Bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten blieb die Kölner Bevölkerung relativ immun gegenüber den politischen Versprechungen der Nationalsozialisten. Anfang 1933 waren unter den 95 Kölner Stadtverordneten lediglich vier Anhänger der NSDAP. Konrad Adenauer selbst hatte keine Scheu, den neuen Reichskanzler, Adolf Hitler, öffentlich zu brüskieren. Bei einer Wahlkundgebung Hitlers im Februar 1933 in Köln weigerte sich Adenauer, diesen bei seiner Ankunft zu empfangen. Zudem ließ Adenauer Hakenkreuzflaggen, die an der Deutzer Brücke angebracht worden waren, wieder entfernen.5 In der NSDAP-Zeitung „Westdeutscher Beobachter“ hieß es daher anderntags: „Herr Adenauer mag wissen, daß solche Herausforderungen sich in Zukunft rächen werden!“6 Nationalsozialisten skandierten sogar öffentlich „Adenauer an die Mauer“. Am 13. März 1933, einen Tag nach der Kommunalwahl, wäre es wohl zu einer gewaltsamen Absetzung gekommen, wenn sich Adenauer nicht unbehelligt nach Berlin abgesetzt hätte. Er wurde dann seines Amtes enthoben und es wurde ein Dienststrafverfahren gegen ihn eingeleitet, welches ihn u.a. der Korruption und des Landesverrats bezichtigte. Das Verfahren wurde schließlich im Juni 1934 ohne Ergebnis eingestellt. Bereits am 17. Juli 1933 war Adenauer jedoch offiziell entlassen worden. Da er gewaltsame Übergriffe seitens der SA befürchtete, kehrte Adenauer nicht nach Köln in sein Haus zurück, sondern fand für ein Jahr Unterkunft in dem Benediktinerkloster Maria Laach.7 Dort verfasste er u.a. diesen Tagebucheintrag: „Heute vor 6 Monaten bin ich von Köln abgereist, ich dachte in kurzer Zeit wieder zu Hause zu sein. – Schwere 6 Monate liegen hinter mir, die schwersten meines bisherigen Lebens und die entscheidungsvollsten für mein Inneres.“8 Und einen Monat später schrieb er in einem Brief: „Ich bin fast am Ende meiner Willenskraft. Meiner armen Frau geht es ähnlich, sie hält sich tapfer, aber auch sie ist fast fertig. […W]enn nicht meine Familie und meine religiösen Grundsätze wären, hätte ich lange meinem Leben ein Ende gemacht, es ist so wirklich nicht lebenswert.“9