Nach Ende des Krieges stürzte er sich unmittelbar wieder in die politische Arbeit, trotz des von den Alliierten noch geltenden Parteiverbots.8 Runge selbst beschrieb seine Arbeit folgendermaßen: „Zu Pfingsten im gleichen Jahr hatte ich schon alle Ortsvereine der SPD aufgebaut. Den letzten am Pfingstsamstag in Borth. Ich war mit einem geliehenen Fahrrad von Ort zu Ort gefahren. Als im September 1945 endlich die Genehmigung kam, die Parteien dürften wieder aufgebaut werden, stand bei uns schon alles. Wir konnten sofort mit der Arbeit beginnen.“9 Nach einer kurzen Phase als Angestellter bei der örtlichen Kreisverwaltung wurde Runge 1946 hauptamtlicher Bezirkssekretär im SPD-Bezirk Niederrhein. Diese Position behielt er bis 1966. Von 1946 bis 1948 war er Kreistagsabgeordneter und von 1945 bis 1946 Mitglied des beratenden Provinzialrats der Rheinprovinz. Zudem wurde er Abgeordneter des Ernannten und des freigewählten Landtags in Nordrhein-Westfalen. Von dort wurde er auch in den Parlamentarischen Rat entsandt. Im Parlamentarischen Rat war Runge Schriftführer im Ausschuss für die Organisation des Bundes und Ersatzmitglied im Ausschuss für Grundsatzfragen. Relevante Initiativen gingen von ihm allerdings nicht aus. Auch im Deutschen Bundestag, in dem er von 1949 bis 1957 als Abgeordneter vertreten war, fiel er kaum auf. Mitglied des Landtages war er über drei kurze Perioden, von 1946 bis 1947, von 1958 bis 1962 und von 1965 bis 1966. Dort saß er unter anderem im Unterausschuss für Entnazifizierungsfragen, im Ausschuss für Flüchtlings- und Vertriebenenfragen und im Ausschuss für Wiedergutmachung. Während dieser Zeit hielt sich Runge ebenso vornehmlich im parlamentarischen Hintergrund, auch wenn ihm das Thema Wiedergutmachung eine Herzensangelegenheit war, für die er sich nachdrücklich einsetzte. Sein Engagement war viel stärker auf die unmittelbare Parteiarbeit vor Ort gerichtet. 1969 erhielt Runge für seine Lebensleistungen das Große Bundesverdienstkreuz. Weil er darüber hinaus eine Frau vor einem ankommenden Zug gerettet hatte, erhielt er die Lebensrettungsmedaille. Er starb im Alter von 72 Jahren am 3. Mai 1975 in Düsseldorf an Herzversagen. Seit 1996 trägt in Moers eine Gesamtschule seinen Namen.10