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  • Porträt der Woche: Dietmar Katzy (CDU).
    Porträt
    S. 15 in Ausgabe 28 - 14.11.1977

    Eher zufällig, sagt Dietmar Katzy, sei er in Mährisch-Ostrau geboren. Doch jenes deutsch-polnisch-tschechische Dreiländereck habe ihn ebenso wie seine Heimatstadt Aachen, wo Deutsche, Holländer und Belgier sich begegnen, früh gelehrt, nationale und völkische Grenzen gering zu achten. Das Engstirnige und Ideologische hat immer einen kurzen Horizont, auch in der Politik, wo der 42jährige Abgeordnete seit 1961 für die CDU arbeitet. Katzy ist für jeden ansprechbar, sein erfolgreiches "Bürger-Büro" in Aachen, Kummerkasten und Taubenschlag zugleich, beweist es.
    Als die Wähler ihn 1975 mit einem Direktmandat in den Landtag entsandten, hatte Katzy mit buchstäblich harter Arbeit schon Lebenserfahrung in mehreren Berufsfeldern gewonnen:
    Als Facharbeiter, als Maschinenschlosser und Werkzeugmacher, später nach Abitur und Studium auch als Berufsschullehrer. Vor dem Weg in die Politik sollte eine berufliche Qualifikation stehen, meint Katzy. "Ich bin heute Berufspolitiker, muß es sein, aber es wäre besser, ein Bein im Beruf zu halten." Katzy fühlt sich der katholischen Soziallehre verpflichtet und wirkt doch weltoffen und in einem undogmatischen Sinne liberal. Langjährige Arbeit an Lehrerseminaren, am Institut für schulpädagogische Bildung und in Schulbuchkommissionen mag zu dieser Entwicklung beigetragen haben.
    Auch im Landtag gehören die Probleme der beruflichen Bildung, nun auch der Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit zu seinen Hauptarbeitsgebieten.
    Aber unverhofft ist ein anderes hinzugekommen: die Untersuchung des Bauskandals am Aachener Hochschulklinikum, der wohl häßlichsten, bislang auch teuersten Krankenburg Europas.
    Katzy war seinerzeit für dieses Klinikum, nicht ahnend, was der Moloch Planung in einer schließlich nicht mehr zu überschauenden Dimension anrichten würde.
    Wie wächst dann das Mißtrauen, warum entsteht der Ruf nach Kontrolle? "Man hört von Verzögerungen, möglicherweise Fehlplanungen, wird von der Regierung fehlerhaft informiert, das führt zu weiteren Recherchen", meint Katzy. So komme man ins Thema. Der Schneeball wird zur Lawine.
    "Wir müssen da durch", sagte der zum parlamentarischen Untersuchungsausschuß gehörende Abgeordnete, "obwohl viele Fehler kaum noch korrigierbar sind".
    Es gelte, die Folgekosten dieses Klinikums, das der Humanisierung der Arbeitswelt nachgerade Hohn spreche, so gering wie möglich zu halten. "Sonst trifft es wieder die Arbeitnehmer und ihre Krankenkassenbeiträge." Die Untersuchungen dauern an, Katzy wird sich also über zusätzliche Arbeit in den kommenden Monaten, vielleicht Jahren, nicht beklagen dürfen.
    Als Hinterbänkler hat Katzy übrigens im Landtag gar nicht erst angefangen. Zehn Plenarreden in den ersten beiden Jahren, sagt er nicht ohne Stolz, das möchten ihm andere Neulinge erst einmal nachmachen. Die Mußestunden werden dann natürlich knapp, doch der Abgeordnete hat für sich und seine Familie mit den vier Kindern wohlweislich und vorsorglich ein kleines Refugium in der Eifel geschaffen. Da wird dann gewandert und gelegentlich auch mal mit dem Kajak im Wildwasser herumgestochert. Das Nahziel heißt, den 1975 von 51,3 Prozent der Wähler anvertrauten Wahlkreis auch 1980 wieder repräsentieren zu können. Direktmandate, meint Katzy, sichern ein Stück Unabhängigkeit im Interesse der Bürger, auch vor gelegentlichen Versuchungen in der eigenen Partei.

    Lothar Bewerunge

    ID: LI772822

  • Porträt der Woche: Georg Ehrich (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 26 - 31.10.1977

    Er ist kein bequemer Mann — das war Georg Ehrich nicht im Beruf, und er ist es auch heute nicht als CDU-Abgeordneter im Düsseldorfer Landtag. Aber gerade dieser Wesenszug mag es sein, der dem gebürtigen Westfalen auch viele Freunde im anderen politischen Lager, bei SPD und F.D.P., gebracht hat. Parlamentarische Entscheidungen sollten nach sachgerechten und nicht parteipolitischen Aspekten fallen, meint der 1975 im Kreis Soest gewählte Abgeordnete. Das bedeutet für Ehrich, "auch mal den Mut aufzubringen, dem politisch Andersdenkenden Recht zu geben oder sich bei ihm zu entschuldigen". So lehnt er auch einen Fraktionszwang bei Abstimmungen grundsätzlich ab.
    Der, wie Ehrich sich selbst bezeichnet, "geborene Kommunalpolitiker" vermißt oft im nordrhein-westfälischen Landtag das Verständnis gegenüber dem politischen Gegner, die Toleranz gegenüber dessen Meinung, wobei er natürlich keinem fairen Schlagabtausch aus dem Wege geht. Die "beste Schule" für diese "noble Umgangsform" ist nach seiner Ansicht die Kommunalpolitik. Hier sammelte er auch seine politischen Erfahrungen als Mitglied des Gemeinderates Stocklarn (1955/58), und des Kreistages Soest (seit 1961), als Landrat des Kreises Soest (1969/74) bis zu dessen Zusammenschluß mit Lippstadt und seitdem als stellvertretender Landrat.
    Damit ist Ehrichs Engagement für die Kommunen vorgegeben. So plädiert er für deren größere finanzielle Selbständigkeit und lehnt den "goldenen Zügel" des Landes entschieden ab. Konkret:
    Der Steuerverbund müsse zugunsten der Gemeinden korrigiert werden, und ein Teil der zweckgebundenen Zuwendungen müßten in freiverfügbare Zuschüsse umgewandelt werden.
    Wenn die Gemeinden die vielzitierte "Wurzel der Demokratie" seien, so müßten sie auch gesund bleiben.
    Es ist kein Zufall, daß der Gewerkschafter neben seiner Tätigkeit im Schul- und im Landwirtschaftsausschuß auch dem Ausschuß für Arbeit und Soziales angehört. Der Beruf konfrontierte Ehrich fast täglich mit den Sorgen und Nöten vieler Mitbürger. Nach Kriegsende in die Heimat seiner Ehefrau verschlagen, wirkte er im Sozialbereich der Stadtverwaltung in Zwickau. Allerdings wurde das CDU-Mitglied den dortigen Machthabern bald zu unbequem und mußte 1949 Mitteldeutschland verlassen. So kehrte Ehrich mit seiner Familie dorthin zurück, wo er als Kind aufgewachsen war, in den Kreis Soest. Beim Versorgungsamt für Kriegsopfer fand er eine neue berufliche Aufgabe.
    Der langjährige Kontakt mit Hilfsbedürftigen hat den CDU-Abgeordneten in der Überzeugung gestärkt, daß der Staat für die Behinderten und älteren Menschen mehr tun müsse. Nicht zuletzt auch deshalb, weil sie nach Kriegsende das Fundament für unseren heutigen Wohlstand geschaffen haben. So denkt Ehrich beispielsweise an Erholungskuren für ältere Mitbürger.
    Wenn sich der 56jährige Landesparlamentarier zu Wort meldet, stehen dann auch meistens soziale Themen auf der Tagesordnung. Dabei lassen seine Sachkenntnis und Schlagfertigkeit aufhorchen. Die gründliche Vorbereitung hat Ehrich nach seinen Worten schon früh, beim Militär, gelernt. - Nach Mittlerer Reife und anschließendem Arbeitsdienst meldete er sich freiwillig zur damaligen Wehrmacht, wurde später Offizier und siebenmal verwundet.
    Entspannung findet der Abgeordnete bei Schallplatten, Büchern ausgedehnten Spaziergängen und der Jagd. Einmal im Jahr ist sein Ziel ein vom Tourismus noch nicht "beschlagnahmtes" Land: So im letzten Jahr die UdSSR und in diesem Ungarn.

    Jochen Jurettko

    ID: LI77261E

  • Porträt der Woche: Franz Eberl (CDU).
    Porträt
    S. 15 in Ausgabe 24 - 07.10.1977

    Es erscheint zunächst schwierig, sich Franz Ebert als Landtagsabgeordneten und erfolgreichen Politiker vorzustellen. Er wirkt dafür ein zuwenig zu jung, zu bescheiden und zu unbekümmert. Das Gespräch mit ihm korrigiert aber diesen Eindruck, ohne daß er dies gewollt hätte. Schließlich gibt es keinen Zweifel mehr, daß auch jemand, der so jung wirkt, einen so guten modischen Geschmack offenbart und so konzentriert zuhört, die Autorität des Politikers haben kann, der im Landtag Einfluß erreicht. Gesagt sein soll damit, daß Franz Ebert eigentlich ein Anti-Typ ist, aber erklärt werden muß auch, daß der Weg des geborenen Würzburgers vom Jahrgang 1940 mit dem rheinischen Geburtsdatum (der 11. im 11.) zum Landtagsmandat nicht durch ausgetretene Pfade geführt hat.
    Zunächst kam Ebert relativ spät zur Politik, wurde nämlich erst 1969 Mitglied der CDU. Davor hatte er sein Abitur gebaut, seinen Wehrdienst abgeleistet, bis zum diplomierten Kaufmann studiert und eine berufliche Existenz aufgebaut. Erst als Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes im Bezirk Aachen sah er die Verpflichtung zu politischer Verantwortung. Kurz vor den Landtagswahlen des Jahres 1975, knapp vor Schließung der Kandidatenlisten, war es dann die Partei, die einen überraschten Franz Ebert zur Kandidatur aufforderte.
    Einen Grund, die Bitte auszuschlagen und den Auftrag abzulehnen, gab es für Ebert nicht, weil er die Möglichkeit sah, längst gehegte Absichten zu verwirklichen. Als Wirtschaftsexperte hat er im Landtag inzwischen die Strukturschwächen des Grenzraumes so plastisch dargestellt, daß sie nicht mehr übersehen und noch weniger übergangen werden können. Hilfen des Landes werden auch im Grenzraum spürbar, weil Ebert als einer der Kenner und einer der Vertreter des Grenzraums und der Eifel ihre Notwendigkeiten begründen kann. Als Parlamentsneuling kann er schon eine ganze Reihe von Parlamentsreden zu zentralen Vorhaben vorweisen, obwohl es Neulinge immer schwer haben, bis in die sogenannte erste Rednergarnitur vorzudringen.
    Bei Ebert allerdings übertriebenen Ehrgeiz als Antriebskraft zu vermuten, wäre falsch. Es ist mehr der Spaß an der Sache, an der Auseinandersetzung und letztlich natürlich auch am Erfolg, den er übrigens auf besondere Weise noch immer beim Fußball genießt. Wie als Mittelstürmer der Jugendauswahl des Mittelrheins spielt er jetzt noch bei jeder Gelegenheit, nur geht es jetzt nicht mehr um Meisterschaften, sondern um Wohltätigkeit.
    Wenn er auch seine Erfolge nicht plant, die Arbeit dafür organisiert er gerne. Zugfahrten zwischen Aachen und Düsseldorf benutzt er, um Post zu erledigen, und auch mit der sonstigen Zeit geht er sehr ökonomisch um. Wenn er, was selten vorkommt, in dem gemeinsam mit einem Kollegen eingerichteten und finanzierten Büro in der Aachener Innenstadt mal auf einen Besucher warten muß, erledigt er auch schnell Arbeiten, analysiert beispielsweise die Belastung der Autobahn zwischen Aachen und Köln, um Lösungen zu finden. Sein Organisationstalent verhilft dem Politiker allerdings dazu, daß der Privatmensch Ebert auch noch Zeit für die Familie hat. Seine Frau, zwei Söhne und eine Tochter genießen das weidlich.

    Klaus Simson

    ID: LI772424

  • Porträt der Woche: Dr. Helmut Glaszinski (CDU).
    Porträt
    S. 15 in Ausgabe 22 - 23.09.1977

    Seine heimliche Liebe sei erst am Schluß verraten. Zunächst: Sein Herz und sein Verstand hängen an Zahlenkolonnen in Haushaltsplänen und Bilanzen und damit zwangsläufig an der Wirtschaftspolitik. Was wunder bei Industriekapitän Dr. Helmut Glaszinski, Vorstandsmitglied der Mannesmann Hüttenwerke in Duisburg. Als Parlamentsneuling kam er 1975 auf dem letzten noch "ziehenden" Platz der CDU- Landesliste ins Haus am Schwanenspiegel. Doch Glaszinski, gestandenes Mannsbild vom Jahrgang 1915, hat zu keiner Sekunde den Eindruck aufkommen lassen, ein Zufallsabgeordneter oder Lückenschließer zu sein.
    Allerdings muß er Meriten nicht noch im Landtag erst suchen. Sein Lebenslauf weist eindrucksvolle Seifmade- und Karrierestationen auf. Früh starb der Vater, ein Bühnenarbeiter am Bielefelder Theater. Der begabte Sohn einer unversorgten Witwe bekam ein Stipendium an der Mittelschule geschenkt. Kaufmännische Lehre, Jobben in Bielefelder und Hamburger Kontoren, Sonderabitur im Krieg, Soldat ("Raten Sie mal... Obergefreiter!"), Schotterstopfer in einer Gleisbaukolonne, Studium, AStA- Chef in Köln und Vorsitzender des Verbandes Deutscher Studentenschaften (VDS). - ("Damals, 1948/50, war ich der Schrecken der Kultusministerin Christine Teusch") — in nur neun Semestern Schlag auf Schlag drei akademische Abschlüsse: Diplom- Kaufmann, Diplom-Volkswirt, Promotion zum Dr. rer. pol.
    Der "kleine Tarifangestellte bei Mannesmann", der noch heute unter Verzicht auf eine Manager- Villa im damals erworbenen kleinen Reihenhaus mit weniger als 100 Quadratmetern in Duisburg- Ungelsheim wohnt, erklomm kontinuierlich die Sprossen zum Röhren- und Stahl-Olymp: Prokurist, Direktor, Generalbevollmächtigter, Vorstandsmitglied.
    Eine pralle 21jährige kommunalpolitische Erfahrung aus dem Duisburger Rat hat Dr. Glaszinski mit nach Düsseldorf gebracht. Für die Union, in Duisburg ewige Opposition, wird er noch bis 1980 die Etatreden halten. Dann — 25 Jahre seien genug, meint er — will er Abschied von der Rathauspolitik nehmen.
    Ihn "stört es etwas", daß im Landesparlament die Wirtschaftspolitik trotz quälender Arbeitslosigkeit nicht die größte Rolle spielt. Doch Dr. Glaszinski hört auch den Plenardebattern, die sich zum gegenwärtig heißesten Thema, der Schulpolitik, in rhetorische Eskalationen steigern, immer bis zu Ende zu. Es ist nicht seine Art, den Plenarsaal zu verlassen, wenn nicht gerade sein politisches Hauptfach auf der Tagesordnung steht. Er fehlt fast nie im Plenum und im Haushaltssowie im Rechnungsprüfungsausschuß, denen er als ordentliches Mitglied angehört.
    Wird der heute fast 62jährige, der unlängst den Verlust seiner Frau betrauern mußte, 1980 noch einmal kandidieren? Er wiegt sein Haupt, schweigt...
    Der Vater zweier erwachsener Töchter wandert seit seinen jungen Jahren in der evangelischen bündischen Jugend gern, so im Teutoburger Wald und in der Senne. Am Ossiacher See lockt sein kleines Kärntner Ferienappartement.
    Pensionär und Student dazu — diese Doppelrolle vermag der Abgeordnete sich gut vorzustellen. "Vielleicht lasse ich mich für ein historisches Studium immatrikulieren." Denn der Geschichte gehört zeitlebens seine heimliche Liebe. Hans Wüllenweber

    ID: LI772212

  • Porträt der Woche: Rolf Klein (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 20 - 04.07.1977

    Seine Jungfernrede hielt er schon kurz nach dem Einzug in das Parlament; seitdem tritt er immer häufiger ans Rednerpult, legt rhetorisch geschliffen die Alternativen der Opposition zur Regierungspolitik dar und attackiert mit Sachverstand und Geschick seine politischen Gegner. Der erst 34jährige CDU-Abgeordnete Rolf Klein aus Münster hat sich innerhalb von zwei Jahren ungewöhnlich schnell zu einem gewichtigen Sprecher seiner Fraktion profiliert. Der scharfe Verstand des Rechtsanwalts und die Gründlichkeit des Münsterländers dürften ihm dabei von Nutzen gewesen sein.
    Mit der Politik kam Klein bereits während der Studienzeit in Berührung. Als Mitglied des Rings Christlich Demokratischer Studenten avancierte er bis zum Präsidenten des Studentenparlamentes der Universität Münster und war anschließend deren Asta-Referent. Seit 1968 gehört der gebürtige Münsteraner dem CDU-Kreisvorstand an und war mehrere Jahre dessen stellvertretender Vorsitzender. Als Klein 1975 in den Rat seiner Heimatstadt nachrückte, entschied er sich bald darauf für den Landtag als seine einzige parlamentarische Wirkungsstätte. Als praktizierender Rechtsanwalt in Zivilsachen lebt er ohnehin im "Dauerkompromiß" zwischen den Anforderungen des Berufs und des Parlaments. "Selbständigkeit macht aber unabhängig."
    Im Landtag widmet sich der Jurist vor allem der inneren Sicherheit und den damit verbundenen Rechtsfragen. Sein Interesse gilt in diesem Zusammenhang auch der Polizei, ihrer Ausstattung wie ihren Problemen; Fragen also, die zur Zeit im Brennpunkt öffentlicher Aufmerksamkeit stehen. Die Fraktion berief ihn in den Innen- und den Justizausschuß sowie als Stellvertreter in den Ausschuß für Jugend, Familie und politische Bildung. Außerdem ist der junge CDU-Abgeordnete stellvertretender Vorsitzender des kürzlich gegründeten Untersuchungsausschusses zur Durchleuchtung der Hochschulbau- und Finanzierungsgesellschaft.
    Der Jurist Klein möchte bei der Gesetzgebung einen stärkeren Einfluß des Parlaments gegenüber der Ministerialbürokratie. Jedes Gesetz müsse auch für den Bürger verständlich sein, "damit er es auch befolgen kann". Das sei die Grundlage für eine "positive Staatseinstellung". Der Bürger werde dann auch anerkennen, daß jede Gewalt, "die nicht durch die Autorität des Staates gedeckt ist", abzulehnen sei, meint Klein im Hinblick auf die Terroristenszene. "Ein Bankräuber wird doch nicht zum Edelkriminellen, wenn er die Tat mit politischen Motiven begründet."
    Zwei Jahre Abgeordneter des nordrhein-westfälischen Landtages. In einer Zwischenbilanz bedauert der Münsteraner, daß "wir zuwenig auf die Argumente der anderen hören", der gegenseitige Meinungsaustausch sei unter den Abgeordneten viel schwächer, als er es erwartet habe. Als Nachteil empfindet es der Parlamentarier auch, daß der Landtag des größten Bundeslandes nur begrenzt in der Öffentlichkeit darstellbar sei. Die derzeit unzureichenden räumlichen Verhältnisse ließen es kaum zu, mehr Bürger mit dem Parlament bekanntzumachen. So unterstützt Klein auch das Bauvorhaben des Landtags. Positiv beurteilt er die großen Informationsmöglichkeiten jedes einzelnen Abgeordneten und lobt seine Fraktion, die ihren Mitgliedern, die Chance zu eigenständiger Arbeit gebe.
    Der Münsteraner, der freimütig eingesteht, an der Politik inzwischen "Geschmack" gefunden zu haben, ist auch im Landesvorstand der CDU-Sozialausschüsse von Westfalen-Lippe tätig und gehört deren Bundesschiedsgericht an. Ein großes wie vielfältiges Aktionsfeld bietet sich also dem jungen Politiker. Jochen Jurettko

    ID: LI772005

  • Porträt der Woche: Franz Karl Burgmer (CDU).
    Porträt
    S. 15 in Ausgabe 18 - 21.06.1977

    Als Franz Karl Burgmer 1975 für die CDU in den Landtag gewählt wurde, hatte er nicht nur der SPD den Wahlkreis 27 im Rheinisch-Bergischen Kreis abgenommen, sondern auch augenscheinlich eine seiner Thesen bestätigt: konzentrierte Arbeit garantiert den Erfolg. Was er selbst nicht sagt, wahrscheinlich auch gar nicht sagen mag, schreiben ihm dann noch andere ins Stammbuch und bekräftigen damit, daß Erfolg nicht von ungefähr kommt: Burgmer verfügt über eine politische Begabung, die ihn nie in der Rolle des passiven Zuschauers lassen konnte. 1956 verleitete ihn dieses Talent gleich zu dauerhaftem politischem Engagement, obwohl er weitgehend damit beschäftigt war, sich eine berufliche Existenz aufzubauen.
    Damals hatte Burgmer, Jahrgang 1930, nach Maurerpraktikum und Bauzeichnerlehre gerade Aufträge als Architekt und Bauleiter erhalten, wurde dann aber als Benjamin in den Rat der damals noch selbständigen Stadt Bensberg gewählt. Damit tauchte der Name Burgmer freilich nicht zum erstenmal in den Protokollen der Stadt auf. Großvater und weitere Ahnen der väterlichen Familie waren eigentlich schon immer im kommunalen Bereich politisch tätig, ob nun als Schöffe oder Gemeinderat. "Auf der Ochsentour", wie er es selbst charakterisiert, hat er sich dann durch die Stadtratsfraktion nach oben gearbeitet, durch fast alle Ausschüsse und fast alle Aufgabengebiete. Wer Kommunalpolitik machen will, sagt er, muß sie lernen.
    Franz Karl Burgmer hat sich daran gehalten und ist der Kommunalpolitik treu geblieben. Heute ist er Bürgermeister von Bergisch Gladbach und einer der engagiertesten Vertreter kommunaler Belange im Landtag. Als "mit glühender Seele Republikaner", sieht er sich als einen Verfechter demokratischer Entscheidungsprozesse. Damit ist er schon im Rat seiner Heimatstadt oft genug angeeckt, beispielsweise wenn er nicht akzeptierte, daß Fraktionsvorsitzende und Stadtoberhaupt entschieden, was die Stadtverordneten zu beschließen hätten. Man kann ihn mit gutem Gewissen zur Kategorie der unbequemen Politiker zählen, unbequem nicht nur für den politischen Gegner, den er immer fordert, sondern unbequem auch für die eigenen Parteifreunde, weil er deren Argumente nicht ungeprüft übernimmt.
    Ein Vergleich drängt sich auf: Der Architekt Burgmer behandelt politische Probleme wie ein Architekt ein Objekt, was nichts anderes heißt, daß er zunächst mit knappen Strichen das Problem skizziert, dann die beste Lösung sucht und diese schließlich auf ihre Belastbarkeit hin untersucht. Schließlich weiß er nur zu gut, daß jede politische Entscheidung sich auf den einzelnen Bürger auswirkt und die Gesellschaft tangiert. Als Vertreter eines freien Berufes, seit 1965 ist er freischaffender Architekt, mit ständigem Kontakt zu Behörden, sieht er natürlich auch, was aus politischen Beschlüssen werden kann, nämlich Karikaturen. Solche liefert er übrigens auch, ob zu lokalen Ereignissen oder landespolitischen Vorgängen, und offenbart damit ein Talent als witziger Zeichner. Bei seiner jüngsten Aufgabe ist gerade dieses aber nicht gefragt, sondern ist der Fachmann gefordert.
    Burgmer — er gehört dem Haushalts- und Finanzausschuß und dem Verkehrsausschuß an — wurde auch Mitglied des parlamentarischen Untersuchungsausschusses, der das Gebaren der landeseigenen Hochschulbau- und Finanzierungsgesellschaft durchleuchten soll. Die damit verbundene Arbeit kann Burgmer aber nicht schrecken. Bei richtiger Organisation sieht er keinen Anlaß, die Familie zu vernachlässigen oder von seiner Vorliebe lassen zu müssen, seinen Bewegungsdrang auf dem Fahrrad auszutoben.
    Klaus Simson

    ID: LI77181C

  • Porträt der Woche: Günther Detert (CDU).
    Porträt
    S. 15 in Ausgabe 16 - 06.06.1977

