen, der "Spieler-Mühle" zugepackt, seit längerem versucht der CDU-Abgeordnete darüber hinaus die Interessen der in der Landwirtschaft tätigen Menschen und der Region in den verschiedensten Gremien mit Erfolg zu vertreten. "Mein Herz schlägt für die Landwirtschaft", räumt denn auch Wilhelm Lieven freimütig ein.
    Bereits mit 24 Jahren wurde er Vorsitzender der Ortsbauernschaft Titz-Spiel. Das Vertrauen seines Berufsstandes führte den Landwirt mit viel Energie und realistischem, Weitblick zu weiteren Aufgaben und Ämtern: stellvertretender Vorsitzender der Kreisbauernschaft Düren/Jülich, Kreislandwirt und Mitglied des Hauptausschusses der Landwirtschaftskammer Rheinland sind nur einige von vielen Stationen.
    Den Weg zur CDU fand Wilhelm Lieven 1964, nachdem er bereits zuvor viele Jahre mit der Jungen Union symphatisiert hatte. Als er 1968 in den Titzer Rat kam und ein Jahr später Bürgermeister der Gemeinde wurde, stand der Raum vor der kommunalen Neuordnung mit all ihren Problemen. Viel Fingerspitzengefühl und Argumentation bedurfte es in den folgenden Jahren, die teilweise unterschiedlichen Interessen der in sich geschlossenen Gemeinden und Ortschaften auszugleichen. Wenn heute mit einer Zunge gesprochen wird, so ist es zweifellos ein Mitverdienst des weiterhin amtierenden Bürgermeisters. Als Kreistagsmitglied fühlte sich der Kommunalpolitiker verpflichtet, auch die Integration der ehemals selbständigen Kreise Jülich und Düren zu forcieren. Wer heute durch diesen Raum fährt erlebt, wie der Braunkohle-Tagebau immer mehr Raum in Anspruch nimmt. "Jeden Tag geht irgendeine landwirtschaftliche Fläche verloren", registriert Wilhelm Lieven. Insgesamt 350 Höfe werden der Braunkohle weichen müssen, nur wenige der betroffenen Bauern werden sich wieder auf ähnlich großem Ersatzland ansiedeln können. Diesen unfreiwillig in Existenznot geratenen Menschen widmet sich der CDU-Landtagsabgeordnete mit Rat und Tat. Die Umsiedler, die die Landwirtschaft weiter betreiben können, müssen meist durch Hinzunahme eines zweiten Veredlungszweiges ihre Zukunft zu sichern versuchen. Viele andere aber, vor allem junge Bauernsöhne, werden sich einem neuen Berufzuwenden müssen. Der Kreislandwirt lobt in diesem Zusammenhang die gute Zusammenarbeit mit der Braunkohle-Gesellschaft, wo manch einer der vom Tagebau verdrängten Bewohner eine neue Existenz gefunden hat. "Wir können nicht immer auf die Industrie-Giganten schimpfen."
    Der Agrarausschuß der rheinischen CDU, dessen Vorstandsmitglied Wilhelm Lieven ist, hat ihn 1980 für einen sicheren Listenplatz empfohlen. Heute gehört der Abgeordnete dem Ausschuß für Ernährung, Land-, Forst- und Wasserwirtschaft an und ist gleichzeitig stellvertretendes Mitglied der Ausschüsse für Landesplanung und Verwaltungsreform sowie für Grubensicherheit. Als engagierter Kommunalpolitiker möchte er in Fraktion und Ausschüssen dazu beitragen, daß das politische Handeln von Regierung und Parlament bürgedreundlich und nachvollziehbar für die Gemeinden ist.
    "Vor jeder Entscheidung muß die Diskussion mit dem Bürger stehen." Ein solches Verhalten räumt nach seiner Ansicht auch Mißverständnisse und nicht selten Bedenken fort. So gelang es ihm beispielsweise in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Landschaftsbeirates die Zustimmung aller Betroffenen für einen der ersten Landschaftspläne im Land zu finden.
    Verwurzelt mit der Scholle, hat das Wort Heimat für den Vater von vier Kindern einen unverminderten Wert. "Wir müssen uns darauf wieder mehr besinnen." Dazu zählt für den CDU-Politiker auch die Pflege des Brauchtums, der Nachbarschaft. Der tägliche Kontakt mit dem Bürger ist für Wilhelm Lieven keine "Pflichtaufgabe", sondern ein naturelles Bedürfnis.
    Jochen Jurettko

    ID: LI81301B

  • Porträt der Woche: Werner Schumacher (CDU).
    Porträt
    S. 15 in Ausgabe 28 - 23.11.1981

