Abgeordnetenporträts

Hilfe

Suche

Mit diesem Suchfeld werden alle Wörter des Titels und des Artikels durchsucht, außerdem alle bei dem Artikel zusätzlich erfassten Angaben.

Trunkierung:
* am Ende eines Suchwortes ersetzt ein oder mehrere Zeichen.

Suchwortverknüpfungen:

–"und-Verknüpfung"
Mehrere hintereinander eingegebene Suchworte werden automatisch mit "und" verknüpft, d.h. alle Suchworte müssen in einem Artikel vorkommen.
–"oder-Verknüpfung"
Die Eingabe von "or" zwischen den Suchworten bewirkt eine "oder-Verknüpfung", d.h. es muss nur eines der Suchworte in einem Artikel vorkommen.
–"Phrasen-Suche"
Suchworte, die mit Anführungszeichen oder Hochkommata verbunden werden, werden nur dann gefunden, wenn sie in der vorgegebenen Reihenfolge in einem Artikel vorkommen.

Suchfeldverknüpfungen
Wenn Suchworte in mehreren Suchfeldern eingegeben werden, werden die Sucheinträge mit "und" verknüpft.

Wählen Sie Suchergebnisse aus, die Sie gebündelt anzeigen oder ausdrucken lassen wollen.
  • Porträt: Özlem Alev Demirel (Linke).
    Porträt
    S. 15 in Ausgabe 12 - 07.12.2011

    Für andere engagiert hat sich Özlem Alev Demirel früh: "Schon in der dritten Klasse war ich Klassensprecherin", erzählt die 27-Jährige und lacht. Heute ist sie die jüngste Parlamentarische Geschäftsführerin der Bundesrepublik: Seit Juni managt Demirel das Tagesgeschäft der Fraktion der Linken im Landtag - und ist so mit unter 30 bereits beratendes Mitglied im Ältestenrat.
    Ihr Vorgänger Ralf Michalowsky habe für einen "Generationswechsel" plädiert: So begründet Demirel ihren Aufstieg in den Fraktionsvorstand nur ein Jahr nach Einzug der Linken in das Düsseldorfer Parlament. Doch in Zeiten, in denen SPD und Grüne beim "Schulfrieden" mit der CDU und beim "Stärkungspakt" für klamme Kommunen mit der FDP regiert, die Linke aber gegen die späte Verabschiedung des Landeshaushalts klagt, steht die Kölnerin auch persönlich für das Ende der faktischen Tolerierung der Minderheitsregierung von SPD-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft durch die Linkspartei: Demirel sympathisiert mit der Parteiströmung der "Antikapitalistischen Linken" (AKL). Bei den Grünen wäre sie früher "Fundi" genannt worden.
    "Antikapitalismus ist als Position innerhalb der Linken wichtig", sagt Demirel, die sich selbst als Marxistin begreift. Eine Mitarbeit bei SPD oder Grünen sei für sie deshalb nie in Frage gekommen: Die SPD betrachte sie spätestens seit der Hartz-Gesetzgebung als "Ex-Arbeiterpartei". Und die Grünen? "Die waren ‚mal eine Friedenspartei", schnaubt Demirel, die an der Universität Bonn Politik, Komparatistik und Verfassungs-, Wirtschaftsund Sozialgeschichte studiert hat und gerade an ihrer Magisterarbeit schreibt, mit Blick nicht nur auf den Jugoslawien-Einsatz der Bundeswehr.
    "Ich habe sehr jung erfahren, dass man sich wehren muss", sagt Demirel: Schon vor ihrer Geburt im türkischen Malatya 1984 sei ihr Vater als Kommunist politischer Verfolgung durch die putschenden Militärs ausgesetzt gewesen. 1989 zog die Familie nach Deutschland - zunächst nach Bielefeld, wo bereits der Großvater in einer Lederfabrik arbeitete. Neun Jahre später zog sie mit ihrem Vater und den beiden älteren Brüdern nach Köln. Ihr Abitur machte sie dort 2004 - die drei Generationen der Familie Demirels, deren Großvater Analphabet war, stehen für eine Bildungskarriere par excellence.
    Der diskriminierungsfreie Zugang zu möglichst hohen Bildungsabschlüssen sei eine Frage der Gerechtigkeit, findet die Linke - und doch noch immer eine Illusion: "Noch heute landen die Kinder von Arbeitern und Migranten auf der Hauptschule, aus Akademikerfamilien dagegen standardmäßig auf dem Gymnasium", klagt sie. Überhaupt, Gerechtigkeit: "Die Ungerechtigkeit zu bekämpfen, faire Lebensbedingungen für alle Menschen zu schaffen, ist meine Motivation", schreibt Demirel schon auf ihrer eigenen Homepage im Internet. Immer wieder begründet die kommunalpolitische Sprecherin der Linksfraktion ihr politisches Engagement mit diesem Motiv - und definiert Gerechtigkeit mit Marx: "Jeder nach seinen Fähigkeiten, jeder nach seinen Bedürfnissen." Wegen der "ökonomischen Voraussetzungen", also der Verteilung von Eigentum und Vermögen, seien die Menschen eben nicht gleich. "Die Freiheit, die uns propagiert wird, ist keine", glaubt sie.
    Schon fünf Jahre vor dem Abitur saß Demirel deshalb im Landesvorstand der LandesschülerInnenvertretung. In Köln organisierte sie Demonstrationen gegen Rechtsextreme ebenso mit wie den Bildungsstreik gegen Studiengebühren oder Blockaden des sogenannten "Anti-Islamisierungskongresses" der Rechtspopulisten von "Pro Köln". Über eine offene Liste wurde sie 2004 Mitglied der Linksfraktion im Rat der Domstadt - Parteimitglied war sie da noch nicht: Während des Vereinigungsprozesses von WASG und PDS sei sie in beide Parteien eingetreten, erzählt sie: "Ich wollte so deutlich machen, dass hier etwas wirklich Neues entsteht."
    Umso genervter reagiert Demirel, die sich selbst als "Deutsche mit kurdischen Wurzeln aus der Türkei" beschreibt, auf Fragen nach der DDR-Vergangenheit der Linken: "Absurd" sei eine solche Argumentation, sagt die Parlamentarische Geschäftsführerin, die nach dem Mauerfall eingeschult wurde - schließlich stammten alle Abgeordnete ihrer Fraktion aus Nordrhein-Westfalen: "Was zum Teufel haben wir noch mit der DDR zu tun?"
    Andreas Wyputte