    Inzwischen hat er auch im Landtag das Lachen über sich selbst gelernt. In fröhlicher Rückschau erinnert er sich an seine Jungfernrede im Parlament, als ihn seine Fraktion am 27. November 1975 bei der "Aktuellen Stunde" zur Energiepolitik ins rhetorische Feuer schickte: "Da erst verstand ich so richtig die .Angst des Torwarts vor dem Elfmeter!'" Die Unbekümmertheit der frühen Jahre, und sie dauerte lange bei ihm, das "Hoppla, jetzt komm' ich" seiner ersten Stadtratsjahre in Wesel, der Eindruck vom "lebhaften, immer gut gelaunten Manne", ist nach nunmehr zweijähriger Mandatszeit am Schwanenspiegel der Widerspiegelung gewichen: "In der Opposition sitzen heißt eine Arbeit um ihrer selbst willen tun, oder anders gesagt: Mit viel Fleiß ohne Erfolgsgarantie arbeiten!"
    Deterts Grund(vor)zug, mit einem kräftigen Schuß Lebensfreude und Arbeitslust ausgestattet zu sein, hat ihm, den 1975 zum zweiten Male in Wesel zum Bürgermeister gewählten Manne, den politischen Erfolg vorgezeichnet. Sein Talent, des Bürgers (Wählers) Sprache reden und verstehen zu können, und sein beruflich bedingtes (er war über 18 Jahre lang Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft in Wesel), direktes Verständnis wirtschafts- und sozialpolitischer Zusammenhänge hat ihm die Landtagsfraktion seiner Partei mit einer guten Startvorgabeentgolten. Der 48jährige "Neuling" (Detert: "Ich betrachte mich in der Parlamentsarbeit noch in der Phase der Lehr- und Lernjahre") ist Mitglied des Wirtschaftsausschusses und webt in seiner Eigenschaft als stellvertretender Vorsitzender des Arbeitskreises Wirtschaft seiner Fraktion bereits kräftig mit an den sich ständig verändernden Grundstrukturen der Mittelstandspolitik dieses Landes. Wenn er die Maxime solchen Engagements beschreibt, kommt bei Günther Detert eine Neigung zutage, die auch viele andere Politiker "auszeichnet" — die Neigung, in das Vokabular der Amtssprache zu greifen. Detert: "Mittelstandspolitik ist keine Interessenpolitik, sondern eine gesamtwirtschaftliche Aufgabe, auch zur Überwindung der Arbeitslosigkeit und ihrer Folgen. Sie ist damit Strukturpolitik und Arbeitnehmerpolitik im besten Sinne des Wortes."
    Deterts Mitwirkung im Ausschuß für Grubensicherheit und seine betont positive Einstellung gegenüber dem Bergmann ("... trotz fortschreitender Technisierung leisten diese Männer noch ein gewaltiges Pensum an körperlicher Anstrengung") haben auch einen familiengebundenen Hintergrund: Sein Großvater kam bei einem Grubenunglück in Herne-Sodingen ums Leben. Die Söhne fuhren dennoch weiter in die Grube ein.
    Eintreten für das Handwerk, den Mittelstand und den Arbeitnehmer, Verstärkung des Einflusses der "ländlichen Abgeordneten" gegenüber den als "übermächtig" empfundenen Großstadt-Abgeordneten, da, so Detert, es immer noch ein kräftiges Kultur- und Wirtschaftsgefälle zum Niederrhein hin gebe — in diesen Aufgaben sieht der Abgeordnete Detert den Mehrfach-Akkord seiner Arbeit im Parlament. Für die physische und psychische Aufrüstung daheim halten sich (fast) immer verständnisvoll seine Frau Ruth und seine Kinder Bettina (18) und Rolf (24) bereit.
    Seine Familie und seine Freunde sehen die landsmannschaftliche Strukturierung Günther Deterts als besonderen Glücksfall an: Frühe Kindheit in Pommern, Jugendjahre in Schleswig, Mannesjahre in Wesel.
    Und daß er als "Bürgermeister von Wesel" allüberall, wo er hinkommt, zumeist anzüglich-heiter mit dem berühmten Echo-Effekt konfrontiert wird ("Wie heißt der Bürgermeister von Wesel?..."), läßt ihn nur milde lächeln: "Was wollen Sie, der Esel ist ein nützliches Tier und trägt willig die Lasten anderer." Die Selbstironie ist ihm geblieben.
    Horst Morgenbrod

    ID: LI77161E

  • Porträt der Woche: Dr. Günter Rinsche (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 14 - 16.05.1977

    "Mir macht der intellektuelle Kampf Spaß", sagt der CDU-Abgeordnete Dr. Günter Rinsche, nach seinem Selbstverständnis als Mandatsträger im Düsseldorfer Landtag befragt. Und das versteht sich gut bei einem Mann, der immer um wissenschaftliche Vertiefung politischer Beratungs- und Entscheidungsprozesse bemüht ist, nichts Polemisches oder Tribunenhaftes an sich hat, sondern allzeit rational und pragmatisch wirkt,gelegentlich sogar ein distanziertes Engagement zu kultivieren versucht.
    Soviel Kühle und Beherrschtheit ist ungewöhnlich für ein Westfalenkind. Aber der 1930 in Hamm geborene Rinsche entstammt einer Handwerksfamilie, die mit bürgerlichem Fleiß immer aufs konkret Machbare, notabene nie aufs ideologisch Utopische bedacht war. Das Elternhaus bot ihm früh — Abitur 1951 — eine Chance, und Rinsche nutzte sie nachgerade mustergültig. Rechts- und staatswissenschaftliches Studium in Münster, dann Fulbright-Stipendiat in den USA, schließlich wirtschafts- und sozialwissenschaftliches Studium in Köln. Die Examina (sehr gut) und die Promotion (magna cum laude) sprechen für einen hellen, strebsamen Kopf, wenn nicht gar für einen Musterschüler.
    Aber Günter Rinsche hat in den Niederungen der Politik auch hart zu arbeiten und zu kämpfen verstanden. Über die Junge Union kam er 1956 zur CDU. Schon 1964 wurde er Oberbürgermeister seiner Heimatstadt und danach sogar viermal wiedergewählt. Um zu lernen, das Gesichtsfeld zu erweitern, ging Rinsche 1965 auch in die Bundespolitik. Auf dem Felde der wirtschaftlichen Zusammenarbeit sammelte Rinsche internationale Erfahrungen, auch in Gesprächen mit dem Schah, mit Indira Gandhi, Präsident Sukarno oder den Staatschef von Chile und Venezuela.
    Die enge Verzahnung der Kommunal- mit der Landespolitik ließ ihn 1975 das Düsseldorfer Landtagsmandat anstreben. Berufspolitiker, sagt er, sei er inzwischen geworden, doch einer von jenen, die so frei sind, jederzeit in den erlernten Beruf zurückkehren zu können. Innerhalb der Union betrachtet Rinsche sich als einen in der Mitte angesiedelten Ordnungspolitiker mit starker wirtschafts- und gesellschaftspolitischer Orientierung. Unter Sozialdemokraten, meint er, habe er viele Freunde, freilich nicht unter Sozialisten. "Die Kumpanei darf nicht zur Lumpanei werden." Der stellvertretende westfälische CDU-Vorsitzende hält seine landespolitische Arbeit — wann hört man so etwas schon? — für durchaus problematisch. Man könne anders als in der Kommunal- oder Bundespolitik in diesem Zwischenfeld kaum noch Engagement und Erfolg sichtbar machen. Im hektischen Geschäft des politischen Alltags, bedauert Rinsche, bleibe immer weniger Zeit für grundsätzliche politische Besinnung und Auseinandersetzung, mit politischen Freunden wie mit Gegnern.
    Rinsche selbst freilich will sich sein Verständnis von der Aufgabe des Politikers — von der deduktivien Analyse über die Zielorientierung zum konkludenten Handeln — nicht durch kurzatmige Geschäftigkeit trüben lassen. Der Mittvierziger zieht sich nach wie vor regelmäßig in sein Häuschen im Sauerland zurück, wo eine ebenso gediegene wie breitgefächerte Bibliothek zum Refugium geworden ist. "Es wird immer wichtiger, sich Freiräume zu sichern", sagt Rinsche. Das ist eine moderne Beschreibung der leider immer seltener geübten alten Kunst der Silentien.
    Lothar Bewerunge

    ID: LI77140E

  • Porträt der Woche: Peter Beneke (CDU).
    Porträt
    S. 15 in Ausgabe 12 - 29.04.1977

    Wo andere den Beginn der "midlife-crisis" setzen, so ab Mitte Vierzig, fixiert er den Anfang "meines eigentlichen, meines glücklichen Lebens". Wie Peter Beneke überhaupt etliches parat hat, das ihn vom Klischee weghebt. In die Politik ist er "im Grunde über die Unzufriedenheit mit dem Dasein eines öffentlich Bediensteten" gekommen, und auch noch nach 23 Jahren CDU-Mitgliedschaft memoriert er ungeniert, daß er seinerzeit "lange geschwankt" habe, ob für ihn nicht die F.D.P. die "richtigere" Partei sei.
    Aber da ist noch mehr des Nicht-Alltäglichen: Bereits 57 Jahre alt, meldete er 1974 erstmals Interesse für einen Landtagssitz an, wurde an einem Freitag, dem Dreizehnten (als waschechter Bergischer ist er natürlich ein bißchen abergläubisch), zum Kandidaten gewählt und jagte dann der SPD das Direktmandat ab, das die "fast so sicher wie einen Erbhof" hatte. Das dazu als Katholik in einem zu 80 Prozent evangelischen Wahlkreis und, um das Maß nachgerade übervoll zu machen, als gebürtiger Barmer in Elberfeld und Cronenberg (in Wuppertal hegt man noch 50 Jahre danach viel Reminiszens an die Tage abgekapselter Eigenständigkeit vor der ersten großen Kommunalreform des Jahres 1929).
    So sitzt Peter Beneke nun in Düsseldorf und freut sich wie ein Schneekönig, daß er "den Behörden ab und an auf die Finger klopfen kann". Denn der frühere Finanzbeamte und Steuerrat a.D. hat erkannt: "Die sind dem Bürger gegenüber doch immer im Vorteil." Deshalb ist er mit besonderer Neigung im Petitionsausschuß und überzeugt, daß er da für die Bevölkerung manches tun kann, weil "ich ja nicht nach juristischen Fragen zu forschen habe, sondern ob menschlich alles in Ordnung ist". Außerdem hat er Sitz und Stimme im Haushalts- und Finanzausschuß.
    Fleiß und Sorgfalt auch im Detail gehören zum Selbstverständnis des heute als Steuerberater tätigen 60jährigen. Wenn er irgendwo nicht genau Bescheid weiß, macht er sich "sachverständig".
    Die Beharrung ist bergisches Erbgut, aber auch durch ein im ersten Teil nicht leichtes Leben gefördert worden. Im ersten Weltkrieg geboren, waren Peter Benekes Kindheitstage von Inflation und Weltwirtschaftskrise überschattet, der Vater konnte den Kleinbetrieb des selbständigen Hausbandwirkers trotz der Mitarbeit aller Familienmitglieder nicht halten. Zwar machte der Sohn die Oberschule zu Ende, aber auch mit der Abiturnote "gut" konnte er seinen Wunschberuf nicht ergreifen. "Ich bin nicht musikalisch, deshalb durfte ich bei den Nazis nicht Lehrer werden." Den Ausweg bot die gehobene Laufbahn in der Finanzverwaltung. Geliebt hat er diesen Beruf allerdings "nicht sehr".
    Schwerkriegsbeschädigt heimgekehrt, war er 1948 Gründungsmitglied des Deutschen Beamtenbundes, dessen Wuppertaler Kreisvorsitzender (7000 Organisierte) er auch heute noch ist. 1954 trat er in die CDU ein, 1959 wurde er in den Stadtrat gewählt, dem er mit einer Unterbrechung — "wir hatten damals Knatsch in der Partei" — bis zum Wechsel in den Landtag angehörte.
    1962 war seine erste Frau nach jahrelanger Krankheit gestorben. Eine zweite Heirat hat ihn nach eigenem Zeugnis "jung erhalten" und zu den beiden erwachsenen Kindern noch eine inzwischen zwölfjährige Tochter gebracht. "Und die braucht mich ja noch", lächelt er vergnügt, greift dennoch zum Weinbrand und lobt die Lehren des Pfarrers Sebastian Kneipp: "Jeden Morgen kalte Dusche und möglichst einmal jährlich Wörishofen."
    So hat er denn auch noch die Kraft, beim gegenwärtigen Hausbau selbst mit Hand anzulegen. Die Baugenehmigung hat er sich gerade erst beim Oberverwaltungsgericht gegen die Stadt Wuppertal durch Vergleich erstritten. Denn: "Die können doch nit maken, wat se wollen."
    Karlegon Halbach

    ID: LI771217

  • Porträt der Woche: Heinrich Dreyer (CDU).
    Porträt
    S. 15 in Ausgabe 10 - 28.03.1977

    Ein gesunder Schuß Unbekümmertheit, politischer Sachverstand, Stehvermögen, Durchsetzungskraft und Engagement — Heinrich Dreyer kann von alldem genug vorweisen und steht damit seinen Mann in der Landespolitik, in die er über einen erstaunlich kurzen Weg gelangt ist. Erst 1966 fand Heinrich Dreyer im ostwestfälischen Mennighüffen in der CDU seine politische Heimat und offenbarte damit gewissermaßen politischen Bekennermut. In dieser SPD-Hochburg, die heute Teil der Stadt Löhne ist, hatte die CDU nicht einmal einen Ortsverband. Für den Sohn eines Schlossers und einer Zigarrenarbeiterin war das freilich kein Hinderungsgrund, der Stimme einer Minderheit zu Gehör zu verhelfen, als die sich Anhänger der CDU in Mennighüffen verstehen mußten.
    Mit dem neugegründeten Ortsverband boxte Heinrich Dreyer, Jahrgang 1935, die Mennighüffener CDU 1969 in den Stadtrat und wurde gleich zum Fraktionsvorsitzenden gewählt. Dabei hätte es nach den Vorstellungen Dreyers zunächst auch bleiben können. Nach einer zielstrebigen beruflichen Ausbildung vom Jungwerker bei der Deutschen Bundesbahn zum Verkaufs- und Führungstrainer im Rang eines Bundesbahnamtmanns verspürte er wenig Neigung, Politik-Profi zu werden. Daran hat sich bis heute nichts geändert, obwohl er längst dem Kreisvorstand der CDU angehört, Bezirksvorsitzender der Sozialausschüsse ist und einen Sitz im Landesvorstand Westfalen-Lippe der CDU hat.
    Dreyer schätzt diese Ämter als Möglichkeit, der Partei die Probleme vor Augen zu halten, die an der Basis und im Arbeitsleben erkannt und unbekümmert als in der professionell betriebenen Politik formuliert werden. So ist er im Prinzip ein Mann der Basis geblieben, der immer den gesellschaftspolitischen Aspekt der Parteiarbeit im Auge behält und ihn nachhaltig vertritt. 1970, als er sich selbst noch als unerfahrener Politiker betrachtete, kandidierte er erstmals für den Landtag, wenn auch völlig aussichtslos, weil ihm die notwendige Absicherung durch die Landesliste seiner Partei fehlte.
    1975 allerdings zahlte sich sein Beharrungsvermögen aus, wurden Einsatz, Erfolg und Engagement honoriert. Der damals knapp 40jährige wurde Mitglied des Landtags.
    "Die Arbeit dort begeistert mich", sagt Heinrich Dreyer, ohne gleichzeitig die üblichen Schwierigkeiten eines jeden Anfängers zu übersehen, der sich erst in eine neue Umgebung einfinden muß. Als Mitglied der Sozialausschüsse seiner Partei läßt er keinen Zweifel daran, daß der Mensch über jeder Sache zu stehen hat, daß dem Einzelnen geholfen werden muß, daß die Gesellschaft dem Schwachen zur Seite stehen muß. Seine "Jungfernrede" im Parlament absolvierte er ohne jede Befangenheit und machte sich damit zum Fürsprecher der Verbraucher. Bei nächster Gelegenheit legte er sich für die berechtigten Anliegen des Mittelstandes ins Zeug.
    Seither ist er auch im Landesparlament kein Unbekannter mehr, wenngleich er die Kleinarbeit in den Ausschüssen für Soziales, Arbeit und Gesundheit sowie Verkehr höher bewertet als die gelegentliche Möglichkeit des Debattenredners. Da läßt sich leicht eine Verbindung zum Hobby des vierfachen Vaters herstellen. Im evangelischen Posaunenchor bläst er die Tuba und bestimmt damit den Grundakkord, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Bei seinem sozialen Engagement hält er es ebenso: Ohne öffentliches Aufsehen setzt er sich als ehrenamtlicher Gefängnisbeirat für Gestrauchelte ein und versucht, ihnen die Rückkehr in die Gesellschaft zu ermöglichen.
    Klaus Simson

    ID: LI771004

  • Porträt der Woche: Bernhard Roßhoff (CDU).
    Porträt
    S. 15 in Ausgabe 7 - 04.03.1977

    Land und Kommunen sind eng miteinander verknüpft. Verständlich daher, daß eine beträchtliche Anzahl der 200 Landtagsabgeordneten am Düsseldorfer Schwanenspiegel gleichzeitig auch Kommunalpolitiker sind. Zu ihnen zählt Bernhard Roßhoff.
    Als Amts- bzw. Gemeindedirektor von 1948 bis 1972 im niederrheinischen Sonsbeck war er an dem Wiederaufbau der im Krieg völlig zerstörten Kommune entscheidend beteiligt; und als Landtagsabgeordneter seit 1970 bemüht sich der trotz seiner 68 Jahre vitale Niederrheiner um eine Vermittlerrolle zwischen landespolitischen Perspektiven und kommunalen Realitäten.
    Für diese Aufgabe sucht der Senior des Düsseldorfer Landtages weniger das Plenum des Parlaments, sein Anliegen verfolgt er in zahllosen persönlichen Gesprächen und in den Ausschüssen. So gehörte er in der letzten Legislaturperiode unter anderm dem Kommunalpolitischen Ausschuß an und ist heute im Verkehrsausschuß und im Ausschuß für Ernährung, Land-, Forst- und Wasserwirtschaft tätig.
    Der Verwaltungsfachmann bescheinigt dem nordrhein-westfälischen Landtag im allgemeinen Kommunalfreundlichkeit. Diese Haltung werde sich allerdings bald erneut bewähren müssen: bei der Novellierung des Landesentwicklungsplanes I. Hier setzt sich Roßhoff dafür ein, "ganz behutsam" vorzugehen und die zentralen Orte in den ländlichen Zonen in ihrer Substanz zu erhalten.
    Die finanzielle Misere des Kreises Wesel und die fehlenden Rheinbrücken, die dessen rheinüberschreitende Funktion lähmen, sind Gegenstand ständiger Bemühungen. Sorgenvoll sieht der Abgeordnete der im Landesentwicklungsplan VI projektierten Zukunft der niederrheinischen Stromlandschaft entgegen.
    Parallel zum Entwurf, der in diesem Raum acht Kraftwerksstandorte ausweist, müßten Pläne zum Schutz dieses Gebietes erstellt werden. So hält Roßhoff regionale Landschaftspläne auch für andere Landesteile für unerläßlich. Roßhoff, geboren und zeitlebens verbunden mit dieser geschichtsträchtigen niederrheinischen Region, ihrer Landschaft und Kultur, ist unter anderm aktiver Förderer des Xantener Dombauvereins.

    Auch das Elternhaus in Dinslaken bestimmten geistige Einstellung und politischen Standort. Als Sohn eines Facharbeiters schloß sich Roßhoff schon in jungen Jahren der christlich-sozialen Arbeitnehmerbewegung an, erlebte im Windthorstbund Blüte und Niedergang der von den nationalsozialistischen Machthabern bekämpften freien Jugendbewegung. "Es entstand ein Graben, der uns zur Unwirksamkeit verdammt", schildert Roßhoff die Zeit der Nazi-Herrschaft. Das änderte sich 1945, und schon kurze Zeit später gehörte er zu jenen früheren Zentrum-Angehörigen, die in der CDU eine Chance für einen Neubeginn sahen.
    Die Lösung der drängenden sozialen Probleme und die Gewinnung der Jugend für diesen neuen Staat standen für den Christdemokraten dabei im Vordergrund. Als Verwaltungschef einer kriegszerstörten Kommune fand er ein reiches Betätigungsfeld, und während seines neunjährigen Wirkens in der Landschaftsversammlung Rheinland gehörte er nicht ohne Grund dem Sozial- sowie Kulturausschuß dieses Gremiums der Selbstverwaltung an. Soziales und Kultur sind für Roßhoff sich gegenseitig ergänzende Bereiche, ebenso wie die Bewältigung der Zukunft nur auf dem Fundament der Vergangenheit möglich ist.

    Ausspannung findet Roßhoff, so wie die Zeit reicht, beim Lesen und beim Sammeln von Graphiken, wobei das Spektrum so vielseitig wie die geistige Flexibilität dieses Mannes ist: Es reicht von Goethe bis Celan, von Chodowiecki bis zur Moderne.
    Jochen Jurettko

    ID: LI770703

  • Portrait der Woche: Johannes Wilde (CDU).
    Porträt
    S. 15 in Ausgabe 3 - 28.01.1977

    In einer Zeit, da immer mehr gescheiterte Studenten der Politologie und Soziologie in die Politik drängen, gestattet sich Johannes Wilde, ganz anders zu denken: Das Fundament solider Ausbildung, erprobt und gefestigt in beruflicher Erfahrung, möchte er als Voraussetzung dafür sehen, als Mandatsträger im Dienst der Bürger und ihrer Gemeinschaft arbeiten zu können. Dennoch war der 40jährige CDU-Abgeordnete, als er 1972 in den Landtag einzog, einer der jüngsten unter seinen Oppositionskollegen. Wilde ging aber nicht den Weg der "Ochsentour", sei es als Kommunalpolitiker, Partei- oder Verbandsfunktionär. Ihm fiel, seit 1966 in der Union engagiert, mit dem Glück des Tüchtigen ein zunächst chancenloses Listenmandat zu, nachdem der CDU-Abgeordnete Horst Waffenschmidt in den Bundestag gegangen war. Johannes Wilde griff zu, blieb — als Fußballfan — "am Ball" und kehrte aus eigener Kraft mit einem Direktmandat des Rhein- Sieg-Kreises I und mit dem strahlenden Ergebnis von 62,4 Prozent der Wählerstimmen 1975 ins neu gewählte Landesparlament zurück.
    Wilde arbeitet im Ernährungs- und im Rechnungsprüfungsausschuß, inzwischen auch im Innenausschuß. Solche Tätigkeitsfelder liegen nahe bei einem Politiker, der in Kiel, Köln und Bonn Landwirtschaft und Jurisprudenz zugleich studiert hat, bei der Landwirtschaftskammer in Bonn beruflich begann und es bislang zum Regierungsdirektor im Bundesernährungsministerium gebracht hat. Er will, sagt er, "Anwalt der ländlichen Gebiete" bleiben und die Verbindung zu seinen politischen Heimatgemeinden im Rhein-Sieg-Kreis nicht abreißen lassen. Dort, in Alfter- Impekoven, lebt er mit seiner Frau und den drei Kindern auch seit langem.
    Das Elternhaus jedoch stand in Geldern; und hier machte Wilde, obwohl er noch von einem humanistischen Gymnasium kommt, auch eine "harte landwirtschaftliche Lehre" im väterlichen Betrieb durch. Wilde beschreibt das Elternhaus als eine fröhliche, christliche Gemeinschaft, die ihm "Lebenshilfe und innere Sicherheit, Festigkeit" gegeben habe. Von da her ist der CDU-Politiker auch in seinen Grundanschauungen geprägt: katholisch und konservativ, gleichwohl tolerant und mit einem starken Sinn für Ordnungspolitik ausgestattet. Er mißtraut den zeitläufigen Modismen, die oft im anspruchsvollen Gewand stets neuer, angeblich notwendiger Reformen daherkommen. Doch enthält die Persönlichkeitsstruktur dieses Mannes viele interessante Farbtupfer. Man hat einen passionierten Kleinwagenfahrer vor sich, der Mozart und Beethoven schätzt. Dem Bild des allzu Bürgerlichen widerspricht wiederum, daß Wilde auch heute noch in außerordentlich viel Literatur zur Psychologie und Soziologie des Menschen "herumstudiert". Vielleicht muß das bei einem Politiker, der auf den ersten Blick eine verdächtig stabile innere Ausgeglichenheit zeigt, auch so sein.
    Wilde hat sich — einmal angefangen — inzwischen entschlossen, in der Politik zu bleiben, auch wenn das für den Bundesbeamten eines Tages zu finanziellen Verlusten führen sollte. "Ich hatte nie eine Hausmacht, habe aber immer schlicht und einfach gearbeitet." Wahrscheinlich hat ihm das, und weil er zur rechten Zeit auch ein offenes Wort führt, so viele Sympathien eingetragen. Übrigens war es der Sturz des CDU-Ministerpräsidenten Franz Meyers 1966, der Wilde zum politischen Engagement ermunterte. Ob der "fixe Franz" von damals das wohl noch weiß? Lothar Bewerunge

    ID: LI770324

  • Porträt der Woche: Josef Schürgers (CDU).
    Porträt
    S. 11 in Ausgabe 1 - 17.01.1977

    Josef Schürgers gehört zu jener seltenen Spezies von Abgeordneten, die neben ihrer politischen Tätigkeit auch noch in der Wirtschaft ganztags einen Beruf ausüben. Das sei gleich zu Anfang gesagt: Den höheren Stellenwert räumt der engagierte Sozialausschüßler Schürgers dem Beruf als geschäftsführendes Vorstandsmitglied eines gemeinnützigen Wohnungsunternehmens in seiner Heimatstadt Viersen ein. "Sollte die Entwicklung auf den vollberuflichen Politiker hinauslaufen, dann höre ich als Landtagsabgeordneter auf."
    Damit hat der 54jährige ein Dilemma der Parlamente von heute charakterisiert: Immer mehr Angehörige des öffentlichen Dienstes und ähnlicher Berufsgruppen auf den Abgeordnetenbänken, immer weniger Männer und Frauen aus der freien Wirtschaft. Nicht von ungefähr kommt deshalb die Kritik des gelernten Industriekaufmanns am oft gerügten "Beamtenparlament" und den unzureichenden Arbeitsbedingungen im Düsseldorfer Haus am Schwanenspiegel. Da ist ihm schon zuviel verkrustet, mit der Patina und dem Staub eingefahrener Gewohnheiten überzogen und zu wenig Raum für die eigene Initiative.
    Während seiner elfjährigen Landtagsmitgliedschaft hat der Wohnungsbauexperte "eine ganze Latte" von Erfahrungen und Kritikpunkten gesammelt. Ob es nur ein fehlendes Diktiergerät ist oder ein zu kleiner Raum, den er sich mit zwei Kollegen teilen muß; grundsätzlich sind seiner Meinung nach die Arbeitsbedingungen im Landtag sehr schlecht. Für nicht gerade gut hält er auch die meisten Plenarsitzungen, denen er wenig Lebendigkeit und zu viel trockene Sachbezogenheit bescheinigt. Vorbestimmte Redner beherrschen mit vorgefertigten Manuskripten die Diskussionen, so daß in der nüchternen Expertenatmosphäre die freie Rede und Lebendigkeit der Auseinandersetzung selten sind.
    Fehler — zumindest kleine — sollten nach Meinung des praktizierenden Katholiken Schürgers, der seit 1955 der CDU angehört, auch in der Politik erlaubt sein. Warum sollten denn nicht auch einmal in Plenarsitzungen die "Laien" zu Wort kommen dürfen und von ihren Abgeordnetenplätzen her im freien Rede- und Antwortspiel die Experten auf den Regierungsbänken oder am Rednerpult mit der "normalen" Bürgermeinung konfrontieren dürfen? "Fehler sind dazu da, daß sie erkannt werden und man sie auch im Parlament freimütig bekennt", meint Schürgers offen.

