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  • Porträt: Heike Wermer (CDU).
    Porträt
    S. 31 in Ausgabe 8 - 19.12.2023

    Wie kamen sie in die Politik? Wo liegen ihre politischen Schwerpunkte? Landtag Intern stellt in jeder Ausgabe Abgeordnete vor. Diesmal im Porträt: Heike Wermer, kulturpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion. Die 35-Jährige ist seit 2017 Mitglied des Landtags. Sie sei mit dem Vorsatz angetreten, Nordrhein-Westfalen "sicherer, schneller und schlauer" zu machen.
    Eines hat Heike Wermer, Tochter eines Landwirts, schon als Kind gelernt: "Du musst mit jeder Wetterlage umgehen können - nörgeln hilft da nichts." Eine Einstellung, die sie sich in der Politik bewahrt hat: Die 35-Jährige ist kulturpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion und eine Macherin: "Als ich noch mehr Zeit hatte, habe ich am liebsten auf dem Traktor gesessen und gegrubbert", erzählt sie. "Da weißt du am Ende des Tages, wenn der Acker fertig ist, was du geschafft hast."

    "Der Dritte Ort"

    Das fehlt ihr im Politikalltag manchmal: "Viel Arbeit zahlt sich erst auf die lange Strecke aus." Dass Politik viel bewirken kann, davon ist Heike Wermer allerdings überzeugt. Auch in ihrem Bereich, der Kulturpolitik: "Das wird von außen oft als elitär angesehen, als würden wir uns nur um die Opernhäuser in Köln und Düsseldorf kümmern", sagt Wermer. Dabei gehörten auch Bibliotheken, Musikschulen und Blaskapellen zu ihrem Bereich: "Wir sprechen vom Dritten Ort - das ist neben Familie und Beruf ein Bereich, in dem du nicht gemessen wirst, sondern einfach deinem Interesse nachgehen kannst", sagt Wermer.
    Ihr eigenes Interesse für die Politik begann früh: "Mein Vater war Ratsmitglied und bei uns am Essenstisch ging es viel um Politik." Ihre fünf Jahre ältere Schwester nahm sie dann mit auf einen Ausflug der Jungen Union nach Dortmund auf eine Jugendmesse. "Eigentlich bin ich da nur zum Spaß mit, aber auf dem Rückweg im Bus habe ich dann doch den Mitgliedsantrag unterschrieben", erzählt Wermer und lacht. Dass es die CDU war - nun ja, in ihrer Heimat im Kreis Borken habe es da in ihren Augen keine Alternative gegeben, wenn man etwas umsetzen wolle. Sie teile die Werte der Partei: "Das im positiven Sinn Konservative mag ich an der CDU und dass sie den Menschen in den Mittelpunkt stellt: Wo jemand Hilfe braucht, bekommt er Unterstützung - aber wir trauen den Menschen eben auch zu, dass sie selbst etwas schaffen."

    Mit 29 Jahren Abgeordnete

    Mit 24 Jahren trat sie - auch da mit sanftem Druck - in die CDU ein, wurde schnell in den Kreisvorstand gewählt. Als Mitarbeiterin des angrenzenden Bundestagsabgeordneten organisierte sie Politik vor allem im Hintergrund, hätte sich das auch als künftigen Job gut vorstellen können. Doch 2016 kündigte der Landtagsabgeordnete aus ihrem Heimatwahlkreis an, bei der Wahl 2017 nicht mehr antreten zu wollen. "Da habe ich mich natürlich gefragt: Wer macht es dann?", erzählt Wermer. Aus ihrem Umfeld hörte sie in den Wochen darauf vor allem: "Warum nicht du?" Und so probierte sie es - trat gegen drei Männer an und gewann. Mit dem Vorsatz, Nordrhein-Westfalen "sicherer, schneller und schlauer" zu machen, zog sie mit 29 Jahren in den Landtag ein.
    Das Gute: Für zwei Drittel aller CDU-Abgeordneten war es damals die erste Legislaturperiode. "Wir waren alle neu, da sind wir uns direkt auf Augenhöhe begegnet", sagt Wermer, "dumme Sprüche musste ich mir nie anhören." In der Fraktion schätzt sie das kollegiale Miteinander, das auch gelegentlich mit einem netten Abend in der Umgebung des Landtags ausklinge - ansonsten nutzt Heike Wermer die Möglichkeiten der Großstadt selten: "Einmal im Jahr unternehme ich mit meiner Mutter einen Einkaufsbummel in Düsseldorf. Aber am liebsten bin ich zu Hause in meiner Heimat in Heek-Nienborg. Ich liebe dort den vielen Platz, aber auch das große Zusammengehörigkeitsgefühl unter Nachbarn." Vor allem am Clemenstag, wenn sich Nienborg in ein einziges Volksfest verwandele.
    Auf dem Traktor ist Heike Wermer nur noch selten anzutreffen, dafür aber in ihrem Garten: "Das erdet mich, vor allem nach anstrengenden Telefonaten liebe ich es, einfach in der Erde wühlen zu können", sagt Wermer.
    Maike von Galen

    Zur Person
    Heike Wermer wurde in Ahaus geboren. Sie studierte Germanistik und Politikwissenschaft sowie Angewandte Sprachwissenschaft an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Von 2013 bis 2016 war sie Wahlkreismitarbeiterin eines Bundestagsabgeordneten sowie von 2013 bis 2017 wissenschaftliche Angestellte am Fachbereich Philologie der Universität Münster. Von 2019 bis 2022 war sie stellvertretende Bundesvorsitzende der Jungen Union Deutschlands. Heike Wermer ist verheiratet und lebt in Heek (Kreis Borken).

    Nachgefragt
    Was ist Ihr Lieblingsbuch und warum?
    "Zusammen ist man weniger allein" von Anna Gavalda. Das Buch handelt von Freundschaft zwischen ganz unterschiedlichen Charakteren. Mit etwas Melancholie, Drama und - wie ich finde - ganz viel Situationskomik und Empathie.

    Welche Musik hören Sie gerne?
    Rock, Pop und hin und wieder auch Klassik. Alles gerne auf Schallplatte.

    Was haben Sie immer in Ihrem Kühlschrank vorrätig?
    Milch, Käse, Eier.

    Ihr liebstes Reiseziel?
    Die Nordsee, zum Beispiel Borkum.

    ID: LI230832

  • Porträt: Thorsten Schick (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 1 - 02.02.2023

    Wie kamen sie in die Politik? Wo liegen ihre politischen Schwerpunkte? Landtag Intern stellt in jeder Ausgabe Abgeordnete vor. Diesmal im Porträt: Thorsten Schick, Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion. Der 51-jährige Abgeordnete aus Iserlohn ist Diplom-Kaufmann, hat aber auch als Journalist und Lehrer gearbeitet.
    Thorsten Schick sitzt in seinem Büro im Landtag, große Schiffe ziehen hinter ihm den Rhein entlang. "Man sagt, das hier sei eines der schönsten Büros im Landtag", erzählt Schick. Mit mehr als 94 Prozent der Stimmen hat die CDU ihn in dieser Legislaturperiode zum Fraktionschef gewählt - ein Ergebnis, von dem Schick in seinem Wahlkreis nur träumen kann: Denn der Märkische Kreis I ist hart umkämpft, seit Schick 2005 das erste Mal in den Landtag einzog, musste er bei jeder Wahl darum bangen. "Das macht einem immer wieder bewusst, dass ein Mandat eben ein Job auf Zeit ist, für den man sich das Vertrauen der Wählerinnen und Wähler stets neu erarbeiten muss."
    So kam es auch, dass Schick 2010 das Duell gegen den SPD-Direktkandidaten verlor und bis zur Neuwahl 2012 eine Pause von der Landespolitik einlegen musste. "Ich hatte das Glück, dass ich in den zwei Jahren als Lehrer in einer Hauptschule arbeiten konnte, das hat mir viele neue Perspektiven eröffnet", sagt er. Noch heute freue er sich, wenn er Schüler von damals treffe, die jetzt als Meister bei großen Unternehmen in der Region arbeiten.
    Ihn selbst zog es schon während der Schulzeit in die Politik: Als seine Schule in Iserlohn mit einer anderen zusammengelegt werden sollte, trat Schick als 14-Jähriger in die Junge Union ein, kam dort auch direkt in den Vorstand. Als sachkundiger Bürger saß er schon zu Schulzeiten im Schulausschuss - "da durfte ich sogar mit darüber entscheiden, welcher meiner Lehrer befördert wird", erinnert er sich.
    Neben dem Studium der Betriebswirtschaft arbeitete Schick als Sportjournalist - noch heute erinnert er sich gern an die Zeit mit Ottmar Hitzfeld am Trainingsplatz: Die Berichterstattung über seinen Lieblingsverein Borussia Dortmund gehörte zu seinen festen Aufgaben. Die Politik aber ließ Schick nicht mehr los: "Ich habe für mich festgestellt: Als Journalist kannst du Entwicklungen zwar kritisieren - als Politiker hast du aber die Möglichkeit, sie zu verändern und darüber zu entscheiden."
    Nach vielen Jahren in der Kommunalpolitik bot die CDU ihm 2005 den Landtagswahlkreis an - Schick nahm an und gewann. Während er in Iserlohn weiter in der Kommunalpolitik aktiv blieb, arbeitete sich Schick in Düsseldorf in die Medienpolitik ein, engagierte sich aus der Opposition heraus zwischen 2012 und 2017 für die Breitbandversorgung: "Das Brett war dick, aber wir haben immer weiter gebohrt", erinnert sich der Abgeordnete, der damals an der Seite des wirtschaftspolitischen Sprechers Hendrik Wüst arbeitete.
    Doch nicht nur die Themen veränderten sich mit seinem Wechsel nach Düsseldorf - auch die Reaktionen auf politische Vorhaben: "Wenn du in der Kommunalpolitik etwas entscheidest, was den Menschen nicht gefällt, gibt’s ’nen Spruch beim Schützenfest - hier in Düsseldorf bekomme ich böse Briefe bis hin zu Drohungen." Ganz besonders, als Schick während der Corona-Pandemie plötzlich mehr in den Fokus der Öffentlichkeit rückte: Als für Gesundheitspolitik zuständiger Fraktionsvize musste er regelmäßig die neuen Beschlüsse auch vor Kameras rechtfertigen - "das war schon eine ganz neue Erfahrung", erzählt Schick.
    Auch neu ist die politische Konstellation der aktuellen Regierung: Eine Koalition aus CDU und Grünen hat es in NRW auf Landesebene bislang nicht gegeben, für Schick ist das eine große Chance: "Wir müssen uns nicht an früheren Kompromissen orientieren, können wirklich versuchen, ganz neue Antworten zu finden", sagt er.
    Dass er vom Journalismus in die Politik gewechselt ist, hat für Schick auch einen weiteren Vorteil: Seinem Lieblingsverein, dem BVB, muss er nun nicht mehr mit professioneller Dis- tanz gegenübertreten. "Jetzt kann ich auch mal richtig emotional werden", lacht er. Am liebsten bei Heimspielen auf der Tribüne, für die er eine Dauerkarte hat. Während man ihn samstags also häufig in Dortmund antrifft, pendelt Schick ansonsten zwischen seiner Heimat Iserlohn und Düsseldorf - ein Kontrast, den er mag: "In Iserlohn ist alles familiärer, ich bin schnell in der Natur und kenne immer irgendjemanden. Hier in Düsseldorf genieße ich dann vor allem, dass man vom Landtag aus mit wenigen Schritten ein großes Gastronomieangebot hat und nicht überlegen muss, ob ein Restaurant geöffnet hat oder nicht."
    Maike von Galen

    Zur Person
    Thorsten Schick wurde am 2. September 1971 in Iserlohn geboren. Er hat Betriebswirtschaftslehre an der Universität Köln studiert. Das Studium schloss er als Diplom-Kaufmann ab. Von 1991 bis 2010 arbeitete Schick als freier Journalist, von 2010 bis 2012 als Hauptschullehrer. Er ist Vorsitzender der CDU im Märkischen Kreis. Schick war von 2005 bis 2010 erstmals Abgeordneter des Landtags Nordrhein-Westfalen. Im Mai 2012 zog er erneut ins Landesparlament ein. Von Juli 2017 bis Juni 2022 war der Iserlohner stellvertretender Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion, seit Juni 2022 ist er Fraktionsvorsitzender.

    Nachgefragt
    Was ist Ihr Lieblingsbuch und warum?
    "Die Kammer" von John Grisham. Das Buch ist ein leidenschaftliches Plädoyer für das Leben und gegen die Todesstrafe. Leider gibt es auch heute noch demokratische Staaten, in denen die Todesstrafe nicht abgeschafft ist. Der Krimi zeigt diese Unmenschlichkeit.

    Welche Musik hören Sie gerne?
    Ich habe keine festgelegte Musikrichtung. Es gibt einzelne Lieder, die mich in bestimmten Lebensphasen begleitet haben. Dazu gehören Nena genauso wie Van Halen oder Coldplay. Mit diesen Songs kann ich mich jederzeit in eine gewünschte Stimmung versetzen.

    Was haben Sie immer in Ihrem Kühlschrank vorrätig?
    Senf. Man unterstellt Politikern ja gerne, überall ihren Senf dazugeben zu wollen. Bei mir stimmt das zumindest mal bei Wurst und Käse.

    Ihr liebstes Reiseziel?
    Das kommt auf die Jahreszeit an. Im Winter geht es in die Berge zum Skifahren. Im Sommer sollte Strand zumindest in der Nähe sein. Die ideale Kombination ist in den warmen Monaten Strand und Stadt, damit ich auch ein paar Eindrücke mit zurücknehmen kann.

    ID: LI230120

  • Porträt: Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU).
    Porträt
    S. 9 in Ausgabe 7 - 06.09.2022

    Wie kamen sie in die Politik? Wo liegen ihre politischen Schwerpunkte? Landtag Intern stellt in jeder Ausgabe Abgeordnete vor. Diesmal im Porträt: Hendrik Wüst (CDU). Der 47-jährige Jurist aus dem Münsterland führt als Ministerpräsident die erste schwarz-grüne Landesregierung in der Geschichte Nordrhein-Westfalens.
    "Hallo, ich bin der Neue hier", begrüßte Hendrik Wüst (CDU) die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Staatskanzlei in einer Videobotschaft, als er im Herbst 2021 das Ministerpräsidentenamt von Armin Laschet übernahm. Auf die Politik traf diese Beschreibung sicher nicht zu: Schon mit 15 Jahren gründete Hendrik Wüst gemeinsam mit Freunden den Stadtverband der Jungen Union (JU) in seiner Heimatstadt Rhede, galt schon früh als ehrgeizig: "Der wird mal Ministerpräsident", wollen Weggefährten gemunkelt haben.
    Angefangen hat Wüst allerdings mit kleineren Zielen: "Auf dem Gymnasium habe ich gegen die Einführung von Kopierkosten gekämpft, das war vielleicht mein erstes politisches Engagement", sagt der Christdemokrat.
    Der Weg in die Politik führte über den Rheder Stadtrat, für den Wüst schon mit 19 Jahren kandidierte. "Ich bin nicht in die Politik gegangen wegen der Bebauungsplanänderung im Ortsteil West", sagt der 47-Jährige im Rückblick. "Die Freiheitsbewegung während der Wendezeit hat mich beeindruckt."
    2005 wechselte er in den Landtag nach Düsseldorf. Weiter volksnah zu bleiben, war ihm immer wichtig: "Wenn du deine Politik nicht mehr erklären kannst, musst du dich ernsthaft fragen, ob es noch die richtige ist", sagt Wüst, der bis heute eine enge Verbindung zu seiner Heimat Rhede hat, dort gemeinsam mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter lebt.
    Schon Wüsts Eltern und Großeltern lebten in Rhede, seine Mutter arbeitete als Fleischerin in der Metzgerei der Familie, Wüsts Vater war Handelsvertreter für Textilmaschinen. "Das Selbstständigsein hat meine Familie sehr geprägt", sagt Wüst.
    Er studierte Jura in Münster, engagierte sich parallel weiter in der Politik. Mit 25 wurde er Landeschef der Jungen Union.
    2006, nur ein Jahr nach seiner Wahl in den Landtag, wurde Hendrik Wüst Generalsekretär. 2010 trat er von diesem Amt zurück - dass dieser Teil seiner Biografie immer wieder zitiert wird, stört ihn nicht. Wüst ist seit 2005 durchgängig Abgeordneter. Dass er neben seinem Landtagsmandat für einige Jahre auch außerhalb der Politik arbeitete - u. a. als Geschäftsführer des Verbands der nordrhein-westfälischen Zeitungsverleger - habe ihn gestärkt: "Diese innere Sicherheit: Es gibt auch ein gutes Leben jenseits der Politik, die habe ich vielen anderen Spitzenpolitikern voraus."

    Politisches Neuland

    Sieben Jahre später stieg Wüst dann aber wieder ganz ein: Als Armin Laschet (CDU) 2017 zum Ministerpräsidenten gewählt wurde, ernannte er Hendrik Wüst zu seinem Verkehrsminister. Im Herbst 2021, nach Laschets Wechsel in die Bundespolitik, wurde Wüst zum Ministerpräsidenten gewählt. Rund 200 Tage Bewährungszeit blieben ihm, ehe er im Mai 2022 zur Landtagswahl antrat und für die CDU einen Erfolg einfahren konnte. Mit einer Koalition mit den Grünen betritt Hendrik Wüst Neuland - diese politische Konstellation gab es in Nordrhein-Westfalen bislang noch nicht.
    Wüst hat sich für die laufende Legislaturperiode viel vorgenommen. Er sagt: "Der Schutz unseres Klimas und die Bewahrung der Schöpfung sind die größten Aufgaben unserer Zeit. Klimaschutz, erfolgreicher Artenschutz gelingt, wenn wir gleichzeitig die sozialen Errungenschaften unseres Gemeinwesens garantieren: unseren Wohlstand, soziale Sicherheit und Gerechtigkeit. Wir müssen den Menschen die Sicherheit geben, dass sich manches ändert, aber sie weiter mit Fleiß und Einsatz ein gutes Leben führen können." Die Landesregierung werde bei allen notwendigen Anstrengungen immer auch das Soziale mitdenken. Der Satz von Karl Arnold gelte auch in diesen Zeiten: "Nordrhein- Westfalen will und wird das soziale Gewissen der Bundesrepublik sein. Wir werden den Schutz des Klimas mit Industrie, ihren guten Arbeitsplätzen und sozialer Sicherheit versöhnen. Ich bin zuversichtlich: Gemeinsam schaffen wir ein nachhaltiges Land, eine lebenswerte, sichere, soziale Heimat. Das ist das Erbe, das ich unseren Kindern und Enkeln hinterlassen möchte."
    Um sich auch im Büroalltag fit zu halten, hat er ein Deskbike an seinem Schreibtisch stehen - eine Art Heimtrainer, der ihn in Bewegung hält. Seine Frau Katharina und Tochter Philippa pendeln mit ihm zwischen Rhede und Düsseldorf. "Meine Tochter hat meinen Blick auf die Welt verändert", sagte Wüst in einem Interview. "Ein Lächeln von ihr erdet."
    Maike von Galen

    Zur Person
    Ministerpräsident Hendrik Wüst wurde am 19. Juli 1975 in Rhede (Münsterland) geboren. Er ist verheiratet und hat eine Tochter. Nach dem Abitur studierte er von 1995 bis 2000 Rechtswissenschaften an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Auf das Referendariat folgten das zweite juristische Staatsexamen und die Zulassung als Rechtsanwalt. Von 2006 bis 2010 war Wüst Generalsekretär der CDU Nordrhein-Westfalen, von 2017 bis 2021 Verkehrsminister in NRW. Seit 2021 ist er Vorsitzender des CDU-Landesverbandes Nordrhein-Westfalen. Hendrik Wüst ist seit 2005 Abgeordneter des Landtags und seit 2021 Ministerpräsident.

    Nachgefragt
    Was ist Ihr Lieblingsbuch und warum?
    Neben meinem Bett liegt eigentlich immer irgendein Krimi. Da kann ich mich am besten mit entspannen.

    Welche Musik hören Sie gerne?
    Viel Radio, gerne lokal.

    Was haben Sie immer in Ihrem Kühlschrank vorrätig?
    Einen guten Schinken aus der westfälischen Heimat und einen Apfelsaft vom Direkterzeuger nebenan am Niederrhein.

    Ihr liebstes Reiseziel?
    Mit kleiner Tochter alles mit Wasser und Strand, egal ob Nord- oder Ostsee oder Seen im Münsterland.

    ID: LI220708

  • Porträt: André Kuper (CDU).
    Porträt;

    S. 11 in Ausgabe 5 - 08.06.2022

    Wie kamen sie in die Politik? Wo liegen ihre politischen Schwerpunkte? Landtag Intern stellt in jeder Ausgabe Abgeordnete vor. Diesmal im Porträt: André Kuper, der Präsident des Landtags Nordrhein-Westfalen. Der CDU-Abgeordnete aus Rietberg wurde am 1. Juni 2022 mit 178 von 195 Stimmen gewählt. Kuper war bereits in der 17. Wahlperiode Landtagspräsident.
    Als André Kuper vor fünf Jahren das erste Mal gefragt wurde, ob er Landtagspräsident werden wolle, ließ ihm der damalige Fraktionsvorsitzende Armin Laschet (CDU) nur knapp eine halbe Stunde Bedenkzeit. "Dieses Mal kam der Anruf von Hendrik Wüst und die Entscheidung der Fraktion immerhin eine ganze Woche vorher", erzählt er und lacht. Lange nachdenken musste er aber in beiden Fällen nicht: "Das Amt ist besonders und das Vertrauen der Abgeordneten in meine Person ist mir eine Verpflichtung, die Aufgabe in Demut auszufüllen", sagt Kuper.
    Als langjähriger Hauptamtlicher Bürgermeister von Rietberg habe er schon immer eine Politik des Ausgleichs gesucht, sagt Kuper. Er wolle trotz Parteibuch überparteilich agieren, Brücken zwischen den Fraktionen schlagen. "Ich bin kein Hau-Drauf-Politiker", sagt Kuper über sich selbst. "Ich habe stets versucht, Prozesse zu moderieren und Streit auszugleichen. Dabei hilft mir, dass ich auch in kontroversen Situationen in der Regel sehr ruhig bleibe."
    Auch das Amt des Bürgermeisters sei ihm damals angetragen worden. Politisch engagiert hat sich Kuper aus eigenem Antrieb: "Schon als Schüler habe ich erkannt, dass es zwei Wege gibt, auf denen man durchs Leben kommt. Der bequeme ist, sich einfach zurückzulehnen und über alles zu wettern. Der in einer Demokratie mögliche und herausforderndere Weg ist, sich zu informieren und mitzuwirken."
    Kuper entschied sich für den zweiten Weg, trat in die Junge Union ein und engagierte sich dort für Umwelt und Naturschutz. "Wir brachten damals eine Zeitschrift heraus, die das Ziel verfolgte, die Menschen wachzurütteln und für Umweltschutz und ein nachhaltiges Leben zu sensibilisieren", erinnert sich Kuper. Aber auch praktische Aktionen für Abfallvermeidung, der Einsatz für Mehrweg statt Einweg und der Einsatz für eine schnelle Verbreitung von bleifreiem Benzin bestimmten seine Freizeit. "Im Prinzip waren die Ziele beim Klima- und Umweltschutz damals ähnliche, wie sie heute verfolgt werden."
    Kuper entschied sich nach seinem Realschulabschluss zunächst für eine duale Ausbildung, machte danach parallel zur täglichen Arbeit in drei Jahren am Abendgymnasium das Abitur. Es folgten erfolgreiche Diplom-Studiengänge der Verwaltungswissenschaften sowie der Betriebswirtschaft. Er arbeitete als Dozent für den Fachbereich Betriebswirtschaft am Studieninstitut in Bielefeld, ehe er in die Politik wechselte und Bürgermeister wurde. Dass er es schon früh verstand, Brücken zu bauen, zeigen seine Wahlergebnisse: Bei der Kommunalwahl 1999 wurde er mit 83 Prozent im ersten Wahlgang im Amt bestätigt, auch 2004 und 2009 gewann er über 70 Prozent der Stimmen. Als der bisherige Landtagsabgeordnete seines Wahlkreises nicht mehr antrat, kandidierte Kuper. 2012 zog er in den Landtag ein. "Ich habe immer gesagt, dass wir die Demokratie nicht als selbstverständlich hinnehmen dürfen, sondern für sie handeln, werben und überzeugen müssen", sagt Kuper - auch wenn das heute zunehmend zu einer beliebten Floskel geworden sei.
    Für ihn hieß das in seiner ersten Amtszeit als Landtagspräsident ganz konkret: So vielen (jungen) Bürgerinnen und Bürgern wie möglich einen "Demokratiekontakt" zu vermitteln und sie in den Landtag zu holen. Mit Parlamentsnächten und anderen Veranstaltungen verfolgte Kuper das Ziel, möglichst allen Bürgerinnen und Bürgern einen Einblick in die Arbeit des Landtags zu geben. Rund 30.000 Besucherinnen und Besucher kamen in früheren Legislaturperioden pro Jahr in das Landesparlament - Kuper hatte sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, diese Zahl auf 150.000 anzuheben.
    Das habe zunächst auch gut funktioniert, man war bei über 100.000 Besucherinnen und Besuchern im Landtag - doch dann kam die Pandemie. "Corona hat unsere Arbeit völlig auf den Kopf gestellt, auf allen Ebenen", erinnert sich der alte und neue Präsident. Viele Begegnungen mit Bürgerinnen und Bürgern musste der Landtag absagen, gerade um junge Menschen habe ihm das sehr leid getan: "Die vergangenen zweieinhalb Jahre waren ein ständiger Ausnahmezustand."
    Das beziehe sich nicht nur auf die Kontakte zu Bürgerinnen und Bürgern, sondern auch auf die vielen Debatten im Landtag, die Kuper geleitet hat. Die Corona-Pandemie, aber auch die Flutkatastrophe und zuletzt der Krieg in der Ukraine hätten hitzige Diskussionen und auch viele Ordnungsrufe mit sich gebracht: "Wenn man auf die vergangenen Legislaturperioden blickt, dann gab es mal neun, mal zwölf Ordnungsmaßnahmen - in der zurückliegenden Periode waren es dagegen 113", sagt Kuper. Hier wünsche er sich in Zukunft einen faireren Umgang miteinander.
    Auf die kommenden fünf Jahre in Düsseldorf freut sich Kuper auch privat: Fast täglich joggt er frühmorgens am Rhein, nimmt gemeinsam mit seiner Frau Monika auch am gesellschaftlichen Leben der Stadt teil. Das Wochenende gehört dann den Terminen im Land und seinem Wahlkreis: "Der Kreis Gütersloh ist meine Heimat - die Menschen und ihre Anliegen sind und bleiben mir im Herzen."
    Maike von Galen

    Zur Person
    Der Präsident des Landtags, André Kuper, ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne. Er wohnt in Rietberg. Als Abgeordneter gehört Kuper dem Parlament seit 2012 an. Der frühere Hauptamtliche Bürgermeister der Stadt Rietberg war in der 16. Wahlperiode stellvertretender Vorsitzender der CDU-Fraktion. Zu Beginn der 17. Wahlperiode wurde Kuper erstmals zum Präsidenten des nordrhein-westfälischen Landtags gewählt. Er ist Chef der Landtagsverwaltung, vertritt den Landtag und führt dessen Geschäfte. Dem Präsidenten stehen das Hausrecht und die Polizeigewalt in allen Gebäuden und auf den Grundstücken zu, die der Erfüllung der Aufgaben des Landtags dienen. Er leitet im Wechsel mit seinen Stellvertreterinnen und Stellvertretern die Sitzungen des Plenums. Er ist oberster protokollarischer Repräsentant des Landes.

    Nachgefragt
    Was ist Ihr Lieblingsbuch und warum?
    "Sag niemals, das ist dein letzter Weg" von Jetta Schapiro-Rosenzweig.

    Welche Musik hören Sie gerne?
    Beim Sport höre ich aktuelle Charts. Ansonsten gern Boogie-Woogie, Rock ’n’ Roll und Klassik.

    Was haben Sie immer in Ihrem Kühlschrank vorrätig?
    Zartbitter-Nuss-Schokolade und Boskop-Äpfel.

    Ihr liebstes Reiseziel?
    Ägypten ist uns mittlerweile sehr ans Herz gewachsen - und die Landschaft Südtirols.

    ID: LI220505

  • Porträt: Guido Déus (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 2 - 22.02.2022

    Wie kamen sie in die Politik? Wo liegen ihre politischen Schwerpunkte? Landtag Intern stellt in jeder Ausgabe Abgeordnete vor. Diesmal im Porträt: Guido Déus (CDU). Der 53-jährige Diplom-Finanzwirt aus Bonn ist Sprecher seiner Fraktion im Ausschuss für Heimat, Kommunales, Bauen und Wohnen.
    Woher sein seltener Nachname kommt, weiß Guido Déus, CDU-Landtagsabgeordneter und Fraktionsvorsitzender im Rat der Stadt Bonn, selbst nicht genau. Einige vermuten, dass er aus dem Hugenottischen stammt, andere glauben an portugiesische Wurzeln.
    Schon in seinem Elternhaus hat Déus erlebt, wie selbstverständlich man sich politisch und gesellschaftlich engagiert. Seine Mutter war im Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand, sein Vater in der Schul- und Stadtschulpflegschaft aktiv. Früh wurde Déus Messdiener in der wunderschönen Doppelkirche in Bonn- Schwarzrheindorf, engagierte sich in der Jugendarbeit und leitete Jugendgruppen.
    Seine politische Karriere war vorgezeichnet, als ihn sein Vater mit in den Ortsverband der CDU nahm. Mit 19 Jahren trat er selbst in die Partei ein. Dabei sei es ihm weniger um die "große Weltpolitik" gegangen. Er habe sich um die Sorgen und Nöte der Menschen vor Ort gekümmert, um die Ausstattung der Schulen, den Zustand der Straßen, die Schaffung von Baugebieten, die Einrichtung von barrierefreien Bushaltestellen, bis hin zur Rettung des Tante-Emma-Ladens oder der Jugendbegegnungsstätte im Stadtteil.
    Geradezu zwangsläufig führte ihn sein Ansatz in den Rat der Stadt Bonn und in die Bezirksvertretung von Bonn-Beuel, wo er ab 2014 sechs Jahre lang als Bezirksbürgermeister amtierte. Als 2016 die Frage an ihn gerichtet wurde, ob er nicht 2017 für den Landtag kandidieren wolle, habe er lange mit sich gerungen, ob er Berufspolitiker werden wolle. Bislang hatte der Diplom- Finanzwirt bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben gearbeitet und zuletzt die Abteilung für Presse und Kommunikation geleitet. Déus trat an und gewann seinen Wahlkreis, der zuvor lange von der SPD gehalten worden war.

    Respekt vor dem Ehrenamt

    Schon zwei Jahre nach seiner Wahl wurde die Position des kommunalpolitischen Sprechers in der CDU-Fraktion neu besetzt, und die Wahl fiel auf den im rheinischen Teil der Partei bestens vernetzten Déus, der jetzt im Landtag fortsetzt, was er in Bezirksvertretung und Rat begonnen hat. Er kümmere sich fortan auf NRW-Ebene um die Sorgen und Nöte der Menschen, um Gesundheit und Arbeitsplatz, um die mittelständische Wirtschaft, den Einzelhandel, um Gastronomie oder Veranstalter, aber auch Vereine, denen in der Pandemie die Einnahmen weggebrochen seien. Aus tiefem Respekt vor der Arbeit unzähliger Ehrenamtlicher unterstütze er Vereine wie Bürgerinitiativen, die aus seiner Sicht den sozialen Kitt unserer Gesellschaft darstellen, kurz, er versuche, Landesund Kommunalpolitik bestmöglich miteinander zu verschränken, so berichtet er aus seiner Ausschussarbeit.
    Die Folgen der Corona-Pandemie haben auch ihn in doppelter Hinsicht getroffen. Trotz zweifacher Impfung, Nutzung der Corona-Warn-App und regelmäßigem Testen steckte er sich vor einigen Monaten an. Der Verlauf habe einer schweren Grippe geähnelt, zwei Wochen musste er mit Fieber und anderen Symptomen zu Hause bleiben. Seine politische Arbeitsweise habe sich in Zeiten der Pandemie auch erheblich verändert. Déus fehlt das direkte persönliche Gespräch. In anderen Zeiten würde er in den ersten Monaten des Jahres Gast und Ansprechpartner für viele auf Neujahrsempfängen und Karnevalsveranstaltungen sein, jetzt sitzt er zu Hause oft vor drei Bildschirmen und springt von einer Videokonferenz zur nächsten. Doch er ist zuversichtlich, dass die Pandemie in überschaubarer Zeit abklingt und sich nur noch wie eine normale Grippe bemerkbar macht.
    Wenn Déus, was selten genug vorkommt, nicht von der Politik in Beschlag genommen ist, dann versucht er, für ein paar Tage wegzufahren. Ganz ohne Politik geht‘s dann allerdings auch nicht, Handy und iPad sind immer dabei. Und wenn er nur ein paar Stunden frei hat, dann trifft er sich mit engen Freunden zum Essen, Trinken und Klönen.
    Peter Jansen

    Zur Person
    Guido Déus wurde am 29. Mai 1968 in Köln-Porz geboren. Nach dem Abitur absolvierte er eine Ausbildung im gehobenen nichttechnischen Dienst der Bundesvermögensverwaltung sowie ein Studium an der Fachhochschule des Bundes, Fachbereich Finanzen, das er als Diplom-Finanzwirt abschloss. Déus ist Bundesbeamter bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Seit 1987 ist er Mitglied der CDU und seit 2017 Abgeordneter des Landtags Nordrhein-Westfalen.

    Nachgefragt
    Was ist Ihr Lieblingsbuch und warum?
    "Homo Deus" von Yuval Noah Harari, ein Buch, auf das ich aufgrund des Titels aufmerksam wurde, welches sich beim Lesen aber als wertvolle Lektüre entpuppte. Das Thema ist die Auseinandersetzung mit einer möglichen Zukunft der Menschheit und die Aufforderung, diese Zukunft selbst mitzugestalten.

    Welche Musik hören Sie gerne?
    Mein Musikgeschmack ist weit gefächert und stimmungsabhängig. Von 50er-/60er-Jahre- Musik über die meine Generation prägende 80er-Jahre-Musik, auch mal Klassik, bis zu manch überwiegend deutschsprachigen Sängern dieser Tage. Einer meiner Lieblingssänger ist aber Billy Joel.

    Was haben Sie immer in Ihrem Kühlschrank vorrätig?
    Orangensaft, Kaffeemilch und eine leckere Pfeffersalami.

    Ihr liebstes Reiseziel?
    Von klein auf das Stubaital in Tirol. In dieser herrlichen Umgebung habe ich die Möglichkeit, einen Schritt zurückzutreten, das Erlebte selbstkritisch zu reflektieren und meinen Kopf frei zu bekommen. Dort kann ich neue Energie und Kraft schöpfen sowie neue Visionen und Projekte entwickeln. Aber auch in meiner Heimatstadt Bonn gibt es viele Orte, an denen ich entspannen und Abstand gewinnen kann: etwa die Rheinufer in Bonn und Beuel, die Doppelkirche in Schwarzrheindorf oder eines der gemütlichen Straßencafés.

