Carl Severing (1875-1952)

Wie viele Ämter kann ein Mensch im Lauf seines Lebens ausfüllen? Carl Severing war Gewerkschaftsführer, Reichstagsabgeordneter, Redakteur, Reichs- und Staatskommissar, preußischer Innenminister, Reichsinnenminister und nordrhein-westfälischer Landtagsabgeordneter. Allein diese Auflistung lässt erahnen, welch bewegendes Leben Severing geführt hat.

Carl Severing wurde am 1. Juni 1875 in Herford geboren. Er wuchs in einem klassischen Arbeitermilieu auf – sein Vater war Zigarrensortierer und seine Mutter Näherin. Die Familie war evangelisch und auch Carl Severing blieb bei aller Kirchenkritik sein Leben lang dem protestantischen Glauben verbunden. Seine Kindheit war geprägt von wirtschaftlich wie familiär schwierigen Verhältnissen. Sein Vater, der noch zwei Söhne aus erster Ehe mit in die Familie gebracht hatte, litt an psychischen Problemen, weshalb er für zwei Jahre in eine Nervenheilanstalt eingeliefert werden musste. Carl, der seit 1882 die Armenschule besuchte, musste daher nach dem Unterricht zur Aufbesserung des familiären Einkommens beitragen. Mit der Rückkehr des Vaters verbesserte sich dann die wirtschaftliche Situation. Die Eltern konnten ein Schulgeld entrichten, weshalb der talentierte und strebsame Carl von der Armen- zur Bürgerschule, d.h. Volksschule wechseln durfte. 1889 verließ er die Bürgerschule und begann eine Schlosserlehre; ein Jahr darauf besuchte er zusätzlich die Fortbildungsschule. Nach Abschluss der Gesellenprüfung 1892 trat er dem Deutschen Metallarbeiter-Verband (DMV) bei. Severing verließ schließlich Herford und fand eine Arbeit bei den Dürkopp-Werken in Bielefeld. Dort engagierte sich Severing beim DMV wie in der SPD. 1896 kam es bei den Dürkopp-Werken aufgrund der Ablehnung des Firmeninhabers moderaten Lohnerhöhungen zuzustimmen, zum Streik der Beschäftigten. Aufgrund der miserablen wirtschaftlichen Verhältnisse hielten die Arbeiter den Streik keinen Monat durch. Severing, der zu den streikenden Aktivisten gehörte, verlor schließlich seine Stelle.1

Er begab sich 1896 auf Wanderschaft und fand bei einer Züricher Nähmaschinenfabrik einen Arbeitsplatz. Auch in Zürich engagierte er sich politisch wie gewerkschaftlich; zudem baute er sein Organisations- und Redetalent aus. 1898 kehrte er dann wieder nach Bielefeld zurück, wo er seitdem unter polizeilicher Beobachtung stand. Im Jahr darauf heiratete Severing gegen den Willen der Familie seine Kusine Emma Wilhelmine Twelker. Kurz nach der Hochzeit kam ihre Tochter zur Welt, die allerdings noch in den ersten Monaten verstarb. Ein Sohn wurde dann im Jahr 1900 geboren.2

In dieser Lebensphase fokussierte sich Severing vor allem auf die gewerkschaftliche Arbeit beim DMV. So wurde er 1901 erster Bevollmächtigter des DMV in Bielefeld und ein Jahr darauf hauptamtlicher Geschäftsführer der Gewerkschaft. Während Severings Amtszeit nahm die Mitgliederzahl des DMVs rapide zu – sie stieg um das Sechsfache an. Severing hatte es geschafft, aus dem DMV die einflussreichste Organisation der Arbeiterbewegung in Bielefeld zu machen. Er erreichte 1906 eine Arbeitszeitverkürzung, die auf Reichsebene erst 1914 flächendeckend galt. Daneben engagierte sich Severing auch parteipolitisch. 1905 wurde er für die SPD in die Bielefelder Stadtverordnetenversammlung gewählt und 1913 kam er in den ostwestfälisch-lippischen Bezirksvorstand der SPD. Einen rasanten politischen Aufstieg brachte für ihn jedoch bereits das Jahr 1907, als er völlig überraschend bei der Reichstagswahl ein Mandat errang. Severing war damit der jüngste Reichstagsabgeordnete innerhalb der SPD-Fraktion. Als Abgeordneter wuchs sein Einfluss und seine Reputation beträchtlich. Er engagierte sich in einer Vielzahl von Ausschüssen. Daneben betätigte er sich auch publizistisch – die „Sozialistischen Monatshefte“ entwickelten sich regelrecht zu seinem persönlichen Sprachrohr.3

