Wie kamen sie in die Politik? Wo liegen ihre politischen Schwerpunkte? Landtag Intern stellt in
jeder Ausgabe Abgeordnete vor. Diesmal im Porträt: Jochen Ritter (CDU) aus dem Sauerland.
In Olpe wird das Jahr laut Jochen Ritter in "vor
Schützenfest" und "nach Schützenfest" geteilt.
Dieses Ereignis habe nicht nur für den St. Sebastianus
Schützenverein Olpe große Bedeutung,
zu dessen 5.500 Mitgliedern auch der CDU-Landtagsabgeordnete gehört, sondern für die
gesamte Kreisstadt und darüber hinaus. "Das
Schützenwesen spielt im Sauerland eine wichtige
Rolle", erklärt Ritter, und fügt hinzu: "Zu
Recht!" Passend zum Motto "Glaube, Sitte, Heimat"
gehört Ritter dem Landtagsausschuss an,
der auch "Heimat" zum Gegenstand hat. Aber
nicht nur deshalb. Auch "Bauen" und "Kommunales"
gehören zu den Angelegenheiten, die
dort beraten werden. Das korrespondiert mit
dem, womit Ritter sich vor seinem Einzug in
den Landtag beschäftigt hat. Er war Leiter Immobilienmanagement
der Stadt Gummersbach.
"Handballstadt", wie Ritter betont; denn dort
hat er, der mit Fußball auf Ascheplätzen aufgewachsen
ist, sein Interesse an diesem Sport entdeckt.
Und nicht nur das: "Gummersbach hat
sich in den acht Jahren, in denen ich dort tätig
war, atemberaubend entwickelt. Dabei mitwirken
zu dürfen, war eine große Freude."
Das Kommunale sei seine eigentliche Profession:
20 Jahre hat er Funktionen im gehobenen
Dienst des Kreises Olpe bekleidet, die
ersten acht Jahre im seinerzeit neu gegründeten
Umweltamt. "Ich habe an der Fachhochschule
für öffentliche Verwaltung das Wahlfach Umweltrecht
belegt und war froh, dann auch meine
ersten beruflichen Schritte in dem Metier zu unternehmen."
Deshalb falle ihm der Umgang mit
Themen wie Wasser- und Abfallwirtschaft sowie
Natur- und Bodenschutz, um die es in dem
anderen großen Ausschuss, dem er im Landtag
angehört, nicht besonders schwer. "Umweltpolitik
wartet aktuell mit großen Herausforderungen
auf. Wir wollen ihnen damit begegnen,
womit Deutschland besonders erfolgreich ist:
Marktwirtschaft und Technologie."
Als "Dipl. Wirtschafts-Ing.", zu dem er sich
berufsbegleitend fortgebildet hat, habe er eine
Affinität für technische Fragestellungen entwickelt:
"Wenn im Bauausschuss 3D-Druck oder
im Umweltausschuss Luftreinhaltung auf der
Tagesordnung stehen, setze ich mich gerne damit
auseinander."
Seine Wirkungsstätte in Düsseldorf ist das
vorläufige Ende einer "Westorientierung": Geboren
in Rüthen/Möhne, wo seine Mutter herstammt,
ist er in der Gemeinde Finnentrop, der
Heimat seines Vaters, aufgewachsen. Die weiterführende
Schule war das Rivius Gymnasium
der Stadt Attendorn, wo er vor 35 Jahren das
Abitur ablegte. Mit der Stadt, der Schule und
vor allem seinen Mitschülern fühlt er sich nach
wie vor verbunden. "Einmal im Jahr fahren wir
zu siebt oder acht aus dem Jahrgang übers Wochenende
auf Klassenfahrt."