    ID: LI220219

  • Porträt: Olaf Lehne (CDU).
    Porträt
    S. 23 in Ausgabe 8 - 14.09.2021

    Wie kamen sie in die Politik? Wo liegen ihre politischen Schwerpunkte? Landtag Intern stellt in jeder Ausgabe Abgeordnete vor. Diesmal im Porträt: Olaf Lehne (CDU). Der 59-jährige Rechtsanwalt aus Düsseldorf ist Sprecher seiner Fraktion im Haushalts- und Finanzausschuss. Lehne engagiert sich zudem seit vielen Jahren im "Freundeskreis Yad Vashem" für die Holocaust-Gedenkstätte in Jerusalem. Das Interesse an Israel wurde durch seine Eltern geweckt.
    Olaf Lehne ist Lokalpatriot durch und durch - "und Landespatriot", wie er hinzufügt. Aus seinem Büro auf der sechsten Etage des Landtags fällt der Blick an diesem sonnendurchfluteten Tag auf den Hafen, die Gehry-Bauten und - das Stadttor. Bis heute ist der Christdemokrat froh, dass Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) vor vier Jahren die Staatskanzlei aus dem gläsernen Turm zurück neben die historische Villa Horion verlegt hat. Da hält es Lehne mit Johannes Rau, der den Amtssitz seiner SPD-Nachfolger nie betreten haben soll und kommentierte: "Der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen wohnt nicht zur Miete."

    "Heimspiel" in Düsseldorf

    Düsseldorf, das bedeutet für Olaf Lehne: Heimspiel. Seinen Nord-Wahlkreis mit 16 Stadtteilen, zu denen die Altstadt zählt, nennt er "den schönsten der Stadt". Natürlich. Und kritisch merkt er an, dass die meisten der 199 Abgeordneten Düsseldorf "nur mäßig" kennen. Leider. "Die Identifikation mit der Landeshauptstadt ist zu gering", bemängelt er und wünscht sich mehr Initiative in allen Fraktionen.
    Geboren wird Olaf Lehne in Duisburg. Zu den ersten Erinnerungen zählt er, "dass es damals im Ruhrgebiet nie richtig hell wurde" - eines der vielen Dinge, die sich in NRW positiv verändert hätten. Bald zieht die Familie nach Düsseldorf. Nach dem Abitur studiert er Jura in Freiburg und Köln, macht sich 1994 als Rechtsanwalt selbstständig. Heute betreibt er mit zwei Partnern eine Kanzlei. Aufgrund der Tätigkeit als Mitglied des Landtags hat er diese Arbeit jedoch stark reduziert. "Zum Abgeordneten bin ich ja vom Bürger gewählt worden", sagt er.
    Politisch fasst der junge Olaf schnell Tritt. Zu Hause - der Vater ist Rechtsanwalt, die Mutter Richterin - wird viel über Politik geredet, doch es ist sein älterer Bruder, der ihn ermuntert, sich zu engagieren. SPD und FDP kommen nach Probeterminen nicht infrage, die Grünen gibt es noch nicht. "Meine Eltern haben mich nicht bedrängt, aber dass ich zur CDU kam, war irgendwie programmiert", sagt er. Mit 14 Jahren tritt er in die Junge Union ein, mit 16 in die CDU.

    Zwischen Stadt und Land

    Bis heute pendelt der 59-Jährige politisch zwischen Stadt und Land. Seit er 1989 erstmals in den Düsseldorfer Rat einzog, hat er dort mit Unterbrechungen 19 Jahre zugebracht. 2005 schafft er im dritten Anlauf den Sprung in den Landtag. Fünf Jahre später wiederholt er, obwohl die CDU/FDP-Regierung scheitert, seine Direktwahl. Erst 2012, als die Union mit Spitzenkandidat Norbert Röttgen regelrecht abstürzt, muss auch Olaf Lehne seinen Platz räumen. Nach einem weiteren lokalen Intermezzo gewinnt er 2017 seinen Wahlkreis klar und kehrt in die landespolitische Arena zurück.
    Lehne ist CDU-Sprecher im Haushaltsund Finanzausschuss. Dass sein Bruder Klaus-Heiner als Präsident dem Europäischen Rechnungshof vorsteht, bedeute nicht, dass Finanzpolitik in der Familie liege. "Reiner Zufall", sagt er. Das Hantieren mit Etatzahlen sei mitunter trockene Materie, allerdings findet er es reizvoll, finanzielle Gestaltungsspielräume auszuloten.
    Seit vielen Jahren engagiert sich Olaf Lehne im "Freundeskreis Yad Vashem" für die Holocaust-Gedenkstätte in Jerusalem. Sein Interesse an Israel wird früh durch seine Eltern geweckt, die mit der jüdischen Familie von Josef Neuberger befreundet sind. Neuberger wurde 1938 von NS-Schergen schwer verletzt und emigrierte nach Palästina, kehrte nach dem Krieg zurück und ließ sich in Düsseldorf als Anwalt nieder. Von 1966 bis 1972 war er NRW-Justizminister für die SPD in der Regierung Heinz Kühn.
    Es ist vier Wochen vor der Bundestagswahl, als dieses Gespräch stattfindet, und Olaf Lehne zeigt sich "nach wie vor davon überzeugt, dass Armin Laschet Kanzler wird". Er sagt: "Deutschland steht vor extrem großen Herausforderungen und wir brauchen dringend ein Modernisierungsjahrzehnt." Es wird also spannend, auch für ihn persönlich. Bei der Landtagswahl im Mai kandidiert er erneut. Mal sehen, wie es dieses Mal ausgeht.
    Theo Schumacher

    Zur Person
    Olaf Lehne ist verheiratet mit Frau Svenja. Das Ehepaar hat zwei Töchter, Jana und Luisa. Zur Familie gehören auch der Flat-Coated Retriever "Pinot Noir" und zwei Pferde. Lehne war bereits vom 8. Juni 2005 bis 14. März 2012 Abgeordneter des Landtags Nordrhein-Westfalen. 2017 wurde er erneut ins Landesparlament gewählt.

    Nachgefragt
    Was ist Ihr Lieblingsbuch und warum?
    "Im Westen nichts Neues", weil es den Krieg in seinen Niederungen in perfekter und abschreckender Form beschreibt.

    Welche Musik hören Sie gerne?
    Queen und die Toten Hosen

    Was haben Sie immer in Ihrem Kühlschrank vorrätig?
    Wein und Käse

    Ihr liebstes Reiseziel?
    Mallorca

    ID: LI210820

  • Porträt: Heike Troles (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 2 - 09.03.2021

    Wie kamen sie in die Politik? Wo liegen ihre politischen Schwerpunkte? Landtag Intern stellt in jeder Ausgabe Abgeordnete vor. Diesmal im Porträt: Heike Troles. Die 52-jährige Bilanzbuchhalterin ist frauenpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion im nordrhein-westfälischen Landtag.
    Seit fast vier Jahren fährt Heike Troles zweigleisig. Ihren politischen Aktionsradius beschreibt das Bild in ihrem Abgeordnetenbüro, das ihre Familie ihr nach dem Wahlsieg 2017 geschenkt hat: Die Collage zeigt den Landtag und die Wahrzeichen ihres Wahlkreises, aus Grevenbroich, Dormagen und Rommerskirchen. Neben ihrer Arbeit in Düsseldorf ist die 52-Jährige lokal fest verankert, Kommunalpolitikerin durch und durch.

    "Nahbar sein"

    "Mitmensch sein", steht auf ihrer Homepage, aber was heißt das? Zu oft, findet Heike Troles, redeten die Bürgerinnen und Bürger von "denen da oben", wenn sie Politikerinnen und Politiker meinten. Das missfällt ihr. "Ich will nahbar sein, immer ansprechbar", sagt sie, "das ist mein Auftrag." Umso mehr hadert sie mit dem Entzug durch Corona. Sicher, sie ist unterwegs in sozialen Medien, präsent in Telefonsprechstunden und Videokonferenzen: "Aber der persönliche Kontakt mit den Bürgern fehlt mir sehr."
    Heike Troles ist ein Kind der Braunkohle. Sie wächst auf in Frimmersdorf, "im Schatten der Kühltürme". Das verbindet. Ihr Vater, der bei der Feuerwehr im Tagebau Garzweiler arbeitet, stirbt jung, ihre Mutter zieht die drei Kinder allein groß. Politik ist daheim nur ein Thema unter vielen, gelebt werden christliche Werte. Ihre Oma, die der CDU nahesteht, übernimmt schließlich die politische Sozialisation ihrer Enkelin und schiebt sie sanft in Richtung Union.
    Nach der Mittleren Reife in Grevenbroich macht Heike Troles eine Lehre als Bürokauffrau, bildet sich weiter zur staatlich geprüften Bilanzbuchhalterin. An eine Karriere in der Politik denkt sie nicht im Traum, bis ihr erster Sohn zur Welt kommt. Da fängt sie Feuer. Plötzlich sieht die junge Mutter, die ihren Kinderwagen durch die Stadt schiebt, die Welt mit anderen Augen: Spielplätze fehlen oder sind schwer erreichbar, Bürgersteige zu schmal. Sie kommt mit einem CDU-Ratsherrn ins Gespräch und er rät ihr: "Da musst du selbst was machen."

    Blitzstart

    Sie macht. Heike Troles schnuppert rein in die CDU, tritt schließlich 2002 ein. Es wird ein Blitzstart. Schon zwei Jahre später zieht sie in den Grevenbroicher Rat ein, wird kurz darauf zur Fraktionsgeschäftsführerin gewählt. Eine Zäsur, denn Politik ist jetzt ihr Beruf. "Ich hab’s gewagt und nicht bereut", sagt sie heute, "man ist mittendrin im Geschehen." Von Vorteil: Die Pendelei zum Job nach Mönchengladbach fällt weg, jetzt arbeitet sie, wo sie lebt. Es ist kein Zufall, dass sich die Rheinländerin auch in ihrer Ausschussarbeit der Familien- und Bildungspolitik verschreibt, als sie 2017 in den Landtag einzieht. Auf Anhieb hat sie als erste CDU-Frau der SPD das Direktmandat im Rhein-Kreis Neuss II abgenommen. Im Rat ihrer Heimatstadt bleibt sie Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses. Dass das so wichtige soziale Gremium zu ihrem Bedauern zwischenzeitlich acht Monate nicht tagen kann, gehört zu den vielen Folgeschäden der Pandemie, die das politische Geschäft erschweren.
    Befremdet, so erzählt sie, habe sie anfangs der mitunter rustikale Stil in mancher Plenardebatte. Auch aus Rückmeldungen von Besucherinnen und Besuchern auf der Tribüne weiß sie, dass Zwischenrufe bisweilen nicht gut ankommen. "Streit gehört zur Demokratie, sich gegenseitig zuzuhören aber auch", sagt Troles.
    Für Heike Troles wird 2021 ein wichtiges Jahr. Sie will erneut für den Landtag kandidieren, die Nominierung findet im Juni statt. Außerdem bewirbt sie sich erstmals um den Vorsitz der CDU Grevenbroich. Sieht so aus, als hätte ihre Oma ganze Arbeit geleistet.
    Theo Schumacher

    Zur Person
    Heike Troles hat bis auf eine kurze Auszeit immer in Grevenbroich gelebt. Sie ist verheiratet mit ihrem Mann Wolfgang, einem freiberuflichen Unternehmensberater, mit dem sie zwei Söhne hat, Jonas und Noah. Die 52-Jährige ist seit Juni 2017 Abgeordnete des nordrhein-westfälischen Landtags und Sprecherin der CDU-Fraktion im Ausschuss für Gleichstellung und Frauen.

    Nachgefragt
    Was ist Ihr Lieblingsbuch und warum?
    "Trauer und Hoffnung" von Noa Ben Artzi-Pelossof. Die Enkelin Jitzhak Rabins schildert in diesem Buch die Sicht einer jungen israelischen Frau auf ihr Leben und ihre Generation in einem Einwanderungsland mit einer jahrtausendealten Geschichte. Eine junge Frau, die mich sehr beeindruckt hat.

    Welche Musik hören Sie gerne?
    Von A wie Abba bis W wie Robbie Williams höre ich alles - ausgenommen AC/DC und Status quo. Williams ist sogar mein Lieblingssänger. Lieblingslieder habe ich viele und sie sind oft situations- und tagesformabhängig.

    Was haben Sie immer in Ihrem Kühlschrank vorrätig?
    Leckeren Käse, Schinken und Salami für eine richtig gute Brotzeit und im Weinkühlschrank einen leckeren Wein.

    Ihr liebstes Reiseziel?
    Mein Lieblingsreiseziel ist Österreich. In der Stille der Berge und an der frischen Luft verbringe ich gerne mit meiner Familie im Sommer wie im Winter gemeinsame Urlaube auf einer Alm.

    ID: LI210217

  • Porträt: Dr. Stefan Nacke (CDU).
    Porträt
    S. 15 in Ausgabe 7 - 22.09.2020

    Wie kamen sie in die Politik? Wo liegen ihre politischen Schwerpunkte? Landtag Intern stellt in jeder Ausgabe Abgeordnete vor. Diesmal im Porträt: Dr. Stefan Nacke (CDU). Der 44-jährige promovierte Soziologe ist Sprecher seiner Fraktion für Wissenschafts- und Kulturpolitik.
    Ein halbes Jahr nach dem ersten Corona-Fall in Nordrhein-Westfalen gibt Dr. Stefan Nacke, CDU-Landtagsabgeordneter aus Münster, den Menschen in unserem Land für ihr besonnenes Verhalten in der Zeit der Pandemie die Note "sehr gut". Die überwältigende Mehrheit habe sich an Abstandsregeln und die Maskenpflicht gehalten, auch die Kontrollen im öffentlichen Nahverkehr hätten gezeigt, dass sich die Menschen an die Gebote hielten. Die Bestnote erteilt Nacke auch der Landesregierung und Ministerpräsident Armin Laschet (CDU). Er hält ihnen besonders zugute, dass die Grenzen zu den Nachbarländern Niederlande und Belgien nicht geschlossen worden seien, dass das Land unaufgeregt, offen und liberal vorgegangen sei. "Es ging nicht um Politik für die Schlagzeile", sagt er mit einem etwas spöttischen Blick in Richtung München. Nacke glaubt nicht, dass sich die Bedrohung durch die Krankheit in naher Zukunft auflöse: "Wir müssen lernen, mit dem Virus zu leben." Ihm persönlich ist es am wichtigsten, dass unter keinen Umständen noch einmal Schulen, Kindergärten und Spielplätze in Nordrhein-Westfalen geschlossen werden.
    Nacke kann den Einschränkungen, denen er wie nahezu alle Menschen im Land in den letzten Monaten unterworfen war, sogar etwas Positives abgewinnen: "Ich habe noch nie so viel Zeit mit meiner Familie verbracht." Profitiert habe davon vor allem der neunjährige Sohn, mit dem Papa stundenlang an der Werkbank im Keller basteln konnte. Alle hätten sich Mühe gegeben, um konstruktive Arbeitsabläufe zu gewährleisten, meint Nacke. In Videokonferenzen seien Absprachen und Informationsaustausch zwar kein großes Problem, schwierig werde es bei kreativen Prozessen. Da ist in seinen Augen die direkte, persönliche Begegnung unverzichtbar.
    Wenn Nacke auf seine Familie und sich selbst blickt, sieht er darin ein exemplarisches Bild für das Aufsteigerland NRW. Seine Eltern waren zunächst Textilarbeiter bzw. Sekretärin, konnten dann über den zweiten Bildungsweg doch zur Uni und arbeiteten anschließend in der katholischen Erwachsenenbildung und im kirchlichen Dienst. Schon aus diesem Grund fühlt sich der 44-jährige Parlamentarier dem Sozialkatholizismus verpflichtet. Er selbst hat Theologie, Philosophie und Soziologie studiert, im Zentrum stand für ihn dabei besonders die katholische Soziallehre. Nicht zuletzt unter dem Einfluss des Vaters schloss sich Nacke schon früh den Sozialausschüssen der CDU an. Als er als 22-jähriger stellvertretender Kreisvorsitzender der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) - so die offizielle Bezeichnung der Sozialausschüsse - werden wollte, trat er auch der Partei bei.

    Direktmandat in Münster

    Seinen Wohnsitz und Lebensmittelpunkt Münster behielt Nacke, als er an der Universität Bielefeld promovierte und anschließend beim Familienbund in Berlin und als Abteilungsleiter für Politik, Wirtschaft und Soziales im Ruhrbistum Essen arbeitete. 2016 kündigte der damalige Münsteraner Landtagsabgeordnete Thomas Sternberg an, nicht mehr zu kandidieren. Nacke gewann 2017 das Direktmandat im Wahlkreis Münster II. Rasch avancierte er im Landtag zum Sprecher seiner Partei für Wissenschaftspolitik, wie er findet, die spannendste Aufgabe im Landesparlament. Dabei steht er in ständigem Kontakt mit Rektoren, Kanzlern, Personalräten und nicht zuletzt mit den Studenten und kümmert sich um den zweitgrößten Einzelposten im Haushalt. Als stellvertretender Vorsitzender des Kulturausschusses sorgt er sich um die vielen Künstler, die durch die Corona-Krise plötzlich ohne Einnahmen sind, Musiker, Sänger und Schauspieler an erster Stelle. Ihm schwebt vor, dass die Künstlersozialkasse, die sich bereits jetzt um die Krankenversicherung und Altersvorsorge kümmert, künftig auch in Zeiten der Arbeitslosigkeit hilft, ein - wie Nacke klar ist - überaus schwieriges und kompliziertes Unterfangen.
    Eine ganz klare Position vertritt Nacke in der Frage, wer künftig seine Partei, die CDU, führen soll: In seinen Augen kommt nur Armin Laschet, derzeit Ministerpräsident in NRW und stellvertretender Parteichef, für diese Aufgabe in Frage. Laschet habe die Düsseldorfer Regierung geräuschlos durch die Krise geführt, habe Verständnis für soziale und wirtschaftliche Probleme, habe immer die europäische Perspektive im Blick. Dabei sieht er den möglichen Weggang Laschets nach Berlin mit einem lachenden und einem weinenden Auge: "Die Landesregierung lebt von einem starken Ministerpräsidenten. Hier in Düsseldorf wird er fehlen."
    Peter Jansen

    Zur Person
    Dr. Stefan Nacke (44) stammt aus Münster. Er ist verheiratet und hat ein Kind. Nacke ist Mitglied im Bundesfachausschuss "Gesellschaftlicher Zusammenhalt" der CDU Deutschlands und seit 2017 Mitglied des nordrhein-westfälischen Landtags. Er ist Vorsitzender der Enquetekommission III "Subsidiarität und Partizipation. Zur Stärkung der (parlamentarischen) Demokratie im föderalen System aus nordrhein-westfälischer Perspektive" und Landesvorsitzender des Kolpingwerkes NRW.

    Nachgefragt
    Was ist Ihr Lieblingsbuch und warum?
    "Die Gesellschaft der Singularitäten" von Andreas Reckwitz finde ich sehr hilfreich zum Verständnis aktueller politischer Debatten.

    Welche Musik hören Sie gerne?
    Ich bin ein Jazzfan, verpasse nie das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker, kann aber auch einfach Stille genießen.

    Was haben Sie immer in Ihrem Kühlschrank vorrätig?
    Meine Lieblingssalami.

    Ihr liebstes Reiseziel?
    Die Felsen, Pisten und Gassen Südtirols, die Strände und Dünen Texels und die Zeltplätze Nordspaniens.

    ID: LI200717

  • Porträt: Jochen Ritter (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 2 - 17.03.2020

    Wie kamen sie in die Politik? Wo liegen ihre politischen Schwerpunkte? Landtag Intern stellt in jeder Ausgabe Abgeordnete vor. Diesmal im Porträt: Jochen Ritter (CDU) aus dem Sauerland.
    In Olpe wird das Jahr laut Jochen Ritter in "vor Schützenfest" und "nach Schützenfest" geteilt. Dieses Ereignis habe nicht nur für den St. Sebastianus Schützenverein Olpe große Bedeutung, zu dessen 5.500 Mitgliedern auch der CDU-Landtagsabgeordnete gehört, sondern für die gesamte Kreisstadt und darüber hinaus. "Das Schützenwesen spielt im Sauerland eine wichtige Rolle", erklärt Ritter, und fügt hinzu: "Zu Recht!" Passend zum Motto "Glaube, Sitte, Heimat" gehört Ritter dem Landtagsausschuss an, der auch "Heimat" zum Gegenstand hat. Aber nicht nur deshalb. Auch "Bauen" und "Kommunales" gehören zu den Angelegenheiten, die dort beraten werden. Das korrespondiert mit dem, womit Ritter sich vor seinem Einzug in den Landtag beschäftigt hat. Er war Leiter Immobilienmanagement der Stadt Gummersbach. "Handballstadt", wie Ritter betont; denn dort hat er, der mit Fußball auf Ascheplätzen aufgewachsen ist, sein Interesse an diesem Sport entdeckt. Und nicht nur das: "Gummersbach hat sich in den acht Jahren, in denen ich dort tätig war, atemberaubend entwickelt. Dabei mitwirken zu dürfen, war eine große Freude."
    Das Kommunale sei seine eigentliche Profession: 20 Jahre hat er Funktionen im gehobenen Dienst des Kreises Olpe bekleidet, die ersten acht Jahre im seinerzeit neu gegründeten Umweltamt. "Ich habe an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung das Wahlfach Umweltrecht belegt und war froh, dann auch meine ersten beruflichen Schritte in dem Metier zu unternehmen." Deshalb falle ihm der Umgang mit Themen wie Wasser- und Abfallwirtschaft sowie Natur- und Bodenschutz, um die es in dem anderen großen Ausschuss, dem er im Landtag angehört, nicht besonders schwer. "Umweltpolitik wartet aktuell mit großen Herausforderungen auf. Wir wollen ihnen damit begegnen, womit Deutschland besonders erfolgreich ist: Marktwirtschaft und Technologie."
    Als "Dipl. Wirtschafts-Ing.", zu dem er sich berufsbegleitend fortgebildet hat, habe er eine Affinität für technische Fragestellungen entwickelt: "Wenn im Bauausschuss 3D-Druck oder im Umweltausschuss Luftreinhaltung auf der Tagesordnung stehen, setze ich mich gerne damit auseinander."
    Seine Wirkungsstätte in Düsseldorf ist das vorläufige Ende einer "Westorientierung": Geboren in Rüthen/Möhne, wo seine Mutter herstammt, ist er in der Gemeinde Finnentrop, der Heimat seines Vaters, aufgewachsen. Die weiterführende Schule war das Rivius Gymnasium der Stadt Attendorn, wo er vor 35 Jahren das Abitur ablegte. Mit der Stadt, der Schule und vor allem seinen Mitschülern fühlt er sich nach wie vor verbunden. "Einmal im Jahr fahren wir zu siebt oder acht aus dem Jahrgang übers Wochenende auf Klassenfahrt."
    Politik stand erst lange nach der Reifeprüfung an erster Stelle. Interessiert war er bereits als Heranwachsender: "Ich war von Helmut Schmidts Kanzlerschaft beeindruckt, seiner Kompromisslosigkeit in Bezug auf die RAF und seinen wirtschaftspolitischen Ansätzen." "Kuriert" von der SPD habe ihn Oskar Lafontaine, erst als Kritiker der Deutschen Einheit, später als Finanzminister. "Witzige Koinzidenz: Am Tag, als ich meinen Antrag auf Mitgliedschaft in der CDU abgegeben habe, ist Lafontaine zurückgetreten." Den Schritt in den Rat der Stadt Olpe vollzog er erst, als er beruflich in Gummersbach gelandet war. "So waren politisches Engagement und berufliche Tätigkeit sauber getrennt", erinnert er sich.
    Eine wesentliche Triebfeder für Ritter, sich dann um ein Mandat im Landtag zu bemühen, sei die seinerzeitige wirtschaftliche Entwicklung gewesen: "2017 stand NRW am unteren Ende im Vergleich der Bundesländer, was Wirtschaftswachstum angeht. Wenn man wie ich aus einer Gegend kommt, die nicht arm an Weltmarktführern ist, kann man bei sowas nicht länger zugucken." Der Anlauf in den Landtag sei auf Anhieb gut gelungen, wobei der Kreis Olpe traditionell kein schlechtes Pflaster für die CDU sei. Trotzdem hat Ritter es nicht langsam angehen lassen: "Ich habe mir im Wahlkampf die Hacken abgerannt, und ich will auch nicht nachlassen."
    Um dafür fit zu bleiben, treibt Ritter gerne Sport. "Ich habe einiges verletzungsbedingt sein lassen müssen, von Fußball über Tennis bzw. Badminton bis Skilaufen, aber ein wenig geht noch." Im Sauerland fährt er gerne Mountainbike, am Rhein hat er das Laufen wieder angefangen.
    Apropos: Spaß hat er an allem, was mechanisch läuft: Uhren mit Handaufzug, Plattenspieler mit Riemenantrieb, Autos mit Boxer-Motoren. Und so hofft er, dass für ihn die Uhr im Landtag noch eine Zeit lang weitertickt. Auch nach der nächsten Wahl im Frühjahr 2022.
    Jörg Löbker

    Zur Person
    Jochen Ritter (53) ist seit 2017 Abgeordneter des nordrhein-westfälischen Landtags. Er ist seit 1999 Mitglied der CDU, war von 2012 bis 2016 Vorsitzender des CDU-Stadtverbands Olpe und ist seit 2015 Vorsitzender des CDU-Kreisverbands Olpe.

    Nachgefragt
    Was ist Ihr Lieblingsbuch und warum?
    Als Kind war ich eine Leseratte, aktuell muss mich ein Buch schon packen, um es auf den Nachttisch zu schaffen. Zuletzt war das Frank Bötschs "Zeitenwende 1979", weil darin eine Zeit beleuchtet wird, in der ich politisch allmählich wach geworden bin, und David Kehlmanns "Tyll", weil ich sehr affin für sprachgewaltige Werke bin.

    Welche Musik hören Sie gerne?
    Entspannen kann ich am besten, wenn ich alte Platten aus Vinyl auflege, Dire Straits "Private Investigations" oder U2 "One". Auch für die ein oder andere Filmmusik kann ich mich begeistern, seien es Klaus Doldinger zu "Das Boot" in der ursprünglichen wie der Techno-Version oder das Thema von Hans Zimmer zu Batman "The Dark Knight Rises" - immerhin geht es um einen dunklen Ritter.

    Was haben Sie immer in Ihrem Kühlschrank vorrätig?
    Zum Essen Käse in allen Variationen und Vanillepudding, zum Trinken Grapefruitsaft (sauer macht lustig), und 15 km von der Krombacher Brauerei entfernt wäre es verwunderlich, wenn kein Felsquellwasser im Angebot wäre.

    Ihr liebstes Reiseziel?
    Ich war noch niemals in New York ...

    ID: LI200218

  • Porträt: Romina Plonsker (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 7 - 24.09.2019

    Wie kamen sie in die Politik? Wo liegen ihre politischen Schwerpunkte? Landtag Intern stellt in jeder Ausgabe Abgeordnete vor. Diesmal im Porträt: Romina Plonsker (CDU). Die politische Karriere der 31-Jährigen begann im Wahlkreis Rhein-Erft-Kreis I. Seit Juni 2017 ist die Pulheimerin Mitglied des Landtags. Bereits seit 2016 gehört sie dem Landesvorstand der nordrhein-westfälischen CDU an.
    Eigentlich sollte es anders laufen. Politik als Hauptberuf, das konnte sich Romina Plonsker nicht vorstellen. Bis sie feststellen musste, dass der politische Betrieb mitunter seine eigene Dynamik entfaltet. So kam es, dass vor mehr als zwei Jahren die damals 28-Jährige als jüngste Frau für die CDU in den Landtag einzog. Dort macht sie heute mit Leidenschaft Politik, legt aber auch Wert auf die Feststellung: "Für mich ist es wichtig, unabhängig zu sein, ich fühle mich dann freier."

    Auslandssemester in Madrid

    So ist es nur konsequent, dass sie Ende 2017, schon als Abgeordnete, ihren Master in Betriebswirtschaftslehre macht. Der Kreis schließt sich: Nach dem Abitur hat die Pulheimerin eine Lehre als Bankkauffrau absolviert, später in Köln ihr Bachelorstudium, Schwerpunkt Banken. 2013, als sie ein Auslandssemester in Madrid einlegt, wird Romina Plonsker auch erstmals mit der Außensicht auf deutsche Politik konfrontiert. In der EU tobt der Streit um Brüsseler Milliarden, und auf den Straßen erlebt sie wütende Spanier, die mit Plakaten gegen Kanzlerin Merkel protestieren.
    Es erweitert ihren Blick auf die Politik. Ihr Interesse ist schon als Schülerin geweckt. Die Eltern - der Vater ist Baustoffkaufmann, die Mutter Buchhalterin - sind parteipolitisch ungebunden, erziehen sie zu Toleranz und Respekt, vermitteln ihr christliche Werte. Daheim wird viel und engagiert über Politik diskutiert. Dabei reift bei ihr der Gedanke: "Ich will etwas verändern." Der Vater rät ihr: "Dann geh doch in die Politik!"

    Liebe zum Karneval

    Aber wohin? Im Internet studiert sie Parteiprogramme. Es ist 2005, Bundestagswahlkampf. Und Landtagswahlkampf in Nordrhein-Westfalen. Die SPD kommt nicht infrage. Politik macht sich auch an Persönlichkeiten fest und Schröder, "den fand ich nicht wirklich toll". Das sieht sie bei der CDU anders. Angela Merkel ist zu diesem Zeitpunkt Spitzenkandidatin der CDU im Bund, Jürgen Rüttgers Spitzenkandidat der NRW-CDU. Sie trifft den örtlichen Vorsitzenden der Jungen Union, das Gespräch überzeugt sie. Tags darauf tritt sie in die JU ein. Kein Jahr später wird sie Mitglied der CDU.
    Zwölf Jahre später: Romina Plonsker ist längst selbst Chefin des JU-Bezirks Mittelrhein und die Dinge nehmen ihren Lauf. Sie ist gut vernetzt, wird gefragt, ob sie für den Landtag kandidieren will. Sie will. Es kommt zur Kampfabstimmung in der CDU. Vor vollem Saal hält die junge Frau eine engagierte Rede, lässt auch ihre Liebe zum Karneval nicht unerwähnt ("Ich höre das ganze Jahr Karnevalsmusik") und outet sich als glühender Fan des 1. FC Köln. Vor allem überzeugt sie mit den wichtigen Themen Bildung, Verkehr und Innere Sicherheit. Sie wird nominiert. Dann, bei der Landtagswahl, gewinnt sie von ihrem inzwischen jung verstorbenen SPD-Kollegen Guido van den Berg den Wahlkreis 5 für die CDU zurück.
    In ihrer Fraktion, die zu zwei Dritteln aus Neulingen besteht, aber auch bei der Konkurrenz im Landtag fühlt sie sich sogleich akzeptiert, integriert. "Mir ist es immer wichtig, die andere Seite anzuhören", betont sie. Man nimmt es ihr ab, wenn sie sagt, sie sei flexibel genug, "auch mal die eigene Meinung zu ändern". Dennoch müsse Politik verlässlich bleiben. Sie spürt die aufgewühlte Stimmung in ihrem Wahlkreis, der einen Teil des Tagebaugebiets Hambach abdeckt. Trotz aller berechtigten Kritik an der Kohle - den Grünen macht sie den Vorwurf, "Unsicherheit zu schüren" bei jenen, die sich vor Ort um ihre Arbeitsplätze sorgen.
    Bei aller Weltoffenheit ist Romina Plonsker zu Hause tief verwurzelt. In ihrem Landtagsbüro, das sie mit dem noch jüngeren CDU-Kollegen Florian Braun auf der Porzer Schreibtischseite teilt, erinnert manches an ihre Heimat in Pulheim-Stommelerbusch. Von dort ist auch Köln ganz nah. Als sie aus Madrid zurückkehrt, zündet sie als erstes im Dom eine Kerze an. "Der Dom, das ist wie für viele Menschen in meiner Region ein Stück Heimat für mich."
    Was noch kommt? Wer weiß. Romina Plonsker ist erst 31 und im Wahlkreis Rhein-Erft-Kreis I haben schon ganz andere landespolitische Karrieren ihren Ausgang genommen. Man frage nach bei Jürgen Rüttgers.
    Theo Schumacher

    Zur Person
    Im Landtag ist Romina Plonsker Mitglied in ihren Wunsch-Ausschüssen für Finanzen und Wirtschaft, außerdem Sprecherin im Unterausschuss für Bergbausicherheit. Im Februar wurde sie in den Fachausschuss "Wirtschaft, Arbeitsplätze und Steuern" der Bundes-CDU berufen. Sie gehört dem CDU-Landesvorstand an.

    Nachgefragt
    Was ist Ihr Lieblingsbuch und warum?
    Schnüpperle - Das Buch hat mich als Kind immer in der Adventszeit begleitet und so die Vorfreude auf das Christkind gesteigert.

    Welche Musik hören Sie gerne?
    Kölsche Musik: einmal quer durch die Kölner Musikszene.

    Was haben Sie immer in Ihrem Kühlschrank vorrätig?
    Brot vom örtlichen Bäcker und Frischkäse - für den leckeren Snack zwischendurch.

    Ihr liebstes Reiseziel?
    Die Eifel - ein schöner Kurztrip zum Wandern in der Natur.