Severing verlor 1912 allerdings sein Reichstagsmandat wieder. Er verlegte daraufhin sein Hauptbetätigungsfeld auf die Publizistik und wurde schließlich Chefredakteur der sozialdemokratischen „Volkswacht“ in Bielefeld, die unter seiner Führung völlig neu strukturiert wurde. Severing war kein Revolutionär – er strebte nicht nach einer „Diktatur des Proletariats“, sondern wollte eine demokratische Gesellschaft, in der die Arbeiterschaft gleichberechtigt integriert sein sollte. Die Chance auf Integration sah er bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges gekommen. So gehörte Severing zu den sozialdemokratischen Kriegsbefürwortern, die sich für die Verteidigung des Vaterlandes aussprachen. Auch wenn Severing während des Krieges nicht mehr Mitglied des Reichstages war, nutze er die Zeit, um seinen parteipolitischen Einfluss weiter auszubauen. Vor allem kommunalpolitisch war er ungemein eingebunden und engagiert. Nach dem Sturz der Monarchie wurde Severing Mitglied der Nationalversammlung, dann Mitglied des Reichstages sowie Mitglied des Preußischen Landtages.4

1919 wurde Severing darüber hinaus Reichs- und Staatskommissar im Ruhrgebiet und damit beauftragt, die weiter schwelenden revolutionären Unruhen zu befrieden. Bei den Forderungen hinsichtlich Lohn- und Arbeitsbedingungen der Arbeiter zeigte er sich, angesichts der durch fortschreitende Inflation verschlechterten Lage, entgegenkommend; um Ruhe zu gewährleisten schreckte er allerdings auch nicht vor Verhaftungen zurück. Severing gelang es aber trotz zeitweiser Erfolge nicht, das Ruhrgebiet dauerhaft zu befrieden. Der traurige Endpunkt war, dass die von Arbeitern gegen den Kapp-Lüttwitz-Putsch gebildete „Rote Ruhrarmee“ von der Reichswehr brutal niedergeschlagen wurde; Severing hatte zuvor mehrfach vergeblich versucht, die Situation zu deeskalieren. Spätestens seit diesem Zeitpunkt hatte er sein Vertrauen in die Armee als Ordnungskraft verloren.5 Severing war noch Kommissar im Ruhrgebiet, als er am 29. März 1920 zum preußischen Innenminister ernannt wurde. In keinem anderen Amt sollte er so prägend sein, wie in diesem. Die Weimarer Republik hatte sich bis dahin wenig standfest gezeigt, auch weil die Beamten, die bereits im Kaiserreich ihren Dienst geleistet hatten, nur eingeschränkte Loyalität zum demokratischen System zeigten. An diesem Punkt setzte Severing an. Er wollte demokratische Beamte, die die Republik aktiv unterstützen sollten. Dementsprechend brachte er Personen in entscheidende Positionen, deren demokratische Gesinnung außer Zweifel stand. Hierbei musste es sich nicht zwingend um Sozialdemokraten handeln, obwohl diese besonders gefördert wurden, weil sie noch im Kaiserreich von der Beamtenlaufbahn ausgeschlossen waren. Trotz immenser Widerstände, die diese politische Bevorzugung provozierte, war er bei seiner Personalpolitik durchaus erfolgreich, so dass man bereits damals von einem „System Severing“ sprach. Die darunterliegenden undemokratischen Strukturen des Verwaltungsapparates wurden allerdings kaum aufgebrochen und reformiert.6

Innerhalb der preußischen Regierung avancierte Severing zu der dominanten Persönlichkeit. Mit der Zunahme des rechtsextremen Terrors Anfang der 1920er Jahre ging Severing auch hier entschlossen vor. Durch seine Politik wurde er umgehend zum regelrechten Feindbild der Rechten. So war er während seiner Amtszeit zahlreichen öffentlichen Verleumdungskampagnen ausgesetzt, die ihm u.a. eine verbotene sexuelle Orientierung andichteten. Zudem wurde er mit einigen politischen Skandalen in Verbindung gebracht. Die zahlreichen Angriffe und die Dauerbelastung des Amtes wirkten sich verstärkt auf seine Gesundheit aus.7 So schrieb Severing bereits im März 1925 an den preußischen Ministerpräsidenten Wilhelm Marx: „Ich stehe jetzt 5 ½ Jahre auf Verwaltungsposten, die zu den umstrittensten in Preußen gehören. Die ständigen Aufregungen, die mit der Amtsführung auf diesem Posten verbunden waren, mehr noch aber die schmutzigen und gehässigen Verleumdungen haben derart an meiner Nervenkraft gezehrt, daß ich in einer ununterbrochenen Fortsetzung meiner Amtstätigkeit weder einen Nutzen für den Staat, noch für mich erblicken kann.“8 Im Oktober 1926 gab Severing schließlich sein Amt als preußischer Innenminister auf und begab sich zur Kur.9