    Von seinem Beruf als Wohnungskaufmann her, aber auch als überzeugter CDU-Mann und Kommunalpolitiker, bot sich für den Niederrheiner die Mitarbeit im Ausschuß für Kommunalpolitik und Wohnungsbau an. Mittlerweile ist er auch Sprecher seiner Fraktion für Wohnungs- und Städtebau. Der "Sachpolitik verschrieben" will er in diesem Bereich mithelfen, daß der soziale Wohnungsbau wieder das Prädikat sozial verdient. Das heißt für ihn familiengerechtes Wohnen zu erträglichen Mieten, die nicht über 25 Prozent des Einkommens liegen sollten.
    Aus seiner christlichen Grundeinstellung heraus ist für Josef Schürgers der soziale Gedanke besonders wichtig. Konsequent deshalb auch seine Mitgliedschaft in einer DGB-Gewerkschaft und seine rege Mitarbeit in den Sozialausschüssen. Verständlich, daß er Anhänger der paritätischen Mitbestimmung ist und in diesem Zusammenhang auch eine qualifizierte Ausbildung der Arbeitnehmerschaft fordert.
    Betont defensiv ist der Vater von drei Kindern offenbar nur in einem: Trotz seiner Leidenschaft für sportlich schnelles Fahren steuert er sein Automobil seit dreißig Jahren unfallfrei und vor allem defensiv.
    Martin Schmuck

    ID: LI77012D

  • Porträt der Woche: Heinrich Schürmann (CDU).
    Porträt
    S. 15 in Ausgabe 28 - 03.12.1976

    Heinrich Schürmann braucht keine Spickzettel, wenn es um seinen Wahlkreis 69 im Essener Süden, den einzigen Direktwahlkreis der CDU im Ruhrgebiet, geht. Zahlen kommen wie aus der Pistole geschossen: 127 450 Einwohner, 3 049 000 Quadratmeter Wasseroberfläche, 36,4 Kilometer lange Flußufer vom Stauwehr des Baldeneysees bis zur Grenze im Osten, sieben stillgelegte Schachtanlagen mit 3020 verlorenen Arbeitsplätzen und so weiter und so fort.
    Einen "Politiker vor Ort" nennt sich Heinrich Schürmann, einen "Praktiker, der gern sofort prüft, wie sich an der kommunalpolitischen Basis die Pläne der Theoretiker und die Beschlüsse der Gesetzgeber in die Tat umsetzen lassen". Seine Erfahrungen in der Gemeinde will er umgekehrt wieder dem Landtag nutzbar machen. Von daher versteht es sich von selbst, daß der Essener nicht nur Landtagsabgeordneter (seit 1966), sondern auch Ratsherr (seit 1961) ist.
    In den ersten Jahren seiner Tätigkeit als Abgeordneter ist Heinrich Schürmann als "König der kleinen Anfragen" bekanntgeworden. Er zählte sie nicht, aber gut 100 hat er an die Landesregierung gerichtet und sich mit diesem parlamentarischen Mittel für seinen Wahlkreis eingesetzt, der mitten im schnell gewachsenen Revier Traditionen bewahrt, wofür die Werdener Abtei, Haus Heisingen, Haus Schuir, die Ruine Altendorf, aber auch die Villa Hügel sprechen.
    In Frageform argumentierte er gegen den weiteren Ausbau des Flugplatzes Essen-Mülheim, für eine Neuorientierung der Wohnungsbaupolitik an individuelleren Bedürfnissen, für zusätzliche S-Bahnhöfe im grünen Süden seiner Heimatstadt, um nur einige Schwerpunkte zu nennen. Er setzte sich dafür ein, die immer noch schöne Landschaft an der Ruhr für die Naherholung der Bevölkerung zu sichern. Auf eigene Kosten bestellte er ein Gutachten, wie 1,4 Millionen Quadratmeter Ruhrwiesen, die durch Bergsenkungen sumpfig geworden sind, wieder als Grün- und Freizeitflächen genutzt werden können.
    In seiner geräumigen Aktentasche trägt Schürmann Skizzen und Lagepläne mit Vorschlägen, wie ehemaliges Zechengelände zu wohnlichen Stadtvierteln umgestaltet werden kann. Manches ist durch seine Initiative bereits in die Tat umgesetzt worden.
    Heinrich Schürmann wohnt in Heisingen, nahe dem Haus, in dem er am 2. Oktober 1922 geboren wurde. Er stammt aus einer alten Bergmannsfamilie. Der gelernte Kaufmannsgehilfe ging 1946 in die Wohnungswirtschaft. 1968 wurde er Abteilungsleiter einer großen Gemeinnützigen Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft. Er ist Mitglied der Christlichen Gewerkschaften, des Kirchenvorstandes St. Georg, Ehrenvorsitzender der Deutschen Jugendkraft Heisingen und derzeit amtierender Schützenkönig.
    Heinrich Schürmann gehört im Landtag dem Ausschuß für Kommunalpolitik, Wohnungs- und Städtebau sowie dem Ausschuß für Grubensicherheit an. Der ehemalige Kommandant eines Minenräumbootes im Eismeer kann von der Seefahrt nicht lassen. Nach Reserveübungen wurde er 1975 Kapitänleutnant. Auf dem Baldeneysee würde er gern segeln. Aber ein Boot hat er sich nicht angeschafft. Die Begründung ist typisch für Heinrich Schürmann: "Nachher heißt es, ich setzte mich aus egoistischen Motiven für das Erholungsgebiet entlang der Ruhr ein."
    Seine beiden Söhne spielen in einer Band. Moderne Musik. "Da komm' ich nicht mehr mit", sagt der Vater. Er greift in die Saiten seiner Gitarre und singt Volkslieder, die er aus der Jugendbewegung kennt. Und Shanties natürlich.
    Gerd Goch

    ID: LI76282F

  • Porträt der Woche: Heinz Siekmann (CDU).
    Porträt
    S. 15 in Ausgabe 26 - 15.11.1976

    Für Heinz Siekmann ist das Wort von der Bürgernähe keine Floskel, keine billige Effekthascherei. Daß Landespolitik mehr als eine anonyme Gesetzgebungsmaschinerie ist, beweist der 49jährige CDU-Landtagsabgeordnete aus dem westfälischen Hamm tagtäglich. Im Petitionsausschuß des Landtags setzt er sich mit den Eingaben, Bitten und Beschwerden vieler Bürger auseinander. Dabei ist der Schutz vor Behördenwillkür ein besonders wichtiges Kapitel für Siekmann: "Wo der sogenannte kleine Mann das Paragraphengestrüpp nicht mehr durchschauen kann, wo die Kommunen oder der Staat sich über gesetzliche Bestimmungen hinwegsetzen, muß es eine Instanz geben, die dem Bürger zu seinem Recht verhilft. Auf diesem Gebiet leistet der Petitionsausschuß Vorbildliches."
    "Politik ist Dienstleistung für unsere Mitmenschen." Dieser Maxime ist Siekmann stets treu geblieben. Als Kommunal- und Landespolitiker. Sein politischer Werdegang begann 1954: Damals trat er der Union bei, machte schnell auf seine Fähigkeiten aufmerksam und wurde bereits 1956 in den Rat der Stadt Hamm gewählt, dem Siekmann bis zum Mandatsverzicht zur Vermeidung von Ämterhäufung bis Ende Mai 1975 angehörte.
    In den fast zwanzig Jahren Kommunalpolitik sammelte der CDU- Politiker, zuletzt Vorsitzender des Bauausschusses und des Kreispolizeibeirats, die Erfahrungen, die seine Partei bewogen, ihn bei der Landtagswahl 1970 "ins Rennen" zu schicken. Und seine Politik für den Bürger honorierte der Bürger erneut: Mit 49,4 Prozent der abgegebenen Stimmen wurde er erstmals direkt in das NRW-Parlament gewählt — und gewann damit für die CDU einen "roten" Wahlkreis zurück. 1975 gaben die Hammer Wähler ihm zum zweiten Male den Auftrag, ihre Interessen in Düsseldorf zu vertreten. Mit welcher Wirksamkeit und welchem Engagement er das tut, davon überzeugen sich viele Besucher aus dem Wahlkreis in der Landeshauptstadt selbst. In der Information von bisher über 7000 Schülern, Studenten, Lehrlingen, Berufstätigen und älteren Menschen, die durch seine Vermittlung den Landtag besuchten, sieht Siekmann eine nicht zu unterschätzende Aufgabe des Landtagsabgeordneten. "Wenn wir nicht Gefahr laufen wollen, Politik am grünen Tisch zu machen, dann müssen wir ständig das Gespräch mit dem Bürger suchen." So die praktizierte Devise des CDU-MdL aus Hamm. Petitionen und Bürgerkontakte sind weite, aber bei weitem nicht die einzigen Felder in der politischen Tätigkeit von Heinz Siekmann, der auch Mitglied im Ausschuß für Grubensicherheit ist. Neben der Sorge um die Sicherheit der Bergleute an ihren Arbeitsplätzen über und unter Tage geht es ihm um die soziale und wirtschaftliche Zukunftssicherung angesichts der "immer noch zu hohen Arbeitslosigkeit", um bessere Ausbildungschancen in Schule und Beruf sowie um die entschlossene Bekämpfung von Kriminalität und Gewalt.
    Obwohl die Landespolitik für ihn ein "full-time Job" ist, steht Heinz Siekmann, im "Zweitberuf" freier Journalist, auch im vorpolitischen Raum seinen Mann. Zum Beispiel öffnet ihm das Amt des Vizepräsidenten der Landesverkehrswacht Nordrhein-Westfalen die Möglichkeit, aktiv für mehr Verkehrssicherheit einzutreten. Oder ein anderes Beispiel: Als Mitglied im Gefängnisbeirat der Justizvollzugsanstalt Hamm wird er unmittelbar mit den Problemen der Strafgefangenen konfrontiert, aus deren Kreisen ihn wiederum viele Petitionen erreichen. Politik und Ehrenämter sind für den CDU-Abgeordneten untrennbar miteinander verbunden, kosten viel Zeit, Kraft und Nerven. Aber auf diesen Streß will Siekmann nicht verzichten, denn "der Bürger erwartet zu Recht, daß der Parlamentarier den Wählerauftrag ernst nimmt".

    Marion Vilmar

    ID: LI762624

  • Porträt der: Woche Hans Paumen (CDU).
    Porträt
    S. 15 in Ausgabe 23 - 18.10.1976

    Die ersten Kontakte zur Politik fand Hans Paumen schon in den Kindesjahren — zu einer Zeit, wo von Demokratie und Mitverantwortung der Bürger nur im kleinen Kreis und hinter verschlossenen Türen gesprochen werden konnte. Als dann nach Kriegsende die demokratischen Parteien wiedererstanden, schloß sich Paumen schon als Achtzehnjähriger der CDU an. Mit viel persönlichem Engagement führte der heutige Landtagsabgeordnete zwölf Jahre lang die Junge Union seiner Heimatstadt Düsseldorf, übrigens den damals mitgliederstärksten Kreisverband der Bundesrepublik.
    Unverändert geblieben ist dabei bis heute sein Anliegen, die jungen Menschen zur aktiven Mitarbeit in unserem Staat zu gewinnen. So diskutiert der 1970 und 1975 direkt gewählte Abgeordnete an zahlreichen Abenden und Wochenenden mit Jugendlichen in Vereinen und Verbänden.
    Dabei ist auch die von den Politikern "wiederentdeckte" Sparsamkeit ein Hauptgesprächsthema. Paumen hatte bereits im Wahlkampf 1970 seinen Wählern versprochen, sich für eine sparsame Haushaltspolitik einzusetzen. Eingedenk dieses Versprechens scheute er sich auch nicht vor heißen Eisen. Oberste Grenze für die Gesamthöhe der staatlichen Ausgaben muß nach Paumens Auffassung die Belastungsfähigkeit der Wirtschaft und des Steuerzahlers sein.
    Seine Fraktion entsandte den jetzt 47jährigen Düsseldorfer Abgeordneten in den Haushalts- und Finanzausschuß und in dessen Arbeitsgruppe "Personalbedarf und Stellenpläne". Die fünf Abgeordneten dieser Arbeitsgruppe erhielten im vorigen Jahr vom Bund der Steuerzahler in Nordrhein-Westfalen für ihre Tätigkeit als "Sparkommissare den "Eisernen Steuergroschen".
    Außerdem gehört Paumen dem Rechnungsprüfungsausschuß an und wurde von seiner Fraktion in diesem Jahr zu ihrem Obmann in diesem Ausschuß gewählt. Die öffentliche Verwaltung kennt Paumen als Beamter aus eigener Anschauung.
    Paumen tritt besonders für die Einsparung konsumtiver zugunsten investiver Ausgaben ein. Alle neuen Aufgaben der öffentlichen Hand und Gesetzesvorlagen müssen nach seiner Meinung einer Kosten- und Nutzenprüfung unterzogen werden. Darüber hinaus sollten alle Finanzhilfen des Landes ständig auf ihre Notwendigkeit im öffentlichen Interesse geprüft und gegebenenfalls eingestellt werden.
    Nicht zuletzt aufgrund seines frühen politischen Interesses bemüht sich der CDU-Abgeordnete darum, interessierten Bürgern seines Wahlkreises Einblick in die Tätigkeit des Landesparlamentes zu vermitteln. So gründete er beispielsweise einen Arbeitskreis "Landeshaushalt". Bei den Beratungen dort versucht Paumen die schwierige und oft "trockene" Thematik verständlich zu machen und gewinnt andererseits viele Anregungen für seine parlamentarische Tätigkeit. Der Abgeordnete dazu: "Auf diese Weise wird die Bereitschaft des Wählers gefördert, politische Entscheidungen zu beeinflussen und mitzutragen, zumindest aber mehr Verständnis für Möglichkeiten und Grenzen politischen Wirkens zu erlangen." Schließlich lebe die Demokratie von der Zuneigung ihrer Bürger.
    Es ist viel, was sich der CDU-Abgeordnete zur Aufgabe gemacht hat: den mündigen Bürger. Und so bleibt wenig Zeit für seine Familie, Frau und drei Kinder.
    Jochen Jurettko

    ID: LI762326

  • Porträt der Woche: Professor Dr. Heinrich Rosenbaum (CDU).
    Porträt
    S. 11 in Ausgabe 21 - 24.09.1976

    Seine Vorliebe gilt einem Bereich der Politik, von dem nicht wenige behaupten, man könne ihn kaum einer breiteren Öffentlichkeit verständlich oder gar schmackhaft machen. Der CDU-Abgeordnete Professor Dr. Heinrich Rosenbaum ist da aber anderer Ansicht und spricht von Landesplanung und Landesentwicklung so bildhaft, daß man eher an ein appetitliches Gericht als an einen unverdaulichen Happen denkt. Damit hat der 46jährige, der bis zu seiner Wahl als Abgeordneter des Wahlkreises 136 (Höxter) Dozent an der Gesamthochschule Paderborn war, bereits einen beabsichtigten Effekt erzielt. Landesplanung und Landesentwicklung sollten auch von der Öffentlichkeit als entscheidende politische Vorhaben begriffen werden, weil sie wichtige Faktoren für die Zukunft aller sind. Sie sollten deshalb nicht "untergebuttert" oder nur Fachleuten überlassen werden dürfen.
    Rosenbaums Engagement in dieser Frage ist zum Teil damit zu erklären, daß er als Bürgermeister seiner Geburtsstadt Höxter zwangsläufig darauf achtet, daß bei allen landespolitischen Entwicklungen die Interessen der Kommunen beachtet werden. Denn auch in seinen Beruf hat er sich diesen Fragen gewidmet. Daß er sich damit schon kurz nach dem Start der neuen Legislative einen Ruf als Fachmann erworben hat, scheint ihm eher lästig als willkommen zu sein, weil damit Festlegungen verbunden sind, die andere Qualitäten überdecken könnten.
    Professor Dr. Rosenbaum, der schon als Pennäler in die CDU eintrat, dann nach dem Abitur eine Banklehre absolvierte und nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften sein Diplom als Volkswirt machte, brauchte diese anderen Qualitäten freilich nie hervorzukehren, besonders nicht in dieser achten Legislaturperiode. Denn schon einmal, nämlich von 1966 bis 1970, war er Mitglied des Landtags, in den er jetzt mit einem der höchsten Ergebnisse aller Wahlkreise als "erfahrener Neuling" zurückkehrte. Die Praxis als Fachhochschullehrer erschloß ihm ein neues politisches Betätigungsfeld innerhalb des Landtages, seine als Bürgermeister gesammelten Erfahrungen ein weiteres. Im Ausschuß für Wissenschaft und Forschung, der angesichts der Entwicklungen und Probleme in der Bildungspolitik keineswegs über mangelnde Beschäftigung klagen kann, sieht der Praktiker die reizvolle Aufgabe, als Gegengewicht zu den Theoretikern zu fungieren und jene Grundsätze zu verwirklichen, zu denen er sich durch seine Zugehörigkeit zur CDU bekennt.
    Ein weiteres Betätigungsfeld hat der CDU-Abgeordnete im Petitionsausschuß gefunden, wo er die Möglichkeit sieht, Menschen zu helfen, die mit der sogenannten Obrigkeit nicht zurechtkommen. Ein Politiker brauche eigentlich viel mehrZeit, stellt er mit einem Unterton von Bedauern fest, weil sich dann mehr bewirken, mehr erreichen ließe. Beispielsweise für die Kommunen, deren weitere Entwicklung entscheidend davon abhängen könne, wie noch notwendige Gesetze des Landes formuliert werden.
    Vorstellungen, wie etwa die Landesbauordnung und die Gemeindeordnung zu ändern wären, hat Dr. Rosenbaum genug. Viele formuliert er während der Bahnfahrten zwischen Höxter und Düsseldorf, die ihm auch Gelegenheit für die umfangreiche Korrespondenz bieten, die jeder Abgeordnete zu bewältigen hat. Daß er sich auch mehr Zeit für seine drei Kinder und seine Frau wünschte, deutet er bestenfalls an. Schließlich habe er sich für die Politik entschieden und damit freiwillig mehr Belastungen auf sich genommen als in einem normalen Beruf.
    Klaus Simson

    ID: LI762131

  • Porträt der Woche: Dr. Heinrich Pohlmeier (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 19 - 02.07.1976

    Er kam eher zufällig in die Politik, als seine berufliche Karriere bereits abgeschlossen war. "Nachbarn und Freunde" baten um das Engagement des damals 42 Jahre alten Studienrats Dr. Heinrich Pohlmeier aus Büren bei Paderborn. Und eh sich der zurückhaltende Westfale versah, saß er bereits im Rat seiner Heimatstadt und wurde Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes Büren. Natürlich war diese politische "Blitzkarriere" nur möglich, weil die Heimat des heute 53jährigen Studiendirektors als "schwärzester Wahlkreis" Nordrhein-Westfalens, als Hochburg der CDU gilt, in der bei der letzten Landtagswahl 73 Prozent aller Wähler für Pohlmeier stimmten, der seit 1970 ein Landtagsmandat hat.
    Nun liegt die Vermutung nahe, in dem weißhaarigen, leisen Pädagogen Pohlmeier, der bei Benno von Wiese in Bonn über die "Schöne Seele" in der deutschen Literatur des 18. Jahrhunderts promovierte, einen typischen Vertreter jener angeblich so "heilen Welt" zu sehen, die meist nur im Vorurteil existiert. Doch waren es gerade die Konflikte im Leben des Westfalen, die Heinrich Pohlmeier dazu brachten, die Bitte seiner Freunde nicht zu überhören und seine Zeit außerhalb des Mauritius-Gymnasiums in Büren mit Politik zu füllen.
    Denn der "unkritische" kleine Hitlerjunge Pohlmeier, der nach seinem Notabitur 1941 als Soldat nach Rußland kam und unverletzt das Kriegsende erlebte, nennt noch heute diesen materiellen und geistigen Zusammenbruch "das bestimmende Erlebnis meines Lebens". Und längst bevor Unterrichtslinien dies vorschrieben, berichtete der Bürener Gymnasiallehrer für Deutsche Geschichte und Erdkunde seinen Schülern von dieser Vergangenheit, schilderte der ehemalige Fähnrich ihnen die Grauen der Diktatur und des Krieges, "um durch Erziehung dahin zu wirken, daß so etwas nie wieder geschieht".
    Als 1964 dann der langjährige Ortsvorsitzende der CDU Büren aus Altersgründen zurücktrat und Pohlmeier dieses Amt angetragen wurde, verstand es der Pädagoge als seine Pflicht, nicht "abseits" zu stehen.
    Dem neuen Vorsitzenden präsentierte sich eine "klassische Honoratioren-Partei", die Pohlmeier erst "öffnen" mußte — er sprach Arbeiter und Handwerker an und "holte die Leute in die CDU, wie ich selbst geholt worden war". Mit dieser Öffnung der Partei, deren Mitglieder damals zu zwei Dritteln Landwirte waren, verband sich auch die Änderung der wirtschaftlichen und räumlichen Strukturen seines westfälischen Heimatortes, der von 6000 auf 17 000 Einwohner wuchs.
    Es war fast selbstverständlich, daß der neue, erfolgreiche CDU-Vorsitzende, der 1967 den Kreisverband Büren übernahm und 1974 an die Spitze des Kreisverbandes Paderborn gewählt wurde, auch zur Stelle war, als Anton Volmert abtrat, der 23 Jahre lang den Wahlkreis 135 am Düsseldorfer "Schwanenspiegel" vertreten hatte. Pohlmeier kandidierte 1970 und verbesserte das Ergebnis seiner Partei um 8 Prozent auf 73 Prozent aller Stimmen, eine Traumzahl, die der Abgeordnete des Wahlkreises Büren-Warburg 1975 noch leicht steigern konnte.
    Freimütig gibt Pohlmeier zu, daß er "fast zwei Jahre" brauchte, bis er im Düsseldorfer Landtag "Durchblick" hatte. Und diesen Durchblick gewann er vor allem im Schulausschuß, wo der Pädagoge seine Sachkenntnisse in Politik ummünzte. Offenbar so erfolgreich, daß der einzige Gymnasiallehrer seiner Fraktion heute zu den bildungspolitischen Sprechern der CDU im Landtag gehört. Dabei kommt ihm das "Glück" zugute, der einzige aktive Lehrer im Parlament zu sein.
    Denn von der Inkompatibilität wurde Pohlmeier nicht berührt, weil er an einer Privatschule unterrichtet — übrigens auch seinen 16jährigen Sohn Andreas, der "überhaupt nicht daran denkt", in die Fußstapfen seines Vaters zu treten.

