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14.12.2023

Landtag debattiert über Ergebnisse der PISA-Studie

Deutsche Schülerinnen und Schüler haben im internationalen Leistungsvergleich „PISA“ im Jahr 2022 so schlecht abgeschnitten wie nie zuvor. Über Konsequenzen für Nordrhein-Westfalen beriet der Landtag in einer Aktuellen Stunde. Die Fraktionen von SPD, AfD und FDP hatten die Aussprache beantragt.

Schulischer Erfolg sei in Nordrhein-Westfalen an die soziale Herkunft gekoppelt, kritisiert die SPD-Fraktion in ihrem Antrag (18/7326). Eine „Entkoppelung“ müsse bereits in der Kita erfolgen. Dort würden „die entscheidenden Grundsteine für die Bildungschancen der Kinder gelegt“.

Die AfD-Fraktion sieht die größte Herausforderung in der Bekämpfung des Lehrkräftemangels. Erforderlich seien u. a. Vorschläge der Landesregierung, „wie die Lehrerausbildung zeitnah so umgestaltet werden kann, dass das Lehramtsstudium für junge Menschen wieder attraktiver wird“, heißt es im Antrag (18/7327) der Fraktion.

Die Ergebnisse der Studie, vor allem bei den mathematischen Kompetenzen, seien ein „deutlicher Weckruf für die Bildungspolitik und müssen jetzt endlich zum Umdenken und Umsteuern bei der Landesregierung führen“, schreibt die FDP-Fraktion in ihrem Antrag (18/7328).

 „Jedes Mal ein neuer Schock“

„Jedes vierte Kind in Nordrhein-Westfalen kann in der vierten Klasse nicht altersangemessen lesen und schreiben“, sagte Dr. Dennis Maelzer (SPD). Studienergebnisse zum Bildungsstand von Schülerinnen und Schülern seien „jedes Mal ein neuer Schock“. Längst sei klar, dass Handlungsbedarf für frühkindliche Bildung bereits in Kitas bestehe. Angesichts hoher Krankenstände von Erzieherinnen und Erziehern und hochverschuldeter Kita-Träger sei es jedoch kaum möglich, dem frühkindlichen Bildungsauftrag gerecht zu werden. Viele Träger stünden vor der Insolvenz. Die Landesregierung spare auf Kosten von Kindern und Familien.

Die Landesregierung sei „nicht schockiert genug“ von den Ergebnissen der PISA-Studie, kritisierte Franziska Müller-Rech (FDP). Grundschulklassen in NRW seien im Bundesvergleich am größten. Die Situation sei „umso schlimmer in den Stadtteilen mit großen sozialen Herausforderungen“. Die Bildungsgerechtigkeit sei „so sehr in Gefahr wie noch nie“. Es müssten dringend mehr Lehrkräfte ausgebildet werden. Das Lehramtsstudium müsse reformiert werden. Zudem brauche es mehr Sprachförderung, mehr multiprofessionelle Teams an Schulen und eine Förderung für Jugendliche, die vor Jahren schlechte Ergebnisse bei der PISA-Studie erzielt hätten. 

Der hohe Anteil von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund sei ein wesentlicher Grund für das schlechte Abschneiden Deutschlands in Bildungsstudien, sagte Carlo Clemens (AfD). In vielen Regionen seien „deutsche Muttersprachler bereits eine Minderheit“. Mit diesen Realitäten müsse man umgehen. „Man hat in Deutschland längst nicht mehr den Anspruch, eine führende Bildungsnation zu sein“, sagte Clemens. Stattdessen werde „nur noch Flickschusterei betrieben, um das Notsystem irgendwie am Laufen zu halten“. Es gebe „keine Bildungswende ohne Migrationswende“.  

Studien ein „Alarmsignal“ 

Mehrere Bildungsstudien seien in der Sache zu gleichen Ergebnissen gekommen, sagte Dr. Jan Heinisch (CDU). Das sei ein „Alarmsignal“. Heinisch empfahl, zu „Ruhe, kluger Analyse und sachlichen Entscheidungen“ zurückzukehren und keine „ideologische Grundsatzdebatte“ zu führen. Genau diesen Weg habe Schulministerin Dorothee Feller (CDU) eingeschlagen. Es gehe allerdings um das deutsche Bildungswesen insgesamt: „Es ist also kein rein nordrhein-westfälisches Thema.“  Wichtig sei, sich „sehr ernsthaft“ mit den Studien zu beschäftigen, sie „in Gänze“ zu lesen und Antworten zu finden. 

Grünen-Fraktionschefin Wibke Brems sagte, dass das Schulsystem vielerorts an einem „alten heilen Familienbild“ festhänge. Die Gesellschaft habe sich aber gewandelt. Die Realität werde beispielsweise durch zwei berufstätige Elternteile, Sprachbarrieren und Traumata durch Flucht bestimmt. Dies passe nicht zu einem tradierten Schulsystem. Die Anforderungen, die an Schulen gestellt würden, könnten kaum durch die Lehrkräfte erfüllt werden, wenn im Lehrplan und im System alles bleibe wie bisher. Schuld an den PISA-Ergebnissen sei aber nicht die Zuwanderung. Es sei schäbig, wenn Kinder mit Migrationshintergrund als „Sündenböcke“ herhalten müssten. 

Schulministerin Dorothee Feller (CDU) nannte die Ergebnisse der PISA-Studie „erschreckend“. Nach 2003 habe es zunächst einen Aufwärtstrend gegeben, in den vergangenen zehn Jahren hätten sich die Ergebnisse aber wieder verschlechtert. Grund sei zum einen die Corona-Pandemie. Hinzu komme eine veränderte Gesellschaft. Zu viele Kinder kämen aus bildungsfernen Familien, seien bei der Einschulung unruhiger und hätten einen deutlich geringeren Wortschatz. Feller betonte, die Rückstände müssten aufgeholt werden, ohne die Schulen zu überfordern. NRW habe sich auf den Weg gemacht, u. a. mit Maßnahmen zur Stärkung der Basiskompetenzen. 

tob, zab, wib

Die Fraktionen im Landtag NRW