Dieser Schritt bedeutete für Severing jedoch keinen dauerhaften Rückzug aus der Politik. Vielmehr wurde er am 29. Juni 1928 sogar Innenminister des Reichs. Auch im dortigen Innenministerium setzte er seine Personalpolitik fort und machte beispielsweise den jungen und talentierten Kurt Baurichter, der später Abgeordneter des nordrhein-westfälischen Landtags und Regierungspräsident in Düsseldorf werden sollte, zu seinem persönlichen Referenten. Severing zeigte bei seinen Personalentscheidungen stets ein gutes Gespür, verstand es talentierte Leute gezielt zu fördern und Kontakte bzw. Netzwerke zu knüpfen, auf die man bei Gelegenheit zurückgreifen konnte. Als Reichsminister musste sich Severing auch wieder mit den rechten gesellschaftlichen Kräften auseinandersetzen. So geriet er mit dem thüringischen NSDAP-Innenminister Wilhelm Frick in einen Machtkampf, indessen Folge Severing dem Land die Reichsmittel strich und seinen Mitarbeitern den Schriftverkehr mit der Landesregierung untersagte.10

1930 brach die Große Koalition im Reich an einem Streit über eine geringfügige Beitragserhöhung für die Arbeitslosenversicherung auseinander. Severing verlor daraufhin sein Amt, wurde jedoch noch im gleichen Jahr wieder Innenminister in Preußen. Zwei Jahre später kam es dann zum sogenannten „Preußenschlag“. Bei diesem Staatsstreich von oben wurde der reaktionäre Reichskanzler Franz von Papen durch eine Notverordnung zum Reichskommissar in Preußen bestellt, mit dem Ziel, die demokratische Regierung inklusive Severing abzusetzen. Dies war ein folgenschwerer Schritt in Richtung Aushöhlung und Beseitigung der Demokratie. Severing weigerte sich zwar erst sein Amt niederzulegen, als jedoch der Belagerungszustand über Berlin verhängt wurde, gab er nach. Diese Tatenlosigkeit Severings wurde immer wieder in der Öffentlichkeit diskutiert, galt er doch als ein Mann, der in der Vergangenheit den undemokratischen Kräften mehr als einmal die Stirn geboten hatte. Severing rechtfertigte sein Verhalten damit, dass ein Aufruf zum Generalstreik angesichts der Weltwirtschaftskrise und Millionen Arbeitslosen wirkungslos gewesen wäre und dass die preußische Polizei der Reichswehr zahlenmäßig und waffentechnisch vollkommen unterlegen gewesen wäre.11

Während der NS-Zeit zog sich Carl Severing aus der Öffentlichkeit zurück. Er blieb allerdings weiterhin politisch interessiert und begann mit dem Verfassen seiner Memoiren. Anders als der Exilvorstand der SPD hatte er die Emigration ins Ausland stets abgelehnt, hierfür war er zu nationalpatriotisch eingestellt. 1933 wurde er kurzzeitig verhaftet, außerdem stand er unter Beobachtung und durfte nicht mehr ungehindert reisen. SA-Leute haben sogar versucht sein Haus zu stürmen, weshalb er kurzzeitig Unterschlupf bei Freunden fand. Trotz derartiger Diskriminierungen ist es erstaunlich, dass Severing, der in der Weimarer Republik nie die Konfrontation mit den Nationalsozialisten gescheut hat und eine regelrechte „Hassfigur“ der Nazis darstellte, relativ unbehelligt die Zeit des „Dritten Reichs“ überdauern konnte. Ernst Heilmann etwa, der als SPD-Fraktionsvorsitzender im Preußischen Landtag in ähnlichem Ausmaß wie Severing von den Nationalsozialisten verachtet wurde, wurde bereits 1933 ins Konzentrationslager verfrachtet und 1940 ermordet. Anders als viele SPD-Führungspersönlichkeiten der Weimarer Republik suchte Severing jedoch keinen Kontakt zu irgendwelchen NS-Widerstandskreisen. Außerdem besaß er in Bielefeld, das auch im Nationalsozialismus eine weiterhin stark sozialdemokratisch-gesinnte Arbeiterschaft aufwies, noch immer großen Rückhalt. Beispielsweise kooperierte ein Polizeibeamter, der den Auftrag erhielt Severing zu observieren, mit ihm und informierte ihn bei entsprechender Gefahr. So konnte Severing 1944 im Zuge der Verhaftungswellen nach dem fehlgeschlagenen Hitler-Attentat nach Gütersloh fliehen.12

