26.01.2023

Aktuelle Stunde zur hausärztlichen Versorgung

Die Zukunft der hausärztlichen Versorgung insbesondere auf dem Land hat den Landtag beschäftigt. Die Abgeordneten debattierten auf Antrag der Fraktionen von CDU und Grünen in einer Aktuellen Stunde. Anlass ist, dass viele ältere Hausärztinnen und Hausärzte keine Nachfolgerinnen und Nachfolger für ihre Praxen finden.

In den kommenden fünf bis zehn Jahren sei ein „erhöhter Nachbesetzungsbedarf im hausärztlichen Bereich“ zu erwarten, heißt es im Antrag der Koalitionsfraktionen (18/2673). Ziel müsse sein, durch konsequentes Handeln die ambulante Versorgung gerade in ländlichen Regionen sicherzustellen.

Ein Drittel der knapp 11.200 Hausärztinnen und Hausärzte in Nordrhein-Westfalen habe das 60. Lebensjahr überschritten und werde in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen, sagte Marco Schmitz (CDU). Es sei nicht klar, ob alle Praxen nachbesetzt werden können. Die Politik habe bereits die richtigen Schritte eingeleitet. Als Beispiele nannte er das Hausärzte-Aktionsprogramm, die Landarztquote und mehr Studienplätze. Eine Alternative zur Niederlassung sei die Anstellung in „medizinisch-gemeinwohlorientierten Versorgungszentren“, sagte Schmitz. Auch die Telemedizin könne helfen, die medizinische Versorgung sicherzustellen. 

Hausärztinnen und Hausärzte spielten in der Gesundheitsversorgung eine „zentrale Rolle“, sagte Meral Thoms (Grüne). Auch aus der Prävention und der sozialmedizinischen Beratung seien sie nicht wegzudenken. Dennoch gebe es gerade auf dem Land „massive Nachwuchsprobleme“. Um die Attraktivität des Berufs zu steigern, brauche es ein Bündel an Maßnahmen. Erforderlich seien u. a. mehr „kooperative Versorgungsformen“ wie Gemeinschaftspraxen, Ärztegenossenschaften  oder medizinische Versorgungszentren. In fünf Modellregionen sollen „gemeinwohlorientierte, multiprofessionelle Gesundheitszentren“ eingerichtet werden, kündigte Thoms an.  

Mängel in der Hausärzteversorgung seien seit Jahren deutlich erkennbar, sagte Serdar Yüksel (SPD). Es habe „genügend Warnrufe“ gegeben, gerade aus dem ländlichen Raum und strukturschwachen Regionen, in denen sich die Situation in Zukunft weiter zuspitzen werde. Der Fachkräftemangel sowie der demografische Wandel seien zentrale Probleme im Gesundheitswesen und weit darüber hinaus. Es sei „enttäuschend, was die Landesregierung bisher und auch in der letzten Legislatur auf den Weg gebracht hat“. Ziel müsse sein, flächendeckend und wohnortnah eine gute medizinische und pflegerische Versorgung vorzuhalten. 

Die Fakten seien nicht neu, sagte Yvonne Gebauer (FDP). Der Mangel an Hausärztinnen und Hausärzten sei schon oft Thema im Landtag gewesen. Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) habe unter schwarz-gelber Regierungsverantwortung zwischen 2005 und 2010 sowie 2017 und 2022 zahlreiche Maßnahmen auf den Weg gebracht. Dazu zählten Zuschüsse für Ärztinnen und Ärzte, die eine eigene Praxis eröffnen wollten, mehr Medizinstudienplätze sowie mehr Unterstützung für Gemeinden mit weniger als 25.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Es müsse weiter daran gearbeitet werden, dem Hausärztemangel entgegenzutreten. 

Auch AfD-Fraktionschef Dr. Martin Vincentz kritisierte, dass das Problem nicht neu sei. Die Debatte komme mindestens 11 Jahre zu spät, solange dauere in der Regel eine Medizinausbildung. Er sprach auch von einem Versagen der Politik in den vergangenen Jahren. Beispielsweise mit der Landarztquote seien zwar erste gute Schritte erfolgt. Diese würden aber das grundsätzliche Problem nicht lösen. Auch sei die Schaffung von weiteren Medizinstudienplätzen nicht einfach. Wenn man um Medizinerinnen und Mediziner aus dem Ausland werbe, schwäche man die Situation in diesen Ländern. „Wir müssen das Problem selbst lösen“, mahnte Vincentz. 

Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) wies die Kritik der Opposition zurück. Das Problem sei, dass es zu wenig Medizinstudienplätze gebe. Daher sei in seiner Zeit als Minister beschlossen worden, in Bielefeld eine neue Fakultät mit dem Schwerpunkt Allgemeinmedizin zu errichten. An der Hochschule Witten-Herdecke sei die Zahl der Medizinstudienplätze verdoppelt worden. Als erstes Land habe NRW zudem die Landarztquote eingeführt. Und man habe dafür gesorgt, dass die Vereinbarkeit von Familie und Hausarztpraxis besser geworden sei. Das virtuelle Krankenhaus sei eingeführt. Weitere Schritte zur stärkeren Digitalisierung in der Medizin folgten. 

Text: zab, tob, wib

Die Fraktionen im Landtag NRW