    ID: LI190716

  • Porträt: Josef Hovenjürgen (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 2 - 26.02.2019

    Wie kamen sie in die Politik? Wo liegen ihre politischen Schwerpunkte? Landtag Intern stellt in jeder Ausgabe Abgeordnete vor. Diesmal im Porträt: Josef Hovenjürgen von der CDU-Fraktion. Der 56-Jährige aus Haltern am See gehört mit einer zweijährigen Unterbrechung dem Landesparlament seit 1999 an. Seit vergangenem Jahr ist er zudem Generalsekretär der nordrheinwestfälischen CDU.
    Josef Hovenjürgen hat es geschafft. Der 56-jährige vierfache Familienvater hat nahezu lautlos die Kommandobrücke der Parteizentrale der nordrhein-westfälischen CDU in Düsseldorf übernommen. Der Generalsekretär kann auch austeilen und ist ein Freund deutlicher Worte. Zurzeit aber ist das nicht erforderlich. Die CDU stellt derzeit die stärkste Regierungsfraktion und die Opposition sei eher mit sich selbst beschäftigt. Er muss den politischen Gegner also nicht täglich herausfordern.
    Schon als 15-Jähriger musste Hovenjürgen Verantwortung übernehmen, nachdem sein Vater, der sich ebenfalls für die CDU engagiert hatte, gestorben war und der Sohn den elterlichen Bauernhof übernahm. Der Ausbildung zum Landwirt folgte eine Ausbildung zum Gesundheitsaufseher.
    Mit 19 trat er in die CDU ein und arbeitete von da an in der Union auf fast allen Ebenen in seiner Heimatstadt Haltern am See. "Ich habe die Kärrnerarbeit von unten bis oben gelernt", erinnert sich Hovenjürgen. Kreisvorstand, Bezirksvorstand und Landesvorstand: Das waren nur einige Stationen seiner politischen Laufbahn. 1999 zog er dann erstmals als Abgeordneter in den nordrhein-westfälischen Landtag ein.
    Nach zehn Monaten war aber dann schon wieder Schluss. Bei der Landtagswahl im Jahr 2000 reichte es nicht für den Wiedereinzug. Im November 2002 rückte er für den seinerzeitigen Generalsekretär der Bundes-CDU, Laurenz Meyer, nach, der in den Bundestag einzog.
    2005 sei für ihn ein entscheidendes Jahr gewesen, sagt Josef Hovenjürgen. In dem Jahr gelang es der CDU unter ihrem damaligen Vorsitzenden Jürgen Rüttgers nach sehr langer Zeit, bei der Landtagswahl die Regierungsmehrheit der Sozialdemokraten zu kippen. Mit beachtlichen 41,2 Prozent der Erststimmen schaffte Hovenjürgen damals den Wiedereinzug in das Landesparlament.
    Jürgen Rüttgers wurde auf das Polittalent aufmerksam, das sich in seiner Heimatstadt Haltern auf eine solide Basis stützen konnte.
    Als Abgeordneter musste er jedoch bald erkennen, dass Rüttgers ein straffes Regiment führte. Widerspruch sei bei diesem Ministerpräsidenten schwierig gewesen, erinnert sich Hovenjürgen. In der Auseinandersetzung über Kindertagesstätten und Elternbeiträge habe Rüttgers es damals versäumt, mit den Kommunalen Spitzenverbänden Einvernehmen darüber herzustellen, wie die klammen Gemeinden die Last tragen könnten, ohne den Eltern sehr hohe Beiträge aufbürden zu müssen.
    Hovenjürgen ließ sich nicht beirren. Für ihn habe damals gegolten: "Ich bin gewählter, nicht ernannter Abgeordneter." Die Niederlage der Regierung Rüttgers im Jahr 2010 sei dann sozusagen hausgemacht gewesen, bedauert der CDU-Generalsekretär. Heute sei er stolz darauf, "dass wir ein anderes Miteinander mit der kommunalen Familie haben".
    Mittlerweile sei es der nordrhein-westfälischen CDU auch gelungen, eine Trendwende in der öffentlichen Meinung herzustellen. Zu diesem Meinungsumschwung habe auch die relativ schwache Opposition im Landtag beigetragen. Fast schwingt ein wenig Mitleid mit, wenn Hovenjürgen mit Blick auf die schwächelnde SPD sagt, dass eine Demokratie Volksparteien benötige. Die SPD-Landtagsfraktion sei bis heute in zwei Lager geteilt und die Grünen, urteilt Hovenjürgen, seien eine "Klientelpartei der Versorgten und Zufriedenen".
    Als der heutige CDU-Landesvorsitzende Armin Laschet ihn bat, das Amt des Generalsekretärs zu übernehmen, habe er zunächst um Bedenkzeit gebeten, dann aber zugesagt. "Du kannst Partei, du kannst auf die Leute zugehen", habe Laschet ihn ermuntert. Inzwischen ist Hovenjürgen froh, dieses schwierige Amt übernommen zu haben. Dabei bleibt er dennoch mit beiden Füßen auf dem Boden, wenn es etwa um Erfolgsbilanzen seiner CDU geht. "Wir sind noch nicht Spitze, wir sind noch nicht die Besten, aber wir kommen voran - Schritt für Schritt", sagt er. "Die Leute erkennen an, was man tut." Dies zu spüren, verursache ein gutes Gefühl.
    Den elterlichen Bauernhof in Haltern am See hat Hovenjürgen mittlerweile verpachtet. Pferdeboxen stehen jetzt dort, wo einst Rinder gemästet und Milchvieh gehalten wurden. In seinem Landtagsbüro erinnern noch etliche Fotos an die Zeit als Landwirt. Der Politiker bezeichnet sich selbst als bodenständig, seine vier erwachsenen Kinder wohnen in Haltern am See in der Nachbarschaft.
    Hovenjürgen liebt die gute Küche und kocht gelegentlich selbst. Hierzu passt dann natürlich eine gute Flasche aus seinem Weinkeller. Ab und zu wandert er gerne mit seiner Frau in der Umgebung seiner Heimatstadt. Und wenn der Ausflug etwas ausgedehnter sein soll, steigt er auf sein E-Bike und lässt es gemütlich angehen.
    Heinz Tutt

    Zusatzinformationen:
    Zur Person
    Josef Hovenjürgen (56) wurde in Haltern am See geboren und lebt bis heute dort. Der vierfache Familienvater ist seit 1983 Mitglied der CDU und seit Juni 2017 Generalsekretär des Landesverbandes. 18 Jahre lang führte er den mitgliederstarken CDU-Kreisverband Recklinghausen. Mitglied des Landtags ist Hovenjürgen mit einer zweijährigen Unterbrechung seit dem Jahr 1999.

    Nachgefragt
    Was ist Ihr Lieblingsbuch und warum?
    Als Kind aus dem Ruhrgebiet ist "Der Junge muss an die frische Luft" natürlich ein absolutes Muss. Die Handlung spielt in Recklinghausen, einer Stadt, die in meinem Heimatkreis liegt und die ich seit Jahrzehnten gut kenne.

    Welche Musik hören Sie gerne?
    Ich bin da auf nichts festgelegt. Ich höre gerne populäre Musik aus allen Bereichen.

    Was haben Sie immer in Ihrem Kühlschrank vorrätig?
    Unser Kühlschrank ist immer gut gefüllt. Nicht fehlen dürfen Castello-Blue-Weichkäse und ein guter Weißwein.

    Ihr liebstes Reiseziel?
    Für mich braucht es keine Fernreisen. Unser NRW ist so vielfältig, dass ich nicht nur gerne hier arbeite, sondern auch gerne hier Urlaub mache - Ostwestfalen, die Eifel, das Rheinland. Schön ist es auch in der Lüneburger Heide oder in anderen Teilen von Niedersachsen.

    ID: LI190218

  • Porträt: Matthias Kerkhoff (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 8 - 25.09.2018

    Das Porträt zählt zu den beliebtesten Rubriken in Landtag Intern. Im Wechsel werden Abgeordnete aller Fraktionen vorgestellt - wie sie in die Politik gefunden haben, welche Aufgaben sie in der Fraktion übernehmen. Von dieser Ausgabe an werden die Beiträge noch persönlicher. Die Redaktion fragt nach Lieblingsbüchern und Lieblingsmusik, nach bevorzugten Reisezielen. Und für Landtag Intern gewähren die Befragten sogar Einblick in den heimischen Kühlschrank. Diesmal im Porträt: Matthias Kerkhoff. Der 39-Jährige ist Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Fraktion.
    Manchmal ist Düsseldorf ganz weit weg. Wenn beim TC Bigge-Olsberg im September das traditionelle Kartoffelbraten ansteht, interessiert der Arbeitsalltag von Matthias Kerkhoff die Tennisfreunde allenfalls am Rande. "Die meisten wissen eigentlich gar nicht, was ein Parlamentarischer Geschäftsführer so macht", sagt der 39-Jährige. Dabei agiert er im Landtag in vorderster Reihe, wenn auch eher hinter den Kulissen. Ohne ihn, den "PG" der CDU, und ohne seine Kollegen der anderen Fraktionen würde der Laden nicht laufen.

    Mit 15 zur Jungen Union

    Olsberg also. Matthias Kerkhoff ist erst 15, als er sich der Jungen Union anschließt. Im Hochsauerlandkreis ist der Weg zum CDU-Nachwuchs nicht weit. Man läuft sich in der Kleinstadt über den Weg. Alles sehr übersichtlich, sagt er. Mit Freunden verbindet ihn das Interesse für Politik, auch an lokalen Themen. Schon Jahre zuvor haben den Sohn eines Bankkaufmanns und einer Lehrerin die Ereignisse in Berlin fasziniert. Als 1989 die Mauer fällt, sitzt er gebannt vor dem Fernseher. "Es war meine erste Politisierung", erinnert er sich, "ich entstamme keiner Anti- Bewegung."
    Abitur am Gymnasium der Benediktiner in Meschede. Zivildienst. Dann studiert er, inzwischen CDU-Mitglied, Politische Wissenschaften in Münster. Seine Magisterarbeit schreibt er über Zeitarbeit - ein Fingerzeig für seinen späteren Themenschwerpunkt als Abgeordneter. Doch so weit ist es noch nicht. Immerhin kommt er 2005 erstmals in den Landtag, als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Es gibt viel zu organisieren und wenn ein Abgeordneter ausfällt, führt er auch mal Besuchergruppen durch das Parlament.
    Es bleibt zunächst ein Intermezzo. Ab Ende 2006 arbeitet Matthias Kerkhoff als Referent für mehrere Arbeitgeberverbände, zuletzt bei Unternehmer NRW/Metall NRW. Es ist eine landtagsferne Zeit, die 2012 plötzlich endet. In Düsseldorf scheitert über Nacht die rot-grüne Minderheitsregierung, die Parteien müssen mobilisieren, suchen Kandidaten. Im Wahlkreis Hochsauerlandkreis II tritt Hubert Kleff für die CDU nicht mehr an. "Ich war interessiert", sagt Kerkhoff. Er wird nominiert, gewählt.
    Die vorgezogene Neuwahl im Mai lenkt seine Karriere in eine andere Richtung. Politik ist jetzt sein Beruf. Konsequent? "Was im Rückblick alles so logisch erscheint, war für mich überhaupt nicht planbar", erzählt er in seinem Büro. Es gehört zu den schönsten im Landtag. Von dem wuchtigen Balkon, der über dem Rhein zu thronen scheint, fällt der Blick auf den Medienhafen und das Stadttor. Hier ist sein Arbeitsplatz, seit Bodo Löttgen ihn 2017 als Fraktionsgeschäftsführer vorgeschlagen und die Fraktion ihn gewählt hat.

    "Innendienst"

    "Ich definiere meine Aufgabe als Innendienst", betont Kerkhoff, der "das Denken in Organisationseinheiten und strukturierten Arbeitsprozessen" als seine Stärke bezeichnet. Und er weiß, wenn ein "PG" zu sehr in den öffentlichen Fokus gerate, "dann läuft was unrund". Das Management einer 72-köpfigen Regierungsfraktion, in der zwei von drei Abgeordneten neu im Landtag sind, erfordert Zeit und Umsicht, zumal die Koalition nur auf eine hauchdünne Mehrheit bauen kann.
    Die "Parlamentarischen" aller Fraktionen sind aufeinander angewiesen, man muss zuverlässig sein. "Kurzfristige Geländegewinne", so Kerkhoff, seien nichts wert, wenn sie das Vertrauen nachhaltig beschädigen. Das Verhältnis nennt er "sehr kollegial". Man duzt sich, nur nicht mit der AfD. Leider habe sich mit dem Einzug der Rechtspopulisten das Klima im Landtag sehr verschärft. "Da werden unsägliche Dinge gesagt, immer wieder Grenzen überschritten", kritisiert er. Umso mehr müsse man die AfD inhaltlich stellen, um sie zu entlarven.
    Manchmal, wenn Matthias Kerkhoff einen Ausgleich zu seiner Arbeit braucht, schnürt er seine Joggingschuhe, die er stets griffbereit hat. Dann läuft er los. Am Rheinufer, in Düsseldorf. Oder zu Hause in Olsberg, an der Ruhr.
    Theo Schumacher

    Zusatzinformationen:
    Zur Person
    Matthias Kerkhoff gehört seit 1998 der CDU an. 2015 wurde er zum Vorsitzenden der CDU im Hochsauerlandkreis gewählt. Er ist auch Mitglied im Landesvorstand der Partei.

    Nachgefragt
    Was ist Ihr Lieblingsbuch und warum?
    Ein Lieblingsbuch gibt es nicht. Ich habe aber immer ein Buch im Gebrauch, zuletzt von Sebastian Fitzek "Flugangst 7a". Krimis oder Thriller sind meine bevorzugten Bücher.

    Welche Musik hören Sie gerne?
    Zum Entspannen: "Relax" von Blank & Jones Zum Feiern: ein guter Mix und gerne live Zum Autofahren: aktuelle Songs aus dem Radio.

    Was haben Sie immer in Ihrem Kühlschrank vorrätig?
    Eis ist immer vorhanden.

    Ihr liebstes Reiseziel?
    Das Meer oder zumindest ein See gehört im Urlaub dazu. Das lässt viel Spielraum für Reiseziele nah und fern.

    ID: LI180819

  • Porträt: Bodo Löttgen (CDU).
    Porträt
    S. 15 in Ausgabe 1 - 23.01.2018

    Dass Bodo Löttgen einmal Politiker werden würde, das war gewissermaßen schon bei seiner Geburt vorbestimmt. Sein Großvater und sein Vater waren kommunalpolitisch in ihrer Heimatgemeinde Nümbrecht im Oberbergischen Kreis aktiv. Und wenn man Löttgen heute von der wunderschönen Landschaft und den vertrauten Menschen erzählen hört, kann man den Eindruck gewinnen, fast noch lieber, als der CDU-Fraktion im nordrhein-westfälischen Landtag vorzustehen, säße er immer noch im Rat seines Heimatortes und im Kreistag in Gummersbach. "Haferspanien" sei das Oberbergische früher genannt worden, weil die Gegend bitterarm war. Viele Menschen seien ins über 50 Kilometer entfernte Wuppertal gelaufen, um sich dort auf dem Bau oder in der Industrie zu verdingen. Kein Wunder, dass sein "Herz immer noch für die Keimzelle der Demokratie schlägt und das ist die Kommunalpolitik", sagt der 58-jährige ehemalige Kriminalhauptkommissar. Und es sei auch heute noch sein Antrieb, die Kommunen und ihre Vertreter zu unterstützen und zu stärken.
    Seine eigene politische Arbeit im Nümbrechter Rat und Gummersbacher Kreistag begann, nachdem er nicht mehr als Personenschützer des Bundeskriminalamts u. a. für die Sicherheit des damaligen Finanz- und Verteidigungsministers Gerhard Stoltenberg zuständig war, sondern in der Zentrale in Meckenheim bei Bonn saß. Von Personenschützern werde erwartet, dass sie nicht aktive Parteipolitik betreiben, sagt Löttgen lächelnd, da seien ja durchaus Verwicklungen denkbar. Seine landespolitische Karriere begann 2004, als ihn ein Parteifreund fragte, ob er nicht für die CDU antreten wolle. Löttgen wollte, setzte sich gegen vier Mitbewerber durch und wurde 2005 erstmals in den Landtag gewählt.
    Jeder junge Abgeordnete habe erstmal das Ziel, die Welt zu verändern - und das möglichst schnell, erinnert sich Löttgen an seine Sturm- und Drangzeit unter der CDU/FDP-Regierung mit Jürgen Rüttgers und Andreas Pinkwart. Doch die älteren Kollegen hätten ihn rasch auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Dabei zieht er Parallelen zum Beruf seines Vaters, der als Fliesenleger gearbeitet hat. Drei Jahre als Lehrling und zwei Jahre als Geselle seien üblich gewesen. Und ein ähnliches Modell hält er auch in der Politik für angemessen.
    Bewusst entschied sich Löttgen beim Einstieg in die Landespolitik gegen ein Engagement im Bereich der inneren Sicherheit. Er habe die Gefahr vermeiden wollen, aufgrund der Erfahrungen aus seiner eigenen Arbeit mit einem "Tunnelblick" auf die Sicherheitsprobleme zu schauen. Stattdessen engagierte er sich im Wissenschaftsausschuss und avancierte zum kommunalpolitischen Sprecher seiner Fraktion. Nachdem er bei der Landtagswahl 2012 sein Mandat im Oberbergischen Kreis verloren hatte, ernannte ihn CDU-Landeschef Armin Laschet zum Generalsekretär. Im Mai vorigen Jahres konnte Löttgen den Wahlkreis zurückerobern.
    Mit dem Einzug der AfD in den Landtag hat sich nach Einschätzung Löttgens die Atmosphäre verändert. "Bei einigen Beiträgen von AfD-Abgeordneten stockt einem schon mal der Atem." Viele in der neuen Partei spielten mit den Ängsten der Menschen und nähmen es billigend in Kauf, dass ihre Äußerungen für antidemokratische und rechtswidrige Tendenzen genutzt würden. Aber auch die Vertreter der AfD seien demokratisch gewählte Abgeordnete, "die Demokratie muss auch die AfD aushalten können". Allerdings gebe es in der CDU die klare Absprache, dass es keinerlei Zusammenarbeit mit der AfD gebe.
    Seine wenige Freizeit verbringt Löttgen am liebsten in seinem Heimatdorf Altennümbrecht. Frühmorgens streift er dann mit seinen beiden Pyrenäenhütehunden durch Felder und Wälder. Hobbys sind neben Kochen und Essen Bücher, am liebsten gedruckte Exemplare, aber auch zunehmend E-Books. Und neben der Liebe zur Heimat hat sich auch eine weitere Leidenschaft seit der Schulzeit nicht geändert: Sein Fußballherz schlägt für Borussia Mönchengladbach.
    Peter Jansen

    Zusatzinformation:
    Zur Person
    Bodo Löttgen (58) war bereits von 2005 bis 2012 Mitglied des Landtags und gehört dem Parlament seit 1. Juni 2017 wieder an. Der frühere Generalsekretär der NRW-CDU ist heute Vorsitzender der CDU-Fraktion im Landtag.

    ID: LI180115

  • Porträt: Armin Laschet (CDU).
    Porträt
    S. 15 in Ausgabe 8 - 19.09.2017

    Die Bücherregale sind noch leer. An den Wänden hängen die alten Bilder. Doch Armin Laschet fühlt sich in seinem neuen Büro schon wohl. "Man ist hier deutlich näher am echten Leben dran", sagt er und schaut aus dem Fenster auf die Düsseldorfer Rheinuferpromenade. Der neue nordrhein-westfälische Ministerpräsident ist zwar erst wenige Wochen im Amt. Doch Laschet hat schon einen Umzug hinter sich. Statt im Stadttor hoch über der Landeshauptstadt regiert der CDU-Politiker nun aus der dritten Etage des Landeshauses direkt am Rhein.
    Dass Armin Laschet überhaupt in die Staatskanzlei einziehen würde, haben viele politische Beobachter lange Zeit für unwahrscheinlich gehalten. Doch im Frühjahr drehte die Stimmung im Land und Laschet machte seine CDU zum Gewinner der NRW-Wahl. Jetzt führt der 56-Jährige eine schwarz-gelbe Koalition an. Oder wie er selbst gerne sagt: die Nordrhein-Westfalen-Koalition.
    Dabei war der Weg für Laschet arbeitsreich. Vor fünf Jahren übernahm er eine NRW-CDU, die nach der damaligen Schlappe bei der Wahl am Boden lag. Manch einer sah ihn als Verlegenheitslösung an. Profilschwach, zu harmlos und ungefährlich - so lautete die Kritik. Doch mit dem Sieg bei der Wahl im Mai ist all das verstummt. Für Laschet heißt es nun: Er muss liefern. "All die Ideen, die man in der Opposition hatte, kann man jetzt endlich in die Realität umsetzen", sagt er. Vor allem in den Bereichen Wirtschaft, Sicherheit und Bildung sollen Akzente gesetzt werden.
    Als Laschet Ende Juni im Landtag zum Ministerpräsidenten gewählt wurde, saß auf der Besuchertribüne neben Frau und Kindern auch der Vater. Freudentränen flossen. Als Sohn aus einer Aachener Bergmannsfamilie war der Weg ins Staatsamt für ihn alles andere als vorgezeichnet. Der Vater arbeitete unter Tage und wurde später Lehrer. Sohn Armin konnte studieren und entschied sich für Jura. Nach einer ersten Karriere als Journalist folgte die als Politiker: Ratsherr in Aachen, Bundestags- und Europaabgeordneter in Bonn und Brüssel sowie Integrationsminister in Düsseldorf.
    Politisch erlebt hat Laschet schon viel. Doch fragt man ihn nach der spannendsten Zeit seines Politiklebens, muss er gar nicht so weit zurückblicken: "Das sind die letzten 70, 80 Tage. Alles, worauf man seit Jahren hingearbeitet hat, wird nun Wirklichkeit."
    Die Zeit des Umgewöhnens - vom Oppositions- zum Regierungschef - hat Laschet hinter sich. Nach den Koalitionsverhandlungen und dem Regierungsaufbau kündigt er jetzt die ersten Gesetzgebungsinitiativen an. Davon, wie er das Amt ausfüllen will, hat Laschet konkrete Vorstellungen: Er will im Land präsent sein, nahbar sein, auch mal die Rolle des Parteipolitikers verlassen und Landesvater sein. "Ein Ministerpräsident muss auch über seine eigene Partei hinweg das Land zusammenhalten", beschreibt er das Amtsverständnis.
    Neben dem Regieren geht es aber auch um das Repräsentieren. Im Büro des Ministerpräsidenten gehen dieser Tage viele Terminanfragen ein. Es gilt, den Neuen kennenzulernen. "Wenn ich jeden Wunsch nach einem Antrittsbesuch erfüllen würde, wäre ich allein damit zwei Jahre lang beschäftigt", sagt Laschet.
    Auch wenn die Regierung steht, dürfte es in den kommenden Jahren weiter spannend bleiben - vor allem im Landtag. Denn die Koalition hat eine Mehrheit von einer Stimme. "Die Rolle eines jeden Abgeordneten ist dadurch gestärkt", weiß auch Laschet. Er muss sich auf seine Leute verlassen können. Stimmungen müssen frühzeitig erkannt und widerstreitende Interessen zu einer Lösung gebracht werden. "Der Zwang zum Konsens ist Woche für Woche da."
    Geht es nach Laschet, soll der nächste Umzug aber auf jeden Fall erst einmal eine Weile dauern. Auf die Frage, wie lange er in seinem neuen Büro nun bleiben möchte, sagt er nur: "Lange."
    Christian Wolf

    Zusatzinformation:
    Zur Person
    Ministerpräsident Armin Laschet (56) ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. Er wohnt in Aachen. Seit 9. Juni 2010 ist er Abgeordneter des Landtags Nordrhein- Westfalen. In der 16. Wahlperiode war er von 2013 an Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion. Laschet war von 1994 bis 1998 Mitglied des Deutschen Bundestags und von 1999 bis 2005 Mitglied des Europäischen Parlaments. Seit 2008 ist er Mitglied des CDU-Bundesvorstands, seit 2012 stellvertretender Vorsitzender der CDU Deutschlands.

    ID: LI170818

  • Porträt: Holger Müller (CDU).
    Porträt
    S. 15 in Ausgabe 1 - 31.01.2017

    Den Entschluss, für den NRW-Landtag zu kandidieren und damit aus seinem bisherigen Hobby Politik seinen Beruf zu machen, fasste Holger Müller an einem Morgen im Herbst 2004 auf dem Weg vom Badezimmer zum Frühstückstisch. Der damals 57-Jährige war mit den Vertretern seiner Partei, der CDU, die sich um einen Sitz im Landesparlament bewarben, nicht glücklich und beschloss zu früher Morgenstunde, es selbst zu versuchen. Als erstes informierte er seine Frau, anschließend die örtlichen Parteigremien und wenige Wochen später wurde der Tourismusexperte und Manager am Flughafen Köln/Bonn als Kandidat der CDU im Rheinisch-Bergischen Kreis aufgestellt und im Mai 2005 in den Düsseldorfer Landtag gewählt.
    Bis dahin war Müller nahezu ausschließlich in der Kommunalpolitik aktiv gewesen, in seiner Heimatgemeinde Rösrath und im Kreistag in Bergisch Gladbach, in den er bislang neun Mal direkt gewählt wurde. Dabei war der in der Dorfgemeinschaft überall engagierte Müller eher durch Zufall zur Politik gekommen. Als Jugendlicher galt sein ganzes Interesse dem Sport und dabei in erster Linie dem Fußball. Während seines Jura-Studiums in Köln Ende der 1960er-Jahre sprach ihn eines Tages ein führender CDU-Politiker seiner Heimatgemeinde an und forderte ihn auf, er müsse jetzt in Rösrath einen Ortsverband der Jungen Union (JU) ins Leben rufen. Aber er habe doch gar keine Ahnung von Politik, hielt ihm Müller entgegen, doch das ließ der CDU-Mann nicht gelten: "Du machst das schon."
    Nach seinem Motto "Ganz oder gar nicht" war Müllers Aufstieg in der Politik von da an unaufhaltsam. Schon nach zwei Jahren war er JU-Vorsitzender in seinem Heimatkreis, 1975 wurde er Vizechef der CDU im Rheinisch-Bergischen Kreis, gehörte von 1975 bis 2004 mit fünfjähriger Unterbrechung dem Rat in Rösrath an und engagierte sich bei den Jungen Christdemokraten auf europäischer Ebene. Beruflich hatte sich Müller nach dem abgeschlossenen Jurastudium als Touristikkaufmann selbstständig gemacht, der größte Teil der Freizeit gehörte dem Sport, aktiv als Fußballer bei Union Rösrath und als Jugendtrainer, passiv als Vereinsvorsitzender, Fan des 1. FC Köln und der deutschen Fußballnationalmannschaft, der er bereits neun Mal zu Weltmeisterschaften gefolgt ist, "auf eigene Kosten", wie er in seiner Muttersprache Kölsch versichert.
    Im Landtag kann er "aufgrund einer glücklichen Fügung", wie er selbst sagt, die Hobbys Sport und Politik miteinander verbinden. Müller sitzt im Sportausschuss und ist sportpolitischer Sprecher seiner Fraktion, pflegt die Beziehungen zum Landessportbund und kämpft dafür, dass dem Schulsport die notwendige Bedeutung zugemessen wird. In den Stundenplänen stünden zwar 3 Sportstunden, gegeben würden allerdings im Durchschnitt nur 2,1. Fachlehrer für Sport gebe es in den ersten Klassen fast überhaupt nicht und daran habe sich, so klagt Müller, in den letzten Jahren nichts geändert, egal, welche Partei die Schulministerin stellte. Dabei sei die Notwendigkeit, schon bei den jüngsten Schülern sportliche Tätigkeiten zu fördern, bei Medizinern und Pädagogen unbestritten.

    "Einmal in die Südsee"

    Bei der nächsten Landtagswahl am 14. Mai diesen Jahres tritt Müller wieder als Direktkandidat der CDU an, mit dann fast 70 Jahren der älteste seiner Partei im ganzen Land. Probleme sieht Müller dabei nicht: "Meine Altersklasse ist die größte geschlossene Wählergruppe im ganzen Land." Wenn er wiedergewählt wird, will er sich neben seinen ständigen Themen Sport und Kommunalpolitik stärker den Problemen seiner Generation widmen. Es gebe viele über 65-Jährige, die wie er nach dem Ausscheiden aus dem Erwerbsleben nicht den ganzen Tag zu Hause sitzen wollten, ist Müller überzeugt. Die Menschen wollten noch etwas tun und das nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen. Der Einstieg in die sogenannte Flexi-Rente weist nach seiner Überzeugung in die richtige Richtung.
    Unabhängig vom Ausgang der Landtagswahl möchte sich der ehemalige Touristikkaufmann noch einen Wunsch erfüllen, zu dem ihm bislang die Zeit fehlte. "Ich möchte einmal in die Südsee reisen, da bin ich noch nie gewesen. Und wenn ich gesund bleibe, mache ich das auch."
    Peter Jansen

    ID: LI170119

  • Porträt: Rainer Spiecker (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 8 - 11.10.2016

    Rainer Spiecker ist ein Unikat. Als praktizierender Handwerks-Unternehmer ist er einzigartig in der CDU-Fraktion - und das gleich unter mehreren Aspekten. Neben seinem Landtagsmandat muss er den 15 Mitarbeiter starken Betrieb in Wuppertal managen. Das prägt. Die Verantwortung für die Beschäftigten und für hochwertige Produkte zieht sich als Leitschnur durch sein Handeln. Als Nischenfabrikant, der Gürtel und Hosenträger anbietet, muss er sich auf dem Markt behaupten, die Zeichen der Zeit früh genug erkennen, um daraus künftige Entwicklungen ableiten und gestaltend tätig sein zu können.
    "Ich bin ein richtiger kleiner Gewerbetreibender", beschreibt der 55-Jährige seine Tätigkeit. "Wir wollen die Kontrolle über die Produkte behalten", erklärt er, warum er die Herstellung der Erzeugnisse nicht längst in ein Billiglohnland verlagert hat. "Nur mit qualifiziertem Personal können wir qualitätsvolle Waren herstellen", sagt Spiecker - und diese Einschätzung klingt wie selbstverständlich, unumstößlich und unwiderlegbar.
    "Politik ist ein Geben und Nehmen. Und man muss zuhören können - aber das tun die wenigsten", sagt der Wuppertaler. Die Widersprüche zwischen Anspruch und Wirklichkeit in der Politik sind ihm sehr vertraut: Da wird der Mittelstand - also die Vielzahl der kleinen und etwas größeren Firmen - zwar als Rückgrat der Wirtschaft gelobt, aber die Leistung nicht entsprechend honoriert. "Bei der CDU bin ich am besten aufgehoben", versichert Spiecker. Als handwerkspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion und Mitglied der Enquetekommission "Zukunft von Handwerk und Mittelstand in Nordrhein- Westfalen gestalten" des Parlaments will der Vater von zwei Kindern Akzente setzen: "Da stellen wir inhaltliche Weichen für das Handwerk der Zukunft - und wie es sich aufstellen muss."
    Kritik war die Initialzündung für sein politisches Engagement: "Die Mengenlehre von Jürgen Girgensohn hat mich wahnsinnig gemacht", erinnert sich der 55-Jährige an den Anlass für den Eintritt in die Junge Union und wenig später in die CDU. "Stopp Koop" - also der heftige Widerstand gegen die Vorform der Gesamtschule 1978 - mündete in das bisher einzig erfolgreiche Volksbegehren in NRW. 3,6 Millionen NRW-Bürger unterschrieben gegen die neue Schulform - 1,2 Millionen mehr als erforderlich.
    In den 1911 gegründeten Familienbetrieb zog es Spiecker vor 40 Jahren keineswegs: Nach der Realschule machte er seine "Liebhaberei für Pralinen und Kuchen" zum Beruf, wurde 1982 mit 23 Jahren einer der jüngsten Konditormeister, aber dann zwang ihn eine Mehlstaub-Allergie zum Berufswechsel. 1985 stieg er - nach mehreren Praktika in verschiedenen Textilunternehmen in Deutschland - in die Firma ein. Seit 2000 ist er Geschäftsführer, so dass sein Arbeitstag ein stetiges Pendeln zwischen Profession und Politik ist.
    Die beruflichen und politischen Erfahrungen ergänzen und bereichern die Arbeit, versichert der Chef. "Den kleinen Unternehmen in Deutschland muss man die Luft zum Atmen und Leben lassen", lautet sein wichtigstes Ziel. Er lehnt das Tariftreue- und Vergabegesetz ebenso wie das Mittelstandsgesetz ab. Aber selbstverständlich ist für ihn, dass für faire und anständige Arbeit auch gerechte Löhne gezahlt werden müssen. Da ist er sein eigener Maßstab des Handelns.
    Mit Augenmaß, Zurückhaltung und Zielstrebigkeit verfolgt Spiecker seine politische Arbeit: Langsam, aber stetig diente er sich in der Wuppertaler CDU nach oben. Seit zwei Jahren ist er Chef des christdemokratischen Kreisverbandes im sozialdemokratisch dominierten Wuppertal. Da sind die Chancen auf ein Direktmandat eher unrealistisch. 2012 zog der Unternehmer mit Platz 42 der Reserveliste in den Landtag ein. Für die nächste Legislaturperiode ist der Grundstein bereits gelegt: Mit 98 Prozent der Stimmen wurde er zum Kandidaten gekürt. Das Ergebnis ist wohl auch seinem Fleiß geschuldet: Bei drei SPD-Landtagskollegen muss der 55-Jährige ständig als Einzelkämpfer unterwegs sein, um Flagge für die CDU zu zeigen.
    Rainer Barzel, der redegewandte Gegenspieler des früheren Bundeskanzlers Willy Brandt (SPD), ist das politische Vorbild von Spiecker: "Er hat eine klare Ausrichtung gehabt", bewundert er noch heute dessen politisches Wirken. Als politischen Wegbegleiter weiß er den Wuppertaler Bundestagsabgeordneten Peter Hintze an seiner Seite, der verschiedene Ämter in der Bundesregierung und in der Partei ausübte, ehe er Bundestagsvizepräsident wurde. Wie er pflegt Spiecker die leisen Töne in der Politik: "Man muss nicht poltern, um Erfolg in der Politik zu haben."
    Robert Vornho

    ID: LI160819

  • Porträt: Claudia Middendorf (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 5 - 14.06.2016

