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02.10.2023

1988 – Festakt zur Eröffnung

Sonntag, der 2. Oktober 1988. Zehn Jahre nach dem Beschluss zum Bau eines neuen Parlamentsgebäudes ist es soweit: Der Landtag am Düsseldorfer Rheinufer wird offiziell eröffnet – Teil 3 der Serie „35 Jahre Landtag am Rhein“.

Festakt zur Einweihung des neuen Landtagsgebäudes am 2. Oktober 1988

Rund 400 Repräsentantinnen und Repräsentanten des öffentlichen Lebens nehmen am Festakt teil, außerdem 150 von den Fraktionen benannte Bürgerinnen und Bürger.

Es sprechen Landtagspräsident Karl Josef Denzer, Sir Henry Plumb als Präsident des Europäischen Parlaments, Bundestagspräsident Dr. Philipp Jenninger, Dr. Dieter Klink, der Präsident der Bremischen Bürgerschaft, und Ministerpräsident Dr. Johannes Rau. Landtag Intern hatte der feierlichen Eröffnung damals eine Sonderausgabe gewidmet. Im Folgenden Auszüge aus den Festreden.

„Steingewordene Bestätigung des Föderalismus“

Der Präsident des nordrhein-westfälischen Landtags, Karl Josef Denzer (1925-2011), bezeichnet den neuen Landtag als „gleichsam steingewordene Bestätigung“ des Föderalismus. „Die Verfassungsväter und Verfassungsmütter haben sich nicht zuletzt aufgrund leidvoller historischer Erfahrungen mit dem Zentralstaat für den Föderalismus, den Bundesstaat mithin, entschieden“, sagt Denzer. Der Zentralismus berge in sich die „Gefahr abgehobener Apparate“, neige zur „Aufblähung der Bürokratie“ und schränke die „demokratische Kontrolle“ ein. Denzer: „Er behindert die Korrektur von politischen Fehlentscheidungen.“ Der Föderalismus hingegen „belebt die Konkurrenz der Bundesländer, führt zu einem politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Wettbewerb, schafft also einen Pluralismus, der ein wichtiges Kennzeichen der Demokratie ist“.

„Der Landtag hat seinen Platz gefunden“

Der Präsident des Europäischen Parlaments, Sir Henry Plumb (1925-2022), sagt: „Dieser neue Landtag ist Beweis für den Rang, den das Land seiner parlamentarischen Vertretung einräumt.“ Er sei „Forum der Offenheit und Transparenz und zugleich Zeichen gestärkten Selbstbewusstseins der Länder der Bundesrepublik Deutschland“. Sein Grußwort sei „diesem jüngsten unserer Parlamente gewidmet, seinem Platz im Gefüge der europäischen Institutionen, seiner Rolle im Zuge der Einigung Europas und seinem Verhältnis zu nationalen Parlamenten“. Dass er eingeladen wurde, während der Eröffnung des neuen nordrhein-westfälischen Landtags zu sprechen, sei der „lebendige Beweis für Ihre Bereitschaft zu der erforderlichen Zusammenarbeit mit dem Europäischen Parlament“, sagt Sir Henry Plumb. 

„Würdige Bühne für die Demokratie“

Er teile das Prädikat, das ein Journalist für den neuen Landtag am Rhein gefunden habe, sagt Dr. Philipp Jenninger (1932-2018), der Präsident des Deutschen Bundestags: Der Landtag sei eine „würdige Bühne für die Demokratie“ geworden. Zugleich sei er ein „beeindruckendes Symbol für die Selbstständigkeit und Besonderheit unserer föderalistischen Struktur in der Bundesrepublik Deutschland“. Der stetig vorbeifließende Rhein dokumentiere, „dass auch in der Politik vieles im Flusse ist“. Jenninger weiter: „Damit die Politiker des Landes Nordrhein-Westfalen in den vielfältigen Problemen jedoch nicht ertrinken, ist es nötig, dass sie von leicht erhöhter Warte eingreifen.“ Das neue Gebäude biete alle Voraussetzungen, „damit diese Aufgabe sinnvoll und verantwortungsbewusst wahrgenommen werden kann“.

„Großartiges Projekt“

„Die Abgeordneten der deutschen Landtage gratulieren dem Landtag Nordrhein-Westfalen für die Kraft und den Mut, sich dieses würdige Domizil für die Vertretung des Volkssouveräns geschaffen zu haben“, sagt Dr. Dieter Klink (1930-2004), Präsident der Bremischen Bürgerschaft und Vorsitzender der Landtagspräsidentenkonferenz. Es spreche „für das Selbstbewusstsein und die Souveränität der Schöpfer dieses Hauses, dass sie dem Landtag von Nordrhein-Westfalen ein so großartiges Projekt verwirklicht haben“.

„Richtungweisend für Inhalt, Ziel und Sinn der Politik“

„Der architektonische Ausdruck dieses Hauses, seine Öffnung zur Stadt und zur Landschaft sollen auch richtungweisend für Inhalt, Ziel und Sinn der Politik sein, nämlich nicht über die Köpfe über die Wünsche und Sorgen der Bürger hinweg zu denken, zu reden und zu entscheiden, sondern mit ihnen auf Tuchfühlung zu bleiben, ihre Probleme aufzunehmen und sie in dieses Haus einzuladen – gewiss zum Mithören, aber auch in dem Willen, den demokratischen Souverän an diesem Ort sichtbar zu machen“, sagt Ministerpräsident Dr. Johannes Rau (1931-2006) während des Festakts. Das neue Haus stehe am Rhein, „jenem großen und geschichtsträchtigen Fluss, von dem wir so gern sagen, er solle Menschen nicht trennen, sondern verbinden“. Der Rhein könne „vielleicht auch an zwei unserer wichtigsten Zukunftsaufgaben erinnern“, so Rau weiter. Gemeint sei das Hineinwachsen des Landes „in die Europäische Gemeinschaft und ihren für 1992 geplanten Binnenmarkt“, aber auch die „zentrale politische Aufgabe, unser Land vor Umweltgefahren und Umweltschäden zu bewahren“.

Die Fraktionen im Landtag NRW