    Helmut Breuer

    ID: LI761909

  • Porträt der Woche: Fritz-Werner Hoberg (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 16 - 14.06.1976

    Seine Heimat ist das von der Landwirtschaft geprägte Münsterland, sein Beruf Landwirt. Eigentlich wären das natürliche Voraussetzungen, den CDU-Landtagsabgeordneten Fritz-Werner Hoberg als typischen Lobbyisten der "grünen Front" in dem Landtag abzustempeln, dem er seit 1970 angehört. Eine derartige Vermutung zu äußern hieße jedoch, den 63jährigen Politiker aus Wadersloh-Liesborn, seine Arbeit und sein Engagement zu verkennen. Richtig ist, daß Hoberg sich als Vertreter des ländlichen Raums versteht, als Anwalt der dort vorhandenen vielschichtigen Interessen, die es gegen zu hohe Ansprüche der Ballungsgebiete durchzusetzen gilt. Richtig ist auch, daß er als einer der drei praktizierenden Landwirte unter den 200 Abgeordneten dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten angehört, weil er selbst fordert, daß Praktiker an den richtigen Platz gehören. Sein Engagement für den ländlichen Raum bringt er aber auch als Mitglied des Wirtschaftsausschusses zum Ausdruck, in dem er seinen Beitrag zur Beseitigung der Strukturschwächen zu leisten sucht, die wesentliche Ursache des spürbaren Gefälles zwischen Ballungsgebieten und flachem Land haben.
    Fritz-Werner Hoberg, der nicht auf eigenen, sondern auf Wunsch politischer Freunde Direktkandidat im Wahlkreis Warendorf-Beckum II wurde — und ihn zweimal gewann —, zog mit langjähriger kommunalpolitischer Erfahrung in den Landtag ein. Schon 1952 wurde er in die Amtsvertretung Liesborn-Wadersloh gewählt, 1956 dann zum Amtsbürgermeister. Doch nicht das Amt zählte, sondern seine Initiativen und seine Erfolge, mit denen er bewies, daß der landliche Raum sehr wohl Anschluß an die Entwicklung in den Ballungsgebieten halten kann. Damals installierte er einen Schulverband als Musterfall und sorgte für eine Schulbuslinie. Gleichermaßen erfolgreich strukturierte er auch seinen 80 Hektar großen Hof um, den er ursprünglich gar nicht erben wollte und sollte. Deshalb begann er mit dem Jurastudium und landete beim Militär, das ihm allein die Möglichkeit zu bieten schien, ohne Parteizugehörigkeit Verwaltungsjurist zu werden. Dann mußte er doch den väterlichen Hof übernehmen, der heute alle Merkmale eines modernen Betriebes aufweist und durch eine Brennerei ergänzt wird.
    Neben dem Hof und seinen kommunalen Ämtern, zu denen Mandate im Kreistag, in der Landschaftsversammlung und der Gemeinde kamen, stand er für Vorstandsaufgaben der CDU und für genossenschaftliche Vereinigungen zur Verfügung. Diese mannigfachen Erfahrungen nun in der Landespolitik zur Geltung zu bringen, ist Hobergs erklärtes Ziel, das er mit westfälischer Beharrlichkeit verfolgt.
    Wenn die Ballungsgebiete nach einer Konzentration der Bildungseinrichtungen rufen, meldet sich Hoberg mit der Forderung nach Ausnahmegenehmigungen für den ländlichen Raum zu Wort. Kulturpolitiker kennen ihn als Streiter gegen jedes Bildungsgefälle, Landesplaner als Verfechter notwendiger Sonderregelungen, die am ehesten geeignet sind, Strukturschwächen zu beseitigen. Er sei, sagt er, dazu erzogen worden, Pflichten zu übernehmen. Für den ländlichen Raum hat er sich bereitwillig in die Pflicht nehmen lassen.
    Klaus Simson

    ID: LI761602

  • Porträt der Woche: Herbert Faust (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 14 - 25.05.1976

    Er zählt nicht zu den großen Fechtern parlamentarischer Debatten; das Wirken des Landtagsabgeordneten Herbert Faust (CDU) konzentriert sich auf die von der Öffentlichkeit kaum registrierten vorentscheidenden Gremien: die Fraktions-Arbeitskreise und die Ausschüsse. Und es ist kein Zufall, daß seine Fraktion den Ahlener Bürgermeister in den in dieser Legislaturperiode angesichts der anstehenden Funktionalreform besonders gewichtigen Ausschuß für Landesplanung und Verwaltungsreform entsandt hat.
    Der ideenreiche und tatkräftige Münsterländer bringt eine fast 25jährige kommunalpolitische Erfahrung mit. Sie gewann er ab 1952 zunächst als Ratsvertreter, später wurde Faust stellvertretender Bürgermeister, und schließlich errang er 1969 mit der CDU in der Stadt des Ahlener Programms erstmals die absolute Mehrheit. In den folgenden Jahren machte Faust durch weitsichtige Planung, die der Wirtschaft attraktive Standorte brachte und den Bürgern neue Arbeitsplätze sicherte, von sich reden. Die Anerkennung auch bei seinen politischen Gegnern fand jüngst in der einstimmigen Wahl zum Vorsitzenden des Bezirksplanungsrats im Regierungsbezirk Münster ihren Niederschlag.
    Seine erfolgreiche Erfahrung vor Ort will Faust, der auch ein Jahrzehnt dem Beckumer Kreistag angehörte, bei der Funktionalreform nutzen. Das Ausschußmitglied tritt dabei entschieden für eine Stärkung der Gemeinden ein. Die Kreise müßten den Kommunen entsprechend deren unterschiedlicher Größe und Leistungskraft vor allem alle publikumsintensiven Aufgaben wie Bauordnung, Sozial- und Jugendbereich übertragen. Auch eine Überprüfung der derzeitigen Zuschußregelung von freiwilligen Leistungen hält Faust für erforderlich. Der Kommunalpolitiker will sich nicht als "Entmachter" der Kreise verstanden wissen. Eine Funktionalreform hat nach seiner Auffassung aber nur einen Sinn, wenn neben einer kostensenkenden Rationalisierung auch eine bürgernahe Verwaltung erreicht wird. Daher werde diese Reform auch eine ständige Aufgabe bleiben.
    Neben dem Engagement in der Kommunalpolitik fühlt sich Faust als Bezirksschornsteinfegermeister insbesondere dem Handwerk verpflichtet. Und hier wiederum richtet sich das Interesse des aus der Jugendarbeit kommenden und in der Kolpingfamilie lange tätigen früheren Vizepräsidenten der Handwerkskammer Münster vor allem auf die berufliche Ausbildung. Daher setzt er sich nachhaltig für ein stärkeres Mitspracherecht von Eltern und Jugendlichen ein. Nicht allein der ausbildende Betrieb und die Schule dürften die Entscheidungen über die Ausbildung fällen. Ahnlich der vorgesehenen Schulmitbestimmung müsse es auch eine echte Mitbestimmung der Eltern und Jugendlichen in den Ausbildungsfragen geben.
    Ungeachtet des weitgesteckten Tätigkeitsradius hat der 48jährige Landtagsabgeordnete ein auf den ersten Blick zeitraubendes wie ungewöhnliches "Hobby": Herbert Faust ist seit 1942 Feuerwehrmann und brachte es bis zum Kreis- bzw. Stadtbrandmeister. Beim näheren Betrachten seines bisherigen Lebensweges wird jedoch deutlich, daß die Hilfsbereitschaft gegenüber dem Nächsten ein wesentliches Charaktermerkmal des Münsterländers ist.
    Jochen Jurettko

    ID: LI761402

  • Porträt der Woche: Albert Brinkmann (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 9 - 19.03.1976

    Das Ruhrgebiet umzuwandeln, aus dem Kohlenpott eine krisenfestere und menschenfreundlichere Industrielandschaft zu machen, das ist eine der Kernaufgaben des Landtags in Düsseldorf. Wo es darum geht, ist Albert Brinkmann fast immer dabei. Am Wechsel seiner Arbeitsbereiche im Parlament läßt sich ablesen, wie diese Probleme sich verändern. Der CDU-Abgeordnete aus Dortmund wurde 1966 zum erstenmal über die Landesliste gewählt, als der Bergbau unter den wachsenden Kohlenhalden zu ersticken drohte. Brinkmann war damals schon 14 Jahre Mitglied des Stadtrats in Dortmund und dort zuletzt CDU-Fraktionsvorsitzender gewesen. Weil er die Lage "vor Ort" kannte, kam er in den Ausschuß für Landesplanung, denn dort ging es vorrangig um neue Arbeitsplätze und die Zukunft des Ruhrgebiets. Gleichzeitig arbeitete Brinkmann im Ausschuß für Verwaltungsreform, wo mit der Neuordnung der Kreise Unna und Ennepe-Ruhr die ersten Versuche zur kommunalen Neugliederung unter den Bedingungen des Industriereviers gemacht werden mußten. Zwischen 1970 und 1975 ging es für ihn im Verkehrsausschuß des Landtags vor allem um den Ausbau der S-Bahn und eines zusätzlichen Stadtbahn-Netzes im Ruhrgebiet. Ohne größere Beweglichkeit im Nahverkehr sind die Beschäftigungsprobleme nicht zu lösen — auch wenn Brinkmann als stellvertretendes Mitglied im Wirtschaftsausschuß manche Erfolge bei der Schaffung neuer Arbeitsplätze miterlebt. Seit die Ölkrise überwunden und Brinkmann zum drittenmal in den Landtag gewählt ist, geht es für ihn nun um die Verbesserung des Straßenverkehrs und die Beseitigung von Unfallschwerpunkten — schließlich läßt die Stadtbahn wegen Geldmangels auf sich warten und die Autoströme der Pendler schieben sich erneut ins Blickfeld an der Ruhr.
    Ist es selbstverständlich, daß ein Ruhrgebietsabgeordneter im Revier groß geworden ist? Für Albert Brinkmann stellt sich da gar keine Frage. Er wurde 1916 in Lütgendortmund als jüngstes von neun Kindern eines Grubenelektrikers geboren. Der Vater hielt nichts davon, "Geschenke vom Staat anzunehmen und schickte seinen Jungen statt aufs Gymnasium in eine Lehre als Versicherungskaufmann. Mit 18 Jahren war Albert Brinkmann Dekanatsführer der Katholischen Jugend in Dortmund. Zwei Jahre später drohte ihm der offene Konflikt mit den neuen Machthabern — weil er mit seiner Jugendgruppe eine Wanderung unternommen hatte. Damit war das Monopol der Hitlerjugend mißachtet worden, die allein noch solche Jugendwanderungen machen durfte. Brinkmann entzog sich dem Untersuchungsverfahren durch schleunigen Umzug nach Weimar, dann nach Hamburg. 1938 mußte er zur Wehrmacht einrücken, sieben Jahre später kam er als Hauptfeldwebel in Kurland in russische Kriegsgefangenschaft. Als "arbeitsunfähig" wurde er 1948 entlassen. Für ihn blieb es von vornherein nicht dabei, daß er sich beruflich einsetzte — obwohl aus dem Versicherungs-Sachbearbeiter in 12 Jahren der Filialdirektor und Leiter einer Geschäftsstelle mit 160 Mitarbeitern wurde. Schon knapp ein Jahr nach der Heimkehr aus Moskau war Brinkmann Mitglied der CDU und der Deutschen Angestelltengewerkschaft, ein weiteres Jahr später Kreissprecher der Jungen Union in Dortmund und bald auch in den CDU-Sozialausschüssen tätig. Wäre er kein Kind des Kohlenpotts, würden Westfalen von Albert Brinkmann anerkennend sagen, er sei ein Kerl, der eine gerade Furche pflügt. Der Dortmunder Abgeordnete selbst weist Lob eher zurück — nicht zurückgewiesen hat er aber den Ehrenring, den ihm die Stadt Dortmund schon vor 14 Jahren für seine Tätigkeit verlieh. Nach der letzten Landtagswahl bekam Brinkmann im Düsseldorfer Landtag einen Vertrauensbeweis seiner Fraktionskollegen. Sie entsandten ihn in den Rechnungsprüfungsausschuß - dorthin, wo die Kontrolle des Landtags über die Geldausgaben der Landesregierung ausgeübt wird und die oft heiß umstrittenen Beanstandungen des Landesrechnungshofs endgültig geklärt werden.
    Peter Weigert

    ID: LI760903

  • Porträt der Woche: Heinz Szymczak (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 6 - 20.02.1976

    Als der CDU-Politiker Heinz Szymczak 1966 als Neuling in den Landtag gewählt wurde, gehörte es zu seinem erklärten Ziel, den direkten Kontakt zum Wähler nicht abreißen zu lassen. Nach jetzt fast zehnjähriger Zugehörigkeit zum Kreis der Landtagsabgeordneten, die ihr Mandat in direkter Wahl erringen konnten, besteht kein Zweifel, daß er in diesem Bemühen nie nachgelassen hat. Die CDU-Landtagsfraktion honorierte das Engagement ihres Bonner Abgeordneten für die Anliegen der Wähler mit seiner Wahl zu ihrem Sprecher im Petitionsausschuß, in dem er nun als leidenschaftlicher Verfechter auch der geringsten Anliegen wirkt. Bei allem Einsatz, den das harte Geschäft der Landespolitik erfordert, läßt der Rektor a. D. freilich nicht jene Charaktereigenschaft vermissen, die ihn in besonderem Maß auszeichnet und ihn in die Lage versetzt, die menschlichen Seiten der Politik und der Politiker zu verdeutlichen. Es ist sein nie versiegender, aber nie verletzender Humor, mit dem der gebürtige Duisburg-Hamborner des Jahrgangs 1921 auch schon als Autor in Erscheinung getreten ist. Er nimmt, insbesondere im Landtag, die Politik als das, was sie ist, nämlich als die Kunst des Möglichen. So bleibt bei ihm kein Anliegen ungeprüft und keine Zuschrift unbeantwortet.
    Zugang zur Politik, die für Szymczak zum Hauptberuf geworden ist, fand er 1950 durch seinen Eintritt in die CDU. Kurz zuvor hatte der vierfache Vater seine Lehrerausbildung abgeschlossen. Vor seiner Wahl in den Landtag war er bereits Kreistagsabgeordneter, und Beruf und Mandat bereicherten ihn um die Erfahrung, daß außerschulische politische Bildung einen ungewöhnlich hohen Stellenwert haben muß, um das demokratische Engagement der Bürger zu festigen. Dieses Ziel verfolgt Szymczak natürlich auch bei seiner Arbeit als Landtagsabgeordneter, und er nimmt für sich in Anspruch, politische Bildung zu einem gängigen Begriff gemacht zu haben. Ein weiteres Feld seiner politischen Tätigkeit ist der Sport, dessen Förderer und Fürsprecher er seit 1966 im Sportausschuß des Landtags ist und für den er dort manche Klinge gekreuzt hat. Nachhaltige Erfolgserlebnisse allerdings notiert er mit besonderer Genugtuung im Petitionsausschuß, auch wenn durchschnittlich nur jede dritte Eingabe positiv beschieden werden kann. Aber selbst negative Bescheide können nicht darüber hinwegtäuschen, daß jede Petition mit größter Sorgfalt behandelt wird, zumal die Landesverfassung den Mitgliedern des Ausschusses das Recht einräumt, jede Beschwerde an Ort und Stelle zu prüfen. Dieses Recht nutzt Szymczak im Interesse der Wähler bei zahlreichen Gelegenheiten, so daß er seither mehr auf Inspektionsreisen als im Landtag ist.
    Hätte der Landtag allerdings den Abgeordneten bessere räumliche Arbeitsvoraussetzungen zu bieten, könnte der Abgeordnete Szymczak nach eigenen Worten noch mehr für die Wähler tun. Doch noch liegt ein Neubau in weiter Zukunft, wenn auch schon die ersten Weichen dafür gestellt worden sind. Ganz nebenbei zählt Szymczak auch zu den Verfechtern einer gemäßigten Kleinschreibung, für die er jedoch nur wenig tun kann, weil seine zahlreichen Verpflichtungen ihm nur wenig Zeit dazu lassen.
    Klaus Simson

    ID: LI760601

  • Porträt der Woche: Kurt Schmelter (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 4 - 06.02.1976

    Mindestens einmal in der Woche, auch im Winter, greift er zum Schläger. "Rechts bin ich besonders gut", stellt Kurt Schmelter nicht ohne Stolz fest, doch er schränkt ein, damit niemand falsche Schlüsse daraus ziehe: "Nur im Tennis." Fragt man ihn nach seinem politischen Standort, nennt er Namen, die keinen Zweifel an der Richtung lassen. Schließlich komme er aus Köln, Hans Katzer sei ein Duzfreund, und "Johannes Albers war mein großer Lehrmeister in der Politik". Seit 1946 gehört er den Sozialausschüssen der CDU an.
    Als er nach der Wahl vom 4. Mai vergangenen Jahres den Landtag betrat, fand der Kölner Abgeordnete Kurt Schmelter dort manchen alten Bekannten vor. Ein Neuling und doch ein alter Hase. Schon von 1958 an hatte er zwei Legislaturperioden lang hier seinen Platz in der CDU-Fraktion. 1966 unterlag er mit 1100 Stimmen in seinem Kölner Wahlkreis, vier Jahre später fehlten ihm nur 360 Stimmen. Doch diesmal hat der Pechvogel es wieder geschafft, und für die Kölner war das eine kleine Sensation, denn erstmals nach neun Jahren gelang es einem CDU-Kandidaten, der SPD in der Domstadt ein Direktmandat abspenstig zu machen.
    Schmelter kann noch mit einer weiteren Erstmaligkeit aufwarten: Er ist der bisher einzige NRW-Landtagsabgeordnete, dem nach einer Zwangspause von zwei Legislaturperioden das Comeback gelang. Wie fühlt man sich als Neuling mit den Erfahrungen früherer Jahre? Kurt Schmelter erinnert sich, daß Politik damals nicht nur in den Ausschüssen und im Plenum gemacht wurde, sondern nicht zuletzt im Erfrischungsraum, "wo Kontakte auch mit dem politischen Gegner gepflegt werden konnten".
    Und heute? "Die Atmosphäre hat sich verändert." Die Gräben menschlicher und sachlicher Art zwischen den Fraktionen seien tiefer geworden. Kurt Schmelter, nicht ohne Melancholie: "Wir befinden uns in einem permanenten Wahlkampf." Er ist der Typ, dem die Scharfmacher nicht liegen, ein Mann des Ausgleichs, und mit Genugtuung erinnert er sich, daß auf einem privaten Empfang aus Anlaß seines 50. Geburtstages im September vergangenen Jahres die SPD genauso stark vertreten war wie die eigene Partei.
    In seiner ersten Volksvertreterphase entschied sich Schmelter für die Ressorts Sport und Verkehr. Dem Sport ist der passionierte Tennisspieler — als Obmann der Fraktion für diesen Bereich — auch diesmal treu geblieben, doch vom Verkehrsausschuß wechselte er in den Bereich Haushalt und Finanzen. Daß er darüber hinaus ein engagierter Kommunalpolitiker ist, kann nicht wundern, denn immerhin hat Kurt Schmelter unmittelbar vor Ort Erfahrungen sammeln können: Als Inspektor in den Diensten seiner Heimatstadt Köln, wo er zuletzt in der Tiefbauverwaltung tätig war.
    Von dort arbeitete er sich politisch nach oben. 1957 wurde er Geschäftsführer des CDU-Kreisverbandes Köln, des mit Abstand größten seiner Partei in der Bundesrepublik. Auch in diesem Amt wird er selbstverständlich mit kommunalpolitischen Problemen konfrontiert. Als einziger hat Schmelter im Vorstand seiner Kreispartei gegen die Eingemeindung von Porz und Wesseling nach Köln gestimmt, und für einen Domstädter brauchte es dazu schon einer gehörigen Portion Zivilcourage.
    Der Kommunalpolitiker Schmelter sieht Probleme vor allem in der Gemeindeordnung, die für eine Millionenstadt ebenso gültig ist wie für Zwerggemeinden. Eine Novellierung sei dringend geboten. Auch die Bezirksverfassung hält nach seiner Meinung nicht das, was man sich von ihr versprochen hatte. Schmelter: "Da ist viel Sand im Getriebe."
    Norbert Iserlohe

    ID: LI760402

  • Porträt der Woche: Lukas Schaa (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 1 - 16.01.1976

    Das Handbuch des Landtags für die 8. Legislaturperiode weist den CDU-Politiker Lukas Schaa als Amtsdirektor a. D. aus, als Praktiker der kommunalen Verwaltung außer Diensten. Doch für Schaa, der dem Düsseldorfer Parlament seit 1970 angehört, bedeutet der vom Rechtsstellungsgesetz des Landes, auch Inkompatlbilitätsgesetz genannt, geforderte vorübergehende Abschied von seinem Beruf, daß er als Abgeordneter seine Erfahrungen von "vor Ort" ungeschmälert in den Dienst der Kommunen stellen kann. Er selbst gehörte zu den frühen Befürwortern des Gesetzes, das die Unvereinbarkeit von öffentlichem Amt und Mandat festschreibt und vielen Abgeordneten in gleicher Situation auch den Gewissenskonflikt erspart, bei welcher der beiden Vollzeittätigkeiten, dem Beruf oder der Ausübung des Landtagsmandats, Abstriche gemacht werden müssen.
    Schaa, der gebürtige Emsländer des dahrgangs 1926, mag eigentlich nirgends Abstriche machen und schätzt Unabhängigkeit. Bezeichnend für diese Einstellung ist sein beruflicher Werdegang. Der Absolvent der Verwaltungsakademie Münster trat der CDU im Jahre 1961 erst bei, nachdem er aufgrund seiner Qualifikation zum Amtsdirektor gewählt worden war.
    Im Kommunalpolitischen Ausschuß des Landtags, in seiner Fraktion und nicht zuletzt auch im Plenum erweist er sich denn auch als unumstrittener Fachmann in kommunalpolitischen Fragen. Mit einem gesunden Schuß Sturheit, den er neben Hartnäckigkeit und Zielstrebigkeit für sich in Anspruch nimmt, sucht der aus einer kinderreichen Bauernfamilie stammende Abgeordnete jede Chance, Gesetze praxisgerecht zu gestalten. Aus dieser Einstellung resultiert auch, wie er betont, sein Widerstand gegen Pläne in den Koalitionsparteien, durch eine Änderung der Gemeindeordnung für Nordrhein-Westfalen die Magistratsverfassung zu schaffen und den Bürgermeister als Chef der Verwaltung zu etablieren. Schaa sieht darin eine Gefahr für die bisherige Zuständigkeit des Rates in Gemeinden und Städten. In dieser Frage will er noch nicht einmal Kompromißlösungen akzeptieren, denen er sonst nicht ablehnend gegenübersteht. Auch das macht deutlich, daß der Kreisvorsitzende der CDU in Soest für die Gemeinden ficht, wenn es darum geht, die Selbstverwaltung zu stärken und die Finanzausstattung zu verbessern. Dafür tritt er auch als Präsidiumsmitglied des NRW-Städte- und Gemeindebundes ein.
    Eine zweite wichtige Aufgabe hat Schaa übernommen, als die CDU-Landtagsfraktion ihn zum Obmann der Arbeitsgruppe Rechnungsprüfung wählte und gleichzeitig in den Rechnungsprüfungsausschuß des Landtags entsandte. "Dort", so sagt Schaa, "findet die eigentliche Kontrolle der Regierung statt, insbesondere der Regierungsbehörden." Aus eigener Praxis kennt er die "Betriebsblindheit" der Verwaltung, die für fast alle Beanstandungen ursächlich ist, mit denen der Rechnungsprüfungsausschuß zu tun hat. Die Verantwortung fürs Ganze, von der er als Richtschnur seiner politischen Tätigkeit im Landtag spricht, läßt ihn auch im Rechnungsprüfungsausschuß sich als Anwalt aller fühlen. Einseitigen Anklagen abhold, prüft er Vorwürfe, hört Betroffene und prüft erneut, bevor er sich ein Urteil bildet. "Denn kein Mensch", sagt Schaa, "ist unfehlbar."
    Das Mandat, das ihm 1975 zum zweitenmal übertragen worden ist, hat er sich im Wahlkreis 119 in Lippstadt gesichert, in dem er Nachfolger des früh verstorbenen Josef Hermann Dufhues wurde. Schon bei der ersten Kandidatur konnte Schaa dabei den Vorsprung der CDU ausbauen und 1975 dann auch erfolgreich verteidigen.
    Lukas Schaa, geboren in Papenburg/Ems, ist verheiratet und Vater zweier Kinder. Der Beruf verschlug ihn ins westfälische Geseke, und die neue Heimat verhalf ihm zu einem besonderen Hobby: Als Bundesoberst der Sauerländer Schützen widmet er sich der Heimatpflege, der er jene Zeit opfert, die früher Skat und Schwimmen beanspruchten.
    Klaus Simson

    ID: LI760102

  • Porträt der Woche: Helmut Schwartz (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 24 - 12.12.1975