    Das gewinnende Lachen ist typisch: Claudia Middendorf verkörpert eine lebensbejahende Einstellung. Die 47-jährige Dortmunderin ist zupackend - und den Menschen zugewandt. "Ich bin die Kümmerin für meine Stadt", sieht sich die CDU-Landtagsabgeordnete als "Kind des Ruhrgebiets" in der Selbstverpflichtung, ganz nah bei den Menschen zu sein. "Ruhris haben eine feine Antenne und ein gutes Gespür", berichtet die Christdemokratin über ihre Erfahrungen und Eindrücke, die sie bei ihren regelmäßigen Begegnungen mit den "Pott"-Bürgern gesammelt hat. "Es muss ehrlich gemeint sein, sonst merken es die Menschen", setzt sie auf Aufrichtigkeit und Nähe. Diesen Anspruch praktiziert sie seit 2012 und pflegt deshalb ihr Veranstaltungsformat "Politik vor Ort", etwa bei regelmäßigen Besuchen auf Marktplätzen. Ihr größtes politisches Anliegen verwirklicht sie im Parlament als Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion im Petitionsausschuss. "Da ist man wirklich bei den Menschen", ist sie froh, ganz persönliche Probleme von Hilfesuchenden aufgreifen und - zumindest häufig - lösen zu können.
    Wie ist es zu erklären, dass eine junge Frau, die in der "Herzkammer der Sozialdemokratie" groß geworden ist, ihre politische Heimat bei den Konservativen gefunden hat? Ihr Vater hatte eine Schlüsselfunktion: Vier Jahrzehnte war er kommunalpolitisch aktiv. Das prägte, zumal ihre Mutter starb, als sie gerade erst elf Jahre zählte und häufig ihren Vater begleitete. Ihr sei der Auftrag, etwas für die Menschen unternehmen zu müssen, sozusagen in die Wiege gelegt worden. Folgerichtig startete sie ihren Weg in die Politik 1995 als sachkundige Bürgerin im Kinder- und Jugendausschuss des Dortmunder Rats. Zehn Jahre zuvor hatte sie bereits als Jugendleiterin bei der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) Erfahrungen sammeln können, wie die Interessen ihrer Klientel vertreten werden.
    Das Interesse an Jugendthemen ergab sich auch aus der beruflichen Tätigkeit: Nach der Ausbildung als Erzieherin bildete sich Claudia Middendorf weiter und schaffe vor inzwischen 21 Jahren den Abschluss als Diplom-Sozialpädagogin. "Man muss sich stark machen für Kinder und Jugendliche - besonders in Dortmund", kennt die Christdemokratin die Herausforderungen in ihrer Heimatstadt, die stark vom Strukturwandel geprägt war - und bleibt.
    Ihr vom christlichen Menschenbild beeinflusstes Grundverständnis ("Der Mensch steht im Mittelpunkt meiner Arbeit.") führte sie folgerichtig in die Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft (CDA). "Absolut faszinierend" findet die 47-Jährige die Tätigkeit von Ex-CDU-Landtagsfraktionschef Karl-Josef Laumann, der für sie ein politisches Vorbild ist. Den größten Einfluss hat indes ihr Vater ausgeübt. Sein Wohl war ihr Verpflichtung, denn zwölf Jahre lang hat sie ihn zu Hause gepflegt, ihm einen Großteil ihrer Aufmerksamkeit gewidmet. Um der besonderen Verantwortung gerecht zu werden, hat sie - im Einvernehmen mit ihrem Mann - sogar den eigenen Kinderwunsch unerfüllt gelassen. Halbe Sachen sind keine Sache für die Westfälin, die sich als Vertreterin des Dortmunder Stadtteils Hörde sieht. Einst Stahlstandort, jetzt mit dem Phönix-See ein Synonym für die Veränderung zugunsten von Dienstleistungen und Freizeit - das hat die die Christdemokratin vor der Haustür gelehrt, was Veränderung bedeutet. Trotz der beinahe historischen Überlegenheit des politischen Mitbewerbers SPD hat Claudia Middendorf die Hoffnung auf einen Sieg nie aufgegeben: "Träume und Wünsche darf man doch haben", verweist sie darauf, dass die letzte Wahl für das Dortmunder Oberbürgermeisteramt denkbar knapp ausgegangen ist. Da ihr Gegenkandidat, Ex-NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD), nicht erneut antritt, könnten ihre Chancen besser sein.
    Glück hatte die Christdemokratin, als sie 2009 für den Abgeordneten Rudolf Henke in den Landtag nachrückte und zehn Monate lang erfahren hat, was Regierungsverantwortung bedeutet. Auf Platz 18 der CDU-Reserveliste abgesichert, zog sie 2012 erneut ins Landesparlament ein. Die erste Hürde für die Fortsetzung des Mandates hat die Hörderin bereits genommen: Bei nur einer Gegenstimme wurde sie zur CDU- Kandidatin in ihrem Wahlkreis nominiert. "Der Kreisverband trägt mich absolut positiv mit", freut sie sich über - den nicht immer selbstverständlichen - Rückhalt in der eigenen Partei. Beinahe wäre sie dort nie gelandet, denn als junge Frau habe sie - vor dem Hintergrund des geliebten sozialen Engagements - sogar überlegt, Nonne zu werden.
    Robert Vornholt

    ID: LI160519

  • Porträt: Josef Wirtz (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 1 - 02.02.2016

    Bodenständig, ergebnisorientiert und unaufgeregt - diese Eigenschaften beschreiben das Wirken von Josef Wirtz. Der 65-jährige Landwirtschaftsmeister und CDU-Landtagsabgeordnete ist kein Lautsprecher, sondern ein Politiker mit Beharrlichkeit und klarem Kompass. In bäuerlicher Tradition stehend, hat der 1950 in Inden-Schophoven geborene Christdemokrat den rasanten Strukturwandel in der Landwirtschaft und die gravierenden Veränderungen durch den Braunkohletagebau miterlebt - und daraus seine Konsequenzen gezogen.
    "Einfach war es nicht", kommentiert Wirtz seine Entscheidung, den aktiven Betrieb des vom Großvater vor 116 Jahren aufgebauten Hofes 2013 einstellen zu müssen. Die berufliche Neuorientierung hatte er zuvor bereits eingeleitet, als er 1990 die intensive Milchviehhaltung aufgab, sich anschließend mit Beschäftigungen in der Jülicher Zuckerfabrik und danach in einem Maschinenring ein zweites Standbein aufbaute. Seine beiden Kinder hatten die Neuausrichtung mitgeprägt, denn sie wollten die Hofnachfolge nicht antreten.
    "Ich war immer entscheidungsfreudig und habe nicht lange gefackelt", befindet der Rheinländer, der westfälische Tugenden wie Verlässlichkeit und Vertrauen für selbstverständlich erachtet. "Wenn ich mein Wort gegeben habe, dann war das so", wählt Wirtz das Beispiel des mündlich verhandelten Kaufs eines Schleppers, der wie selbstverständlich per Handschlag besiegelt wurde. "Deutschland und sein Papier", seufzt der Ex-Landwirt und lässt keine Zweifel aufkommen, dass ihm Bürokratie und Bevormundung ein Gräuel sind. "Ich habe etwas gegen Reglementierungen", kritisiert er als Mitglied des Landtagsausschusses für Natur und Umwelt, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, dass beispielsweise immer mehr Vorgaben für die Bewirtschaftung der Böden gemacht werden Überdüngung führe zu Ertragsverlusten, setzt er auf die Natur als Regulator. Zu viel Stickstoff fürs Getreide führe zu geringeren Ernten, glaubt der Praktiker an pragmatische Lösungen. "Ich setze auf Kooperationen mit den Wasserverbänden", befindet er zum Dauerbrenner-Thema Wasserbelastung durch zu hohe Nährstoffkonzentrationen.# Mehrere Jahrzehnte hat Wirtz in der Kommunalpolitik mitgemischt und konnte mit Sachargumenten mitgestalten. "Das geht hier nicht so gut", bedauert der Christdemokrat, der 2005 und 2010 direkt in den Landtag gewählt wurde, weniger Einflussmöglichkeiten. "Das war hart", kommentiert er die Entscheidung der Wähler, die ihm 2012 - bei der landesweit herben Niederlage für die CDU - das Direktmandat knapp verweigerten. "Ich neige dazu aufzuhören", beschreibt der 65-Jährige die aktuelle Entscheidungsfindungsphase, ob er nochmals für den Einzug ins Parlament kandidieren will. Anfang März will er die Frage geklärt wissen, aber die Tendenz ist bereits eindeutig. Damit bliebe er seiner Linie, stets für klare Verhältnisse sorgen zu wollen, treu.
    Das gilt auch für seinen Politikstil: "Ich führe lieber persönliche Gespräche", setzt er ein Gegengewicht zur Kommunikation über soziale Netzwerke im Internet. "Da wäre ich nicht authentisch", ist er lieber im Wahlkreis immer zur Stelle, wenn er gebraucht wird. Wichtig ist ihm, unabhängig handeln zu können. Das gilt besonders für sein Engagement im Unterausschuss Bergbausicherheit, in dem er sich besonders für die Streitschlichtung in Schadensfällen einsetzt.

    Werbung für Demokratie

    Ein Erlebnis hat den Landwirt besonders beeindruckt: Als Mitglied der Bundesversammlung hat er sich die Aussage von Bundespräsident Joachim Gauck, der seine Wahl als Verpflichtung zur Werbung für die Demokratie wertete, zu Herzen genommen. Es sei Aufgabe jedes Abgeordneten, sich immer für die Demokratie einzusetzen und vor allem junge Menschen dafür zu begeistern, sieht er sich in einer freiwilligen Pflicht.
    Der Familienmensch Wirtz, der inzwischen in Jülich lebt, ist in seiner Freizeit Fußballfan und häufiger Gast bei Spielen in der Mittelrheinliga. "Meine heimliche Liebe ist Alemannia Aachen", sagt der 65-Jährige fast ein wenig verschämt, aber dennoch nicht ohne tiefe Verbundenheit. Und was macht der naturverbundene Landwirt, wenn er sich abseits von Berichten, Vorlagen und anderem Papierkram mal so richtig austoben will? "Dann helfe ich meinem Neffen bei der Getreideernte." Und die fällt - zeitlich gerade richtig - in die Sommerpause des Parlaments.
    Robert Vornholt

    ID: LI160119

  • Persönlich: Ina Scharrenbach (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 8 - 10.11.2015

    Wenn es nach Ina Scharrenbach geht, gäbe es den Ausschuss für Frauen, Gleichstellung und Emanzipation in seiner jetzigen Form nicht. Die 39-Jährige ist zwar stellvertretende Vorsitzende dieses Gremiums. Die dort zu behandelnden Themen hält die CDU-Politikerin aber für so wichtig, dass sie nicht in einem speziellen, sondern in allen Ausschüssen angesprochen werden müssten. "Ich halte es für fatal, dass die Frauenund Gleichstellungspolitik in einen Sonderausschuss ausgegliedert wird", sagt Scharrenbach. "Es müssen sich alle Abgeordneten mit diesen Belangen auseinandersetzen. Es kann nicht sein, dass sich nur Frauen mit Frauenthemen beschäftigen." Bis es so weit ist, arbeitet Scharrenbach aber wie bisher im Ausschuss mit.
    Seit 2012 sitzt die Christdemokratin als Abgeordnete im nordrhein-westfälischen Landtag. Damals zog sie über die Landesliste der CDU ins Parlament ein. Ihr Wahlkreis in der Heimatstadt Kamen ging traditionell an die SPD. Scharrenbach selbst spricht von "einem der rötesten Wahlkreise in Nordrhein-Westfalen". Dennoch entschied sie sich in jungen Jahren für die "Schwarzen". "Die CDU hatte damals unter der Kanzlerschaft von Helmut Kohl sehr stark das Prinzip ‚Leistung muss sich lohnen‘ vertreten. Und da meine Eltern selbstständig sind, passte diese Auffassung zu meinen Grundsätzen sehr gut." Mit 19 Jahren trat Scharrenbach daher 1995 in die Kamener Junge Union ein und fand nur ein Jahr später den Weg zur CDU. Im Jahr 1999 wurde sie dann in den Stadtrat gewählt und ist dort seitdem ununterbrochen Mitglied - mittlerweile auch Vorsitzende der CDU-Fraktion.
    Die Entscheidung, die Politik zum Beruf zu machen, fiel im Frühjahr 2012 mit der vorgezogenen Neuwahl. "Das Interesse, hauptberuflich Politik zu machen, war schon länger da", erinnert sie sich. Da der Wahlkreis neu besetzt werden musste, ergab sich somit eine gute Gelegenheit. Von ihrem bisherigen Job in einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ist die gelernte Bankkauffrau und Diplom-Betriebswirtin seitdem freigestellt. Auch innerhalb der Partei konnte sie in der Zeit Karriere machen. Seit 2011 ist Scharrenbach stellvertretende Landesvorsitzende der Frauen-Union NRW und Vize-Kreisvorsitzende der CDU im Kreis Unna. Im Jahr darauf wurde sie zur stellvertretenden Landesvorsitzenden der nordrhein-westfälischen CDU gewählt.
    Von ihrer Erfahrung aus der Kommunalpolitik glaubt Scharrenbach, im Landtag so einiges nutzen zu können. "Der Kamener Stadtrat ist wirklich ‚kampferprobt‘. Das ist eine sehr gute Schule für das Parlament hier", sagt sie. Auch das Wissen darum, wie Gesetze, die auf Landesebene beschlossen werden, in den Kommunen umgesetzt werden müssen, sei hilfreich. "Es ist immer gut, wenn man hier nicht mit einem Nullwissen ankommt." Im Vergleich zwischen den beiden Ebenen wünsche sie sich in den Landtagsdebatten aber ab und zu mal "ein bisschen mehr Pep". "Im Stadtrat geht es da schon eher mal zur Sache."

    "Immer im Dienst"

    Grundsätzlich sagt Scharrenbach: "Wir sind in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern auf einem sehr hohen Stand der Gleichstellung angekommen." Dennoch gäbe es noch einiges zu tun. "Ich glaube, wir müssen mal aufrichtiger über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sprechen. Trotz vieler Angebote haben viele Familien da große Schwierigkeiten." So sei es zum Beispiel ein Problem, wenn Kindertagesstätten bereits ab 16 Uhr geschlossen hätten, die Eltern um diese Zeit aber noch nicht im Feierabend seien und ihre Kinder nicht abholen könnten. Auch das Thema Frauen im öffentlichen Dienst und in öffentlichen Gremien müsse noch stärker fokussiert werden. So ist die CDU-Politikerin zum Beispiel für eine Frauenquote in öffentlichen Aufsichtsgremien.
    Abseits der Gleichstellungspolitik beschäftigt sich die Christdemokratin aber auch mit anderen Themen. So sitzt Scharrenbach noch in den Ausschüssen für Familie, Kinder und Jugend sowie für Haushalt und Finanzen. Und als Sprecherin der CDU im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur WestLB hat sie noch eine weitere arbeitsintensive Aufgabe. Möchte sie vom politischen Alltag mal abschalten, geht Scharrenbach gerne wandern oder unternimmt Touren mit dem Fahrrad. Doch selbst in Gesprächen mit Bekannten und Freunden gehe es dann irgendwann doch um das Thema Politik. "Als Abgeordnete ist man eben immer im Dienst."
    Christian Wolf

    ID: LI150824

  • Persönlich: Axel Wirtz (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 5 - 29.06.2015

    Wenn Axel Wirtz seine Post durcharbeitet, geht es meistens sportlich zu: Da stapeln sich Einladungen zu Fußballspielen, Turnveranstaltungen, Kanuwettbewerben oder Reitevents. In Sachen Sport ist der CDU-Politiker ein bekanntes Gesicht in NRW. Schließlich sitzt Wirtz seit 2005 dem Sportausschuss im Landtag vor und hat die Sportpolitik des vergangenen Jahrzehnts mitgeprägt. Die Nähe zum Sport stammt aus dem privaten Bereich. In seiner Heimatregion Aachen engagierte sich der junge Axel Wirtz in vielen Bereichen und war mehr als 15 Jahre lang Fußballschiedsrichter bis hoch zur Oberliga. "Mit meinen Erfahrungen der Vereins- und Verbandsstruktur war es naheliegend, dass ich in den Sportausschuss gehe", sagt Wirtz.

    Christlich geprägtes Elternhaus

    Sowieso war so einiges naheliegend im bisherigen Leben des 58-Jährigen. Mit 14 Jahren trat er als Schüler in die Junge Union ein und wurde zwei Jahre später CDU-Mitglied. Eine andere Partei sei damals nicht in Betracht gekommen, erinnert sich Wirtz. "Durch mein christlich geprägtes Elternhaus und familiäre Beziehungen zum damaligen CDU-Bürgermeister in meiner Heimatgemeinde Gressenich kam gar nichts anderes als die CDU infrage." Der Wunsch, konkrete Dinge im eigenen Umfeld durchzusetzen, habe ihn in die Politik geführt. Nur zwei Jahre nach dem Parteieintritt wurde Wirtz Mitglied im CDU-Stadtverbandsvorstand Stolberg sowie im Kreis- und Stadtverbandsvorstand der Jungen Union. Es folgten zehn Jahre als Vorsitzender der Stolberger CDU (1989 bis 1999) und 30 Jahre im Rat der Stadt Stolberg (1984 bis 2014). Vorsitzender des Kreisverbandes Aachener Land ist Wirtz seit 1999. Zu diesem Zeitpunkt saß er schon fünf Jahre lang im Kreistag des damaligen Kreises Aachen, dem heutigen Städteregionstag Aachen. Zu all diesen Ämtern sagt Wirtz selbst: "Da bin ich im Laufe der Jahre so hineingewachsen."
    Noch ist die Politik für Wirtz in diesen Jahren ein Hobby - wenn auch eines, das sehr viel Zeit in Anspruch nimmt. "Ich war irgendwann nur noch halbtags im Büro und habe die andere Hälfte Politik gemacht", erinnert er sich. Als Sachbearbeiter im Schul-, Kultur- und Sportamt der Stadt Stolberg hatte Wirtz seine berufliche Karriere begonnen und wechselte 1981 als Dipl.-Verwaltungswirt an die RWTH Aachen. Doch dann war eine Entscheidung nötig. "Wenn man so viel Kommunalpolitik macht, steht man irgendwann an einer Schwelle: Entweder wird das Engagement zurückgefahren oder die hauptberufliche Schiene eingeschlagen." Wirtz entschied sich für Letzteres. 1995 klappte es noch nicht mit einem Landtagsmandat. Doch dann, im Jahr 1999, gelang es. Die Kommunalwahl endete für die CDU mit der Übernahme zahlreicher Rathäuser, sodass Landtagsmandate nachbesetzt werden mussten. Einer der Nachrücker war Wirtz.
    Blickt der dreifache Familienvater auf seine bislang 16 Jahre im Landtag zurück, hebt er vor allem die schwarz-gelbe Regierungszeit zwischen 2005 und 2010 hervor. "Die Zeit, in der wir die Mehrheit besaßen, hat schon Spaß gemacht. Da konnte das ein oder andere Vorhaben viel konkreter umgesetzt werden", sagt er. Die Landespolitik habe sich aber auch so verändert in den vergangenen Jahren. Die Parteipolitik stehe viel mehr im Vordergrund, manche Auseinandersetzungen würden herbeigeredet. "Ich empfinde es so, dass es die letzten Jahre härter geworden ist", meint Wirtz. Dennoch gehe er jeden Tag mit Spaß an die Arbeit.
    Wohl auch, weil sein Ausschuss ein etwas anderes Miteinander pflegt. "Wir sagen immer, die Sportfraktion ist die sechste Fraktion im Parlament, weil die Sportler alle zusammenhalten." Der Sportausschuss sei eher ein Gremium, in dem die parteipolitische Auseinandersetzung größtenteils eine untergeordnete Rolle spiele. Für ihn eines der wichtigsten Themen sei der Schulsport. Die Schnittstelle zwischen Vereinen und Schule müsse besser werden, auch angesichts von immer mehr Ganztagsangeboten.
    Auch weil die familiäre Unterstützung für die zeitraubende politische Tätigkeit weiterhin da ist, sieht Wirtz das Ende seiner parlamentarischen Laufbahn mit Blick auf die Wahl in zwei Jahren noch nicht gekommen. "Wenn ich von den Leuten verlange, dass sie bis 67 arbeiten, dann kann ich das nicht anders machen."
    Christian Wolf

    ID: LI150519

  • Persönlich: Friedhelm Ortgies (CDU).
    Porträt
    S. 23 in Ausgabe 11 - 17.12.2014

    Borstenvieh und Schweinespeck? Das ist und war sicher nicht sein "idealer Lebenszweck" - obwohl ihm der Beruf des Bauern in die Wiege gelegt worden war. Doch schon als junger Mann Anfang 20 hatte sich der CDU-Landtagsabgeordnete Friedhelm Ortgies (64) aus Rahden (Minden-Lübbecke) neben der Aufzucht von Schweinen und Ackerbau im elterlichen Betrieb vor allem der Politik verschrieben.
    Sein Berufsweg als Landwirt schien vorgezeichnet. Als Kind half er auf dem Hof der Eltern. Ortgies‘ Vater starb, als der Junge zehn Jahre alt war. Die Mutter konnte mithilfe des Großvaters den Hof weiter bewirtschaften. Nach der Realschule lernte der junge Ortgies den Beruf des Landwirts von der Pike auf, legte 1974 die Prüfung zum Landwirtschaftsmeister ab.
    Bereits vier Jahre zuvor hatte ihn der Kreisvorsitzende der Jungen Union für die Mitarbeit in der CDU gewinnen können. Mit 24 Jahren wurde er in den Stadtrat seiner Heimatstadt Rahden gewählt und startete die "Ochsentour": Mit den Jahren arbeitete er sich zum Ortsvorsteher und CDU-Fraktionsvorsitzenden in Rahden empor. In seiner Gemeinde mit rund 16.000 Einwohnern hatte stets die CDU das Sagen, doch bei wichtigen Entscheidungen, wie etwa der Gründung eines Gymnasiums im Jahr 1995, habe man mit der SPD gegen große Widerstände an einem Strang gezogen. Die Gründung des Gymnasiums sei einer der wichtigsten Entscheidungen für Rahden gewesen.
    Vor der Landtagswahl im Jahr 2000 sah schließlich Ortgies seine Chance, die politische Bühne zu wechseln. Die bisherige CDU-Landtagsabgeordnete trat nicht mehr an, und die Partei suchte einen Nachfolger. Viele Jahre hatte er als Wasserträger den Wahlkampf von anderen besorgt. "Warum machst du es nicht für dich selbst?", habe er sich damals gefragt.
    Im Wahlkampf schien die Aussicht auf ein Direktmandat zunächst gut. Bis die Kohl-Spendenaffäre dazwischenplatzte, in deren Folge die Umfrageergebnisse nicht nur in seinem Wahlkreis für die Union in den Keller stürzten. "Ich hatte keine Hoffnung mehr", sagt Ortgies. Aber dann die Überraschung zum Wahltag, am 13. Mai 2000, einen Tag nach seinem 50. Geburtstag: Mit 300 Stimmen Vorsprung reichte es für das Direktmandat. Das Ergebnis erfuhr er von seinem SPD-Konkurrenten. Der hatte ihm telefonisch gratuliert, während er selbst zu Hause in Erwartung der Niederlage mit seinen Parteifreunden Trübsal geblasen hatte.
    Seit dieser Wahl ist Ortgies im Landtag und für Umwelt und Agrarpolitik im Düsseldorfer Parlament zuständig. Seit 2010 ist er Vorsitzender des Ausschusses für Klimaschutz, Umwelt, Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.
    Als gelernter Landwirt störe ihn zuweilen, dass Sachpolitik in seinem Bereich von Ideologie überlagert werde. Dazu gehöre auch die "einseitige Sichtweise auf Biobetriebe", klagt Ortgies. "90 Prozent der anderen landwirtschaftlichen Betriebe fallen bei einer solchen Betrachtungsweise unter den Tisch." Geradezu auf die Palme bringt es ihn, wenn Prominente wie Claus Hipp oder Weingutsbesitzer Günther Jauch Ratschläge gäben. "Die Millionäre erzählen uns, wie es geht", ätzt Ortgies. Fachleute seien die besseren Ratgeber.
    Im Landtagsausschuss gehe es manchmal lebhaft, "aber nie verletzend zu", lobt Ortgies den kollegialen Stil. In Zukunft seien Verbesserungen beim Hochwasserschutz am Rhein geboten. Probleme seien seit Jahren bekannt, doch es werde zu wenig gehandelt. Deiche müssten erhöht und weitere Rückstaubecken angelegt werden. Großen Handlungsbedarf sieht Ortgies auch beim Thema Bauen auf dem Land. Hier müssten rechtliche Möglichkeiten geschaffen werden, auf früheren Höfen Wohnungen zu errichten.
    Der Abgeordnete hofft auf Konsens in diesen Fragen. Ohnehin ist er ein bodenständiger Politiker, der nicht den großen Auftritt sucht. Als Familienmensch nutzt er die knappe Zeit, die ihm für die Familie und vor allem für die fünf Enkel bleibt. Tennis und Grillen mit Freunden in seiner Scheune sowie regelmäßige Touren mit den Rennrad gehören zu den Vergnügen, die sich Ortgies gönnt - wenn nicht gerade wieder eine Plenarwoche den privaten Rhythmus durcheinander bringt.
    Denn Ortgies hat den "längsten Anfahrtsweg aller Abgeordneten" zum Düsseldorfer Parlament. Hin und zurück sei er sieben Stunden mit dem Zug unterwegs. Kein Wunder: In Rahden/Preußisch-Ströhen liegt geografisch der nördlichste Punkt des Landes Nordrhein-Westfalen. Auf einer historischen Schullandkarte mit den Gebietsgrenzen von 1815 an der Bürowand im Landtag zeigt er Gästen gerne die Entfernung, die er vom ehemaligen preußischen Fürstentum Minden bis in die Landeshauptstadt zurücklegen muss. Seine Freude am Abgeordneten-Dasein trübt dies kaum. Wenn es zu stressig wird, übernachtet er in Düsseldorf.
    Heinz Tutt

    ID: LI141119

  • Portrait: Margret Voßeler (CDU).
    Porträt
    S. 23 in Ausgabe 9 - 05.11.2014

    Wenn sie die Liste ihrer beruflichen, politischen und ehrenamtlichen Aufgaben und Ämter sieht, ist Margret Voßeler selbst ein wenig erschrocken. Zu Hause in Issum am Niederrhein führt sie mit Tochter Birte einen Bauernhof mit Ackerbau und Schweinemast, in Düsseldorf sitzt sie im Landtag, leitet den Ausschuss für Familie, Jugend und Kinder und gehört dem Ausschuss für Umwelt, Verbraucherschutz und Landwirtschaft an. Sie ist Vorsitzende der Rheinischen Landfrauen und sitzt im Bundesvorstand der Organisation. Bis vor kurzem war sie obendrein noch stellvertretende Bürgermeisterin ihrer Heimatgemeinde und Presbyterin in der evangelischen Kirchengemeinde - zwei Aufgaben, die sie notgedrungen, aber ungern aufgegeben hat. Dabei wirkt die quirlige 57-Jährige alles andere als gehetzt, sie ist "Bäuerin mit Leib und Seele", sie ist gerne mit Menschen zusammen, entwickelt mit ihnen neue Ideen und versucht, sie für Politik zu interessieren. Als Abgeordnete sucht sie immer wieder das Gespräch mit den Bürgern und fühlt sich selbst dann im Dienst, wenn sie nur einkaufen geht. Durchaus glaubwürdig versichert die vielbeschäftigte Frau, dass sie all das, was sie sich auferlegt und tut, auch ausgesprochen gerne tut.
    Dabei ist Margret Voßeler in der Politik eigentlich eine Spätberufene. Aufgewachsen auf einem Bauernhof mit drei Generationen unter einem Dach, hat sie eine Ausbildung als Medizinisch-Technische Assistentin absolviert und einige Jahre in Kamp-Lintfort gearbeitet. Nach der Hochzeit mit einem Bauern stieg sie wieder in die Landwirtschaft ein und bildete sich zur Hauswirtschaftsmeisterin fort. Für sie war es immer selbstverständlich, sich ehrenamtlich zu engagieren, sei es in den Elterngremien von Kindergärten und Schulen, sei es bei den Landfrauen oder in der Kirche. Als ihr 2001 gestorbener Mann Ende der 90er-Jahre sein Ratsmandat aufgab, redete er ihr zu, an seiner Stelle zu kandidieren, dann seien Frauen und Landwirtschaft gut vertreten. 1998 trat Margret Voßeler dann auch in die Partei ein. Dass es die CDU war, stand für sie von vornherein fest, allein schon deshalb, weil, so sagt sie, die Union die Interessen des ländlichen Raums besonders im Auge hat.

    Bäuerin mit Leib und Seele

    Mindestens ebenso wichtig wie ihre politische Arbeit ist für Margret Voßeler ihre Verbandstätigkeit bei den Landfrauen. Mit einigem Stolz blickt sie auf das zurück, was in den letzten Jahren erreicht worden ist: die Entgeltpunkte in der Rente und und eine eigenständige Absicherung der Bäuerinnen im Alter. Mit großem Engagement kümmert sie sich jetzt mit dem Verband darum, die Alltagskompetenzen der Schüler weiterzuentwickeln. In Offenen Ganztagsschulen zeigen sie zum Beispiel den Schülern, was man in der Küche wie macht: vom Händewaschen vor dem Kochen bis zur Herstellung einfacher Gerichte. Großes Ziel ist die Einführung eines Fachs Verbraucherkompetenz an allen Schulformen, so wie es das Land Schleswig-Holstein vorgemacht hat. Im Landtag kümmert sich Margret Voßeler vorwiegend um die Themenbereiche, die ihr schon immer am Herzen gelegen haben, Familien und Landwirtschaft. Vor allem die Bauern nimmt sie gegen verbreitete Vorurteile in Schutz, sie beuteten rücksichtslos Tiere und Böden aus. "Ich bin davon überzeugt, dass die Landwirte in der ganz großen Mehrheit verantwortungsvoll mit der Natur umgehen." Sie selbst ist zwar nicht mehr täglich auf dem niederrheinischen Hof im Einsatz, aber wenn ihre Tochter mal ein freies Wochenende hat, dann kümmert sie sich um die Fütterung der Schweine und freut sich über gesunde Tiere.
    Nicht sehr glücklich ist sie über die Atmosphäre im Familienausschuss, dem sie seit 2010 vorsitzt. Das Klima sei sehr gereizt, hat sie den Eindruck und findet es schade, dass selbst kleinere Gesetzesänderungen meist an parteipolitischen Gegensätzen scheitern. Dabei denkt sie an einen gemeinsamen Antrag der drei Oppositionsparteien CDU, FDP und Piraten, nach dem Kinderärzte Informationen darüber austauschen dürfen sollen, wenn ihnen an einem Kind verdächtige Verletzungen wie Blutergüsse oder Wunden auffallen. Doch SPD und GRÜNE sagten Nein, sehr zum Bedauern von Voßeler. Ganz ohne gelegentliche Auszeiten von Politik und Engagement geht es allerdings auch bei Margret Voßeler nicht. Dann verbringt sie am liebsten ein paar Tage auf der ostfriesischen Insel Juist und braucht nichts außer langen Strandspaziergängen und ein interessantes Buch. Der nächste Juist-Urlaub mit Tochter, Sohn und deren Begleitung ist bereits für die Jahreswende geplant.
    Peter Jansen

    ID: LI140927

  • Portrait: Rita Klöpper (CDU).
    Porträt
    S. 23 in Ausgabe 5 - 14.05.2014

    Gekümmert hat sich Rita Klöpper schon immer um ihre Mitmenschen, da hat sie an eine politischen Karriere oder gar den Vorsitz im Petitionsausschuss des Landtags nicht einmal gedacht. In Frechen, wohin es sie nach den Jugendjahren in Köln verschlagen hatte, engagierte sie sich in der Kirchengemeinde, im Seniorentheater und in der Johanniter-Unfallhilfe, sie saß im Betriebsrat der Raiffeisenbank und mischte in Klassen- und Schulpflegschaften mit. Mitte der 90er-Jahre war die engagierte Frau den politischen Parteien in ihrem Heimatort aufgefallen und CDU und SPD fragten vorsichtig an, ob sie sich nicht vorstellen könnte, bei den Schwarzen bzw. Roten mitzumachen. Rita Klöpper war dem Ansinnen nicht abgeneigt, guckte sich Programme und Personen der örtlichen Parteiorganisationen an und fand, dass sie am besten bei der CDU aufgehoben sei.

