Nach dem plötzlichen Tod des ersten DGB-Chefs Hans Böckler zeigte auch Walter Freitag Ambitionen auf das Amt des Vorsitzenden. Allerdings hatte sich Böckler vor seinem Tod ausdrücklich den Vorsitzenden der IG Druck und Papier, Christan Fette, als Nachfolger gewünscht. Auf dem Bundeskongress in Essen Ende Juni 1951 verzichtete Freitag erst einmal auf eine Kampfkandidatur. Als jedoch die Kritik an Fette als DGB-Chef in den darauffolgenden Monaten nicht abriss, wurde eine Ablösung Fettes innerhalb der Gewerkschaftsbewegung weiter diskutiert. Freitag wurde gedrängt, sich erneut zu bewerben. Auch innerhalb der SPD wurde eine Unterstützung Freitags erörtert, da man sich von ihm eine stärkere Orientierung des DGBs an die Ziele der SPD erhoffte.5 Dass man von Freitag selbst keine hohe Meinung hatte, verdeutlicht folgender vertrauliche Bericht für den SPD-Parteivorstand: „Freitag hat eine ‚letzte Entscheidung‘ noch nicht getroffen. Diese hängt zweifellos davon ab, ob ihn der Parteivorstand dazu ermuntert und ihm zu verstehen gibt, daß er diese Kandidatur energisch unterstützen und seine Wahl sichern werde. (Auch dann ist bei Walter Freitag’s Charakter mit starken Schwankungen zu rechnen[…])6