10.12.2021

Vom alten lippischen Amtsblatt bis zum Online-Aufsatz

Mehrere Hundert Räume befinden sich im Landtagsgebäude am Rhein, darunter rund 600 Büros und 25 Sitzungssäle. In unserer Online-Serie „Räume des Landtags“ stellen wir besondere Orte des Landesparlaments vor. In dieser Woche, Teil 5: die Bibliothek.

Der Lesesaal der Bibliothek befindet sich direkt unter dem Plenarsaal

Die ältesten Bücher stehen etwas abseits: das Gesetzblatt des Norddeutschen Bundes von 1867 zum Beispiel. Oder das Amtsblatt des Fürstentums Lippe, erschienen 1878. Die Einbände abgegriffen, die Seiten vergilbt. Wer will, kann die Bücher einsehen. Verliehen werden sie nicht. 

Andere schon. In den Regalen der Landtagsbibliothek warten rund 55.000 Bände auf Leserinnen und Leser. Hinzu kommen etwa 280 Zeitschriften, wovon ein Drittel elektronisch verfügbar ist, und mehr als 6.000 Online-Dokumente. Der Onlinekatalog der Landtagsbibliothek listet aktuell insgesamt gut 140.000 Bücher, Aufsätze und elektronische Dokumente auf. Fünf der 13 Arbeitsplätze im Lesesaal, nur ein paar Schritte von den Gesetz- und Amtsblättern aus dem 19. Jahrhundert entfernt, sind mit Computern ausgestattet. Der Einsatz eigener Laptops? Dank des hauseigenen WLAN ist das kein Problem. 

Wie so viele andere Räume im Landtag ist auch der Lesesaal rund. Er befindet sich direkt unter dem Plenarsaal. Eine Glasfront trennt ihn von der Rheinuferpromenade. Von der Bürgerhalle aus ist er ebenfalls einsehbar. „Diese Transparenz und Offenheit ist von den Architekten gewollt“, sagt Karla Frankus, die Leiterin der Bibliothek. Ebenso der Standort unter dem Plenarsaal. Er solle die Bedeutung von Information für den parlamentarischen Betrieb unterstreichen. 

Spezialbibliothek 

Die Bibliothek des Landtags ist eine wissenschaftliche Spezialbibliothek. Sie dient vor allem der Informations- und Literaturversorgung des Parlaments, seiner Gremien und der Verwaltung. Doch auch externe Besucherinnen und Besucher können die Literatur im Lesesaal nutzen, Kopien anfertigen und wissenschaftlich arbeiten. Häufig seien dies Studierende, aber auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Behörden, berichtet Frankus. Externe Gäste können die Bücher nicht ausleihen. Für sie ist die Landtagsbibliothek eine sogenannte Präsenzbibliothek. 

Belletristik, also Unterhaltungsliteratur wie Romane und Erzählungen, ist nur vereinzelt zu finden. Ein Themenschwerpunkt ist das öffentliche Recht – vom Staats- und Verfassungsrecht über Verwaltungs- und Parlamentsrecht bis hin zum nordrhein-westfälischen Landesrecht inklusive der dazugehörigen Kommentare. Zudem verfügt die Bibliothek über umfassende Sammlungen zur Landesgeschichte und zu aktueller politischer Literatur. „Der Bestand richtet sich am Informationsbedarf des Parlaments aus“, erklärt Karla Frankus. Das heißt: Zu fast allem, was im Plenum und in den Fachausschüssen beraten wird, findet sich in der Bibliothek Literatur. 

Besonders gefragt, sagt Frankus, seien u. a. Neuerscheinungen zu Themen, die aktuell im Parlament debattiert werden. Doch auch Werke über prominente Politikerinnen und Politiker oder Personen des öffentlichen Lebens würden häufig ausgeliehen, ebenso die Literaturempfehlungen und Buchtipps der Bibliothek.

Im Lesesaal befindet sich auch die Infothek. Sie ist die zentrale Servicestelle der Bibliothek für Fach- und Parlamentsinformationen. Im persönlichen Gespräch, aber auch mit ihrem digitalen Service per E-Mail steht die Infothek Nutzerinnen und Nutzern zur Verfügung. Auskünfte, Recherchen und Beratungen rund um die Informationsangebote aus Bibliothek, Dokumentation und Archiv übernehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Referats „Informationsdienste“ – am Telefon, im direkten Gespräch oder per E-Mail. Ihr Service richtet sich an interne und externe Interessierte. Wer zum Beispiel Fragen zum Beratungsstand eines geplanten Gesetzes hat, kann sich an die Infothek wenden. Pandemiebedingt gelten die üblichen Abstands- und Hygieneregelungen. Externe Besucherinnen und Besucher müssen nachweisen, dass sie geimpft oder genesen sind (2G).

Das Landesparlament ist auch ein Ort der Kunst. Den Gemälden und Skulpturen begegnet man aber nicht nur in der Bürger- und Wandelhalle, sondern auch in der Bibliothek. Im Lesesaal steht ein Werk des Bildhauer-Ehepaars Wolfgang Kubach und Anna Maria Kubach-Wilmsen. Es handelt sich um einen großen Stapel steinerner Bücher. Eigentlich naheliegend.

Text: zab

Der Text erschien erstmals in der Parlamentszeitschrift Landtag Intern (Ausgabe 3/2021).

 

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