    Von Partei angeworben

    1995 trat sie der Partei bei, wurde gleich als sachkundige Bürgerin in den Sozialausschuss des Frechener Stadtrats geschickt, und schon vier Jahre später kandidierte sie erfolgreich für den Rat und den Kreistag im Rhein-Erft-Kreis. Als wenige Jahre später eine langjährige CDU-Landtagskandidatin ankündigte, sie werde 2005 nicht mehr antreten, fragten die Parteioberen wieder bei Frau Klöpper an. Da die Kinder mittlerweile auf dem Sprung waren, das Elternhaus zu verlassen und die fröhliche Rheinländerin wieder mehr Zeit hatte, sagte sie zu, obwohl sie damals für einen Neuling schon das stattliche Alter von 61 Jahren erreicht hatte. "Aber ich habe eine Reihe von jüngeren Frauen gefragt - und eine Frau sollte es sein, die neben Jürgen Rüttgers und Michael Breuer in unserem Kreis aufgestellt wurde - aber keine hatte Lust. Beruf und Familie gingen vor", erzählt Rita Klöpper. Vielleicht fiel ihr die Entscheidung auch leicht, weil die Kandidatur aussichtslos erschien. Der Wahlkreis war fest in der Hand der SPD und sie selbst wurde auf den aussichtslosen Listenplatz 72 gesetzt. Doch der Wähler mischte am 22. Mai 2005 die Karten völlig neu, Rita Klöpper wurde mit großem Vorsprung direkt gewählt und kümmerte sich in den ersten fünf Jahren vor allem um die Verkehrs- und Baupolitik. Nachdem fünf Jahre später die CDU wieder in der Opposition landete und ihr damit traditionsgemäß der Vorsitz im Petitionsausschuss zufiel, war es für den damaligen Fraktionschef Karl-Josef Laumann keine Frage, dass er Rita Klöpper für diese Aufgabe vorschlug. "Ich glaube, da haben wohl meine spezielle Art und der rheinische Einschlag den Ausschlag gegeben", erinnert sie sich heute lachend.
    In ihrer Aufgabe als Vorsitzende des Ausschusses geht Rita Klöpper richtig auf, wie sie selbst sagt. Petitionsarbeit ist in ihren Augen "praktizierte Bürgernähe", alle Entscheidungen werden von den 25 Mitgliedern einstimmig getroffen, politische Auseinandersetzungen und Kontroversen bleiben vor der Tür. Im Ausschuss herrscht großes Vertrauen untereinander, alle wissen, dass sich jeder für das Wohl der Bürgerinnen und Bürger einsetzt, die sich an den Kummerkasten des Landes wenden. Denn um Kummer mit Behörden geht es in nahezu allen der mittlerweile über 6.000 Petitionen, die jedes Jahr im Ausschuss eintreffen und die alle gleichermaßen ernst genommen werden. Stolz ist Rita Klöpper, dass rund ein Viertel der Anliegen im Sinne der Antragsteller positiv entschieden werden. Häufig versucht der Ausschuss, alle Beteiligten an einen Tisch zu kriegen und gemeinsam nach einer Lösung zu suchen. Oft können Behörden aber auch veranlasst werden, vor dem Hintergrund der geltenden Gesetze getroffene Entscheidungen zu verändern. Die sind dabei nicht immer erfreut, wenn sich der Petitionsausschuss bei ihnen meldet, ist sich Klöpper sicher. Schließlich müssten Abläufe überprüft und Entscheidungen kontrolliert werden. Der Christdemokratin macht es dabei auch nichts aus, Leuten aus der eigenen Partei auf die Sprünge zu helfen, wenn es nötig ist. "Schön ist es dann, wenn sie sich später bei mir bedanken."
    Wenn die Arbeit im Landtag und der Einsatz für die Partei ihr ein wenig Freizeit lassen, schart die dreifache Mutter und vierfache Großmutter am liebsten ihre Familie um sich, "da bin ich eine richtige Glucke". Deshalb freut sie sich schon jetzt auf die bevorstehenden Pfingstferien, dann macht der ganze Clan gemeinsam ein paar Tage Urlaub in Holland.
    Peter Jansen

    ID: LI140526

  • Porträt: Christian Möbius (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 2 - 19.02.2014

    Ein Rheinländer mit preußischen Tugenden? Für Christian Möbius ist das kein Widerspruch! "Gewissenhaftigkeit und Gründlichkeit" sind Eigenschaften, die der Christdemokrat besonders in seiner Funktion als Vorsitzender des Haushalts- und Finanzausschusses des NRW-Landtags praktiziert. "Ich will Dinge zu 100 Prozent gut erledigen", erklärt der Kölner sein Verständnis von der Aufgabe, den "wichtigsten Ausschuss im Landtag" zu leiten. "Ich behandle alle Fraktionen absolut gleich", erläutert der Ausschuss-Chef seine Aufgabe als unabhängiger Moderator mit politischem Fingerspitzengefühl. Fachwissen auch in Detailfragen und eine von Durchsetzungskraft geprägte Diskussionsleitung bringt der Christdemokrat als ausgebildeter Jurist mit, attestieren ihm Parlamentskollegen.
    Die Arbeit im Gremium bilde den "Querschnitt aller Politikbereiche" ab, befindet der 47-Jährige - und will die Einschätzung nicht als vordergründige Betrachtung gewertet wissen, dass Geld ohnehin die eigentliche Gestaltungskraft in der Gesellschaft sei. Mit Blick auf die Generationengerechtigkeit greift er die Verschuldungsproblematik auf, um das eigentliche Dilemma zu skizzieren: "Es geht irgendwann nicht mehr weiter", zeigt er das drohende Gespenst der Staatspleite auf, um zu betonen, dass die daraus resultierenden Verwerfungen besonders sozial Schwache treffen. "Die Starken können sich durchsetzen. Die finden Wege", weitet der Christdemokrat Aspekte der Finanzpolitik auf die soziale Frage aus.
    Das politische Bekenntnis setzt der Landtagsabgeordnete seit langem bei seinem praktischen ehrenamtlichen Engagement um: Als Vorstandsvorsitzender der Drogenhilfe Köln hat er konkret erfahren, was es bedeutet, dass ein Teil seiner Klientel "in der Gosse lebt und dringend Hilfe braucht". Die Menschen benötigten "eine Anleitung, um von der Sucht los zu kommen". Diese Unterstützung sei mit der Einhaltung ganz klarer Regeln verbunden, erläutert Möbius. Verantwortung für etwa 150 Mitarbeiter der Drogenhilfe verlange eine "sehr intensive Arbeit", die in Köln partei-übergreifend im Konsens bewältigt werde. Gegen den ausgeprägten gesellschaftlichen Strom schwimmt Möbius schon seit dem Start in seine politische Karriere, als er sich gegen den Nato-Doppelbeschluss wendet. Er schlüpfte damals in den 80er-Jahren in eine gewisse Einzelkämpferrolle, die er bis heute ausfüllt - und damit seinen Grundsätzen treu bleibt. Da hat er als junger Christdemokrat "fast isoliert Gegenpositionen vertreten" - und wohl auch gelernt, dass es richtig sein kann, sich gegen Mehrheitsmeinungen zu behaupten.
    Das bedeutet im Umkehrschluss keineswegs, dass er isoliert oder gar basisfern vorgeht: "Kontakte im Wahlkreis sind das A und O. Die sind extrem wichtig", beschreibt Möbius einen permanenten Austauschprozess mit den Bürgern. Ergebnis: 2005 hat er erstmals in dem "für die CDU nicht gerade einfachen Wahlkreis" in Köln das Direktmandat gewonnen. Den Sieg wiederholte er fünf Jahre später, aber beim Negativtrend 2012 reichte es nicht: Als 43. auf der CDU-Reserveliste zog er aber als letzter Christdemokrat wieder in den Landtag ein. Als bisher größten politischen Erfolg wertet Möbius seinen Beitrag für den politischen Kurswechsel, den das Bündnis von CDU und FDP von 2005 bis 2010 geschafft habe. Besonders die Absenkung der Neuverschuldung sei ein Erfolg gewesen, glaubt der Haushaltspolitiker. "Es reicht mir, wenn ich an der einen oder anderen Stelle einflussreich bin", will er die Machtfrage nicht überbewerten.
    Das Mandat hat für ihn höchste Priorität: "An Plenartagen nehme ich keine Termine an", berichtet der 47-Jährige. Dann ist er von den Fesseln des Ausschussvorsitzes befreit und kann seine Kenntnisse und Fähigkeiten als Fachpolitiker in die Debatten einbringen, Freude an der politischen Kontroverse im Diskurs erleben. Orientierung und Leitlinie seines Handelns ist die Idee des geeinten Europas mit einem "Leben in Frieden und Freiheit", als dessen Wegbereiter der Kölner die großen Christdemokraten Konrad Adenauer und Helmut Kohl sieht. Diese Errungenschaften, die für Wohlstand in Deutschland gesorgt hätten, werden aus seiner Sicht inzwischen "zu wenig wertgeschätzt" und als "zu selbstverständlich" erachtet. Natürlich ist der Kölner ein begeisterter Karnevalist, der besonders die Vielfalt des närrischen Treibens hervorhebt. Da sind die Besuche von 26 Sitzungen in der vergangenen Session keine Pflichttermine gewesen - und herrscht bereits Vorfreude darauf, beim Sonntagszug in Longerich wieder dabei zu sein.
    Früher war Möbius leidenschaftlicher Handballspieler, jetzt ist er engagierter Skifahrer. "Das Leben ist nicht ohne Risiko", kommentiert der 47-Jährige die aktuell prominente Liste der Verletzten dieser Sportart. Ein gewisser Mut zum überschaubaren Wagnis ist also selbst einem soliden Finanzpolitiker und (nur nebenbei tätigen) Juristen nicht fremd.
    Robert Vornholt

    ID: LI140222

  • Portrait: Lutz Lienenkämper (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 8 - 25.09.2013

    Moderator, Motivator oder Mediator? Als Parlamentarischer Geschäftsführer (PGF) der CDU-Landtagsfraktion muss Lutz Lienenkämper gleich mehrere Rollen ausfüllen. "Mein Ziel ist es, zusammenzuführen. Jeder Fraktionsabgeordnete soll sich wiederfinden können", beschreibt der 44-Jährige seine Hauptaufgabe. Die 67 CDU-Abgeordneten bildeten ein "individualistisches Kollektiv" im Parlament, das eine schlagkräftige Einheit sein müsse, befindet der PGF.
    In dieser Funktion hat er nicht nur die Einzelinteressen der Fraktionsmitglieder mit den Aufgaben der größten Oppositionsgruppe auf einen Nenner zu bringen: Als Parlamentarischer Geschäftsführer interpretiere er die Rolle der gewählten Abgeordneten frei, will deren Spielraum nicht gravierend einengen. In seiner Funktion sei er dem Parlamentarismus besonders verbunden, erläutert er sein Selbstverständnis.
    Moderierend und motivierend sei er zu jeweils 40 Prozent tätig, Vermittlungsaufgaben prägten nur ein Fünftel seiner Tätigkeit, zeichnet Lienenkämper das Bild einer gefestigten und schlagkräftigen CDU-Truppe.
    Seit 2005 ist er Landtagsabgeordneter, wurde schnell Sprecher seiner Partei im Ausschuss für Wirtschaft, Mittelstand und Energie, ehe er als Nachfolger von Oliver Wittke den Posten des NRW-Verkehrs- und Bauministers übernahm. "Die freie Zeit außerhalb eines Ministeramtes ist größer", sieht sich der gelernte Rechtsanwalt in der heutigen Funktion mit weniger Pflichtterminen, - gleichwohl wissend, was der schwarz-gelbe Machtverlust 2010 bedeutet: Das Los jeder Oppositionsfraktion - weniger Gestaltungskraft mit geringeren Erfolgsaussichten. Nach dem Regierungswechsel knüpfte der in Köln geborene und jetzt in Meerbusch lebende Christdemokrat an seine Tätigkeit als Mittelstandspolitiker an und rückte als Vize-Fraktionsvorsitzender in die politische Führungsspitze vor. Obwohl er der engste Mitarbeiter von CDU-Fraktionschef Karl-Josef Laumann ist, sieht er sich nicht als dessen rechte Hand, sondern als dessen Ergänzung. Das menschliche Miteinander mit Laumann bezeichnet er als "extrem gut" und das Vertrauen untereinander als "ausgeprägt". Dabei muss er immer wieder seiner PGF-Funktion gehorchend bereit sein, auf öffentlichkeitswirksame Auftritte zu verzichten. Bei der CDU-Doppelspitze im Lande bleibt "für die Kommunikation wenig Platz, aber für die inhaltliche Arbeit viel Raum", wertet er die Zusammenarbeit von Laumann und CDU-Landeschef Armin Laschet als Verstärkung des Aktionsrahmens der CDU.
    "Bei jedem erzwungenen Wechsel geht Qualität verloren", bedauert Lienenkämper, dass die CDU-Fraktion wegen des schlechten Abschneidens bei der Landtagswahl 2012 auf bewährte Kräfte verzichten muss. Andererseits sei es eine große Chance, dass CDU-Abgeordnete aus dem Ruhrgebiet über die Reserveliste, die 2005 und 2010 nicht gezogen hat, wieder im Parlament sitzen. "Ein ganzer Bezirk wurde damals nicht im Parlament repräsentiert."
    Nach achtjähriger Parlamentserfahrung weiß Lienenkämper, welche Hilfestellungen insbesondere für neue Abgeordnetenkollegen wichtig sind. Und wie das Verhältnis zu den politischen Mitbewerbern ist. "Da kennt jeder seine Aufgaben", beschreibt er das Zusammenwirken in der Runde der fünf Parlamentarischen Geschäftsführer, in der übrigens keine Vertretung erlaubt ist. Es gebe ein "professionelles Verhältnis" untereinander - schließlich wisse jede(r), welche Rolle auszufüllen sei.
    Und was ist die "Marke Lienenkämper"? "Im Leben trifft man sich nicht nur zwei Mal", lautet sein Grundsatz. Er sieht sich als Politiker, der unterschiedliche Standpunkte zusammenführen kann und dabei gesellig und jovial agiert. Es müsse eine Diskussionskultur geben, aus der man nach einer Niederlage ohne Gesichtsverlust in eine neue Auseinandersetzung gehen kann. In Sachfragen hart, im Umgang kollegial - das ist der Stil, den der Rheinländer bevorzugt. "Wir arbeiten alle für das gleiche Land und die gleichen Menschen", betont der Christdemokrat die Bedeutung gemeinsamen Handelns. "Kein Problem kann so groß sein, dass man sich dafür die Köpfe einschlägt."
    Diese Einschätzung überrascht nicht, denn der 44-Jährige liebt die Ästhetik. Die habe Vorrang vor Schnelligkeit. Das bezieht er auch auf die Leidenschaft, schöne und schnelle Sportwagen zu fahren. Da ist Lienenkämper Genießer, denn als Schrauber legt er selbst keine Hand an schöne Autos. Man muss die eigenen Grenzen kennen.
    Robert Vornholt

    ID: LI130823

  • Laumann, Karl-Josef (CDU)
    Im Interview: Karl-Josef Laumann (CDU).
    Porträt
    S. 23 in Ausgabe 3 - 21.03.2013

    Herr Laumann, haben Sie Schulden?

    Ich habe in meinem Leben natürlich Schulden gemacht. Zum Beispiel als ich vor 26 Jahren gebaut habe. Aber die konnte ich gut überblicken, und natürlich gab es einen klaren Tilgungsplan. Wenn der Staat so finanziert wäre wie ich, hätte er keine Sorgen.

    Sie gehörten 15 Jahre dem Bundestag an und sind seit 2005 Landtagsabgeordneter. In dieser Zeit hat sich die Verschuldung Nordrhein-Westfalens von 50 Milliarden Euro auf über 130 Milliarden Euro mehr als verdoppelt. Sind Politiker dieser Schuldenspirale ohnmächtig ausgeliefert?

    Wir haben uns daran gewöhnt, dass die öffentlichen Hände seit Jahrzehnten mehr Geld ausgeben, als sie einnehmen. Ich habe auch Haushalten zugestimmt, die mehr Ausgaben als Einnahmen vorsahen. Es gibt nur eine Ausnahme in vier Jahrzehnten, auf die ich stolz bin: das Jahr 2008. Damals hat es die schwarz-gelbe Landesregierung geschafft, dass weniger ausgegeben als eingenommen wurde. Wir müssen die nächsten Jahre nutzen und den Teufelskreis durchbrechen, um nach mehr als einer Generation des Schuldenmachens endlich zu ausgeglichenen Haushalten zu kommen.

    Warum sind Ausgabensteigerungen zur Gesetzmäßigkeit geworden?

    Das liegt auch dran, dass der Staat immer neue Aufgaben übernimmt. Die Schule verändert sich vom Halbtags- zum Ganztagssystem. Es ist sinnvoll ausgegebenes Geld. Da wird der Staat zu Recht stärker. Aber dann muss sich auf der anderen Seite strukturell etwas verändern. Wir haben in der schwarz-gelben Landesregierung umstrukturiert, Behörden aufgelöst. Wir haben 8.000 neue Lehrer eingestellt und dennoch im Gesamtsaldo Landespersonal abgebaut. Die CDU-Fraktion hat für die Haushaltsberatungen 2013 konkrete Vorschläge für Effizienzsteigerungen gemacht mit günstigeren Assistenzkräften in Schulsekretariaten und Polizeibehörden. Rot-Grün dagegen hat per Koalitionsvertrag festgelegt, dass sie staatliche Strukturen nicht verändern wollen. Sie nehmen das alles von Gott gegeben hin. Damit verwirken sie ihren Regierungsanspruch, wenn sie nichts verändern oder verbessern wollen.

    Die Frage nach einer Schuldenbremse in der Landesverfassung ist ein Dauerthema: Wie ernst meint es die rot-grüne Koalition?

    In Interviews wird gesagt, dass man die Schuldenbremse haben wolle. Aber wenn man Haushalte mit steigenden Ausgaben und Schulden vorlegt, kann ich den Weg nicht erkennen. Neuerdings beklagt ja jedes Regierungsmitglied in seinen Reden, dass Berlin an allem schuld sei und mehr Geld bereitstellen solle. Was ist eine Landesregierung noch wert, die nur noch auf den Bund schimpft? Sie bringt das Land und den gesamten Föderalismus in Misskredit. Andere Bundesländern nutzen ihren Gestaltungsspielraum.

    Ist NRW womöglich als Bundesland nicht beherrschbar, weil das soziale und wirtschaftliche Gefälle zu groß ist?

    Die unterschiedlichen Regionen mit ihren Stärken und Schwächen können das eigentlich gut ausgleichen. Wir haben positive Entwicklungen im westfälischen und rheinländischen Landesteil, aber auch im Ruhrgebiet, um den Strukturwandel in den Griff zu kriegen. Wir sind ein starkes Industrieland. Die Größe des Landes ist ein Vorteil, die Strukturprobleme anzugehen.

    Also keine Vergeblichkeitsfalle, sondern Versagen und Unvermögen?

    In NRW werden 60 Prozent aller bundesweiten Kredite aufgenommen, obwohl wir nur 22 Prozent der Bevölkerung sind. Wir haben rund 50 Prozent aller kurzfristigen Kassenkredite der Kommunen in Deutschland. Wir haben ein Land, das die Verschuldung steigert, wir haben Kommunen, die die Verschuldung steigern, während anderswo schon konsolidiert wird. Sieben Bundesländer machen keine neuen Schulden mehr und die Kommunen haben bundesweit einen Überschuss von mehr als zwei Milliarden Euro zu verzeichnen. Das zeigt doch, dass es in NRW falsch läuft. Dieses Land muss strukturell erneuert werden. Frau Kraft verhält sich genauso abwartend wie Johannes Rau und traut sich nicht, strukturelle Veränderungen vorzunehmen. Sie sagt, sie wolle "kein Kind zurücklassen". Aber sie packt den Kleinen einen wachsenden Schuldenberg in den Tornister.

    Wird es eine Schuldenbremse in der Landesverfassung geben?

    Das hängt davon ab, wie sie formuliert ist. Eine Schuldenbremse, die nur dazu gemacht ist, mehr Spielräume für neue Schulden zu eröffnen, werden wir niemals mittragen. Es muss eine Schuldenbremse sein, die genauso hart formuliert ist wie auf Bundesebene.

    Das Verfassungsgericht in Münster hat der rot-grünen Landesregierung zum dritten Mal einen Verstoß gegen Haushaltsrecht nachgewiesen. Wie vertrauenswürdig ist der Finanzminister?

    Jetzt ist juristischer Fakt, dass die so genannte präventive Finanzpolitik von Ministerpräsidentin Kraft endgültig gescheitert ist. Rot-Grün bricht jedes Jahr die Verfassung. Das hat nichts mehr mit Fahrlässigkeit, sondern schlichtweg mit Vorsatz zu tun. Frau Kraft und ihr Finanzminister offenbaren ein katastrophales Staatsund Rechtsverständnis: Sobald die Verfassung der rot-grünen Verschuldungsorgie im Weg steht, wird sie einfach beiseite gewischt. Das ist unverantwortlich und beschädigt die Kultur unseres Rechtsstaates. Sie verstößt auch gegen die Prinzipien der Nachhaltigkeit und der Gerechtigkeit. Sie nimmt den kommenden Generationen sämtliche Gestaltungs- und damit Zukunftschancen. Das ist schlichtweg unmoralisch.
    Kristian Frigelj

    ID: LI130321

  • Uhlenberg, Eckhardt (Landtagsvizepräsident)
    Im Interview: Landtagsvizepräsident Eckhard Uhlenberg (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 10 - 07.11.2012

    Herr Uhlenberg, 16 Bundesländer, 16 Landtage, 16 Landesregierungen - wozu brauchen wir das?

    Ich glaube, dass wir in Deutschland mit der föderalistischen Struktur gut gefahren sind. Das zeigt der Vergleich mit anderen europäischen Ländern, die eher zentralistisch organisiert sind. Aufgabe der Politik ist es, gleiche Lebensbedingungen im gesamten Staatsgebiet herzustellen. Das geht mit einem Mittelbau, also den Ländern zwischen der nationalen Regierung und den Kommunen, sehr viel besser. Die Landespolitik ist viel näher vor Ort als die Bundespolitik.

    Wäre ein Zentralstaat wie in Frankreich nicht billiger?

    Nein, was heißt hier auch billiger? Das kann man nicht in Euro und Cent messen. Im Zentralstaat besteht die große Gefahr, dass manche Regionen, vor allem ländliche Räume, vernachlässigt werden. Das ist am Ende nicht billiger als unser System, sondern teurer.

    Was ist in Ihren Augen das Besondere an Nordrhein-Westfalen?

    Nordrhein-Westfalen ist ein Land mit unterschiedlichen Strukturen und unterschiedlichen Mentalitäten. Wir haben im Kernbereich das Ruhrgebiet mit über fünf Millionen Menschen, der größte Ballungsraum Europas, wir haben das Münsterland mit Münster als Zentrum, Ostwestfalen mit den Oberzentren Bielefeld und Paderborn, wir haben die jüngste europäische Region Südwestfalen, von der vor ein paar Jahren noch niemand gesprochen hat, und schließlich haben wir das Rheinland, das reicht vom Niederrhein bis Düsseldorf, Köln und Bonn. Diese Vielfalt in Nordrhein-Westfalen, große Städte und ländliche Räume, das macht das Besondere aus.

    Und die harmonieren auch?

    Im Großen und Ganzen harmonieren die unterschiedlichen Landesteile und Regionen. Das gilt natürlich nur, wenn Landesteile bei bestimmten Entscheidungen nicht vernachlässigt werden. Dann muss man sich schon mal deutlich zu Wort melden.

    Sie sind bekennender Westfale, was mögen Sie an den Rheinländern?

    Als Umweltminister habe ich viel mit Organisationen zusammengearbeitet, in denen die Landesteile eine große Rolle gespielt haben. Als Westfale bin ich immer gerne zu den Rheinländern gefahren. Die Menschen haben dort eine andere Mentalität, denen geht vieles leichter von der Hand. Die Westfalen sind etwas grundsätzlicher. Aber ich finde, dass sie sich gegenseitig bereichern. Das hat ja auch in den letzten Jahren dazu geführt, dass es immer mehr nordrhein-westfälische Organisationen gibt und nicht Organisationen der einzelnen Landesteile.

    Welche Eigenschaft schätzen Sie an Ihren westfälischen Landsleuten weniger?

    Da fallen mir keine ein.

    Herr Uhlenberg, Sie waren in Ihrer langen landespolitischen Karriere Mitglied der CDU-Fraktionsführung, Mitglied der Landesregierung, Präsident des Landtags und jetzt Vizepräsident - welche Aufgabe hat Ihnen am meisten Spaß gemacht?

    Das politisch wichtigste Amt war die Aufgabe des Umwelt- und Landwirtschaftsministers. In dieser Rolle kann man am meisten gestalten, das habe ich auch fünf Jahre sehr gern getan und hätte es gerne länger gemacht. Als ich dann zum Landtagspräsidenten gewählt wurde, habe ich das nicht als Abstieg angesehen, schließlich ist vom Protokoll her der Landtagspräsident die Nr. 1 in Nordrhein-Westfalen. Aber natürlich war es eine große Enttäuschung, als wir 2010 nach fünf Jahren nicht wiedergewählt wurden.

    Was sagen Sie jungen Leuten, warum sie sich für Landespolitik interessieren sollen?

    Ich sage ihnen eher allgemein, sie sollen sich für Politik interessieren, sie sollen sich möglichst engagieren in den Jugendorganisationen der Parteien. Wenn ich Schulklassen besuche, sage ich immer zum Schluss, wenn wir unsere parlamentarische Demokratie behalten wollen, wenn wir sie nicht rechten oder linken Extremisten überlassen wollen, dann ist das politische Engagement der Bürger notwendig. Ich rate ihnen nicht, sich jetzt speziell für Landespolitik zu interessieren. Sie sollen sich die Politik ansehen, sie sollen sich die Parteien ansehen, alles andere kann sich daraus ergeben. Wenn Sie sich die Landtagsabgeordneten angucken, dann sind das meistens Leute, die ihre ersten politische Erfahrungen in der Kommunalpolitik gemacht haben.

    Ihnen liegt besonders die Schaffung eines "Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen" am Herzen. Wozu brauchen wir das?

    Wir brauchen dieses Haus dringend, weil wir den Zusammenhalt in Nordrhein-Westfalen weiter stärken können und sollen, weil wir Vorurteile abbauen können. Der Landtag hat in jedem Jahr über 70.000 Besucher, darunter viele Schulklassen. Ihnen können wir in einem solchen Haus die 66-jährige Geschichte des Landes präsentieren, und wir können ihre Identifikation mit ihrem Heimatland stärken. In diesem Haus könnten wichtige Debatten für die Landesgeschichte, etwa über den Strukturwandel im Ruhrgebiet, wichtige Entscheidungen der Landespolitik, aufgearbeitet und wiedergegeben werden. Der Abstand zu den Gründerjahren wird immer größer, die Menschen haben nur wenig Gelegenheit, sich über wichtige Etappen der Landesgeschichte zu informieren. Deshalb wäre ein solches Haus eine sehr gute Ergänzung der jetzigen Öffentlichkeitsarbeit.

    Wie realistisch ist Ihr Vorhaben?

    Als Landtagspräsident habe ich dieses Thema aufgegriffen. Wir haben eine Reihe von Fachgesprächen geführt, mit Experten, mit den Landtagsfraktionen, mit Ministerpräsidentin Kraft. Das Echo war durchgehend positiv. Als Erster Vizepräsident werde ich dieses Thema in den nächsten Wochen im Präsidium des Landtags wieder ansprechen und dann werden wir sehen, wie es weitergeht.
    Das Interview führte Peter Jansen

    ID: LI121024

  • Porträt: Bernhard Recker (CDU).
    Porträt
    S. 11 in Ausgabe 5 - 15.05.2012

    Noch ist die neue Freiheit ohne vollgestopften Terminkalender für Bernhard (Berni) Recker gewöhungsbedürftig. Als der CDU-Politiker letzte Woche wie immer um 6.30 Uhr aufwachte, schoss ihm durch den Kopf: "Du hast Zeit, kaum Termine." Mit dieser plötzlichen Freizeit gut umzugehen, müsse er noch lernen, gesteht der 72-jährige Christdemokrat. Als ältestes Mitglied des NRW-Landtags beendet der CDU-Landtagsabgeordnete aus dem westfälischen Ahlen nach 17 Jahren seine Abgeordnetenkarriere. So wie Bernhard Recker verzichtet nach dem "Aus" der rot-grünen Minderheitsregierung und dem daraus folgenden abrupt frühen Ende der 15. Legislaturperiode ein rundes Dutzend der Landtagsabgeordneten - darunter Ex-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) und Ex-Justiz- und Innenminister Fritz Behrens (SPD) - auf eine erneute Kandidatur.
    "Ich habe meine Arbeit im Parlament mit Leidenschaft und Liebe geleistet, aber irgend wann ist Schluss", stellt Schulpolitiker Recker fest. Das Aufhören gilt allerdings nur für seine Parlamentariertätigkeit. Längst sind die Weichen für anderweitige Aufgaben gestellt. Als ehemals aktiver Handballer mischt Recker auch heute noch als Leiter der Handballabteilung in der Ahlener Sportgemeinschaft (ASG) kräftig mit. Sein größter Stolz ist jedoch der 2008 von ihm gegründete "kgv - keiner geht verloren - e.V.". Ziel des Vereins ist es, möglichst vielen leistungsschwachen Schülerinnen und Schülern durch soziale und fachliche Förderung zu einem qualifizierten Schulabschluss zu verhelfen. Für 30 Jugendliche hat das bislang schon geklappt. Das Fördermodell war so erfolgreich, dass jetzt mit den Jugendlichen ein Film darüber gedreht wird. Und Recker erwägt unter dem Titel "... und es geht doch" seine Erfahrungen über erfolgreiche Jugendförderung in einem Buch zusammenzufassen.
    Reckers Engagement für die Jugendlichen erklärt sich aus eigener Erfahrung. Nach dem frühen Tod seines Vaters erkämpfte er sich Schulausbildung und Pädagogikstudium in Münster unter schwierigen Umständen. Als Lehrer blieb er immer basisnah und versuchte, die Schüler aus ihrer Situation heraus zu verstehen. Dazu dienten seine Hausbesuche. Mindestens einmal im Jahr ging er zu Eltern und Schülern. "Vor Ort ist am besten zu sehen, wie Probleme gelöst werden können", sagt Recker. Diesem Vorgehen blieb er treu. "Ich besuche die Menschen gern, das überzeugt und schafft Vertrauen", weiß der CDU-Politiker. Auch als Landtagsabgeordneter hat er auf diese Weise vielen Mitbürgern helfen können. Stets war sein Motto: "Geht nicht, gibt es nicht." Und tatsächlich fand sich auch bei zunächst aussichtslosen Fällen fast immer eine Lösung.
    Zur Politik fand Recker relativ spät. Erst als er sich im Beruf durchgesetzt hatte, reizte ihn die Politik. "Wenn man kritisiert, muss man auch bereit sein, etwas zu verändern, und das geht am besten, wenn man politisch tätig ist", erkannte Recker. Also trat er in die CDU ein, die seinen politischen Überzeugungen am meisten entsprach. Nach einer Karriere als Kommunalpolitiker zog Bernhard Recker 1995 in den NRW-Landtag ein und engagierte sich dort im Schul- und Sportausschuss. Von 1997 bis 2000 war er schulpolitischer Sprecher, von 2000 bis 2010 Vize-Fraktionschef.
    Richtig froh stimmte den Christdemokraten der gelungene Schulkonsens in NRW. "Damit haben wir ein faires Übereinkommen, die unendlichen Strukturdebatten sind beendet", bilanziert der CDU-Mann. Allerdings hätte er sich gewünscht, dass man die Einigung schon vor der Landtagswahl 2010 erreicht hätte. Die "nicht sehr ausgeprägte Kompromissbereitschaft" des damaligen Ministerpräsidenten hätte das "ein Stück weit" verhindert, räumt Recker ein und sieht darin auch einen Grund für die CDU-Wahlschlappe 2010. Recker: "Wir hatten kein positives Angebot auf die demographische Entwicklung." Deshalb sei es "super", dass mit dem Schulkonsens vom Oktober 2011 eine breite Parlamentsmehrheit gefunden worden sei.
    Trotz des schulpolitisch versöhnlichen Ausklangs empfindet Recker bei seinem Abschied ein wenig Wehmut. "Das war schon eine prima Truppe hier", resümiert der CDU-Mann. Er habe tolle Kumpel und Freunde gefunden und über die Parteischranken hinweg gute Drähte zu anderen Abgeordneten geknüpft. "Sicher werde ich es vermissen, dass ich nicht mehr an Entscheidungen mitwirken kann und auch der phantastische Blick aus meinem Abgeordnetenfenster auf den Düsseldorfer Hafen wird mir fehlen."
    Gerlind Schaidt

    ID: LI120507

  • Porträt: Axel Wirtz (CDU).
    Porträt
    S. 15 in Ausgabe 3 - 14.03.2012

    Dass Axel Wirtz, der Vorsitzende des Sportausschusses im Landtag, aus der Gegend von Aachen kommt, ist unüberhörbar. Der 54-jährige ehemalige Verwaltungsbeamte an der Technischen Hochschule spricht den typischen Aachener Dialekt, und er ist in der Region um die alte Kaiserstadt fest verwurzelt, hier hat er auch seine politische Heimat. Zur Politik kam Wirtz durch einen Freund seines Vaters und Vater eines Freundes, Bürgermeister und CDU-Vorsitzender in seiner Heimatgemeinde Gressenich, die seit der kommunalen Neugliederung zu Stolberg gehört. Weil er spannend und interessant fand, was man als Politiker in dem Ort mit damals rund 12.000 Einwohnern bewegen konnte, schloss er sich schon mit 14 Jahren der Jungen Union an und trat zwei Jahre später der CDU bei. Um Politik ging es dem jungen Sportler, spannend fand er auch die Reisen und die gesellschaftlichen Veranstaltungen, die von der Parteijugend organisiert wurden.
    Weil Wirtz, ein kräftiger, freundlicher, hochgewachsener Mann, sich in seinem Heimatort vom Sportverein bis zur Pfarrgemeinde nahezu überall engagierte, blieb es nicht aus, dass ihm immer neue Ämter und Funktionen angetragen wurden, die er dann auch annahm: Parteivorsitz erst in Stolberg und seit 1999 im Kreisverband Aachen, Mitglied im Rat von Stolberg und im Kreistag Aachen und seit 1999 im Landtag in Düsseldorf.
    Die Verankerung in den politischen Gremien seiner Heimat ist für Wirtz von ganz besonderer Bedeutung. Er will die Bodenhaftung nicht verlieren, er weiß, was es für kleine Dörfer und große Städte bedeutet, wenn im Landtag kommunalpolitische Entscheidungen getroffen werden. Einen Wechsel in die Bundes- oder Europapolitik hat er nie in Betracht gezogen, was in Berlin oder Brüssel beraten und entschieden wird, ist ihm viel zu abstrakt. Er will weiter unmittelbar vor Ort tätig bleiben, wo er sich um die konkreten Probleme der Menschen in der Region kümmern kann. Weil er von Düsseldorf bis in seine Heimat gerade mal eine Stunde unterwegs ist, lässt ihm die parlamentarische Arbeit im Landtag noch genügend Zeit und Spielraum für sein Engagement in Gressenich, Stolberg und Aachen.
    Dazu gehört neben der Politik auch sein Einsatz für den Sport. Wirtz ist Vorsitzender der SG Stolberg, einem Fußballverein mit 350 Mitgliedern. Wenn es eben geht, ist er bei den Spielen der ersten Mannschaft dabei, die in der Kreisliga A antritt. Im Stolberger Rat sitzt er seit 15 Jahren dem Ausschuss vor, der sich unter anderem um den Sport kümmert, er ist Mitglied des sportpolitischen Beirats des Landessportbunds. Da blieb es nicht aus, dass er nach dem Eintritt in den Landtag 1999 in den Sportausschuss ging, dem er seit 2005 vorsitzt. Die Arbeit in dem Gremium, das eher selten im Mittelpunkt der politischen Auseinandersetzungen steht, schätzt er nicht zuletzt wegen der kollegialen Atmosphäre. Die meisten Mitglieder waren oder sind selbst sportlich aktiv, sie gehen auch sportlich fair miteinander um. "Der Sportausschuss ist die sechste Fraktion im Landtag, das ist keine Palaverbude", sagt Wirtz, ohne damit anderen Ausschüssen zu nahe treten zu wollen. Zu tun gibt es im Ausschuss genug. Er achtet darauf, dass die 170 Millionen Euro, die das Land im Landessportplan ausgibt, möglichst gerecht verteilt werden. Dabei gilt es, die Balance zu wahren zwischen Spitzensport und Breitensport. "Der Profisport, das sind die Leuchttürme", sagt Wirtz. Er setzt sich aber auch dafür ein, dass die Interessen der kleinen Vereine, wie er selbst einen leitet, nicht zu kurz kommen. Da geht es um die weniger spektakulären Dinge wie die Förderung des Schulsports, die Verbindung zwischen Schulsport und Sport in den Vereinen, den Kontakt zum Landessportbund und den Fachverbänden und nicht zuletzt um eine gute Ausbildung der Übungsleiter. Für Wirtz ist dabei entscheidend, dass er die Probleme nicht nur aus Akten und der Tätigkeit am Schreibtisch kennt, sondern aus eigener Erfahrung in den vielen Funktionen, die er übernommen hat.
    Angesichts der Fülle der Aufgaben, die jeden Tag auf ihn warten, müssen eigene sportliche Aktivitäten meist zurückstehen, was er nicht nur beim Blick auf die Waage gelegentlich bedauert. Mehr als gelegentliches Joggen ist aber schon aus zeitlichen Gründen nicht drin. Dafür setzt er alles daran, zwei oder drei Mal im Winter eine Woche Ski-Urlaub einzulegen, am liebsten mit der ganzen Familie. Das ist auch sein größter Wunsch: mehr Zeit zu haben, um auch einmal länger seinem Hobby nachzugehen.
    Peter Jansen

    ID: LI120321

  • Porträt: Christina Schulze Föcking (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 13 - 21.12.2011

    Ihr berufliches Ziel war es nie, Politikerin zu werden. "Wenn Sie mich vor zwei oder drei Jahren gefragt hätten, ob wir uns mal im Landtag treffen, hätte ich mit Sicherheit Nein gesagt", sagt Christina Schulze Föcking und lacht. In der Tat hatte die 35-jährige Landwirtin aus Steinfurt auch ohne Plenar-, Ausschuss-, Fraktions- und Arbeitskreissitzungen, ohne Aktenstudium und Bürgersprechstunden in dem weitläufigen Wahlkreis im nördlichen Münsterland genug zu tun. Gemeinsam mit ihrem Mann bewirtschaftet sie den Hof, der seit dem 14. Jahrhundert der Familie gehört, und ist zudem Mutter von Luc und Ben, den sieben und fünf Jahre alten Jungen. Doch weil sie sich zu Hause in Steinfurt in verschiedenen Bereichen ehrenamtlich engagiert hatte, weil sie, der Familientradition entsprechend, schon immer zu den Schwarzen gehörte und weil das Auge von Karl-Josef Laumann, einflussreicher CDU-Mann aus dem benachbarten Riesenbeck, heute Fraktionschef im Landtag und damals Parteichef im Kreis Steinfurt, mit Wohlgefallen auf der engagierten und beliebten jungen Frau und Mutter ruhte, wurde sie schließlich gefragt, ob sie nicht die Nachfolge von Hannelore Brüning antreten wollte, der langjährigen Wahlkreisabgeordneten, die 2010 nicht wieder antrat. Mit fast 50 Prozent der Stimmen holte sie am 9. Mai eines der besten Ergebnisse für ihre Partei.

