Bau des NRW-Landtags im Video-Rückblick

14.11.2013 - Vor 25 Jahren ist der NRW-Landtag in sein neues Gebäude am Rhein gezogen: Der Bau des Giganten ein architektonisches und der Umzug auf 500 Metern Luftlinie ein logistisches Meisterwerk. Abgeordnete, Baubeteiligte und Verwaltungsmitarbeiter erinnern sich anlässlich des Jubiläums zurück.

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Bau des NRW-Landtags im Video-Rückblick

Das Landtagsgebäude am Düsseldorfer Rheinufer ist das zentrale Haus der nordrhein-westfälischen Politik. Hier entscheiden die Abgeordneten über wichtige Fragen des bevölkerungsreichsten deutschen Bundeslandes - und das seit nunmehr 25 Jahren. Rund 6.000 Stunden Plenardebatten, mehr als 40.000 Drucksachen und sechs Landtagswahlen hat das Gebäude in dem Vierteljahrhundert erlebt. 25 Jahre Landtag am Rhein - auch für Parlamentspräsidentin Carina Gödecke ein Grund zum Feiern:

Carina Gödecke, Präsidentin des Landtags NRW:
"25 Jahre Landtag am Rhein heißt auch 25 Jahre Landtagsgeschichte der Gegenwart. Hier fallen wichtige Entscheidungen, hier werden die Lebensbedingungen von Menschen, von Bürgerinnen und Bürgern, bestimmt. Vor allen Dingen werden die Weichen für die Zukunft gestellt und hier werden Gesetze gemacht. Und deshalb ist das auch 25 Jahre Landtag am Rhein auch das Synonym für 25 Jahre Parlamentsgeschichte."

Nach dem Zweiten Weltkrieg tagt das NRW-Parlament immer wieder in anderen Gebäuden im Düsseldorfer Stadtgebiet - zuletzt jahrelang im Ständehaus am Schwanenspiegel. Zwar ist der Bau historisch wertvoll, doch unpraktisch für die parlamentarische Arbeit und den wachsenden Platzbedarf.

Eckhard Uhlenberg, Abgeordneter im alten und neuen Landtag:
"Die Arbeitsbedingungen waren bescheiden. Man kann die Arbeitsbedingungen damals mit heute nicht vergleichen."

Karl Schultheis, Abgeordneter im alten und neuen Landtag::
"Wesentlich beengter. Die meisten Büros waren außerhalb des Ständehauses."

Eckhard Uhlenberg, Abgeordneter im alten und neuen Landtag:
"Da gab es fünf Telefonapparate, so kleine Kabinen, die dort an der Wand hingen. Da konnte man sich dann in die Reihe stellen, mittags war meistens eine Menge los."

Nach jahrelanger Diskussion entscheiden sich die Abgeordneten dann Anfang der 80er Jahre für einen Landtagsneubau - eine Besonderheit in der deutschen Parlamentsgeschichte. Den Wettbewerb um den besten Entwurf gewinnt das Team rund um den Architekten Fritz Eller. Sein Konzept: ein Gebäude aus jeder Menge Glas und unterschiedlichen Kreisformen.

Prof. Fritz Eller, Architekt des Landtags NRW:
"Im Programm stand: Wir wollen einen Plenarsaal haben mit runder Bestuhlung. Und für einen Architekten war das ein Ausdruck: Hier ist ein Gremium gemeint, das miteinander sprechen will und ringen will um den besten Weg. Und es geht gar nicht darum, wer da vorne oder hinten sitzt, sondern wir alle zusammen miteinander. Das hat uns so total überzeugt, dass wir gesagt haben, wenn das für den Plenarsaal so ist, dann muss es für die Fraktionssäle erst recht so sein."

Platz findet der so erdachte Landtag auf dem innenstadtnahen Gelände des Berger Hafens direkt am Rheinufer. Die Rohbauarbeiten starten im Mai 1982. Das Fundament des sechsstöckigen Hauses liegt unterhalb des Flusspegels - eine von vielen Herausforderungen beim Bau des Giganten.

Rolf Lenk, damaliger Mitarbeiter des Staatshochbauamtes:
"Die Planer hatten sich überlegt, da geht nur eins: Wir fluten das Gebäude, wenn Hochwasser kommt, genau in demselben Hochwasserstand auch innen. Und die Presse hat sich natürlich das Maul zerrissen, die schrieben: Der Landtag säuft ab."

Doch nichts von alledem. Im Sommer 1988 siedelt der Landtag über in sein neues Gebäude - mit tonnenweise Akten und vielen hundert Mitarbeitern. Rund zwei Monate dauert der Umzug auf 500 Metern Luftlinie. Damals mit dabei auch einige der heutigen Abgeordneten und Verwaltungsmitarbeiter:

Karl Schultheis, Abgeordneter im alten und neuen Landtag::
"Ja das Ganze war spannend überhaupt den Weg zu finden. Also sich in Kreisen und Kreissegmenten zu bewegen, das bedarf dann auch einer entsprechenden Orientierung."

Dr. Wolfgang Gärtner, Verwaltungsmitarbeiter im neuen und alten Landtag:
"Es wurden dann so Schienen, Rollbänder verlegt hier bis in den Lesesaal und ins Archiv rein. Und alle sieben, acht Meter stand ein Kollege oder eine Kollegin von Archiv und Bibliothek und wir haben die Kisten dann immer da weitergerollt."

Karl Schultheis, Abgeordneter im alten und neuen Landtag::
"Und ich kann mich noch gut daran erinnern, dass mein Büro in der Elisabethstraße während der Sommerferien geräumt wurde. Und da hatte ich eine Isomatte und einen Schlafsack, der fehlt bis heute."

Offiziell eingeweiht wird der Neubau dann einige Wochen später am 2. Oktober. Im vollbesetzten Plenarsaal übergibt Landtagspräsident Karl Josef Denzer das Haus seiner Bestimmung:  

Karl Josef Denzer, Präsident des Landtags NRW (1885-1990):
"Nach langer Planungs- und Bauzeit ist das neue Landtagsgebäude - und ich sage dies von Kleinigkeiten abgesehen - fertiggestellt. Der Landtag von Nordrhein-Westfalen hat sein neues Haus bezogen. Ein Haus des Souveräns, wie ein Journalist schrieb, ein Haus für 17 Millionen Bürger."

Heute, 25 Jahre später, hat das NRW-Parlament hier am größten deutschen Fluss sein festes Zuhause gefunden. Längst ist der Bau wie sein überragender Nachbar wichtiges Wahrzeichen der Landeshauptstadt. Viele Zehntausende Menschen aus aller Welt bestaunen jedes Jahr die außergewöhnliche Architektur und erleben Parlamentsdebatten hautnah. Mehr als je zuvor ist der Landtag mit seinem neuen Gebäude also zum Haus der Bürgerinnen und Bürger geworden: ein Vierteljahrhundert Erfolgsgeschichte für die Demokratie.

 

Herausgeberin
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