    "In einem kontinuierlichen Werdegang über jede Stufe von unten nach oben" hat Werner Schumacher aus Kall (Kreis Euskirchen) im Mai 1980 den seit Jahren erstrebten Einzug in den Landtag Nordrhein-Westfalen geschafft. Mit satten 59,6 Prozent der Stimmen im Wahlkreis 12 (Euskirchen II), einem der besten Ergebnisse der CDU bei der letzten Landtagswahl, schlug der Bürgermeister von Kall (seit 1972) die Konkurrenz aus dem Felde.
    1932 in Kall geboren, besuchte Schumacher das dortige Hermann-Josef-Kolleg der Salvatorianer-Patres bis zum Abitur, um sich dann an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn wirtschaftswissenschaftlichen Studien zuzuwenden, die er 1957 mit dem Diplom- Volkswirt abschloß. Anschließend stieg er als Mitinhaber und geschäftsführender Gesellschafter in die elterlichen Firmen ein (Bau- und Heimwerkermarkt, Spedition und Transportbeton), die er inzwischen mit dem Bruder gemeinsam in der dritten Generation fortführt. Das verschafft ihm Zeit für die Politik, "wirtschaftliche Unabhängigkeit vor allem", aber auch jene praktischen Erfahrungen, ohne die nach Schumachers Meinung gute politische Arbeit schwerlich möglich ist.
    In die CDU war er 1960 eingetreten, weil sie seinen "Wertvorstellungen, die von Werdegang und Erziehung geprägt sind, am ehesten entspricht". Die Partei trug ihm recht bald Ämter an wie den Kreisvorsitz und Gemeindeverbandsvorsitz. 1964 erfolgte die Wahl in den Rat der Gemeinde Kall, 1969 kam er in den Kreistag Schieiden und wurde stellvertretender Landrat. Nach der kommunalen Neugliederung wechselte er 1971 in den Kreistag Euskirchen über, wo er seit 1978 die CDU-Fraktion führt.
    Im Landtag, wo ihm "langjährige politische und persönliche Freundschaften" - Schumacher hebt hier Worms und Grundmann hervor- "die ersten Schritte leichtmachten", berief ihn die Fraktion in die Ausschüsse für Landesplanung und Verwaltungsreform und für Verkehr. Im Wirtschaftsausschuß, für den es erfahrungsgemäß besonders viele Interessenten gibt, ist Schumacher stellvertretendes Mitglied. Durch seine Mitwirkung im Arbeitskreis Wirtschaft seiner Fraktion ist der einzige Parlamentarier aus dem Groß- und Einzelhandel des Landes "auf dem laufenden". Die Tätigkeit im Planungsausschuß hält er für "gewichtig, weil hier die notwendige Verzahnung von Kommune und Landtag zum Tragen kommt". Seine Jungfernrede im Plenum hatte "strukturpolitische Probleme im ländlichen Raum" zum Gegenstand.
    So leicht ihm das Zurechtfinden in Fraktion und Ausschüssen fiel, eines ist für Schumacher "betrüblich": "Daß man in internen Beratungen den Eindruck haben muß, mit seinen Überlegungen und Argumenten die andere Seite überzeugen zu können, um hernach - als sei das alles nicht wahr - kalt abserviert zu werden." Seine oberste Maxime: Er will, "wie in den 20 Jahren kommunalpolitischer Arbeit, Politik mit der Ehrlichkeit betreiben, daß sie nicht nur heute, was Düsseldorf betrifft, in der Opposition richtig ist, sondern auch morgen in der Regierungsverantwortung durchgestanden werden kann". Ihn "ärgert, daß zu viele heute geneigt sind, die Autorität des Staates in Frage zu stellen und damit auch das Vertrauen in die demokratisch gewählten politischen Vertreter".
    Da der Humanist Schumacher die Geschichte des Altertums besonders als Lektüre schätzt, "weil sich alles wiederholt", hat er - im Vorfeld der Haushaltsberatungen - "ein aktuelles Cicero-Zitat" parat, obgleich es schon 2036 Jahre alt ist: "Der Staatshaushalt muß ausgeglichen sein. Die öffentlichen Schulden müssen verringert werden." Sätze, die sich "alle Verantwortlichen mehr zu Herzen nehmen sollten". Cicero hatte "auch dies geschrieben: Die Leute sollen wieder lernen zu arbeiten, statt auf öffentliche Rechnung zu leben." Seine Freizeit verbringt Schumacher mit Frau und drei Kindern so, "wie es im ländlichen Raum üblich ist: das Herz hängt an der Natur." Mit guten Freunden kegelt er "schon mal ein Stündchen", verschmäht er auch einen "Doppelkopf" nicht. Für dies alles "bleibt nun jedoch viel weniger Zeit als früher..."
    Hans Krieger

    ID: LI81281E

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Die Fraktionen im Landtag NRW