    Mit der Heimat verbunden

    Im Landtag kümmert sich Christina Schulze Föcking natürlich in erster Linie um die Sorgen und Probleme der Bauern. Im Plenum hat sie sich bislang ausschließlich zu agrarpolitischen Fragen geäußert. Doch sie versteht sich nicht ausschließlich als Lobbyistin der Agrarwirtschaft, die einseitig die Interessen der Landwirte vertritt. "Ich möchte eine Art Sprachrohr sein für die Menschen aus meiner Heimat", sagt sie, hält deshalb viele Bürgersprechstunden in den Gemeinden ihres Wahlkreises ab und ist, wenn sie nicht in Düsseldorf sein muss, ständig zwischen Steinfurt, Greven, Horstmar, Neuenkirchen und Wettringen unterwegs.
    Dort erfährt sie, was die Menschen bewegt, sie wollen wissen, ob die Schule im Dorf bleibt, und sie sorgen sich, ob das Land die Schuldenkrise tatsächlich in den Griff kriegt.
    Und weil sie die Sorgen der Menschen ernst nimmt, hat sie sich auch darüber geärgert, als jüngst bekannt wurde, dass Hähnchenmäster offenbar massenhaft Antibiotika einsetzen. "Antibiotikaeinsatz hat als Standard in der Tierhaltung nichts zu suchen", befindet sie klipp und klar. "Verbraucherschutz hat oberste Priorität." Dabei weiß Schulze Föcking, wovon sie redet. Zum Familienbetrieb gehört neben Ackerbau auch die Schweinehaltung.
    Sie kann sich auch gut vorstellen, sich im Landtag auf anderen Feldern als der Agrarpolitik zu engagieren. Sie interessiert sich für Schulpolitik und ist stellvertretendes Mitglied im Schulausschuss, außerdem vertritt sie ihre Fraktion im Petitionsausschuss. Diese Arbeit ist ihr gerade als junge Abgeordnete, die zum ersten Mal dem Landtag angehört, besonders wichtig, weil hier Probleme aus allen Lebensbereichen angesprochen werden und sie unmittelbar mit den Sorgen und Nöten der Menschen konfrontiert wird.
    Das Problem der Vereinbarkeit von Familie und Beruf hat Christina Schulze Föcking zu ihrer vollen Zufriedenheit gelöst. Ihre Eltern leben auf dem Hof, und wenn die beiden Jungen aus Schule und Kindergarten nach Hause kommen, kümmern sich die Großeltern um ihre Enkel. Für Hobbys bleibt der jungen Politikerin nicht viel Zeit. An Wochenenden begleitet sie Luc und Ben zu den Spielen ihrer Fußballmannschaften und feuert die beiden an. Und wenn es eben geht, zieht sie sich die Laufschuhe an und joggt in den Wäldern ihrer Heimat, um den Kopf wieder ganz frei zu kriegen. "Ich bin gerne in der Natur", sagt die junge Bäuerin, "da spüre ich die Verantwortung, die wir dafür tragen." Und einmal im Jahr verbringt die Familie Schulze Föcking ihren Urlaub auf der Nordseeinsel Norderney: "Das muss sein."
    Peter Jansen

    ID: LI111320

  • Porträt: Armin Laschet (CDU).
    Porträt
    S. 23 in Ausgabe 8 - 20.07.2011

    Armin Laschet ist ein Unikat. Als wahrscheinlich einziger Politiker in Deutschland hat der Aachener Christdemokrat in allen Parlamenten gearbeitet: 15 Jahre Stadtrat, vier im Bundestag, sechs im Europa-Parlament, fünf Jahre als NRW-Integrationsminister in Kabinett und Bundesrat und seit 2010 Landtagsabgeordneter in Düsseldorf. Als Jürgen Rüttgers dem damals 44-jährigen Europapolitiker 2005 das Amt des bundesweit ersten Integrationsministers andiente, erkannte der agile Laschet seine Chance. Es brauchte nicht lange, da war Senkrechtstarter Laschet ein gefragter Gast in den abendlichen TV-Talkshows.
    "Ich bin in die Politik gegangen, um etwas zu verändern", beschreibt Laschet sein Credo. In der eigenen Partei hat der Unionspolitiker mit seinen Thesen zur Integration der Zuwanderer zunächst dicke Bretter bohren müssen. Nach der Integration der Vertriebenen und der Wiedervereinigung steht für Laschet aber die Integration der Zuwanderer weit oben auf der Agenda. In der Europa-Ausgabe der türkischen Zeitung "Hürriyet" schreibt Laschet eine wöchentliche Kolumne, in der er den Alltag der Menschen beschreibt - bis hin zum rheinischen Karneval.
    Das letzte Jahr verlief für den höhenerprobten Armin Laschet nicht ohne Tiefen. Nach der Abwahl der Regierung Rüttgers bewarb sich der Rheinländer erfolglos um das Amt des Oppositionsführers. Am Ende hatte Karl-Josef Laumann knapp die Nase vorn. Auch Laschets Kandidatur für den CDU-Landesvorsitz gegen seinen Parteifreund Norbert Röttgen ging nach einer spannenden Bewerbertour hauchdünn gegen Laschet aus. Der Aachener wurde mit dem Amt des 1. stellvertretenden CDU-Fraktionsvorsitzenden entschädigt.
    In der Politik hält er es im Prinzip mit dem Motto des SPD-Urgesteins Franz Müntefering: "Opposition ist Mist". Die Oppositionszeit biete allerdings die Möglichkeit, die eigene Programmatik deutlich zu machen und einen Gegenentwurf zur Regierung zu entwickeln. "Wir dürfen nicht so tun, als ob wir ein bisschen Mitregierung sind", warnt Laschet seine Partei vor einem Kuschelkurs gegenüber der rot-grünen Minderheitsregierung.
    Der karrierebewusste Polit-Stratege hat seinen eigenen Kopf. Von 1994 bis 1998 zählte der Jurist im Bundestag zum Kreis der "Jungen Wilden", die im Gegensatz zum damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl schon früh für eine Reform des Staatsbürgerschaftsrechts eintraten. Laschet gilt als Verfechter einer schwarz-grünen Option der CDU und pflegt intensive Kontakte zu grünen Politikern. In Aachen hob Laschet als CDU-Kreisvorsitzender gemeinsam mit seinem Freund Reiner Priggen eine schwarz-grüne Koalition aus der Taufe.
    Laschet, 1961 in der Kaiserstadt geboren, ist überzeugter Aachener. Nach dem Abitur ging Laschet zum Jurastudium nach Bonn und München. Beim Bayerischen Rundfunk absolvierte der Rheinländer eine Ausbildung zum Journalisten und arbeitete als freier Journalist. 1991 wurde Laschet Chefredakteur der Aachener Kirchenzeitung und 1995 Verlagsleiter. Als Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken pflegt der Christdemokrat seine langjährigen Kontakte zur Kirche. Seit 1999 ist Laschet zudem Lehrbeauftragter an der RWTH Aachen im Bereich Europapolitik. In der CDU übt Laschet seit November 2010 das Amt des stellvertretenden Landesvorsitzenden aus, bereits seit 2008 sitzt er im CDU-Bundesvorstand.
    Block E 04, Reihe 27, Platz 5 - wer den vielbeschäftigten Armin Laschet am Samstag treffen will, findet ihn häufig bei Heimspielen der schwarz-gelben "Kartoffelkäfer" im Tivoli beim Fußball-Zweitligisten Alemannia Aachen. Gemeinsam mit seinen Söhnen verpasst Laschet möglichst keinen Auftritt der Kicker.
    Natürlich sitzt der prominente Politiker aus dem Drei-Länder-Eck im Direktorium zur Verleihung des Internationalen Karlspreises. Daneben ist der Intellektuelle Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaft und Künste in Salzburg. Dass Laschet das Querdenken schon in jungen Jahren nicht fremd war, macht eine seiner ersten beruflichen Stationen deutlich. Parallel zu den journalistischen Anfängen arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter der reformfreudigen Präsidentin des Deutschen Bundestags, Rita Süssmuth (CDU). Seitdem wirbt der liberale Modernisierer und Vertreter der Großstadt-CDU für die Öffnung der Partei hin zu einem zeitgemäßen Konservatismus.
    Wilfried Goebels

    ID: LI110824

  • Porträt: Karl-Josef Laumann (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 2 - 02.02.2011

    Der Mann hat Schwein. Abseits der turbulenten Düsseldorfer Politik erdet sich der CDU-Fraktionsvorsitzende Karl-Josef Laumann in seiner kleinen Landwirtschaft im heimischen Riesenbeck. Ein Borstenvieh, ein paar Hühner, Kaninchen und ein Gemüsegarten sind das schönste Hobby des auf dem Bauernhof aufgewachsenen Münsterländers. Für die Familie baut der dreifache Vater mit dem einachsigen Traktor in der knappen Freizeit eigene Kartoffeln an.
    Der 53-Jährige Christdemokrat sticht mit seiner Biografie aus der Abgeordnetengilde zahlreicher Anwälte und Lehrer heraus. Als gelernter Maschinenschlosser hat Laumann eine lange Ochsentour von der Arbeit im Blaumann bis hin zum Arbeitsminister und Fraktionsvorsitzenden mit schwerer Dienstlimousine zurückgelegt. Bis 1990 arbeitete der bodenständige Politiker in einem Betrieb - zuletzt auch als Betriebsrat. Danach war Laumann 15 Jahre lang Bundestagsabgeordneter und wechselte 2005 als Landtagsabgeordneter und Arbeits- und Sozialminister ins schwarz-gelbe Kabinett Rüttgers nach Düsseldorf.
    Laumann hat das Politikgeschäft von der Pike auf gelernt. 25 Jahre lang saß der CDU-Politiker im Rat der Stadt Hörstel, war zeitweilig Kreisvorsitzender der Jungen Union in Steinfurt und führt seit nunmehr 24 Jahren die Kreispartei in Steinfurt. Seit 2004 ist Laumann Bezirksvorsitzender der CDU im Münsterland und Mitglied im CDU-Präsidium. Sein Herz hängt an den CDU-Sozialausschüssen, die der hemdsärmelige Mann mit den kräftigen Händen als Nachfolger von Norbert Blüm seit 2005 bundesweit leitet. Längst gilt das IG-Metall-Mitglied mit dem Hauptschulabschluss als soziales Gewissen der Union. Der frühere Ministerpräsident Jürgen Rüttgers hatte der CDU-Fraktion seinen Freund Karl-Josef vor Jahren durchaus treffend vorgestellt: "Er weiß noch, was Arbeit ist."
    Der Sozialpolitiker Laumann kennt aus eigener Erfahrung, wo den kleinen Leuten der Schuh drückt. Die handfeste, klare Sprache des deftigen Redners mit dem westfälischen Zungenschlag kommt nicht nur im Bierzelt an. Im Duell mit seinem studierten Parteifreund Armin Laschet um den CDU-Fraktionsvorsitz hatte Laumann die Nase knapp vorn. Laumann ist Teamspieler: Heute arbeitet er in der Fraktion eng mit Laschet zusammen.
    Der Abschied vom Ministeramt nach der verlorenen Landtagswahl im Mai 2010 hat den 1,90-Mann bis ins Mark getroffen. Der Schock über den Verlust des Traumjobs ist überwunden. Seine Hauptaufgabe sieht der Oppositionsführer im Ziel, die CDU wieder zurück in die Regierung zu führen. Dafür wirbt Laumann fast jeden Abend in irgendeinem Saal im Lande für seine Partei. Dass der frühere Minister nach 20 Jahren Sozialpolitik als Fraktionsführer mit Mitte 50 ein breiteres Themenfeld bedienen muss, erlebt Laumann inzwischen als durchaus reizvolle Bereicherung.

    Alphatiere

    Der kurze Draht zum neuen CDU-Landeschef Norbert Röttgen hilft bei der internen Abstimmung. Das Verhältnis der beiden Alphatiere der NRW-CDU sei "sehr in Ordnung", betont Laumann. Die beiden total verschiedenen Politikertypen ergänzen sich blendend.
    "Opposition ist Mist", hatte der damalige SPD-Vorsitzende Franz Müntefering schon vor Jahren geklagt. Laumann spürt den begrenzten Einfluss auf den Oppositionsbänken, sucht aber einen Weg, die CDU nicht nur in der Schulpolitik von innen zu verändern und wieder regierungsfähig zu machen. Rot-Grün tritt der überzeugte Konservative in politischen Debatten energisch gegenüber. Laumann lehnt eine Totalverweigerung aber entschieden ab und zeigt sich im Einzelfall durchaus gesprächsbereit.
    Als Mitglied im Schützenverein "St. Hubertus Birgte" und als praktizierender Katholik pflegt Laumann ein enges Verhältnis zur Heimatgemeinde. Der Multifunktionär ist Vorsitzender der Katholischen Arbeiterbewegung (KAB) im Kreis Steinfurt mit rund 5.000 Mitgliedern. Am Wochenende kann man den geselligen Münsterländer schon mal per Fahrrad durchs Dorf radeln sehen. Laumann ist verankert in der ländlichen Region und hat sein Leben lang im idyllischen Örtchen Birgte gewohnt. Schon in der Grundschule hat der Bauernsohn viel Nähe gespürt: Die Zwergschule im Dorf war die kleinste in ganz Nordrhein-Westfalen.
    Wilfried Goebels

    ID: LI110222

  • Porträt: Landtagspräsident Eckhard Uhlenberg (CDU).
    Porträt
    S. 15 in Ausgabe 7 - 22.07.2010

    Für sein neues Amt als Landtagspräsident ist Eckhard Uhlenberg geeignet wie kaum ein Anderer. Der 62-jährige Landwirt aus Büderich im Kreis Soest ist nicht nur der dienstälteste Abgeordnete im Düsseldorfer Landtag, er ist, wie er selbst sagt, auch mit Leib und Seele Landespolitiker und hat auf Angebote, sich in den Bundestag oder ins Europaparlament wählen zu lassen, dankend verzichtet. Seit 1980 sitzt er als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises 119 im Landesparlament, nur 1985 hatte ihm die SPD-Kandidatin mit 141 Stimmen Vorsprung das Direktmandat abgejagt.
    Dabei hatte Uhlenberg, der aus einer alten westfälischen Bauernfamilie stammt und noch heute auf einem Hof aus dem 18. Jahrhundert wohnt, bislang geglaubt, er habe mit der Arbeit als Landwirtschafts- und Umweltminister den Job seines Lebens gefunden. Doch die politischen Karten wurden nach der Landtagswahl anders gemischt und jetzt fällt es ihm schwer, die Verantwortung für das Ministerium abzugeben. "Wir haben fünf Jahre erfolgreiche Politik gemacht", ist er überzeugt, große Fortschritte in allen Bereichen erzielt und einen neuen Stil eingeführt, den er mit einem unausgesprochenen Seitenhieb auf seine grüne Vorgängerin Bärbel Höhn als "nicht so schrill" kennzeichnet.
    Den Vorwurf, als ausgebildeter Landwirtschaftsmeister, selbstständiger Landwirt und Mitglied in verschiedenen Einrichtungen der Agrarwirtschaft hätten ihm als Minister ausschließlich die Interessen der Bauern am Herzen gelegen, lässt Uhlenberg nicht gelten. In zwei Dritteln seiner Arbeitszeit habe er sich um andere Themen gekümmert. Hier nennt er die Bereiche Wasser, Lebensmittelsicherheit, Immissionsschutz und vor allem den Kampf gegen den Flächenverbrauch, der in seiner Amtszeit von durchschnittlich 15 Hektar täglich auf zehn Hektar zurückgegangen sei. Dies habe ihn manchen Strauß mit Kommunalpolitikern auch aus seiner eigenen Partei ausfechten lassen. Seinem Nachfolger Johannes Remmel von den Grünen, im Parlament in den letzten fünf Jahren sein heftigster Widersacher, wünscht Uhlenberg eine kluge Amtsführung, "mit den Menschen, mit den Landwirten und ohne Ideologie".
    Präsident im Haus der Bürger des größten und wichtigsten Bundeslands zu sein, sieht Uhlenberg als die wichtigste Aufgabe seines neuen Amtes. Er will dazu beitragen, die Distanz zwischen Politikern und Bürgern abzubauen. "Landtag soll nicht nur in Düsseldorf stattfinden", hat er sich vorgenommen und deshalb will er dafür sorgen, dass er und seine Vizepräsidenten in die Schulen, in Vereine und Organisationen gehen, Ausstellungen eröffnen und mit den Menschen reden und so dafür sorgen, dass die Arbeit der 181 Volksvertreter im Düsseldorfer Parlament bekannter wird.

    Engagement

    Als besondere Herausforderung betrachtet Uhlenberg die Zusammensetzung des Landtags und die Tatsache, dass sich eine Minderheitsregierung jeweils eine Mehrheit im Parlament suchen muss. Als Parlamentarier hat er schon Zwei-, Drei- und Vier-Parteien-Parlamente erlebt, einem Landtag mit fünf Fraktionen vorzustehen und seine Debatten zu leiten, ist für ihn besonders spannend. Dabei sieht er die Einladung der roten und grünen Koalitionspartner an die anderen Parteien zur Zusammenarbeit mit einer gewissen wohlwollenden Skepsis. "Wir brauchen auch in Zukunft Regierung und Opposition", sagt er, jede Partei müsse "glaubwürdig und authentisch" bleiben und dürfe sich nicht bis zur Unkenntlichkeit verbiegen. Eine Überwindung der traditionellen Grenze zwischen beiden Seiten müsse man von den jeweiligen Inhalten abhängig machen. Wenig hält Uhlenberg von der Vorstellung, dass einzelne Abgeordnete aus den Oppositionsfraktionen regelmäßig der Koalition zur Mehrheit verhelfen. Eine Fraktion dürfe nicht so oft auseinanderfallen, "dann verliert sie ihr Profil", mahnt der alte Fahrensmann der CDU.
    Uhlenberg stammt aus einer durch und durch politischen Familie, Großvater und Vater waren als Kommunalpolitiker aktiv, der Vater gehörte zu den Gründern der CDU im Kreis Soest. Er selbst ist 1967 in die Junge Union eingetreten, ein Jahr später in die CDU und wurde 1975 zum ersten Mal in den Kreistag gewählt, dem er ununterbrochen bis zur Übernahme des Ministeramtes vor fünf Jahren angehörte. Schmunzelnd erinnert er sich daran, dass auf dem Hof mit Eltern und den vier Geschwistern oft und heftig über Politik diskutiert wurde, und nicht immer waren alle der Meinung, dass die CDU alles richtig mache. Heute bedauert er, dass das Interesse an Politik nachgelassen hat und dass immer weniger Menschen bereit sind, einer Partei beizutreten und sich dort zu engagieren. "Dabei brauchen die Parteien Mitglieder, damit sie die richtigen Leute für die Parlamente auswählen können."
    Im bevorstehenden Sommerurlaub freut sich Uhlenberg darauf, gemeinsam mit Freunden aus der Heimat eine weitere Etappe auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela zurückzulegen. Zwölf Tage will die Gruppe mit Gepäck marschieren und Burgos in Nordspanien erreichen. In den eher kargen Pilgerherbergen werden sie allerdings nicht einkehren, ein anständiges Bett soll es in der Nacht schon sein. Ansonsten ist Uhlenberg froh und zufrieden, wenn er einfach mal zu Hause auf seinem Hof sein kann und seinem Hobby frönen: Zeitung lesen. "Ich kann an keinem Kiosk vorbeigehen, ohne eine Zeitung zu kaufen." Ganz ohne Arbeit geht es allerdings auch in Büderich nicht: ein alter, unter Denkmalschutz stehender Speicher, der seit über hundert Jahren nicht mehr genutzt wurde, muss ausgeräumt werden. Für Uhlenbergs Tochter wird dort eine Wohnung eingerichtet.
    Peter Jansen

    ID: LI100720

  • Porträt: Horst Westkämper (CDU).
    Porträt
    S. 11 in Ausgabe 5 - 12.05.2010

    Der knallrote Mazda RX 7 wird in der kommenden Legislaturperiode fehlen. Mit dem schnittigen Zweisitzer und seinen 250 Pferdestärken rauschte der CDU-Abgeordnete Horst Westkämper immer in den Düsseldorfer Landtag. "Ein bisschen ist das Auto mein Markenzeichen. Wo die Sportkutsche auftauchte, wusste jeder: Da kommt Westkämper aus Solingen", lacht er. Ende März war die letzte Dienstfahrt. Als ältestes Mitglied des Düsseldorfer Parlamentes scheidet der Christdemokrat mit dem Ende der 14. Legislaturperiode gemeinsam mit 33 weiteren Abgeordneten - darunter Anke Brunn und Helmut Linssen - aus dem Parlament aus. "Für mich schließt sich der Kreis. Ich habe als jüngster CDU-Vorsitzender im Ortsverein Solingen angefangen und scheide als ältester Landtagsabgeordneter in Düsseldorf aus."
    Zum Abschied gab es für den einzigen Mann im 16-köpfigen Frauenausschuss Blumen und eine Flasche Wein. "Darauf sind die Kollegen in den anderen Ausschüssen gar nicht gekommen. Frauen sind eben warmherziger", lobt der Vater von sieben Kindern seine Mitstreiterinnen in dem Gremium und betont, dass die Zusammenarbeit mit ihnen gut gewesen sei: "Ich hatte nur Vorteile."
    Ein wenig Wehmut empfindet der 74-Jährige bei seinem Abschied schon. "Aber bekanntlich soll man aufhören, wenn es am schönsten ist, und mir haben die letzten fünf Jahre große Freude bereitet." Als Mitglied der Regierungsfraktion konnte der CDU-Parlamentarier richtig etwas bewegen. "Das ist schon ganz etwas anderes, als in den früheren Jahren auf den harten Oppositionsbänken, als fast alle Vorstöße der Union abgeschmettert wurden", erinnert sich Horst Westkämper an vergangene Legislaturperioden.
    Nachdem Ministerpräsident Jürgen Rüttgers zu Beginn der 14. Wahlperiode 2005 Horst Westkämper zum Beauftragten der CDU-Landtagsfraktion für Heimatvertriebene und Spätaussiedler berufen hatte, legte sich der Unionspolitiker richtig ins Zeug. Die anfängliche Skepsis der Vertriebenen gegen einen Nichtvertriebenen auf diesem Posten legte sich rasch. Denn es zeigte sich, dass der gebürtige Sauerländer und überzeugte Rheinländer Westkämper sehr überzeugend und nachhaltig die Interessen der Vertriebenen und Spätaussiedler wahrzunehmen wusste. Der Erhalt des Westpreußischen Landesmuseums in Münster, die Lehrerhandreichung zum Thema Vertriebene für den Schulunterricht und die Sanierung der Gedenkstätte des Deutschen Ostens auf Schloß Burg sind nur einige Beispiele für Westkämpers erfolgreiche Arbeit in den letzten fünf Jahren. Ein Werkstattgespräch als Abschiedstreffen in den Düsseldorfer Rheinterrassen, zu dem 900 Gäste - unter anderem die Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, Erika Steinbach - kamen, waren ein deutliches Zeichen der persönlichen Anerkennung für Horst Westkämper. "Wir haben die Förderung der Kultur der Heimatvertriebenen auf eine neue Grundlage gestellt", bilanziert er.
    Auch als Leiter der interfraktionellen Arbeitsgruppe Visegrád, die sich seit 2007 um eine Intensivierung der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Kontakte zwischen NRW und den Visegrád-Ländern Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn bemüht, war der Abgeordnete erfolgreich. "Das ist so ein bisschen Außenpolitik für NRW", erklärt der CDU-Mann seine Arbeit und betont, die anfangs nur aus sechs Parlamentariern bestehende Gruppe sei auf 16 angewachsen, weil viele gern mitarbeiten. Westkämper: "Das läuft so gut, dass ich glaube, es geht auch ohne mich in der nächsten Legislaturperiode weiter."
    Mit dem Ausscheiden aus dem Landtag gibt Westkämper auch alle Parteiämter ab. In die Union eingetreten war der Industriekaufmann und Krankenkassenbetriebswirt 1967. Seither ging es auf der Karriereleiter dann stetig aufwärts. Westkämper wurde Kreisvorsitzender in Solingen, stellvertretender Vorsitzender des Bezirks Bergisch Land, Mitglied des Rates der Stadt Solingen und ihr Fraktionschef sowie Mitglied der Landschaftsversammlung Rheinland.
    Ob er nun künftig in dem einen oder anderen Gremium als Ex-Abgeordneter noch mitmischen wird, muss die Zeit zeigen. Zunächst einmal ist jetzt die Familie dran. Seine Freu Eveline hat vor einiger Zeit die Prüfung als Jägerin gemacht. Jetzt will der Parlamentarier seine Frau öfter mal auf der Jagd begleiten.
    Gerlind Schaidt

    ID: LI100507

  • Porträt: Helmut Stahl (CDU).
    Porträt
    S. 23 in Ausgabe 4 - 31.03.2010

    Der Mann hat ein Faible für die Zukunft. "Der Aufbruch zum Neuen hat mich immer fasziniert", schwärmt CDU-Fraktionsführer Helmut Stahl beim weiten Blick über den Rhein. Die eigene Zukunft hat der Bonner nun wieder in die eigene Hand genommen: Im Mai 2010 verlässt der Politiker die Kommandobrücke der Union im Düsseldorfer Landtag. "Der Kopf ist voller Fantasien, was ich machen könnte." Eins ist sicher: Der leidenschaftliche Vogelkundler gewinnt nach dem Schlussstrich unter die 80-Stunden- Wochen im Terminkalender endlich mehr Zeit für sein Hobby.
    Dabei verläuft der Abschied von der Fraktionsführung nicht ohne Wehmut. "Es war eine 51:49-Entscheidung", erinnert sich Helmut Stahl an die langen Gespräche mit seiner Frau. "Das macht etwas im Bauch, wenn etwas endet." Die Phase des Berufspolitikers will der 62-Jährige auslaufen lassen, Politik aber bleibt die große Leidenschaft. Dabei ist Helmut Stahl nie der Archetypus eines Politikers wie Helmut Kohl gewesen, der die Menschen mit seiner zupackenden Rhetorik in den Sälen auf die Tische trieb. "Die Abteilung Attacke ist nicht meins", weiß der freundliche Politiker mit den spitzbübisch funkelnden Augen. "Wenn es notwendig ist, mache ich meinem Namen aber alle Ehre." Das haben aufmüpfige Christdemokraten im kleinen Kreis überrascht erfahren müssen.
    Im politischen Alltagsgeschäft greift Helmut Stahl lieber zum Florett als zum Säbel. "Man sagt mir nach, dass ich auch unter Stress ein freundlicher Mensch bleibe." Seit 2005 hält Stahl seinem Freund Jürgen Rüttgers in der CDU-Fraktion den Rücken frei. Als Spitzenbeamter und Staatssekretär hat der "treue Knappe" dem damaligen Minister Rüttgers schon im Zukunftsministerium gedient, nach dem Regierungswechsel 1998 scheiterte Stahl ein Jahr später knapp als CDU-Kandidat für das Amt des Bonner Oberbürgermeisters. Rüttgers holte sich den loyalen Unionspolitiker danach als Parlamentarischen Geschäftsführer der Landtagsfraktion - fünf Jahre später war Rüttgers Ministerpräsident und Helmut Stahl Fraktionsvorsitzender.
    Der Bonner hatte die Wahl. Stahl hätte nach den erfolgreich organisierten Koalitionsverhandlungen auch Minister und Chef der Staatskanzlei werden können. Der Diplom-Volkswirt entschied sich für die Fraktionsführung, weil er hier mehr Gestaltungsmöglichkeiten für sich sah. "Eine tolle Zeit, wir haben etwas vorangetrieben", erinnert sich der Christdemokrat an Schulreformen, neue Ladenöffnungszeiten, Hochschulgesetz und erste Erfolge im Bürokratieabbau. An der Nahtstelle zum Koalitionspartner FDP hat Stahl Streitfragen früh ausdiskutiert. "Bevor etwas ins Kabinett kommt, wird geprüft, was man sich gegenseitig zumuten kann." Das Zauberwort lautet: Verlässlichkeit. "Wir haben es besser gemacht als die Berliner", betont Stahl selbstbewusst. Das schließt nicht aus, dass es auch in der Düsseldorfer Koalition mal ruckelt. "In der FDP sind andere Menschen als in der CDU." Deshalb lebt Stahl in der Politik sein Motto: "Vom Ende her denken." Bei allem Hader muss die Regierung das gemeinsame Ziel im Auge behalten.
    Die eigene CDU-Landtagsfraktion hat Anschieber Stahl immer wieder mit Neuerungen überrascht: Regelmäßig wurden strategische Positionspapiere für den Blick in die Zukunft erarbeitet. Werkstattgespräche etwa zum Thema "Sterben in Würde" trafen auf bundesweites Interesse. "Man bleibt im Kontakt mit den Menschen. Das sind meist unglaublich spannende Geschichten." Stahl schätzt den Blick in die Augen - auch wenn es mal stürmischer wird. "Ich gehe auf die Leute zu und spiele nicht über Bande."
    Der gebürtige Olper verfolgt beharrlich seine Ziele, findet aber meist in den hitzigsten Debatten noch freundliche Worte. Als das umstrittene Kinderbildungsgesetz (KiBiz) nach langen Diskussionen unter Dach und Fach war, zog der Vogelkundler sein Fazit: "Der Kibiz ist ausgebrütet. Es gab viel Unruhe in der Vogelkolonie." Und auch der politische Gegner muss sich auf freundliche Anleihen des Lyrik-Konsumenten einrichten. Seiner SPD-Kollegin Hannelore Kraft gab Stahl zum Abschluss der Etat-Rede in Anlehnung an Willhelm Busch den nicht böse gemeinten Rat mit auf den Weg: "Wenn eine, die mit Mühen kaum / geklettert ist auf einen Baum / schon meint, dass sie ein Vogel wär / so irrt sie sehr." Da mussten auch SPD-Genossen schmunzeln.
    Nun also gewinnt der fröhliche Rheinländer mit den Sauerländer Wurzeln die Zeit für die Ornithologie. Nicht nur in der Politik kennt sich Stahl bestens aus mit Paradiesvögeln, komischen und Pechvögeln. In Namibia hat der Vogelkundler in diesem Jahr fast 70 Vögel neu für seine Erlebnisgalerie entdeckt. Auf eins wird der agile CDU-Politiker nach der Landtagswahl im Mai verzichten müssen: den herrlichen Blick auf den Rhein von der Terrasse des Büros im Landtag.
    Wilfried Goebels

    ID: LI100428

  • Porträt: Ursula Doppmeier (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 11 - 02.12.2009

    Die Probleme und Sorgen einer alleinerziehenden Mutter und berufstätigen Frau kennt Ursula Doppmeier aus eigener Erfahrung. 1992 starb ihr Mann Hubert, Landtagsabgeordneter von 1980 bis 1990 und ab 1990 Mitglied des Bundestags. Die damals 40-jährige Realschullehrerin mit vier Kindern im Alter zwischen zwei und zwölf Jahren musste sehen, wie sie allein zurecht kam. Die Rettung in der Not war ihre Mutter. Die Oma zog ins Haus nach Gütersloh und kümmerte sich um die Kinder, Ursula Doppmeier konnte weiter ihrem Beruf nachgehen, seit 2000 sogar als CDU-Landtagsabgeordnete in Düsseldorf.
    Bis zum frühen Tod ihres Mannes hatten die Doppmeiers eine Ehe nach klassischem Muster geführt: Der Jurist und engagierte CDU-Politiker stand im Partei- und Berufsleben, die junge Frau kümmerte sich um Haushalt und Kinder. Durch Hubert Doppmeier war Ursula auch zur Politik gestoßen. Sie hatte ihn während des Studiums in Münster kennengelernt, war in den Ring christlich-demokratischer Studenten RCDS eingetreten und nach Abschluss ihres Lehrerstudiums auch in die CDU.
    Die Entscheidung, nicht nur als passives Mitglied brav die Beiträge zu entrichten, sondern sich aktiv in der Politik zu engagieren, hing in den 90er-Jahren mit ihrer neuen Rolle als alleinerziehende Mutter und den damit verbundenen Schwierigkeiten und Nachteilen zusammen. Den Ausschlag gab ein eher banaler Vorfall: In einem Spaßbad wollte man ihr und den vier Kinder eine günstige Familienkarte verweigern, weil kein Vater dabei war. Sie engagierte sich in der Frauen- Union im heimischen Gütersloh, übernahm 1997 den Vorsitz dessen Kreisverbands. Und als 2000 die CDU einen Kandidaten für einen der drei Wahlkreise des Kreises Gütersloh suchte, fiel die Wahl der Westfalen auf die im rheinischen Langenfeld geborene Lehrerin.
    Das Thema Frauenpolitik ist Doppmeier bis heute nicht los geworden. In ihrer zweiten Legislaturperiode wurde sie zur stellvertretenden Vorsitzenden der CDU-Fraktion gewählt mit den Zuständigkeiten für diesen Bereich sowie für Familienpolitik, Generationsfragen und Integration. Weil sie weiß, wie schwer sie es in den 90er- Jahren hatte, ihre Aufgaben als Mutter und ihre Tätigkeit als Lehrerin an einer Realschule unter einen Hut zu bringen ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in ihren Augen nach wie vor eines der größten und drängendsten Probleme. Dabei sieht sie nicht nur die Wirtschaft in der Pflicht, "wir müssen als Politiker die Strukturen schaffen, damit alleinerziehende Mütter und Väter arbeiten und sich um die Kinder kümmern können", etwa durch ausreichende Angebote zur Kinderbetreuung oder familienfreundliche Arbeitszeiten. Oft seien es kleine Maßnahmen mit wenig Aufwand, die trotzdem viel bewirkten und sich in großen Unternehmen ebenso unkompliziert umsetzen ließen wie in Klein- und Mittelbetrieben. So etwa die Anpassung der Arbeitszeiten an die Fahrpläne von Bussen und Bahnen, die Schaffung von Telearbeitsplätzen oder die Organisation eines Notfalldiensts, wenn einmal die regelmäßige Kinderbetreuung plötzlich ausfällt.
    Gute Beispiele müssten publik gemacht werden, sagt Doppmeier und hält der Wirtschaft vor, Familienfreundlichkeit im Betrieb werde zunehmend zu einem wichtigen Standortfaktor im Wettbewerb um die besten Mitarbeiter.
    Auf ihrer Internetseite informiert die CDU-Frau in aller Ausführlichkeit über ihre Arbeit in Düsseldorf und im Wahlkreis. "Ich halte es für ganz wichtig, meine Arbeit für jedermann zugänglich darzustellen, und das Internet ist dabei genauso wichtig wie die lokale Zeitung." Die Zugriffe auf www.ursula-doppmeier.de hätten in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen, auch ältere Menschen würden immer häufiger ihre Scheu vor der neuen Technik überwinden und sich an den PC oder ans Notebook setzen. Das wichtigste Kommunikationsmittel ist für Doppmeier allerdings unverändert das persönliche Gespräch, und deshalb ist sie nicht nur ständig im Wahlkreis unterwegs, sie lädt auch unermüdlich Besuchergruppen aus Ostwestfalen nach Düsseldorf ein, allein 45 in dieser Legislaturperiode. E-Mail und SMS sind für sie auch privat unentbehrlich, um mit den vier Kindern in ständigem Kontakt zu bleiben. Und wenn eine Tochter im nächsten Jahr nach Neuseeland geht, will sie es auch mal mit der Internettelefonie versuchen.
    Weil ihr Arbeitstag, vor allem wenn sie von Gütersloh nach Düsseldorf muss, morgens um fünf Uhr beginnt und meist erst in den Abendstunden endet, bleibt für Hobbys wenig Zeit. Dazu gehören neben Reisen spannende Lektüre, am liebsten Fantasyromane wie die der amerikanischen Bestsellerautorin Stephenie Meyer. Und am Sonntagabend freut sie sich, wenn im Fernsehen ein "Tatort" aus Münster mit Kommissar Thiel und Professor Börne läuft.
    Peter Jansen

