Oliver Keymis: Carina, 1995 bist Du in den Landtag gekommen. Hast Du da geahnt, dass Du mal Präsidentin wirst?
Carina Gödecke: Nein, im Leben hätte ich damit nicht gerechnet. 1995 waren die Zeiten völlig andere. Anfangs war ich froh, dass ich mich im Landtag zurechtgefunden habe und mit meinen drei Ausschüssen zurechtkam.
Oliver Keymis: Hattest du 1995 schon einen Computer?
Carina Gödecke: Ich hatte keinen Computer. Und wenn ich mich richtig erinnere, dann gab es damals die erste PC-Amtsausstattung für das Büro, aber es gab kein Internet. Immer wenn wir etwas brauchten, haben wir zum Telefon gegriffen und natürlich ganz klassisch Briefe geschrieben.
Carina Gödecke: Kannst du Dich denn daran erinnern, wann Du das erste Mal mit einem Computer im Landtag zu tun hattest?
Oliver Keymis: Als ich 2000 in den Landtag kam, gab es schon Computer als Amtsausstattung. Meine erste Internet-Erfahrung habe ich 1997 gemacht. Man muss sich bewusst machen, dass wir damals ein Leben ohne Internet gekannt haben, so wie unsere Urgroßeltern ein Leben ohne Telefon.
Carina Gödecke: Was ist Dir denn aus dieser Zeit als besonders wichtiges Ereignis in Erinnerung geblieben?
Oliver Keymis: Am wichtigsten habe ich immer die Debatten empfunden, in denen wir kontrovers und manchmal auch über die Fraktionsgrenzen hinweg diskutiert haben. Bis heute erinnere ich mich gut an eine Debatte Anfang der 2000er Jahre. Es ging um die Frage, wie wir Gentechnik nutzen. Die wichtigsten Rednerinnen und Redner aus unseren Fraktionen haben zu einem hoch-ethischen Thema aus ganz unterschiedlichen Perspektiven Stellung bezogen. Das waren schon besondere Stunden im Parlament.
Ein großer Einschnitt war für mich, dass ich 2006 zum Vizepräsidenten gewählt wurde. Aus dieser langen Zeit der Vizepräsidentschaft bleiben mir sehr viele besondere Momente in Erinnerung.
Oliver Keymis: Vermutlich ging es Dir genauso, als Du nicht nur Vizepräsidentin, sondern auch Präsidentin des Landtags wurdest?