Ein Schwerpunkt war das Gedenken an die Opfergruppe der Sinti und Roma. Theresia Neger, Sinta und Holocaust-Überlebende, gab in einem Video-Interview bewegende Einblicke in ihre Verfolgungsbiografie. Vor dem Plenarsaal informiert die Ausstellung „Rassendiagnose Zigeuner“ des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma über die Verfolgung der Opfergruppe durch die Nationalsozialisten.
Zur Gedenkstunde im Plenarsaal des Landtags kamen die Abgeordneten des Parlaments und die Mitglieder der Landesregierung unter anderem mit Vertreterinnen und Vertretern der jüdischen Verbände, des Landesverbands Deutscher Sinti und Roma NRW, von Religionsgemeinschaften, von Behindertenverbänden, des Lesben- und Schwulenverbands sowie der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes zusammen.
Bei der Gedenkstunde im Landtag sprachen der Präsident des Parlaments, André Kuper, der Ministerpräsident des Landes, Hendrik Wüst, Dr. Michael Rado, Vorstand der Synagogengemeinde Köln, und Roman Franz, 1. Vorsitzender des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma NRW. Das Konzentrationslager Auschwitz war am 27. Januar 1945 von sowjetischen Soldaten befreit worden.
Der Präsident des Landtags, André Kuper, eröffnete die Gedenkstunde und sagte: „Das Erinnern an die Befreiung von Auschwitz ist notwendiger denn je. Die Nazis sprachen Millionen von Menschen das Menschsein und das Recht auf Leben ab – wegen ihres Glaubens, ihrer Herkunft, ihrer Kultur, ihren politischen Ansichten oder ihrer körperlichen Verfassung. Mit der Verfolgung der Sinti und Roma knüpfte das Nazi-Regime an eine Jahrhunderte währende Diskriminierung an. Unser Gedenken fällt in diesem Jahr in eine Zeit, in der in vielen Städten Deutschlands, auch hier in Nordrhein-Westfalen, hunderttausende Bürgerinnen und Bürger gegen eine menschenverachtende Gesinnung und für die Werte und die Stärke unserer Demokratie auf die Straßen gehen. Sie und ihre Kinder wollen in Demokratie und Rechtsstaatlichkeit leben. Sie sind die überwältigende Mehrheit in diesem Land.“
Der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, Hendrik Wüst, sagte: „In Nordrhein-Westfalen gilt: Egal, welche Herkunft, Religion oder Geschlecht jemand hat – jeder gehört bei uns dazu. Wir müssen uns als Menschen wahrnehmen und annehmen. Die Geschichte zeigt uns, was es heißt, jemandem das Menschsein abzusprechen. 79 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz gilt für uns ohne Wenn und Aber: Wir werden die von den Nationalsozialisten Verfolgten und Ermordeten niemals vergessen. Wir stellen uns jeder Art von Diskriminierung, Menschenfeindlichkeit und Antisemitismus mit der ganzen Kraft von Demokratie und Rechtsstaat entgegen.“