Seltsam mutet allerdings an, dass Severing im Nationalsozialismus eine – wenn auch stark gekürzte – jährliche Pension bekam. Seit 1938 erhielt er dann sogar als Kompensation für eine weitere Kürzung, monatlich zusätzliche 250 RM aus einem Hitlerschen Privatfond. Auch sind von Severing einige Äußerungen bekannt, die die Nationalsozialisten für sich instrumentalisieren konnten. So hielt er noch in der Weimarer Republik unter bestimmten Umständen eine Regierungsbeteiligung der Nazis für sinnvoll. Zudem sprach er sich Mitte der 1930er Jahre für die Angliederung des Saargebiets an das Deutsche Reich aus, was im völligen Widerspruch zur Position des SPD-Exilvorstandes stand. Severings Haltung hierzu lässt sich damit erklären, dass er nicht glaubte, die Nationalsozialisten könnten sich dauerhaft an der Macht halten. Auch in den Überweisungen aus dem Privatfond Hitlers sah er kein Skandalon, da ihm das Geld als Gegenleistung für seine ehemaligen Ministertätigkeiten zustände. Aktiv unterstützt hat er die Nationalsozialisten nicht.13

Nach dem Ende des Krieges sah Severing wieder seine Zeit gekommen politisch aktiv zu werden. Sehr schnell wurde er zur führenden Person beim Wiederaufbau der SPD in Ostwestfalen. Zahlreiche engagierte SPD-Funktionäre trafen sich bei ihm zuhause in Bielefeld. Auch die Alliierten nahmen Kontakt zu ihm auf und Severing stand ihnen beratend zur Seite. So empfahl er ihnen den Zentrumspolitiker und späteren ersten Ministerpräsidenten Nordrhein-Westfalens Rudolf Amelunxen als Oberpräsident der Provinz Westfalen. Doch Severings Ambitionen stießen innerhalb der SPD vermehrt auf Kritik. Durch sein Verhalten beim „Preußenschlag“ wurde er explizit mit dem Scheitern der Weimarer Republik in Verbindung gebracht. Auch sein relativ sorgenfreies Leben im Nationalsozialismus nahm man ihm übel. Zahlreiche SPD-Genossen hatten während dieser Zeit an Widerstandsaktivitäten teilgenommen und ihr Engagement mit KZ oder dem Tod bezahlt. Der SPD-Vorsitzende Kurt Schumacher verbrachte fast 10 Jahre in unterschiedlichen Konzentrationslagern, der Vorsitzende des SPD-Bezirks Westliches Westfalen Fritz Henßler acht Jahre. Beide versuchten Severings Einfluss auf die Partei zu begrenzen, was außerhalb von Ostwestfalen und Lippe durchaus gelang.14

