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Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

27.01.2021 - Vor 76 Jahren befreiten Soldaten der Roten Armee das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Anlässlich dieses Gedenktages hat der Landtag am 27. Januar 2021 an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert. Er setzte zugleich ein deutliches Zeichen gegen Antisemitismus

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Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

Off-Stimme:
Vor 76 Jahren befreiten Soldaten der Sowjetarmee das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Anlässlich dieses Gedenktages hat der Landtag am 27. Januar an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert. Er setzte zugleich ein deutliches Zeichen gegen Antisemitismus.
Gezeigt wurden zwei Ausstellungen, die sich mit alltäglichem Antisemitismus in Deutschland auseinandersetzen. 
Die Ausstellung „Du Jude!“ richtete sich dabei insbesondere an Jugendliche und junge Erwachsene. Sie wurde für das Projekt „Jederzeit wieder! Gemeinsam gegen Antisemitismus“ der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit entwickelt. Die Ausstellung informiert nicht nur grundsätzlich über Antisemitismus, sondern stellt einen Bezug zu den Alltagswelten von Jugendlichen her. Die Perspektiven und Erfahrungen von Jüdinnen und Juden in Deutschland werden auf diese Weise  sichtbar gemacht. 
In einer zweiten Ausstellung der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf und der Jüdischen Gemeinde der Landeshauptstadt wurden 19 ausgewählte antisemitische Briefe, E-Mails und Postkarten an die Gemeinde aus den Jahren 1992 bis 2020 gezeigt. Sie kommen nicht nur von den politischen Extremen, sondern entstammen vermutlich überwiegend einer „bürgerlichen Mitte“.
Und sie belegen, dass jüdische Gemeinden und Einrichtungen auch Jahrzehnte nach der Shoa mit Schmähungen, Bedrohungen und Aggression konfrontiert sind. 
Der Präsident des Landtags, André Kuper, mahnte: 

André Kuper, Präsident des Landtags Nordrhein-Westfalen:


Vor 76 Jahren – am 27. Januar 1945 – befreiten russische Soldaten das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Der Name Auschwitz bleibt für immer verbunden mit der Ermordung von über einer Million Menschen überwiegend jüdischen Glaubens. Jährlich am 27. Januar gedenken wir, die aufrechten Demokratinnen und Demokraten, der vielen Millionen Opfer des Nationalsozialismus.
Die NS-Diktatur und der Holocaust sind Geschichte. Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit, Extremismus und Menschenhass sind es leider nicht. Solange Menschen in unserer Mitte beschimpft und bedroht, verletzt und ermordet werden. Solange Menschen aufgrund ihres Glaubens, ihrer Herkunft oder ihrer Lebensweise auch hier in Deutschland um ihr Wohl fürchten müssen. Diese Schande für unser Land dulden wir nicht.
Deshalb sind das Erinnern, das Mahnen und der fortwährende Einsatz für unsere Demokratie nötiger denn je – auch jetzt, in der Corona-Pandemie.

Die aktuellen Einschränkungen erlauben es zwar nicht, dass der Landtag die beiden Ausstellungen zu gegenwärtigen Gefahren des Antisemitismus öffentlich zeigen kann.
Doch wir haben sie hier, im Haus der parlamentarischen Demokratie, aufgebaut, um deutlich zu machen:
Wir Abgeordneten vergessen niemals.
Wir bleiben wachsam.
Heute am 27. Januar – im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus – und an jedem weiteren Tag.

Off-Stimme:
Die Antisemitismusbeauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, sagte: 


Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Antisemitismusbeauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen:
Der 27. Januar soll uns nicht nur an den Holocaust erinnern. Er soll uns mahnen. Er soll uns auffordern, Antisemitismus nicht hinzunehmen, sondern dem Antisemitismus mit aller Macht entgegenzutreten. Aufzuklären. Besonders junge Menschen zur Auseinandersetzung zu motivieren und den Kampf gegen Antisemitismus zur eigenen Sache zu machen. Auch in den Sozialen Medien. Aber auch, indem  Ausstellungen besucht werden, initiiert werden und dort mitgearbeitet wird. Gerne wäre ich heute mit Ihnen durch die Ausstellung gegangen, hätte mit Ihnen allen diskutiert. Jetzt darf ich Ihnen meine Grüße auf diesem Wege übermitteln. 

Off-Stimme:
Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, Dr. Oded Horowitz, betonte:

Dr. Oded Horowitz, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf:
Die Shoa begann nicht mit der Deportation der Juden in KZ und Vernichtungslager. Sie begann mit dem Wegschauen der Nachbarn und Kollegen. Elie Wiesel schrieb einmal, das Gegenteil von Liebe sei nicht Hass, sondern Gleichgültigkeit. Gleichgültigkeit sei nicht der Anfang eines Prozesses, es sei dessen Ende. Wir dürfen nicht zulassen, dass anstelle der Erinnerung die Gleichgültigkeit tritt. Es liegt in unserer Hand zu entscheiden, in was für einem Land wir 76 Jahre nach den Grausamkeiten der Shoa leben wollen. 

Off-Stimme: 
Und Prof. Jürgen Wilhelm, Präsident der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, ergänzte:

Prof. Jürgen Wilhelm, Präsident der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit:
Diese Ausstellung zeigt, dass Antisemitismus auch 76 Jahre nach der Befreiung des KZ Auschwitz immer weit verbreitet ist und uns in vielen Bereichen des Alltags begegnet. Zumeist und zunehmend dreist bis in die Mitte der Gesellschaft, sei es in der Schule, im Sport, den Medien, den sogenannten Sozialen Netzwerken. Und sogar in Parlamente Einzug gehalten hat. Unsere Ausstellung möchte die aktuelle und beklemmende Gegenwart des Antisemitismus in seinen verschiedenen Facetten verdeutlichen und dabei vor allem jüdische Stimme hörbar machen, denn sie sind die Opfer dieser offenbar unausrottbaren Seuche. Und die Besucher der Ausstellung sollen diskutieren, sich mit dem Thema offensiv auseinandersetzen. Mit Führungen und Workshops sensibilisieren wir Interessierte für die Verantwortung eines jeden Einzelnen und für die Vision einer pluralen, diskriminierungsfreien, offenen und demokratischen Gesellschaft, die es nur ohne Antisemitismus geben kann. 
 

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