    Sein wichtigstes parlamentarisches Amt steht nicht in der Geschäftsordnung des Landtags von Nordrhein-Westfalen: Helmut Schwartz ist Leiter des CDU-Arbeitskreises Innenausschuß. Nach der letzten Landtagswahl übernahm der 38jährige Abgeordnete damit eine Aufgabe, deren Bedeutung für die Praxis des Landesparlaments immer mehr zunimmt. Er muß für die Koordinierung der Arbeiten im wichtigen Innenausschuß mit den Parteigremien sorgen, er hat Entscheidungen und Stellungnahmen zu den Fragen seines Arbeitsgebietes rechtzeitig vorzubereiten.
    Fünf Jahre Landtagserfahrung hatte Helmut Schwartz vorher gesammelt. Er wurde schon 1970 im Wahlkreis Aachen-Land direkt für die CDU gewählt. Ehe er sich jetzt auf den Innenausschuß konzentrieren mußte, hatte er auch noch im Rechnungsprüfungsausschuß und — sicher nicht zufällig - im Sportausschuß mitgearbeitet.
    "Zur Politik kam ich, weil ich zu Hause Torwart war", meint Helmut Schwartz. Zu Hause — das war und ist der Stoiberger Sportverein, bei dem er von 1957 bis 1964 in Verbandsligaspielen das Tor hütete und dem er inzwischen als Vorsitzender einen Teil der immer knapper werdenden Freizeit widmet. Die Junge Union warb den populären Torwart an und setzte ihn bald erfolgreich als Kandidaten für Stadtrats- und Kreistagswahlen ein.
    Die nächste wichtige Chance bekam Schwartz, als er 1969 in das CDU-Landespräsidium kam. Der Mann aus dem Aachener "Revier" ist Mitglied der CDU-Sozialausschüsse. Im Bemühen um den Ausgleich in der Partei scheut er gelegentlich aber auch vor der Kritik der eigenen Freunde nicht zurück.
    Den Arbeitsplatz in der Glasindustrie will der gelernte Kaufmann nicht aufgeben: "Man muß doch immer daran denken, daß nach fünf Jahren die nächste Wahl kommt und man dann vielleicht in den Beruf zurückgeht." Im Mai 1975 wurde Schwartz als einer der jüngsten Landräte an die Spitze des Landkreises Aachen gewählt — gegen den sonstigen politischen Trend von einer CDU / F.D.P.-Koalition. Gerade das ist so etwas wie eine Herausforderung an das politische Geschick des jungen Landrats — denn "bei uns im Kreis Aachen war noch kein Landrat länger als eine Wahlperiode im Amt".
    Für Hobbys außerhalb der Politik bleibt dem Familienvater — vier Kinder zwischen 14 und zwei Jahren — wenig Zeit. Dennoch empfindet er die Verbindung zwischen Landtagsmandat und dem Aachener Landratsamt für die Arbeit in Düsseldorf als besonders fruchtbar: "Über 90 Prozent der Landtagsentscheidungen betreffen die kommunale Ebene, nun kann ich in der Praxis ,unten' kontrollieren, was immer wir vorher .oben' in Düsseldorf beschlossen haben."
    Das gilt gerade für den neuen Landkreis Aachen — im Norden Bergbau und Ballungsgebiete wie an der Ruhr, im Süden den auf Fremdenverkehr und Landwirtschaft angewiesenen früheren Kreis Monschau. Da ergibt es sich von selbst, daß Schwartz auch seinen Platz im Grubensicherheitsausschuß des Landtags hat und Lösungen für den schwierigen wirtschaftlichen Strukturausgleich suchen muß.
    Den Kollegen im Innenausschuß des Landtags hat Schwartz als Aachener Landrat für eine der bald bevorstehenden Aufgaben wichtige Erfahrungen voraus: Sein Kreis hat die Polizei schon längst dem Aachener Polizeipräsidenten mit unterstellt. Ein Modell, das Innenminister Hirsch im kommenden Polizeigesetz auf ganz Nordrhein-Westfalen übertragen will.
    Peter Weigert

    ID: LI75242D

  • Porträt der Woche: Karl Grüter (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 20 - 07.11.1975

    Wer von Kohle spricht, denkt an das Revier. Doch auch anderswo zwischen Weser und Rhein stehen Fördertürme, gehen Menschen in den Pütt - beispielsweise im Ibbenbürener Raum. Karl Grüter, seit 1970 CDU-Landtagsabgeordneter im Kreis Tecklenburg, kennt die Probleme der Kumpel — als hauptamtlicher DGB-Gewerkschaftssekretär und stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Grubensicherheit im nordrhein-westfälischen Landtag.
    Das von der Öffentlichkeit zu wenig beachtete parlamentarische Gremium müht sich um die Sicherheit der unter Tage arbeitenden Menschen in diesem Land. Dieser Schutz vor den Gefahren im Bergbau unterscheidet sich wesentlich von dem in anderen Industriebereichen.
    Der langjährige Geschäftsführer der IG Bau, Steine, Erden in Solingen-Remscheid: "Es drohen beispielsweise nirgendwo anders Kohlenstaubexplosionen, und Sprengungen erfolgen im Bergbau unter anderen Voraussetzungen." Der aus 17 Mitgliedern bestehende Ausschuß (Parteipolitik ist hier verbannt) erarbeitet auch in Zusammenarbeit mit Sachverständigen neue Konzeptionen im Sicherheitsbereich, die später in Verordnungen der Bergbaubehörde ihren Niederschlag finden. Solche Initiativen werden nicht am Konferenztisch geboren.
    Kaum ein anderer Ausschuß des Landtages "reist" häufiger durch Nordrhein-Westfalen. Der Grubensicherheitsausschuß informierte sich auch in anderen Bergbauländern, und er legt dem Parlament halbjährlich einen Rechenschaftsbericht seiner Arbeit vor.
    Doch auch wie in den anderen Bereichen der Wirtschaft wird es im Bergbau keine restlose Sicherheit geben — "wir können nur für die höchstmögliche sorgen", so Karl Grüter.
    Als Kommunalpolitiker (15 Jahre Bürgermeister und Kreistagsabgeordneter) beschäftigt ihn "die zunehmende Hilflosigkeit der Bürger vor der übermächtigen Bürokratie".
    Er zählt zu den Streitern für Verwaltungsvereinfachung und für Reduzierung der Gesetzesflut. "Wir müssen die Gesetze auch so fassen, daß sie für den einzelnen Bürger verständlich sind." Grüter, der erst als Bürgermeister 1964 den Weg zur CDU fand, sieht die Attraktivität einer Partei für den Bürger in einer guten Kommunalpolitik. So zeigt er eine gewisse Genugtuung, daß die CDU am 4. Mai in seinem Wahlkreis 49,5 Prozent der abgegebenen Stimmen erringen konnte — "und viele aus der Arbeiterschaft".
    Nach Auffassung des 45jährigen gelernten Maschinenschlossers sollte seine Partei ihre Leistungen auf der kommunalen Ebene wie auch im sozialen Bereich "besser verkaufen".
    Unter den von der CDU/CSU geführten Bundesregierungen seien u.a. das erste Mitbestimmungs- und das Betriebsverfassungsgesetz verabschiedet sowie die Kündigungsschutzregelung geschaffen worden.
    Und der aktive Gewerkschaftler seit jungen Jahren macht dem DGB den Vorwurf, daß er es in einigen Fällen an Neutralität vermissen läßt". Trotzdem ein uneingeschränktes Bekenntnis zur Einheitsgewerkschaft: "Eine Zersplitterung würden den Interessen der arbeitenden Menschen schaden." Sein Wirken für sie umfaßt noch weitere Bereiche: So als Arbeitsrichter am Arbeitsgericht Rheine und als Vorstandsvorsitzender bei der AOK für das Tecklenburger Land.
    Der auch von Karl Grüter in zahlreichen Resolutionen und auf vielen Versammlungen propagierte Slogan des DGB, "Am Samstag gehört Vati mir", ist längst verwirklicht worden, für den Gewerkschaftler und Abgeordneten selbst bleibt er allerdings noch unerfüllt.
    Jochen Jurettko

    ID: LI752002

  • Porträt der Woche: Dr. Karl Fell (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 18 - 17.10.1975

    "Ich bin überzeugter Individualist", sagt der CDU-Landtagsabgeordnete Karl Fell von sich. Und das kann kaum anders sein bei jenem Menschenschlag, der aus dem deutsch-holländischen Grenzraum zwischen Mönchengladbach und Roermond stammt, Familientraditionen auf freier Scholle immer hochgehalten hat und bei aller staatlichen Daseinsvorsorge das bürgerschaftliche Engagement nicht missen möchte.
    Als Fell 1970 mit einem Direktmandat in den Landtag kam, hat er die Einwirkungsmöglichkeiten des einzelnen Abgeordneten auf Grundsatzfragen der Politik noch für recht groß gehalten. Heute sind Wunschvorstellungen dem Realitätssinn gewichen. Die politische Polemik war ohnehin nie sein Geschäft. Nüchternes, sachbezogenes Denken ist das Ergebnis seiner Berufsausbildung: Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Bonn, Freiburg und Köln; Promotion bei Professor Scheuner über "Plebiszitäre Einrichtungen im deutschen Staats recht", ein Thema, hinter dem sich anläßlich der Anti- Atomtodkampagne der frühen sechziger Jahre die Frage auftat, welchen Stellenwert Volksbefragungen und -abstimmungen in dieser Republik noch haben.
    Der aus Wegberg bei Erkelenz stammende, 38jährige Fell trat 1964 der CDU bei. Er hält die Union heute noch für die Partei, in der die Realisierung persönlicher Freiheitsräume am ehesten möglich sei. Dem Landtagsmandat voraus gingen richterliche Tätigkeiten bei Amts- und Landgerichten, auch kommunalpolitisches Engagement. Bürgermeister seiner Heimatgemeinde ist er geblieben. Im Landtag nahm er sich von Berufs wegen zunächst des Justizausschusses und um der Pflege seines trotz Industrialisierung nach wie vor landwirtschaftlich geprägten Wahlkreises willen auch des Ernährungsausschusses an. Fell hat an der Neuordnung des Aachener Raumes, am F ischerei- und am Landschaftsgesetz sowie an der Novellierung der Juristenausbildung maßgebend mitwirken können. Seit der Wahl 1975 arbeitet er im Haupt- und im Justizausschuß, ist zugleich Justizobmann seiner Fraktion.
    Neue spezielle Interessen und Aufgaben sind hinzugekommen. Etwa das Gebiet des Datenschutzes und der Computerkriminalität, ein Bereich, für den Fell als Vertreter der NRW-CDU auch im Vorstand der Interparlamentarischen Arbeitsgemeinschaft tätig ist. — Das alles zeigt: Sein Denken kreist um das Problem, wieweit Entfaltungsräume des Bürgers vor staatlicher Allmacht und wieweit Selbstverwirklichung vor gesellschaftlichen Zwängen geschützt werden kann. "Das gilt", sagt der Katholik Fell, "in der Kirche wie in der Politik. Der Trend zu Konzentration und Lenkung in der Landesentwicklungsplanung, in der Bildungspolitik und auch in der zentralen Steuerung kommunalpolitischer Leitentscheidungen steht im Widerspruch zu den Bedürfnissen des Menschen."
    Fürchtet dieser Abgeordnete, als Mandatsträger selbst in die Zwänge des Berufspolitikers, des politischen Funktionärs zu geraten? Fell hat dem vorgebeugt. Als Richterberuf und Mandat inkompatibel wurden, nahm er eine Referententätigkeit beim Bankenverband an und arbeitet seither vor allem über Wettbewerbsrecht und Rechtsfragen in der Europäischen Gemeinschaft. Wenn Fell nicht gerade mit der kinderreichen Familie wandert, Violine oder Tennis spielt, bevorzugt er Fachliteratur zur Freizeitgestaltung. Und - welch Wunder — er ist in einer Zeit, die scheinbar den öffentlich-rechtlichen Medien gehört, passionierter Zeitungs- und Zeitschriftenleser geblieben.
    Lothar Bewerunge

    ID: LI751802

  • Porträt der Woche: Johannes Kaptain (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 15 - 19.09.1975

    Sein Terminkalender hat auch am Wochenende selten weiße Stellen, seine Funktionen multiplizieren sich fast wie von selbst, und trotzdem fühlt sich der Dürener Landrat, CDU-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Johannes Kaptain nicht als "Berufspolitiker". Denn der 49 Jahre alte Abkömmling von in die Voreifel geflüchteten Hugenotten, die später ihren Namen eindeutschten und katholisch wurden, beschreibt auch heute noch die "Bindung ans Werk" als die Basis seiner Arbeit.
    In der Tat begann die Karriere des Ältesten von sieben Geschwistern bei den RWE, wo der Kaufmannsgehilfe nach dem Kriege als Angestellter begann. Sechs Jahre später wählten ihn seine Kollegen in den Betriebsrat, und 1960 übernahm er den Vorsitz im Gesamtbetriebsrat des RWE-Konzerns. Seit 1963 sitzt Johannes Kaptain außerdem als Arbeitnehmervertreter im Wirtschaftsausschuß des Unternehmens.
    Diese "Früchte meiner harten Arbeit" sind aber auch die Widerspiegelung seines gesellschaftspolitischen Engagements, das Kaptain bereits 1946 zur CDU führte. Der Jugendarbeit in der katholischen Kirche folgten nahtlos Mandate in der Jungen Union, der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft und der CDU, deren Kreisvorsitzender er ist.
    In seinem Geburts- und Heimatort Kreutzau war er bis zur Neugliederung Bürgermeister, später Amtsbürgermeister, und seit 1964 ist der Vater von fünf Kindern Landrat des Kreises Düren. Bereits zwei Jahre später wurde der Bedächtigkeit ausstrählende Mann in den Landtag gewählt, dem er seit drei Legislaturperioden angehört und wo er seine "vor Ort" gewonnenen Kenntnisse im Kommunalpolitischen Ausschuß und im Landtagspräsidium umsetzt.
    Diese heimatliche und berufliche Verwurzelung ist für Kaptain, der sich selbst als "ausgesprochenen Mann der Mitte, als sozialpolitisch Halblinken" definiert und seinen Standort "auf dem rechten Flügel der Sozialausschüsse" sieht, die Kraftquelle, die ihn den "fast automatischen Prozeß der Ämterhäufung" nicht als Bürde, sondern als Verpflichtung ansehen läßt. Das "Schicksal des Arbeitnehmers zu verbessern" ist das Grundprinzip seines Handelns in allen Bereichen. Der auch im Parlament nicht durch große Reden hervorgetretene Abgeordnete, der stolz darauf ist, ein guter Zuhörer zu sein, achtet vor allem auf die Rückkopplung der Landtagsarbeit im Lande und beobachtet sorgfältig, "wie die Düsseldorfer Beschlüsse vor Ort ankommen".
    Und wenn er feststellt, daß im Kommunalbereich "effektiver und intensiver gearbeitet wird" als auf Landesebene, dann drückt er damit auch Urteile und Vorurteile "des kleinen Mannes" aus, den Kaptain von seiner vielfältigen Vereinstätigkeit her kennt und aufs Maul schaut. Wie dieser scheut auch Kaptain ideologische Auseinandersetzungen, sucht möglichst ohne Kampfabstimmungen zu leben. Doch der CDU-Abgeordnete, der in dieser Woche mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, hat es auch gelernt zu kämpfen. Und dann wird bei dem Rheinländer eine Zähigkeit spürbar, die schon mancher Gegner unterschätzt hat.
    Ämterhäufung ist auch nach Feierabend das Schicksal Kaptains, der sich als Rheinländer fühlt und die Feste leiert, die im Kalender stehen. Kein Wunder, daß er in mehreren Vereinen mitmacht und in seinem Heimatort Kreutzau bereits als Schützenkönig und Prinz Karneval die Freizeit seiner Mitbürger lenkte. Für Hobbys bleibt da dem Vater von fünf Kindern kaum Zeit. Wenn sich für ihn trotzdem einmal Freizeit einstellt, legt Johannes Kaptain am liebsten Schallplaten auf: Chormusik und Folklore.

    Helmut Breuer

    ID: LI751532

  • Porträt: Paul Lakämper (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 8 - 15.03.1975

    Er ist ein Pünktlichkeitsfanatiker, der Landrat von Gütersloh, und damit für jeden Kenner der parlamentarischen Szenerie — jedenfalls auf Landesebene — eine Rarität. In seinem Heimatkreis aber, wo Paul Lakämper das "Sagen" hat, dringt er auf zeitliche Disziplin auch seiner Mitarbeiter und aller Gremien, zu denen er einlädt.
    In die Politik ist der katholische Westfale vom Jahrgang 1926 über die bündische Jugendbewegung gekommen; wie so viele seiner Generation, die Krieg und Kriegsende noch an eigenem Leibe verspürt haben, von der Sorge getrieben, daß man niemals wieder eine Jugend so mißbrauchen dürfe.
    Die politische Heimat des langjährigen Pfarrjugend- und späteren Dekanatsführers im Bund der katholischen Jugend war und ist die CDU, der er mit 26 Jahren beitrat und die ihn sogleich zum Ortssprecher der Jungen Union in seiner Heimatstadt bestellte. Sein parlamentarischer Einstieg begann in der Kommunalpolitik, die ihn auch veranlagte, von der Jungen Union zur Kommunalpolitischen Vereinigung der CDU zu wechseln. Zugleich erfolgte neue Aktivität in den Sozialausschüssen.
    Obwohl Paul Lakämper kein Mann großer Sprüche ist — auch im Landtag gilt er eher als wortkarg -, setzte er sich beharrlich und gradlinig durch. Nach sechsjähriger Tätigkeit als Ratsherr von Gütersloh wurde er Fraktionsvorsitzender der CDU im Stadtrat, nach weiteren drei Jahren auch Mitglied des Kreistages Wiedenbrück und abermals drei Jahre später Landrat dieses Kreises, ein Amt, das er inzwischen mehr als ein Jahrzehnt bekleidet.
    1966, als die Landtagswahlen anstanden und der Landtagswahlkreis seiner Heimat geteilt wurde, drängten ihn seine lokalen und regionalen Parteifreunde zur Kandidatur. "Wir wissen, was du für deine Heimatstadt und den Kreis geleistet hast und was du kannst! Jetzt mußt du auch nach Düsseldorf!" war ihr Wunsch und später das Votum der Wähler.
    Lakämper aber war vom Landtag am Düsseldorfer Schwanenspiegel zunächst enttäuscht. Der gelernte Werkmeister, der in der Kommunalpolitik gewohnt war, "Nägel mit Köpfen" zu machen, empfand die Landespolitik viel zu theoretisch und zu wenig praxisbezogen. Das änderte sich erst, als die kommunale Neugliederung im Landesparlament anstand und sich die Parlamentarier bei den ersten Neugliederungsgesetzen noch um jede Einzelheit kümmern konnten. Da war Lakämper wieder in seinem Element.
    Darüber hinaus gehörte sein Engagement Jugend- und Sportfragen. Noch heute, nach Abschluß der kommunalen Neugliederung, bedauert es Lakämper, daß die Neugliederung in ihrer letzten Phase nicht mehr mit jener Gründlichkeit betrieben werden konnte, mit der die Parlamentarier angetreten waren. Für die notwendigen Kompromisse, so meint er, müßten hohe Preise gezahlt werden, und es werde sich erst in Jahrzehnten herausstellen, ob sie nicht zu hoch gewesen seien.
    Auf jeden Fall — das ist für ihn, der auch im nächsten Landtag vertreten sein wird, ein fester Vorsatz muß bald eine umfassende Funktionalreform folgen, wenn nicht vieles umsonst gewesen sein soll.
    In der wenigen Freizeit, die ihm die politische Betätigung in der Partei und auf drei parlamentarischen Ebenen läßt, widmet er sich seiner Familie und seinem Eigenheim. Er ist ein begeisterter Bastler. In den wenigen Ferienwochen aber zieht es ihn mit Frau und drei Kindern in die Tiroler Berge, und in dieser Zeit hat er mit der Politik "nichts am Hut".
    Karl Fischer

    ID: LI750802

  • Porträt der Woche: Franz Mader (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 6 - 01.03.1975

    Hätte es 1970 nicht den Parteiaustritt gegeben, wäre er in der jetzt zu Ende gehenden Legislaturperiode Landtagsvizepräsident gewesen. Und gäbe es nicht eine um 13 Monate ältere Fraktionskollegin, so wäre der 63jährige vermutlich der Alterspräsident des neuen Landtags. Franz Mader ist ein "Wassermann" des gleichen Jahrgangs wie Heinz Kühn. Doch es gibt keine gegensätzlicheren Lebensläufe als die des Sozialdemokraten, der 1933 emigrieren mußte, und des Liberalen, der den 2. Weltkrieg als Gebirgsjäger in Stalingrad und am Ende bei Monte Cassino mitmachte und sich als Oberst das Ritterkreuz holte.

    Als er — 1912 — geboren wurde, gehörte sein Heimatort Mitteldorf zu Österreich-Ungarn. Deutsche waren sie allezeit in diesem Teil von Mähren zwischen Adlergebirge, Glaserberg und Altvater. In der Grafschaft Glatz, wo er aufwuchs, lernte Mader im Mit- und Nebeneinander mit den Tschechen, wie er heute sagt, das Völkerrecht sozusagen praktisch und ohne Pathos kennen. Man war mißtrauisch, fand aber einen Modus vivendi, verlangte das Recht der Selbstbestimmung und fühlte sich als Schlesier, zuallererst aber als Deutscher.

    Damit ist erklärt, warum seine politische Tätigkeit nach dem Krieg zunächst einmal mit dem "Volkstum" zu tun hatte. Für den Nachkommen von Bauern, Handwerkern und Juristen war ebenso klar, daß die materielle Sicherung den Vorrang vor parteipolitischer Betätigung hatte.

    Erst nachdem dieser Wirklichkeitsmensch, der ohne Zimperlichkeit mit einer gewissen Kühle seinen Weg geht, in Bielefeld eine florierende Fachanwaltspraxis für Steuerrecht aufgebaut und als Vorsitzender der Landsmannschaft Schlesien in Nordrhein-Westfalen Aktivitäten entwickelt hatte, trat er - 1956 - in die F.D.P. ein. 1967 zog das langjährige Ratsmitglied in den Landtag ein.

    Doch dann machte er mit einigen Parteifreunden Schlagzeilen, weil er "wegen der sehr einseitigen Entwicklung" seiner Partei zur NLA stieß, die er als ein innerparteiliches Gegengewicht zum linken Flügel auffaßte. Im Oktober 1970 trat er - auch Vorsitzender des F.D.P.-Bezirksverbandes Ostwestfalen/Lippe — aus der F.D.P. aus, 1971 schloß er sich der CDU-Landtagsfraktion und der CDU an.

    Hier arbeitet er — vor allem in der Mittelstandsvereinigung, der Union der Vertriebenen und der Vereinigung der Juristen — intensiv mit, während er sich seit dem Parteiübertritt im Plenum des Landtags kluger und angemessener Zurückhaltung befleißigt. Für ihn ist auch in der Politik "Hirn und Herz" im Spiel; doch ist nach seiner Ansicht eine Partei "keine Frau, die man liebt". Politik ist für ihn noch immer eine Sache, an der man sich "die Nase blutig schlagen" kann.

    Der Katholik Mader — von Jugend an die Eigenwilligkeit in Person — fühlt sich nach wie vor, auch in der CDU, als ein Liberaler, dem seine Selbständigkeit die Hauptsache und jeglicher Zwang zuwider ist. Er ist ein Liberal-Konservativer mit einem Schuß nationaler Denkungsart, für den die soziale Komponente durch die Vertriebenenarbeit gekennzeichnet ist: "Das Nationale betone ich nicht zu stark, aber man muß wissen, zu welchem Volk man gehört."

    Gerhard Malbeck

    ID: LI750602

  • Porträt der Woche: Rudi Nickels (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 4 - 07.02.1975

    Der Mann mit dem schütteren Blondhaar hat seine Grundsätze: "Gute Sozialpolitik ist nur durch gute Wirtschaftspolitik möglich", sagt Rudi Nickels. Der engagierte Sozialpolitiker, überzeugte Gewerkschafter und Arbeitnehmervertreter gilt als "ehrliche Haut". Unternehmergewinne seien kein Teufelswerk, sondern Voraussetzung für gute Sozialpolitik, meint der Reviermensch Nickels.

    Er wohnt im Stuckenbusch, nur ein paar Steinwürfe von den Revierstädten Recklinghausen, Herten und Herne entfernt. Das Ruhrgebiet ist Heimat und vorrangiger Wirkungsbereich des 1926 in Bottrop geborenen Bergarbeitersohnes. Als Lehrling schwang er den Schmiedehammer der Zechenwerkstatt "Prosper", bevor er — mitten im Kriege — zum Arbeitsdienst und zur Marine eingezogen wurde.

    Im Juli 1945 kam Rudi Nickels aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Der Vater war tot, der älteste von fünf Nickels-Söhnen gefallen, der dritte - bis 1948 - noch in einem sowjetischen Kriegsgefangenenlager. Bergbauschmied Rudi Nickels mußte der Mutter - 96 Mark Rente im Monat - helfen, die Familie zu ernähren. Diese Umstände haben den Mann "innerlich motorisiert" und mitgeprägt.

    1950 wurde Nickels Jugendsekretär der Industriegewerkschaft Bergbau und Energie, die ihn 1957 als Sekretär in Recklinghausen einsetzte und ihm ein Jahr später die Geschäftsstelle in Herne anvertraute. Die IGBE wählte ihn 1960 in ihren geschäftsführenden Vorstand, beauftragte ihn für die nächsten vier Jahre mit Schulungs- und Bildungsarbeit und übertrug ihm 1964 die Abteilung Sozialpolitik in der Bochumer Zentrale.

    Gewerkschaftsarbeit und Tätigkeit in der Christlichen Arbeiterjugend führten Nickels in die Politik: "Um mitbestimmen, bei Entstehung von Gesetzen Einfluß ausüben zu können, muß man sich parteipolitisch betätigen." So schloß er sich 1956 der CDU an, deren stellvertretender Landesvorsitzender in Westfalen-Lippe er seit 1971 ist und deren Sozialausschüsse in diesem Bereich er schon länger als zehn Jahre leitet.

    Im Landtag wirkt Nickels seit 1966, zuerst im Haupt- und Wirtschaftsausschuß, seit 1970 im Wirtschaftsausschuß und als stellvertretendes Mitglied im Ausschuß für Arbeit und Soziales. "Für meine Frau und die beiden erwachsenen Söhne wird meine Zeit immer knapper, erst recht für meine alten Skatfreunde. Wenn mal ein Sonntagmorgen frei ist von Versammlungen, dann reicht es vielleicht zum Skat."

