LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN
16. Wahlperiode

 

Drucksache  16/2476

 

26.03.2013

 

 

 

 

Antwort

 

der Landesregierung

auf die Kleine Anfrage 907 vom 19. Februar 2013

der Abgeordneten Oliver Bayer und Dr. Joachim Paul  PIRATEN

Drucksache 16/2151

 

 

Freier Zugang zu wissenschaftlichen Informationen – Open Access

 

 

Die Ministerin für Innovation, Wissenschaft und Forschung hat die Kleine Anfrage 907 mit Schreiben vom 26. März 2013 namens der Landesregierung im Einvernehmen mit dem Finanzminister und dem Minister für Inneres und Kommunales beantwortet.

 

 

Vorbemerkung der Kleinen Anfrage

 

Die Publikationen aus staatlich finanzierter oder geförderter Forschung und Lehre werden oft in kommerziellen Verlagen publiziert, deren Qualitätssicherung von ebenfalls meist staatlich bezahlten Wissenschaftlern im Peer-Review-Prozess übernommen wird. Die Publikationen werden jedoch nicht einmal den Bibliotheken oder Forschungseinrichtungen kostenlos zur Verfügung gestellt. Der Steuerzahler kommt also dreifach (Produktion, Qualitätssicherung, Nutzung) für die Kosten der Publikationen auf, während private Verleger den Gewinn abschöpfen.

 

Open Access bietet die Möglichkeit, das Wissen und die Information in digitaler Form für den Nutzer ohne finanzielle, technische oder rechtliche Barrieren über das Internet zugänglich und nutzbar zu machen.

 

In diesem Sinne wurde die Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen vom 22. Oktober 2003 von der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, der Hochschulrektorenkonferenz, der Max-Planck-Gesellschaft, Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz e.V., der Fraunhofer-Gesellschaft und des Wissenschaftsrats unterzeichnet und gefordert.

 

 


 

 

 

1.            Wie hoch sind die verwendeten Mittel der Hochschulen in Nordrhein-Westfalen für wissenschaftliche Publikationen in den letzten zehn Jahren? Bitte aufschlüsseln nach Jahr und Verlag.

 

In den Jahren 2002 bis 2011 haben die Bibliotheken der Hochschulen in Trägerschaft des Landes folgende Mittel für den Erwerb wissenschaftlicher Literatur verwendet. Für das Jahr 2012 liegen noch keine Zahlen vor. Die Zahlen basieren auf einer Auswertung der Deutschen Bibliotheksstatistik (DBS). Die Teilnahme an der DBS ist den Hochschulbibliotheken freigestellt. Da nicht alle Hochschulbibliotheken über den gesamten Zeitraum jährlich Zahlen gemeldet haben, können diese Angaben deshalb nur einen Näherungswert abbilden.

 

2002                31.970.544

2003                30.981.158

2004                31.296.689

2005                37.826.508

2006                36.442.625

2007                40.366.514

2008                44.798.767

2009                49.904.537

2010                47.276.698

2011                45.180.822

 

(Angaben in Euro; ohne Verwaltungsfachhochschulen und Neugründungen Hochschule Hamm-Lippstadt, Hochschule Ruhr West, Hochschule Rhein-Waal, Hochschule für Gesundheit)

 

Daten über die Aufteilung nach Verlagen liegen nicht vor. Auswahl und Erwerbung wissenschaftlicher Literatur liegen in der Verantwortung der jeweiligen Hochschulbibliothek. Eine entsprechende Abfrage bei den Hochschulen ist im Rahmen der für die Beantwortung einer Kleinen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit nicht angemessen durchführbar.

 

 

2.            Wie hoch sind die NRW-Anteile an Bundesmitteln?

 

Daten über den Anteil der Hochschulen in Trägerschaft des Landes an  Mitteln des Bundes im Bereich „Open Access“ liegen nicht vor. Eine entsprechende Abfrage bei den Hochschulen ist im Rahmen der für die Beantwortung einer Kleinen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit nicht angemessen durchführbar.

 


 

 

3.            Sind im Land Nordrhein-Westfalen Maßnahmen durch die Landesregierung geplant, die das Ziel verfolgen, Open Access-Plattformen für die Forschung zu fördern?

 

4.            Welche Konsequenzen ergeben sich für die nordrhein-westfälische Forschungslandschaft bei der Umsetzung der Open Access-Initiative?

 

5.            Wie bewertet die Landesregierung die Pressemitteilung der EU-Kommission vom 17.07.2012 (IP/12/790, vgl. auch: MEMO/12/565), die beinhaltet, dass Forscher, Studierende und Unternehmen künftig freien Zugang zu allen öffentlich geförderten wissenschaftlichen Studien in der EU erhalten sollen?

 

Das Land Nordrhein-Westfalen engagiert sich seit mehreren Jahren für den freien Zugang zu wissenschaftlichen Informationen. Das Ministerium für Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen hat bereits im Jahr 2004 die „Berlin Declaration“ unterzeichnet (vgl. http://oa.mpg.de/lang/de/berlin-prozess/signatoren/). Mit den Open Access-Plattformen „Digital Peer Publishing (DiPP)“ und „German Medical Sciences (GMS)“ bietet das Land seit fast zehn Jahren zwei Systeme für den eigenverantwortlichen Betrieb begutachteter Fachzeitschriften (Peer Review-Verfahren) an. Die Plattform GMS ist im Jahr 2011 im Rahmen des Wettbewerbs „Land der Ideen“ ausgezeichnet worden. Darüber hinaus bietet das Hochschulbibliothekszentrum des Landes Nordrhein-Westfalen den Hochschulen das Hosting von Hochschulschriftenservern (Institutional Repositories) an. Mit dem Dokumenten- und Publikationsservice „ElliNet“ (Elektronische Literatur im Netz) bietet die Deutsche Zentralbibliothek für Medizin Autorinnen und Autoren die Möglichkeit der kostenfreien elektronischen Veröffentlichung ihrer wissenschaftlichen Texte aus den Fachgebieten Medizin, Gesundheit, Ernährung, Umwelt und Agrarwissenschaften nach den Grundsätzen des Open Access. Das Land fördert und unterstützt also wie beschrieben seit mehreren Jahren die Anwendung des Open Access-Ansatzes in Wissenschaft und Forschung. Umsetzung, Nutzung und Ausbau der bereits vorhandenen Open Access-Angebote liegt jedoch in erster Linie in der eigenen Verantwortung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie der wissenschaftlichen Einrichtungen. Auch deshalb befürwortet das Land die Aktivitäten und Erklärungen der verschiedenen Wissenschaftsorganisationen
– beispielsweise im Rahmen der sogenannten Allianzinitiative – im Bereich von Open Access und unterstützt diese als wichtigen Beitrag für eine Förderung des Open Access-Gedankens.