    ID: LI111221

  • Porträts: Bärbel Beuermann und Wolfgang Zimmermann (Linke).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 7 - 29.06.2011

    Als Bärbel Beuermann sich 1999 entschloss, in Herne nicht nur für die PDS für den Stadtrat zu kandidieren, sondern auch gleich der Partei beizutreten, da wurde sie nicht nur von Kollegen, sondern auch von ihren Vorgesetzten gefragt, ob sie es sich genau überlegt habe, in welcher Partei sie da Mitglied geworden war. Doch die damals 44-jährige beamtete Lehrerin an einer Förderschule ließ sich nicht irritieren. Sie hatte die linke Partei bei Mahnwachen der Friedensbewegung gegen den Krieg auf dem Balkan kennen und schätzen gelernt.
    Beuermann kommt aus einem politisch bewussten Elternhaus. Ihre Mutter machte in Friedensgruppen der Kirche mit, ihr Vater war Gewerkschaftsmitglied. Sie erinnert sich noch, wie sie während eines Streiks mit ihrer Mutter zum Betrieb des Vaters fuhr, um ihm das Essen bringen. Die Maxime, nicht nur zu nörgeln, sondern selbst etwas zu unternehmen, hatte ihr ihre Großmutter mit auf den Weg gegeben. Wenn sich die kleine Bärbel beim sonntäglichen Mittagessen im Familienkreis über Ungerechtigkeiten in der Schule oder im Freundinnenkreis beklagte, sagte die Oma streng: "Maul nicht, mach was."
    In der Arbeit im Landtag sieht Beuermann die konsequente Fortsetzung ihres kommunalpolitischen Engagements in Herne, wo sie noch heute dem Rat angehört, und im Regionalrat der Bezirksregierung Arnsberg. Weil ihr schon in Arnsberg die Verkehrspolitik nicht passte, sitzt sie heute im entsprechenden Fachausschuss des Landtags. Weil sie schon im Regionalrat erfuhr, wie tief Regeln und Vorschriften aus Brüssel in unser Leben eingreifen, ist sie Mitglied im Ausschuss, der sich um Europafragen kümmert.
    Im Landtag sieht sie die Rolle der kleinsten Fraktion vor allem darin, "der Stachel im Fleisch der anderen Parteien" zu sein. Dabei denkt sie in erster Linie an SPD und Grüne. Sie achtet darauf, was versprochen worden ist und was gehalten wurde, "ich sehe mich als Mahnerin und dabei kommt mir mein Elefantengedächtnis zugute."
    In der wenigen Freizeit geht Beuermann gerne schwimmen oder fährt mit dem Motorrad durch die Gegend. Einen Traum möchte sie sich noch erfüllen: eine Reise nach Samoa. 2001 war es fast so weit, doch dann erkrankte sie an Krebs und musste alle Reisepläne zurückstellen.