Auch die Briten legten mehr und mehr eine skeptische Haltung gegenüber Severing an den Tag. Dementsprechend wurde er nicht in den westfälischen Provinzialrat berufen. So schrieb er selbst: „Die kränkendste Behandlung […] habe ich aber […] erfahren, als bei der Bildung des Provinzialrates dem Oberpräsidenten von dem damaligen Militär-Gouverneur eröffnet wurde, daß alle Kandidaten genehm seien, daß Bedenken nur gegen meine Kandidatur geltend gemacht werden müßten und daß ich darum keine Aussicht hätte, ernannt zu werden.“15 Severing betätigte sich wieder vermehrt publizistisch und wurde Chefredakteur der „Freien Presse“. Sein Protegé Emil Groß war Verleger der Zeitung und hatte diese bereits während seiner Zeit im Exil geführt. Severing bestimmte maßgeblich die inhaltliche Ausrichtung des Blattes, die er folgendermaßen zusammenfasste:16 „Unsere Aufklärung und Erziehung sieht drei große Ziele: Demokratie, Sozialismus und Völkerfrieden!“17 Trotz aller Zurückweisung konnte Severing auch einige parteipolitische Erfolge für sich verbuchen. So errang die SPD bei den Kommunalwahlen in Bielefeld im Oktober 1946 die absolute Mehrheit, was auch auf Severing zurückzuführen war, der seit April des gleichen Jahres den Vorsitz des Bezirks Östliches Westfalen innehatte. Auch bei den Verhandlungen um eine Regierungsbeteiligung der SPD in der ersten Regierung Nordrhein-Westfalens saß er am Tisch. Im Kabinett Rudolf Amelunxen wurde dann sein Schwiegersohn Walter Menzel der erste Innenminister Nordrhein-Westfalens. Auch Severing erhielt wieder ein politisches Mandat. Nach der ersten freien Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen 1947 wurde er im Wahlkreis Bielefeld Stadt I direkt gewählt. Bei dem zuvor zusammengetretenen ernannten Landtag war ihm ein Sitz noch verwehrt geblieben – und das, obwohl er im Gegensatz zu den meisten führenden sozialdemokratischen Politikern, die Gründung des Landes Nordrhein-Westfalen durchaus begrüßt hatte. 1949 trat Severing aus Krankheitsgründen vom Amt des Bezirksvorsitzenden zurück. Dafür wurde er Ehrenvorsitzender des Bezirks.18

Severing hatte im Laufe seines Lebens zahlreiche Ehrungen erhalten. Noch in der Weimarer Zeit wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Technischen Universität Braunschweig verliehen. Zudem erhielt die erste Polizeischule in Nordrhein-Westfalen seinen Namen. Nach seinem Tod wurden mehrere Bielefelder Schulen und in ganz Deutschland einige Straßen nach ihm benannt. Carl Severing starb am 23. Juli 1952. 1940 war bereits sein einziger Sohn und 1945 seine Frau gestorben – beide Verluste hatten ihn persönlich schwer getroffen. In Bielefeld war die Anteilnahme über das Ableben Severings groß. 40.000 Menschen begleiteten seinen Trauerzug. In ganz Ostwestfalen genoss er bis zuletzt großes Ansehen, auch weil er stets Kontakt zur SPD-Basis und zur breiten Bevölkerung gehalten hatte.19

