Pia Krajewski wurde 1990 in Köln geboren und ist Meisterschülerin an der Kunstakademie Düsseldorf bei Professor Andreas Schulze. Sie überzeugte die Jury mit ihrem Werk „o.T. (Vorsitzende)“, Malerei in Öl auf Leinwand, in der Größe von 2,30 mal 4,50 Meter. „Über 4,5 Meter erstreckt sich ein Triptychon in betörendem Englischrot. Ein gigantischer Stoff wölbt sich wellenartig, faltet, türmt sich auf und mündet in einer vorderen Form, die die Reihen hinter ihr zu krönen scheint. Pia Krajewskis Malereien ziehen die Betrachtenden in ein haptisches Erfahrungsfeld zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit, in der man
die Texturen und Oberflächen ihrer Objekte mit dem Auge zu erspüren scheint. In der Arbeit tritt die abstrakte ‚Vorsitzende‘ als starke Weiblichkeit in den Vordergrund und nimmt sich den Platz, der ihr schon immer zustand“, beschreibt Antonia Rodrian das Werk im Katalog zur Ausstellung im Landtag. 

Der Präsident des Landtags, André Kuper, hatte den Wettbewerb im vergangenen Jahr aus Anlass des 75-jährigen Bestehens des Parlaments ins Leben gerufen. 122 Nachwuchskünstlerinnen und Nachwuchskünstler aus Nordrhein-Westfalen hatten sich beteiligt. Eine unabhängige Jury, berufen durch den Präsidenten des Landtags, bewertete die Beiträge aus allen Bereichen der bildenden Kunst. Zwanzig als besonders sehenswert eingestufte Arbeiten sind ab heute für mehrere Wochen im Landtagsgebäude zu sehen. 

Coronabedingt fand die Preisverleihung nicht im Herbst 2021, sondern erst jetzt statt. In den den Landtag gekommen waren neben dem Präsidium des Landtags mit André Kuper, Carina Gödecke, Angela Freimuth und Oliver Keymis die weiteren Mitglieder der Jury sowie die zwanzig jungen Künstlerinnen und Künstler, deren Werke jetzt ausgestellt sind. 

Landtagspräsident André Kuper gratulierte der Gewinnerin und überreichte die Urkunde und den Förderpreis. „Wir leben in Zeiten, in denen neue Blickwinkel dringend benötigt werden, vielleicht mehr als jemals zuvor. Kunst und Politik stehen in einem unsichtbaren, nicht ausgesprochenen Verhältnis zueinander. Der Blick in unsere eigene Geschichte zeigt: Wo die Kunstfreiheit, die Freiheit auch des Wortes und der Kultur unterdrückt wurden, da wurden auch Menschen unterdrückt. Kunst in einer Demokratie ist auch Ausdruck jener Freiheit, der sich die Kunst selber verdankt. In den vergangenen zwei Jahren sind jungen Künstlerinnen und Künstlern zusätzliche Bürden aufgelegt worden auf einem ohnehin nicht gerade einfachen beruflichen Weg. Mit dem Kunstpreis des Landtags Nordrhein-Westfalen setzen wir ein Zeichen für die Unverzichtbarkeit der Kunst und für junge Menschen, die sich dieser gesellschaftlichen Aufgabe verschrieben haben“, sagte André Kuper.

Die Jury schreibt über das Werk der Preisträgerin: „Pia Krajewskis Arbeit verfolgt einen feministischen Ansatz. Mit malerischen Mitteln wird ein abstraktes Ideal einer weiblichen Führungspersönlichkeit entworfen. Formal entspricht die monumentale Größe der Arbeit einer traditionell staatstragenden Historiendarstellung und setzt somit ein deutliches Statement bezüglich eines repräsentativen Anspruchs. Formfindung und Bildaufbau des Motivs hingegen verweisen auf archaisch-amorphe Stilelemente, die natürlich gewachsenen Strukturen entlehnt sind. Die monochrome Tonalität der Arbeit bedient Assoziationen an erd- und naturverbundene Gesellschaften prähistorischer Epochen. Formaler Aufbau und inhaltliche Aussage bestärken sich gegenseitig in konsequenter, überzeugender Umsetzung.“

Die Mitglieder Jury des Kunstpreises des Landtags: 
-    Prof. Bogomir Ecker, Bildhauer und Objektkünstler, Düsseldorf
-    Dr. Andrea Firmenich, Generalsekretärin der Kunststiftung Nordrhein-Westfalen 
-    Dr. Christiane Hoffmans, Kulturredakteurin „Welt am Sonntag“ 
-    Prof. Yasmil Raymond, Rektorin Hochschule für Bildende Künste–Städelschule
-    Dr. Marcel Schumacher, Leitung und Kurator Kunsthaus NRW Kornelimünster
-    André Kuper, Präsident des Landtags Nordrhein-Westfalen
-    Carina Gödecke, Vizepräsidentin des Landtags Nordrhein-Westfalen
-    Angela Freimuth, Vizepräsidentin des Landtags Nordrhein-Westfalen
-    Oliver Keymis, Vizepräsident des Landtags Nordrhein-Westfalen