Freilich: Wer einen Eindruck vom lebhaften Treiben im nordrhein-westfälischen Landesparlament bekommen möchte, wird im Internet fündig, kann Social-Media-Kanäle aufrufen oder auch in wertigen, handfesten Broschüren blättern. Aber drinnen zu stehen, sich umzuschauen, der großen Treppe zu folgen, den Aufzug zu betreten, ein Gemälde von Nahem zu betrachten oder in der Mitte des Plenarsaals zu stehen – das ist etwas anderes. Es bedeutet, mit der Demokratie hautnah in Berührung zu kommen. Und das geht nicht nur in Düsseldorf, sondern (fast genauso) auch von Ostwestfalen oder dem Münsterland aus, ebenso wie im Urlaub oder Lieblingscafé: nämlich überall dort, wo es eine stabile Internetverbindung gibt. „Es ist uns wichtig, auch virtuelle Demokratie-Erlebnisse zu schaffen“, sagt André Kuper, Präsident des Landtags.
Virtueller Landtag
Möglich macht’s der virtuelle Landtag, wo Besucherinnen und Besucher nicht nur dem Landtagspräsidenten begegnen, sondern auch der besonderen Umgebung. In einer virtuellen Tour können sich Nutzerinnen und Nutzer im Parlamentsgebäude bewegen, darin um die eigene Achse drehen und sogar Räume betreten, die sonst längst nicht immer für alle zugänglich sind – wie etwa den Empfangsraum des Präsidenten, Fraktions- und Ausschusssäle oder den Raum der Stille. Wer mag, kann einen Blick in die Bibliothek werfen oder sich im runden Plenarsaal umschauen. Hier ist es, wo die Abgeordneten um die besten Lösungen ringen und schlussendlich Entscheidungen treffen, die für das ganze Land gelten – für alle Menschen in Nordrhein-Westfalen. Wer in der virtuellen Tour die Besuchertribüne betritt, gewinnt einen Eindruck aus der Vogelperspektive auf die Plätze der Volksvertretung. Und wie die Arbeit der Abgeordneten aussieht, wie die parlamentarische Demokratie und die Gesetzgebung funktionieren, das erfahren Besucherinnen und Besucher der virtuellen Tour ebenfalls: nämlich im Landtagsforum, wo es erklärende Filme und noch mehr zu sehen gibt.
Das Parlamentsgebäude als Ort der parlamentarischen Demokratie ist schon für sich genommen eine virtuelle Reise wert. Aber auch an den inhaltlichen Debatten können Interessierte aus der Ferne teilhaben. An Plenartagen werden die kompletten Sitzungen, die in der Regel von 10 Uhr bis in die Abendstunden dauern, live im Internet übertragen – auch als barrierefreier Stream in Gebärdensprache und mit Untertitelung. Im Anschluss werden sie archiviert. Wer also Debatten im Nachgang anschauen und Argumente, Wort und Widerwort nachvollziehen möchte, wird in der Mediathek fündig.
Am Bildschirm live dabei
Ein klassischer Grund, den Landtag vor Ort zu besuchen, ist die Gelegenheit, an Angeboten des Besucherdienstes teilzunehmen. Sie machen Demokratie besonders gut erlebbar. Eine Führung durchs Haus, Erklärungen zur Parlamentsarbeit – echte Menschen können lebhaft vermitteln, wie die Demokratie funktioniert. Und in den digitalen Entdecker-Touren des Landtags tun sie dies auch digital: So können sich Gruppen beim Besucherdienst für einen virtuellen Rundgang anmelden, bei dem sie zunächst einen Erklärfilm über die Funktionen des Landtags und die Arbeit der Abgeordneten sehen. Danach führt eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter des Besucherdienstes online durch den Landtag, gibt vertiefende Informationen zur Arbeitsweise des Parlaments und Antworten auf die konkreten Fragen der Teilnehmenden. Auf Wunsch schließt sich ein Gespräch mit einer oder einem Abgeordneten an: ein Demokratie-Erlebnis im direkten Austausch. An Plenartagen ist ein virtueller Plenarbesuch möglich: Im Anschluss an den Erklärfilm erläutert der Besucherdienst, um welche Themen es in der Plenarsitzung des Tages geht. Per Livestream verfolgen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dann die Debatte, danach ist Raum für weitere Informationen und Rückfragen. Auch hieran lässt sich ein Abgeordnetengespräch anschließen, um in direkten Kontakt zu treten.
Aber natürlich ist der Landtag auch einen persönlichen Besuch wert. Wessen Weg also einmal nach Düsseldorf führt, ist herzlich eingeladen, das Landesparlament zu besuchen. Es öffnet seine Türen, um den Menschen zu begegnen – digital und analog.
Text: sow