    Wolfgang Zimmermann, einer der beiden Fraktionssprecher der Linken im Landtag, ist ein klassischer Vertreter der 68er- Generation der alten Bundesrepublik. Politisiert wurde er durch den Kampf gegen die sogenannten Notstandsgesetze. Als Schüler in Düsseldorf und später als Student engagierte er sich in Initiativen gegen den Vietnamkrieg und für Solidarität mit Chile ebenso wie in Gruppen, die mit der polnischen Gewerkschaft Solidarnosc sympathisierten und gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann und Rudolf Bahro aus der DDR protestierten. 1974 trat er in die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft ein. Wenige Jahre später nahm er seine Tätigkeit als Diplom-Sozialarbeiter an der Klinik Langenfeld des Landschaftsverbands Rheinland auf und wechselte in die damals noch existierende Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV), die 2001 zu Verdi wurde.
    Nach vielen Diskussionen im Freundeskreis schloss sich Zimmermann Ende der 90er-Jahre der PDS an, die damals im Westen Deutschlands Fuß zu fassen begann. Im Jahr 2005 trat er der Wählerinitiative Arbeit und soziale Gerechtigkeit (WASG) bei, die aus Protest gegen die Sozialpolitik der damaligen rot-grünen Bundesregierung entstanden war, und wurde gleich NRW-Landesvorsitzender. Zwei Jahre später betrieb er den Zusammenschluss von PDS und WASG zur neuen Partei "Die Linke". Auch hier übernahm er den NRW-Landesvorsitz. Seit der Landtagswahl 2010 und dem erstmaligen Einzug der neuen Partei ins Landesparlament konzentriert sich Zimmermann auf den Fraktionsvorsitz.
    Dass die Neuen und Linken im Landtag anfangs überaus argwöhnisch beäugt wurden, ist Zimmermann nicht verborgen geblieben. Aber er hat den Eindruck, dass sich der Umgang mit der fünften Fraktion im Landtag zusehends normalisiert. "Im Plenarsaal wird noch manchmal ‚Ihr Kommunisten‘ gebrüllt, aber in der Arbeit der Ausschüsse werden wir und unsere Argumente ernst genommen", meint der Fraktionssprecher.
    In der wenigen Freizeit, die ihm verbleibt, liest Zimmermann, der nur wenige Schritte vom Landtag entfernt zu Hause ist, gerne Krimis und treibt Sport. Am Wochenende ist er, wenn keine Parteitermine entgegenstehen, bei den Spielen von Fortuna Düsseldorf anzutreffen.
    Peter Jansen

    ID: LI110723

  • Porträt: Gunhild Böth (Linke).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 1 - 19.01.2011