Politik stand erst lange nach der Reifeprüfung
an erster Stelle. Interessiert war er bereits
als Heranwachsender: "Ich war von Helmut
Schmidts Kanzlerschaft beeindruckt, seiner
Kompromisslosigkeit in Bezug auf die RAF und
seinen wirtschaftspolitischen Ansätzen." "Kuriert"
von der SPD habe ihn Oskar Lafontaine,
erst als Kritiker der Deutschen Einheit, später
als Finanzminister. "Witzige Koinzidenz: Am
Tag, als ich meinen Antrag auf Mitgliedschaft
in der CDU abgegeben habe, ist Lafontaine zurückgetreten."
Den Schritt in den Rat der Stadt
Olpe vollzog er erst, als er beruflich in Gummersbach
gelandet war. "So waren politisches
Engagement und berufliche Tätigkeit sauber
getrennt", erinnert er sich.
Eine wesentliche Triebfeder für Ritter, sich
dann um ein Mandat im Landtag zu bemühen,
sei die seinerzeitige wirtschaftliche Entwicklung
gewesen: "2017 stand NRW am unteren
Ende im Vergleich der Bundesländer, was Wirtschaftswachstum
angeht. Wenn man wie ich aus
einer Gegend kommt, die nicht arm an Weltmarktführern
ist, kann man bei sowas nicht
länger zugucken." Der Anlauf in den Landtag
sei auf Anhieb gut gelungen, wobei der Kreis
Olpe traditionell kein schlechtes Pflaster für die
CDU sei. Trotzdem hat Ritter es nicht langsam
angehen lassen: "Ich habe mir im Wahlkampf
die Hacken abgerannt, und ich will auch nicht
nachlassen."
Um dafür fit zu bleiben, treibt Ritter gerne
Sport. "Ich habe einiges verletzungsbedingt
sein lassen müssen, von Fußball über Tennis
bzw. Badminton bis Skilaufen, aber ein wenig
geht noch." Im Sauerland fährt er gerne Mountainbike,
am Rhein hat er das Laufen wieder
angefangen.
Apropos: Spaß hat er an allem, was mechanisch
läuft: Uhren mit Handaufzug, Plattenspieler
mit Riemenantrieb, Autos mit Boxer-Motoren.
Und so hofft er, dass für ihn die Uhr im Landtag
noch eine Zeit lang weitertickt. Auch nach der
nächsten Wahl im Frühjahr 2022.
Jörg Löbker
Zur Person
Jochen Ritter (53) ist seit 2017 Abgeordneter des nordrhein-westfälischen Landtags. Er ist seit 1999 Mitglied
der CDU, war von 2012 bis 2016 Vorsitzender des CDU-Stadtverbands
Olpe und ist seit 2015 Vorsitzender des
CDU-Kreisverbands Olpe.
Nachgefragt
Was ist Ihr Lieblingsbuch und warum?
Als Kind war ich eine Leseratte, aktuell muss
mich ein Buch schon packen, um es auf den
Nachttisch zu schaffen. Zuletzt war das Frank
Bötschs "Zeitenwende 1979", weil darin eine
Zeit beleuchtet wird, in der ich politisch
allmählich wach geworden bin, und David
Kehlmanns "Tyll", weil ich sehr affin für
sprachgewaltige Werke bin.
Welche Musik hören Sie gerne?
Entspannen kann ich am besten, wenn ich
alte Platten aus Vinyl auflege, Dire Straits
"Private Investigations" oder U2 "One". Auch
für die ein oder andere Filmmusik kann ich
mich begeistern, seien es Klaus Doldinger
zu "Das Boot" in der ursprünglichen wie der
Techno-Version oder das Thema von Hans
Zimmer zu Batman "The Dark Knight Rises"
- immerhin geht es um einen dunklen Ritter.
Was haben Sie immer in Ihrem Kühlschrank vorrätig?
Zum Essen Käse in allen Variationen und
Vanillepudding, zum Trinken Grapefruitsaft
(sauer macht lustig), und 15 km von der
Krombacher Brauerei entfernt wäre es verwunderlich,
wenn kein Felsquellwasser im
Angebot wäre.
Ihr liebstes Reiseziel?
Ich war noch niemals in New York ...
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