    ID: LI091123

  • Porträt: Marc Ratajczak (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 10 - 04.11.2009

    Wenn es eben passt, "cruised" Marc Ratajczak mit dem Motorrad zu seinen Terminen. "Das macht unheimlich viel Spaß. Man ist flexibel und findet überall einen Parkplatz", begeistert sich der CDU-Abgeordnete für seine Suzuki V-Strom. Nachdem der 36-jährige im letzten Jahr den Motorradführerschein machte, fährt er leidenschaftlich gern. Allerdings gibt es ab und an Probleme mit der Kleiderordnung. "Mit Motorradklamotten zum Richtfest, das kommt nicht so gut", weiß der CDU-Mann aus Erfahrung. "Deshalb habe ich meistens einen Anzug im Topcase." Als er unlängst ein Grußwort zum 100. Geburtstag eines Kindergartens halten musste, hat er sich in der Umkleide einer nahe gelegenen Bäckerei umgezogen: "Ich kam mir vor wie Supermann, der wechselt ja auch immer in Telefonzellen die Sachen", lacht Ratajczak.
    Besonders überrascht den CDU-Mann, wie schnell er über sein Motorrad mit den Menschen ins Gespräch kommt. " Es ist unglaublich, wie viele sich für Motorräder interessieren und die Distanz, die es zuweilen gibt, wenn ich in Schlips und Kragen erscheine, gibt’s nicht, wenn ich mit dem Motorrad komme." Während das Motorradfahren sich auf die Sommermonate beschränkt, sind die übrigen Hobbys von Marc Ratajczak jahreszeitlich ungebunden. Als ehemaliger Messdiener ist er heute Gruppenleiter in der Katholischen Jugend. Aus seiner Zeit bei der Freiwilligen Feuerwehr und beim DRK macht er als staatlich geprüfter Rettungssanitäter auch heute noch an Wochenenden bei Festen Sanitätsdienst. "Da kommt mein Helfersyndrom zum Vorschein", witzelt er über sein soziales Engagement.
    Von Beruf ist Marc Ratajczak bodenständiger Betriebswirt. Nach Fachhochschulreife und Ausbildung zum Kaufmann der Grundstücksund Wohnungswirtschaft arbeitete er bei einer Genossenschaft, studierte dann an der privaten Hochschule für Wirtschaft in Bochum und war nach seinem Abschluss als staatlich geprüfter Betriebswirt als Geschäftsführungsassistent bei einem Düsseldorfer Immobilienunternehmen tätig, ehe er Landtagsabgeordneter wurde.
    Sein erster Kontakt zur Politik war zufällig und eher spielerisch. Die Junge Union lud ihn zu einer Rallye ein, bei der er Schlusslicht wurde. "Damit mir das nicht noch mal passiert, bin ich 1988 in die JU eingetreten. Da konnte ich die Aufgaben selber stellen", meint er fröhlich. 1991 wurde er CDU-Mitglied. Seit 1994 gehört er dem Rat seiner Heimatstadt Mettmann an. Als man ihn 2004 fragte, ob er für den Landtag kandidieren wolle, lehnte er zunächst ab, ließ sich dann aber doch überreden und zog nach einem sehr persönlich und unkonventionell geführten Wahlkampf mit einem Direktmandat in den Düsseldorfer Landtag ein.
    Anlaufschwierigkeiten hatte er nicht, zumal das Fernsehen ihn als Neuling ausgeguckt und bei seinen ersten Schritten als Abgeordneter begleitete. Auf diese Weise wurde er hochoffiziell begrüßt und besichtigte im Scheinwerferlicht das Parlamentsgebäude. "Eigentlich waren alle CDU-Abgeordneten Anfänger, weil noch keiner einer Regierungsfraktion angehört hatte", erinnert er sich.
    Bei der Auswahl seiner Ausschüsse hatte der CDU-Politiker Glück. "Ich wollte unbedingt in den Petitionsausschuss, weil man da wirklich etwas bewegen kann. Außerdem behält man als Mitglied in diesem Ausschuss die Bodenhaftung, weil man mit den Sorgen der Bürger konfrontiert wird." Außerdem ist Ratajczak im Ausschuss für Schule und Weiterbildung sowie im Ausschuss für Generationen, Familie und Integration. Viel Zeit investiert er in seine Aufgabe als Sektenexperte der CDU-Fraktion. "Es geht vor allem darum, in Schulen, aber auch an Handwerkskammern und IHKs für Prävention zu werben."
    Besonders gern betreut Marc Ratajczak Besuchergruppen aus seinem Wahlkreis Mettmann IV. Fast jede Woche führt er eine Gruppe durch den Landtag. Für Kinder hat er sich ein Spezialprogramm ausgedacht, um ihnen die Politik verständlich zu machen. Überhaupt fühlt sich der Christdemokrat seinem Wahlkreis sehr verbunden. Regelmäßig hat er Sprechstunden in seinem Wahlkreisbüro. "Ich versuche, für die Menschen vor Ort ein offenes Ohr zu haben", sagt Ratajczak. Im Landtag versteht er sich als Verbindungsmann zur Basis. Er hat sich so gut in seine Arbeit als Landtagsabgeordneter eingearbeitet, dass er gern wieder kandidieren würde. Ein oder zwei weitere Legislaturperioden als Politiker kann er sich gut vorstellen. "Es macht unglaublich viel Spaß und das Feedback der Bürger spornt an, noch mehr zu tun", bilanziert Marc Ratajczak.
    Gerlind Schaidt

    ID: LI091022

  • Porträt: Volkmar Klein (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 6 - 27.05.2009

    Im Düsseldorfer Landtag dreht sich die Welt des CDU-Finanzsprechers Volkmar Klein um Zahlen, Zahlen, Zahlen. Privat findet der 48-Jährige als Vorsitzender des Heimatvereins Burbach einen willkommenen Ausgleich. "Ich bin mit Herz und Seele Siegerländer", betont der Mann mit dem moselfränkischen Dialekt. "Gut, wenn man erkennt, wo die Leute herkommen." Beim Siegerländer mit dem rollenden "R" ist das auch 1.000 Jahre nach der Besiedelung der Region durch die Franken deutlich hörbar.
    Politisch tanzt Volkmar Klein auf vielen Hochzeiten. Vorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises der Union, Kreisvorsitzender der CDU-Siegen-Wittgenstein, Ratsmitglied in Burbach, Mitglied im CDU-Landesvorstand und Landtagsabgeordneter - da kommt schnell mancher Termin zusammen. "Mein Frau sagt, sie sei alleinerziehende Mutter von vier Töchtern", schmunzelt Klein. Der Familienvater teilt sich die knappe Zeit genau ein. "Man muss die Freizeit intensiver nutzen und etwas unternehmen." Leicht gesagt: Das Kanu kommt nur noch selten ins Wasser.
    Nach 14 Jahren im Düsseldorfer Landtag zieht es Klein im Herbst nach Berlin. Der Kreisverband hat den versierten Experten für Finanzen, Entwicklungshilfe und Gesundheit als Kandidaten für den Bundestag nominiert. "Ich hoffe, dass ich den Wahlkreis Siegen-Wittgenstein direkt gewinne", hofft Klein - dem Vorgänger von der CDU fehlten bei der Bundestagswahl 2005 nur zwei Prozentpunkte. Der agile Kandidat ist als ehemaliger Bürgermeister von Burbach aber bestens vernetzt vor Ort. Außerdem steht Klein auf Platz 32 der CDU-Landesliste für den Bundestag. Die Chancen für den Sprung in den Bundestag sind nicht schlecht.
    Klein versteht sich als Wertkonservativer, der Brücken baut zwischen der CDU und den Kirchen. "Das christliche Menschenbild ist eine wichtige Wurzel der Unon", mahnt Klein. Auch deshalb pflegt der Christdemokrat enge Kontakte zu Entwicklungsprojekten in Ghana und in der Ukraine. Als ehemaliges Mitglied der Geschäftsführung der Wittgensteiner Kliniken kennt Klein die drängenden Probleme in der Gesundheitspolitik - nicht nur in Deutschland. Und als Finanzexperte ist Klein Schirmherr einer Organisation für Mikro- Kredite ("Opportunity International") an arme Mini-Unternehmer in Afrika und Osteuropa.
    In der Wirtschaft- und Finanzpolitik steht der Siegerländer eng an der Seite des Sauerländers Friedrich Merz. "Ich fühle mich Merz verbunden: Der Staat muss Regeln setzen, darf aber auf Dauer nicht Mitspieler sein." Die dramatische Finanzkrise ist für Klein nicht Folge eines Marktversagens, sondern ein Versagen der Regulation. "Für Derivat-Geschäfte mussten Banken kein Eigenkapital vorweisen, für Kredite schon. Das darf nicht sein." In Berlin würde Klein künftig gern an der Gestaltung neuer Regeln mitwirken.
    Der CDU-Abgeordnete hat im Landtag beide Seiten kennengelernt: Opposition und Regierungsfraktion. Die persönliche Zusammenarbeit über Parteigrenzen hinweg hat Klein als positiv erlebt. "Der Andere wird geachtet, bei der Analyse der Probleme können wir uns oft verständigen. Über die Lösung wird gestritten." Als damaliger Vorsitzender des Finanzausschusses suchte Klein von Amts wegen den Ausgleich.
    Daheim im Siegerland fühlt sich der CDU-Politiker am wohlsten. Im großen Garten hält die Familie freilaufende Hühner. Nicht selten schauen die Kinder der Grundschule vorbei. Auch sonst hat Klein ein offenes Ohr für die Mitmenschen. "Es kostet viel Zeit, weitet aber den eigenen Horizont, wenn man sich auf die Nöte der Bürger vor Ort einlässt."
    Geboren ist der Diplom-Volkswirt in Siegen. Während des Studiums zog es den damals 26-Jährigen mehrere Monate für ein Praktikum zu einer Beratungsfirma ins australische Melbourne. Das hat dem jungen Mann gezeigt, dass es nicht reicht, nur vor der eigenen Haustür zu kehren. Den eigenen Ministerpräsidenten hat Klein für eine Patenschaft für Hilfsprojekte in Ghana gewinnen können. Es sind oft die kleinen Schritte, die die Welt lebenswerter machen.
    Sorgen bereitet dem christlich geprägten Politiker die hohe Verschuldung des Staates. Klein setzt sich für mehr Generationengerechtigkeit ein. "Es macht Sinn, im Bereich der Finanzpolitik tätig zu sein", glaubt Klein, der auch Mitglied im Bundesfachausschuss Finanzen ist. Für die Konsolidierung der Staatshaushalte nach dem Ende der Finanzkrise dürfte jeder Experte gebraucht werden.
    Wilfried Goebels

    ID: LI090624

  • Porträt: Lutz Lienenkämper (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 5 - 06.05.2009

    Muss ein wohlsituierter Düsseldorfer Anwalt nicht ein Politik-Junkie sein, wenn er für einen Landesminister-Job der Kanzlei den Rücken kehrt? Der neue Bau- und Verkehrsminister Lutz Lienenkämper antwortet mit einem entschiedenen Nein. Ihm sei Politik nicht Droge, er könne notfalls von ihr lassen. "Aber", dabei drückt sich Lienenkämper behaglich in die Sessellehne seines lichten Chefzimmers, "ich will nicht auf Politik verzichten, ich hab‘ einfach Spaß am Gestalten.”
    Kann denn ein Landespolitiker politisch viel bewegen, gestalten? Zieht es ihn als tüchtigen, ehrgeizigen Enddreißiger nicht mehr in die Bundespolitik? Lienenkämper sagt, er stehe nicht irgendeinem, vielmehr einem richtigen Infrastrukturministerium vor, das Voraussetzungen für Prosperität in NRW schaffen könne und dazu über die Verwendung erheblicher Steuermittel entscheiden könne. Der Jung-Minister, der in dem wohlhabenden Meerbusch im Speckgürtel der Landeshauptstadt lebt, versichert, als Kind des Westens keine Berlin-Phobie zu haben. Berlin sei eine faszinierende Stadt, aber die ständige Pendelei, die ein Mandat in der Hauptstadt erfordere, sei nichts für ihn.
    Eine Heimatpflanze ist der Jurist aber nicht. Er hat privat manchen Kontinent bereist, er liebt besonders das spezielle Flair von Barcelona und würde sich, wenn er wählen könnte, die Lebensmittelpunkte Hamburg, München und Umgebung von Düsseldorf, mit Abstrichen auch Leipzig aussuchen.
    Dass Lienenkämper nicht zu den Asketen, schon gar nicht zu den Miesepetern gehört, spürt man schnell bei der unkompliziert-lebendigen Unterhaltung mit ihm. Gut zu essen und ebenso zu trinken ist ihm wichtig, ein Zeichen von Lebensfreude und Geselligkeit. Rotwein zu sammeln käme ihm nicht in den Sinn, "er wird bei mir nicht alt". Anständig und feste zu arbeiten, sich hernach aber auch mit ordentlicher Küche und gutem Wein zu belohnen - dieses Lebensmotto der pfälzischen CDU-Legende Helmut Kohl ist seinem niederrheinischen Parteifreund vertraut. Zum Kochen fehlt ihm, dem Junggesellen, die Geduld: "Einkaufen, womöglich von Geschäft zu Geschäft eilen, das Ganze über Stunden zubereiten, und dann noch der Abwasch: nein, bitte nicht."
    Lienenkämper bekennt, kein Vorbild zu haben, sich allerdings von vielen beachtenswerten Persönlichkeiten ein bisschen abzugucken. Was entdeckt er dabei an seinem Förderer Jürgen Rüttgers? Der Geförderte antwortet ohne längeres Zögern: "Rüttgers‘ Gelassenheit und den unglaublich ausgebildeten politischen Sensus." Die Standardformel des Ministerpräsidenten, wonach wirtschaftliche Vernunft und soziale Gerechtigkeit zwei Seiten derselben Medaille seien, trägt der auf Zivil- und Wirtschaftsrecht spezialisierte Anwalt nach eigenem Bekunden mit. Er komme zwar "aus der wirtschaftlichen Ecke", habe jedoch als Sprecher der Fraktion für Wirtschaftspolitik noch nie eine große Meinungsverschiedenheit etwa mit Karl-Josef Laumann, dem Exponenten des CDU-Arbeitnehmerflügels, gehabt. Lienenkämper sagt, er sei weder Ideologe noch Flügelmann. Es ist wohl tatsächlich so: Wer den neuen Minister aus der Nähe erlebt, gewinnt den Eindruck eines Advokaten der jungen bürgerlich-liberalen Mitte, eines Nachwuchs-Politikers, der das CDU/FDP-Bündnis in Ausdruck und Habitus verkörpert.
    Lienenkämper plädiert für den zügigen Ausbau von Straßen- und Schienennetz; den Fluglärmgegnern in seinem Düsseldorf-nahen Wahlkreis, besonders in Meerbusch, will er nicht nach dem Munde reden: "Ich bin Verkehrsministers des Landes, nicht der Lärmbeauftragte des Rheinkreises Neuss." Eventuelle Mahnwachen vor seinem Haus und andere Zudringlichkeiten bereiteten ihm keine schlaflosen Nächte. Außerdem sei der Flughafen Düsseldorf für die Landesregierung ein Arbeitsplatzträger erster Ordnung.
    Den Tennisspieler Lutz Lienenkämper gibt es kaum noch. Radfahren, Krimis lesen und reisend fremde Länder kennenlernen gehören zu Freizeitvergnügen. Mit seinem Vorgänger, dem "geblitzten" Oliver Wittke, empfindet er Mitleid. "Olli" sei über eine Verkettung unglücklicher Umstände gestürzt, seine, Lienenkämpers, erste Reaktion sei gewesen: "Meine Güte, Rücktritt wegen so was?"
    Reinhold Michels

    ID: LI090521

  • Porträt: Walter Kern (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 2 - 12.02.2009

    Seine größten Erfolge feierte Walter Kern, CDU-Abgeordneter aus dem lippischen Lemgo, nicht als Politiker im Landtag und auch nicht in seinem Beruf als Sparkassenbetriebswirt. Als noch reichlich junger Fußballer trat er mit seinem Heimatverein unter anderem gegen den TuS Talle an und schaffte es, mehrfach den berüchtigten Abwehrrecken Gerhard "Acker" Schröder, später Bundeskanzler und SPD-Vorsitzender, zu tunneln. Noch heute spielt Kern beim FC Landtag mit, zu einer Begegnung mit Schröder auf dem grünen Rasen ist es aber nicht mehr gekommen.
    Der Sport war es auch, der den Finanzexperten in die Politik brachte. Zwar war er schon mit 18 in die CDU eingetreten, Kern kümmerte sich aber vor allem um sein berufliches Fortkommen. Die politischen Aktivitäten des Fußballers beschränkten sich lange Zeit auf die Mitgliedschaft im Sportausschuss als sachkundiger Bürger. Weil der unermüdlich umtriebige Vater von zwei Kindern auch damals schon durch das auffiel, was er mit einer Prise Selbstironie als "Kern-Kraft" bezeichnet, wurde er schließlich zur erfolgreichen Kandidatur für Rat und Kreistag gewonnen. Als ihn der Lemgoer Bürgermeister Reiner Austermann 2004 fragte, ob er nicht für den Landtag kandidieren wolle, da sagte Kern leichten Herzens zu. Denn der Kampf schien aussichtslos, der Vorsprung der SPD im Wahlkreis 98 betrug 16,5 Prozent. Doch am Wahlabend kam alles anders, 102 Stimmen lag Kern am Ende vor der SPDKandidatin Ina Meise-Laukamp. "Wenn ich die Stimmen meiner Familie abziehe, war der Vorsprung sogar nur zweistellig", grinst Kern und weiß, dass er sich der Stimme seines Sohnes gar nicht sicher sein kann. Der studiert Politikwissenschaften und ist eher grün als schwarz.
    Seine "Kern-Kraft" braucht der gläubige Katholik, um die Belastung einer zwischen Düsseldorf und Lemgo geteilten Arbeitswoche zu überstehen. Um 4.20 Uhr klingelt der Wecker, wenn Kern um kurz vor 9 Uhr in der Landeshauptstadt sein will. Weil dadurch der Nachtschlaf häufig zu kurz kommt, fallen ihm am Wochenende gelegentlich schon bei der Sportschau die Augen zu. Wegen der vielen Fahrerei findet die Wahlkreisarbeit vorwiegend von Freitag bis Montag statt. Als Stress empfindet Kern seine Arbeit aber nicht, Ruhe findet er beim Joggen, für das er sich mehrmals in der Woche Zeit nimmt, beim Kicken im FC Landtag und im Urlaub beim Malen. Das kam allerdings im vergangenen Jahr recht kurz, denn er ist mit Frau und Freunden sieben Tage durch seinen Wahlkreis gewandert, insgesamt 175 Kilometer, immer mit wechselnden Begleitern. Für Kern ein beeindruckendes Erlebnis: "Ich habe meine engere Heimat von einer ganz anderen Seite kennen gelernt." Außerdem versucht er möglichst oft, an der in Sitzungswochen regelmäßigen ökumenischen Morgenandacht im Landtag teilzunehmen.
    Den Wechsel von einer 40-Stunden-Woche als Projektleiter bei der Sparkasse Lemgo zu einer Woche mit mindestens 80 Stunden als Landtagsabgeordneter hat Kern nie bereut. Seine Frau hat ihm bescheinigt, dass sich im privaten Leben ohnehin nicht viel geändert habe, allerdings sei er jetzt noch häufiger nicht zu Hause. Denn sein ehrenamtliches Engagement in der Kommune hat Kern nicht eingeschränkt, er ist nach wie vor Vorsitzender der AGA GmbH in Lemgo, die in 16 lippischen Gemeinden den Sperrmüll entsorgt und recycelt. Das Besondere daran ist, dass mit diesem Unternehmen 80 Menschen mit geistiger Behinderung einen Job im ersten Arbeitsmarkt gefunden haben, die sonst im normalen Arbeitsleben keine Chance gehabt hätten.
    In anderthalb Jahren will Kern, "wenn der liebe Gott mich lässt", noch einmal für den Landtag kandidieren. Ein Wechsel nach Berlin in den Bundestag oder nach Brüssel ins Europaparlament sind für ihn keine Alternativen. Nach der derzeitigen Stimmungslage bei den Wählern bleibt dem Landesparlament die "Kern-Kraft" noch eine weitere Legislaturperiode erhalten.
    Peter Jansen

    ID: LI090217

  • Porträt: Marie-Luise Fasse (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 13 - 17.12.2008

    Wenn ihr keine Verantwortung übernehmt, dann könnt ihr auch nicht meckern." Wenn Marie-Luise Fasse im persönlichen Gespräch Kritik an der Politik zu hören bekommt, erinnert sie ihr Gegenüber stets mit diesem Argument daran, dass Eigenengagement der Schlüssel zu aller Veränderung ist. Dass diese Überzeugung tief in ihr verankert ist, dafür hat das Drehbuch ihres eigenen Lebens schon in frühen Jahren gesorgt. Als älteste von sieben Töchtern stand die 22-Jährige nach dem frühen Tod von Vater und Mutter Anfang der 70er-Jahre plötzlich alleine mit sechs jüngeren Geschwistern da, denen sie von heute auf morgen Schwester, Mutter und Vater gleichzeitig sein musste. "Das schult natürlich fürs Leben, da muss man Organisieren lernen", blickt die heute 60-Jährige auf die Jahre zurück, in denen sie neben ihrer Ausbildung zur Energieberaterin nicht nur den Haushalt "schmeißen", sondern abends und nachts auch noch die Hausaufgaben ihrer jüngeren Schwestern kontrollieren musste.
    Doch schon vor dem Tod der Eltern hatte die junge Frau die erste große Veränderung ihres Lebens hinter sich, als die Familie Anfang der 60er-Jahre aus der ländlichen Idylle Dülmens in das stark vom Bergbau geprägte Hamborn zog. Statt Schlittschuhfahren im Herzoglichen Park, Reiten auf Wildpferden und Mädchen-Lyzeum mit Unterricht durch Nonnen war für die 14-Jährige jetzt Großstadtmilieu mit dem seinerzeit unvermeidlichen Kohlenstaub auf den Fensterbänken und häufig verrußten Bettlaken auf der Wäscheleine angesagt, ein "Kulturschock" für ein behütetes junges Mädchen vom Lande. Erleichtert wurde die Eingewöhnung allerdings durch das Mitmachen bei den Pfadfindern, wo das vertraute katholische Milieu die Integration in die ungewohnte Umgebung entscheidend erleichterte. Bedingt durch das familiäre Schicksal lag ein Parteieintritt zwar zu diesem Zeitpunkt noch fern, doch eine enge Beziehung zur CDU hatte Marie-Luise Fasse quasi von Geburt an. Ihr Vater, ein Studienfreund von Jesuitenpater Johannes Leppich, war Mitbegründer der Dülmener CDU. Und da die Mutter mit den jüngeren Kindern mehr oder weniger an das Haus gebunden war, durfte die kleine Marie-Luise als Älteste den Vater schon als Kind bei seinen politischen Aktivitäten begleiten und bekam dadurch Konrad Adenauer oder Franz Josef Strauß bereits früh bei Wahlkämpfen live mit. Selbst in die Partei trat Marie-Luise Fasse allerdings erst 1982 ein, als die Erziehung ihrer Schwestern abgeschlossen und auch der eigene Sohn aus dem Gröbsten raus war.
    Über den Ortsverband Budberg/Rheinberg im Kreis Wesel, wo sie nach ihrer Hochzeit 1974 ein neues Zuhause fand, arbeitete sich die Politikerin über Stadt und Kreis sehr zielstrebig nach oben. Als der Wahlkreis durch Tod vakant wurde, nutzte sie die Chance und zog 1995 das erste Mal über die Reserveliste in den Landtag ein. Zu diesem Zeitpunkt hatte die seinerzeit 47-Jährige bereits eine nach eigenen Worten "ganz starke Truppe vor Ort" aufgebaut. "Wir sind der erste Kreisverband gewesen, der in allen Führungsfunktionen Frauen hatte", blickt sie noch heute stolz darauf zurück, dass ihr Kampf für mehr Frauen in der Politik und ihr Engagement für die Quote in der CDU auch Früchte trug. Doch auch ihr heutiges Schwerpunktthema "Umwelt, Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz", das sie als Vorsitzende des Umweltausschusses in herausgehobener Weise repräsentiert, war bereits früh durch ihre neue niederrheinische Heimat angelegt.
    Die Nähe zu den zentralen ARA-Nordseehäfen (Antwerpen, Rotterdam, Amsterdam) und das Ende der Bergbauära in Pattberg, Niederberg, Walsum und demnächst Kamp- Lintfort seien für sie immer ein Anliegen gewesen, die Themen Umwelt, Landwirtschaft und Industrie eng miteinander zu vernetzen, betont Fasse. Und angesichts des Strukturwandels neue Chancen zu suchen: Direktvermarktung heimischer Produkte, Förderung von Bauerncafés oder die einzigartige Kulturlandschaft mit Xanten als Anziehungspunkt für den Tourismus zu erschließen. Im Zusammenhang mit den umweltpolitischen Anliegen steht auch Fasses Engagement in der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Zwar ist Marie-Luise Fasse längst zur festen Größe in der CDU-Landespolitik geworden, hat ihre Bodenhaftung, Familie, Kirchenchor, Politik vor Ort nie verloren: "Hier bin ich nichts Besonderes, sondern einfach nur die Marie-Luise aus Budberg", sagt sie über ihre liebste Rolle.
    Michael Fritsch

    ID: LI081317

  • Porträt: Chris Bollenbach (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 11 - 12.11.2008

    Wenn die rot-grüne Ratsmehrheit im ostwestfälischen Städtchen Bünde vor knapp 20 Jahren nicht den dringenden Wunsch der örtlichen Realschule abgeschmettert hätte, die Schule als Ganztagsschule zu führen, dann wäre die politische Laufbahn von Chris Bollenbach möglicherweise ganz anders verlaufen. So ärgerte sich der damals 17-jährige Sohn einer Handwerkerfamilie derart über die Sturheit von Roten und Grünen, dass er sich der opponierenden CDU anschloss und gleich einen Ortsverband der Jungen Union gründete. Von diesem Zeitpunkt an verlief die politische Karriere des jungen Chris - er heißt tatsächlich so, weil seine Eltern damals für den Schlagersänger Chris Roberts schwärmten und kurze prägnante Vornamen schätzten - ebenso steil wie seine berufliche. Schon 1992 war er Vorsitzender der Jungen Union im Kreis Herford, 1993 wurde er dort stellvertretender Kreisvorsitzender der Mutterpartei CDU, seit 1994 sitzt er im Kreistag von Herford und seit 2005 im Landtag. In derselben Zeit absolvierte er die Ausbildung zum Gas- und Wasserinstallateur, leistete den Wehrdienst, legte 1999 die Meisterprüfung ab und trat 2000 gleichberechtigt in den väterlichen Betrieb ein.
    Weil ihm das berufliche Standbein unverändert wichtig ist, sitzt Bollenbach auch jetzt noch jeweils montags und freitags im Büro in Bünde, nimmt Aufträge an, schreibt Kostenvoranschläge und Rechnungen. "Ich weiß auch noch, wie Heizöl riecht", sagt er lächelnd, denn im Winter teilt er sich selbst regelmäßig zum Bereitschaftsdienst am Wochenende ein, und wenn irgendwo in Bünde und Umgebung eine Heizung ausfällt, macht er sich selbst an die Reparaturarbeit. Dass er vor drei Jahren direkt ins Düsseldorfer Parlament gewählt wurde und aus dem Monteursanzug in feinen Zwirn und Schlips wechseln musste, hat er damals kaum für möglich gehalten. Denn bis 2005 hatte die SPD in seinem Heimatwahlkreis mit fast 20 Prozentpunkten scheinbar uneinholbar vorn gelegen, doch der Erdrutschsieg seiner Partei verhalf auch ihm zum Sprung an den Rhein.
    Im Landtag kümmert sich der Handwerksmeister vor allem um die Themen Jugendhilfe und Schule, mit denen er sich auch im Kreistag Herford beschäftigt, seit fast zehn Jahren als Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses. "Ich finde es wichtig und richtig, dass diese Probleme auch aus einer anderen Perspektive gesehen werden", begründet er sein Engagement. Nicht nur Lehrer und Sozialarbeiter sollten über diese Fragen diskutieren und entscheiden, sondern auch diejenigen, die das Bildungssystem vor allem aus der Sicht von Ausbildungsbetrieben und Berufskollegs kennen. Dabei ist Bollenbach keiner jener jung-dynamischen Politprofis, die gleich überall laut und möglichst in der ersten Reihe mitreden wollen. "Ich melde mich lieber seltener zu Wort, aber wenn ich dann was sage, hat das auch Hand und Fuß und das schätzen die Kollegen." Sein zweites politisches Standbein ist die Entwicklungspolitik, die zwar in der Landespolitik keine herausragende Rolle spielt, die Bollenbach aber deswegen schätzt, weil man hier im Kleinen doch Einiges bewegen und praktische Verbesserungen für die Menschen erzielen kann, vor allem in Ghana, dem Partnerland NRWs.
    Dass Bollenbach schwul ist, hat ihm bislang weder in der CDU noch in der Politik insgesamt große Probleme bereitet. Seit zwei Jahren lebt er mit seinem Mann in einer eingetragenen Partnerschaft. Der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU, Peter Biesenbach, war Gast auf der Feier in Bünde, und auf der nächsten Fraktionssitzung spendierte Bollenbach eine Runde Sekt, so wie es die Parteifreunde machen, die in den Ehestand treten. Dabei ist ihm durchaus bewusst, dass vor allem Ältere in der Union mit dieser Lebensform ihre Schwierigkeiten haben und hinter seinem Rücken gelegentlich tuscheln, aber mittlerweile sei das Thema durch, hat er festgestellt.
    Politische Ambitionen, die über den Landtag hinausreichen, hat Bollenbach nicht und auch nach Berlin in den Bundestag zieht es ihn nicht, obwohl der langjährige Bundestagsabgeordnete in seinem Wahlkreis, Reinhard Göhner, nicht wieder antritt. "Dann müsste ich den Betrieb aufgeben, und das will ich nicht." Außerdem möchte Bollenbach nach seiner ersten Legislaturperiode in Düsseldorf weitermachen. "Wenn die Partei mich aufstellt, dann kandidiere ich auch wieder."
    Peter Jansen

    ID: LI081124

  • Porträt: Oliver Wittke (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 9 - 17.09.2008

    Als NRW-Minister für Bauen und Verkehr ist Oliver Wittke ein viel beschäftigter Mann. Dennoch versichert der CDU-Politiker: "Briefe, die aus meiner Heimatstadt Gelsenkirchen kommen, beantworte ich grundsätzlich persönlich." Das gelte uneingeschränkt, gleich ob die Wählerpost an ihn als Abgeordneten oder als Minister gerichtet sei. "Ich nehme meine Wahlkreisarbeit ernst", betont der Christdemokrat. Er hat ein Büro mit einem Mitarbeiter vor Ort und nimmt möglichst viele Termine in seinem Wahlkreis wahr. Mit einem feinen Lächeln fügt Wittke hinzu: "Als Minister kann man zuweilen auch noch einen Tack mehr für den Wahlkreis tun." Der rührige NRW-Bauminister ist überzeugter Gelsenkirchener. "Ich kenne fast jeden Winkel in der Stadt", betont er und schiebt augenzwinkernd nach, dass er nur in Marl geboren wurde, weil die dortige Entbindungsanstalt als besonders gut galt. Wittke ist mit der Stadt von Schalke 04 verwachsen. Er war ihr erster und jüngster CDUOberbürgermeister und wohnt dort auch heute mit seiner Frau und zwei Söhnen.
    Der umtriebige CDU-Mann ist schon früh zur Politik gekommen. Mit 15 Jahren trat er in die Junge Union ein, ein Jahr später in die CDU. "Ich bin durch den NATO-Doppelbeschluss Ende der 70er-Jahre politisiert worden", sagt Wittke. Gegen den Polit-Trend in der damaligen Jugend hielt er es für richtig, dem Osten mit Stärke zu begegnen. "Also ich sag mal: Opportunismus war bei meinem Parteiteintritt nicht im Spiel", erinnert er sich lachend.
    Bereits mit 23 Jahren saß er dann im Rat der Stadt Gelsenkirchen. Von 1990 bis 1996 war er Vorsitzender der JU Ruhrgebiet. Seit 1992 ist er stellvertretender Vorsitzender der CDU Ruhr, 1995 wurde er Landtagsabgeordneter und 1999 in einer spektakulären Wahlentscheidung CDU-Oberbürgermeister in "Gelsenkiärken." Seit 2001 ist Wittke stellvertretender CDU-Landesvorsitzender.
    Nach Abitur und Wehrdienst studierte Wittke Wirtschaftswissenschaft und Geographie an der Ruhr-Universität in Bochum. Danach arbeitete er als Diplom-Geograph bei einer Entwicklungsagentur. Ab 1995 verzahnten sich Politik und Beruf. Wittke ging auf eine halbe Stelle, um ausreichend Zeit für seine Arbeit als Parlamentarier zu haben. "Ich habe mich speziell um Migrationspolitik gekümmert. Damals war ich der erste Sprecher für diesen Bereich und habe Papiere erarbeitet, für die ich viel Prügel bezog, die heute aber zum Allgemeingut der CDU gehören", erinnert sich der CDU-Parlamentarier an seine erste Legislaturperiode. Die Thematik findet Oliver Wittke so interessant und wichtig, dass er bis heute beim Deutsch-türkischen Forum als Vize-Vorsitzender mitarbeitet.
    Als die Union 1998 einen OB-Kandidaten für die neue Einmannspitze in Gelsenkirchen suchte, trat Wittke an. "Ich habe mich richtig in den Wahlkampf ‘reingehängt, aber keine Sekunde an einen Erfolg geglaubt", weiß er noch heute. Doch eine besondere Politlage, Engagement und Glück verhalfen dem damals 32-Jährigen auf den Oberbürgermeisterstuhl. Allerdings setzte die SPD alles daran, ihm den Posten bei der nächsten Wahl erfolgreich wieder abzujagen.
    Nach kurzem Zwischenstopp im Beruf holte Regierungschef Jürgen Rüttgers den munteren Christdemokraten 2005 als Bauminister in das schwarz-gelbe NRW-Landeskabinett. "Wenn ich mir ein Ministerium hätte malen dürfen, ich hätte es mir genau so gezeichnet, wie es heute ist", versichert der CDU-Politiker. "Eine funktionierende Infrastruktur ist das Rückgrat der Wirtschaft", betont Wittke die Bedeutung der Verkehrspolitik. Als Kür in seinem Zuständigkeitsbereich sieht er die Stadtentwicklungspolitik und als Sahnehäubchen obendrauf die Denkmalpflege.
    Natürlich will der 42-Jährige erneut für den Landtag kandidieren. Wittke:"Ich habe den Ehrgeiz, den Wahlkreis direkt zu holen." Da es nach neuem Wahlrecht künftig zwei Stimmen gibt, rechnet sich Wittke gute Chancen aus, 2010 im ersten Anlauf in den Landtag einzuziehen. "Ich hoffe, dass die Wähler genau hinschauen, wer sich wie für die Belange der Bürger einsetzt", meint der CDU-Mann zuversichtlich.
    Jede Minute Freizeit, die neben seinem Ministeramt und der Familie übrig bleiben, investiert Oliver Wittke in sein Hobby: die Jagd. "Da sitze ich und beobachte vor allem die Natur. Das ist für mich Entspannung pur", begeistert sich der CDU-Politiker und fügt hinzu: "Das Schönste ist: Mein ältester Sohn geht schon mit auf den Hochsitz."
    Gerlind Schaidt

    ID: LIN05425

  • Porträt: Landtagspräsidentin Regina van Dinther (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 5 - 14.05.2008

    Wer kennt nicht die sichtbar chirurgisch korrigierten Schauspielerinnen südkalifornischer Provenienz. Gefragt, wie sie sich mit 50 fühlen, heucheln sie gerne in säuselndem Tonfall: "Oh, it‘s wonderful, honey.” Regina van Dinther, eine Tochter des Reviers, ist keine Schauspielerin. Ihr glaubt man, wenn sie mit nunmehr 50 Lenzen feststellt: "Ich hab‘ noch alle Kraft, aber schon viel Erfahrung, 50 ist ein tolles Alter.” Zum immergrünen Thema Lifting meint die Westfälin, die beim Landtags-Empfang zu Karneval im rheinischen Düsseldorf 108 Prinzen gebützt hat: "Ich bin zu Hause umgeben von Familienmitgliedern, die mit Würde alt geworden sind.” Mit blitzenden Augen setzt sie hinzu: "Warum soll ich Angst vor dem Alter haben?”
    Auch wenn es abgegriffen klingen mag: Diese Frau ist mit sich im Reinen. Sie schaut zurück: "Mit zehn war ich ein glückliches Kind mit Vater, Mutter, vier Geschwistern. Mit 20 trat Chaos in mein Leben, der Vater mit 48 verstorben, meine Zwillingsschwester und ich, beide im zweiten Fachhochschulsemester, mussten uns mit um die Probleme der jüngeren Geschwister kümmern. Mit 30 war meine Welt wieder in Ordnung, ich war im Beruf gut drauf und zum ersten Mal schwanger. Mit 40 Verankerung in der Politik. Jetzt, mit 50, kann ich sagen: Die Arbeit im Landtag macht Spaß, mir geht es gut, der Familie geht‘s gut.” Die Familie bekommt Frau Präsidentin selten zu Gesicht. In den ersten beiden Jahren an der Spitze des Parlaments hat die Diplomingenieurin für Bekleidungstechnik monatlich zwischen 300 und 360 Stunden gearbeitet. Sie will es künftig bei einer Sechs-Tage-Woche belassen.
    Die Ehefrau und Mutter von zwei Kindern (18-jährige Tochter, 16-jähriger Sohn) sagt schöne Geradeaus-Sätze, etwa den über ihren Ehemann: "Der quakt nicht rum, wenn ich spätabends nach Hause komme.” Der Ehemann ist Anwalt und vereidigter Buchprüfer und Mann für alle Fälle in Haus und Hof in Hattingen. Er gab die Politik auf, nachdem seine Frau 1990 in den Landtag gewählt worden war.
    Dass sie 2005 Präsidentin des Parlaments wurde, lag an der energischen Abgeordneten selbst, aber vor allem an "Jürgen”, wie sie den Ministerpräsidenten und Parteifreund nennt. Rüttgers wollte sie an der Spitze der Legislative sehen, und so geschah es nach kurzer Bedenkzeit. Wem der Herr ein Amt gibt ... man möchte den Satz einmal anders vollenden: " ... dem gibt er auch Freude daran.”
    Heute ist Regina van Dinther Landtagspräsidentin aus voller Überzeugung von der Wichtigkeit der Aufgabe. Wie "toll” die ist, hat sie erst im Amt gemerkt. Als Präsidentin kommt man herum zwischen Aachen und Bielefeld, auch im europäischen Ausland. Als Präsidentin wird man protokollarisch hofiert, man repräsentiert die gesetzgebende Gewalt, und, nebenbei, man hat das schönste Büro mit Blick auf den breiten Strom. Regina van Dinther verkneift sich eine Bemerkung über Wolfgang Clements fatal-banalen Entschluss, als Ministerpräsident mit allerlei Gewerbetreibenden in ein Mietshaus zu ziehen. Die Präsidentin sagt stattdessen über ihren Dienstsitz: "Dieses Haus ist eines großen Landes wie NRW würdig.”

