Ausstellung "Märtyrer - christliche Gewaltopfer der NS-Zeit"

10.11.2022 - Der Landtag hat eine Ausstellung über Christen gezeigt, die sich dem NS-Regime widersetzten. Der Präsident des Landtags, André Kuper, eröffnete die Ausstellung. Auch Zeitzeugen kamen zu Wort.

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 „Märtyrer – christlichen Gewaltopfer der NS-Zeit“

Off-Stimme: 
    
Sie schwiegen nicht. 
Sie widersetzten sich. 

Der Landtag hat eine Ausstellung über die beindruckenden Lebensgeschichten von Christen gezeigt, die sich gegen den Nationalsozialismus auflehnten. 

Und die dafür mit dem Leben zahlten.  

Zu den Gewaltopfern der NS-Ideologie zählten bekannte Persönlichkeiten wie Dr. Edith Stein. Die Ordensfrau war vom Judentum zum katholischen Glauben konvertiert und wurde 1942 in Auschwitz-Birkenau getötet. 

Oder Nikolaus Groß: Der Familienvater gehörte einem Widerstandskreis in Köln an und wurde 1945 in Berlin-Plötzensee hingerichtet. 

Erzählt werden aber auch die Schicksale unbekannterer Märtyrer wie das des Monheimer Pfarrers Franz Boehm. Er wurde 1944 nach einer NS-kritischen Predigt verhaftet und starb 1945 im Konzentrationslager Dachau. 
    
Der Präsident des Landtags, André Kuper, eröffnete die Ausstellung. Er sagte:

André Kuper, Präsident des Landtags Nordrhein-Westfalen: 

Auch heute sterben Menschen aufgrund ihrer politischen Überzeugung. Auch heute werden Menschen umgebracht, weil sie die „falsche“ Religion haben.

Oder weil sie sich zu befreien versuchen, von der Übermacht der männlichen Herrscher in ihrem Land.

Wo es Krieg gibt, gibt es Märtyrer.
Wo Despoten an der Macht sind, ist die Zahl der politischen Häftlinge Legion!

Daraus, meine Damen und Herren, erwächst uns ein doppelter Auftrag:

Wachsamkeit im Blick auf die Verteidigung der Demokratie, der Meinungsfreiheit und der Glaubensfreiheit in unserem Land.

Die Grundrechte sind der Maßstab. Und diesen Maßstab legen wir als Demokraten an – in unserem Land und in jedem anderen Land!

Off-Stimme: 
    
Prof. Dr. Helmut Moll ist Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für das Martyrologium des 20. Jahrhunderts. Er führte in die Ausstellung ein und betonte, dass die Ausstellung demonstriert, …: 
    
Prälat Prof. Dr. Helmut Moll, Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für das Martyrologium des 20. Jahrhunderts

… dass es enorm viele Menschen auch in unserem Land Nordrhein-Westfalen gab, die dem System des Nationalsozialismus Widerstand geleistet haben. Es stimmt, was der frühere Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, Johannes Rau, betont hat: Es hat damals sehr viel weniger Widerstand gegeben und Hilfe für Verfolgte, als wir uns das im Nachhinein wünschen. Es hat aber mehr gegeben, als wir lange gewusst haben. Es hat von Anfang an organisierten und individuellen Widerstand in Deutschland gegeben. Es gab auch den christlichen Widerstand.  

Off-Stimme: 
    
An der Eröffnung der Ausstellung nahmen auch zwei Zeitzeugen teil. Peter Buter war Messdiener  von Pfarrer Boehm in Monheim. Er berichtete, wie der Geistliche  immer wieder in Konflikt mit den Machthabern geriet, weil er nicht schweigen wollte. 

Der Vater von Adelheid Funke wurde wegen seiner kritischen Haltung gegenüber dem NS-Regime 1944 ins Konzentrationslager Buchenwald gebracht und starb ein Jahr später an den Folgen der Inhaftierung.  

Adelheid Funke erinnerte sich als Zehnjährige an das Wiedersehen nach der KZ-Entlassung: 
    
Adelheid Funke, Zeitzeugin:

Mein Vater wurde Ende August verhaftet. Und fast zwei Monate später war ich bei meinem Großvater und der rief: „Ada, Ada, draußen geht Dein Vater vorbei.“ Ich laufe aus dem Haus heraus, dem Herrn, der den Mantel meines Vaters trug, den Hut – also von hinten war es ganz mein Vater. Laufe meinem Vater nach. Und dann kam die Schranke, die herunterging: Ich stehe vor einem Herrn und entschuldige mich: „Ich dachte, sie wären mein Vater.“ Und dann sagte eine Stimme, die ich erkannte: „Aber Ada, ich bin doch Dein Vater.“ Ich hatte also meinen Vater nach zwei Monaten nicht mehr wiedererkannt. Und zwar war er abgemagert von über 100 Kilo auf 48 Kilo. Er war nur noch Fell und Knochen. 
 

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