    Der Revier-Westfale Nickels, der auch dem Sozialbeirat bei der Bundesregierung angehört, ist Vorsitzender der Bundesknappschaft, seit Oktober 1974 auch der Bergbau-Berufsgenossenschaft. Erstmalig leitet mit Rudi Nickels ein Mann der IGBE diese beiden Institutionen. Im Knappschaftsbereich obliegt dem Vorsitzenden Nickels die Einflußnahme auf 14 Krankenhäuser mit rund 5500 Betten.

    Nickels' Engagement in der Sozialpolitik, hier vornehmlich im "Bereich Krankenhäuser", ist bei Bergleuten und -invaliden im Ruhrgebiet schon sprichwörtlich: "Hasse Sorgen, hasse Pickels — wende dich an Rudi Nickels."

    Eugen Vietinghoff

    ID: LI750402

  • Porträt: Josef Schümmer (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 2 - 24.01.1975

    "Meine Art und meine Sprache sind geprägt durch den dauernden Umgang mit Arbeitern. Daher spreche ich auch mit Ministern, Bischöfen oder Professoren nicht anders." Für den CDU-Abgeordneten Schümmer ist jeder zunächst eimal Mensch. — "Man soll beim Einsatz für andere nie auf Dank hoffen, aber immer dankbar sein — auch für das kleinste gute Wort. Die meisten Menschen kennen nicht die belebende Kraft des Zuspruchs, des Lobes."
    Gegen Ende des Gesprächs sagte Schümmer: "Den Sauerstoff für meine politische Arbeit hole ich mir bei meiner Familie." Und er bekennt offen und dankbar: "Ohne meine Frau hätte ich manches nicht geschafft."
    Schümmer ist von Geblüt ein "Kumpel" des Wurm-Kohlengebiets im Aachener Grenzland, seinem Wahlkreis. Der Fünfzigjährige lebt mit seiner Frau Leni und seinen beiden Kindern Franz Josef (22), Student der Theologie und Psychologie, und Maria (12) in Würselen.
    Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte Schümmer die Gewerbefachschule. Aus amerikanischer Gefangenschaft Ende 1945 entlassen, begann er eine Maschinenschlosserlehre, die er mit der Facharbeiterprüfung abschloß. Die Gründung einer ausschließlich bürgerlichen Existenz genügte ihm nicht. Er wollte politisch mitwirken an einem zerschlagenen Deutschland.
    Anfang 1946 war er Mitbegründer der Jungen Union. Seinem sozial verpflichteten Herkommen nach gehört er auch zu den Mitbegründern der Gewerkschaftsjugend in Nordrhein-Westfalen. Schon früh erkannte der inzwischen verstorbene Arbeits- und Sozialminister Ernst (Aachen) die Fähigkeiten des jungen Schümmer. Auf seine Empfehlung wurde Schümmer Diözesansekretär für junge Arbeitnehmer im Bistum Aachen. Um seine Kenntnisse zu vertiefen, besuchte er 1954 ein Jahr das katholische Institut für Sozialwissenschaften in Honnef. Er wurde dann zum Referenten und Leiter der Arbeitsstelle für Betriebs- und Sozialpraxis im Bistum Aachen berufen. Unter seinen "Schülern" befand sich auch der spätere CDU-Arbeits- und Sozialminister Konrad Grundmann.
    Mit 28 Jahren wurde Schümmer Ratsherr seiner Heimatstadt Würselen. Bald schon wählte ihn seine Fraktion zum Vorsitzenden. 1960 wurde Schümmer in den Kreistag Aachen-Land gewählt. Vier Jahre später wurde er Mitglied der Landschaftsversammlung Rheinland und stellvertretender Fraktionsvorsitzender.
    1970 zog Schümmer als direkt gewählter Abgeordneter in den Düsseldorfer Landtag ein. Er ist ein harter Arbeiter. Neben seiner Tätigkeit als Landtagsabgeordneter ist er heute noch 120 bis 150 Stunden im Monat als Diözesanreferent im Einsatz — meist abends, samstags und sonntags. Schümmer gehört nicht zu den "Rednern vom Dienst", aber in seiner Fraktion hört man auf ihn — wie sich zuletzt bei der Beratung zum Rettungsnotdienstgesetz erwiesen hat. Ohne Brimborium, kurz und gezielt trägt er mit rauchiger Stimme seine Argumente vor.
    Für Schümmer gibt es keine politischen Feinde. Deshalb hat er auch Freunde über die Parteien hinweg. Für ihn ist Demokratie ein menschlicher Umgang mit Menschen verschiedener politischer Ansichten. Einen seltsamen Unterton bekommt seine Stimme, wenn er politisch engstirnigen, fanatischen Gesprächspartnern begegnet. "Fanatiker haben schon immer die Welt kaputtgemacht."
    Paul Zugowski

    ID: LI750202

  • Porträt: Hermann-Josef Geismann (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 33 - 21.12.1974

    Er hat Fans in allen Fraktionen, schafft sich mit seinem Hobby Freunde in allen Parteien, schlägt mit seinen stimmungsvollen Aquarellen und zarten Zeichnungen Brücken auch zum politischen Gegner. Dabei sieht der hünenhafte, wuchtige Westfale Hermann-Josef Geismann aus Hemer nicht so aus, wie man sich eigentlich einen Künstler vorstellt, sondern strahlt auch im Düsseldorfer Landtag die selbstsichere Ruhe eines Handwerkers aus, der weiß, wovon er redet und lieber schweigt, wenn andere theoretisieren.
    Denn der Architekt Geismann, der 1970 den schwierigen Wahlkreis 122 (Iserlohn-Stadt/Iserlohn-Land II) für die CDU eroberte, lernte seinen Beruf buchstäblich von der Pike auf: Nach dem "Einjährigen" begann er eine Maurerlehre, besuchte als Maurergeselle eine Fachschule und machte dort sein Examen als Hochbau-Ingenieur.
    Geismann arbeitete dann in verschiedenen Architekturbüros seiner westfälischen Heimat und machte sich 1958 selbständig. Dabei verlor er nie den Kontakt zu seinen Mitbürgern und ihren Problemen.
    Mit 19 Jahren wurde er Mitglied der Jungen Union und war von 1960 bis 1966 deren Kreisvorsitzender. Ein Jahr später wurde er in den Kreisvorstand der CDU gewählt, für die er bereits vorher kommunalpolitisch tätig gewesen war. Ein Jahr vor seiner Wahl in den Landtag wurde er Bürgermeister des Amtes Hemer.
    Das politische Interesse und soziale Engagement von Geismann, der zu der Minderheit der Freiberufler im nordrhein-westfälischen Parlament gehört, wurde dem heute 44jährigen Vater von drei Kindern bereits im Elternhaus vermittelt. Im "Glorienschein" seines Großvaters, einem als "Roter Steffen" im Ruhrgebiet bekannten Bergmann, der auf unkonventionelle Weise Mitbürger iuristisch beriet und Armen half, wuchs der Freizeit-Maler auf; sein Vater gründete eine der ersten Lehrwerkstätten in Hemer, und Hermann-Josef Geismann steht heute mit zahlreichen Sprechstunden als "Ombudsmann von Hemer" in dieser Tradition.
    Den Kontakt zu Wählern und Mitbürgern mit anderen politischen Einstellungen sowie seine politischen Gespräche in Baubuden, will der Erbauer von modernen Kirchen und Gemeindezentren nicht verlieren. Denn wie er "immer die Kirche im Dorf ließ", so sehr achtet er auch als Abgeordneter das "vernünftige und solide Urteil" von Handwerkern und Leuten vom Bau, die er fast täglich sieht. Seine "vor Ort" gewonnenen Kenntnisse und Erfahrungen nutzt Geismann, der "nie Berufspolitiker" werden will, im Ausschuß für Wohnungs- und Städtebau und im Haushalts- und Finanzausschuß. Den Architektenwettbewerb zum Bau des Landtags wird er als Jurymitglied fachmännisch und kritisch beurteilen können. Mit seinem Büro will er sich bei diesem Projekt nicht engagieren, denn: "Das ist für mich zu groß. Man hat ja schließlich Maßstäbe".
    Der Architekt beklagt sich nicht darüber, wie schwer ihm die Synchronisation von Beruf und Mandat fällt. Aber in manchem Nebensatz wird deutlich, wie sehr er in seinem Büro in Hemer (wo er bei seiner Wahl in den Landtag einen Vertreter anstellen mußte) vermißt wird, wenn er in Düsseldorf nicht fehlen darf. Trotzdem plädiert Geismann dafür, daß mehr Freiberufler als bisher ihre praktischen Erfahrungen in politische Arbeit umsetzen sollten. Wobei ihm klar ist, daß dazu auch eine Portion Idealismus gehört.
    Helmut Breuer

    ID: LI743302

  • Klaus-Dieter Völker (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 31 - 06.12.1974

    Mit 21 Jahren wurde er in den Betriebsrat gewählt, zwei Jahre später war er dessen Vorsitzender. Und das ist er heute — 13 Jahre später - immer noch: Der CDU-Landtagsabgeordnete Klaus-Dieter Völker.
    "Ich weiß, wo ich zu Hause bin", meint er. Damit ist vielleicht auch sein politischer Umriß vorgezeichnet. Er will kein Spezialist im Parlament sein, sondern der Abgeordnete seines Wahlkreises. "Ich will selbst erfahren, was unten aus den Gesetzen wird, die wir im Landtag machen." Nur logisch, daß er da auch im Rat seiner Heimatstadt sitzt und im Kreistag den CDU-Fraktionsvorsitz übernommen hat. Manches von diesen Pflichten wird er eines Tages abgeben, "aber die Verbindung mit der Kommunalpolitik will ich nicht aufgeben, das ist mir wichtig".
    All dies hat freilich gar nichts damit zu tun, daß Klaus-Dieter Völker etwa hinter dem Ofen sitzen blieb, sei es im Beruf oder in der Politik. Der gelernte Seidenweber aus Haan, auf halbem Wege zwischen Düsseldorf und Wuppertal, bildete sich zum Refa-Spezialisten aus und arbeitet heute auch als Abgeordneter noch eine Halb-Wochen- Schicht in der kaufmännischen Abteilung desselben Betriebs, in dem er zu arbeiten anfing.
    Leicht gemacht worden ist es ihm nicht in der Politik, und doch ging es rasch vorwärts. Der evangelische Jung-Gewerkschafter fiel wegen seiner Tätigkeit im Christlichen Jugenddorfwerk auf. Die CDU- Ratsherren in Haan luden ihn zu sich ein — und 1964 war er selbst Stadtratsmitglied. Womit niemand rechnete: Völker hatte gleich Im ersten Anlauf den SPD-Altbürgermeister von Haan in dessen Wahlkreis geschlagen, den Mann, der auch im Betriebsrat Völkers Vorgänger gewesen war. "Es war damals noch neu - ich habe jeden Haushalt in meinem Wahlkreis besucht, das war es wohl", meint Völker.
    Bei der Landtagswahl 1970 sprang er kurzfristig für einen anderen Kandidaten ein — und überwand überraschend einen SPD-Stimmenvorsprung von 9,3 Prozent in seinem Wahlkreis.
    Weil die kargen Arbeitsmöglichkeiten den frisch gebackenen Landtagsabgeordneten erst einmal schockierten — "wir hatten den Plenarsaal und sonst eigentlich nichts, das hatte ich mir als Refa-Mann rationeller vorgestellt" —, fand sich Völker unter den Gründungsmitgliedern des "Clubs 72", einer Gruppe von "Neulingen" in der CDU-Fraktion, die sich zunächst einmal gegenseitig Schützenhilfe und Tuchfühlung im Wahlkreis und Parlament organisierten. Der "Club" fand rasch Anerkennung und Erfolg unter den langgedienten Abgeordneten-Kollegen. Die Arbeitsgebiete Verwaltungsreform und Städtebau ergaben sich für Völker schon aus der Struktur seines Wahlkreises im Vorfeld der Landeshauptstadt Düsseldorf.
    "So etwas wie die Neuentwicklungen von Hochdahl und Garath hat nichts mit Städtebau zu tun, da leiden wir alle darunter, falls es so weitergeht." Im Herbst 1972 ein Zwischenspiel außerhalb des Landtags: Völker wird Wahlkampfleiter für den früheren Bundesaußenminister Gerhard Schröder in dessen Wahlkreis Düsseldorf-Mettmann.
    Die Familie die in Schleswig-Holstein geborene Frau und zwei Töchter von 10 und 12 Jahren — tritt für eine Weile ganz in den Hintergrund. Allein an der halben Stunde Schwimmen am Morgen hält Völker auch unter solchen Umständen eisern fest. Danach geht es wieder normal weiter — auch im Landtag.
    Der Wahlkreis-Abgeordnete Völker rückt in der Diskussion um Drogenprobleme und den Landesaltenplan dann doch in die Reihen der parlamentarischen Spezialisten auf. "Das Altenproblem kannte ich schließlich aus meiner kommunalpolitischen Arbeit." Aber für ihn bestimmend bleibt immer die direkte Auseinandersetzung mit den Wählern in seinem Wahlkreis: "Diskussionen, wo sich nur noch Spezialisten untereinander beschäftigen — das kann ich einfach nicht akzeptieren in der Politik."
    Peter Weigert

    ID: LI743102

  • Porträt: Hans Wagner (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 29 - 16.11.1974

    In den fünfziger Jahren war er mit Leib und Seele Schlosser und nach eigenen Angaben immer dort zu finden, wo es am schmutzigsten war. Heute gehört er zu den 200 Abgeordneten, die über Wohl und Wehe dieses Landes entscheiden; aber auch hier hat er sich mit seiner Tätigkeit in der Gefängniskommission eine Aufgabe gestellt, die keineswegs zu den parlamentarischen Butterseiten zählt. Dazwischen liegen zwei Jahrzehnte, in denen der heute vierzigjährige Hans Wagner hart an sich gearbeitet hat, um seine heutigen Aufgaben als Landtagsabgeordneter in Düsseldorf und CDU-Fraktionsvorsitzender im Stadtrat von Oberhausen erfüllen zu können.
    Dabei ist Wagner kein Politiker, der sich mit harten Ellenbogen nach vorn drängelt, sondern schon eher von einer Natur, die erst eines Anstoßes bedarf. Den Anstoß dafür, daß Wagner mit 25 Jahren die Werkbank noch einmal mit der Schulbank vertauschte, gab ein Jugendkaplan, der erkannte, daß dieser junge Mann aus der katholischen Arbeiterbewegung und spätere Kreisvorsitzende der Jungen Union in seiner Heimatstadt Oberhausen mit Menschen noch besser umzugehen vermochte als mit dem Handwerkszeug eines Schlossers.
    Der KAB-Mann Wagner ließ sich überreden. Drei Jahre höhere Fachschule für Sozialarbeit waren für ihn kein Zuckerschlecken, aber er setzte sich durch, auch als er 1963 als Sozialarbeiter tätig wurde, ein Beruf, der ihn ein Jahrzehnt beschäftigte.
    Heute kann er die Erfahrungen im Umgang mit Menschen in seiner parlamentarischen Arbeit immer wieder verwenden und dazu beitragen, daß Gesetze und Ausführungsbestimmungen in der Fürsorgeerziehung, beim Strafvollzug lebensnah bleiben.
    Als Landtagsabgeordneter gehört er zu denen, die nicht nur ab und zu — wie weiland Harun al Raschid — plötzlich vor einem Gefängnistor auftauchen, um ebenso schnell wieder zu verschwinden, sondern zu den Parlamentariern, die mit Strafgefangenen diskutieren und mit handfesten Argumenten auch zu überzeugen vermögen. Er weiß aber auch, daß Erfolge in der Sozialarbeit oft nur schwer meßbar sind, daß Optimismus allein nicht genügt und zumindest ein klein wenig dikkes Fell dazugehört. Das braucht seiner Meinung nach auch der Parteipolitiker, der aus der Erkenntnis, daß ein Parlamentarier in seine Partei eingebettet bleiben muß, jährlich zweimal seinen Wählern Rechenschaft gibt und sich der Kritik stellt.
    Der Politiker Wagner ist sich einerseits der Belastung bewußt, die Parteiarbeit, Kommunalpolitik und Landespolitik fordern, hält aber gerade die Zusammenschau von kommunalen Erfahrungen und landespolitischen Entscheidungen für wichtig.
    Er, der Männer wie Konrad Adenauer und Karl Arnold, aber auch den Sozialdemokraten Fritz Erler für seine Vorbilder und Orientierungshilfen ansieht und nicht verleugnet, daß er seine parteipolitische Gegnerin im Oberhausener Stadtrat, die Oberbürgermeisterin Luise Albertz, menschlich schätzt, hat auch als vielbeschäftiger Parlamentarier nicht aufgehört, sich weiterzubilden.
    Doch diese Beschäftigung ist schon eingebunden in das harmonische Familienleben, in dem Unterhaltung und Hausmusik, Liebe zum Tier und Wanderungen durch das Münsterland besonders bemerkenswert sind. Tägliches Schwimmen mit den Kindern noch vor Schule und Politik halten körperlich fit, und ein abendlicher Fernsehkrimi oder ein Buch dienen an freien Abenden der Entspannung.
    Karl Fischer

    ID: LI742902

  • Porträt: Wilhelm Droste (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 27 - 02.11.1974

    Bevor sie ihn nominierten, hatte Wilhelm Droste seinen politischen Freunden klipp und klar gesagt, "daß ich sicher kein erstklassiger Bürgermeister und Landtagsabgeordneter werde, daß ich mich aber nach besten Kräften bemühen will"; eine für den 41jährigen CDU-Parlamentarier typische Selbsteinschätzung. Bar jeder Überwertung seiner eigenen Persönlichkeit und Wirkungsmöglichkeiten hält der gebürtige Sauerländer nicht nach spektakulären Erfolgschancen Ausschau, drängelt sich nicht in die erste Reihe politischer Prominenz, sondern bescheidet sich mit dem, was in seinem unmittelbaren Lebens- und Gestaltungsbereich erst einmal angepackt werden muß. So bleiben politische Tätigkeit und Erfolge für ihn stets kontrollierbar, so macht ihm "Politik Freude, wenn man merkt, daß wirklich auch was erreicht wird".
    Und sei es nur, daß zwei ausdauernde Knastbrüder in sein florierendes, modern eingerichtetes Cafe kamen, deren labile Persönlichkeitsstruktur Droste schon an den schwelgerischen Tätowierungen erkennen konnte, daß er denen kurz entschlossen den Sprung in ein solides und andauerndes Berufs- und Familienleben ermöglichte, "das ist doch was, das macht doch Spaß!" Der Bürgermeister der "Grünen Gemeinde" Hösel im Norden von Düsseldorf findet auch nichts dabei, einer ratlosen Witwe nach dem Tod ihres Mannes die nötigen Formulare eigenhändig auszufüllen und eine neue Wohnung zu beschaffen.
    Erst 21jährig, hatte sich Beamtensohn Droste nach Gymnasium und Konditorenausbildung selbständig gemacht und eine Konditorei in Kaiserswerth gepachtet. 1960 zog er nach Hösel und machte dort sein eigenes"Caf6 Droste"auf, beliebter Treffpunkt nicht nur für CDU-Abgeordnete. Jeden Morgen und an den meisten Wochenenden ganztägig steht er, inzwischen zum Obermeister der Konditoreninnung des Kreises Mettmann avanciert, "mdten drin" in seinem Betrieb, den ansonsten seine Frau, oft assistiert von den vier Kindern, "exzellent schmeißt", um dem Mann den Rücken für die Politik freizuhalten.
    1956 in die CDU eingetreten, ging Droste 1964 in den Gemeinderat von Hösel und wurde noch im selben Jahr Bürgermeister. Sein Sprung in den Landtag nach der letzten Wahl war eine Überraschung, konnte er doch einen bis dahin fast sicheren SPD-Wahlkreis erobern. Diesen äußerst knappen Erfolg im Mai nächsten Jahres zu wiederholen, wird schwer, das weiß auch Droste. Denn in den zwischenzeitlich hochgezogenen Beton-Silos von Ratingen- Eckamp, die zu seinem Wahlkreis gehören, wohnen sicher nur wenige CDU-Wähler aus Tradition.
    Das Schwergewicht seiner Tätigkeit im Landtag war "zwangsläufig die kommunale Neuordnung". Gekämpft hat er für die Großgemeinde Angerland. "Das Traumziel" hat er nicht erreicht, mit der Lösung Angermund nach Düsseldorf und Hösel, Lintorf, Breitscheid und Eggerscheidt nach Ratingen ist er aber auch zufrieden. "Vom Naturell kein Schützenbruder", freut er sich dennoch, daß er wegen seiner Neuordnungs-Verdienste mit der goldenen Ehrennadel der St.-Sebastianus-Bruderschaft in Angermund ausgezeichnet wurde. Nur daß Kettwig doch nach Essen kommt, das stimmt ihn traurig.
    Fragt man ihn, wie es bei seinem kommunal- und landespolitischen Engagement um die Familie bestellt ist, meint er, ja, die komme zu kurz, "aber das sagen doch wohl alle Abgeordneten". Christoph Lütgert

    ID: LI742702

  • Porträt: Dr. Benno Weimann (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 25 - 11.10.1974

    Der Weg von der Kohle zum Wasser ist gar nicht so umständlich. Dr. Benno Weimann ging ihn direkt. Der gebürtiger Kölner des Jahrgangs 1926, den zwei westfälische Großmütter auf den Knien gewiegt hatten und den es nach Studium, Referendarzeit, Doktorexamen und großer juristischer Staatsprüfung vom Rhein wieder nach Westfalen zog, war mit 35 Jahren Vorstandsmitglied der Schachtanlage "Heinrich Robert" in Herringen bei Hamm und damit zugleich der jüngste Zechenleiter an der Ruhr.
    Bei Gründung der Einheitsgesellschaft Ruhrkohle AG wurde Weimann "zum eigenen Glück gezwungen". Er kam in den Vorstand des größten deutschen Wasserversorgungsunternehmens nach Gelsenkirchen. Schon vier Jahre danach ernannte man ihn zum Vorstandsvorsitzenden der Gelsenwasser AG. Seitdem ist der Wirtschaftsjurist sozusagen führender "Wassermann". Fast drei Millionen Menschen im Ruhrgebiet werden von Gelsenwasser versorgt.
    Der Kohle-Wasser-Weimann ist denn auch Sprecher der CDU-Landtagsfraktion für Fragen der Wasserwirtschaft und der Umwelt. Entscheidend mitgewirkt hat er auch bei der kommunalen Neugliederung des Landes. Weimann setzte sich für sinnvolle Lösungen des Emscher-Städte-Problems ein. Die Selbständigkeit dieser Städte ergibt sich für ihn zwangsläufig aus den gewachsenen historischen Bindungen zum Münsterland. Beruf und Politik charakterisieren die Persönlichkeit mit dem akkuraten Grauschopf. Des Advokaten- Sohnes politisches Interesse ward bereits im Elternhaus geweckt. Er wirkte mit beim Aufbau der studentischen Selbstverwaltung der Universität Köln. In jenen Jahren begegnete er Rainer Barzel, dessen sozialpolitische Auffassungen Weimann teilt und mit dem er sich berät.
    Schon 1956 wurde Weimann für die CDU in den Rat der Stadt Hamm, seines damaligen Wohnortes, gewählt. 1960 berief ihn die Partei zu ihrem Kreisvorsitzenden. Seit 1966 gehört Benno Weimann dem Parlament am Düsseldorfer Schwanenspiegel an. Er bemüht sich um eine pragmatische Politik — ein Konservativer, der die Zukunft gestalten möchte.
    Der Sprung von der Kohle zum Wasser ließ Weimann in Recklinghausen Wohnung nehmen. Dort dient er dem größten Kreisverband in Westfalen-Lippe seit zwei Jahren als Schatzmeister. Außerdem ist er Vorstandsmitglied der Interparlamentarischen Arbeitsgemeinschaft und Vorsitzender der Parlamentariergruppe CDU/CSU für Umweltfragen in Bonn. "Nebenbei" ist Weimann Vorsitzender oder Präsidiumsmitglied von einem Dutzend überregionaler Institutionen für Gewässer- und Naturschutz sowie für Landschaftspflege.
    Sein "liebstes Hobby" kommt meist zu kurz: "Für die Familie bleibt wenig Zeit." Seine Lebenspartnerin ist seit 1961 Eleonore Köhler, eine Berlinerin. Tochter Gabriele (9) und Sohn Martin (12) versuchen ihrerseits, trickreiche Methoden zu entwickeln, mit denen sie Papi freie Stunden abknöpfen können.
    Eugen Vietinghoff

    ID: LI742502

  • Porträt: Helmut Loos (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 23 - 30.09.1974

