Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

29.01.2024 - Mit einer Gedenkveranstaltung haben Landtag und Landesregierung an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert. Anlass war die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau vor 79 Jahren durch Soldaten der Roten Armee. Ein Schwerpunkt der diesjährigen Gedenkveranstaltung: der nationalsozialistische Völkermord an den Sinti und Roma.

Videoscript

Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus

Off-Stimme: 

Am 27. Januar 1945 befreiten Soldaten der Roten Armee das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. 

Allein dort starben während der NS-Zeit bis zu 1,5 Millionen Menschen: Die meisten von ihnen waren Jüdinnen und Juden, aber auch Sinti und Roma oder Kriegsgefangene.

79 Jahre nach der Befreiung gedachten Landtag und Landesregierung gemeinsam der Opfer des Nationalsozialismus. 

Zu der Gedenkveranstaltung hatten der Präsident des Landtags, André Kuper, und Ministerpräsident Hendrik Wüst eingeladen. 

Präsident Kuper erinnerte an das Leid der Millionen Opfer des Nationalsozialismus, darunter allein sechs Millionen europäische Jüdinnen und Juden. 

Mit Blick auf die Hunderttausenden Bürgerinnen und Bürger, die aktuell gegen Rechtsextremismus auf die Straßen gehen, betonte er:

André Kuper, Präsident des Landtags Nordrhein-Westfalen: 

Sie setzen damit ein deutliches Zeichen: Demokratinnen und Demokraten dulden es nicht, dass unser Miteinander in diesem Land durch Antisemitismus, Extremismus und Hass vergiftet werden soll!

Wir lassen all das, wofür diese parlamentarische Demokratie steht, und was Generationen vor uns hart errungen haben, wir lassen das, meine Damen und Herren, auch nicht einmal annäherungsweise in Richtung dunkle Zeiten einer Diktatur zurückreißen.

Allein das Nachdenken über Deportationen, oder wie immer man sie bezeichnet.
ist eine Schande, eine Ungeheuerlichkeit!

Off-Stimme:

Ministerpräsident Hendrik Wüst sagte:

Hendrik Wüst, Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen: 

Die Würde des Menschen ist unantastbar und bleibt unantastbar. Dafür stehen wir in Nordrhein-Westfalen gemeinsam ein. Wir stellen uns gegen jede Art der Diskriminierung, gegen Antisemitismus, gegen Antiziganismus, gegen jede Art von Menschenfeindlichkeit. 

Unsere Demokratie ist stark. Unsere Zivilgesellschaft ist stark. Das zeigen die vielen Demonstrationen für Demokratie und gegen Rechtsextremismus in diesen Tagen. Sie sind ein Signal an die Feinde der Demokratie, dass die Mehrheit in diesem Land unsere freiheitliche Demokratie, Rechtstaatlichkeit und Vielfalt verteidigt.

Off-Stimme: 

Für die jüdischen Verbände sprach Dr. Michael Rado, Vorsitzender der Synagogengemeinde Köln. 

Dr. Michael Rado, Vorsitzender der Synagogengemeinde Köln:

Sehr geehrter Herr Landtagspräsident, sehr geehrter Herr Ministerpräsident, als  erstes möchte ich mich ganz herzlich bei Ihnen bedanken: Sie nehmen die Vergangenheit ernst. Sie wissen um die Verbrechen, die Nazi-Deutschland an Juden begangen hat. Es gibt andere, die das unter den Tisch kehren.

Sie und das Kabinett und der größte Teil der Abgeordneten setzen sich ein für eine wahre Demokratie. Sie halten die Werte der Demokratie hoch. Das braucht Nordrhein-Westfalen. Das braucht Deutschland. Das brauchen die jüdischen Mitbürger.

Off-Stimme: 

Ein Schwerpunkt der diesjährigen Gedenkveranstaltung war der nationalsozialistische Völkermord an den Sinti und Roma. Schätzungen zufolge starben bis zu 500.000 Menschen in ganz Europa.

In einem Videointerview berichtete die Sinta und Holocaust-Überlebende Theresia Neger über ihr Schicksal und ihr Leben unter grausamen Bedingungen im Getto Siedlce.

Theresia Neger, Holocaust-Überlebende in einem Videointerview: 

Richtig Frieden findet man nicht. Man muss damit leben. Ich habe nur Frieden, wenn ich tot bin. 

Off-Stimme: 

In seiner Gedenkrede erinnerte auch Roman Franz an die Gräueltaten und an das Schicksal seines Vaters, der mehrere KZ überlebte. 

Aber auch an den langen Kampf der Sinti und Roma um Anerkennung als NS-Opfer und ihren Kampf gegen anhaltende Diskriminierung.

Der 1. Vorsitzende des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma NRW sagte: 

Roman Franz, 1. Vorsitzender des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma NRW:

Durch diesen Moment, in dem das Land Nordrhein-Westfalen seinen Fokus auf das Schicksal der Sinti und Roma richtet, hoffen wir, dass die Aufbereitung wieder ein Stück näher gekommen ist. 

Es gibt bis heute Diskriminierungen gegen Sinti und Roma. Der Antiziganismus erstarkt in ganz NRW sowie in ganz Deutschland. 

Wir wünschen uns eine stärkere und nachhaltige politische Zusammenarbeit gegen jeden Rassismus. Damit die Jugend in einer stabilen und sicheren Demokratie aufwachsen kann.

Off-Stimme: 

Die Veranstaltung endete mit einer Gedenkminute für die Opfer des Nationalsozialismus

Die Fraktionen im Landtag NRW