Endnoten
1 Vgl. Severin, Carl: Jugend in der Demokratie, in: Freie Presse vom 17.2.1951; Alexander, Thomas: Carl Severing. Sozialdemokrat aus Westfalen mit preußischen Tugenden, Bielefeld 1992, S. 16-25; ders.: Carl Severing – ein Demokrat und Sozialist in Weimar, Frankfurt am Main u.a. 1996, S. 43 sowie Lademacher, Horst: Carl Severing, in: Först, Walter (Hrsg.): Aus dreißig Jahren. Rheinisch-Westfälische Politiker-Porträts, Köln / Berlin 1979, S. 10-19, hier S. 12.
2 Vgl. Alexander: Carl Severing. Sozialdemokrat aus Westfalen, S. 26-35.
3 Vgl. ebd., S. 36-66; Schröder, Wilhelm Heinz: Sozialdemokratische Parlamentarier in den Deutschen Reichs- und Landtagen 1867-1933, Düsseldorf 1995, S. 700-701 sowie Lademacher, Horst: Carl Severing, in: Först, Walter (Hrsg.): Politik und Landschaft, Köln / Berlin 1969, S. 135-141, hier S. 138.
4 Vgl. Alexander: Carl Severing. Sozialdemokrat aus Westfalen, S. 30, 67-79, 84, 107 sowie Haunfelder, Bernd: Nordrhein-Westfalen. Land und Leute 1946-2006. Ein biographisches Handbuch, Münster 2006, S. 438.
5 Vgl. Alexander: Carl Severing. Sozialdemokrat aus Westfalen, S. 110-124 sowie Büttner, Ursula: Weimar. Die überforderte Republik 1918-1933, Bonn 2010, S. 143-144.
6 Vgl. Alexander: Carl Severing. Sozialdemokrat aus Westfalen, S. 126-129; Düding, Dieter: Zwischen Tradition und Innovation. Die sozialdemokratische Landtagsfraktion in Nordrhein-Westfalen 1946-1966, Bonn 1995, S. 32-33; Tammena, Heika: Zwei demokratische Preußen. Über die Verdienste der preussischen Innenminister Severing und Grzesinski, in: Perspektive 21, 38 (2008), S. 67-76, hier S. 72 sowie Köhler, Volker: Bürokratie, Politik und Klienten. Carl Severing als Patron und Parteigenosse, in: Braune, Andreas / Dreyer, Michael (Hrsg.): Republikanischer Alltag. Die Weimarer Demokratie und die Suche nach Normalität, Stuttgart 2017, S. 119-134, hier S. 119.
7 Vgl. Alexander: Carl Severing. Sozialdemokrat aus Westfalen, S. 139-152.
8 Brief Carl Severing an Wilhelm Marx vom 16.03.1925, in: AdsD. Bestand Carl Severing (Sig. 1/CSAB000124).
9 Vgl. Alexander: Carl Severing. Sozialdemokrat aus Westfalen, S. 153-155.
10 Vgl. Brief des Reichsministers des Inneren an das Thüringische Staatsministerium vom 18.03.1930, in: AdsD. Bestand Carl Severing (Sig.: 1/CSAB000160); Alexander: Carl Severing. Sozialdemokrat aus Westfalen, S. 160-180; o.V.: Severing, Carl, in: Schumacher, Martin (Hrsg.): M.d.L. Das Ende des Parlamentarismus 1933 und die Abgeordneten der Landtage und Bürgerschaften der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus, Düsseldorf 1995, S. 152 sowie Köhler: Bürokratie, Politik und Klienten, S. 128.
11 Vgl. Brief des Reichskanzlers an den Preussischen Minister des Inneren vom 20.07.1932, in: AdsD. Bestand Carl Severing (Sig.: 1/CSAB000193); Severing, Carl: Mein Lebensweg. 2 Bde., Bd. 2, Köln 1950, S. 354-355; Menzel, Walter: Carl Severing und der 20. Juli 1932, in: Die Gegenwart vom 8.11.1952; Alexander: Carl Severing. Sozialdemokrat aus Westfalen, S. 183, 198-199 sowie Büttner: Weimar, S. 471-472.
12 Vgl. o.V.: Auch Severing verhaftet, in: Ostfriesische Nachrichten vom 25.03.1933 sowie Alexander: Carl Severing. Sozialdemokrat aus Westfalen, S. 211-221.
13 Vgl. ebd., S. 194, 219-220; ders.: Carl Severing – ein Demokrat und Sozialist in Weimar, S. 1129-1132 sowie Kühne, Hans-Jörg: Die SPD in Ostwestfalen-Lippe nach 1945: Der Sieg der Traditionalisten, Regensburg 1995, S. 98.
14 Vgl. Alexander: Carl Severing. Sozialdemokrat aus Westfalen, S. 226-236; Lademacher: Carl Severing, S. 18; Merseburger, Peter: Der schwierige Deutsche. Kurt Schumacher. Eine Biographie, 2. Aufl., Stuttgart 1995, S. 234-235; Düding, Dieter: Parlamentarismus in Nordrhein-Westfalen 1946-1980. Vom Fünfparteien- zum Zweiparteienlandtag, Düsseldorf 2008, S. 160 sowie Walter, Franz: Die SPD. Biographie einer Partei von Ferdinand Lassalle bis Andrea Nahles, Reinbek bei Hamburg 2018, S. 149.
15 Vgl. Carl Severing an Fritz Henßler vom 25.03.1947, in: AdsD. Bestand Carl Severing (Sig.: 1/CSAB000298).
16 Vgl. Alexander: Carl Severing. Sozialdemokrat aus Westfalen, S. 238-240 sowie Düding: Zwischen Tradition und Innovation, S. 55.
17 Severing, Carl: Unsere Linie, in: Freie Presse vom 3.4.1946.
18 Vgl. Brief Carl Severing vom 27.06.1949, in: Stadtarchiv Bielefeld. Bestand SPD-OWL (Sig.: 250,2/520); Gespräch Peter Hüttenberger mit Willi Eichler vom 24.10.1967, in: Landesarchiv NRW (Abteilung Rheinland). Sammlung Hüttenberger (Sig.: RWN 0139-2) sowie Alexander: Carl Severing. Sozialdemokrat aus Westfalen, S. 242-251 sowie Lademacher: Carl Severing, S. 18.
19 Vgl. Alexander: Carl Severing. Sozialdemokrat aus Westfalen, S. 181, 222, 230, 252-262 sowie Kühne: Die SPD in Ostwestfalen-Lippe, S. 103.

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