Eher zufällig, sagt Dietmar Katzy, sei er in Mährisch-Ostrau geboren. Doch jenes deutsch-polnisch-tschechische Dreiländereck habe ihn ebenso wie seine Heimatstadt Aachen, wo Deutsche, Holländer und Belgier sich begegnen, früh gelehrt, nationale und völkische Grenzen gering zu achten. Das Engstirnige und Ideologische hat immer einen kurzen Horizont, auch in der Politik, wo der 42jährige Abgeordnete seit 1961 für die CDU arbeitet. Katzy ist für jeden ansprechbar, sein erfolgreiches "Bürger-Büro" in Aachen, Kummerkasten und Taubenschlag zugleich, beweist es.
Als die Wähler ihn 1975 mit einem Direktmandat in den Landtag entsandten, hatte Katzy mit buchstäblich harter Arbeit schon Lebenserfahrung in mehreren Berufsfeldern gewonnen:
Als Facharbeiter, als Maschinenschlosser und Werkzeugmacher, später nach Abitur und Studium auch als Berufsschullehrer. Vor dem Weg in die Politik sollte eine berufliche Qualifikation stehen, meint Katzy. "Ich bin heute Berufspolitiker, muß es sein, aber es wäre besser, ein Bein im Beruf zu halten." Katzy fühlt sich der katholischen Soziallehre verpflichtet und wirkt doch weltoffen und in einem undogmatischen Sinne liberal. Langjährige Arbeit an Lehrerseminaren, am Institut für schulpädagogische Bildung und in Schulbuchkommissionen mag zu dieser Entwicklung beigetragen haben.
Auch im Landtag gehören die Probleme der beruflichen Bildung, nun auch der Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit zu seinen Hauptarbeitsgebieten.
Aber unverhofft ist ein anderes hinzugekommen: die Untersuchung des Bauskandals am Aachener Hochschulklinikum, der wohl häßlichsten, bislang auch teuersten Krankenburg Europas.
Katzy war seinerzeit für dieses Klinikum, nicht ahnend, was der Moloch Planung in einer schließlich nicht mehr zu überschauenden Dimension anrichten würde.
Wie wächst dann das Mißtrauen, warum entsteht der Ruf nach Kontrolle? "Man hört von Verzögerungen, möglicherweise Fehlplanungen, wird von der Regierung fehlerhaft informiert, das führt zu weiteren Recherchen", meint Katzy. So komme man ins Thema. Der Schneeball wird zur Lawine.
"Wir müssen da durch", sagte der zum parlamentarischen Untersuchungsausschuß gehörende Abgeordnete, "obwohl viele Fehler kaum noch korrigierbar sind".
Es gelte, die Folgekosten dieses Klinikums, das der Humanisierung der Arbeitswelt nachgerade Hohn spreche, so gering wie möglich zu halten. "Sonst trifft es wieder die Arbeitnehmer und ihre Krankenkassenbeiträge." Die Untersuchungen dauern an, Katzy wird sich also über zusätzliche Arbeit in den kommenden Monaten, vielleicht Jahren, nicht beklagen dürfen.
Als Hinterbänkler hat Katzy übrigens im Landtag gar nicht erst angefangen. Zehn Plenarreden in den ersten beiden Jahren, sagt er nicht ohne Stolz, das möchten ihm andere Neulinge erst einmal nachmachen. Die Mußestunden werden dann natürlich knapp, doch der Abgeordnete hat für sich und seine Familie mit den vier Kindern wohlweislich und vorsorglich ein kleines Refugium in der Eifel geschaffen. Da wird dann gewandert und gelegentlich auch mal mit dem Kajak im Wildwasser herumgestochert. Das Nahziel heißt, den 1975 von 51,3 Prozent der Wähler anvertrauten Wahlkreis auch 1980 wieder repräsentieren zu können. Direktmandate, meint Katzy, sichern ein Stück Unabhängigkeit im Interesse der Bürger, auch vor gelegentlichen Versuchungen in der eigenen Partei.
Lothar Bewerunge
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