    Leicht hat es Gunhild Böth den verschiedenen Parteien, den sie seit 1972 angehörte, nie gemacht. Parteidisziplin, weil sie von oben verordnet wurde, mit der eigenen Meinung hinter dem Berg halten, weil sie nicht mit der jeweiligen Parteilinie übereinstimmte, das war ihre Sache nicht, als die heutige Vizepräsidentin des NRW-Landtags 1972 als junge Studentin in die SPD eintrat. Das änderte sich nicht, als sie Ende der 70er-Jahre in die DKP wechselte und auch in ihrer heutigen politischen Heimat, der Partei Die Linke, lässt sich die 58-jährige ehemalige Gymnasiallehrerin nicht den Mund verbieten. Böth ist aufrichtig, gerade heraus und nimmt in Kauf, dass sie dadurch auch unbequem ist.
    Politisch engagiert ist sie seit ihrer Studentenzeit an der Uni Bonn, wo sie sich dem Sozialdemokratischen Hochschulbund (SHB) anschloss und dem Asta als Sozialreferentin angehörte. Vor dem Examen musste sie die Uni wechseln, ihrem Professor, der unter dem Einfluss des als konservativ geltenden Bundes Freiheit der Wissenschaft stand, hatte es missfallen, dass in ihren Referaten und Aufsätzen immer wieder Begriffe wie "Profit" oder "Mehrwert" auftauchten. Das reichte in jener Zeit, um als stramm linkslastig abgestempelt zu werden.
    Böth wechselte nach Wuppertal und geriet dort in Konflikt mit der SPD. Obwohl sie Vorsitzende der Jungsozialisten in der bergischen Metropole war und damit auch im Unterbezirksvorstand der örtlichen Sozialdemokraten saß, wurde sie 1977 aus der Partei ausgeschlossen. Sie hatte gemeinsam mit Kommunisten eine Initiative gegen Berufsverbote ins Leben gerufen. Das war ein Verstoß gegen den Unvereinbarkeitsbeschluss, den die SPD 1971 gefasst hatte, und damit ein Ausschlussgrund.
    Parteilos wollte Böth nicht bleiben - "mir fehlte die politisch-theoretische Diskussion", sagt sie heute und schloss sich der DKP an. "Aber die hatten auch nicht viel Freude an mir", erinnert sie sich lächelnd. Sie ärgerte sich darüber, dass ihre neuen Parteifreunde absolut kritiklos gegenüber den sozialistischen Staaten waren, und ließ diesen Ärger auch deutlich vernehmen. "Ich fand ein Atomkraftwerk nicht besser, weil es in der Sowjetunion stand, und dass jedes Wort von Erich Honecker der letzten Weisheit entsprach, glaubte ich auch nicht." In der DKP schloss sie sich der Gruppe an, die die Partei von innen erneuern wollten, und nach dem Fall der Mauer und der deutschen Vereinigung schloss sie sich der PDS an, aus der später durch Fusion mit der WASG die heutige Linkspartei hervorging.

    Präsidium

    Seit Mai 2010 ist sie Mitglied des NRW-Landtags, und obwohl das gerade mal gut acht Monate sind, kommt es ihr vor wie gefühlte zwei Jahre. Neben ihrer Aufgabe im Landtagspräsidium ist sie auch schulpolitische Sprecherin ihrer Fraktion, was doppelten Einsatz erfordert. Die Zusammenarbeit im Präsidium und mit der Landtagsverwaltung erlebt sie als reibungslos, konfliktfrei und sehr kollegial. Nicht ganz einfach ist der Kontakt zu den beiden anderen Oppositionsparteien CDU und FDP. "Für die CDU sind wir immer noch so eine Art Schmuddelkinder des Parlaments", lächelt sie darüber, dass sich noch nicht alle damit abgefunden haben, dass eine neue fünfte Kraft in den Landtag gewählt worden ist. "Manche geben mir nicht einmal die Hand, aber mit anderen gibt es eine durchaus vernünftige Gesprächsbasis."
    Wenn Gunhild Böth am Rednerpult des Landtags steht, dann kann sie nicht verbergen, dass sie gelernte Lehrerin ist und lange in dem Beruf gearbeitet hat. Oft redet sie mehr zu den Zuschauern auf der Tribüne als zu den Abgeordneten im Saal. "Ich weiß, dass man das nicht darf", räumt sie ein, "aber ich halte das für nötig." Politik müsse aufklärerisch sein. "Die Zuschauer müssen ja nicht meiner Meinung sein, aber sie müssen wissen, worum es geht." Wie gesagt, leicht hat es niemand mit Gunhild Böth.
    Für ein Leben neben der Politik bleibt ihr nicht viel Zeit. Nur vom Lesen kann sie nicht lassen, "ich fresse Bücher". Egal, wie spät es ist, jeden Abend werden noch 20 bis 30 Seiten gelesen, zuletzt "Das Amt" über die Geschichte des Auswärtigen Amts und von Mario Vargas Llosa "Tod in den Anden".
    Peter Jansen

    ID: LI110122

Lädt

Die Fraktionen im Landtag NRW