    Offenes Haus

    Die Präsidentin hat den Landtag zu einem, wie sie es ausdrückt, offenen Haus gemacht. Sie begreift die Veränderung des Ansehens des Parlaments und seiner Abgeordneten als wesentlichen Teil ihrer Aufgabe. Sie will nicht nur die Besucher mit grauen Haaren, sondern auch die jungen Leute locken und einladen, sich anzuschauen, wo und wie Demokratie für die 18 Millionen Bürger von NRW funktioniert. Ob am Girls‘ Day vor wenigen Tagen, ob beim Türkei-Abend mit 850 Gästen, beim künftigen Israel-, Niederlande- oder Polenabend - wenn es nach van Dinther ginge, woran nicht zu zweifeln ist, wäre das Haus stets voller Menschen.
    Man möchte hinzufügen: So voll wie bei van Dinthers daheim auf dem Hattinger Bauernhof. Dort leben unter einem Dach: Regina van Dinther mit Mann und zwei Kindern, der Schwager mit Frau und drei Kindern, ein allein erziehender Vater mit seinem Sohn. Der Wohnzimmertisch misst 5,20 Meter, er bleibt immer ausgezogen. Die große Familie hält Hühner, sie macht Heu, pflanzt Kartoffeln, sie führt, wie das munter-vitale Geburtstagskind versichert, ein schönes, lustiges Privatleben.
    Am 17. Mai findet eine private Doppel- Geburtstags-Sause mit der Zwillingsschwester statt. Eine Woche später gibt‘s zu Ehren der dann 80 Jahre alten Mutter ein Scheunenfest, im August schließlich eine Grill-Fete mit den Damen der von van Dinther geführten Frauen- Union NRW.
    Urlaub macht Regina van Dinther liebend gerne am Lago Maggiore, zum Sport wahrt sie Distanz, neue, unbenutzte Wanderstöcke machen ihr ein schlechtes Gewissen.
    Autor: Reinhold Michels

    ID: LIN04496

  • Porträt: Wolfgang Hüsken (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 2 - 20.02.2008

    Mit der Politik verbunden war er seit seinen frühen Berufsjahren, selbst gemacht hat er sie dann allerdings erst als "Spätberufener": Wolfgang Hüsken aus dem Kreis Wesel, seit 2000 für die CDU im Landtag, gehört zu den wenigen Abgeordneten, die abseits einer langjährigen Parteimitgliedschaft quasi im "Schnelldurchgang" den Seitenwechsel vom kommunalen Verwaltungsbeamten zum Berufspolitiker vollzogen haben. Obgleich dieser Schritt nicht von ihm selbst ausging, hat er ihn nie bereut: "Eine neue Herausforderung mit über 50 Jahren hat mir auch persönlich noch einmal sehr gut getan", blickt Hüsken auf die bewegten Jahre nach 1997 zurück. In diesem Frühjahr endete nämlich seine parteipolitische Neutralität, die er sich nach Abschluss der kaufmännischen Handelsschule in der Kommunalverwaltung auferlegt hatte. Das war in dem kleinen Örtchen Obrighoven-Lackhausen ganz in der Nähe seines Heimatortes Brünen, der zu Hamminkeln gehört. Da unterschiedliche und wechselnde politische Mehrheiten die Regel waren, war ein Parteibuch in der Verwaltung seinerzeit verpönt.
    Hüsken stieg durch sein nebenher erworbenes Kommunal-Diplom rasch zum Leiter des Hauptamtes im benachbarten Schermbeck auf - und fühlte sich im Prinzip in dieser Tätigkeit rundherum wohl in der ländlichen Umgebung mit großer Vereins- und Schützentradition. Diese Idylle endete, als Hüsken nach längerem Drängen im März 1997 den Vorsitz des CDUOrtsverbandes Brünen übernahm, "ohne die Folgen zu überdenken", wie er im Nachhinein schmunzelt. Denn obwohl er bereits zur Kommunalwahl 1999 nominiert war, wurde ihm zusätzlich auch noch die Kandidatur zur Landtagswahl 2000 angetragen, weil der seinerzeitige CDU-Landtagsabgeordnete Heinrich Meyers erster hauptamtlicher Bürgermeister von Hamminkeln werden wollte.
    Bevor Hüsken der ungeplante Sprung vom Niederrhein nach Düsseldorf tatsächlich gelang, waren zwar noch mehrere Hürden zu überwinden, doch nach einem spannenden Finish gelang ihm 2000 tatsächlich der Direkteinzug ins Parlament. Ein Achtungserfolg, den er fünf Jahre später bestätigen konnte. Für den bodenständigen Niederrheiner war dies ein markanter Einschnitt: "Von da an hat sich mein Leben grundlegend geändert", zieht er Bilanz. Eine Entwicklung, die sich mit dem Regierungswechsel 2005 noch einmal verstärkt hat: "Wir sind jetzt die Handelnden, da ist die Erwartungshaltung an der Basis enorm gestiegen", beschreibt Hüsken, der in wenigen Wochen 60 wird, das seither komplett gewandelte Rollenverständnis. Was hält er für das Wichtigste? Da antwortet Hüsken wie aus der Pistole geschossen: "Ich habe drei Prioriäten, die heißen Bildung, Bildung, Bildung." Kindergarten, Schulen und Universitäten seien die drei großen Felder landespolitischen Handelns: "Wenn wir das nicht hinbekommen", so Hüsken, "haben unsere Kinder keine Zukunft und wir verloren."

    Langer Atem

    "Ich stehe im Grundsatz voll hinter den Reformen", bekennt der CDU-Mann, denn als Politiker "muss man den Mut haben, etwas Neues zu machen". Aber, so schränkt er im selben Atemzug ein, "auch die Kraft zu verändern, wenn etwas in die falsche Richtung läuft". Als Beispiel nennt er die Sprachtests für Kindergartenkinder: "Wir haben jetzt nachjustiert, und ich bin davon überzeugt, dass es in diesem Jahr wesentlich geschmeidiger läuft."
    Als seine größte Schwäche bezeichnet Hüsken seine Ungeduld: "Ich brauche Ergebnisse. Ich muss sehen, wie sich Arbeit in Erfolg umsetzt", bekennt er. In der Kommunalpolitik, in der er nach wie vor aktiv ist, sehe man schneller, wenn eine Sporthalle steht oder eine Siedlung erschlossen wird. Gleichwohl weiß der Christdemokrat natürlich, dass Erfolge in der Bildungspolitik einen langen Atem voraussetzen: "Ich hoffe, dass alles, was wir im Bildungsbereich investieren, seine Wirkung zeigt und wir 2010 wieder Akzeptanz finden", gibt Hüsken eine wohl allgemein verbreitete Stimmung im Koalitionslager wieder. Er persönlich will diese Früchte in zwei Jahren mit einer erneuten Kandidatur auf jeden Fall noch ernten: "Bei allen Belastungen als Abgeordneter kommt auch eine Menge zurück", würdigt Hüsken auch das Positive am Mandat: "Neue Erkenntnisse und Begegnungen bereichern das Leben und sind eine Entschädigung für die hohe Belastung."
    Autor: Michael Fritsch

    ID: LIN04230

  • Porträt: Wolfgang Schmitz (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 1 - 23.01.2008

    Selbst die Abgeordneten von SPD und Grünen bescheinigen dem CDU-Abgeordneten Wolfgang Schmitz, dass er seine Rolle als Vorsitzender des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses (PUA) zum Foltermord in der Justizvollzugsanstalt Siegburg fair und unparteiisch ausübt. Wenn es zwischen den Wortführern von Koalition und Opposition wieder einmal besonders hitzig hergeht, versucht er mit einem lockeren Spruch die Atmosphäre zu entspannen. Zugute kommt ihm dabei, dass Schmitz als Ausschussvorsitzender tatsächlich unparteiisch ist. Er ist nicht Mitglied des Ausschusses und hat kein Stimmrecht.
    Die Aufgabe im PUA ist dem 59-jährigen Rechtsanwalt und Notar aus Paderborn auf den Leib geschrieben. Als Jurist ist es ihm immer wichtig, die Argumente beider Seiten zu hören und gegeneinander abzuwägen. In der Politik, so klagt er manchmal, kommt das "audiatur et altera pars" oft zu kurz. Da verlangen schon Rücksichtnahme auf Partei und Fraktion, dass immer nur eine und zwar die eigene Seite Recht hat. Deshalb hat sich Schmitz freiwillig in der Fraktion gemeldet, als es darum ging, den Vorsitzenden des PUA zu bestimmen, und auch wenn die zusätzliche Arbeit reichlich zeitaufwändig ist, hat er seine Entscheidung bislang nicht bereut. Nur seine Tochter, die in seine Paderborner Anwaltskanzlei eingestiegen ist und jetzt alles erledigen muss, wozu der Vater nicht kommt, stöhnt über die Mehrarbeit. Schmitz schätzt auch die Arbeit im Rechtsausschuss des Landtags, weil unter Juristen, die dort vorwiegend vertreten sind, doch ein eher sachlicher und gemäßigter Ton herrscht als in anderen Fachausschüssen, in denen immer wieder mal die politische Auseinandersetzung die Atmosphäre prägt.

    Schlüsselerlebnis

    Der Jurist, der seit 2000 den Wahlkreis Paderborn im Landtag vertritt, hat eher spät zur Politik und in die Partei gefunden. Als Schulpflegschaftsvorsitzender hatte er sich immer wieder über andere Eltern geärgert, die zwar abends im Gasthaus stets wissen, wie alles besser gemacht wird, selbst aber nicht bereit sind, sich in irgendeiner Form zu engagieren. Als in Paderborn Anfang der 90-er Jahre zwei Grundschulen zusammengelegt werden sollten und auch er das Vorhaben heftig kritisierte, beschied ihn seine Frau lakonisch, dass er sich jetzt genau so verhalte wie die, über die er sich sonst immer aufregte.
    Daraufhin trat Schmitz in die CDU ein, wurde schon bald in den Kreistag gewählt. Als im Vorfeld der Landtagswahl 2000 der eigentlich ausgesuchte CDU-Bewerber aus privaten Gründen auf die Kandidatur verzichten musste und Schmitz gefragt wurde, zögerte er nicht lange und trat an. Dass er in seiner Heimatstadt das beste Ergebnis holte, das die CDU in einer großen Stadt erzielt, freute ihn besonders.
    Die wenige Zeit, die ihm neben der politischen Tätigkeit in Düsseldorf und Paderborn und der Arbeit als Anwalt bleibt, gehört dem Hund Nico, einer Mischung aus Schäferhund und Bordercollie, sowie dem SC Paderborn, dessen Ehrenrat er heute angehört. Als junger Mann hat Schmitz selbst bei Paderborn 08 gespielt, einem der Vorläufer des heutigen Zweitbundesligisten. Obwohl er aufgrund seiner zeitlichen Inanspruchnahme Mühe hat, wenigstens die Heimspiele des Sportclubs zu sehen und obwohl die Elf auf dem letzten Platz überwintert, ist er überzeugt, dass die Paderborner nicht absteigen. Denn dann wäre auch der letztlich erfolgreiche Kampf um das neue Stadion vergeblich gewesen.
    Autor: Peter Jansen

    ID: LIN04206

  • Porträt: Elke Rühl (CDU).
    Porträt
    S. 19 in Ausgabe 11 - 14.11.2007

    Wir sind eine Familie der Ehrenämter", sagt Elke Rühl und fügt nicht ohne Stolz hinzu "bei uns ist es Tradition, sich in Vereinen zu engagieren". Über ein Ehrenamt ist die gebürtige Remscheiderin auch zur Politik gekommen. Mit den Worten "so jemanden wie Dich könnten wir bei uns gut gebrauchen", hatte ein ehemaliger Schulfreund Elke Rühl für die CDU geworben. Tatsächlich hatte sich die damals 43-Jährige nach dieser freundlichen Aufforderung für die Kommunalpolitik zu interessieren begonnen. Nach kurzem Vergleich mit anderen Parteien stand für sie fest: "Für mich kam nur die CDU in Frage. Ich merkte gleich, da finde ich meine politische Heimat." Schon ein Jahr später war sie Mitglied in der Bezirksvertretung und seit 1998 gehört die Christdemokratin ohne Unterbrechung dem Rat der Stadt Remscheid an.
    Zusätzlich zur Ratsarbeit übernahm Elke Rühl Aufgaben im CDU-Kreisvorstand und in der Arbeitnehmerschaft der CDA. Seit 2001 ist sie Mitglied des CDA-Landesvorstands. Die Vereinigungen waren es auch, die Elke Rühl bei ihrer Kandidatur zum NRW-Landtag unterstützt haben. 2000 verfehlte sie zwar den Sprung in das Düsseldorfer Parlament, kam aber 2004 als Nachrückerin in den Landtag. Bei der Landtagswahl 2005 schaffte die CDU-Frau mit sechs Prozent Vorsprung vor dem SPD-Kandidaten den Einzug in den Landtag. "Erstmals seit 40 Jahren hat die CDU den Wahlkreis in Remscheid wieder gewonnen", freut sie sich über ihren Wahlsieg. Die Christdemokratin gehört damit zu den raren elf CDU-Damen, die per Direktmandat in den aktuellen Landtag gekommen sind.
    Sozusagen als Belohnung gab es für die gelernte Industriekauffrau den Vorsitz im Ausschuss für Frauenpolitik. Diese Arbeit liegt ihr besonders. Im Gegensatz zu anderen Ausschüssen werden im Frauenausschuss die Themen zumeist sachbezogen und weniger parteipolitisch kontrovers diskutiert. Vielfach beschäftigen den Ausschuss Querschnittsthemen, die aus anderen Ausschüssen in den Frauenausschuss überwiesen und mitbehandelt werden müssen. Häufig handelt es sich dabei um wichtige Fragen, die allerdings wenig öffentliche Aufmerksamkeit finden. Oft müssen Regelungen gefunden werden, bei denen Bund, Länder und Gemeinden zu einer Übereinkunft kommen. Nach Auffassung der Frauenausschussvorsitzenden sind bei dieser Arbeit ein langer Atem und viel ernsthaftes Bemühen gefragt. Insgesamt ist das Klima im Frauenausschuss angenehm und die Zusammenarbeit mit den übrigen Fraktionen "gut", urteilt Elke Rühl: "Als Ausschussvorsitzende fühle ich mich zur Neutralität verpflichtet und verstehe meine Aufgabe vornehmlich als Moderatorin."
    Etwas anders ist das im Ausschuss für Bauen und Verkehr, wo Elke Rühl ebenfalls ordentliches Mitglied ist. Als Vorsitzende des Bauausschusses im Rat der Stadt Remscheid sieht sie sich durchaus auch als Interessenvertreterin ihrer Heimatstadt. "Ich bin mir der doppelten Aufgabenlage sehr wohl bewusst. Zum einen sehe ich mich als Vertreterin der Allgemeinpolitik und habe das ganze Land Nordrhein-Westfalen im Blick, zum anderen habe ich immer die Interessen meines Wahlkreises im Auge und werde aktiv, sobald Remscheid betroffen ist", sagt die CDU-Abgeordnete.

    Verbundenheit

    Wahlkreisarbeit ist für Elke Rühl ein besonders wichtiges Betätigungsfeld. "Ich habe in Remscheid ein Büro und auch einen Mitarbeiter" erklärt die CDU-Frau. Außerdem hat sie feste Sprechstunden eingerichtet und ist über ihr Handy zu erreichen. Besonders freut sie sich über Menschen aus ihrem Wahlkreis. "Es sind Bürger aus allen Bereichen und Schichten", sagt Elke Rühl und präzisiert nach einem Blick in den Kalender, "da kommen viele Schulklassen, aber auch Hausfrauen, Rentner, Unternehmerfrauen, Parteifreunde und Sportvereine."
    Elke Rühls Verbundenheit zur Heimatstadt ist offensichtlich. Sie wurde nicht nur in Remscheid geboren, sondern hat hier bisher auch ihr Leben verbracht. Nach ihrer Ausbildung arbeitete sie in diesem Bereich, danach war sie als Buchhalterin tätig. Verheiratet ist Elke Rühl mit einem Diplom-Ingenieur. Sie hat zwei erwachsene Kinder. Obwohl Hobbys und Freizeit viel zu kurz kommen, hat sie sich mit ihrem Mann und Freunden ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: In Etappen wollen sie auf dem Jacobsweg nach Santiago de Compostella wandern. Die ersten 70 Kilometer sind bereits geschafft. "In diesem Jahr geht es weiter durch die Eifel. Aber ich glaube, es wird Jahre dauern, bis wir dort ankommen", lacht Elke Rühl.
    Autorin: Gerlind Schaidt

    ID: LIN03678

  • Porträt: Josef Hovenjürgen (CDU).
    Porträt
    S. 23 in Ausgabe 9 - 19.09.2007

    Der CDU-Abgeordnete Josef Hovenjürgen redet extrem schnell - gleichsam ohne Punkt und Komma. Man denkt als sein Gegenüber auch dies: Die Leute aus dem Dorf sind auch nicht mehr so ruhig, wie sich in städtischer Hektik groß Gewordene das vorstellen mögen. Hovenjürgen (Geburtstag am 10. Januar 1963) stammt aus dem südmünsterländischen Lavesum, einem Nest, das zu Haltern am See gehört, das wiederum eine Kommune des Kreises Recklinghausen ist.
    Die Hoverjürgens sind in Lavesum seit dem 17. Jahrhundert ansässig, fest verwurzelte Bauersleute seit Alters her. Auch Josef Hovenjürgen begann als Landwirt, und das schon nach der Schule mit 15 Jahren, nach dem frühen Tod seines Vaters. Als ältester Sohn (mit vier Schwestern) musste er de facto Verantwortung übernehmen, de jure trug sie die Mutter, bis Josef volljährig war.
    Der Hof war eher klein: 23 Hektar, davon 15 Hektar bloß Pachtland. Seit kurzem ist Hoverjürgen als Bauer ein freier Mann, er hat das, was Eigentum war, verpachtet. Die vier Kinder des Ehepaars Hovenjürgen werden also keine Spuren im Acker mehr hinterlassen. Ob sie einst auch Lavesum verlassen werden? Mag sein, Josef Hovenjürgen jedoch kann sich das für sich nicht vorstellen. Das "Egal-wo-ich-gebraucht- werde-ich-gehe-überall-hin" ist seine Sache nicht.

    Vorbilder

    Flexibel und aufgeweckt war Hovenjürgen dennoch schon als junger Bursche, der beruflich danach strebte, neben der Landwirtschaft weitere Eisen im Feuer zu haben. Er machte eine Ausbildung als Gesundheitsaufseher beim Kreis und arbeitete als Fleischbeschauer. Zur Politik zog es ihn früh. 1983 trat Hovenjürgen in die CDU ein. Wohin sonst, scheint er gedacht zu haben, denn erstens entsprach das der Familientradition, und zweitens hat die Union in Lavesum Monopolstellung.
    Große politische Vorbilder hatte Hovenjürgen nie. Deutlich beeindruckt spricht er nur von Karl-Josef Laumann, weil der das politische Herz auf dem richtigen Fleck habe und im Übrigen glaubhaft christlich, sozial und bodenständig auftrete: "Wir bräuchten mehr von solchen Typen."
    Hovenjürgen, der verschmitzt lachen kann und gemütlich wirkte, spräche er nicht so gehetzt, isst sehr gerne und liebt es, mit einem Glas Rotwein sowie einem historischen Buch vor dem Kamin zu sitzen. Ärgern kann er sich beispielsweise über Windkraftanlagen, das hässliche Windrad in direkter Nachbarschaft, überhaupt über die Energiekosten-Verteuerung durch die störenden Anlagen. Ihn wurmt auch nach wie vor, dass Grüne Naturschutz gegen Bauern und nicht mit ihnen machen wollten.
    Hovenjürgen möchte so lange wie es geht die Mandate im Kommunalrat und im Landtag miteinander in Einklang bringen. Das ist nicht einfach: die Zeit, die Zeit, die fehlende Zeit!
    Hovenjürgen blieb schulische Weiterbildung versagt, weil er mit 15 "ins Geschirr" musste und ihn später die vielen politischen Ämter und die wachsende Familie voll forderten. Der Abgeordnete zitiert einen Bekannten mit ähnlichem Werdegang: "Meine Uni war die Straße."
    In über 20 Ehejahren haben die Hovenjürgens nur 19 Tage Urlaub gemacht. Das soll nun endlich besser werden. Seine Frau tendiert zu Skandinavien-Ferien, er möchte gerne Richtung Süddeutschland oder in die neuen Bundesländer.
    Autor: Reinhold Michels

    ID: LIN03526

  • Porträt: Franz-Josef Knieps (CDU).
    Porträt
    S. 27 in Ausgabe 8 - 22.08.2007

    Für Franz-Josef Knieps ist Verlässlichkeit die Grundvoraussetzung für politischen Erfolg. "Es ist ganz wichtig, dass Politiker während der Wahlperiode das tun, was sie vor der Wahl versprochen haben. Wenn die Bürger merken, dass man ehrlich mit ihnen umgeht und außerdem seine Argumente einleuchtend untermauert, dann gibt es auch dann Zustimmung, wenn die Botschaft bitter ist", weiß der Christdemokrat aus Erfahrung. Daran halte sich die schwarz-gelbe Koalition, die seit der Landtagswahl 2005 im Amt ist. Der Abgeordnete zählt auf: "Wir haben das Schulgesetz genau in dem Sinn geändert, wie es nach Auffassung des Mittelstands notwendig war. Auch in der Lehrstellenfrage und auf dem Gebiet der Entbürokratisierung ist die Regierung auf dem richtigen Weg." Ebenso seien in der Energiepolitik die Weichen sinnvoll gestellt, bilanziert der CDU-Politiker und Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses zufrieden.
    Obwohl Franz-Josef Knieps dem Landtag erst seit 2005 angehört, spricht aus ihm der Polit- und Wirtschaftsprofi. Das kommt nicht von ungefähr, denn der gestandene Handwerker ist nicht nur seit 1968 parteipolitisch in der CDU, vor allem im Kölner Rat und der Mittelstandsvereinigung aktiv, sondern er hat sich als langjähriger Obermeister der Bäckerinnung Köln/Erftkreis, als Mitglied der Handwerkskammer und als Präsident des Westdeutschen Handwerkskammertags einen Namen gemacht. Seine Erfahrungen in all die sen Bereichen haben Knieps beim Eintritt in den Landtag geholfen, schnell Fuß zu fassen und im einflussreichen Wirtschaftsausschuss Vorsitzender zu werden. Auf dieses Amt müsse man normalerweise jahrelang warten, weiß Knieps. Bei ihm kamen Geschick, Können und ein gehöriges Quäntchen Glück zusammen. Ein Job wie maßgeschneidert für Franz-Josef Knieps. Als der CDU-Mann nach Rücktritt des alten bei der Beratung über einen neuen Vorsitzenden nach seiner Meinung gefragt wurde, wagte er keck den Vorschlag: "Also Leute, ich könnte mir vorstellen, dass ich das mache!" - und wurde prompt gewählt.

    Ehrentitel

    Ähnlich rasant wie seine Karriere im Landtag war zuvor schon sein Einstieg ins Parlament; Franz-Josef Knieps wurde geradezu in den Landtag katapultiert. Im Vorfeld trat er in der Kölner CDU mutig als Gegenkandidat von Richard Blömer an, der damals unter dem Verdacht der Steuerhinterziehung stand. Knieps gewann. Noch größer war dann der Erfolg bei den Landtagswahlen. Die Bürger belohnten seinen Mut mit fast neun Prozent Vorsprung vor dem SPD-Konkurrenten. "Ich habe viel Zuspruch bekommen, weil ich in keine Skandale verwickelt war und den Vorstellungen der mittelständischen und wirtschaftlich interessierten Wählerschaft in meinem Wahlkreis entsprochen habe", beurteilt Knieps selber den Erfolg.
    So erteilt er dann den CDU-Mitgliedern in seinem Wahlkreis alle halbe Jahr eine Art Rechenschaftsbericht. Für die übrigen Bürger gibt es Sprechstunden und Einladungen in den Landtag. 2006 hat ihn die Landeszentrale für politische Bildung NRW für seine zahlreichen Aktivitäten mit dem Titel des "besten Abgeordneten 2006" ausgezeichnet. Darauf angesprochen, ob er auch für die nächste Legislaturperiode kandidieren wird, sagt er nur: "Mir macht die Arbeit sehr viel Spaß. Ich sehe, dass wir im Team etwas bewegen können, dass es vorangeht. Kurz ich sehe den Erfolg und das macht Spaß. Ich will jetzt im Landtag gute Arbeit leisten und die Frage der Kandidatur entscheide ich dann, wenn sie ansteht."
    Der Privatmann Franz-Josef Knieps ist seit 39 Jahren verheiratet, hat zwei Kinder und drei Enkelkinder und hat sich aus Spaß an der Freude eine kleine Konditorei eingerichtet, in der er immer noch gerne backt und sich als Hobbykoch betätigt. "Ich koche aus Begeisterung für meine Frau und die Familie", verrät er. Sportlich fährt er Ski und spielt zur Entspannung Golf.
    Autorin: Gerlind Schaidt

    ID: LIN03255

  • Porträt: Heinrich Kemper (CDU).
    Porträt
    S. 23 in Ausgabe 5 - 03.05.2007

    Heinrich Kemper kann es kaum noch abwarten. In einigen Wochen, so hofft er, wird er endlich seiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen können: Hoch oben in der klimatisierten Führerkanzel des Mähdreschers auf den Feldern des Kemperhofs die Bahnen ziehen, unterhalten von guter Musik und erfrischt von kühlen Getränken. Für Bauernromantik, die davon schwärmt, mit Sensen ins Heu und ins Getreide zu ziehen und die Garben auf den Ochsenkarren zur Scheune zu fahren, bleibt da kein Platz. In diesem Jahr ist er besonders ungeduldig. Denn seit einem Skiunfall Mitte Februar, der ihm einen mehrfachen Knöchelbruch, einen Wadenbeinbruch, einen Bänderriss und eine Gelenkluxation eintrug, die mit 14 Nägeln, Schrauben, Platten und Drähten geflickt werden mussten, quält der 58-Jährige sich an zwei Krücken über den Hof und durch den Düsseldorfer Landtag und sehnt den Tag herbei, an dem er sich endlich wieder frei bewegen kann.
    Kemper ist ein moderner Landwirt und das heißt, dass er sich auf dem neuesten Stand des Wissens hält und sich gleichzeitig dafür einsetzt, dass es ihm seine Berufskollegen möglichst gleich tun. Die Halbwertzeit für landwirtschaftliches Wissen betrage nur noch achteinhalb Jahre, sagt der hochgewachsene Hofbesitzer aus Lage. Wer da nicht auf dem Laufenden bleibt, wird wirtschaftlich abgehängt.
    Kemper, der den seit 600 Jahren im Familienbesitz stehenden Hof mittlerweile als "Sofa"- Bauer betreibt (Sofa heißt hier: selbständig ohne fremde Arbeitskräfte) hat für sich und seinen Betrieb daraus die Konsequenzen gezogen. Zur Zeit gehen 18 bis 20 Prozent der Ernte in die Energieproduktion. In den nächsten Jahren will er diesen Anteil auf 35 bis 38 Prozent steigern. Angebaut werden Weizen, Roggen und Triticale, eine Neuzüchtung aus Roggen und Weizen, die für die mageren Böden des Lipperlands gut geeignet ist. In den Zeiten wachsender Gefahren durch die weltweiten Veränderungen des Klimas sieht Kemper für die nachwachsenden Rohstoffe neben den ökologischen Vorteilen auch wirtschaftliche Perspektiven. 2,5 Kilogramm Getreide entsprächen im Brennwert etwa einem Liter Heizöl. Der Preisunterschied betrage 38 zu 50 Cent.
    Wenn Kemper in Fahrt kommt und über die Zukunftsperspektiven der Landwirtschaft diskutiert, mag man gar nicht glauben, dass es ihn ursprünglich gar nicht auf Scholle und Acker drängte. Nach dem Abitur studierte er zunächst Sport und Chemie und wollte Lehrer werden, bevor er sich dann doch in die Familientradition stellte. Jetzt scheint sich die Geschichte zu wiederholen. Sein ältester, mittlerweile 29-jähriger Sohn ist Jurist, hat sich aber doch entschlossen, den Kemperhof, der früher beim Kloster Marienfeld abgabepflichtig war, irgendwann zu übernehmen. Vater Kemper hat dann sein Ziel erreicht: Den Hof so zu entwickeln, dass er für die nächste Generation interessant ist.
    Zur Politik und zum Eintritt in die CDU 1999 kam der gelernte Lehrer, Landwirt und Agrarlobbyist eher durch Zufall. Als Interessenvertreter seines Berufsstands wollte er parteipolitisch unabhängig bleiben. Doch als ihm der Kreisvorsitzende der CDU in Lippe, der zeitweilige Bundestagsabgeordnete Cajus Caesar, und der heutige NRW-Landwirtschaftsminister Eckhard Uhlenberg bedrängten, ließ er sich schließlich breit schlagen. Die beiden waren es auch, die ihn 2004 überredeten, für den Landtag zu kandidieren. Für Kemper war das eine echte Herausforderung: Sollte er als 55-Jähriger noch einmal einen Neustart wagen und versuchen, sein Wissen und seine Erfahrungen als landwirtschaftlicher Interessenvertreter in die Politik einzubringen?
    Nach langen Gesprächen im Familienkreis und nach der Zusicherung, er würde im Falle seiner Wahl die eine oder andere Funktion im beruflichen Bereich aufgeben, gaben Frau und die drei Kinder schließlich grünes Licht. Sonderlich Erfolg versprechend schien die Kandidatur ohnehin nicht, denn im Wahlkreis mit Bad Salzuflen, Lage und Leopoldshöhe wurde traditionell sozialdemokratisch gewählt und seine Gegenkandidatin war die populäre Schulministerin Ute Schäfer. Doch am 22. Mai 2005 lag Kemper mit 2,1 Prozentpunkten Vorsprung vorn. Sein hoher Bekanntheitsgrad als Vorsitzender des Kreisverbands der Bauern haben am Ende den Ausschlag gegeben.
    Neben der Agrar- und Umweltpolitik engagiert sich Kemper in der Medienpolitik. Seit Jahren sitzt er im Rundfunkrat des WDR, zunächst vom Bauernverband entsandt als so genannter "Grauer", seit seiner Wahl in den Landtag als Vertreter der CDU und seit kurzem auch als Sprecher der "Schwarzen".
    Autor: Peter Jansen

    ID: LIN03117

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Die Fraktionen im Landtag NRW