    Seinen Start in die Politik hatte er Anfang der sechziger dahre auf dem Sportplatz der Gemeinde Lülsdorf im Siegkreis. Der damalige Hauptlehrer Helmut Loos, Pädagoge und Sportlehrer, kämpfte um ein angemessenes Betätigungsfeld für die sportbegeisterte Jugend seiner Gemeinde. Aber die Entscheidung lag in den Händen der Politiker. Der Lehrer zog aus dieser Erkenntnis Konsequenzen und ging selbst in die Politik. Als Ortsvorsitzender der CDU wurde er bald auch Bürgermeister und Kreistagsmitglied seiner Partei.
    Nach neun Jahren Kommunalpolitik bot sich ihm 1970 auch der Einstieg in die Landespolitik. Gegen zahlreiche Konkurrenten wurde er mit knapper Mehrheit zum Direktkandidaten der CDU für den Wahlkreis 24/Siegkreis I nominiert und von den Wählern in den Landtag entsandt. Seither gibt er morgens zwei Stunden Unterricht, fährt dann mit seinem Wagen nach Düsseldorf, um an Fraktions-, Ausschuß-, Arbeitskreis- oder Plenarsitzungen teilzunehmen. Anschließend bemüht er sich in Lülsdorf, seine Rektorpflichten zu erledigen. Abende und Wochenenden gehören der Parteiarbeit und nur der Donnerstagabend dem Sportverein und der Freitag der Familie.
    Der Übergang von der Kommunalpolitik zur Landespolitik - so erinnert sich Loos heute — war schwierig, vor allem der — im Vergleich zum Kreistag - zu einem Strom angewachsene Informationsfluß. Dennoch macht dem Pädagogen inzwischen auch die Arbeit in der Landespolitik Freude, so daß für ihn die mit Beginn der nächsten Legislaturperiode auch auf die Lehrer ausgedehnte Inkompatibilität (Unvereinbarkeit von Amt und Mandat) zu einer schweren Gewissensfrage wird. Wahrscheinlich aber wird der Parlamentarier über den Pädagogen siegen, wenn auch nicht leicht, denn das Gespräch mit den Schülern der Abschlußklasse seiner Hauptschule würde der Rektor doch sehr vermissen. Es war immer nicht nur Geben, sondern auch sehr viel Nehmen, versichert Loos freimütig.
    Hier spürt der Lehrer etwas, was viele schon vor ihm in die Politik gegangene Pädagogen festgestellt haben; daß Diskutieren wichtiger und ergiebiger ist als Polemisieren. Allerdings kommt auch er nicht an der Erkenntnis vorbei, daß Polemik in der Politik nun einmal mit zum Handwerk gehört.
    Als Parlamentarier steht der Hauptschulrektor der Schulpolitik der Landesregierung kritisch gegenüber. Der Zwang, alles schnell machen zu müssen, habe zu vielen Fehlern geführt. Ob die Pädagogen unter den Landtagsabgeordneten ein ausreichendes Korrektiv zu Fehlentwicklungen in der Bildungs- und Schulpolitik sein können, wagt er zu bezweifeln.
    Loos fühlt sich an einen selbstgestellten Auftrag gebunden. Er stammt noch aus der Zeit, in der der geborene Westerwälder vom Jahrgang 1924 mit über 500 deutschen Kriegsgefangenen jahrelang auf engstem Raum zusammengepfercht in der Sowjetunion leben mußte. "Anderen helfen" hatte er sich geschworen. Im Arztberuf sah er damals eine besonders gute Gelegenheit. Aber der Heimkehrer mußte schnell erkennen, daß der berufslose Abiturient nur mit einem kürzeren Studium bald Boden unter den Füßen bekommen konnte. So gesehen sind Lehrerberuf und politische Betätigung nur die Verwirklichung eines einsamen Beschlusses in einem Gefangenenlager im russischen Norden.
    Zurückgeblieben sind weder Haß noch Verbitterung, sondern die — bisher unerfüllte - Hoffnung, auch einen persönlichen Beitrag zur Freundschaft mit anderen Völkern leisten zu können. Karl Fischer

    ID: LI742302

  • Porträt: Gerhard Brock (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 21 - 13.09.1974

    Er zählt nicht zu den auffälligen Parlamentariern des Düsseldorfer Landtages, sein Aktionsradius liegt mehr in den Ausschüssen und hier vor allem im kommunalpolitischen: Der CDU-Abgeordnete Gerhard Brock (52) aus dem niederrheinischen Kleve sieht seine besondere Aufgabe darin, die Brücke zwischen dem Land und den Gemeinden weiter auszubauen und zu festigen.
    Er fühlt sich bei diesem sich selbst gegebenen Auftrag keinesfalls als "kommunaler Interessenvertreter", und auch dann nicht, wenn er vor einer zu starken Reglementierung der Gemeinden durch das Land warnt und ihm "gesetzgeberische Selbstbeschränkung" empfiehlt.
    "Was hier oben beschlossen wird, muß unten bezahlt werden", argumentiert aus langjähriger Erfahrung der gleichzeitige Landrat des Kreises Kleve. Wenn auch der Finanzausgleich in Nordrhein-Westfalen günstiger als in anderen Bundesländern sei, so ist nach dessen Auffassung die Finanzdecke der Städte und Gemeinden trotzdem völlig unzureichend, und sie wird durch jedes neue Gesetz weiter belastet.
    Statt dessen solle man den freien Trägern mehr Initiative einräumen, die Selbstverantwortung des Bürgers gegenüber der Gemeinschaft stärken. Dazu gehöre auch, ihnen verständlich zu machen, daß der Staat allein nicht alle Wünsche nach einer "besseren Lebensqualität" erfüllen könne.
    Der 1970 mit 65,9 Prozent der in seinem Wahlkreis abgegebenen Stimmen in den Landtag gewählte Abgeordnete kennt durch vieljährige kommunalpolitische Tätigkeit die Sorgen der Gemeinden und vor allem der strukturschwachen: Seit 1956 gehört Gerhard Brock dem Kreistag an und wurde fünf Jahre später, als damals 38jähriger, Landrat.
    Darüber hinaus war er fast zwei Legislaturperioden im Rat seiner Heimatstadt Kleve tätig, davon längere Zeit als Fraktionsführer der CDU. Als Vorsitzender des Ausschusses Raumordnung, Wirtschaft und Verkehr des Landkreistages von Nordrhein-Westfalen kommen seine Kenntnisse infrastruktureller Maßnahmen in Ballungsrandzonen diesem Gremium zugute: der Kreis Kleve wurde in den letzten Jahren durch einen zwölf Kilometer langen Deichbau hochwasserfrei und zwei Brücken über den Rhein für Industrieansiedlungen interessanter.
    Den Anstoß zur politischen Betätigung gab Gerhard Brock das "bewußte Miterleben" des Nationalsozialismus und seiner Folgen, die er als verwundeter Kriegsgefangener im Ural am eigenen Leibe erfuhr: "Man muß durch Mitarbeit Einfluß auf eine Partei und die Gestaltung des Staates nehmen, sonst tun es andere." Und so trat er unmittelbar nach seiner Entlassung aus der Gefangenschaft in die CDU ein, war sechs Jahre Kreissprecher der Jungen Union und ist heute Ortsvorsitzender und Mitglied des Kreisvorstandes der Partei. Sein Wirkungskreis reicht jedoch noch weiter, zur Kolpingfamilie und Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung(KAB).
    Gerhard Brock, der das Schneiderhandwerk schon in vierter Generation ausübt und Vater von vier Kindern ist, kennt die Schwierigkeiten des Mittelstandes ebenso wie die Probleme kinderreicher Familien, für deren Lösung er sich als Abgeordneter im Land und Kreis zielstrebig einsetzt. Er sieht beide als gewichtige Stützen dieses freiheitlichen Staates.
    Die Familie ist es dann auch, wo sich der Niederrheiner neue Kraft für den oft nervenaufreibenden Alltag eines Politikers holt.
    Jochen Jurettko

    ID: LI742102

  • Porträt der Woche: Cornelius Riewerts (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 19 - 05.07.1974

    Cornelius Riewerts — Frau und Freunde nennen ihn Conny — sieht in der Arbeit des Landtagsabgeordneten eine Art Dolmetschertätigkeit: "Wir sind zwar dazu da, Gesetze zu machen. Aber in erster Linie haben wir die Landespolitik dem Bürger zu übersetzen, sie verständlich zu machen." Während des Wahlkampfes 1970 hatte er, Kandidat im westlichen Kreis Recklinghausen, den Bürgern regelmäßige Sprechstunden zugesagt. In vier Jahren hielt er sein Versprechen an die 400 Mal. Rund 2000 Besucher kamen zu ihm. Vielen konnte er helfen.
    Den "Bürger vor Ort" dürfe der Abgeordnete nicht enttäuschen, ist Riewerts' Devise. So schwamm er mit ihm zeitweilig gegen den Strom der eigenen (CDU-)Fraktion. Kirchhellen, das in seinem Wahlkreis liegt, wollte er bei der Neuordnung des Ruhrgebiets die Vorsilben "Glabot" ersparen. Der Strom der Neugliederung ging über Riewerts und Kirchhellen hinweg. Beide indes gingen nicht unter. Und der CDU-Ortsverband Kirchhellen, der vor der dritten Lesung des Ruhrgebiet-Gesetzes aus Protest schon seine Geschäftsstelle geschlossen, seine Auflösung angedroht hatte, meldet seitdem 29 Neuzugänge von Parteimitgliedern.
    Dabei ward dem Conny Riewerts bei seiner Geburt am 2. September 1940 in Münster ("Sedanstag") das politische Know-how nicht in die Wiege gelegt. Sein Vater, der drei Jahre später als Soldat in der Sowjetunion fiel, war Kunsthistoriker. Die Mutter kam erst durch den Sohn zur Politik. Conny Riewerts, der humanistische Gymnasien in Hamm und Recklinghausen besuchte, 1960 das Abitur machte, war 1958 in Junge Union und CDU eingetreten. Durch ihn kam auch die Mutter zur Partei. Seit neun Jahren gehört sie dem Stadtrat ihres Wohnorts Westerholt an.
    Der Journalist Riewerts lernte die "Zeitungsmache" im Recklinghäuser Verlagshaus Bitter. Als Student der Publizistik, Soziologie und Kunstgeschichte in Münster und Wien war er Mitarbeiter von "Kirche und Leben". Dann nahm ihn die Politik fast ganz in Anspruch. 1965 und 1969 war er persönlicher Referent und Wahlkampfleiter im Wahlkreis Recklinghausen-Land. 1970 präsentierte die CDU den jungen Mann — Riewerts war gerade 29 — als Kandidat für die Landtagswahl. Er gewann das Mandat in Direktwahl. Drei Jahre später wählte die CDU Recklinghausen Stadt und Land den jungen Abgeordneten zum Vorsitzenden des mit 5150 Mitgliedern größten Kreisverbandes in Westfalen-Lippe.
    Im Landtag wirkt Riewerts als Mitglied des Sportausschusses und — seit dem Tode von Josef Hermann Dufhues — des Hauptausschusses. In der Fraktion ist er medienpolitisch tätig. Er gehört zu den Initiatoren jenes Antrags, der die öffentliche Hand kürzlich erstmalig für Mittel zur Aus- und Fortbildung von Journalisten öffnete. Dabei sieht Riewerts diese 50 000 Mark "nur als Hausnummer. Wir werden versuchen, den Betrag zu erhöhen."
    Dem Ehemann Riewerts — er ist seit zwei Jahren mit einer Lehrerin verheiratet — stehen Vaterfreuden ins Haus. Ob es eine Lehrerin wird oder ein Politiker, ist den in der Neuen Stadt Wulfen wohnenden jungen Leuten noch gleichgültig: "Hauptsache, es kommt Leben in den Laden."
    Eugen Vietinghoff

    ID: LI741902

  • Porträt der Woche: Dr. Wilfried Heimes (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 17 - 14.06.1974

    Mit der Kandidatur in einem der schwierigsten Wahlkreise für die CDU im Norden von Essen begann für Dr. Wilfried Heimes der Weg in die nordrhein-westfälische Landespolitik. Erst beim zweiten Anlauf 1970 gab ihm die Partei die für den Einzug in das Düsseldorfer Landesparlament notwendige Absicherung auf der Landesliste dazu. Fast scheint es, als ob die politischen Klippen auf seiner Laufbahn immer wieder geradezu Voraussetzungen des Erfolges waren.
    Nach einer risikoreichen Kraftprobe mit dem rheinischen CDU-Landesvorstand und den Sozialausschüssen in der offenen Kontroverse um die Ablösung eines CDU-Sozialsekretärs in Essen wurde Dr. Heimes zum Mitglied des CDU-Landespräsidiums gewählt — "zu meiner eigenen und vieler anderer Leute überraschung," wie er meint. In einer Kampfabstimmung innerhalb der Essener CDU wurde er vor einem Monat Oberbürgermeisterkandidat für die nächste Kommunalwahl — gerade mit der Unterstützung von Sozialausschuß-Mitgliedern, die vor einem Jahr noch seine Gegner gewesen waren.
    Eine Schlüsselposition — wenn auch ein wenig abseits vom Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit — ist Dr. Heimes auch im Landtag zugefallen. Als Vorsitzender der gemeinsamen "Arbeitsgruppe Bau" des Kultur- und des Finanzausschusses hat er die parlamentarischen Entscheidungen über die Verteilung der Baugelder des Landes im Bereich von den Hochschulen bis zu den Kirchen vorzubereiten. Auf diesem Arbeitsfeld hat der jetzt 46jährige Abgeordnete seine wichtigsten parlamentarischen Debattenbeiträge geliefert zur Hochschulplanung, zum Antrag der CDU auf Auflösung der landeseigenen, aber privatrechtlich selbstständigen Hochschulbaugesellschaft und zur Erwachsenenbildung.
    Mit einem Unterton von Bedauern spricht Heimes darüber, daß er daneben als stellvertretendes Mitglied im Ausschuß für Jugend, Familie und politische Bildung nur noch mit begrenzter Kraft weiterarbeiten kann. Dabei war gerade die Jugendpolitik für ihn die vertrauteste Aufgabe. Der ehemalige Landesvorsitzende des Bundes der deutschen katholischen Jugend und Diözesanjugendführer des Bistums Köln war von 1961—63 Vorsitzender des Landesjugendrings von Nordrhein-Westfalen. 1964 berief ihn das Bistum Essen als Referenten für Erwachsenenbildung.
    Nach dem Studium in Köln (Deutsch, Geschichte, Geographie und Philosophie) hatte der gerade jung verheiratete Dr. Heimes aber schon einen ersten rein politischen Arbeitsabschnitt hinter sich gebracht. Zwei Jahre lang arbeitete er als CDU-Kreisgeschäftsführer in Opladen. Die Kenntnis dieser "Basisarbeit" - längst bevor der Begriff in Mode kam — scheint nicht nur den Aufstieg des erst 1964 nach Essen zugezogenen CDU-Mitglieds Heimes zum Vorsitzenden eines der wichtigsten rheinischen Kreisverbände einer Partei in knapp fünf Jahren entschieden zu haben. Sie hat ihm wohl auch zu dem notwendigen Selbstbewußtsein verhüllen, mit dem er den aufsehenerregenden Präzedenzfall um die Abberufung des Sozialsekretärs Vorbrücken im vergangenen Jahr ohne Schaden für die CDU und für seine eigene politische Zukunft durchstand.
    Heimes selbst meint freilich, Stehvermögen habe er schon im Elternhaus lernen müssen. Sein Vater hatte es als bewußt gegen die Nationalsozialisten eingestellter Lehrer in Haan sehr schwer gehabt. Die Hitlerjugend schrieb aus politischen Gründen auch dem Sohn dieses Lehrers in die Papiere, daß er für ein Hochschulstudium im Deutschen Reich unwürdig sei.
    Das künftig doppelte politische Engagement als Landtagsabgeordneter in Düsseldorf und als Oberbürgermeister-Kandidat in der Essener Kommunalpolitik wird Heimes nicht nur noch häufiger von seiner Familie (drei Söhne und eine Tochter zwischen 18 und 10 Jahren) fernhalten. "Ich werde mich auch in meinem Beruf beurlauben lassen müssen, — aber nur vorübergehend", sagt Heimes. "Ein Berufspolitiker will ich nicht werden."
    Peter Weigert

    ID: LI741702

  • Porträt der Woche: Heinz Soenius (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 15 - 31.05.1974

    Der unverfälschte Dialekt, den er im privaten Gespräch nicht unterdrückt, weist Heinz Soenius, CDU- Landtagsabgeordneter seit 1970, als das aus, was er ist: ein gebürtiger Kölner. Seine Argumentation und seine politische Tätigkeit machen mit gleicher Prägnanz seinen Standort und seine Ziele deutlich. Als Vertreter der linken Mitte ficht er für eine humane Politik und gegen eine absolute Politisierung.
    Wie er seine Aufgabe versteht, verdeutlicht der Kölner des Jahrgangs 1929, der sich selbst als Angehöriger der skeptischen Generation bezeichnet, mit wenigen Worten. Als Mann der linken Mitte verfolge er eine pragmatische Politik, die auf Veränderungen abziele, Abhängigkeiten abbaue und dem einzelnen Gestaltungsmöglichkeiten einräume. Eine "schreckliche Vorstellung" ist für ihn eine Gesellschaft, in der es keine Freiräume von der Politik gibt. Der private Bereich, sagt er, müsse einer dieser Freiräume sein.
    Im Beruf, Soenius ist Geschäftsführer bei den Kölner Stadtwerken, und in der Politik setzt er sich für die Schaffung dieser Freiräume ein. Alle Gebiete müßten auf die Möglichkeit der Veränderung abgeklopft werden; der Wohnungsbau, die Neuordnung, die Gesellschaftspolitik. Und das sind auch die Gebiete, auf denen sich der engagierte Politiker bewegt, der schon als 19jähriger in den Vorstand der Kölner CDU vorstieß. Seit mehr als zwei Jahren führt er den mitgliederstärksten Kreisverband, dessen Wachstum noch längst nicht abgeschlossen sei. "Führen" versteht Soenius allerdings mehr als Anleitung, weil "in der CDU kein Raum für autoritäre Fuhrung ist.
    So setzt er in der Partei und in der Fraktion ausschließlich auf die Kraft der Argumente, mit denen er als Mitglied des Ausschusses für die Verwaltungsreform um eine Verbesserung des Verhältnisses der Städte zum Umland kämpft. Wie in der Politik insgesamt lehnt er auch im Verhältnis zwischen Umland und Stadt ein Freund-Feind- Denken ab und sucht nach Verständigungsmöglichkeiten. Daß sie zu erreichen sind, weiß er aus der Erfahrung als langjähriges Mitglied des Kölner Stadtrats. Von daher stammt auch seine enge Bindung zur Kommunalpolitik, der er einen hohen Rang einräumt: "Der Wechsel vom Kommunal- zum Landesparlament ist keine Beförderung."
    Soenius kann und will sich natürlich nicht auf den abgegrenzten Bereich der Landespolitik beschränken, weil er die Verantwortung der Politik für den gesamten gesellschaftlichen Bereich sieht. Diese Verantwortung verpflichtet den Vater von drei Kindern, eigene Erfahrungen zu vermitteln. Die seiner Generation eigene Skepsis, so sagte er einmal, habe ihn bewahrt vor der Anbetung falscher Götter. Diese Skepsis müsse seine Generation weitergeben, um Unzufriedenheit auf das zu reduzieren, was sie sein soll, nämlich Antriebskraft für das Bemühen, Politik zu humanisieren und unhumane politische Systeme zu verhindern.
    Der Politiker Soenius verfolgt dieses Ziel und schöpft Kraft dafür in dem Raum, den er von der Politik freihält, nämlich in der Familie.
    Klaus Simson

    ID: LI741502

  • Porträt der Woche: Karl Nagel (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 13 - 10.05.1974

    Immer frisch und aufgeräumt, gern für einen politischen Witz auch über die eigene Partei zu haben und mit einem für einen 45jährigen noch recht jungenhaften Lachen: Daran erkennt man Karl Nagel auf den ersten Blick. Aber er kann auch westfälische Hartnäckigkeit demonstrieren. Ein urgesundes münsterländisches Selbstbewußtsein läßt Skrupel kaum aufkommen. Der CDU-Abgeordnete Nagel scheint immer zu wissen, was er will.
    Dabei stammt er nur scheinbar aus einer heilen Welt. Zwar wirkt das eigene Heim am Uhlenspiegel 14 in Borken, von wo aus man allüberall ins Grüne blickt, wie eine Idylle fernab des Großstadtgetriebes. Aber die Arbeiterfamilie Nagel, kinderreich und ans Mitanfassen gewöhnt, hat sich diesen bescheidenen Wohlstand hart erworben. Nagels Vater war Zentrumsmann und erklärter Nazi-Gegner. Von ihm stammt die tiefsitzende Aversion des Sohnes gegen jede ideologische oder diktatorische Einschränkung der Freiheit. Es mag sentimental klingen, doch es ist so: Auf dem Sterbebett des Vaters kurz vor Kriegsende versprach Karl Nagel, sich politisch-demokratisch zu engagieren. Als alles vorbei war, Reichsarbeitsdienst, ein paar letzte Kriegsmonate und ein halbes Jahr Gefangenschaft, trat er der CDU bei. Nagel gehört nicht zu den gescheiterten Studiosi, die. heute immer zahlreicher in die Politik drängeh. Er studierte in Münster Theologie und Philosophie, freilich unter "Nichteinkalkulierung des Zölibats", wie er sagt; dann in Münster und Oberhausen Pädagogik. Lange blieb er beim "Handwerk" des Schulmeisters, 1961 wurde er Rektor in Veten. Danach erst, 1964, ließ er sich in den Borkener Kreistag wählen. 1966 kam Nagel in den Landtag, 1970 bestätigten die Wähler sein Direktmandat mit 69,9 Prozent der Stimmen.
    Nagel betreibt im Parlament Kulturpolitik mit leidenschaftlicher Sachkunde. Er ist kein Vielredner, doch sein immer wohlabgewogenes Wort hat im Kulturausschuß, in der CDU- Fraktion und auch im Plenum verläßliches Gewicht. Jahrelang hat er neben seiner Abgeordnetentätigkeit noch Schulunterricht erteilt. Doch jetzt scheint auch bei Nagel der Schritt zum Berufspolitiker fast vollzogen zu sein.
    Das hat Ärgernisse im Gefolge. Nagel gönnt sich kaum einen freien Abend. Wahlkreispflege, Arbeit an der Basis und bei bildungspolitischen Fachtagungen gehören zur eisernen Pflicht. Allerdings: "Der Sonntag ist heilig." Man kann die Familie Nagel dann mit drei Töchtern und zwei Söhnen durchs Münsterland radeln sehen, wenn sie nicht im Urlaub gemeinsam die österreichischen Alpen erklimmt. Bergsteigen ist Familienhobby. Sogar der sechsjährige Dominik hat unter des Vaters sachkundiger Führung schon einen Dreitausender bezwungen.
    Wer so fest auf beiden Beinen steht, muß die Frage nach seinem politischen Standort beantworten. Nagel unterdrückt im Gespräch eine Spontanreaktion und sagt dann "Mitte links". Er meint ein bildungspolitisches und auch sozialreformerisches Engagement für ein Menschenbild frei von Indoktrinationen und von dem verdächtig modischen Trend zur Umwertung aller Werte.
    Seine größte Sorge in dieser scheinbar so gefestigten Demokratie ist es, daß "wir unsere Freiheit wieder einmal verspielen, weil die Solidarität aller Demokraten immer mehr zu wünschen übrig läßt". Nagel sieht beides, die Gefahr einer Usurpation von links und die nicht minder gefährliche Reaktion des Rufes nach dem starken Mann von rechts. Insofern scheint bei Nagel die Politik eine Funktion des täglichen aktiven und konstruktiven Widerstandes zu sein. Auf gut deutsch gesagt: Bangemachen gilt nicht. Lothar Bewerunge

    ID: LI741302

  • Porträt der Woche: Paul Scholz (CDU) Mitglied des Landtagspräsidiums.
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 11 - 06.04.1974

    Bei der Hausmusik spielte er die erste Geige, bevor ihn die Politik ganz in ihren Bann zog. In der Politik sich durchzusetzen, war schwieriger und zeitraubender. Der 58jährige Justizbeamte aus Bottrop hat es dennoch geschafft. Er ist Mitglied des Landtagspräsidiums, war bis zu dessen Auflösung Vorsitzender des Landtagsausschusses für Vertriebene und Flüchtlinge, ist Vorsitzender des Landesbeirates für Vertriebene und Flüchtlinge beim Arbeits- und Sozialministerium des Landes NRW, stellvertretender Bundes- und Landesvorsitzender des "Bundes vertriebener Deutscher" und Vorsitzender des "Deutschen Ferien- und Bildungswerkes".
    Der Bottroper, als Sohn schlesischer Eltern in Duisburg geboren, aber in Freiburg in der Nähe von Schweidnitz aulgewachsen, versteht sich als Schlesier, zumal auch seine Frau, eine Schlesierin, aus dem Paul-Keller-Dorf Arnsdorf stammt. Scholz kam über das Vertriebenenschicksal und seine Arbeit für vertriebene Landsleute in die Politik. Ein nach Verwundung und Krankheit aus russischer Gefangenschaft Entlassener und Gezeichneter fand zwar in Bayern seine Familie wieder, aber für einen "preußischen Rechtspfleger" gab es damals im blau-weißen Freistaat keine Berufschance. So zog er ins Revier, wurde in Bottrop als Rechtspfleger — eine Berufsqualifikation, die er sich im Oberlandesgerichtsbezirk Breslau noch vor dem Zweiten Weltkrieg erworben und bereits beim Landgericht Schweidnitz ausgeübt hatte — wiedereingestellt und trat bald der CDU bei. Sich einer eigenen Vertriebenenpartei anzuschließen, wäre nach seinem Selbstverständnis eine falsche Entscheidung gewesen, da Vertriebensein zwar ein Schicksal, aber keine Weltanschauung sein kann.
    Seit 1956 Ratsherr in Bottrop, seit 17 Jahren Vorsitzender des städtischen Wohnungsausschusses und anderer Gremien, blieb er der Kommunalpolitik auch weiterverbunden, als er 1963 in den Landtag einzog. Die Aufgaben wuchsen, aber das eigentliche Anliegen, vor allem denjenigen unter den Vertriebenen, Flüchtlingen und Spätaussiedlern zu helfen, die es aus eigener Kraft nicht schaffen, blieb.
    Fragt man Paul Scholz nach einer Zwischenbilanz seiner öffentlichen Tätigkeit, dann weist er bescheiden darauf hin, daß er fast täglich in der Lage sei, irgendwelchen in Not oder Bedrängnis geratenen Menschen zu helfen. Vor fünf Jahren wurde er dafür mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Als Anerkennung empfindet er auch die in der letzten Landtagssitzung erfolgte dritte Wahl in die Bundesversammlung, von der der nächste Bundespräsident gewählt wird. Als Presbyter an der Gnadenkirche in Bottrop und Mitglied der Kreissynode entzieht sich der Politiker auch nicht den Verpflichtungen im kirchlichen Raum.
    Fast unnötig zu erwähnen, daß der aktive Politiker auch in seiner Partei Aufgaben auf den verschiedensten Ebenen ausfüllt. Doch der Mensch ist nur im Rückspiegel aus all seinen Betätigungen erkennbar. Eigentlich wollte Paul Scholz Tierarzt werden. Wie vielen seiner Generation haben die besonderen Verhältnisse vor, in und nach dem Krieg einen Strich durch die Erfüllung beruflicher Wünsche gemacht. Tierzucht und Jagd zu seinen Hobbys zu machen, daran vermochte ihn allerdings niemand zu hindern! Jägerei und Tierliebe sind nur vordergründig Gegensätze, denn Jagdleidenschaft schließt auch die Hege der Tiere ein. Vor allem für einen Mann, der sich im politischen Streß, ab und zu der Menschen müde geworden, für Stunden zu "seinen Tieren", und das sind für ihn vor allem Haflinger-Pferde, flüchtet, um sich dann ausgeglichen und mit neuem Mut wieder den Anforderungen der Politik zu stellen.
    Karl Fischer

    ID: LI741103

  • Porträt der Woche: Dr. Hans Daniels (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 7 - 08.03.1974

    Die Tatsache, daß kürzlich Bonns Karnevalsprinz Karl-Heinz die Nachfolge von Oberbürgermeister Peter Kraemer antrat, war natürlich nur ein Scherz, der über Aschermittwoch hinaus keine Geltung beanspruchen durfte. Aber im Ernst der neue Chef im Alten Rathaus ist bereits designiert: Wenn die CDU bei der nächsten Kommunalwahl im Mai 1975 obsiegt, soll der Landtagsabgeordnete und Notar Hans Daniels (39) das Zepter über der Bundeshauptstadt schwingen.
    Daß die Wahl des CDU-Kreisverbandes mit mehr als Dreiviertel-Mehrheit auf den gelernten Volljuristen und promovierten Volkswirt fiel, hat dieser wohl eher seinem kommunalpolitischen Engagement als dem Familienerbe zu verdanken. Zwar amtierte Vater Wilhelm Daniels von 1956 bis 1969 auch schon als Oberbürgermeister von Bonn, das sich damals durch den Zusammenschluß mit Bad Godesberg, Beuel und acht anderen Gemeinden überhaupt erst zu einer veritablen Großstadt mit 300 000 Einwohnern mauserte. Aber seine Treue zur CDU hat diesen Abschied von Alt-Bonn nicht überstanden; bei der Bundestagswahl von 1969 trat Vater Daniels als unabhängiger Kandidat an (und gewann immerhin rund 20 Prozent der Stimmen).
    Trotzdem, über die Rolle Bonns als Bundeshauptstadt ist seither im Familienkreise gewiß weiter nachgedacht worden, auch wenn sich die Voraussetzungen inzwischen geändert haben, und zwar erstens durch den Mutationssprung zur Großstadt und zweitens dadurch, daß ein Bekenntnis zu dieser Hauptstadtrolle heute nicht mehr als Verrat an Berlin (und damit an der deutschen Wiedervereinigung) mißverstanden werden kann.
    Hans Daniels sieht diese Dinge ganz realistisch, vielleicht sogar eine Spur zu nüchtern: Ein zweites Berlin könne Bonn nicht werden, auch kein zweites London oder Paris. Wohl aber eine "menschliche Hauptstadt", "eine Hauptstadt mit Herz", von der - etwa im Bereich des Städtebaus und der Kultur "gewisse Signale" auf den Rest der Bundesrepublik ausgehen sollen.
    Ein Mann der großen, oft leeren Worte ist dieser Hans Daniels, der nach Neigung und Begabung eigentlich Mathematiker werden wollte, eben nicht. Eher ein Mann der beharrlichen Tat, der Jura studierte, um sich für den Beruf des Politikers zu rüsten. Und da hat er es ja nun recht schnell recht weit gebracht: Mit 21 Jahren CDU-Mitglied, mit 27 Ratsmitglied, mit 35 Stellvertretender Vorsitzender der CDU-Fraktion im Bonner Rathaus, mit 36 Landtagsabgeordneter.
    Obwohl er sich innerhalb der eigenen Partei keinem bestimmten Lager zurechnet, weil er sich, wie er sagt, stets problemorientiert verhält, will Hans Daniels als Oberbürgermeister der Stadt Bonn eine betont politische Figur und kein Bundespräsident im Westentaschenformat sein. Nicht nur seine Frau und seine drei Kinder werden noch merken, was das zu bedeuten hat.
    Dr. Dirk Bavendamm

    ID: LI740702

  • Porträt der Woche: Helmut Brömmelhaus (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 5 - 15.02.1974

    Die Bundesbahn zahlt ihn zu den besten Kunden; drei- bis viermal wöchentlich pendelt Helmut Brömmelhaus (46) zwischen dem münsterländischen Emsdetten und der rheinischen Landeshauptstadt, wo er seit 1966 die Bevölkerung des Kreises Steinfurt im Düsseldorfer Parlament vertritt.

    Gut fünf Stunden Bahnfahrt, da kennt man die Probleme der Pendler, und so ist es verständlich, daß der CDU-Abgeordnete besonders für wohnnahe Arbeitsplätze eintritt und um deren Erhaltung leidenschaftlich kämpft. Zuletzt noch im Dezember, als er nachhaltig den Antrag seiner Fraktion zur Sicherung der Arbeitsplätze in der krisenbedrohten Textil- und Bekleidungsindustrie im Landtag einbrachte. Doch es hat noch einen anderen Grund: "Während die im öffentlichen Dienst Beschäftigten nach 15 Jahren abgesichert sind, kann den Arbeitnehmern in der freien Wirtschaft nach einer verhältnismäßig kurzen Kündigungsfrist die Entlassung drohen." So tritt Brömmelhaus dafür ein, daß alle Arbeitnehmer bei einer bestimmten Altersgrenze und Betriebszugehörigkeit einen erhöhten Kündigungsschutz erhalten.

    Dieser Einsatz für die soziale Besserstellung der Arbeitnehmer ist in der Herkunft des Abgeordneten begründet. Aus einer kinderreichen Textilarbeiterfamilie stammend, mußte Brömmelhaus, nachdem sein Vater Frühinvalide wurde, schon als Vierzehnjähriger für den Lebensunterhalt von Eltern und vier Geschwistern mitsorgen.

    Ende 1945 aus russischer Gefangenschaft zurückgekehrt, schloß sich der "Textiler" sofort der Gewerkschaft und der Kath. Arbeiter-Bewegung (KAB) an, wurde Vorsitzender des Betriebsrats und ist seit 1957 hauptberuflich für die Gewerkschaft tätig, jetzt als Gewerkschaftssekretär für den Bezirk Münster/Arnsberg der Gewerkschaft Textil und Bekleidung.

    Über die Junge Union fand er schon früh, 1947, den Weg zur CDU. Seine sozial- und kommunalpolitische Erfahrung (fünf Jahre Stadt- und Kreistagsvertreter) nutzten der Landtag und seine Fraktion. So ist er Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Soziales, gehört dem Fraktionsvorstand sowie dem Arbeitskreis für Wirtschaftsfragen seiner Partei an.

    Dem münsterländer Brömmelhaus sagt man nach, daß er sehr beharrlich Ziele verfolgen kann. Und er kämpft zur Zeit mit (aussichtsreicher) Zähigkeit gegen die beabsichtigte Teilung des Kreises Steinfurt bei der Gebietsreform. "Es geht mir nicht allein um die politische Einheit, man würde die Zusammenarbeit der vielen Organisationen und Verbände auf Kreisebene zerstören; dieses Gewachsene darf aber nicht mit einem Federstrich vernichtet werden", argumentiert der langjährige Kommunalpolitiker. Die viel zitierte "Bürgernähe" ist für den Steinfurter CDU-Kreisvorsitzenden keine Floskel: Sein Terminkalender ist mit Versammlungen vollgefüllt. Daß bei dieser Aktivität Frau und drei Kinder viel zu kurz kommen, gesteht der Familienvater ein. "Aber wer ja zu einem Mandat sagt, muß das Persönliche an zweite Stelle rücken..."
    Jochen Jurettko

    ID: LI740502

  • Porträt der Woche: Hans Georg Welss (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 3 - 01.02.1974

    Für Hans Georg Weiss gibt es ein "Schlüsselerlebnis", das ihn vor Jahren dazu bewog, sich aktiv politisch zu betätigen. Dabei hatte er sich eigentlich genau das Gegenteil vorgenommen, als er — wie viele seines Jahrgangs 1927 — ein Jahr nach Kriegsende aus der Gefangenschaft nach Hause kam und nach all den schrecklichen Kriegserlebnissen ("ich hatte die Nase gestrichen voll") verständlicherweise "von dem ganzen politischen Kram nichts wissen wollte".
    Einige Jahre später sah er die Dinge dann aber anders. Der damalige Bundeskanzler Adenauer hatte es Mitte der 50er Jahre bei seinem Besuch der Sowjetunion geschafft, einige tausend Kriegsgefangene in die Heimat zu holen. Das beeindruckte den damals 27jährigen Hans Georg Weiss und ließ in ihm die Erkenntnis reifen, daß politische Arbeit nicht Selbstzweck ist, sondern den Menschen dient. Spontan trat Weiss damals in seiner Heimatstadt Monschau der Jungen Union bei. Dann ging es auf der politischen Stufenleiter von Sprosse zu Sprosse weiter, so daß es Weiss manchmal selbst schon ein bißchen zu schnell vorkam. 1957 wurde er Kreisvorsitzender der Jungen Union, 1961 zog er in Monschau in den Stadtrat und Kreistag ein und wurde — obwohl parlamentarischer Neuling — kurz darauf mit dem Fraktionsvorsitz betraut. Wenig später war Weiss Vorsitzender der CDU im Kreis Monschau, und 1970 schließlich zog er für diese seine Partei in den Landtag ein.
    Dazwischen lagen Jahre, in denen die politische Arbeit vorübergehend etwas in den Hintergrund treten mußte; denn die berufliche Ausbildung sollte schließlich nicht zu kurz kommen, galt es doch, sich das fachliche Rüstzeug anzueignen, um eines Tages den väterlichen Drukkereibetrieb übernehmen zu können. Auch heute noch ist für Hans Georg Weiss die Arbeit in der Drukkerei, die sich nun schon in der dritten Generation in Familienbesitz befindet, sein Hauptberuf. Mit dem Gedanken, jemals "Berufspolitiker" zu werden, könnte er sich nicht anfreunden. Ohne den unmittelbaren Kontakt zum Wirtschaftsgeschehen glaubt er, das Amt, das er in seiner Fraktion übernommen hat, nicht ordentlich genug ausüben zu können — den Vorsitz im Arbeitskreis Wirtschaft.
    Diese verhaltene Distanz zur Politik, die Weiss immer nur als eine Art Hobby versteht, das er freilich ernst nimmt, ist vielleicht der Grund dafür, daß er sich niemals nach Ämtern gedrängt hat. Auch jetzt gibt es für ihn kein ambitiöses Fernziel, auf das er etwa unablässig hinsteuern würde. Hans Georg Weiss hält mehr davon, lieber die Aufgaben an sich herankommen zu lassen. Zuwider sind ihm in der politischen Auseinandersetzung persönliche Angriffe. Um ein solches Klima gar nicht erst entstehen zu lassen, reichert er von seiner Seite gern manchen Disput mit einem Schuß Ironie und Humor an.
    Was er bei heftigen Debatten sonst überhaupt nicht schätzt, mag Hans Georg Weiss am Wochenende hin und wieder ganz gern: er gerät ins Schwimmen. Und zwar mitsamt der Familie, die gern auf sein Kommando hört, wenn er an Bord seines schmucken Kajütbootes, das er am Ufer der Mosel vertäut hat, befiehlt: "Leinen los!" Trotzdem meint er manchmal, seiner Familie etwas zu wenig Zeit zu widmen. Aber die in dem Fall einzig mögliche Alternative — weg von der Politik und dadurch mehr Zeit fürs Privatleben — will ihm auch nicht schmecken. "Wenn man so etwas 20 Jahre lang mitgemacht hat, dann hat man so viele Freunde gefunden, daß man einfach nicht mehr aufhören kann." Hans-Heinrich Eichler

    ID: LI740305

  • Porträt der Woche: Dr. Albrecht Beckel (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 1 - 18.01.1974

    Gelegentlich demonstriert er gelangweilte Nonchalance. Vordergründige Beobachter geraten dadurch allzuleicht in einen psychologischen Kurzschluß. Sie verwechseln Gelassenheit mit Nonchalance. Albrecht Beckel (48) kann's nur recht sein — er "brodelt" ohnehin nicht gern. Sein politisches Engagement orientiert sich am Leitbild sachlicher Argumentation. Kraftposen und verbales Donnergrollen sind ihm zuwider. Stattdessen schätzt er den rhetorischen Floretthieb. Das bedingt profundes Wissen und ein festes Standbein. Beckel hat beides — und profitiert davon. Manchmal mit einem Hauch scheinbarer Arroganz. Hier aber liegt eine Verwechslung vor: Distanz zu halten, um klarer zu sehen, zählt zu den westfälischen Grundtugenden. Solchen Leuten sind Akzente wichtiger als Pointen. Erst dann erhalten Aussagen die nötige Schwerkraft. Beckel beherrscht dieses Rezept — und erntet Respekt. "Manchmal können Sie richtig schimpfen", testierte ihm jüngst ein SPD-Kollege, um sogleich hinzuzufügen, "aber ich muß zugeben: Im allgemeinen haben Sie recht!"

    Dem promovierten Juristen und Sozialwissenschaftler widerfuhr als Landtags-Neuling beachtliche Ehre: Mehr als ein Dutzend Mal stand er bislang am Parlamentspult, um zu den Themen "Hochschulfragen", "politische Bildung" und anderen aktuellen Polit-Fragen die Meinung seiner Fraktion zu interpretieren. Der CDU-Entwurf eines Erwachsenen-Bildungsgesetzes trägt wesentlich seine Handschrift. Gerade diese Oppositions-Initiative hat Steine ins Rollen gebracht wie selten eine Vorlage zuvor. — Der Kultusminister setzte eigens eine Planungskommission ein, interessierte Verbände offerierten ergänzende Vorstellungen und die Koalitions-Fraktionen erarbeiteten einen eigenen Entwurf. Die Minimaxi-Partner der Regierung in dieser wichtigen Sach- und Krachfrage auf Schwung gebracht zu haben, "da habe ich richtig Freude dran gehabt", so Beckel bescheiden.
    Natürlich gilt auch hier: Von nichts kommt nichts. Beckels Visitenkarten von gestern sind Markierungssteine auf dem Wege nach Düsseldorf: CDU-Kreisvorsitzender, Mitglied des Rates der Stadt Münster, Fraktionsvorsitzender, acht Jahre Oberbürgermeister, Mitglied des Komitees für außerschulische Bildung beim Europarat in Straßburg, Präsident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken etc. Wo immer im regionalen Bereich ein Kulturausschuß wirkte — Beckel war Mitglied: in der Stadt Münster, im Landesverband der CDU, im Landschaftsverband Westfalen-Lippe, im Deutschen Städtetag und jetzt im Landtag. "Kulturpolitik ist mir primär ein soziales Anliegen", so interpretiert er sein Engagement, "ich komme aus kleinen Verhältnissen; an diesen Menschen ist Bildungs- und Kulturpolitik ein Leben lang vorbeigegangen. Das ist es, was mich verpflichtet." Eine Verpflichtung, die in der Vielseitigkeit des Könnens einem Kaleidoskop gleicht.

    Ihn sich hemdsärmelig vorzustellen, gelingt den wenigsten. Dabei ist er ein knall-normaler Pausierer: In der Lübecker Bucht liegt sein Jollenkreuzer "Ernie II". Gewissermaßen Beckels Ferienheimat - für seine Frau, sechs Kinder und den Kapitän. Er ist der größte Junge auf der Jolle.
    Helmut Müller, Münster

    ID: LI74011C

  • Porträt der Woche: Norbert Schlottmann (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 31 - 14.12.1973

    Wenn er spricht, klingt es bedächtig und ein wenig rauchig nach Kohlenpott. Der CDU-Landtagsabgeordnete Norbert Schlottmann ist in Herne im Ruhrgebiet geboren und seiner Heimat nicht nur an der Oberfläche seines Wesens treu geblieben. Wenn er, der erst 1970 zum ersten Male in den Landtag gewählt wurde, heute seine Fraktion als Obmann für Jugend und Familienfragen vertritt, dann ist das wohl vor allem der Stetigkeit seiner Arbeit zuzuschreiben.
    Lobsprüchen ist Schlottmann ganz und gar abgeneigt, aber außergewöhnlich war es schon für einen jungen Abgeordneten, als er mit einer besonderen Initiative einer ganztägigen Landtagsdebatte seinen Stempel aufdrückte. "Tag des Kindes" nannten seine Kollegen die Sitzung, in der Schlottmann die Landesregierung aufforderte, als Grundlage für kommunale Planungen einen umfassenden Bericht über die Situation der Kinder in unserem Land vorzulegen. Der bittere Vergleich zwischen den 500000 Mitgliedern des Tierschutzbundes und den nur 12 000 Mitgliedern des Kinderschutzbundes war Schlottmann aus der Arbeit geläufig, schließlich ist er in einem seinen Nebenämter Vorstandsmitglied der "Aktion Jugendschutz". Sein Bekenntnis aus der September-Debatte des Düsseldorfer Landesparlaments — "Kinder brauchen eine Lobby im Parlament" — wurzelt nicht nur in statistischen Kenntnissen.
    Als Stadtamtmann beim Personalamt der Stadt Herne hat Schlottmann alle Probleme der Emscher-Lippe-Zone im Ruhrgebiet kennengelernt, von mangelnden Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung über fehlende Bildungseinrichtungen bis hin zur drohenden Abwanderung qualifizierter Bevölkerungsteile. Politisch hat er als Gewerkschaftsmitglied bei der ÖTV seinen Weg über die Sozialausschüsse der CDU und die Junge Union gemacht. Von 1966 bis 1968 gehörte er im Deutschlandrat dem höchsten Führungsgremium der Jungen Union an.
    Die Anfangsschwierigkeiten als frischgebackener Landtagsabgeordneter in Düsseldorf waren dennoch unvermeidlich. "Wir haben die Spielregeln nicht beherrscht", meint er. "Da haben wir uns halt zusammengetan." Wir, das sind 18 jüngere Landtagsabgeordnete, die den "Club 72" in der CDU-Fraktion gründeten. Sie wollten einander im Parlament und auch in ihren Wahlkreisen Hilfestellung geben. Was die Partei an Nachwuchsschulung bis hin zur Rednerausbildung versäumte, das möchten die "Club"- Mitglieder gern aus eigener Initiative nachholen. Schlottmann, der hier zum dreiköpfigen Führungsteam gehört, ist immer noch enttäuscht, auch von der CDU-eigenen politischen Akademie Eichholz keine Hilfe erhalten zu haben. Zunächst als "Kindergarten" der Fraktion belächelt, dann als "Mandatssicherungsverein auf Gegenseitigkeit" kritisiert, hat sich der Club inzwischen Respekt verschafft. Eine eigene Vorlage der 18er-Riege ging bei Diskussionen um eine Reform der CDU-Fraktionsarbeit mit kleinen Abstrichen durch.
    Leichte Schuldgefühle ausgerechnet gegenüber den eigenen Kindern, zwei Töchter, streitet Schlottmann keineswegs ab. Er schreibt es der eigenen Unzulänglichkeit zu, daß die Töchter gelegentlich "zu kurz kommen", weil der Vater zunehmend politisch unterwegs ist. Wenigstens an den Wochenenden das versäumte "intensiv aufzuholen" bleibt der Wunsch des Familienvaters. Wenn es dann einmal soweit kommt, greift er zuweilen auch zur Farbpalette und sucht beim Malen die eigene Entspannung.
    Peter Weigert

    ID: LI733102

  • Porträt der Woche: Heinrich Meuffels (CDU).
    Porträt
    S. 2 in Ausgabe 29 - 30.11.1973

    Die Lehrer im Landtag sind ein besonderes Völkchen. Sie gehören zur Kerntruppe der Beamten im Parlament, scheinen aber von höherwertiger Art zu sein, weil sie meist auch noch ihrem Beruf nachgehen. Den Kultusministern sind die abgeordneten Pädagogen meist ein Graus. Sie wissen alles, und das gern noch etwas besser. Einer von ihnen ist Heinrich Meuffels, Obmann der CDU-Opposition für Schule und Kultur, furchtloser Streiter für Eltern- und Kinderrechte, gegen staatliche Demokratisierungsverordnungen, für sparsame Haushaltswirtschaft, manchmal gegen Besoldungserhöhungen und grundsätzlich gegen Glücksspiele und Spielbanken.
    Der 46jährige Meuffels stammt aus Birgden im Kreis Geilenkirchen. Zehn Kinder hat er mit seiner Frau Maria großgezogen. Der älteste Sohn Winfried zählt 19, die jüngste Tochter Susanne sechs Lenze. Vom Großvater heißt es heute noch, er habe niemals "Heil Hitler" gesagt. Die Arbeiterfamilie Meuffels war immer und ist immer noch tief verwurzelt in einer katholischen Glaubenstradition mit starkem sozialem Engagement. Als Heinrich Meuffels schließlich das Nazi-Regime doch noch als blutjunger Flakhelfer verteidigen mußte, schwor er sich: "Das darf nie wieder passieren."
    Vom Elternhaus her schien der Weg zur CDU vorgeprägt zu sein. Eigentlich wollte Meuffels Bildhauer werden. Das Handwerkeln, Basteln, Modellieren ist seine Leidenschaft, Vom Abitur weg ging er in eine Schreinerwerkstatt. Er wurde nach dem Studium der Theologie, Geographie und Leibesübungen in Bonn aber schließlich "Menschenbildner". Beim Realschullehrer Meuffels hat dieses Wort noch nicht den Anflug des Skurrilen. Er räumt ein, daß er ein moralischer Rigorist sei. "Ich kann auch Politik und Gewissen niemals trennen." Man habe zuviel Staat in dieser Welt und zuwenig Menschen, meint er. Für ihn bleibt die Familie die unverbrüchliche Keimzelle der Gesellschaft. Daß ein omnipotenter Staat die Eltern usurpieren und die Kinder indoktrinieren dürfe, dagegen hat er sich immer verwahrt. Und noch eines "In Bildungsfragen versteht einer des anderen Wort nicht mehr. Wie sollen die Kinder sich einst selbst verstehen?"
    Als Meuffels 1966 als Direktabgeordneter mit strahlenden 62 Prozent der Wählerstimmen — 1970 wurden es gar 68 Prozent — in den Landtag kam, konnte er aus dem Fundus langjähriger kommunalpolitischer Erfahrung als Ratsherr von Geilenkirchen und Amtsbürgermeister von Waldenrath schöpfen. Kulturpolitik wurde dann sein Metier, doch von der Obdachlosenhilfe bis zur Verbesserung der Agrarstruktur hat er sich auch oft für Bereiche eingesetzt, die nicht durch mächtige Gewerkschaften oder Lobbys innerhalb und außerhalb des Parlaments vertreten sind. Als einziger Abgeordneter stimmte Meuffels — wie der SPD-Regierungschef Kubel in Niedersachsen — gegen die Errichtung von Spielbanken. "Das ist ein Ort des Unglücks, Leides und Ruins; daraus Gewinne zu sozialen Zwecken abzuschöpfen, heißt, mit dem Zweck die Mittel zu heiligen." Fleiß, Sparsamkeit und eine daraus wohl resultierende Rechtschaffenheit, das scheinen eher erstrebenswerte Güter zu sein. Heinrich Meuffels hat sein "Häuschen" selbst gemauert. Er will trotz des Trends zum Berufspolitiker auch weiter Kinder unterrichten, denn "ich möchte mein Gehalt nicht zu Unrecht bekommen".
    Lothar Bewerunge

    ID: LI732902

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Die Fraktionen im Landtag NRW